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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BAD MOON (Eric Red/USA 1996)


"You know you're always welcome here."

Bad Moon ~ USA 1996
Directed By: Eric Red

Nachdem der Naturforscher Ted (Michael Paré) bei einer Reise in den indischen Urwald von einem Werwolf angefallen wurde, hat er sich, zurück in den Staaten, in die tiefen Wälder Washingtons zurückgezogen, um möglichst wenige Menschen zu gefährden. Doch seine allnächtlichen Streifzüge als Monster fordern trotz aller Schutzmaßnahmen stets neue Opfer. Als Teds Schwester Janet (Mariel Hemingway), die allein mit Söhnchen Brett (Mason Gamble) und Schäferhund Thor in einer Kleinstadt nahe Seattle lebt, Ted einlädt, sich mit seinem Trailer in ihrem Garten einzurichten, ahnt sie nicht, dass sie sich damit den Tod ins Haus holt. Einzig Thor weiß um die böse Natur des neuen Hausgasts, doch der auch in Menschengestalt immer durchtriebener agierende Ted sorgt dafür, dass der brave Hund ins Tierasyl kommt...

Sowohl für Freunde von Werwolffilmen als auch für Hundeliebhaber ist "Bad Moon" gleichermaßen ein Geschenk; ich persönlich halte ihn sogar für einen der feinsten Vertreter des lykanthropen Subgenres, insbesondere im Kontext der allgemein vergleichsweise faden Neunziger. Zudem stellt er eine schöne Hommage dar an Hitchcocks "Shadow Of A Doubt", wenngleich unter etwas weniger subtilen Vorzeichen: Der vermeintlich liebe Onkel, dessen janusköpfige, finstere Natur im Verborgenen liegt, kommt ins Haus seiner Schwester. Anstelle der Nichte ist es hier allerdings der treue Schäferhund Thor (nach dem auch die Romanvorlage von Wayne Smith benannt ist), der um die heimliche Natur des Hausgasts weiß und sich gerade dafür unschuldig verbrämt findet. Am Ende wird glücklicherweise alles gut.
"Bad Moon" ist, wie alle Filme von Eric Red, sehr konzentriert und von eigener, zuweilen verschroben wirkender Note, mit einer ungewöhnlich kurzen Laufzeit versehen. Hier und da gibt er sich wie ein paraphrasierter Kinderfilm, insbesondere in der Schilderung der Beziehung zwischen Brett und Thor, macht hinsichtlich seines Effekteinsatzes jedoch keine Gefangenen. Die für die finale Verwandlungsszene bemühten CGI wirken hier und da noch recht unfertig, wie Reds Film auch sonst rasch zur Zielscheibe für übereifrige Kritiker herhalten mag. Ich für meinen Teil lasse mich davon jedoch nicht belullen.

8/10

Eric Red Werwolf Familie Bruder & Schwester Hund Monster


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TOURIST TRAP (David Schmoeller/USA 1979)


"We're going to have a party!"

Tourist Trap ~ USA 1979
Directed By: David Schmoeller

Fünf junge Leute (Jocelyn Jones, Jon Van Ness, Tanya Roberts, Robin Sherwood, Keith McDermott) reisen durch die Provinz. Nach einer Reifenpanne bleiben sie in der Nähe des anseits gelegenen Hauses von Mr. Slausen (Chuck Connors) hängen, der mitten im Nirgendwo ein kleines Wachsfigurenkabinett betreibt. Nach und nach verschwindet einer nach dem anderen aus der Clique und Slausen, der vorbibt, sich um Hilfe zu bemühen und die Kids vor seinem "gefährlichen Bruder" warnt, benimmt sich zunehmend seltsam. Zudem scheinen seine Figuren und Puppen ein merkwürdiges Eigenleben zu führen...

Die Bezeichnung "Tourist Trap" steht ursprünglich für provinzielle Andenkennepper, die an den zahllosen Interstates mit Sehenswürdigkeiten wie dem "Größten Staubkorn der Welt" wetteifern, um entsprechend geneigten Ausflüglern ein paar Kröten aus den Taschen zu jubeln. In Schmoellers wunderbarem kleinen,von einem damals noch freistehenden Charles Band produziertem Horrorfilm gewinnt dieser Name jedoch an verhängnisvoller Zweideutigkeit. Das für die Kinoaufführung erteilte PG-Rating, das dem visuell sehr zurückhaltenden, eher hinterrücks verstörendem Werk seinerzeit auferlegt wurde, sorgte ironischerweise für einen anfänglichen Kasseneinbruch, denn die Kids wollten Blut und Messer. Seinen Klassikerstatus erlangte Schmoellers wohl schönste Arbeit erst im Laufe der Folgejahre, als man nach und nach seines wahren Potenzials gewahr wurde. Chuck Connors als gestörter Backwood-Psycho, der augenscheinlich über telekinetische und Bauchredner-Fähigkeiten verfügt, ist in der Rolle seines Lebens zu sehen. Lustvoll gestaltet er den Part des ebenso schizophrenen wie sadistischen Psychotikers, der seine Opfer ersteinmal heftigst in Panik zu versetzen versteht, bevor er sie dann seiner Sammlung einverleibt. Ganz famos auch die deutsche Synchronfassung, in der Arnold Marquis auf Connors eine meisterhafte Kostprobe seines stimmlichen Könnens zum Besten gibt.
Was in Slausens Gestaden wirklich vorgeht; ob die Puppen ein unseliges Eigenleben führen oder nur durch die Kräfte ihres Herrn und Meisters in Bewegung und Gelächter versetzt werden, bleibt bis zum Ende unklar. Gut so, denn gerade diese vagen, leisen Vermutungen machen "Tourist Trap" so schön bedrohlich und anders als den Rest.

8/10

David Schmoeller Backwood Terrorfilm Charles Band Madness Slasher Serienmord Puppen


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ONLY GOD FORGIVES (Nicolas Winding Refn/DK, F, THAI, USA, S 2013)


"It's a little more complicated than that, mother."

Only God Forgives ~ DK/F/THAI/USA/S 2013
Directed By: Nicolas Winding Refn

Bangkok: Nachdem er eine sechzehnjährige Prostituierte ermordet hat, wird Unterweltboss Billy (Tom Burke) seinerseits von dem von Police Lieutenant Chang (Vithaya Pansringarm) zur Rache genötigten Vater (Kowit Wattanakul) hingeschlachtet. Für Crystal (Kirstin Scott Thomas), Billys Mutter, ist dies nicht akzeptabel. Sie macht ihren jüngeren Sohn Julian (Ryan Gosling) zum Racheinstrument. Der seiner Mutter anfänglich noch hörige Julian versagt jedoch auf ganzer Linie, zumal er gegen den schwertschwingenden Racheengel Chan nicht den Hauch einer Chance hat und dies auch zu spüren bekommt.

Viele der mit Refns vormaligem Werk nur unzulänglich vertrauten "Drive"-Fans und -Hyper dürften mit "Only God Forgives" ihre liebe Not gehabt haben. Wer indes mit "Fear X", "Bronson" und "Valhalla Rising" etwas anzufangen wusste, der sollte auch mit dem sich ähnlich sperrig wie die Genannten gebenden "Only God Forgives" sein Auskommen finden. Der hypnotische Sog der Genannten, ihre äußere Verschrobenheit und Stasis, gepaart mit den wundervoll beleuchteten Bildern des vollkommen artifiziell wirkenden, Bangkoker Halbwelt-Milieus, bestimmen das Bild dieses keineswegs im Vorbeigehen konsumierbaren Films, der eigentlich nur die beiden Alternativoptionen zulässt, sich gänzlich auf ihn und sein spinnenetzartiges Gewebe einzulassen, oder sich ihm trotzig zu verweigern. Ersteres lohnt sich in jedem Fall, wobei mir zugegebermaßen mein fortgeschrittener Promillepegel durchaus behilflich war dabei. Und Refn ist meines Erachtens der einzige Regisseur, der Gosling vernünftig inszeniert. Wobei ich besonders die Arena-Szene genossen habe, in der er pfundweise auf die schöne Fresse bekommt.

8/10

Nicolas Winding Refn Thailand Bangkok Familie Rache Mutter & Sohn Nacht


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GIANT FROM THE UNKNOWN (Richard E. Cunha/USA 1958)


"Hello? Who's there?"

Giant From The Unknown (In den Klauen des Giganten) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha

Im idyllisch gelegenen 'Teufelstal' im Norden Kaliforniens kommt es seit Neuestem immer wieder zu seltsamen Gewaltexzessen, denen sowohl Tiere als auch Menschen zum Opfer fallen. Die Kadaver und Leichen sind jeweils schwer verstümmelt und zerfetzt. Der ortsansässige junge Geologe Wayne Brooks (Ed Kemmer) ahnt bereits, dass die Geschehnisse etwas mit seiner jüngsten Entdeckung im Teufelstal zu tun haben: Eine längst als ausgestorben geltende Eidechse hat, eingeschlossen in bleihaltigem Felsgestein, über 500 Jahre überlebt. Zusammen mit dem auf der Spur der Conquistadoren befindlichen Archäologen Dr. Cleveland (Morris Ankrum) und seiner Tochter Janet (Sally Fraser) stößt Wayne schließlich auf den uralten Eroberer Vargas (Buddy Baer), der sich wie ein Berserker durch die Gegend metzelt.

Richard E. Cunha war ein guter Mann fürs Billige. Seine hoffnungslos unterbudgetierten Genrestreifen sind stets eine Riesengaudi, weil sie ihre hanebüchnen Sujets so wunderbar ernst nehmen und Cunha aus den ihm zur Verfügung stehenden Mindermitteln nonchalant eine Tugend zu machen pflegte. 1958 war ein produktives Jahr für ihn: Vier seiner insgesamt sechs Regiearbeiten wurden darin uraufgeführt, so auch "Giant From The Unknown". In diesem tritt mit einem uralten, angeblich riesenhaften Conquistadoren ein höchst irdisches "Monster" auf den Plan, das mit seinen geschätzten 1,95 und ziemlich babyhaften Patschehändchen eigentlich nicht sonderlich monströs wirkt. Dennoch vermag Cunha es, mittels geschicker Suggestion zumindest im ersten Drittel hier und da wohlige Spannung zu erzeugen. Als dann erstmals Buddy Baers freundliches Rübezahl-Gesicht erscheint, ist es damit freilich vorbei. Den Monumentalfreunden noch als stiertötender Ursus aus "Quo Vadis" geläufigen, putzigen Protz als gnadenlosen Wüterich zu besetzen, muss als ziemlich doofer Witz kategorisiert werden. Den Vogel schießt jedoch eine 'Romantikszene' mit Kemmer und Fraser ab, die vor einer nächtlichen Seekulisse turteln sollen. Während Kemmer noch schwärmt, wie gern er "immer wieder an diesen wunderbaren Platz zurückkehre", hat der Zuschauer zwangsläufig längst gemerkt, dass die beiden vor einer ziemlich dilettantisch ins Bild gesetzten, vergrößerten Fototapete herumstehen. Ouch. But that's C, ain't it?

6/10

Richard E. Cunha Wald Monster Riese Kalifornien


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PASSION (Brian De Palma/D, F 2012)


"I confess."

Passion ~ D/F 2012
Directed By: Brian De Palma

Als ihre Untergebene Isabelle (Noomi Rapace) eine bahnbrechende Idee für einen Handy-Werbespot hat, reagiert die Agenturleiterin Christine Stanford (Rachel McAdams) höchst biestig: Sie gibt den Einfall als ihren eigenen aus. Die zunächst schwer geschockte Isabelle jedoch, die zugleich ein Verhältnis mit Christines Lover Dirk (Paul Anderson) pflegt, dreht den Spieß um. Nun ist Christines Rache nicht mehr aufzuhalten: Sie macht Isabelle vor sämtlichen Kollegen lächerlich und diffamiert sie in aller Öffentlichkeit. Isabelle lässt sich Schlaftabletten verschreiben und scheint sehr aus der Spur zu geraten. Als Christine dann eines Nachts in ihrem Haus ermordet wird, steht Isabelle zunächst erwartungsgemäß unter dringendem Tatverdacht. Doch sie hat für die Tatzeit ein wohlfeiles Alibi...

Neben "Trance" und "Side Effects" nun also ein weiterer, doppelbödiger Thriller um hinterfotzige Weibsbilder und ihre sinistren Konspirationen. "Passion" besitzt gegenüber den beiden Erstgenannten allerdings den Vorteil, mit Brian De Palma der ungekrönte Meister solch vordergründig abgeschmackter Kriminalstorys als Mastermind und Dirigenten aufweisen zu können. "Passion" beginnt wie das campige Kinoabbild einer x-beliebigen Daily Soap; die Werbebranche, stets gern als Kulisse für Erfolgs- und Zickenkrieg genutzt, trägt auch hier die Wurzel allen Übels. Berlin, London, New York, die Glitzermetropolen reicher, selbstverständlich ausnahmslos mänlicher Managementsäcke und lüsterner Emporkömmlinginnen, stehen Pate für das gnadenlose Ausblutungsbusiness. Bei De Palma kann man jedoch wohlfeil davon ausgehen, dass er solch offensichtlich durchtriebenes Gebuhle höchst satirisch aufarbeitet. Die Bluttat folgt auf dem Fuße und Traum, Realität und Schuldkomplexe verschwimmen zu einem künstlerisch gefilmten Vexierspiel mit all den wohlfeilen Kabinettstückchen: split screen, subjektive Kameraperspektiven, schräge Aufnahmewinkel.
Dass ich die Vorlage "Crime D'Amour" nicht kannte, habe ich im Nachhinein nicht bereut. Kann sowieso nicht besser sein als ein Werk des Meisters.

8/10

Brian De Palma Berlin Werbung Mobbing femme fatale neo noir Remake


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THE CHANGELING (Peter Medak/CA 1980)


"That house is not fit to live in. It doesn't want people."

The Changeling (Das Grauen) ~ CA 1980
Directed By: Peter Medak

Nach den Unfalltoden von Frau (Jean Marsh) und Tochter (Michelle Martin) wagt der depressive Komponist und Musiklehrer John Russell (George C. Scott) einen Neuanfang an der Westküste. Vor den Toren von Seattle mietet er ein feudales Anwesen, in dem einst die Familie des wohlhabenden Senators Carmichael (Melvyn Douglas) lebte. Bald schon stellt John fest, dass in dem Haus einiges nicht mit rechten Dingen zugeht; regelmäßiges nächtliches Hämmern weckt ihn aus dem Schlaf, in einer verrammelten Dachkammer finden sich Hinweise auf ein früheres Kinderzimmer. Eine Séance bringt schließlich etwas mehr Licht in die Sache: Der Geist eines kleinen Jungen namens Joseph geht hier um und findet aus bestimmten Gründen keine Ruhe. Jene Ursachen aufzudecken, dafür hat Joseph John auserkoren...

Ein vergleichsweise leiser, bald kammerspielartiger "Haunted House"-Film, der sich allzu früh um seine eigene Wirkung bringt, indem er einen Schwenk vom Auftreten der übernatürlichen Geschehnisse hin zur investigativen Arbeit John Russells vollzieht. Tatsächlich geht es ab etwa der Hälfte des Films eigentlich gar nicht mehr darum, dass es im Carmichael-Anwesen spukt, sondern nurmehr darum, warum es dort spukt und wie man den entrückten Ereignissen Abhilfe leisten kann. Es stellt sich heraus, dass der altehrwürdige Senator nur ein Schattenmann ist, der einst im Kindesalter die Rolle des von seinem Vater ermordeten, weil behinderten, echten Joseph Carmichael angenommen und über die Jahrzehnte hineg ein falsches, verlogenes Leben mit einem fremden Vermögen geführt hat. Diese ungerechte Scharte will Joseph, der Geist, endlich ausgewetzt sehen.
Für meinen Geschmack lässt sich Medak allzuviel Zeit mit der Klärung jenes Falls, was dafür sorgt, dass "The Changeling" sich in der zweiten Hälfte hin zum parapsychologisch konnotierten Detektivkrimi wendet und einen Großteil seiner zuvor so eifrig evozierten, unheimlichen Atmosphäre einbüßt. Darstellerisch und formstilistisch präsentiert der Film sich allerdings als durchweg erlesen.

6/10

Peter Medak Seattle Haus Spuk Geister


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DARK PLACES (Don Sharp/UK 1973)


"Everything alright, Edward?"

Dark Places (Das Grab der lebenden Puppen) ~ UK 1973
Directed By: Don Sharp

Edward Foster (Robert Hardy) erbt Anwesen und Vermögen des just verstorbenen Geriatrie-Insassen Andrew Marr (Carleton Hobbs). Es gibt jedoch zwei Haken: Marrs stattliches Haus ist völlig verwittert und verwahrlost und das Geld an einem unbekannten Ort versteckt. Zudem beschleicht Andrew das Gefühl, dass die dereinst verschwundenen Kinder (Jennifer Thanisch, Michael McVey) im Hause umgehen. Andrews neue Nachbarn Mandeville (Christopher Lee) und Prescott (Herbert Lom) wissen ebenfalls um Marrs monetäre Hinterlassenschaft und versuchen, über Andrew an diese zu gelangen. Jener benimmt sich indes immer seltsamer: Ein im Hause hängendes Porträt des jungen Marr weist hohe Ähnlichkeit mit Andrew auf und seltsame Flashbacks führen ihn immer wieder in die Vergangenheit seines Gönners, bis sich gegenwärtige und einstige Realität für Andrew endgültig vermischen.

Was in einem der zeitgleich und mit teils identischem Personal entstandenen Amicus-Omnibusse zu einer zwanzigminütigen Episode gereicht hätte, baut Don Sharp in "Dark Places" zum Plot eines kompletten Filmes aus. Entsprechend viel Leerlauf bringt sein Werk mit sich, wobei die herbstliche, urenglische Landtristesse seiner blassen Bilder immer wieder von hervorragend gestalteten Szenen durchbrochen wird: Virulentes Kinderlachen im Haus, unvermutete Sprünge zwischen Damals und Jetzt und das gegenüber dem langen Vorlauf deutlich an Fahrt gewinnende Finale zeigen immer wieder das "Dark Places" innewohnende Potenzial auf. Auf der anderen Seite werden mit Lee und Lom zwei fabulöse, um diese Zeit aber wohl doch allzu vielbeschäftigte Darsteller mehr oder weniger ideenlos verheizt. Veritable Atmosphäre ins undurchsichtige Spiel bringen stattdessen vielmehr die (allerdings durchweg separaten) Auftritte des weiblichen Trios Joan Collins, Jane Birkin und Jean Marsh, die die ihrer männlichen Kollegen durchweg erschreckend locker in die Tasche stecken.

6/10

Don Sharp Haus Madness Erbe


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BODY PARTS (Eric Red/USA 1991)


"I want this arm off!"

Body Parts ~ USA 1991
Directed By: Eric Red

Der Kriminalpsychologe Bill Crushank (Jeff Fahey) verliert bei einem Autounfall seinen rechten Arm. An dessen Statt transplantiert ihm die Chirurgin Dr. Webb (Lindsay Duncan) unter Einwilligung von Bills verzweifelter Frau Karen (Kim Delaney) den Arm eines unbekannten Spenders. Wider Erwarten erweist sich das substituierte Gliedmaß als überaus funktionstüchtig, tatsächlich scheint ihm sogar eine besondere Kraft innezuwohnen. Doch schon bald beginnt der Arm, sich selbstständig zu machen und Dinge zu tun, die Bill gar nicht möchte: Er schlägt seinen Sohn (Nathaniel Moreau), würgt Karen im Schlaf und präsentiert sich äußerst aktiv bei einer Kneipenschlägerei. Bill, der, um sie zu schützen, seine Familie vorübergehend verlässt, ahnt bereits, dass all dies mit dem früheren Besitzer des Arms zu tun haben muss - wie sich herausstellt, ein vielfacher Mörder namens Charley Fletcher (John Walsh), von dem auch die anderen, nicht minder unzuverlässigen Extremitäten neue Besitzer gefunden haben. Eines Tages will der mitnichten tote Fletcher dann seinen Körper zurück...

Ich bin, das stelle ich unregelmäßig immer wieder fest, Eric Reds leider sehr schmalem Œuvre sehr zugetan, sei es bezüglich seiner Arbeiten als reiner Scriptautor oder auch jenen als auteur - der sich mittlerweile leider sehr rar machende Mann hat ein paar tolle Sachen vorzuweisen. So auch seine zweite (lange) Regiearbeit "Body Parts", den selbst der ziemlich unsympathische Jeff Fahey nicht kaputtmachen kann. Im Gegenteil - Reds Vorliebe für grundsätzlich ambivalente Heldenfiguren kommt Fahey sehr zugute. Dass irgendwo in den psychischen Untiefen dieses braven Familienvaters ein latenter Schweinehund schlummert, nimmt man Fahey gern ab, wenn es eben auch erst den vermeintlich diabolischen Einfluss eines angenähten Armes braucht, um jene Dämonen zu entfesseln. Die darin schlummernde Metaebene gibt "Body Parts" am Ende zwar zugunsten einer etwas windigen "Frankenstein"-Wende auf, was ihm allerdings wiederum auch nicht schadet. Der in der Biolösung der irren Dr. Webb (eine biedere Frau als mad scientist - das gibt's auch nicht alle Tage) schlummernde, sich windende Torso des Charley Fletcher ist immer wieder ein Hingucker und wie freut man sich mit Bill, wenn er diesem per Schrotflinte endlich den überfälligen Garaus macht und hernach in den Schoss seiner ohne ihn halbseitig gelähmten Familie zurückkehren kann.
Red ist ein sauberer Genrefilm geglückt, mit dem jeder, der wie ich seinen übrigen Sachen zugetan ist, ruhig einmal sein Glück probieren sollte.

8/10

Eric Red Serienmord mad scientist Chirurgie Madness Familie Unfall


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THE INITIATION (Larry Stewart/USA 1984)


"I want you dead."

The Initiation (Blutweihe) ~ USA 1984
Directed By: Larry Stewart

Während Kelly Fairchild (Daphne Zuniga) mitten im eine Woche wähenden Initiationsritus für die hippste Studentinnenverbindung am College steckt, befallen sie fortwährend Albträume, die an ein schreckliches Kindheitserlebnis rekurrieren. An dieses hat Kelly allerdings keine bewusste Erinnerung. Also versucht der Psychologe Peter (James Read), die Ursache für Kellys Trauma offenzulegen, ganz zum Unwillen ihrer Mutter (Vera Miles). Gleichzeitig treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der offenbar aus einer geschlossenenAnstalt unweit von Kellys College ausgebrochen ist. Am Tag von Kellys Willkommensparty, die im nächtlich leerstehenden Kaufhaus ihres Vaters (Clu Gulager) abgehalten wird, kommt es zum großen Showdown...

Wenig populärer Slasher, der fast schon gegen Ende der Hochphase jenes Subgenres entstanden ist. Dass "The Initiation" nicht den semiklassischen Status ähnlich gelagerter Produktionen erreichte, mag diverse Ursachen haben. Zum einen fehlt dem Killer sein wesentlichstes Merkmal: Eine Maske oder zumindest ein anderes prägnantes, klar identifizierebares Wiedererkennungsobjekt. Dies ist zwar dem sich nach und nach herauskristallisierenden Whodunit-Plot dienlich, dessen Auflösung wiederum jedoch einerseits hanebüchen und andererseits ziemlich tradiert daherkommt.
Zum anderen bleiben auch die Effekte eher hausbacken, wo ein paar Deftigkeiten für mehr Abwechslung im teils von stumpfem Dialog getragenen Wischiwaschi gesorgt hätten. Ein Durchschnittskandidat ergo, von dem das beeindruckende Finalsetting und die Prsentation der albernsten Mordwaffe seiner Zunft - einer dreizackigen Gartenkralle - in Erinnerung bleiben.

5/10

Larry Stewart College Texas Psychiatrie Traum Madness Zwillinge Familie Slasher Serienmord


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THE SHOOTING (Monte Hellman/USA 1966)


"Better forget her soon as possible."

The Shooting (Das Schießen) ~ USA 1966
Directed By: Monte Hellman

Ein seltsames Quartett reitet in einigem Abstand voneinander durch die Prärie: Der Goldschürfer Willett Gashade (Warren Oates), sein dümmlicher Freund Coley Boyard (Will Hutchins), eine mysteriöse junge Frau (Millie Perkins) und der Pistolero Billy Spear (Jack Nicholson). Ursprünglich sollte ihr Ziel die Stadt Kingsley sein, tatsächlich jedoch geht es um die Verfolgung eines Mannes - Coigne, Willets Bruder, der offenbar den gewaltsamen Tod eines Mannes und eines Kindes mitverschuldet hat.

In jeder Hinsicht ein Film der sanften Auflösung ist Hellmans "The Shooting": Die Beziehungen der Figuren zueinander sind undurchsichtig und zerfallen im Verlauf der Geschichte sogar noch, ähnliches gilt für ihre jeweilge Motivation, an ein diffuses, jeweils kaum nachvollziehbares Ziel zu kommen. Die Dialoge, sofern davon überhaupt die Rede sein kann, laufen größenteils aneinander vorbei und manchmal einfach frontal ins Leere. Die Landschaften sind karg, grau und staubig, von der lichten Schönheit klassischer Genrebilder ist nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Ob die Protagonisten sich vielleicht in einer Art Zwischendimension auf dem verzweigten Weg ins Jenseits befinden, lässt sich nicht recht untermauern, möglich wäre es. Vielleicht ist Gashade auch einfach bloß ein Todessehnsüchtiger, der wie ein schamanisch begabter Indianer spürt, dass seine Zeit gerade abläuft und sich deswegen mehr oder weniger passiv dem Schicksal ergibt.
Egal, welcher Deutung man am ehesten zugeneigt ist, "The Shooting" ist einer jener Western, mit denen man sich bei etwas eingehenderer Beschäftigung mit dem Genre früher oder später zwangsläufig konfrontiert findet, ohne hinreichend auf sie vorbereitet zu sein. Dahinter wartet dann nurmehr die große Leere, weil alle Fragen beantwortet scheinen und sich dafür tausend neue stellen.

9/10

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Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

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