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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CHRISTIANE F. - WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (Uli Edel/BRD 1981)


"Wir packen das. Nur noch einen letzten Schuss..."

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ~ BRD 1981
Directed By: Uli Edel

Die gerade 14 gewordene Christiane (Natja Brunckhorst) ist heroinsüchtig. Nach einem schnellen Einstieg über Gras, Amphetamine, LSD und erste Sniff-Erfahrungen gehört sie zu den minderjährigen Drückern, die, je nach häuslicher Situation, geneigten Freiern Körper und Seele am Berliner Bahnhof Zoo feilbieten. In naiver Liebe zu dem gleichaltrigen, schon länger der "Szene" zugehörigem Detlef (Thomas Haustein) lässt sich Christiane mehr oder weniger bewusst auf den katastrophalen Lebenswandel, der sie immer weiter Spirale abwärts führt, bis ihr nur noch ein vorübergehender Wegzug in die Provinz das Leben rettet.

Als atmosphärisches Zeit- und Lokalporträt ist Edels (der kurz vor Drehbeginn für den von Produktionsseite geschassten Roland Klick einspringen musste) und Eichingers Adaption des immens populären, biographischen Buchs "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" der bis heute immer wieder rückfällig werdenden Heroinsüchtigen Christiane Felscherinow pures Kinogold. Die geschilderten Kultur- und Sozietätsartefakte, der Bahnhof Zoo, Westberlin insgesamt, das 'Sound' und David Bowie - insbesondere sein thematisch pointierter, wunderschöner Berlin-Song "Heroes" -, können dem Film jedoch seine beharrlich unangenehme Wirkung nicht nehmen. Neben "Requiem For A Dream" (den TV-Film "Der Pirat" hätte ich vielleicht noch im Kopf) dürfte dies nach wie vor die bedrückendste und unangenehmste filmische Auseinandersetzung mit dem Thema Heroin-Abhängigkeit sein. Sicherlich sollte Edels Werk auch bewusst eine pädagogische bzw. didaktische Dimension beinhalten, diese bleibt dank seiner ausgewogenen Nüchternheit jedoch stets subtil.
"Christiane F.", der Film, der weitaus faszinierter von seinem Sujet berichtet als die zugrunde liegende Biographie, ist vor allem Observation und Stimmungsspezifizierung; die Beobachtung eines jungen Lebens, das sich zunehmend der immer bestimmender werdenden Stumpfheit des Drogenkonsums und der Beschaffung verschreibt. Entscheidende inhaltliche bzw. authentische Details der Vorlage, so Christianes Behandlung durch die Entzugssekte 'Narconon' oder das zwischenzeitliche Leben bei ihrem ebenso besorgten wie hilflosen Vater spart der Film aus, was ihm gut bekommt und nie Gefahr laufen lässt, durch zuviel Ballast die ohnehin schon umfassende Erzählzeit zu sprengen. Wesentlich länger würde man es wohl auch kaum ertragen, der so hübschen Natja Brunckhorst bei ihrer sukzessiven Selbstverwahrlosung zusehen zu müssen.

9/10

Uli Edel Bernd Eichinger Berlin Drogen Heroin Prostitution Kiez David Bowie Transgression Biopic


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FIERCE CREATURES (Fred Schepisi, Robert Young/UK, USA 1997)


"I love zoo too."

Fierce Creatures (Wilde Kreaturen) ~ UK/USA 1997
Directed By: Fred Schepisi/Robert Young

Das neueste Übernahmepaket des milliardenschweren Texaners Rod McCain (Kevin Kline) beinhaltet auch einen kleinen Londoner Zoo, mit dessen Management der Ex-HongKonger-Polizist Rollo Lee (John Cleese) betraut wird. Von vornherein gilt McCain der Zoo als Abschreibungsobjekt, doch der sein neues Umfeld sehr schnell liebgewinnende Rollo und die Tierpfleger lassen sich alles Mögliche einfallen, um ihren Hort zu retten. Als sie auch noch McCains clevere Mitarbeiterin Willa (Jamie Lee Curtis) auf ihre Seite ziehen können, haben sie den Sieg so gut wie in der Tasche.

Angelegt als Jahrestreffen für und Hommage an "A Fish Called Wanda" und seine weltweite Liebhaberschaft muss es jedem der neuerlich Beteiligten von vornherein klar gewesen sein, dass ein weiteres komödiantisches Meisterwerk vom Schlage des großen Vorbild nicht dringewesen sein kann, zumal Charles Crichton nicht mehr zur Verfügung stand. So nimmt sich "Fierce Creatures" dann auch bei weitem nicht so scharfzüngig und schnittig aus wie "Wanda", ist wesentlich kürzer und inhaltlich deutlich kompakter. Seine humoristischen Nuancen sind um einiges freundlicher, er hält jedoch seinen obligaten 'british aftertaste' erfolgreich aufrecht. Das Wichtigste aber: "Fierce Creatures" ist just so liebenswert und putzig wie all die pelzigen kleinen Tierchen, für die Rollo sein Herz entdeckt, er macht Laune und amüsiert vortrefflich. Cleese und Kline in einer brillanten Vater/Sohn-Doppelvorstellung variieren ihre Rollen aus dem "Original" nur geringfügig, Curtis, Palin und die ebenfalls wieder antretenden Maria Aitken und Cynthia Cleese derweil praktizieren lustvoll Oppositionelles. So ist auch "Fierce Creatures" mittlerweile schon so etwas wie ein freudespendender kleiner Klassiker im Schatten.

8/10

Fred Schepisi Robert Young John Cleese London Zoo Texas


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A FISH CALLED WANDA (Charles Crichton/UK, USA 1988)


"I love robbing the English, they're so polite."

A Fish Called Wanda (Ein Fisch namens Wanda) ~ UK/USA 1988
Directed By: Charles Crichton

Ein amerikanisch-britisches Gauner-Quartett, bestehend aus dem manierierten Georges (Tom Georgeson), seinem Schützling Ken (Michael Palin), seiner Geliebten Wanda (Jamie Lee Curtis) und deren heimlichem Liebhaber Otto (Kevin Kline) überfällt einen Londoner Juwelier. Im Wissen um die Verschlagenheit seiner Kompagnons versteckt Georges die Beute in einem geheihemen Schließfach, bevor er, von Wanda und Otto verraten, in Untersuchungshaft landet. Um doch noch an die Beute zu kommen, becirct Wanda den steifen Advokaten Archie Leach (John Cleese), Georges' Verteidiger, mit dem Ziel, dass dieser seinem Mandanten das Diamantenversteck entlocke. Doch dann schlägt die Liebe zu.

Eine brillante Komödie klassischen britischen Zuschnitts, mittlerweile wohl einer der global meistgesehenen Filme überhaupt und somit bekannt (und beliebt) bei Hinz und Kunz. Mit Fug und Recht! Der altehrwürdige Charles Crichton, der damals bereits stolze 77 Lenze auf dem Buckel hatte, inszenierte mithilfe des Co-Autors John Cleese eine ganz wunderbar straighte, oftmals absurde Krimikomödie, die primär von ihren brillanten Situationsgags lebt. Alle vier von Cleese, Curtis, Kline und Palin gespielten Protagonisten, jeder auf seine Weise irgendwann ein Verräter an der persönlichen Existenzmaxime und dazu noch höchst verschlagen, erarbeiten sich einen komödiantischen Ikonenstatus - Curtis erotisch-verrucht, Cleese zwischen bedauerns- und liebenswert umherpendelnd und Kline und Palin ums Beknacktheitsgold wetteifernd. Die Szenen, in denen der stotternde Tierliebhaber Ken die einzige Zeugin (Patricia Hayes) des Bruchs zu beseitigen versucht, dabei jedoch zu seiner eigenen, größten Bestürzung immer nur einen weiteren ihrer Yorkshire-Terrier erwischt, sind jede für sich ein Brillant in der komödiantischen Kaiserkrone der Dekade. Wer erinnert sich nicht mit ankonditioniertem Schmunzeln an Klines Talent, in Fettnäpfchen zu treten und sich mittels typisch amerikanischer Dummdreistigkeit wieder daraus zu befreien oder Cleeses fabulöse Überraschung, als ihm nach einem artistischen Striptease die Nachmieterfamilie seines Liebesnests gegenübersteht? Momente für die Ewigkeit, wie eigentlich der ganze Film. Zudem ein einsamer Höhepunkt gelungener deutscher Synchronarbeit (Arne Elsholtz).

10/10

Charles Crichton London Heist culture clash Courtroom John Cleese


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COBRA WOMAN (Robert Siodmak/USA 1944)


"I have spoken!"

Cobra Woman (Die Schlangenpriesterin) ~ USA 1944
Directed By: Robert Siodmak

Weil ihm kurz vor der Hochzeit seine Braut Tollea (Maria Montez) entführt wird, brechen der Abenteurer Ramu (Jon Hall), sein Schützling Kado (Sabu) und Schimpanse Coco zur "Insel der Kobras" auf - dort soll Tollea die Regentschaft ihrer bösen Zwillingsschwester Naja (Maria Montez) brechen und übernehmen. Ramu und Kado jedoch hauen Tollea heraus, sorgen dafür, dass Naja und ihr schurkischer Kumpan Martok (Edgar Barrier) von ihrer schurkischen Schreckensherrschaft 'entbunden' werden und der drohende, 'feuerspuckende Berg' sich wieder beruhigt.

Na, holladihiti. Das ist mal Camp in Reinkultur, was das Triumvirat Siodmak/Wagner/Brooks hier im Auftrage der damals vor nix fiesen Universal auf die Beine gestellt hat. Ich gebrauche dieses Attribu ja sonst eher verhalten, aber wenn etwas komplett Banane ist, dann "Cobra Woman". Orts- und zeitentrückt, mit jedem Pfiff auf irgendeine Glaubwürdigkeit, muss man sich stets vor Augen halten, dass man hier einem naiven Abenteuerfilm für Kinder aufsitzt, um nicht feist kreischend vom Sofa zu fallen. Jedes noch so abgegriffene Genreklischee wird hier bedient, jedes noch so tumbe dramaturgische Konstrukt aufgetischt. Das bereits aus dem erfolgreichen "Arabian Nights" bekannte Trio Jon Hall, Maria Montez und Sabu fand sich hier neuerlich als winning team im Einsatz, diesmal vor noch exotischerer (nämlich irrealer) Kulisse. Ein braver, weiser Kolonial-Schotte (Moroni Olsen) und ein für lustige Späße verantwortlicher Schimpanse, der sich im Einfädeln von Nähgarn hervortut, fehlen ebensowenig wie eine animatronische Kobra, ein Vulkan und für diese Art von B-Film durchaus schick geratene action settings. Außerdem hat "Cobra Woman" ganz unzweifelhaft Pate gestanden für "Indiana Jones And The Temple Of Doom", der fast schon als inoffizielles Remake angesehen werden muss. Schlager.

7/10

Robert Siodmak George Waggner Richard Brooks Schlangen Camp Trash


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FOOTLOOSE (Herbert Ross/USA 1984)


"I thought I was alone." - "Not in this town. There's eyes everywhere."

Footloose ~ USA 1984
Directed By: Herbert Ross

Als Teenager Ren (Kevin Bacon) in das Nest in Utah kommt, in das es ihn und seine Mom (Frances Lee McCain) nach deren Scheidung verschlägt, traut er zunächst Augen und Ohren nicht: Laute Popmusik gilt als verpönt, Tanz und Disco sind sogar gesetzlich untersagt. Vorreiter dieser erzkonservativen Christen-Bewegung ist der hiesige Reverend Moore (John Lithgow), dessen Sohn dereinst bei einem Autounfall nach der Disco verstarb. Moores Tochter Ariel (ori Singer) rebelliert derweil gegen ihren Dad, wo sie nur kann und findet in Ren genau das, was sie und die übrigen Jugendlichen der Stadt brauchen: Einen coolen Typen, der genug Mumm besitzt, den Mund aufzumachen.

Eine Art "Saturday Night Fever" für Provinzjugendliche, zusammengenommen immerhin auch eine recht zahlungskräftige Zielgruppe, die für das damals auf solche Filme spezialisierte Studio Paramount zu einem mehr als achtbaren Erfolg heranreifte. Der noch relativ unbekannte Kevin Bacon ergänzte das gerade im Etablieren befindliche 'Brat Pack' um ein neues Gesicht, das so ziemlich alles personifizierte, was orientierungsbedürftige Jugendliche in den mittleren Achtzigern verehrten: Ein Typ mit eigenem Klamotten- und Frisurstil, kein idealtypischer Schönling, aber ein markanter Kerl mit Geschmack, der sich bewegen kann, coole Tapes im Radio hat und nicht nur flotte Sprüche schwingt, sondern auch was in der Birne hat, Vonnegut kennt und ganz ohne eigenes Zutun im Mittelpunkt des Geschehens landet.
Und genau da wird Ross' Film zum Paradoxon: Er warnt vor Bigotterie, Konservativismus und Tradierung, mahnt, dass der ewig Gestriggläubige schnell dem Stillstand und damit dem Bösen zu verfallen droht. Einmal fangen Moores Gesinnungsgenossen an, öffentlich Bücher zu verbrennen und der entsetzte Geistliche erkennt, welche Dämonen er da gerufen hat. Doch: Befreit die Jugend sich selbst von ihrem Spießerjoch? Nein, eine Lichtgestalt muss her, ein Messias, ein Rocker aus Chicago. Der alte Götze wird von einem neuen ersetzt, das hat fast schon die satirische Dimension einer "Simpsons"-Episode. Nur, dass sich "Footloose" sehr wohl völlig ernst nimmt und ganz offensichtlich auch noch gefällt im engmaschigen Gatter seiner ominösen Lösungsvorschläge. Und damit ist er letzten Endes zu ebendem geworden, was er wohl zu sein wünschte: Dem filmischen Äquivalent zu einem Kenny-Loggins-Song.

5/10

Herbert Ross Musik Tanz Kleinstadt Utah Kirche


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SHARKY'S MACHINE (Burt Reynolds/USA 1981)


"You all right, partner?" - "Of course not, you asshole. I'm shot."

Sharky's Machine (Sharky und seine Profis) ~ USA 1981
Directed By: Burt Reynolds

Nachdem bei der Verfolgung eines Pushers (John Arthur) ein Busfahrer erschossen wurde, wird Atlanta-Cop Tom Sharky (Burt Reynolds) zur Sitte versetzt. Dort werden er und seine Kollegen mit der Observierung der Edelhure Dominoe (Rachel Ward) betraut. Sharky verliebt sich unbekannterweise in die Schöne, die Kontakte zu dem hohen Politiker Hotchkins (Earl Holliman) und einem obskuren Geschäftsmann namens Scorelli (Vittorio Gassman) pflegt. Als Dominoe vermeintlich erschossen wird - tatsächlich handelt es sich bei dem Opfer um ihre Mitbewohnerin Tiffany (Aarika Wells) - setzt Sharky alles an die Identifizierung der Übeltäter. Da wird er gewahr, dass die Ahnungslose doch noch am Leben ist - und somit eine wertvolle Kronzeugin gegen Scorellis Menschenhandelsorganisation.

Reynolds' dritte Arbeit als Regisseur ist zugleich seine beste, ein ebenso eigenbrötlerisches wie stilsicheres Stück Schwellenkino zwischen den Dekaden. "Sharky's Machine" verbindet hervorstechende Elemente aus beiden Welten der Siebziger und Achtziger; den angeschmuddelten Blick auf das Copdasein, wie ihn die wichtigen Gattungsbeiträge des Vorjahrzehnts pflegten und die gewalttätige Comicaction der herandämmernden Dekade. Sharky tritt mit seinen titelgebenden Partnern, die eigentlich doch bloß als Staffage für seinen ikonischen Alleingang herhalten müssen, weil er nämlich im Alleingang am effektivsten arbeitet, gegen übermächtige Gegner an; korrupte, wenngleich stützende Systempfeiler, mit deren Festsetzung durch den kleinen Vice-Squad-Cop ein Stück urbane Sozietät wegbrechen wird. Sharky wird verraten und gefoltert, kämpft gegen zwei brutale Chin-Killer (Dan Inosanto, Walter Levy) und gegen einen drogenpsychotischen Henry Silva, jener als overfiend ohnehin bekanntlich ein kommender, elementarer Mosaikstein des Achtziger-Actionkinos. Dabei nimmt sich Reynolds, der Regisseur alle Zeit der Welt für die Schilderung dder aufkeimenden Beziehung zwischen Cop und Callgirl (wobei er uns die Beschau von Rachel Wards aparter Auslage leider schuldig bleibt), reminisziert den klassischen film noir, direkt und vor allem Premingers "Laura" und scheint überhaupt stets Herr der Lage. Toller, sogar ganz toller Film.

9/10

Atlanta Georgia Burt Reynolds Prostitution Duell Menschenhandel


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PIRANHA DD (John Gulager/USA 2012)


"Josh cut off his penis because something came out of my vagina!"

Piranha DD (Piranha 2) ~ USA 2012
Directed By: John Gulager

Der rücksichtslose Spaßbaderbe Chet (David Koechner) hat den Plan, das erhaltene Wasserparadies mit einer "Adult"-Sektion samt nackt badenden Stripperinnen und neckischen Scherzen wie Unterwasserkameras "anzureichern". Seine Nichte Maddy (Danielle Panabaker) ist davon wenig angetan, zumal sie bemerkt, dass Chet, um Wasserkosten zu sparen, ein unterirdisches Flusssystem angezapft hat, in dem sich die bösen Ur-Piranhas aus dem Lake Victoria tummeln. Es kommt, wie es kommen muss...

Im Grunde besitzt "Piranha DD", ein - soviel dürfte bereits im Vorhinein klar sein - rückhaltlos doofer Film, bloß die Chuzpe, die mit dem Vorgänger angedeutete Richtung konsequent weiterzuverfolgen. In diesem wollte Aja sich nicht recht zwischen Funsplatter und Terrorfilm entscheiden, John Gulager, Sohnemann von Clu (der in "Piranha DD" naturellement seine Szene hat), fackelt da nicht lang und beschreitet mit großen Taperschritten ersteren Pfad. Dialoge wie der oben zitierte kultiviert der Film über die volle Distanz, macht Geschmacklosigkeiten nebst billiger CGI und 3D-Hokuspokus, wie er in dieser miesen Form zuletzt im seligen "Jaws 3-D" zu sehen war, zu seinem ureigenen Metier und gibt sich lustvoll sexistisch. Ein langer Weg, dereinst von unabhängig Produziertem wie "The Evil Dead", "Re-Animator" und "Braindead" geebnet, scheint mir nun endgültig vervollkommnet: Die Melange aus hartem Splatter und der Groteskkomödie Marke ZAZ, mit dem Qualitätsstempel der Weinsteins versehen. "Piranha DD" schwingt die grobe Harke und lässt sie tiefe Furchen ziehen, perfektioniert in seinen engmaschig gezogenem Konzept von einem David Hasselhoff, der eine so unnachgiebig harte Selbstparodie (eigentlich müsste es "Selbstanalyse" heißen) liefert, wie ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe. "Welcome to the rock bottom." That's exactly it, baby.

6/10

John Gulager Sequel Fisch 3-D Monster Splatter Groteske Slapstick Arizona Vergnügungspark Parodie Trash Exploitation Marcus Dunstan Tierhorror


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THE RAINMAKER (Joseph Anthony/USA 1956)


"Believe me, Lizzie. You ARE ugly."

The Rainmaker (Der Regenmacher) ~ USA 1956
Directed By: Joseph Anthony

Bill Starbuck (Burt Lancaster) tingelt auf seinem bunten Pferdewagen durch den Mittelwesten und verkauft den naiven Kleinstädtern dort allerlei wirkungslosen Firlefanz gegen die widrigen Witterungsverhältnisse, vor allem jedoch Phantasie und Hoffnung. Als er auf die Rancher-Familie Curry trifft, den verwitweten, liebevollen Vater H.C. (Cameron Prud'Homme), seinen ältesten, besserwisserischen Sohn Noah (Lloyd Bridges), dessen jüngeren, einfältigen Bruder Jim (Earl Holiman) und ihre altjungferliche Schwester Lizzie (Katharine Hepburn), schafft er es binnen weniger Stunden, neue Ordnung in deren verfilzte Beziehungsinteraktionen zu bringen. Und am Ende fällt sogar der versprochene Regen.

Die alte Mär von der zunächst unmöglichen scheinenden Gangbarkeit zwischen Wahrhaftigkeit und Träumerei arbeitet Nashs klassisches Stück in liebenswerter Weise und leuchtendem VistaVision auf. Eine von Lancasters großen Paraderollen bildet die Figur des Bill Starbuck, jener selbstherrliche, breit grinsende und umherhüpfende Scharlatan, dessen Betrügereien und Eulenspiegelein seinen Opfern wesentlich wohler tun als sie im Nachhinein zuzugeben bereit sind. Starbucks selbstgebastelte Ideen von Tornadoschutz und Regenzauber funktionieren zwar bestenfalls nur zufällig, vermitteln ihren Konsumenten jedoch zumindest ein mittelfristiges Gefühl von Verständnis und Geborgenheit. Vor allem erkennt Starbuck die Menschen hinter ihrer Fassade. Der streng schwarzweiß und numerisch denkende Rationalist Noah erregt sogleich sein Mitleid, derweil dem leicht dümmlichen, aber frisch verliebten Firlefanz Jim all seine Sympathie zuwandert. Die vertrocknete Lizzie erlebt bei ihm erstmals ein Gefühl des Begehrtwerdens und der Weiblichkeit, womit auch sie sich schlussendlich gerettet und aus ihrem depressiven Trauertal geführt findet. Die Saat für die Zukunft ist gesät, passend dazu findet sich die ausgedorrte Erde Utahs bald neu aufgelockert. Weltverbesserungskino deluxe.

8/10

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FATHER OF THE BRIDE (Vincente Minnelli/USA 1950)


"I was wrong. I figured without the wedding."

Father Of The Bride (Vater der Braut) ~ USA 1950
Directed By: Vincente Minnelli

Für den gesetzten Familienvater Stanley T. Banks (Spencer Tracy) entwickelt sich die Hochzeitsplanung seiner Tochter Kay (Elizabeth Taylor) zur nervlichen Zerreißprobe. Nicht genug damit, dass sein Augapfel plötzlich erwachsen ist und ihre eigene Existenz auf die Beine stellt, muss er als Brautvater auch noch die Ausrichtungskosten übernehmen und sein Haus für sämtliche Feierlichkeiten zur Verfügung stellen. Alsbald droht ihm die Sache über den kopf zu wachsen, doch als er realisiert, dass er für Kay insgeheim noch immer der Größte ist und bleibt, kann er sich zufrieden zurücklehnen.

Herzlich-charmanter Comedy-Klassiker mit einer Paraderolle für den großen Spencer Tracy. Etliche witzige (und sehr wahre) Einfälle wie Stanleys misslungener Martini-Empfang machen den im Hinblick auf seine Inszenierung eher betulich wirkenden Film innerhalb des Genres zu einem Ereignis. Mit liebevoller Ironie verballhornt das Script die Pseudonöte des suburban American bourgeois, beschränkt geradezu wohltuend die Weltschmerz auf seinen vorstädtischen Mikrokosmos und versichert dem Zuschauer, dass auch intrafamiliäre Liebe in Überdosen verabreicht zu gefährlicher Überzuckerung führen mag.
Minnelli besaß ein spezielles Händchen für Komödien mit trockenem Unterbau, davon zeugt neben "Father Of The Bride" auch der etwas später entstandenere "Designing Woman", letzterer sogar ganz erheblich. Der Meister hätte sich auf diesem Gebiet noch verstärkter aktivieren sollen.

8/10

Vincente Minnelli Ehe Familie Hochzeit midlife crisis Satire


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AMERICAN ME (Edward James Olmos/USA 1992)


"Welcome to the clika, carnal!" - "Por vida, ese, por vida."

American Me (Das Gesetz der Gewalt) ~ USA 1992
Directed By: Edward James Olmos

Montoya Santana (Edward James Olmos), einer der führenden Chicano-Drogenbosse Kaliforniens, blickt während eines weiteren Gefängnisaufenthalts, den er eigentlich gar nicht selbst zu verschulden hat, auf sein verpfuschtes Leben zurück. Geboren als Vergewaltigungresultat während einer Sauftour von Navy-Matrosen hat sein nomineller Vater (Sal Lopez) ihn nie wirklich annehmen oder akzeptieren können. Diese fehlende Liebe macht sich früh bemerkbar: Als Jugendlicher (Panchito Gómez) gerät Santana in die keimende Gangszene von East L.A., landet bald darauf im Knast und passt sich nicht nur zur Gänze den dort vorherrschenden Strukturen an, sondern bestimmt diese in entscheidender Weise mit. Nachdem er seinen ersten Mord infolge einer an ihm vollzogenen Vergewaltigung begangen hat, landet Santana in Folsom und wird dort zum Anführer der Chicano-Gruppe 'EME'. Er verbringt lange Jahre im Gefängnis und organisiert ein mächtiges Drogennetz, das relativ mühelos seine Kanäle zwischen 'draußen' und 'drinnen' zu bewirtschaften weiß. Als Santana nach vielen Jahren freigelassen wird, erkennt er, dass seine emotionale Entwicklung irgendwann mit 15 Jahren stehengeblieben ist und er sich kaum an die Außenwelt zu adaptieren lernt. Als er anfängt, Menschlichkeit und Mitgefühl zu zeigen, steht er bei seinen einstigen carnales auf der Abschussliste.

Taylor Hackfords "Bound By Honor" ist ein großes, episches Werk über die komplexen Vorgänge zwischen der gefängnisinternen und -externen Gangkriminalität im Milieu der Chicanos von Los Angeles, das sich über mehrere Jahrzehnte sozialer und individueller Entwicklungen erstreckt. Dabei war "Bound By Honor" nicht der erste Film, der dieses Thema behandelte - ein Jahr zuvor kredenzte der intraethnisch stets hochengagierte Edward James Olmos den nicht minder brillanten "American Me", der im Schatten des großen Nachfolgers bis dato immer etwas unterzugehen scheint.
"American Me" hat es insofern etwas "leichter" als Hackfords Film, als dass er nicht drei parallele Geschichten zu erzählen hat, sondern sich mit einer begnügt - der des Machers und Organisators, des zum Soziopathen erzogenen Schwerstkriminellen. Olmos verleiht diesem eigentlich undefinierbaren Gewaltverbrecher ein besonnenes Charaktergesicht. Bei ihm wird Santana zum Menschen, zum Antihelden und zu einer, zumindest ansatzweise nachvollziehbaren, Persönlichkeit. Weit weniger schmucklos und glanzvoll inszeniert als "Bound By Honor" (der sich ungeachtet dessen trotzdem auch stark an Olmos' Vorbild orientiert) präferiert "American Me" den schonungslosen Weg, ist hässlich und brutal, ohne sich je exhibitionistisch zu geben, mit pseudodokumentarischen Zügen garniert und wirkt allein denzufolge besonders zum erwartbaren Ende hin schwer affizierend. Eines der Meisterwerke seines Jahrzehnts. Sollte man, zumindest bei entsprechender Neigung zu solchen Stoffen, gesehen haben.

10/10

Edward James Olmos Gefängnis ethnics Los Angeles Drogen Biopic





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