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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE MAN WITH TWO BRAINS (Carl Reiner/USA 1983)


The Man With Two Brains (Der Mann mit zwei Gehirnen) ~ USA 1983
Directed By: Carl Reiner

Der verwitwete Gehirnchirurg Dr. Hfuhruhurr (Steve Martin) fährt versehentlich die bösartige Millionärsgattin Dolores (Kathleen Turner) an, operiert und heiratet sie. Doch das Miststück hat sich über ihren Unfall hinaus nicht verändert: Sie hungert Dr. Hfuhruhurr sexuell aus und treibt es stattdessen mit Ramón (Natividad Vacío), dem Gärtner. Außerdem hat sie es lediglich auf das Verrmögen ihres Gatten abgesehen. Als Hfuhruhurr zu einem Kongress in Wien eingeladen wird, wo gerade der berüchtigte Fahrstuhlmörder sein Unwesen treibt, lernt er neben dem Kollegen Dr. Necessiter (David Warner), der Gehirnaktivitäten per Strom übertragen kann, das Gehirn von Anne Uumellmahaye kennen, in das er sich verliebt. Anne benötigt einen Körper, um am Leben zu bleiben - doch woher nehmen, wenn nicht töten?

Wine weitere formidable Reiner/Martin-Komödie, in der man sich diesmal die B-Genrefilme der fünfziger Jahre vorknöpft. "Donovan's Brain" findet sich sogar direkt erwähnt. Der Film quillt von Anfang bis Ende über vor brillanten Gags, die sich einerseits aus verrückten Einfällen von Reiner und Martin speisen und andererseits aus der herrlichen Komik des Hauptdarstellers, die ja dereinst, bevor er sich solcherlei Albernheiten zu verkneifen pflegte, vor allem darin bestand, vollkommen absurde Szenen völlig selbstverständlich zu spielen und dabei sein seriös-gepflegtes Äußeres stets zu wahren. Doch auch Kathleen Turner, möglicherweise der weibliche Hollywood-Hot-Spot der ersten Achtzigerhälfte, ist schlichtweg zum Niederknien. Und was ein echter Gehirn-Schocker ist, der kann auch einen kostümierten Pseudogorilla vorweisen, wobei hier Don McLeod unübersehbar im selben Ganzkörperpelz steckt, den er kurz darauf wieder in "Trading Places" tragen wird. Qualität hat eben Bestand.

8/10

Carl Reiner Mad Scientist Gehirn Groteske Slapstick Ehe Medizin Österreich Wien


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THE CARDINAL (Otto Preminger/USA 1963)


"Continue playing."

The Cardinal ~ USA 1963
Directed By: Otto Preminger

Der Aufstieg des irischstämmigen Paters Stephen Fermoyle (Tom Tryon) zum Kardinal und Stationen seines Lebensweges, der ihn über persönliche Gewissenskonflikte bezüglich seines klerikalen Standes, rassistische Konflikte in Georgia, wo er einem bedrängten Amtsgenossen (Ossie Davis) beisteht, bis hin zu der Annektierung Österreichs durch Hitler und die dortige Auflösung der katholischen Kirche führt.

Wahrscheinlich die Lebensrolle Tom Tryons, der zur eher unbekannten Fraktion der Garde klassischer Hollywood-Darsteller zählt und als dessen Karriere-Sprungbrett "The Cardinal" möglicherweise auserkoren war. Nach Betrachtung des Films ahnt man jedoch, warum nicht mehr daraus wurde. Tryon, sicherlich ein gutaussehender, charismatischer Mann, wird seiner ihm gestellten Herausforderung nicht nur nicht gerecht, er versagt darüberhinaus mit einer nahezu unglaublichen Gleichmut und macht damit noch das Beste aus der ihn überfordernden Aufgabe. Eine der größten Fehlbesetzungen der Hollywood-Historie gibt es somit zu betrachten. Tryon steht einem phantastischen Ensemble vor, das großartige DarstellerInnen wie Burgess Meredith oder Romy Schneider umfasst, hat einen Meisterregisseur im Rücken und soll eine solch epische Geschichte tragen. Man fragt sich, wie ein Montgomery Clift diese anspruchsvolle Darstellung gemeistert hätte. Ansonsten trägt "The Cardinal" geräuschvollen Kirchenkitsch vor sich her, der nur sehr wenig kritische Perspektiven zulässt und den Vatikan zur erdsäulentragenden Institution verklärt. Er erinnert ein wenig an Zinnemanns "The Nun's Story", der ja ebenfalls mit großer Geste den Konflikt zwischen weltlicher und geistlicher Gesinnung bei Kirchenvertretern verhandelte und fügt sich im Großen und Ganzen recht nahtlos in Premingers Spätphase, die ja primär ambitionierte, großatmige Stoffe bedient. Dies belegt einerseits, dass "The Cardinal" natürlich zu den großen Epen seiner Ära gezählt werden kann, jenen allerdings andererseits, die einen mit wachsendem Werksalter skeptischen Blick förmlich provozieren.

7/10

Otto Preminger Kirche Vatikan Nationalsozialismus Rom Österreich Rassismus Südstaaten Georgia ethnics Boston Wien period piece Familie


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WAR AND PEACE (King Vidor/USA, I 1956)


"I have sinned, Lord, but I have several excellent excuses."

War And Peace (Krieg und Frieden) ~ USA 1956
Directed By: King Vidor

Moskau zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Während Napoleon (Herbert Lom) dabei ist, seinen sich später als katastrophaler Fehlschlag erweisenden Russlandfeldzug vorzubereiten, ahnt die altehrwürdige Aristokratie noch nichts von den künftigen Enbehrungen. Der linkische Pierre Besúchow (Henry Fonda), ein ebenso pazifistischer wie leichtlebiger Intellektueller, heimlich in Natáscha (Audrey Hepburn), die jüngste Tochter des Grafen Rostów (Barry Jones) verliebt. Diese jedoch erlebt ihre romantische Erweckung erst später, als sie während eines Jagdausfluges zufällig Pierres alten Freund, den verwitweten Offizier Andrej Bolkónski (Mel Ferrer) kennenlernt. Andrejs standesbedachter Vater (Wilfred Lawson), ist gegen eine überhastete Heirat und erwartet, dass Andrej zunächst ein Jahr im diplomatischen Außendienst tätig wird. Tatsächlich lässt sich Natáscha während dieser Zeit von dem verruchten Anatól Kurágin (Vittorio Gassman) freien, wovon Andrej im Feld erfährt und Natáscha daraufhin verlässt. Die Schlacht von Borodino fordert derweil viele Opfer, darunter auch Andrej, der schwer verletzt wird. Die Rostóws müssen bald darauf ihr innenstädtisches Haus verlassen und aufs Land flüchten. Natáscha begegnet Andrej wieder, der ihr verzeiht und sich von ihr pflegen lässt, jedoch nicht mehr lang am Leben bleibt. Pierre gerät in französische Gefangenschaft, aus der er ausgerechnet von seinem alten Rivalen Dólochow (Helmut Dantine) befreit werden kann. In der Ruine des rostówschen Anwesens begegnen sich Pierre und Natáscha schließlich wieder, bereit, endlich ein gemeinsames Leben zu beginnen.

Weniger eine adäquate Tolstoi-Adaption als vielmehr ein grandioses Kräftemessen von Hollywod und Cinecittà. Nur die Besten und Größten ihrer Zunft vereinten sich hinter und vor der Kamera für dieses ausgemachte Prestige-Projekt: Carlo Ponti und Dino De Laurentiis wagten eine einzigartige Produzentenehe, die Paramount sprang für den internationalen Verleih ein, Stab und Besetzung vereinten jeweils internationale Fachgrößen mit ausgemachter Hollywood-Grandezza an der Spitze. Als Selznick und die MGM, die sich ebenfalls mit dem Gedanken trugen, Tolstois opus magnum glamourös aufzubereiten, erfuhren, dass die damals auf ihrem Karrierehöhepunkt befindliche Audrey Hepburn für die weibliche Hauptrolle unter Vertrag stand, gaben sie angeblich schleunigst klein bei.
Sechs Millionen Dollar wurden für den Film verpulvert und davon ist, wie es so schön heißt, jeder einzelne Cent sichtbar. Erlesene Ausstattungsgegenstände, Interieurs und Kostüme, gewaltige Statistenaufmärsche, Ball- und Schlachtenszenen von ausgemachtem Pomp: primär und besonders ist "War And Peace" eine opulentes Festmahl fürs Auge, das seine romantischen (Sub-)Kontingente wohlweislich ganz obenanstellt, um aus dem personenreichen Gesellschaftsstück einen Schmachtfetzen von internationaler Erfolgsgarantie zu formen. Mit vollstem Erfolg; Audrey Hepburn, tatsächlich bezaubernd wie eh und je, trägt das Epos auf federleichte Weise, die traurigen Krieger Ferrer und Fonda, sich ihrer untergeordneten Funktion durchaus bewusst scheinend, dienen ihr vornehmlich als Stichwortgeber und ist sie einmal nicht leinwandpräsent, so sehnt man sich gleich ihre nächste Szene herbei. Weitere Rollengeschenke finden sich - natürlich - für Herbert Lom, der einen fabelhaften Napoleon vorstellt, Oscar Homolka als weisen russischen Feldmarschall und Wilfrid Lawson als misanthropisch angehauchten Knauseradligen. Vielleicht in all seiner überstürzten Selbstpräsentation etwas zu naiv, ist "War And Peace" in der Hauptsache etwas für Apologeten des leicht größenwahnsinnigen, monumentalen Silver-Age-Hollywood. Diese allerdings dürften sich immer wieder aufs Neue verlieben.

9/10

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ONCE UPON A TIME IN AMERICA (Sergio Leone/USA, I 1984)


"It's just the way I see things."

Once Upon A Time In America (Es war einmal in Amerika) ~ USA/I 1984
Directed By: Sergio Leone

Um 1920 bilden die jüdischstämmigen Freunde Noodles (Scott Tiler), Max (Rusty Jacobs), Patsy (Brian Bloom), Cockeye (Adrian Curran) und Dominic (Noah Moazezi) eine eingeschworene Truppe in der Lower East Side. Mit kleinen Gaunereien verdienen sie sich hier und da einen Dollar, was dem etwas älteren Gangboss Bugsy (James Russo), der im Viertel die Karten in der Hand hält, nicht passt. Als Bugsy den kleinen Dominic erschießt, tötet Noodles ihn im Gegenzug und wandert dafür ins Gefängnis. Rund zwölf Jahre später wird Noodles als Erwachsener (Robert De Niro) entlassen. Max (James Woods), Patsy (James Hayden) und Cockeye (William Forsythe) sind unterdessen groß ins Alkoholgeschäft eingestiegen und betreiben unterhalb des Cafés ihres Kumpels Moe (Larry Rapp) einen ebenso frivolen wie gutgehenden Club mit Schnaps- und Champagnerausschank. Max schweben derweil noch weit höhere Ziele vor: Er liebäugelt mit der Politik und knüpft im Hintergrund sowohl Kontakte zu größeren Gangsterbossen wie Frankie Manoldi (Joe Pesci) als auch zum Gewerkschaftsführer Jimmy Conway (Treat Williams). Als seine Pläne sich auf einen potenziell selbstmörderischen Bankeinbruch konzentrieren, sieht Noodles seine letzten Chance, Max' Leben zu retten, im Verrat: Bei einer nächtlichen Schmuggelaktion, die Noodles an die Polizei verrät, werden Max, Patsy und Cockeye getötet. Das gemeinsam angesparte Vermögen ist spurlos verschwunden. Voller Schuldgefühle verlässt Noodles New York Richtung Buffalo - und kehrt rund fünfunddreißig Jahre später zurück, als er eine Nachricht erhält, die besagt, dass der alte jüdische Gemeindefriedhof aufgelöst und die Gräber verlegt werden. Noodles findet ein feudales Mausoleum für seine alten Freunde auf einem Privatfriedhof sowie das seinerzeit verschwundene Geld. Dann flattert dem zunehmend Verwirrten eine Einladung zu einer Party des unter öffentlicher Kritik stehenden, korrupten Staatssekretärs Bailey zu, der mit Noodles' alter Liebe Deborah (Elizabeth McGovern) ist und einen Sohn (Rusty Jacobs) hat...

Eine etwas gewagtes Thesenkonstrukt, das ich bereits seit vielen Jahren unausgegoren verfolge, mir jedoch heute wieder ganz präsent ist: Erst mit "Once Upon A Time In America" hat Sergio Leone zur eigentlichen künstlerischen Vollendung gefunden. Ich mag und liebe zumindest teilweise jeden seiner vorhergehenden Filme, in denen er seinen individuellen, elegischen Stil mehr und mehr perfektionierte. Beginnend bereits mit "Per Qualche Dollaro In Più" entwickeltte er seinen Hang zur großen inszenatorischen Pose und zur Bildgewalt, die in Kombination mit Ennio Morricones operesker Musik Dialoge zum Beiwerk degradierte und eine vorrangig visuelle Publikumskommunikation präferierte. Allerdings empfinde ich - Majestätsbeleidigung hin oder her - das Westernmilieu für Leones Arbeit als kleinen Bremsklotz, der stets einen letzten Rest latenter Vulgarität nicht verleugnen konnte, welcher Landsmännern wie Visconti oder Bertolucci, die ihre Epik mit originärer Landesgeschichte verknüpften, erspart blieb. Zwar sorgten seine Western für Leones nachhaltige internationale Popularität und ebneten den Weg zum Höhepunkt, dennoch halte ich den Genrefilm bezogen auf Authentizität und wesentliches Verständnis seitens seiner Wesenhaftigkeit und seiner schlussendlichen Inszenierung für eine strikt amerikanische Domäne. Mit "Giù La Testa" beginnt dann gewissermaßen Leones Emanzipation von der Gattung; das bereits in "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo." gestriffene, revolutionäre Sujet liefert ihm, dem Bauchregisseur, die verhältnismäßig späte Möglichkeit, abseits von Pomp undäußerer Perfektion auch persönliches Herzblut einfließen zu lassen. Obwohl Leone noch immer nicht zu seinen nationalen Wurzeln findet, nach Mexikanern und Iren mit "Once Upon A Time In America" schließlich die jüdische Ethnie in den Blick nimmt, scheint er hier als Meisterregisseur endgültig zu sich selbst gefunden zu haben: die vormalige Dichotomie von Form und Inhalt ist aufgehoben; beide Größen erhalten eine schlussendlich gleichrangige Importanz und dienen einander, statt sich wie bisher zu hierarchisieren. Das handelnde Personal besteht nun nicht mehr aus Archetypen, sondern aus Individuen, die chronologische Verschachtelung wirkt nicht selbstzweckhaft, sondern, speziell angesichts der letzten Einstellung, als unvermeidbar für eine schlüssige Schilderung der Ereignisse. Schließlich finde ich in "Once Upon A Time In America", einem meiner liebsten Filme überhaupt (den ich mir jedoch mittlerweile nurmehr selten anschaue, weil er mich emotional so stark involviert), noch zweierlei: Die filmgeschichtlich bislang dichteste Annäherung zwischen europäischem (italienischem) und amerikanischem Kino sowie den letzten großen Seufzer des klassischen Kinos, der schon zu seiner Uraufführungszeit wie eine finale Zäsur dastand. Danach dann nur noch: Postmodernismus.

10*/10

Sergio Leone ethnics period piece New York Freundschaft


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THE YEAR OF LIVING DANGEROUSLY (Peter Weir/AU, USA 1982)


"Starvation is a great aphrodisiac."

The Year Of Living Dangerously (Ein Jahr in der Hölle) ~ AU/USA 1982
Directed By: Peter Weir

Indonesien, 1965: In den sich zuspitzenden Spannungssituation um den drohenden Staatsstreich des kommunistischen Diktators Sukarno (Mike Emperio) muss sich der junge australische Journalist Guy Hamilton (Mel Gibson) in Jakarta zurechtfinden. Dabei hilft ihm vornehmlich der kleinwüchsige einheimische Fotograf Billy Kwan (Linda Hunt), der Hamilton zur Seite gestellt wird und ihm etwas von der wütenden Stimmung der unter Misstrauen, Armut und Korruption leidenden Bevölkerung vermitteln kann. Er macht Guy zudem mit der britischen Diplomatin Jill (Sigourney Weaver) bekannt – der Beginn einer stürmischen Affäre. Als die Kommunisten nach einer riesigen Waffenlieferung, über die Guy nach einer vertraulichen Information Jills berichtet, putschen, fühlen sich seine Freunde hintergangen. Ein politischer Verzweiflungsakt Billys zieht dessen Ermordung durch systemtreue Soldaten nach sich; Guy wird schwer verletzt und der künftige islamische Diktator Suharto dirigiert einen Gegenputsch. Schließlich muss sich Guy zwischen beruflicher Integrität und persönlichem Glück entscheiden.

Eines von Weirs früheren Meisterwerken, das zunächst in mancherlei Hinsicht befremdlich wirkt, bereits früh im Laufe seiner Erzählzeit jedoch einen geradezu magisch anmutenden atmosphärischen Sog entwickelt. Die Ambition des Films, Indonesien als Drittwelt-Land unter einem durch kontrastierende politische Kräfte ächzenden Umbruch zu porträtieren und durch eine zwar engagierte, in ihrem Bemühen um berufliche Objektivität letztlich jedoch zwangsläufig opportune Westperspektive begreifbar zu machen, dürfte als beispielhaft gelten. Hinzu kommt Linda Hunts tief ins Mark treffende Darstellung des (männlichen!) kunstbeflissenen Intellektuellen, dem als eine Art Hofnarr zunächst noch sämtliche Türen in den Sphären der Macht offen stehen, der infolge einer späten Erkenntnis der wahren Gewaltverhältnisse und des darauf folgenden, Aufbegehrens den eigenen Tod bereitwillig in Kauf nimmt. Ein majestätischer, mitreißender Film, der durch Maurice Jarres Traummusik in seiner kompromisslosen Wirksamkeit noch zugespitzt wird.

9/10

Peter Weir period piece Indonesien Historie Jakarta Freundschaft Militärputsch Diktatur Journalismus


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BETTER OFF DEAD... (Savage Steve Holland/USA 1985)


"Two dollars!"

Better Off Dead.. (Lanny dreht auf) ~ USA 1985
Directed By: Savage Steve Holland

Als seine heißgeliebte Freundin Beth (Amanda Wyss) ihn sitzen lässt, macht sich bei dem Oberprimaner Lane Meyer, genannt 'Lanny', eine gewisse, wenngleich nicht allzu ernstzunehmende Todessehnsucht breit. Doch will er andererseits gegen Roy (Aaron Dozier), seinen Nachfolger an Beths Seite, nicht einfach so abstinken. Daher nimmt sich Lanny vor, Roy auf dessen Spezialgebiet, der Ski-Abfahrt, herauszufordern. Dafür bedarf es jedoch noch einer ordentlichen Portion Selbstbewusstseins, die ihm die französische Austauschschülerin Monique (Diane Franklin) eintrichtert.

Hübsch absurde Rabauken-Komödie, die dem Teenagerflüsterer John Hughes und seinen Vasallen vermutlich viel zu albern gewesen wäre. Es geht ja in "Better Off Dead..." auch weniger darum, Generationsnöte transparent zu machen und jene bierernst zu analysieren, als vielmehr um den Spaß an der Blödelei sowie dem Nachspüren der ewigen Lebensfrage nach "der Richtigen", die einem vielleicht gerade dann zuläuft, wenn man am wenigsten damit rechnet. John Cusack hat sich ja damals auch nie recht zum Brat-Pack-Kern gesellen wollen - einerseits war er wohl etwas zu jung, andererseits hat er jedoch immer lieber den ausgelasseneren Slapstick-Flügel der teenage comedy bedient. Dabei verfügt "Better Off Dead..." bei aller grotesken Absurdität durchaus über eine ernstzunehmende Basis wie auch über viele schöne visuelle Einfälle: Tanzende Hamburger oder lebendig werdende Papierzeichnungen. Für hinreichend Spaß ist gesorgt.

7/10

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MADAME CURIE (Mervyn LeRoy/USA 1943)


"No true scientist can have anything to do with women."

Madame Curie ~ USA 1943
Directed By: Mervyn LeRoy

Die polnische Studentin Marie Sklodovska (Greer Garson) studiert Physik an der Sorbonne. Schon sehr bald entpuppt sie sich als außerordentlich talentierte und zielstrebige Wissenschaftlerin. Bald nachdem sie den Kollegen Doktor Pierre Curie (Walter Pidgeon) kennenlernt, wird aus Mademoiselle Sklodovska Madame Curie. Gemeinsam forscht das Ehepaar nach dem radioaktiven Element Radium, das sie durch ein immens zeitaufwendiges Kristallisationsverfahren aus Pechblende gewinnen. Ein tödlicher Verkehrsunfall Pierres reißt das glückliche Paar auseinander, doch Marie gewinnt die Kraft, allein weiterzumachen und wird zu einer vielbeachteten Persönlichkeit ihrer Profession.

Nach dem Kriegsdrama "Mrs. Miniver" wurde das darin vielgepriesene Filmehepaar Greer Garson und Walter Pidgeon neuerlich vereint, um nach diversen Geistesgrößen der jüngeren Vergangenheit auch der späteren großen Radiologin Marie Curie eine Filmbiographie widmen zu können. Insgesamt acht Kooperationen gab es zwischen den beiden, wenngleich die Popularität anderer zeitgenössischer "Traumpaare" wie Hepburn/Tracy, Bogart/Bacall oder Ladd/Lake deutlich größer und nachhaltiger wirkte. Nachdem der anfängliche Regisseur Albert Lewin bereits vor Drehbeginn vom Studio gefeuert worden war, übernahm Mervyn LeRoy. Ein besinnlicher, beschaulicher und atmosphärisch völlig ausgeglichener Film war das Resultat, der sich anders als die vergleichsweise hastiger erzählt wirkenden Dieterle-Filme alle Zeit der Welt nimmt, um seinen Figuren Dreidimensionalität zu verleihen. Besonders Greer Garson überzeugt durch ihre ruhige, nie überspannte Interpretation der Titelfigur. Als die sich perfekt gestaltende Familienidylle am Ende - die letzten 28 Lebensjahre Curies werden nur noch in einer Szene kurz gestriffen - durch den Unfalltod Pierre Curies kurzfristig in nervenaufreibendes Drama wandelt, wirkt dies wie eine heftige dramaturgische Zäsur, die jedoch fraglos bewusst in dieser Form stattfindet, um das Gesamtwerk nicht zu verwässern.

8/10

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COCOON (Ron Howard/USA 1985)


"If this is the foreplay, I'm a dead man..."

Cocoon ~ USA 1985
Directed By: Ron Howard

Ben (Wilford Brimley), Joe (Hume Cronyn) und Art (Don Ameche), drei in Florida lebende, rüstige Rentner, halten sich fit, indem sie auf einem leerstehenden Grundstück den mondänen Swimmingpool benutzen. Nur ihr Freund Bernie (Jack Gilford) hat sich sein Spießertum im Alter bewahrt und hält nichts von solchen Kindereien. Just diesen Swimming-Pool wählen einige als Menschen getarnte Aliens vom Planeten Antaria aus, um eine seit den Zeiten von Atlantis auf dem Meersesgrund in Kokons schlummernde Landmannschaft, die sie zuvor mithilfe des ungläubigen Skippers Jack (Steve Guttenberg) vom Meeresgrund geborgen haben, aufzubewahren Die ihnen zunächst schleierhafte Anwesenheit der Kokons hat eine ungemein vitalisierende Wirkung auf das Seniorentrio: Ben und Art sind fit wie noch nie, beglücken ihre Frauen wie junge Hengste und tanzen Breakdance, Joes Tumor verschwindet wie von selbst. Schließlich gestattet Walter (Brian Dennehy) den Freunden, den Lebenspool weiterhin zu benutzen. Eine unbedachte Bemerkung Bernies jedoch sorgt für eine Katastrophe, die dazu führt, dass die Antarianer in Windeseile die Erde verlassen müssen, um nicht entdeckt zu werden...

Das etwas merkwürdige Subgenre des "gerontologischen Science-Fiction-Films" dauerte in den Achtzigern nur kurz an: Eine Episode in dem Serienrevival "Twilight Zone", "Batteries Not Included" und die beiden "Cocoon"-Filme repräsentierten es.
Besonders "Cocoon", dessen Grundstory um freundliche außerirdische Lichtwesen, die in menschlicher Verkleidung ihre vor Jahrtausenden hier gestrandeten Artgenossen evakuieren wollen, im Grunde kaum mehr denn eine Alibifunktion besitzt um den Hauptteil der Geschichte anzukurbeln: Alte Menschen, die über ihre verbliebene Bedeutung im Gefüge des Lebens nachgrübeln, erhalten eine "zweite Chance" in Form eines buchstäblichen Jungbrunnens, der ihnen Kraft, Geist und Jugend zurückgibt. Ein wunderbares Ensemble von ergrauten Stars aus Hollywoods Golden und Silver Age spielt diese betagten Helden, Lubitsch-, Hitchcock-, Zinnemann-, Mankiewicz-Veteranen. Wobei im Falle Wilford Brimley etwas gemogelt wurde, der ist nämlich gut 25 Jahre jünger als seine vermeintlichen Altersgenossen. Doch sei's drum. Die kleine Faltenclique ist von nachhaltig sympathischer Erscheinung und die abseits von dem ziemlich einfältigen SciFi-Plot erzählte Mär um die offerierte Gelegenheit, das bereits endende Leben auf ewig auszudehnen, nicht uninteressant. Umso fintenreicher die heimlich versteckte Botschaft des Films, den griesgrämigen Bernie Lefkovitz als wahren Helden zu zelebrieren. Dieser besitzt nämlich als einziger der Freunde den Mut, den wahren Erfordernissen und Unwägbarkeiten des Altwerdens zu begegnen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Im Sequel sind dann auch die anderen dazu gezwungen. Man mag von Ron Howard halten, was man will, "Cocoon" tut sein mangelnder Verzicht auf Kitsch und Pathos ungemein wohl. Weil er sonst schlicht belanglos wäre.

8/10

Ron Howard Aliens Florida Senioren Ehe Freundschaft Atlantis


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GWENDOLINE (Just Jaeckin/F 1984)


"Superb, you're superb!"

Gwendoline ~ F 1984
Directed By: Just Jaeckin

Gwendoline (Tawny Kitaen) sucht zusammen mit ihrer Zofe Beth (Zabou Breitman) in China ihren verschollenen Vater, der hier einer seltenen Schmetterlingsspezies auf der Spur war. Zusammen mit dem verruchten Abenteurer Willard (Brent Huff) dringen die beiden Frauen nach diversen Abenteuern zu Lande und zu Wasser in das Reich der Yik-Yak ein, das von einer wahnsinnigen Amazonenkönigin (Berndatte Lafont) beherrscht wird.

Womöglich konzipiert als eine Art "Barbarella" für die Achtziger übernahm der in Angelegenheiten der Hochglanzerotik stets ansprechbare Regisseur Just Jaeckin diese Adaption der Schmutzfinken-Comics um die gleichnamige Titelheldin, deren Schöpfer John Willie die Reihe in den Fünfzigern und Sechzigern zu Papier gebracht hatte. Willie gefiel es als Bondage-Fetischist, seine vollbusigen Heldinnen von engen Fesseln und Knebeln traktieren zu lassen und auf diese Weise ihre - und natürlich seine - geheimen Wünsche zu illustrieren. Tawny Kitaen, deren erste große Darbietung die Rolle der Gwendoline darstellte, war ehedem als Hardrock-Mäuschen bekannt, das durch dieselbe Fönfrisur wie die von ihr angehimmelten Interpreten in den entsprechenden Videos erkennbar war. Zwei Jahre war sie mit David Coverdale von Whitesnake verheiratet und trat regelmäßig in dessen Clips auf. Zusammen mit der damals sogar noch attraktiveren Zabou Breitman lüpft sie gern mal das Blüschen, mehr ist in dieser Hinsicht aber nicht dran. Da punktet "Gwendoline" schon eher mit ein paar frotzeligen Splatter-Einlagen und es kommt Freude auf, wenn ein Paar Ohren am Gefängnisgitter hängenbleibt. Ob die waghalsige Montage, die einen allenthalben glauben lässt, der Film mache urplötzliche Bocksprünge, künstlerische Motive hat oder eher Zeugnis vom Dilettantismus der Hersteller ablegt, vermag ich nicht zu sagen, erstaunt war ich denn aber doch hier und da. Man schaut, man staunt, man schüttelt den Kopf. Gewisse Filme müssen gar nicht mehr leisten.

5/10

Just Jaeckin China Dschungel Exploitation Sleaze Camp Groteske mad scientist period piece Comic


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THE V.I.P.S (Anthony Asquith/UK 1963)


"Pay no attention. Drunks cry very easily. It's only the whiskey."

The V.I.P.s (Hotel International) ~ UK 1963
Directed By: Anthony Asquith

Die Passagiere des vormittäglichen Transatlantikfluges von Heathrow nach Miami via New York haben allen Grund, sich zu ärgern: Wegen erhöhten Nebelaufkommens wird der Flug auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben. Die Passagiere der V.I.P.-Lounge werden zur Übernachtung im 'Hotel International' einquartiert, was einigen von ihnen aus besonderem Zeitdruck nicht passt: Die Industriellengattin Frances Andros (Elizabeth Taylor) plant, ihren Gatten Paul (Richard Burton) zu verlassen und mit dem als Gigolo verrufenen Glücksritter Champselle (Louis Jourdan) durchzubrennen; der Traktoren-Fabrikboss Les Mangrum (Rod Taylor) droht, sein Unternehmen an einen Multi zu verlieren, wenn er nicht eine hohe Summe aufbringen kann; der Filmproduzent Max Buda (Orson Welles) hat den britischen Fiskus hintergangen und muss nun um einen Millionenverlust fürchten; die kauzige, verarmte Gräfin von Brighton (Margaret Rutherford) schließlich will in den USA etwas Geld verdienen, um ihren Besitz zu retten.

Liebe, Romantik, Herz und Schmerz: "The V.I.P.s" ist ein ebenso üppig besetzter wie bebilderter Kitschroman in Scope, der die drei Nebengeschichten um den wahrhaft zerreißenden Zentralplot mit Taylor und Burton konstruiert. Von den ehemals großen, ähnlich gelagerten Ensemblefilmen wie "Grand Hotel" bleibt da kaum mehr viel an Delikatesse zurück; hier regieren Prätention und Weichspüler. Letzten Endes bietet das kurz nach "Cleopatra" avisierte Projekt dem mutmaßlich gezielt weiblichen Publikum eine neuerliche Möglichkeit, jenem berühmt-berüchtigten Skandalpaar beim romantischen Clinch beizuwohnen, die Taylor, gefangen zwischen zwei attraktiven Männern, die sie doch -*schluchz*- beide liebt, Burton, gegen Ende des Films offenbar nicht bloß gespielt -*hicks*- besoffen.
Wie so oft liegen die "wahren" Momente des Films eher in seinen leisen Zwischentönen, in feinen Nuancen und Details. Orson Welles befüllt in seinen wenigen Szenen buchstäblich die Leinwand, die schöne Elsa Martinelli als "sein" Starlet ist eine besondere Augenweide und die Liebesgeschichte zwischen Rod Taylor und Maggie Smith tausendmal interessanter als die großartig flankierte um Taylor/Burton. Das wahre Herz des Films schlägt schließlich mit und für die großartige Margaret "Miss Marple" Rutherford, die sich einmal sogar ein Stelldichein mit ihrem Stringer "Mr. Stringer" Davis als Hotelpagen geben darf.

6/10

Anthony Asquith Ensemblefilm Hotel Flughafen amour fou Ehe Taylor/Burton





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Funxton

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