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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE GREAT ESCAPE (John Sturges/USA 1963)


"What do they call a mole in Scotland?" - "A mole."

The Great Escape (Gesprengte Ketten) ~ USA 1963
Directed By: John Sturges


Süddeutschland, 1944: Um sie in schöner Übersicht zu halten, werden die aufgrund ihrer unentwegten Ausbruchsversuche berüchtigsten alliierten Kriegsgefangenen in ein speziell für sie errichtetes, von dem systemkritischen Luftwaffenoffizier von Luger (Hans Messemer) geleitetes Lager übersandt. Natürlich nutzen die Gefangenen den Vorteil ihrer Situation und planen einen Massenflucht, der in erster Linie dazu dienen soll, eine möglichst große Teile des Staatspersonals in Anspruch nehmende "zweite Front" im Landesinneren aufzubauen. Trotz diverser Rückschläge gelingt rund siebzig Ausbrechern die Flucht, doch am Ende kommen nur drei von ihnen tatsächlich durch.

"The Great Escape" dürfte der positivst gestimmte mir bekannte Kriegsfilm sein. Weder verwendet er, wie es sonst üblich ist, viel Zeit darauf, die Nazis als dämonischen Überfeind zu denunzieren, noch hält er sich mit missmutigen Situationsschilderungen der an Leib und Seele geschundenen POWs auf. Tatsächlich propagiert die Geschichte eher den Wert ungebrochener Kampfesnatur im Angesicht von Unterdrückung und Ungerechtigkeit und liefert dabei einen auf den ersten Blick der Situation unangemessen fröhlich erscheinenden Abenteuerfilm für Männer. Selbst die wenigen im Film vorkommenden Deutschen werden nicht durch die Bank unsympathisch gezeichnet: Oberst von Luger etwa ist der geborene Offizier, zudem von adligem Geblüt - den Hitlergruß vollzieht er nur äußerst widerwillig und die "Kollegen" von Gestapo und SS empfindet er offenkundig als lästiges Diktaturgeschmeiß, dem jede echte Soldatenehre vollkommen abhold ist. Eine Art Stauffenberg ohne Kamikazeallüren. Die Gefangenen derweil präsentieren sich als durch die Bank liebenswerter Haufen ganzer Kerle, von denen man jeden einzelnen bereitwillig zum Wochenendsumtrunk mit in seine Stammkneipe nähme. Kein einziger Verräter darunter, kein Opportunist. Jeder passt auf jeden auf, ein Hohelied auf Kamerad- und Freundschaft.
Trotz seiner imposanten Spielzeit bewerkstelligt es der hell und farbenfroh bebilderte und von der flotten Marschmusik Elmer Bernsteins getragene Film, nicht eine Sekunde durchzuhängen - eine phantastische Regieleiustung von Sturges und ein Musterexempel für die Schaffung einer dichten, von konstanter Spannung getragenen Atmosphäre. Und wenn Steve McQueen dann am Ende einmal mehr lausbübisch grinsend in seine Einzelzelle im Bunker zurückkehrt, den Baseballhandschuh in der Hand, und kurz darauf das vertraute "plick-plack" zu vernehmen ist, während der traurig dreinblickende Gefreite vor der Kerkertür die Hacken klatscht, dann kann man gewiss sein, eines der hoffnungsvollsten Happy-Ends des Kriegsfilms mitnehmen zu dürfen. Perfekt.

10/10

John Sturges POW Nationalsozialismus Widerstand WWII


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THE KARATE KID, PART II (John G. Avildsen/USA 1986)


"Daniel-San, this is no tournament. This is for real!"

The Karate Kid, Part II (Karate Kid II - Entscheidung in Okinawa) ~ USA 1986
Directed By: John G. Avildsen

Als Mr. Miyagi (Pat Morita) erfährt, dass sein Vater (Charlie Tanimoto) bald sterben wird, reist er eilends heim nach Okinawa. Sein junger Freund Daniel Larusso (Ralph Macchio) begleitet ihn. Prekärerweise har Miyagis alter Rivale Sato (Danny Kamekona), mittlerweile zum reichen Grundstücksmakler aufgestiegen, auch nach knappen fünfzig Jahren nicht verwunden, dass Miyagi ihm einst die Freundin (Nobu McCarthy) ausgespannt hat und will nachträglich seine Ehre im Kampf verteidigen. Satos Neffe (Yuji Okumoto) hat es derweil auf Daniel abgesehen, der wieder ein paar Lebenslektionen zu lernen hat.

Auch wenn das Sequel qualitativ und betreffs seiner Originalität keinesfalls mit dem Original gleichziehen kann, so hat man sich doch immerhin bemüht, dem Publikum keinen lauen Aufguss zu kredenzen, sondern eine halbwegs schlüssige Fortsetzungsgeschichte zu erzählen, die charakterliche Weiterentwicklungen erlaubt und sogar den leider nicht mehr ganz so kauzig wie im ersten Teil gezeichneten Mr. Miyagi etwas weiter ins Zentrum rückt. Besonders gelungen ist dabei ein nachträglicher Epilog zum Vorgänger, den man sich auch gut an Ort und Stelle hätte vorstellen können. Was dann die Kerngeschichte anbelangt, bemerkt man bereits als Laie die Halbherzigkeit, mit der die japanische Kultur, ihre Geschichte und Meriten sozusagen tourismuswirksam aufbereitet und mundgerecht verhackstückt werden. Quasi, um sie hernach flugs mit Holzstäbchen verspeisen zu können.
Schön eklig-fies: Der Junggegenspieler Yuji Okumoto, ein wahrer Kotzbrocken vor dem Herrn. Dass der mit 25 immer noch wie 14 aussehende (und sprechende) Ralph Macchio gleich zu Beginn die knackige Elisabeth Shue für "irgendeinen Footballspieler" sausen lässt (gut, vermutlich wurde sie "in echt" aus Gründen der Dramaturgiestraffung schlicht für überflüssig erklärt und ausgeladen), spricht übrigens nicht eben für ihn, trotz netter Neuerwerbung in Fernost. Dummbatzen.

6/10

Japan Martial Arts John G. Avildsen Karate Teenager Sequel Coming of Age


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VALHALLA RISING (Nicolas Winding Refn/UK, DK 2009)


"Where does he come from?" - "Hell."

Valhalla Rising ~ UK/DK 2009
Directed By: Nicolas Winding Refn


Das graue Mittelalter: Ein namenloser, stummer, allenthalben von apokalyptischen Visionen heimgesuchter Krieger (Mads Mikkelsen) dient einem Wikingerstamm als eine Art Gladiator, der, beheimatet in einem Käfig und stets an der Leine gehalten, sämtliche Zweikämpfe mit gnadenloser Gewalt für sich entscheidet. Nur einen kleinen Jungen (Maarten Stevenson), der ihn pflegt und versorgt, lässt er nahe an sich heran. Eines Tages befreit sich der Krieger, zieht durchs Land und trifft auf eine Gruppe christianisierter Normannen, die im Namen Gottes jeden Heiden dahinschlachten und mit denen zusammen er ins Heilige Land aufbricht. Die Schiffahrt führt durch endlose Nebel und endet schließlich dort, wo später einmal Amerika sein wird. Ein lebensfeindliches Umfeld mitsamt Tod und Verderben wartet auf die Männer.

Ich habe das Gewitter nicht erwartet, es kam von selbst zu mir.
Wenn Winding Refn, wie neulich noch in einem Interview gelesen, behauptet, er lebe durchweg gesund und habe mit Rauschmitteln jedweder Art nichts am Hut, dann halte ich das wahlweise für ein Zeugnis von Paranoia oder schlicht für Kokettiererei. Ein Film wie "Valhalla Rising" entsteht nicht einfach so, aus einer in jener Hinsicht unbefleckten Mentalität heraus, davon bin ich felsenfest überzeugt. Emsiges Studium von naheliegenden Vorbildern und schließlich eine tiefe, spirituelle Meditation, jeweils unterstützt von Bewusstseinserweiterndem, dürften die primären Inspirationsquellen für dieses sperrige, surrealistische und schwer fassbare Kunstwerk sein. Wollen mal sehen, was ich da alles an stilistischen, inhaltlichen und atmosphärischen Referenzen ausmachen konnte: Milius, Coppola, Jodorowsky, Mallick, Kubrick, und, wenn man noch die Malerei hinzuziehen mag, Bosch, Bruegel, Friedrich stecken da drin. Entsprechend eklektizistisch, wild und interpretationsoffen das Resultat, entsprechend groß schon jetzt die Vorfreude auf eine neuerliche Betrachtung. Ob es da um eine kritische Reflexion des Christentums und seines Hangs zur infektiösen Verbreitung geht, um das historische Scheitern monotheistischer Religion oder um einen neuerlichen (Anti-)Messias, der durch sein Opfer den späteren amerikanischen Ureinwohnwern noch 500 weitere Jahre Autokratie verschafft, habe ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht raus. Hugh. Aus. To be continued.

9/10

Nicolas Winding Refn Surrealismus Parabel Wikinger Mittelalter


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BATMAN (Leslie H. Martinson/USA 1966)


"Some days, you just can't git rid of a bomb."

Batman (Batman hält die Welt in Atem) ~ USA 1966
Directed By: Leslie H. Martinson

Die vier Supergangster Pinguin (Burgess Meredith), Joker (Cesar Romero), Riddler (Frank Gorshin) und Catwoman (Lee Meriwether) kidnappen den Nautikforscher Commodore Schmidlapp (Reginald Denny) und reißen sich dessen Erfindung unter den Nagel: Den Dehydrator, eine Maschine, mit der man jedem Lebewesen sämtliche Flüssigkeit entziehen und es in ein Häuflein bunten Staubes verwandeln kann - natürlich nur, solange Bedarf herrscht, danach kann das Opfer auch wieder rehydriert werden. Batman (Adam West) und Robin (Burt Ward) haben alle Hände voll zu tun, dem Kleeblatt des Bösen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

"Batman" war damals Teil eines Fox-Werbefeldzugs, der die Serie auch in Übersee populär machen und dort Abnehmer auftun sollte. Der Kinofilm entstand zwischen der ersten und der zweiten Staffel der Reihe und unterschied sich nur insofern von ihr, als dass es eine andere (sehr schicke) Titelsequenz gab und etwas mehr Patte zur Verfügung stand, mit der man unter anderem den "Bat-Copter" und ein "Bat-Boot" kreierte. Ansonsten blühte der Blödsinn weiter vor sich hin.
"Batman" '66 ist ein zweischneidiges Schwert: Für den heutigen Liebhaber der Comics und ihres atmosphärischen Kerns ist diese Variation indiskutabel und erscheint zuweilen wie eine Tortur; andererseits ist sie ein unbedingter Wegbereiter für die Slapstick-Grotesken von Mel Brooks und der ZAZ-Truppe sowie ein maßgeblicher Repräsentant der bonbonfarbenen Sixties-Popkultur, die den Dunklen Ritter eben damals nach allen Regeln der Kunst vergewaltigt hat. Ergo geht es mir, in dessen meiner Brust, ach, genau diese zwei widerstreitenden Seelen wohnen, dabei trotz wiederholter Betrachtung regelmäßig so, dass ich zunächst nie weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Erfreulicherweise gewinnt zumeist der Nonsensfreund und tobt sich hundert Minuten lang aus, derweil der Batfan sich in den dunklen Schattenbereichen meines Geistes zur Verfügung hält.
Heilige Diversifikation!

6/10

Leslie H. Martinson Batman Comic Superhelden Slapstick Groteske DC


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THE IMAGINARIUM OF DOCTOR PARNASSUS (Terry Gilliam/UK, CAN, F 2009)


"Voilà!"

The Imaginarium Of Doctor Parnassus (Das Kabinett des Doktor Parnassus) ~ UK/CAN/F 2009
Directed By: Terry Gilliam


Der unsterbliche Dr. Parnassus (Christopher Plummer) fährt mit seinem in einem Pferdewagen befindlichen Zauberspiegel durch London. Parnassus hat die Fähigkeit, sich in Trance zu versetzen und dabei die tiefsten Wunschvorstellungen der Menschen wahr werden zu lassen. Seine Lebensspanne und Kräfte verdankt Parnassus fortwährenden Wettgeschäften mit dem sinistren Mr. Nick (Tom Waits). Dabei leben Parnassus und seine Mitreisenden, Tochter Valentina (Lily Cole), Percy (Verne Troyer) und Anton (Andrew Garfield) fortwährend am Existenzminimum entlang, weil niemand mehr bereit scheint, an Geschichten und Fantasie zu glauben. Als das Quartett auf den angeblich unter Amnesie leidenden Toni (Heath Ledger) trifft, scheint sich eine Besserung einzustellen - bis sich zeigt, wer Toni wirklich ist.

Zusammen mit Charles McKeown, dessen Mitarbeit bereits "Brazil" und "The Adventures Of Baron Munchhausen" ins Leben hievte, ersann Gilliam seinen neuesten Streich, einen auf den ersten Blick nur schwer fassbaren Einblick in die Allmacht und Allgegenwart der Imagination. Gewohnt majestätisch bebildert, finden sich inmitten dieser stark existenzialistisch geprägten Mär sowohl Bruchstücke des alten Python-Humors als auch aus modernen Gangstergeschichten wieder. Wie der selige "Munchhausen" ist "Parnassus" bemüht, die Physik auszuhebeln und als nichtig zu erklären, wirkt schwer drogeninfiziert und von einer Art erzählerischen Kraft, die, ganz dem Credo der Geschichte gemäß, für gegenwärtige Zuschauer, die sich an 3D-Effekten und Computer-Monstren berauschen, kaum mehr gemacht scheint. Ich muss zugeben, dass ich Gilliams Film bei aller grundsätzlichen Sympathie teils selbst als sperrig und ihm schwer zu folgen empfunden habe; bei kurzem Nachgrübeln aber erinnerte ich mich, dass es mir mehr oder weniger mit jedem von Gilliams Filmen nach der Erstbetrachtung so ging; später wurden sie dann - mit Ausnahme von "The Brothers Grimm" - allesamt zu Lieblingsstücken. Ob es in diesem Falle genauso sein wird, das kann ich luziderweise noch nicht sagen, halte es aber für ein gutes Omen, dass ich schon jetzt wieder eine latente Lust auf einen erneuten Besuch im Imaginarium verspüre.

8/10

London Terry Gilliam Satan Zwerg


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THE LONG SHIPS (Jack Cardiff/UK, YU 1964)


"It really is a shame: When I'm lying, everyone believes me, when I try telling the truth, noone takes it."

The Long Ships (Raubzug der Wikinger) ~ UK/YU 1964
Directed By: Jack Cardiff


Seit der Wikinger Rolf (Richard Widmark) die Mär von der legendären "Mutter der Stimmen", einer gigantischen aus Gold gegossenen Glocke, gehört hat, für die angeblich die Hälfte aller Goldreserven der bekannten Welt verarbeitet wurden, hat ihn die Abenteuerlust gepackt. In Nordafrika wähnt er sich dem Schatz nahe, als sein Schiff kentert. Kurz darauf gerät er sich mit dem Maurenkönig Mansuh (Sidney Poitier) in die Haare, der ebenfalls nach der Glocke sucht. Rolf kann ihm entkommen, zurück in den Norden gelangen und mit neuer Mannschaft zurückkehren. Ein weiterer Konflikt mit Mansuh ist zwar unausweichlich, doch die Glocke wartet noch immer auf ihren Entdecker.

Erfrischend belangloser, lustiger Abenteuerquatsch und zugleich eine der verhältnismäßig wenigen Regiearbeiten des legendären Kameramanns Cardiff. Seinen vornehmlichen Reiz bezieht der Film erwartungsgemäß aus dem eher ungewöhnlichen culture clash der Nordmänner und Morgenlandsleute, die jeweils nicht in der Lage sind, füreinander Verständnis aufzubringen. Dem Film rassistische Implikationen vorzuwerfen, wäre freilich viel zu hoch gegriffen, aber es lässt sich dennoch nicht von der Hand weisen, dass Exotik und Fremdheit hier gleichgesetzt wird mit Fanatismus und Dämonie. Während sich die barbarischen Wikinger erneut als im Grunde herzensgute Raubeine porträtiert sehen, muss Poitier den schurkischen, religiös verblendeten Ali mimen, dem noch eine blonde Frau im Harem fehlt und der im Namen Allahs auch schonmal treue Gefolgsleute über die buchstäbliche Klinge springen lässt. Aber wie erwähnt: Das Ganze ernstzunehmen oder gar politisch zu instrumentalisieren, wäre allzu albern.
Es gilt vielmehr, sich an der frischen Komik und den schönen, aufwändig gestalteten Bildern zu erfreuen. Tröstlich außerdem: Flaches Entertainment gibt es nicht erst seit ein paar Jahren.

6/10

Mauren Mittelalter Jack Cardiff Historie Wikinger


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THE VIKINGS (Richard Fleischer/USA 1958)


"Odin!"

The Vikings (Die Wikinger) ~ USA 1958
Directed By: Richard Fleischer

England im 9. Jahrhundert: Die Küstenregionen der Insel werden ständig von den wilden Wikingerstämmen aus dem Norden überfallen, die weder mit Zivilisationsformeln noch mit der Christianisierung etwas am Hut haben. Sie rauben, morden, brandschatzen und vergewaltigen einfach lustig drauf los und haben noch ihren buchstäblichen Heidenspaß dabei. Zwei von ihnen sind der alte Häuptling Ragnar (Ernest Borgnine) und sein Sohn Einar (Kirk Douglas), die es auf Morgana, die Verlobte des englischen Königs Aella II (Frank Thring) abgesehen haben - Ragnar freilich wegen eines guten Lösegelds, während Einar eher die Schönheit der Prinzessin bewundert. Der Sklave Eric (Tony Curtis), ohne dies zu ahnen, legitimer Thronerbe von England und zugleich Einars Halbbruder, macht den Nordmännern jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung.

Nachdem Tinseltown bereits diverse historische Epochen und Völker für sich entdeckt und ausgeschlachtet hatte, sollten mit Fleischers "The Vikings" endlich auch die Wikinger zu ihrem Recht kommen. Leider haben sich diese trotz mancher Errungenschaften zu ihrer Zeit nicht eben mit Ruhm bekleckert oder sind wegen ihres ausgereiften Feingeists aufgefallen; im Gegenteil. Umso schwieriger der Versuch einer adäquaten Darstellung jener raubeinigen Gesellen in den Zeiten des Hays Code. Doch ebenso erfolgreich, wie uns der Film verkauft, dass Kirk Douglas der Sohn des tatsächlich rund zwei Monate jüngeren Ernest Borgnine sein soll, glauben wir ihm auch vieles andere, darunter, dass jedermann (und natürlich jedefrau) gute, gebleichte Zähne besaß, romantische Avancen zum Guten Ton eines Präludiums einer jeden Jungfrauenvergewaltigung gehörten und mit Streitäxten zugefügte Wunden unsichtbar bleiben.
Hier haben wir: schickes B-Kino in A-Gewandung, ein gewitztes Star- und Spaßprodukt, für seine Zeit obendrein verhältnismäßig gewalttätig und - im semantisch originären Wortsinne - blutvoll.
Ich bin übrigens für die rasche Anfertigung eines Sequels, solange das betagte Hauptdarstellertrio noch komplett unter den Lebenden weilt. Eine inhaltliche Rechtfertigung für Ragnars und Einars Wiederaufsterhungen ließe sich bestimmt schnell finden. Und einen feschen Titel hätte ich auch schon: "The Vikings II: Exchanging Einar's Nappys"

7/10

England Mittelalter Wikinger Richard Fleischer Historie Jack Cardiff


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IL FIUME DEL GRANDE CAIMANO (Sergio Martino/I 1979)


Zitat entfällt.

Il Fiume Del Grande Caimano (Der Fluss der Mörderkrokodile) ~ I 1979
Directed By: Sergio Martino


Der Unternehmer Joshua (Mel Ferrer) baut mitten im Srilankinischen Urwald ein großspurig "Paradise House" genanntes Hotel für abenteuerlustige Touris. Als der Fotograf Daniel Nessel (Claudio Cassinelli) dort erscheint, um ein Model (Lory Del Santo) in exotischen Posen abzulichten, hat dieser sogleich kein gutes Gefühl bei Joshuas kapitalistischen Ausbeutungstaktiken. Der ebenfalls im Dschungel beheimatete Stamm der Kumas gibt sich nämlich nur zum Schein als friedliebend aus. Tatsächlich wird eine fürchterliche Ahnung der Eingeborenen bald zur Gewissheit: Ein gigantisches Monsterkrokodil erwacht aus seinem Gerechtenschlaf und attackiert alles Menschliche, dessen es habhaft wird, derweil auch die Kumas zum Speer greifen...

Liebenswerter Krokodiltrash von Sergio Martino, der wie diverse andere Italofilme dieser Jahre auch ein offensichtliches Alibi für Cast und Crew darstellte, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden - ergo, in sonnigen Gefilden einen Urlaub machen zu können und sich bei Sprit und guter Laune flott mal einen abzudrehen. Dafür sprangen dann regelmäßig auch klangvolle Namen wie Barbara Bach, Richard Johnson und besagter Mel Ferrer in die Popularitätsbresche; wie man vielleicht weiß, während dieser Jahre allesamt keine seltenen Gäste bei den Italienern (Bach, Cassinelli und Johnson zum Bleistift waren ebenfalls anno 79 in Martinos unter fast identischen Konditionen gemachten "Screamers" zu sehen, in dem es um einen lustigen Trupp von Fischmenschen mitsamt beklopptem Ichthyologen geht). Co-gescriptet wurden dazu die zumindest in der schönen deutschen Synchro reizend belanglosen Dialoge von niemand geringerem als dem "Man Eater" himself, George Eastman; der feine Score stammt von Stelvio Cipriani. Für den Italo-Verehrer sind das große Namen, die entsprechend Großes bewerkstelligten. Der Exotenbonus kommt eh immer gut, zumal in so schönem Ansischtskarten-Scope gefilmt wie hier; das Einzige, was man vielleicht etwas schade finden könnte, ist die weitgehende Jugendfreiheit des Ganzen. Da die Kroko-Atrappe aber ohnehin ein ziemlicher Witz ist, sei auch das nachgesehen. Spaß ist in jedem Falle garantiert.

6/10

Europloitation Tierhorror Sergio Martino Krokodil Monster


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THE 13TH WARRIOR (John McTiernan, Michael Crichton/USA 1999)


"I cannot lift this."

The 13th Warrior (Der 13te Krieger) ~ USA 1999
Directed By: John McTiernan/Michael Crichton


Im 10. Jahrhundert stößt der inoffiziell verbannte arabische Gelehrte Ahmed (Antonio Banderas) im nördlichen eurasischen Grenzgebiet auf eine Gruppe Wikinger. Zusammen mit zwölf weiteren, von den rauen Nordmännern gestellten Kriegern muss Ahmed daraufhin nach Nordwesten ziehen, um ein Dorf von einer kaum fassbaren Bedrohung zu befreien - angeblich werden die dort lebenden Menschen allenthalben von Dämonen heimgesucht. Dort angekommen und mittlerweile der Sprache der Wikinger mächtig, stellt Ahmed fest, dass es sich bei den Gegnern mitnichten um übersinnliche Kreaturen handelt, dafür aber um eine atavistisch vor sich hin troglodytierende Gruppe Kannibalen. Zusammen mit seinen neuen Gefährten nimmt er den Kampf gegen die fiesen Unholde auf.

Wie der kürzlich von mir gesehene "Supernova" repräsentiert auch "The 13th Warrior" eines der maßgeblichen Beispiele für die unselige Praxis, Filme nach ein paar test screenings grundlegend zu modifizieren und die eigentliche Vision des Regisseurs so mit Füßen zu treten. John McTiernans Version wurde von Michael Crichton, dem Autor der Romanvorlage, um gute 25 Minuten erleichtert, umgeschnitten und von den Studioverantwortlichen mit einem neuen (immerhin als sehr gelungen zu bezeichnenden) Score von Jerry Goldsmith ausgestattet, der sozusagen den Erstarrangeur Graeme Revell ablöste.
In der heute sichtbaren Fassung ist "The 13th Warrior" nurmehr ein Film, der merklich seines ursprünglichen Rhythmus' entledigt wurde, notdürftig zusammengestoppelt und uneben, an vielen Stellen tatsächlich allzu verkürzt und abgehackt wirkt und letzten Endes kaum mehr den aus seinen stattlichen Bildern ersichtlichen Aufwand rechtfertigt. Ein kaum mehr einzuordnendes, geschweige denn wertbares Trauerspiel, wo offensichtlich ein majestätisches stehen könnte. Dass McTiernan sich heute weitgehend vom Regiegeschäft zurückgezogen hat, ist angesichts solch hinterhältiger Vergewaltigungstaktiken kein Wunder. Bleibt wie stets in solchen Fällen zu hoffen, dass die Rechteinhaber eines Tages ein Einsehen haben und die Originalfassung zumindest für die Pantoffelkinos freigeben.

5/10

Wikinger Michael Crichton John McTiernan Kannibalismus Historie Mittelalter


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PRINCE VALIANT (Henry Hathaway/USA 1954)


"'Traitor' is a word that losers give to winners."

Prince Valiant (Prinz Eisenherz) ~ USA 1954
Directed By: Henry Hathaway


Der Wikingerprinz Valiant (zu deutsch 'Eisenherz', Robert Wagner), Sohn des exilierten Königs Aguar (Donald Crisp), soll nach Camelot gehen, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden und an seines Vaters statt die unchristianisierten Barbaren des Nordens zurückzuschlagen. Am Hofe König Artus' (Brian Aherne) gewinnt Valiant neue Freunde (Sterling Hayden) und Feinde (James Mason).

Frühe Comicverfilmung eines frühen Comics. Die herrlich illustrierten, durch die ausschließliche Untertitelung der Bilder dem klassischen Comicbegriff nicht ganz zuzuordnenden King-Features-Abenteuer von Hal Foster bildeten neben Zeitgenössischem wie "Flash Gordon" und "Tarzan" ein schmuckes Gattungsbeispiel und erwiesen sich, von den wenigen originären Fantasy-Elementen wie Hexen und Monstern abgesehen, als treffliche Grundlage für die Fox, um einmal mehr die Kinoqualitäten ihres 1954 gerade sein Einjähriges feiernden CinemaScope zu demonstrieren. Routinier Hathaway verkaufte die Mär als klassischen Ritterfilm im Stile der damals noch jungen "Ivanhoe" und "Knights Of The Round Table", der natürlich ebenfalls die Artussage zum Sujet hatte. Das Script verzichtete auf besagte Mystikdreingaben und manche der komplizierten personellen Verflechtungen der Vorlage. Valiant ist hier zwar wie in der Bildergeschichte ein tolldreister Jungspund mit dem Herzen am rechten Fleck, erscheint aber gleich von Beginn an weitaus weniger urwüchsig als sein graphisches Vorbild und eignet sich die höfische Etikette Britanniens im Blitztempo an. Schließlich gilt es ja auch, nach neunzig Minuten den erlösenden Ritterschlag zu empfangen und dafür einiges an Abenteuerlichem auf sich zu nehmen. Mit herrlichen matte paintings und Miniaturbauten versehen und von einer luxuriösen Darstellergarde veredelt (Ford-Haudegen Victor McLaglen als Wikingerhäuptling Boltar ist eine echte Schau), gibt es an dem naiven Vergnügen für Freunde des klassischen Hollywood nur wenig zu mäkeln. Zu dem 'wenigen' zählt natürlich Wagners völlig bescheuerte Frisur, aber die gehört eben - das Reimen ist des Buckligen Lust - zur Sachnatur.
Werde in Bälde noch die aktualisierte Hickox-Version von 97 nachschieben.

7/10

Ritter Comic Artussage Mittelalter Wikinger Tafelrunde Henry Hathaway





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Funxton

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