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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WHERE THE WILD THINGS ARE (Spike Jonze/USA 2009)


"Happiness is not always the best way to be happy."

Where The Wild Things Are (Wo die Wilden Kerle wohnen) ~ USA 2009
Directed By: Spike Jonze


Nachdem der kleine Max (Max Records) mal wieder das Maß verloren und den Besuch eines Freundes (Mark Ruffalo) seiner alleinerziehenden Mutter (Catherine Keener) mit lauthalsem Protest und Geheule quittiert hat, rennt er davon, findet ein Segelboot und reist über die See zur Insel der Wilden Kerle, die Max als ihren König annehmen.

Maurice Sendaks wunderbares Bilderbuch, das eigentlich mehr für Erwachsene als für Kinder geschrieben wurde und ganz im Zeichen einer weichen Frühsechziger-Pädagogik steht, begleitet mich schon mein ganzes Leben. Im Kindergarten dürften die "Wilden Kerle" die ersten Monstergestalten gewesen sein, mit denen ich faszinierten Kontakt aufnehmen konnte, und nachdem ich selbst mir im Laufe der Jahre das Buch aus unterschiedlichen Gründen bereits dreimal neu gekauft habe, gehört es bei mir längst zum didaktischen Stamminventar. Umso erfreuter und gerührter nahm ich die ja im Vorfeld sehr lange bekannten und infolge von Studioquerelen regelmäßig unterbrochenen Verfilmungspläne des formidablen Spike Jonze wahr. Um die auf ihre wesentlichsten Elemente heruntergebrochene Geschichte von Sendak in einen abendfüllenden Spielfilm zu transferieren, bedarf es wohl zwangsläufig einer Freiheiten und Ausschmückungen. Über Max bzw. den Film-Max erfahren wir manches, das bisher im Verborgenen lag: Dass er eine Schwester (Pepita Emmerichs) hat zum Beispiel, dass er seinen Dad kaum kennt und nicht sehr viele Freunde hat. Und auch die ihren graphischen Vorbildern allesamt sorgfältigst nachempfundenen wilden Kerle erleben hübsche Individualisierungsprozesse. Sie bekommen so nette Namen verliehen wie Carol, Judith, Ira oder KW und ihre jeweils ganz eigenen Charakterzüge auf die pelzigen Leiber geschrieben. Außerdem freundet sich Max mit manchen von ihnen richtig dicke an, während andere lieber unter sich bleiben. Fürderhin ist hier nicht so recht klar, ob Maxens Reise zu den wilden Kerlen ein Traumelement bleibt oder ob er sie tatsächlich vollzieht, ihre filmische Einbindung jedenfalls lässt im Gegensatz zu der literarischen beide Interpretationen zu. Ist aber letzten Endes egal und für die Effektivität der Story überdies zweitrangig.
Dem Film tut die Entscheidung betreffs dieser unterschiedlichen Aus- und Umbauten jedenfalls sehr gut; sie verleihen ihm, mitsamt der tollen musikalischen Untermalung natürlich - Songs von Karen O von den Yeah Yeah Yeahs und einem Kinderchor - seine eigene, zuweilen nicht eben unentwegt fröhliche Form und emanzipieren ihn vom erzählzeitlichen Korsett der sowieso unbedingt einzigartigen Vorlage. Am Ende bleibt eines der schönsten der mir bislang bekannten Kinostücke des letzten Jahres - von Jonze hätte ich allerdings auch nichts Minderes erwartet! Nur eines bze einen habe ich vermisst: Den Wilden Seekerl aus Sendaks Buch gab's nirgends zu sehen. Schnüff.

9/10

Spike Jonze Kinder Traum Monster Insel


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AVATAR (James Cameron/USA, UK 2009)


"It seems diplomacy has failed."

Avatar ~ USA/UK 2009
Directed By: James Cameron


Der verkrüppelte Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) kommt auf den Planeten Pandora, um dort mithilfe eines Avatars, eines von Wissenschaftlern gezüchteten Körpers, der dem einheimischen Volk physiologisch gleicht, aber mit einem menschlichen Geist "gefüllt" werden muss, den Wirtschaftsbossen den Weg zu wertvollen Bodenressourcen zu ebnen, den die 'Na'vi' genannten Planetenbewohner nicht ohne Weiteres hergeben würden. Scully erschleicht sich in mühevoller Arbeit das Vetrauen der Na'vi und insbesondere das der Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana), ist jedoch bald selbst so unerschütterlich von deren streng ökologischer und spiritueller Lebensweise fasziniert, dass er die Seiten wechselt, nach einigem Hin und Her auch mental einer von ihnen wird und zusammen mit ihnen den Kampf gegen seine früheren Verbündeten aufnimmt.

Ich musste leider auf das Vergnügen verzichten, "Avatar" mit 3D-Brille ausgerüstet auf der großen Leinwand zu sehen - kurzum, weil er mich für einen Kinobesuch nicht hinreichend gereizt hatte. Immerhin blieb so der - wenn auch möglicherweise anzuzweifelnde - "Vorteil" des auf klassische Qualitätsmaßstäbe und -merkmale reduzierten Filmerlebnisses. Ohne das mir ohnehin fadenscheinig anmutende evokative Brimborium des 3D-Effekts bleibt ein urtypisches Cameron-Werk, das einerseits zwar keinesfalls wesentlich schlechter ausfällt als frühere Arbeiten wie etwa "The Abyss" oder auch "Aliens" (zu dem ohnehin etliche formale und inhaltliche Parallelen bestehen), das auf der anderen Seite aber auch mit geradezu exaltierter Offensivität die Limitierungen seines Regisseurs aufzeigt.
Was "Avatar" im Kern liefert, ist ein durch und durch amerikanisches, aus diversen kulturellen Bezugsquellen gespeistes Öko-Märchen, das trotz seiner überwältigend schönen Bilder nie Gefahr läuft, ein recht niedriges Substanzlevel zu überschreiten oder gar ernsthafte diskursive Sphären auch nur anzukratzen. Im Prinzip ist der Film eine Art "Star Wars" für die gegenwärtig junge Generation, enthält einiges an Fortsetzungspotential und könnte vielleicht eines zukünftigen Tages einen ähnlichen Status genießen, wie ihn Lucas' Film jetzt für die heute Erwachsenen zwischen etwa dreißig und fünfundvierzig Jahren erfüllt. "Avatar" als ein solcher zu sehen, wohlgemerkt unter Aussparung der "vollen Effektbandbreite", bereitet zwar durchaus bisweilen kindliche Freude und geizt keineswegs mit nicht zu unterschätzenden Entertainment-Werten, spielt aber längst nicht in der Liga dessen, was noch den immer rarer werdenden Aha-Effekt auszulösen vermag. Ich hatte meinen Spaß, ganz bestimmt. Viel mehr war aber nicht drin.

7/10

Militaer James Cameron Aliens Monster 3-D


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THE GHOST AND THE DARKNESS (Stephen Hopkins/USA 1996)


"The devil has come to Tsavo..."

The Ghost And The Darkness (Der Geist und die Dunkelheit) ~ USA 1996
Directed By: Stephen Hopkins


1898 nimmt der irische Ingenieur John Henry Patterson (Val Kilmer) den Auftrag an, im ostafrikanischen Tsavo den Bau einer Eisenbahnbrücke für die Briten zu leiten. Die Arbeiten daran, an denen sowohl Einheimische als auch zahlreiche Inder beteiligt sind, werden jedoch alsbald empfindlich gestört: Zwei menschenfressende Löwen dezimieren die Reihen der Arbeiter, deren Angst vor den von ihnen als 'Dämonen' verklärten Bestien proportional zu den Toten wächst. Bald zieht man den erfahrenen Großwildjäger Remington (Michael Douglas) hinzu, doch mit einer solchen Beute hat selbst dieser alte Hase es noch nicht zu tun gehabt.

Hopkins' vorzüglich photographiertes, schönes Kolonial-Abenteuer weist eigentlich nur zwei - allerdings nicht unwesentliche - Schwachpunkte auf. Zum Ersten erscheinen mir persönlich eher würdevoll und anmutig wirkende Tiere wie Löwen im Gegensatz zu den unpersönlichen, üblicherweise im Genrefilm als Monsterviecher missbrauchten Schlangen und Krokodilen nicht sehr gut dazu geeignet, Angst und Schrecken zu transportieren. Selbstverständlich würde innerhalb eines realen Kontextes auch ich nicht gern Bekanntschaft mit einem Löwen schließen, aber hier geht es ja schließlich um bloßes Leinwandgeschehen. Da bringt auch das den majestätischen Großmiezen verschwenderisch um die Schnute gepinselte Kunstblut nicht viel. Zum Zweiten hat "The Ghost And The Darkness" ganz offensichtlich nicht genug Vertrauen in die eigenen Qualitäten. Diverse Ansätze zu einem Mehrwert notwendiger Epik sind vorhanden, diese jedoch werden regelmäßig und ruckzuck erstickt, als gelte es zwingend, eine vorgegebene Länge nicht zu überschreiten. Dabei gibt es gerade in dem stark an Spielbergs Orca-Szenen in "Jaws" angelehnten letzten Drittel einige sanfte, atmosphärisch durchaus geschlossene Momente, in denen die Beziehung der drei Jäger (neben Kilmer und Douglas ist das noch der Massai Samuel (John Kani)) zueinander vertieft wird, die die nächste Löwensequenz dann jedoch radikal unter- und abbricht.
Dies wäre also ein Film, dem ausnahmsweise mal fünfzehn, zwanzig Minuten mehr an Erzählzeit durchaus wohl getan hätten. Dennoch hat er mir auch beim zweiten Anschauen noch gut gefallen.

7/10

Afrika Eisenbahn Stephen Hopkins Kolonialismus Großkatzen Jäger Großwildjagd


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THE PRINCESS AND THE FROG (Ron Clements, John Musker/USA 2009)


"Don't make me light my butt!"

The Princess And The Frog (Küss den Frosch) ~ USA 2009
Directed By: Ron Clements/John Musker


New Orleans in den zwanziger Jahren. Die ehrgeizige Kellnerin Tiana versagt sich jegliches Privatvergnügen, um den Traum ihres verstorbenen Vaters finanzieren zu können: Ein eigenes Restaurant. Als zum jährlichen Mardi Gras der schnöselige, mittellose Prinz Naveen in der Stadt auftaucht, um Tianas ebenfalls schnöselige, dafür aber umso reichere Freundin Charlotte zu heiraten, wird der sinistre Voodoopriester Dr. Facilier hellhörig. Flugs verwandelt er Naveen in einen Frosch und gibt Naveens missgünstigen Diener James die Gestalt des Prinzen, um diesen als willfährigen Mittelsmann zu missbrauchen. Nach einem folgenschweren Kuss von Frosch-Naveen verwandelt sich auch Tiana in einen grünen Hoppler. Gemeinsam landet man im Bayou, gewinnt ein paar neue Freunde und holt sich Rat bei der weisen Uralt-Zauberin Mama Odie: Wenn Naveen und Tiana noch vor Mitternacht von der mittlerweile geadelten Charlotte geküsst werden, erhalten sie ihre Menschengestalt zurück.

Disney macht nach einer bislang nie dagewesenen, fünfjährigen Pause doch tatsächlich wieder einen abendfüllenden 2D-Animationsfilm fürs Kino - der Welt ist ein Stück Ordnung zurückgegeben. Damit nicht genug, beschäftigen die Mickymäuse sogar ein eigens für die Abteilung Zeichentrick aus der Taufe gehobenes Sublabel (Walt Disney Animation Studios) - es scheint also, als könne man sich auf noch mehr freuen.
"The Princess And The Frog" ist seit dem wunderbaren "Treasure Planet" vom selben Team darüberhinaus der schönste Trickfilm des Studios. Temporeich, vor liebevollen Details und netten Songs trotzend sowie mit einer gewaltigen, an vergangene Großtaten erinnernden Reminiszenzbreite versehen, lässt der Film tatsächlich jenes alte, wohlige Gefühl aufkommen, dass manch einem von uns bereits seit frühesten Kindheitstagen vertraut sein dürfte. Eruptive Farb- und Formexplosionen während der surrealen Musiknummern (die es nebenbei locker mit denen in "Treasure Planet" aufnehmen können) nebst verrückter Einfälle wie dem Trompete spielenden, in der deutschen Fassung von Bill Ramsey gesprochenen Alligator Louis dürften darüberhinaus vor allem den rauschaffinen Disney-Gucker freudig stimmen, gemahnen sie doch an die großen LSD-Klassiker "Fantasia" und "Alice In Wonderland"
A sort of homecoming.

8/10

John Musker Ron Clements Musik Sumpf Jazz New Orleans Suedstaaten Maerchen Disney Kinder


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OUT OF AFRICA (Sydney Pollack/USA 1985)


"I had a farm in Africa."

Out Of Africa (Jenseits von Afrika) ~ USA 1986
Directed By: Sydney Pollack


Im Jahre 1913 emigriegrt die abenteuerlustige Dänin Karen Dinesen (Meryl Streep) zusammen mit dem Lebemann Baron von Blixen (Klaus Maria Brandauer) nach Kenia, um ihn dort zu heiraten und mit ihm eine Manufaktur aufzuziehen. Das Leben in der Fremde erweist sich als gleichermaßen faszinierend und schwierig: Blixen überrumpelt Karen mit der Idee, eine Kaffeeplantage statt der geplanten Molkerei aufzuziehen und interessiert sich wesentlich mehr für Safaris und andere Frauen als für die Sesshaftwerdung. Später, die Folgen des Ersten Weltkriegs sind bis in Afrika spürbar, hängt er ihr als Folge seiner amourösen Abenteuer gar die Syphilis an. Dennoch verliebt sich die selbstbewusste Frau ungebrochen in Land, Leute und insbesondere in den Abenteurer Denys Finch-Hatton (Robert Redford).

Seit sage und schreibe viereinhalb Jahren der erste Film, den ich mir im Fernsehen angesehen habe (gerade nachgeschaut, der letzte war "Bad News Bears" im September 05 - auch dafür ist ein lückenlos geführtes FTB gut), und das noch dazu völlig ungeplant. Meine werte Frau Mutter, bei der ich gestern mittag gastierte, treuer Fan von Schmonzetten wie dieser, bestand kurzerhand auf der TV-Beschau und da ich eine Komplettbetrachtung von "Out Of Africa" bislang erfolgreich vermieden, dies jedoch zugleich stets als latente Bildungslücke erachtet hatte, fügte ich mich kurzentschlossen.
Und - was soll ich sagen - ich muss doch einräumen, dass Pollacks Frauenepos mich tatsächlich vereinnahmen konnte, zumindest für die Länge seiner immerhin stattlichen Spielzeit. "Out Of Africa" gibt ja noch immer ein treffliches Beispiel ab für den streng kalkulierten Oscar-Erfolg: Historizität, Biographisches, Meryl Streep (als starke und gebildete Frau selbstverständlich), epische Bilder, John-Barry-Musik. Ich lasse mich ja zugegebenermaßen manchmal ganz gern ein auf derlei kulturelle Bauernfängerei, so sie denn zumindest so gefällig-hübsch arrangiert ist wie in diesem Fall. Außerdem halte ich Brandauer für den verdammt noch mal größten lebenden österreichischen Schauspieler, Waltz hin oder her.

7/10

Biopic Plantage Kolonialismus Afrika WWI Sydney Pollack Historie Best Picture Großkatzen


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THE LAST OF THE MOHICANS (Michael Mann/USA 1992)


"No matter how long it takes, no matter how far, I will find you."

The Last Of The Mohicans (Der letzte Mohikaner) ~ USA 1992
Directed By: Michael Mann

Ostküste, 1757: Der französisch-indianische Krieg in den Kolonien befindet sich auf einem Höhepunkt. Die Engländer rufen die Grenzkolonisten auf, sich zu Milizen zusammenzuschließen und die Armee King Georges II zu unterstützen, darunter auch die Camerons, Freunde des Trappers Nathaniel Poe (Daniel Day-Lewis), genannt Hawkeye. Zusammen mit seinem indianischen Vater Chingachcook (Russell Means) und dessen Sohn Uncas (Eric Schweig) rettet Hawkeye, nachdem sie die Farm der Camerons dem Erdboden gleich vorgefunden haben, die beiden Offizierstöchter Cora (Madeleine Stowe) und Alice Munro (Jodhi May) vor dem rachsüchtigen, mit den Franzosen paktierenden Huronen Magua (Wes Studi), der um jeden Preis seinen Erzfeind Colonel Munro (Maurice Roëves) und dessen Familie tot sehen will. Obgleich Hawkeye Munro gegen die Franzosen beisteht, wird er von diesem der Aufwiegelung beschuldigt, da er den Siedlern rät, den Kampf aufzugeben und zu ihren Häusern zurückzukehren. Später, nachdem Munro sich der französischen Übermacht unter Général Montcalm (Patrice Chereau) gebeugt hat, gelingt Magua doch noch Coras und Alices Entführung, doch Hawkeye und seine Freunde schreiten erneut zur Rettung.

Eine weitere Adaption des legendären Cooper-Abenteuerromans "The Last Of The Mohicans", in dem der fabulierfreudige Autor die Geschichte seines Serienhelden, des von dem fiktiven Stamm der Mohikaner adoptierten Fallenstellers Hawkeye (eigentlich Natty Bumppo) fortschrieb. Mann orientierte sich wesentlich an dem bereits 1936 mit Randolph Scott verfilmten Balderston-Script. Dennoch nahm er auch gegenüber dieser Vorlage einige Änderungen vor, so verbendelte er Major Heyward (Steven Waddington) mit Cora Munro, obgleich dieser ursprünglich mit deren Schwester Alice liiert ist und verzichtete auf Coras tragisches Ende (dafür geht Alice in den Freitod). Zudem erweist sich der auteur hier erneut als Freund großer, bisweilen übermächtiger Stilisierung; manchmal überschreitet er dann auch ganz selbstsicher die Schwelle zum Kitsch, nämlich jeweils in den festlich zelebrierten Einstellungen, in denen Day-Lewis die Stowe, beide von windverwehtem Haar umkranzt, in seinen starken Armen hält und Richtung Westen blickt. Da wird's dann schlicht und ergreifend zuviel. Doch punktet "The Last Of The Mohicans" ebenfalls auf der Haben-Seite glücklicherweise nicht zu knapp: Die akribische Re-Kreierung des Zeitkolorits bereitet große Freude, die Inszenierung der Indianerkämpfe und Schlachten ist beispielhaft, die Bilder der satten, grünen Natur, verbunden mit ihrem unweigerlichen Öko-Symbolismus, hätten auch einen Terrence Malick befriedet. Ach, und der stoische Wes Studi ist toll, wie immer.

8/10

Siebenjähriger Krieg Lederstrumpf French-/Indian War Michael Mann J.F. Cooper Historie


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THE BEACH (Danny Boyle/UK, USA 2000)


"No offence at all - but you're fucked in the head, right?"

The Beach ~ UK/USA 2000
Directed By: Danny Boyle


Der amerikanische Rucksacktourist Richard (Leonardo DiCaprio) sucht die 'wahre Exotik', abseits von den großflächig frequentierten Tourizentren und dem, was all die anderen so im Urlaub tun. In Bangkok trifft er auf den seltsamen Daffy (Robert Carlyle), der Richard eine Karte anvertraut, die den Weg zum angeblich schönsten Strand der Welt auf einer kleinen Insel im Golf von Thailand weisen soll. Zusammen mit dem französischen Paar Françoise (Virginie Ledoyen) und Étienne (Guillaume Canet) reist Richard zu besagtem Strand und findet dort neben schwerbewaffneten einheimischen Marihuanabauern eine hermetische New-Age-Kommune vor, die sämtlichen problematischen Lebensfragen abgeschworen hat.

Ein von seiner verführerischen Oberfläche abgesehen eigenartig leerer Film, der sich pausenlos mit Fragen und Diskursen abgibt, die mich einfach nicht interessieren und mich deshalb mutmaßlich auch nicht erreichen konnten. Reduziert formuliert geht es wie bereits in Alex Garlands Romanvorlage wohl um die Unvereinbarkeit von abendländischer Zivilisation und unberührten Naturarealen. Das selbstgeschaffene, vermeintliche Paradies wird nach und nach zum lebensfeindlichen Abgrund, den im Falle "The Beach" ausgerechnet der "Held" initiiert wie den Ausbruch eines hochinfektiösen Virus. Unbedacht reicht er vor seiner eigenen Ankunft eine Kopie der geheimen Karte weiter und beschwört damit vier Morde sowie mittelfristig das Zerbrechen der Inselkommune herauf, fordert durch die Tötung eines Babyhais den Zorn der Natur heraus und sorgt für beziehungsfeindlichen Lug und Trug. Boyle erweist sich als formvollendeter Ästhet, der in diesem Falle aber ebensogut einen Urlaubskatalog hätte illustrieren können - seine mikrokosmische Apokalypse jedenfalls juckt letzten Endes keinen, weil die von ihr Betroffenen irgendwie sowieso allesamt Arschlöcher sind.
Man fühlt sich an mitunter wesentlich Besseres im Kino erinnert; an "Hell In The Pacific" etwa, an "Apocalypse Now", "Long Weekend" oder den erst kurz zuvor entstandenen "The Thin Red Line", die allesamt ebenfalls den Pazifikraum zur infernalen Zone deklarierten, nur, dass sie den Schneid hatten, ihre topografische Metaphysik mit echten Figuren zu exerzieren und nicht bloß mit deren schönen Abziehbildern.

5/10

Tourismus Parabel Danny Boyle Thailand Marihuana Drogen Haiangriff Bangkok Alex Garland Subkultur


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THEY CAME TO CORDURA (Robert Rossen/USA 1959)


"I became two men. One can't stand living in the same skin with the other."

They Came To Cordura (Sie kamen nach Cordura) ~ USA 1959
Directed By: Robert Rossen


Mexiko, 1916: Nachdem Pancho Villa die Grenze übertreten und das Kavallerie-Camp Furlong bei Columbus, New Mexico überfallen hat, geht die Armee der Vereinigten Staaten mit unerbittlicher Härte gegen ihn vor. Nach einer Attacke gegen einen Villaristen-Unterschlupf schlägt der Offizier Thorn (Gary Cooper) vier Soldaten vor, die wegen ihres selbstlosen Einsatzes die Tapferkeitsmedaille in Cordura erhalten sollen. Außerdem bekommen die Kavalleristen den Auftrag, die als Verräterin wegen Paktierung mit dem Feind eingestufte Adelaide Geary (Rita Hayworth) nach Cordura zu eskortieren. Auf dem beschwerlichen Weg durch die Wüste zeigt sich, dass sich beileibe nicht jeder Charakter durch eine einzelne markante Tat definiert.

Rossens spannender, psychologisch hervorragend austarierter Western vor dem historischen Hintergrund der Mexikanischen Revolution bietet dankbare Spätkrarriererollen für die beiden Altstars Cooper und Hayworth, die beide nochmal die Gelegenheit zu jeweils ausgesprochen nuancierten Darstellungen haben und diese auch wohlfeil nutzen. Selbiges gilt für die erstklassigen, als Wölfe im Schafspelz zu überzeugen wissenden Nebendarsteller Van Heflin und Richard Conte. Einen geflissentlich unangenehmen Beigeschmack erhält der Film allerdings durch seine Reduktion der Schuld/Sühne-Thematik auf die singuläre Diskursplattform militärischen Pflichtbewusstseins und selbstlosen Kampfeseinsatzes sowie die entsprechenden Leistungen. Andererseits ist genau das eben der Topos des Films und somit in der Retrospektion kaum vollwertig kritisierbar. Als intelligentes Ensemblestück mit durchweg großzügiger Interpretationsbasis hat "Cordura" vielen der weitaus oberflächlicheren Werke dieser Tage eine Menge voraus. Warum er nicht wesentlich wohlgelittener ist im Kanon der großen Hollywood-Klassiker ist mir ein wenig schleierhaft.

8/10

Historie Mexiko Robert Rossen WWI Mexikanische Revolution Militaer


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WAXWORK II: LOST IN TIME (Anthony Hickox/USA 1992)


"A kiss at the point of death is more pleasurable than the most intense orgasm imaginable..."

Waxwork II: Lost In Time (Spaceshift - Waxwork 2) ~ USA 1992
Directed By: Anthony Hickox


Mark (Zach Galligan) und Sarah (Monika Schnarre) haben den Kampf gegen Lincoln und seine Monster gewonnen, doch die Hand einer der Kreaturen verfolgt Sarah bis nach Hause und erwürgt ihren Stiefvater (George "Buck" Flower). Da Sarah die Hand im Müllzerkleiner zerhäckselt, fehlt ihr vor Gericht jeder Beweis, die Tat nicht selbst begangen zu haben. Mark kommt auf die Idee, erneut eine Reise in die Dimensionen anzutreten, um dort nach Beweisstücken für Sarahs Unschuld zu suchen. Zusammen geraten die beiden in das Paralleluniversum Cartagra, in dem sämtliche Gruselgeschichten zum Leben erwacht sind und der Kampf Gut gegen Böse ewig währt.

Ganze vier Jahre nach "Waxwork" stellte Hickox das Sequel her, das sich ganz unbedarft vornehmlich auf die jüngeren Genreklassiker stützt, wo der erste Teil noch mehr im Schwarzweißmilieu der alten Universal-Filme daheim war. "The Haunting", "Dawn Of The Dead" und "Alien" werden zitiert, die Kernepisode gegen Ende versucht dann jedoch durch Eigenständigkeit zu glänzen und entwirft ein frühmittelalterliches Szenario um den bösen Scarabis (Alexander Godunov), der niemand geringerem an den Kragen möchte als König Artus (John Ireland) persönlich.
Man möchte meinen, Hickox habe, besonders in Anbetracht der zeitlichen Distanz zwischen beiden Arbeiten, aus den Schwächen des Vorgängers gelernt, doch weit gefehlt. Abgesehen davon, dass das Produktionsdesign der Fortsetzung hier und da wirkungsvoller, weil sorgfältiger arrangiert ausfällt, suhlt sich auch dieses wieder in einer hoffnungslos unpassenden Langsamkeit, die sich wohl einzig dadurch erklären lässt, dass Hickox selbst das gemächliche Erzähltempo bevorzugt. Weiterhin sollte man, vorausgesetzt man gehört zu jener glücklichen Sorte Filmeschauer, die des Ausblendens mächtig sind, niemals bestimmte Logikfragen stellen, denn auch mit deren Beantwortung lässt Hickox uns ziemlich allein auf weiter Flur.
Da reißen die wiederum liebevollen Arrangements sowie der starke Auftritt von Bruce Campbell glücklicherweise vieles wieder raus.

5/10

Artussage Splatter Zombies Anthony Hickox Independent Sequel Monster


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ULISSE (Mario Camerini, Mario Bava/I 1954)


Zitat entfällt.

Ulisse (Die Fahrten des Odysseus) ~ I 1954
Directed By: Mario Camerini/Mario Bava


Nachdem Odysseus (Kirk Douglas) den Sieg über die Trojaner etwas zu überschwänglich mittels der Entweihung einer Poseidon-Statue gefeiert hat, trifft ihn der Fluch der Götter: Er und seine Schiffsbesatzung müssen ewig über die Meere kreuzen. Erst nach vielen Abenteuern und zwanzigjähriger Irrfahrt schafft es Odysseus, nach Ithaka zurückzukehren und seine ihm stets treu gebliebene Penelope (Silvana Mangano) von ihren tolldreisten Freiern zu befreien.

Homers Sagenwelt in italienischer Papp-Aufbereitung: Ein naiver, knallbunter Spaß mit einem vergnügt aufspielenden Kirk Douglas. Alles an Aktionsradius aus der Vorlage ist drin: Der listenreiche Kampf gegen den Zyklopen Polyphem (gespielt von Umberto Silvestri, schönste Szene des Films nebenbei), die Überwindung der Sirenen, die reizende Zauberin Circe (Silvana Mangano) nebst ihrer schweinschen Künste, Odysseus' Amnesie und schließlich die brutale Niederstreckung seiner diversen Fledderer und Nebenbuhler, allen voran des mistigen Antinoos (Anthony Quinn). Das ist antike Mythologie light, quasi ganz so, wie man sie sich ohne Umschweife schmecken lassen kann! Interessant noch Mario Bavas trotz ausgebliebener Kreditierung unübersehbare Einflüsse: Man betrachte nur die abenteuerlich beleuchteten Szenen in Circes Reich. Da bleiben keine Fragen offen.

7/10

Monster Mario Camerini Trojanischer Krieg Mario Bava Griechische Mythologie





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