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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MARY REILLY (Stephen Frears/USA 1996)


"I always knew you'd be the death of us."

Mary Reilly ~ USA 1996
Directed By: Stephen Frears

Im London der 1880er Jahre erhält die als Kind schwer misshandelte und somit stark traumatisierte Mary Reilly (Julia Roberts) eine Anstellung als Hausmädchen bei dem renommierten Arzt Dr. Jekyll (John Malkovich). Die ebenso liebenswerte wie linkische Art des seltsamen Medziners fasziniert Mary und alsbald entsteht ein wechselseitiges, zartes Vertrauensverhältnis, das der Rest des Gesindes, allen voran der misstrauische Poole (George Cole), eher kritisch beäugt und das auf eine zusätzlich harte Probe gestellt wird, als Jekylls neuer Assistent, ein gewisser Mr. Hyde (John Malkovich), im Hause zu verkehren beginnt...

Nachdem bereits "Dracula" und "Frankenstein" durch Coppola und Brannagh zu Beginn respektive gegen Mitte der Dekade zeitgemäß konstruierte Neuinterpretationen im Kino erfahren hatten, kam mit dem vordergründig unscheinbar betitelten "Mary Reilly" auch die klassische Mär von Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu aufgefrischten Ehren, allerdings in einer bereits literarisch umstrukturierten Variation, die ich allerdings stets sehr mochte. Hierin wechselt die Erzählperspektive zugunsten des von der Autorin Valerie Martin eigens neu eingeführten Hausmädchens Mary Reilly, eines ebenso verhuschten wie zartfühlenden Geschöpfes, das, ebenso wie der Hausherr, höchst abseitige libidinöse Untiefen beherbergt. Anders als im altbekannten Kontext, demzufolge Jekyll seine animalische Seite zu befreien trachtet und deshalb Mr. Hyde freisetzt, deutet Martin das Bedürfnis des Doktors nach innerer Befreiung als Resultat einer schweren Depression gekoppelt mit bleierner Todessehnsucht. Hyde ist hierin also eher die Entsprechung eines selbstzerstörerischen Geistes. Auch die Titelfigur ist ein Musterexempel für freudianische Analysierorgien; offenbar hat die einstmalige Misshandlung durch ihren versoffenen Vater (James Gambon) eine leichte Note masochistischer Unterwürfigkeit bei ihr hinterlassen, die sich in einer ihr selbst unerklärlichen Schwäche für Mr. Hyde manifestiert und sie in Verbindung mit ihren rational erklärbaren Gefühlen für Dr. Jekyll zu einer vollständigen Liebenden macht. Leider findet dieses im Grunde ideale Paar nicht zusammen, denn die Geschichte endet, wie sie eben endet - jedoch deutlich romantischer als gewohnt.

8/10

Stephen Frears Jekyll und Hyde London amour fou Victorian Age Serienmord period piece Madness mad scientist


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INSIDIOUS: CHAPTER 2 (James Wan/USA, CA 2013)


"Be a good girl, Marilyn!"

Insidious: Chapter 2 ~ USA/CA 2013
Directed By: James Wan

Josh Lamberts (Patrick Wilson) Astralkörper hat im Kampf um seinen Sohn Dalton (Ty Simpkins) den Weg zurück aus der Ewigwelt nicht bewältigen können und ist von jener mysteriösen alten Frau, die ihn seit seiner Kindheit verfolgt, überrumpelt worden. Nun steckt diese in Joshs Körper. Wie jedoch die beiden Parapsychologen Specs (Leigh Wannell) und Tucker (Angus Sampson) mithilfe von Elises (Lin Shaye) altem Kollegen Carl (Steve Coulter) und Joshs Mutter (Barbara Hershey) herausfinden, handelt es sich bei dem Josh infiltrierenden Geist mitnichten um eine alte Frau, sondern um den toten Serienkiller Parker Crane (Tom Fitzpatrick), einen zu Lebenszeiten von einem mörderischen Mutterkomplex gesteuerten Frauenmörder, dessen Opfer bis heute keinen Frieden gefunden haben. Der Kampf um eine Lambert-Seele entbrennt aufs Neue, doch dismal muss der Sohn den Vater zurückeskortieren...

Returning behind the red door: James Wan war im letzten Jahr besonders fleißig und hat neben dem schönen Revival-Grusler "The Conjuring" noch dieses Sequel zu seiner drei Jahre älteren "Poltergeist"-Reminiszenz "Insidious" nachgeschoben. Sämtliche Figuren aus dem Vorgänger begegnen uns in der Fortsetzung wieder, selbst die ermordete Elise Rainier, die den Helden hilft, gegen den Geist Parker Cranes vorzugehen, und, wie der Epilog verrät, künftig noch öfter als jenseitige Parapsychologin aktiv sein wird. Erwies sich schon der Erstling als hier und da recht einfältig, kann man dies noch umso mehr von dem chronologisch unmittelbar an diesen anknüpfenden Nachfolger behaupten: Die Ewigwelt verliert an Schrecken und wird zum relativ einfach zu besuchenden Zwischenreich; der fiese, wahrhaft teuflisch gezeichnete Dämon des Originals weicht einem vergleichsweise konventionellen Serienkillergeist, der sich als verkleidete "bride in black" entpuppt - eine wirkliche, böse Alte, siehe "The Conjuring", wäre da doch um Einiges schrecklicher und erklecklicher gewesen. So bleibt eine routinierte Geistermär, wiederum mit den immergleichen Tricks zugegeben versiert Spannung erzeugend und für ein unterhaltsames déjá-vu gut, so ähnlich, wie die alljährliche Kirmes-Geisterbahn, die, wenngleich altbekannt und schon leicht muffig riechend, doch stets den gleichen, liebsamen alten Schauer erzeugt.

6/10

James Wan Sequel Geister Parapsychologie Familie Serienmord Oren Peli Mutter & Sohn Madness Spuk


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THE INVISIBLE MAN'S REVENGE (Ford Beebe/USA 1944)


"You've got to believe what you can't see!"

The Invisible Man's Revenge (Der Unsichtbare nimmt Rache) ~ USA 1944
Directed By: Ford Beebe

Der einst in Afrika zurückgelassene, totgeglaubte Abenteurer Robert Griffin (Jon Hall) kommt zurück nach England, um sich den rechtmäßigen Anteil am von ihm und dem Ehepaar Herrick (Gale Sondergaard, Lester Matthews) entdeckten Diamantenfeld zu sichern. Die Herricks jedoch wollen sich des ungehalten auftretenden Griffin sogleich wieder entledigen, was diesen nur noch mehr in Rage versetzt. Per Zufall gerät er an Dr. Drury (John Carradine), der ein Unsichtbarkeitsserum erfunden hat und es sogleich an Griffin testet. Dieser dreht daraufhin endgültig durch, schreckt auch vor Mord nicht zurück und drangsaliert die Herricks im eigenen Hause.

Der finale Eintrag in Universals "Invisible"-Reihe nach vier Vorgängern ("The Invisible Woman" folgt an dieser Stelle noch in Kürze) liebäugelt deutlich manifester als bislang gewohnt mit den campigen Subebenen, die dem Archetypus einer Geschichte um unsichtbare Irre wohl wesentlich innewohnt. Wiederum ist John Hall in der Rolle der Titelfigur zu sehen; er trägt wie der originale Unsichtbare den Familiennamen Griffin, wenngleich dies im vorliegenden Falle wohl eher auf reinen Zufall, respektive stoische Rechtenutzung oder auch eine Laune des Scriptautoren zurückzuführen ist. Robert Griffin ist nämlich kein Chemiker, sondern ein eher unterbelichteter Instinkttyp, dessen Gier und Rachegelüste ihm die unflätigsten Flausen in den Kopf setzen. Als (slightly mad) scientist ist stattdessen der ehrwürdige John Carradine zu bewundern, der unsichtbare Haustiere hält und mit dem Feuer spielt, als er Griffins Ehrgeiz, seinen Mut unter Beweis zu stellen, bei der Wurzel packt.
Ich fand dieses letzte Sequel, das, die Dart-Sequenz verrät's - auch Carl Gottliebs vortrefflichen "Amazon Women On The Moon"-Beitrag "Son Of The Invisible Man" primär inspiriert haben dürfte, wieder etwas unterhaltsamer als den Vorgänger "Invisible Agent". Wahrscheinlich war der Agent mir schlicht nicht wahnsinnig genug.

7/10

Ford Beebe Unsichtbarkeit Sequel Madness Univeral-Monster


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INVISIBLE AGENT (Edwin L. Marin/USA 1942)


"Are you insane?" - "No, just transparent."

Invisible Agent (Der unsichtbare Agent) ~ USA 1942
Directed By: Edwin L. Marin

Gestapo und Japaner versuchen vereint, Frank Raymond (Jon Hall), dem Enkel des legendären "Unsichtbaren Mannes" Jack Griffin, die revolutionäre Formel seines Großvaters abzuluchsen. Raymond weigert sich heldenhaft, erkennt jedoch, dass sein Familiengeheimnis in den richtigen Händen kriegsentscheidend sein kann. Im Auftrag der Briten nimmt Frank den Unsichtbarkeitstrunk zu sich und reist im Geheimen nach Berlin, um von den neuesten Eroberungsplänen der Nazis zu erfahren. Dort lernt er die Agentin Maria (Ilona Massey) kennen und lieben, kämpft gegen übles Gesocks wie Gestapochef Stauffer (Cedric Hardwicke), und dessen Buckler Heiser (J. Edward Bromberg) sowie den geheimnisvollen Japaner Ikito (Peter Lorre) und erfährt, dass Hitler in die USA einmarschieren will.

Ein loser Eintrag in das "Invisible"-Franchise der Universal, sowie der einzige Fall, in dem sich einer der klassischen Monsterzyklen des Studios mit dem hollywood'schen Propagandafilm jener Tage kombiniert fand. Die Geschichte ist natürlich schlüssig: Die einst von Wells ersonnene Unsichtbarkeitsformel muss die Phantasie eines jeden Kriegsstrategen in höchstem Maße beflügelt haben und bot somit auch Platz für eine entsprechende Kinophantasie. Hier ist von dem buchstäblichen Irrsinn, der die früheren Konsumenten des Serums noch binnen kurzer Zeit befiel, nichts mehr verlautbart; der Unsichtbare, dargestellt von Universals B-Flynn der Vierziger, Jon Hall, ist der Held ein strahlender Abenteuer, dessen Scherze gegen das dekadente Herrenmenschenpack, allen voran den ebenso feisten wie geilen Kleiser, der die Eroberung der Anrainer-Staaten vor allem zur Aufbesserung seines kulinarischen Arsenals nutzt, sogar mit dem Screwball-Fach liebäugeln. Von dem in "The Invisible Man Returns" immerhin noch ansätzlich nachvollziehbaren Horrorwurzeln der Story ist bei Marin und Siodmak derweil nichts mehr zu spüren. "Invisible Agent" ist nicht mehr und nicht weniger denn ein wohllauniger, kleiner Reißer, der auf komische Weise Front gegen Hitler und seine Schergen macht und mit Peter Lorre die erwartungsgemäß größte personelle Stärke aufbietet.

6/10

Edwin L. Marin Curt Siodmak George Waggner Universal-Monster Nationalsozialismus WWII Unsichtbarkeit Berlin Spionage Propaganda


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V/H/S (Adam Wingard, Ti West, David Bruckner, Glenn McQuaid, Joe Swanberg u.a./USA 2012)


"I like you."

V/H/S ~ USA 2012
Directed By: Adam Wingard/Ti West/David Bruckner/Glenn McQuaid/Joe Swanberg/Radio Silence/Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gillett/Justin Martinez/Chad Villella

Eine Gang delinquenter Herumtreiber, die ihre üblen Aktionen gern mit einer Videokamera aufzeichnet und später verscherbelt, erhält den Auftrag, aus einem Haus vor der Stadt ein mysteriöses Tape zu bergen. In dem Gebäude findet man nicht nur eine im Fernsehsessel sitzende Leiche vor einem Turm aus flimmernden Röhrengeräten, sondern auch zahlreiche Video-Cassetten mit höchst eigenartigen Inhalten: 1.) Drei Jungs schleppen zwei vermeintlich volltrunkene Mädels aus der Disco ab, wovon sich eine im Hotelzimmer als von einem höchst abnormen Appetit gesegnet präsentiert; 2.) Ein Hochzeitspaar ist auf der Route 66 unterwegs von Motel zu Motel, wird dabei jedoch von einer mysteriösen, dritten Person verfolgt; 3.) Wendy schleppt drei ihrer Collegefreunde an einen einsam gelegenen Waldsee, wo sie als Köder für einen offenbar übernatürlichen Killer herhalten sollen, mit dem Wendy noch eine alte Rechnung offenhat; 4.) Ein eine Fernbeziehung führendes Pärchen kommuniziert via Internetchat. Sie hört merkwürdige Geräusche in ihrer Wohnung, die auf geisterhafte Erscheinungen zurückzuführen sind und hat ein eigenartiges Ekzem am Arm; 5.) Vier Kids wollen zu einem Halloween-Happening, platzen jedoch ohne es zu wissen in eine Teufelsaustreibung, die sie dummerweise auch noch fehlinterpretieren...

Recht experimentell angelegter Found-Footage-Eisodenhorror, der das genreimmanent klassische, narrative Muster einer Omnibus-Erzählung mit loser Rahmenhandlung eigentlich recht traditionell variiert, es jedoch mit dem Stilmittel des embedded filming, also der subjektiven Kamera als zusätzlichem Protagonisten anreichert. "V/H/S" nimmt sich dabei in formaler Hinsicht prononciert wild und anarchisch aus, verzichtet gezielt auf ein konzises Gesamtbild und müht sich, sein Publikum via konzeptionell bedingter Unübersichtlichkeit zu verunsichern und zu ängstigen. Die einzelnen Geschichten, die Frame-Story inbegriffen gibt es derer insgesamt sechs, können dabei durchweg gut bestehen, versuchen natürlich, jede für sich und von einem anderen Filmemacher entwickelt, eine besondere Klimax zu erreichen, kämpfen jedoch letztlich auch mit den ganz gewöhnlichen Problemen, mit denen sich jeder Horrorfilm, der sich auf die Fahne schreibt, seine Zuschauer mittels ungewöhnlicher Methoden umzupusten, konfrontiert findet: Letztlich ist man auf klassische, um nicht zu sagen obsolete Motive angewiesen, die mittlerweile eben durch die Bank und allesamt nurmehr Vorhandenes repetieren können. Auch "V/H/S" macht da keine Ausnahme, er stellt, vor allem infolge mangelnder Konzision, perzeptionell zwar eine gewisse Herausforderung dar, die sich auf dem heimischen Fernseher sicherlich einfacher bewältigen lässt denn auf der Großleinwand, benötigt für sein erklärtes Ziel der Verstörung allerdings ein halbwegs "jungfräuliches" Publikum. Dennoch ein beachtenswerter, ambitionierter Film.

7/10

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MALABIMBA (Andrea Bianchi/I 1979)


Zitat entfällt.

Malabimba (Komm und mach's mit mir) ~ I 1979
Directed By: Andrea Bianchi

Kein geringerer Geist als der von Lucrezia Borgia persönlich fährt (nach zweiter Wahl, wie man ergänzend erwähnen muss) in den Körper der aufkeimenden Bimba Karoli (Katell Laennec), Spross des finanziell notleidenden Blaublütigen Andrea Caroli (Enzo Fischiella). Um sich gesundstoßen zu können, lässt jener sich von der Noch-Ehefrau seines infolge eines Schlaganfalls komplett funktionsuntüchtigen Bruders Adolfo (Giuseppe Marocco) in die Kiste zerren, während Bimba nächtens durchs Schloss pilgert und allen beim Bumsen zuschaut oder andere versaute Dingelchen anstellt. Für die wohlgläubige Schwester Sofia (Mariangela Giordano) unhaltbare Zustände, die da ihren üblen Lauf nehmen...

Ein weiteres Highlight von dem nie sonderlich sensitiv salbadernden Anrdrea Bianchi, bei dem der schmalzige Schmier aus allen Rillen der Bahnhofskino-Leinwand respektive des Fernsehgeräts trieft und tropft. Für ein immer noch weiteres "Exorcist"-Rip-Off waren sich die Italiener ja bekanntermaßen nie zu schade und so folgte nach den sogar vergleichsweise feinsinnigen "Chi Sei?" und "L'Anticristo" mit einigem Abstand noch diese Knallschote, die ganz unverfangen die sexuellen Aspekte schweinischer Besessenheit in den Vordergrund stellt und dem ganzen ohnedies unheiligen Gebahren einen gehörigen Batzen lustiger Vögelei auf die Krone setzt. Selbstredend macht auch die Münchener Synchronfassung, die durchweg an die eines (damals ja auch noch stets prominent vertonten) Pornos erinnert, keinerlei Gefangene. Durch ein paar relativ nachlässig eingefügte HC-Inserts geht die Gleichung dann sogar auf und es ergießt sich eine gehörige Brause multipler Fiesimatenten über den geneigten Zuschauer, der zartbesaiteten Mitbetrachtern auch und insesondere heute (noch) die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Megamäßig, I say.

6/10

Andrea Bianchi Adel Familie Besessenheit Europloitation Sleaze


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INCUBUS (John Hough/CA 1982)


"There's too much of that stuff for one man."

Incubus ~ CA 1982
Directed By: John Hough

In der Kleinstadt Galen geschehen mehrere Vergewaltigungen, die zumeist den Tod des jeweiligen Opfers nach sich ziehen: Der Uterus ist stets völlig zerfetzt und Unmengen blutroten Spermas finden sich in den Leichnamen. Für den Internisten Dr. Cordell (John Cassavetes), der erst seit einem Jahr mit seiner Tochter Jenny (Erin Noble) in Galen lebt, sind diese Fälle ein Rätsel. Allerdings scheint Jennys Freund Tim (Duncan McIntosh) etwas mit den Verbrechen zu tun zu haben: Ihn plagen schreckliche Träume von Hexenfolterungen und somnambule Zustände. Doch kann Tim unmöglich der Täter sein; allzu grauenhaft verstümmelt sind die Opfer. Wer oder was verbirgt sich tatsächlich hinter den Bluttaten?

Ein reichlich bizarrer Film, in den sich Cassavetes auf der Suche nach schnellen Dollars sowie der mit 68 ziemlich durchwindete John Ireland als kundiger Dorfpolizist, beide wohl ziemlich 'boozed', da geschleppt haben: Teils abenteuerlich montiert, überhastet zusammengeschrieben und angewiesen auf ein Publikum mit gehöriger Portion good will nimmt sich "Incubus" aus; eine an sich gar nicht mal unschmucke Idee von einer monströsen Dämonenkreatur in (geschickter) menschlicher Tarnung und angetrieben von stetem Reproduktionstrieb. In die stets etwas abseitig erscheinende Filmographie von John Hough passt der Film dennoch ganz gut, so wirklich linear scheint mir nämlich auch sonst keiner seiner bisher von mir geschauten Filme auszufallen. Ihnen allen scheint eine immanente Widerborstigkeit gemein, hinter der sich dann doch ein gar nicht mal unansehnliches Stück B-Kino verbirgt. Diesen Kern muss man allerdings erstmal freischaufeln und das kostet Mühe und Beschäftigung, die Hough ganz bestimmt nicht aufs Geratewohl von jedem Allerweltszuschauer verlangen kann.

5/10

John Hough Hexen Monster Dämon Traum Vergewaltigung


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FAUST: LOVE OF THE DAMNED (Brian Yuzna/E 2000)


"I am the pornography that gets you hot!"

Faust: Love Of The Damned ~ E 2000
Directed By: Brian Yuzna

Der Künstler John Jaspers (Mark Frost) verliert seine Holde (Jennifer Rope) durch den überraschend auf ihn und sie verübten Gewaltakt einer übler Gang. Um seine Vergeltung zu bekommen, besiegelt er voller Verzweiflung einen Pakt mit dem mysteriösen M (Andrew Divoff), der einer geheimen Sekte namens "The Hand" vorsteht. Jaspers verwandelt sich fortan bei Bedarf in einen metzelnden Racheengel, der alles filetiert, was ihm vor die Klingen kommt. Geliebt von der schönen Psychologin Jade (Isabel Brook) und beschattet von dem eifrigen Lieutenant Margolies (Jeffrey Combs) bahnt sich Jaspers seinen blutigen Weg durch den kriminellen Untergrund. Auch der sinistre M, der eine dämonische Entität, den 'Homunculus' auf die Erde rufen will, muss sich Jaspers mittelfristig stellen.

Faustische Superhelden II: Ganze fünf Jahre älter als Spawn ist der noch um einiges weniger jugendfreie Faust, erdacht von den beiden Autoren Tim Vigil (Illustrationen) und David Quinn (Storys), veröffentlicht vom Underground-Verlag Rebel/Avatar. Die in schwarz-weiß publizierten Geschichten erschienen in keiner regelmäßigen Frequenz und wurden bei einer Gesamtzahl von lediglich fünfzehn Ausgaben über einen Zeitraum von 25 Jahren veröffentlicht. Wie der Name der Titelfigur berreits verrät, ist "Faust" ein direkter Nachkomme der goetheschen Gestalt, deren Antagonist Mephistopheles sich in Comic und Film zeitgenössisch als 'M' abkürzt. Yuzna wählte die Adaption als Eröffnungsstück seiner neu gegründeten, spanischen Produktionsgesellschaft Fantastic Factory, die als Subfirma des Filmax-Verleihs bis 2005 nur acht Filme herstellte und dann wieder einschlief. Gefilmt wurde in und um Barcelona - immerhin geschickt genug, um nie den Eindruck zu verwischen, es handele sich um eine amerikanische Großstadt. Der Soundtrack wurde, gemäß einer neunziger-typischen Tradition, von harten Bands geliefert, die allesamt beim Label Roadrunner unter Vertrag standen. Der Connaisseur weiß, was das bedeutet: Palaver, aber deluxe! So weit, so eigen. "Faust: Love Of The Damned" ist ein vielgehasster, vielgeschmähter Film, dessen höchst eigenwilliges Auftreten es einem tatsächlich nicht eben leicht macht. Dennoch glaube ich, hinter all dem verschrobenen, merkwürdig pastiche-artigen Gewimmel, das einer akut spürbaren Komik nicht entbehrt, eine spezifische Konzeption ausmachen zu können, den Willen dazu, etwas anderes, eigenes zu liefern ohne die direkte Tendenz der Publikumsanbiederung. Bei aller campigen Pappnasigkeit sitzt da irgendwo noch was im Verborgenen, das, wenn ich es in ferner Zukunft irgendwann benennen kann, ich hier veröffentlichen werde. Bis dahin bleibt mir bloß die Einordnung im Mittel.

5/10

Brian Yuzna Satan Comic Camp


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SOCIETY (Brian Yuzna/USA 1989)


"Just a little bit paranoid, Bill, within normal ranges."

Society (Dark Society) ~ USA 1989
Directed By: Brian Yuzna

Bill Whitney (Billy Warlock) ist ein typisches Beverly-Hills-'rich-kid', ein verwöhnter Siebzehnjähriger, für den es zum Alltag gehört, zum Analytiker zu gehen, Sportwagen-Coupés zu fahren und auch sonst jedweden materiellen Wohlstand als selbstverständlich hinzunehmen. Eines Tages wird er jedoch stutzig: Seine Familie beginnt sich zunehmend merkwürdig zu verhalten, Schulkameraden ebenso und David Blanchard (Tim Bartell), ein aufdringlicher Verehrer seiner Schwester Patrice Jennings), konfrontiert Billy mit höchst obszönen Tonband-Aufnahmen und segnet kurz darauf bei eine Verkehrsunfall das Zeitliche. Zudem hat Billy ein komisches Gefühl bezüglic seiner neuen Angebeteten Clarissa (Devin DeVasquez). Schließlich muss er die Wahrheit erkennen: Diverse gesellschaftliche Schlüsselpersonen in Beverly Hills gehören einer uralten Geheimloge perverser Mutanten an, die jeden, der ihr Geheimnis entdeckt, auf unappetitliche Art beseitigen...

"Scenes From The Class Struggle in Beverly Hills" war eine prominent besetzte Satire von Paul Auster, die sich mit der Dekadenz der Reichen und Schönen im Sonnenstaat befasste. Im gleichen Jahr erschien, freilich auf deutlich kleiner Bühne und einem Zirkel Eingeweihter vorbehalten, Brian Yuznas thematisch stark anverwandter "Society", eine hübsche Grand-Guignol-Komödie rund um paranoide teenage angst und ein paar lustvoll eklige Make-Up-Eskapaden, die wie immer Yuznas pan-japanischer Kollege Screaming Mad George besorgte und die im Rahmen ihrer budgetbedingten Durchsichtigkeit als durchaus innovativ bezeichnet werden können - immerhin hat man seit Carpenters "The Thing" solch schleimige Verformungen, wie sie das große Finale von "Society" bereithält, auf der Leinwand nicht mehr bewundern dürfen. Yuznas Orientierung an den Secret-Invasion-Movies der Fünfziger, in denen häufig einem (juvenilen) Individuum bewusst wurde, dass seine Nächsten gar nicht (mehr) seine Nächsten sind, wird ferner auch Kevin Williamson stark beeinflusst haben. Sein "The Faculty" spricht diesbezüglich Bände.

7/10

Brian Yuzna Kalifornien Beverly Hills Satire Mutanten Monster Familie


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SPAWN (Mark A.Z. Dippé/USA 1997)


"Just get me to a hospital."

Spawn ~ USA 1997
Directed By: Mark A.Z. Dippé

Der CIA-Profikiller Al Simmons (Michael Jai White) wird von seinem Boss Jason Wynn (Martin Sheen) gelinkt und während der Erfüllung eines Auftrages in Nordkorea ermordet. Simmons fährt geradewegs hinab ins Inferno, schließt mit dem Höllenfürsten Malebolgia jedoch einen Pakt: Um nur noch einmal seine geliebte Frau Wanda (Theresa Randle) sehen zu können, wird er zu einem 'Hellspawn', einem Satanssoldaten, der die höllischen Heerschaaren im Krieg gegen den Himmel anführen muss. Fünf Jahre später - für Simmons ist kein Tag vergangen - landet der untote Veteran schrecklich verbrannt wieder in New York - ausgestattet mit übermenschlichen Kräften und einem mit einem Eigenleben versehenen Symbionten als gepanzertem Kostüm. Während ein infernalischer Dämonenclown (John Leguizamo) Spawn die Hölle schwermacht, findet er in seinem ausrangierten Vorgänger Cogliostro (Nicol Williamson) einen väterlichen Freund, der ihm gegen den machtbesessenen Wynn und gegen Malebolgia beisteht.

Faustische Superhelden I: Die Geschichte der Comicfigur 'Spawn' ist zugleich die ihres Erfinders Todd McFarlane. Der exzentrische Zeichner und Autor hatte bereits häufig für die beiden Großen Marvel und DC gearbeitet, bevor er, sich kreativ beschnitten, eingeschränkt und gemaßregelt fühlend, seinen eigenen Verlag Image Comics gründete. Dessen Flaggschiff bildete in den frühen Neunzigern Spawn, jener untote Superheld, der sich infolge eines mephistophelischen Kontrakts seinem Schicksal fügen musste und gegen allerlei höllische, himmlische und irdische Gegner, vom ordinären Gangsterboss über Sektenstifter, Serienkiller und Super-Cyborgs bis hin zu Engeln und Dämonen anzutreten hatte. Al Simmons war darüberhinaus ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Superheld und unterschied sich deutlich von den Archetypen: Dunkelhäutig, furchtbar entstellt und vernarbt, unter Obdachlosen lebend, schnell mit der Waffe zur Hand und überaus gewalttätig, außerdem nicht allzu clever und stark instinktgesteuert. Die Serie läuft seit mittlerweile fast 22 Jahren und hat sich ihr populäres Renommee im Medium bewahrt.
Bereits vier Jahre nach erscheinen der Erstausgabe war es beschlossene Sache für McFarlane, sein mittlerweile auch im Actionfigurensektor angelangtes Franchise auch ins Kino zu bringen. Mit New Line ward eine Produktionsgesellschaft gefunden, die McFarlanes Einfälle wohl weithin zu dessen Zufriedenheit zum Leben erweckte. Weit weniger blutig als der Comic und in der Kinoversion mit einem PG-13-Rating versehen, ist "Spawn" vor allem eines: Bizarr. Mit teilweise schaurigen CGIs versehen, die zwischen grandios misslungen und ausnehmend beschissen changieren und deren Limitation insbesondere in der Animation Malebolgias sichtbar wird, einem viel zu weit ins Zentrum gerückten, unentwegt käsige Witzchen kloppenden Violator bzw. Clown, an dessen Interpretation John Leguizamo wohl seine Freude gehabt haben wird, die irgendwann aber nurmehr tödlich nervt, einem imbezilen Drehbuch und ansonsten mäßigen Darstellern, wirkt der Film dennoch merkwürdig ambitioniert, gerade so, als würde er sich seinem Scheitern bewusst stellen und dieses im Zuge einer Art anarchischer Abrissparty in Grund und Boden feiern. So kommt "Spawn" nie zur Ruhe, seine Aufzüge sind minimalst kurz, ständig passiert irgendwo etwas und audiovisuell ist Dauerbefeuerung angesagt. Daher und infolge seiner Herkunftsgeschichte mag ich das Ding auch irgendwie, wenngleich das zeitgleich produzierte, achtzehnteilige Animationsserial vielfach exponentiell besser ist und ein jeder, der diesen Film verwünscht und auf dem Scheiterhaufen zu exorzieren trachtet, richtiger liegt als ich. Manchmal muss es eben Käse sein.

5/10

Mark A.Z. Dippé New York Hölle Satan D.C. Camp Comic





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