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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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I BURY THE LIVING (Albert Band/USA 1958)


"I won't quit."

I Bury The Living ~ USA 1958
Directed By: Albert Band

Der Warenhauschef Robert Kraft (Richard Boone) nimmt zähneknirschend das traditionsbewusste Ehrenamt des hiesigen Friedhofsmanagers an. In der dortigen Baracke gibt es einen Lageplan, auf dem sämtliche belegten und reservierten Grabstätten eingezeichnet sind: Bereits beerdigte Klienten werden darauf durch eine schwarzköpfige Nadel markiert, noch lebende durch eine weißköpfige. Rein zufällig entdeckt Robert, dass jedesmal, wenn er eine weiße durch eine schwarze Nadel ersetzt, die entsprechende Person binnen weniger Stunden eines anscheinend natürlichen Todes stirbt. Zugleich belastet und berauscht durch diese Entdeckung verlangt vor allem sein ungläubiges Umfeld nach immer wieder neuen Beweisen für Roberts tödliche 'Gabe', bis der Arme, als er feststellt, dass sein unheilvoller Einfluss sogar bis über den ganzen Erdball reicht, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden droht...

Was als herrlich triviale "Gespenstergeschichten"-Episode zwischen eerie und creepy beginnt ("Seltsam? Aber so steht es geschrieben...") muss sich am Ende leider einer höchst irdischen Aufklärung ergeben, die die gesamte Filmhandlung resümierend doch arg konstruiert erscheinen lässt. Immerhin, mit jenem vorgefassten Wissen im Genick lässt sich "I Bury The Living" bei weiteren Betrachtungen etwas verdient analytischer verfolgen, denn der kleine, supergünstig produzierte Schocker besitzt erwartungsgemäß noch viel wesentlichere Qualitäten: personell liegen diese allen voran bei Richard Boone, der dem Zweifelnden mit vermeintlichen Seherkräften ein überzeugendes Gesicht verleiht sowie bei seinem Kollegen Theodore Bikel als nicht minder vermeintlich braves Friedhofsfaktotum, das in mehrerlei Hinsicht die Geschicke auf dem Totenacker lenkt und mit undefinierbarem Nuschelakzent parliert. Erwähnung finden muss außerdem die einfallsreiche, mitunter hypnotische Regie von Albert Band, Vater der Genre-Legenden-Brüder Charles und Richard Band, die als Produzent und Komponist zahlreiche B- und C-Werke der renommierten Schmieden 'Empire' und 'Full Moon' betreuten.

7/10

Albert Band Friedhof Serienmord


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GOLOK SETAN (Ratno Timoer/INO 1984)


Zitat entfällt.

Golok Setan (Devil's Sword) ~ INO 1984
Directed By: Ratno Timoer

Um die unselige Macht der Krokodilskönigin (Gudi Sintara) zu brechen, deren unstillbare Lust auf junge Männer, die sie zu hypnotisieren und ihrem umfassenden Harem einzuverleiben pflegt und damit bereits ganze Dörfer entvölkert hat, benötigt der Krieger Mandala (Barry Prima) das legendäre Teufelsschwert, welches sich in einer Berghöhle verbirgt. Außer ihm sind auch einige Dämonen an der Waffe interessiert, so auch der von der Krokodilskönigin entsandte Erzfeind Mandalas, Banyunjaga (Advent Bangun)...

Alberne Südpazifik-Fantasy, deren Schwertkämpfe mit ihren angemalten Holzschwertern noch das Beste sind. Ich bin ja an und für sich stets gern für Trash zu haben, aber so viel Mühe ich mir auch immer wieder gebe: diese sich durch einen ganzen Erdteil ziehende, paraphil-bigotte Fernost-Mentalität, die die Darstellung von Blutfontänen und Enthauptungen bereitwillig gestattet, die Exponierung weiblicher Geschlechtsmerkmale aber im Gegenzug als Teufelswerk betrachtet, ist mir jedesmal, da ich sie vorfinde, nicht nur schleierhaft, sondern höchst zuwider.
Gut, ein bisschen lustig ist "Golok Setan" hier und da schon, wenn er seine Rückläufe als sensationelle Tricks veräußert oder die absolut beschissen maskierten Krokodilsmenschen auftauchen. Trotzdem habe ich mich zumeist köstlich gelangweilt und das baldige Ende der Mär herbeigesehnt. Erwähnenswert noch die Münchener Synchronisation, die mit Stimmlegenden wie Werner Abrolat und Thomas Reiner zu kokettieren weiß. Eine nachträgliche Glanzpolitur für diesen Schmarren.

3/10

Ratno Timoer Indonesien Trash martial arts


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UNA LUCERTOLA CON LA PELLE DI DONNA (Lucio Fulci/I, E, F 1971)


Zitat entfällt.

Una Lucertola Con La Pelle Di Donna ~ I/E/F 1971
Directed By: Lucio Fulci

Die biedere Londonerin Carol Hammond (Florinda Bolkan) ist in manischem, heimlichen Begehren zu ihrer libertinen Nachbarin Julia Durer (Anita Strindberg) entflammt, was sich allnächtlich in bizarren Träumen widerspiegelt, von denen Carol ihrem Analytiker (George Rigaud) berichtet. Als Julia ermordet aufgefunden wird, ist Carol zutiefst entsetzt - entspricht das gesamte Szenario doch exakt einem ihrer erst nachts zuvor geträumten Fantasmen. Zunächst hält man Carol für die Mörderin, doch ein mysteriöser Erpresseranruf bei Carols wohlhabendem Vater (Leo Genn) sowie zwei zwielichtige Hippies (Mike Kennedy, Penny Brown) lassen auf einen wesentlich komplexeren Tathergang schließen...

Frühes Meisterstück von Fulci, trotz einiger Zeigefreudigkeit noch weit von seinen späteren Exploitation-Träumen entfernt. "Una Lucertola Con La Pelle Di Donna" zehrt vom psychedelischen Kontext seiner Entstehungsjahre, besitzt wundervoll arrangierte Interieurs und Raumkonstruktionen und macht Gebäude und Architekturen zu heimlichen Hauptdarstellern. Das sich inhaltlich etwas verlierende Vexierspiel, das am Ende natürlich die logisch einzig mögliche Auflösung hervorzaubert, zuvor jedoch einige ziemlich umständliche Fallstricke legt, muss man eher beiseite schieben, um den vollen Genuss sich entfalten zu lassen. Dann aber! Über allem wabert ein von Ennio Morricone komponierter Score und eine Reihe toller Schauspieler, allen voran der bereits oben genannte Genn, veredelt einen der schönsten mir bekannten Gialli.

8/10

Lucio Fulci Giallo London LSD Bohéme


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LET'S SCARE JESSICA TO DEATH (John D. Hancock/USA 1971)


"Damn hippies, creeps!"

Let's Scare Jessica To Death (Grauen um Jessica) ~ USA 1971
Directed By: John D. Hancock

Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in einer Nervenklinik zieht Jessica (Zohra Lampert) mit ihrem Ehemann Duncan (Barton Heyman) und dessen Kumpel Woody (Kevin O'Connor) in ein just erworbenes Provinzhaus in Connecticut. Hier will man sich ganz entspannt dem Müßiggang und dem Apfelanbau hingeben. Im Haus findet das Trio unerwartet das Hippie-Mädchen Emily (Mariclare Cotello) vor, welches sich dort eingenistet hat. Man ist sich auf Anhieb sympathisch und überredet Emily zum weiteren Verbleib. Doch die junge Dame umgibt offenbar ein Geheimnis. Besonders die hochsensible Jessica macht bald immer verdächtigere Entdeckungen, die nur einen finalen Schluss zulassen: Emily ist in Wahrheit der Geist der vor rund neunzig Jahren ertrunkenen Abigail Bishop, der allenthalben die rundherum lebende Bevölkerung zur Ader lässt und sich von deren Blut ernährt.

Ein eher vernachlässigenswerter, kleiner Spukfilm; träge, behäbig, mit zuweilen laienartig auftretender Besetzung und von dieser zudem teils barbarisch mies gespielt (ich schätze, das nicht nur auf der Leinwand hippieesk anmutende Protagonistenquartett wird sich mit diversen BTM bei Laune gehalten haben, man beobachte nur Lamperts glasigen Blick); immerhin jedoch von inszenatorischer Seite her hier und da ambitioniert wirkend.
Die interessante Nuance liegt in der zunächst noch geschickt ausgespielten Ungewissheitskarte: Sind Jessicas Eindrücke noch posttraumatische Nachwirkungen ihrer psychotischen Episode oder handelt es sich tatsächlich um übernatürliche Ereignisse?: "Madness or sanity; dream or nightmare - which is which?" Nun ja, die fiesen Wunden, die der überalterten Landbevölkerung mittels unkonventioneller, vampirischer Methodik (Schnittwerkzeuge statt Reißzähnen) beigebracht wurden, sprechen da schlussendlich schon eine recht deutliche Sprache. Am Ende erweisen sich alle um sie herum mit Ausnahme von Jessica selbst als infizierte Untote - glücklicherweise nicht sonderlich wehrhaft in ihrem Gebahren. Allein - wer wird der guten Frau glauben nach ihrer (optionalen) Rückkehr in die Zivilisaton?
Ein PG-13-Horrorfilm eben. 'Nuff said.

4/10

John D. Hancock Haus Vampire Spuk Connecticut Bohéme


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THE SECRET LIFE OF WALTER MITTY (Norman Z. McLeod/USA 1947)


"Pockata! Pockata!"

The Secret Life Of Walter Mitty (Das Doppelleben des Herrn Mitty) ~ USA 1947
Directed By: Norman Z. McLeod

Von der Tatsache, dass Walter Mitty (Danny Kaye), Cheflektor beim Pulproman-Verlag 'Pierce', ein ausgesprochener Tagträumer mit blühender Phantasie und gloriosen Einfällen ist, zehrt insbesondere sein Chef (Thurston Hall), der Walters Ideen nur allzu gern als seine eigenen zu veräußern pflegt. Zudem leidet Walter unter dem Matriarchat seiner Mutter (Fay Bainter), die sein gesamtes Privatleben bis ins kleinste Detail für ihn plant. Wie sehr genießt er daher seine Phantasien, in der er als unerschrockener Seemann, Fliegeras, Modedesigner und Revolverheld vor der Dame seiner Träume (Virginia Mayo) reüssiert. Als diese ihm eines Tages im wahren Leben begegnet und ihn in eine hadfeste Kriminalgeschichte verwickelt, scheint es, als würden sich für Walter endgültig die Grenze zwischen Realis und Irrealis auflösen...

Wie die meisten seiner Filme vor allem eine One-Man-Show für Danny Kaye, in der er sich ausgelassen durch träumerisch gestaltete Technicolor-Kulissen albern kann und einem Derwisch gleich durch sein "geheimes Leben" bewegt. Dass sich sein Traum, einmal ein veritabler Held zu sein, am Ende als real erweist und er das schöne Mädchen abbekommt, macht ihn schließlich zugleich zum Herrn über sich selbst, erlaubt ihm Mündigkeit, Bodenständigkeit sowie existenzielle Autonomie und macht seine Flucht in Phantasie-Universen künftig überflüssig. Vielleicht hat sich Philip K. Dick für seine ja bereits zweimal verfilmte Story "We Can remember It For You Wholesale" von der Geschichte Walter Mittys beeinflussen lassen, denn wie der mausgraue Angestellte/Arbeiter Doug Quail (bzw. Quaid in den Filmen) benötigt auch Walter Mitty für den Übergang in sein tief ersehntes Stadium der Individualität eine erzwungene Heldenrolle: Psychotherapie durch Action.

8/10

Norman Z. McLeod New York Mutter & Sohn


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THE JANUARY MAN (Pat O'Connor/USA 1989)


"I'm going to go home, mix some paint, and try to create something original."

The January Man (Im Zeichen der Jungfrau) ~ USA 1989
Directed By: Pat O'Connor

Um einen seit elf Monaten immer wieder zuschlagenden Serienkiller dingfest zu machen, beordert der New Yorker Bürgermeister Flynn (Rod Steiger) den mittlerweile als Feuerwehrmann tätigen, exzentrischen Profiler Nick Starkey (Kevin Kline) zurück in den Polizeidienst, der einst wegen einer ungeklärten Korruptionsaffäre den Hut nehmen musste. Sewinem Bruder, dem Commissioner Frank Starkey (Harvey Keitel) sowie Captain Alcoa (Danny Aiello), ist Nicks Re-Aktivierung ein Dorn im Auge, nicht so jedoch des Bürgermeisters Tochter Bernadette (Mary Elizabeth Mastrantonio), die sich heftig in Nick verliebt.

Ein höchst eigenartiger Film ist "The January Man", dennoch mochte ich ihn aus naheliegenden Gründen immer recht gern. Wer eine konventionelle Serienkiller-Hatz erwartet, der ist zunächst einmal schiefgewickelt und wird sich nachhaltig enttäuscht finden: Spannend ist O'Connors Film nämlich faktisch gleich null und die obligatorische Konfrontation zwischen Held und Übeltäter am Ende ist zu allem Überfluss eine burleske Farce. Der Serienmörder, der immerhin elf Opfer zu verantworten hat, entpuppt sich trotz vorheriger Geheimnistuerei als geschminkte, bislang uneingeführte Figur, vorheriges Rätselraten und Verdächtigen seitens des Publikums läuft somit frontal vor die Wand. Als Krimi oder gar Thriller ist "The January Man" somit ein lupenreiner Rohrkrepierer, nicht so jedoch als Schauspielerfilm, der über sieben bestens aufgelegte Musterexemplare ihrer Gattung verfügen kann und diese so gut es geht, unter einen Hut bringt. Neben den Erwähnten finden sich noch Susan Sarandon und Alan Rickman als exzentrischer Maler ein, letzterer im Zuge einer figural betrachtet vollkommen redundanten Vorstellung, der im Prinzip nichts zum Plot beiträgt, mit Ausnahme seiner reinen Präsenz. Da es sich jedoch um Alan Rickman handelt und dieser in jenen Tagen zu den coolsten Darstellern des Planeten zählte, nimmt man einen solch überflüssigen Luxus nur umso lieber mit. Nein, "The January Man" ist kein Genrefilm, nötigenfalls kann man ihn als "Genrefilm" bezeichnen, "der keiner ist". Aber gerade in seiner lässig dargebrachten Enttäuschung von Erwartungshaltungen gefällt er mir.

7/10

Serienmord Pat OConnor New York Norman Jewison


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PET SEMATARY (Mary Lambert/USA 1989)


"The soil in a man's heart is stonier..."

Pet Sematary (Friedhof der Kuscheltiere) ~ USA 1989
Directed By: Mary Lambert

Der junge Mediziner Louis Creed (Dale Midkiff) zieht mit seiner Frau Rachel (Denise Crosby) und seinen beiden Kindern Ellie (Blaze Berdahl) und Gage (Miko Hughes) in ein idyllisches Häuschen in Neuengland. Einzig die unentwegt von LKW befahrene Straße vor dem Grundstück stört den ländlichen Frieden - und das, wie Louis erfährt, bereits seit Jahrzehnten: Sein alter Nachbar Judd Crandall (Fred Gwynne) nämlich präsentiert ihm und seiner Familie einen im Wald gelegenen Tierfriedhof, auf dem die im Laufe der Jahre überfahrenen Haustiere der Gegend begraben liegen. Als auch Ellies Kater Church überfahren wird, entschließt sich Judd zur Offenbarung eines weiteren Geheimnisses: Jenseits des Tierfriedhofs gibt es noch eine schwer zugängliche, geheime Begräbnisstätte der Míkmaq-Indianer, die, wie Judd weiß, ihre dort bestatteten Toten wieder auferstehen lässt. Allerdings sind sie danach nicht mehr dieselben, sondern von Tod und Wahn gezeichnet. Louis wagt der noch unwissenden Ellie zuliebe das Experiment und tatsächlich kehrt Church am folgenden Tag zurück. Als dann auch der kleine Gage von einem Lastwagen überfahren wird, erwächst in Louis' Kopf eine unheilige Idee mit tödlichen Folgen...

Wenn ich von "gelungenen King-Adaptionen" spreche, dann möge man mich nicht missverstehen, diese Kategorisierung bezieht sich nach meinem Verständnis nämlich lediglich darauf, wie mir der entsprechende Film gefallen hat und nicht, wie wohl eigentlich anzunehmen wäre, auf das Maß an Kongenialität des verfilmten Stoffs hinsichtlich der belletristischen Vorlage. Wie mehrfach erwähnt, bin ich alles andere als ein großer Apologet king'scher Literatur, sehr wohl jedoch einer der meisten der (fürs Kino erstellten) Verfilmungen. "Pet Sematary" von Mary Lambert halte ich, mit Ausnahme der beiden Auteur-Filme "Carrie" und "The Shining", für die bis dato beste Adaption eines King-Romans, wohlwissend, dass er hierfür selbst das Script verfasst hat - eine Tätigkeit, der er sich häufiger hätte widmen sollen, anstatt überdimensionierte Wälzer zu ersinnen. Der Film besitzt nicht nur eine unikale Atmosphäre des Morbiden, er stellt zugleich auch eine im Rahmen eines Genrefilms denkbar geglückte, sensible Verhandlung des Topos 'Tod' dar, rund um die Akzeptanz des Unvermeidlichen und den notwendigen Lernprozess, damit umgehen zu können. Der knarzige alte Crandall, von Fred 'Herman Munster' Gwynne mustergültig gespielt, versucht, den noch unerfahrenen Familiengründer Louis Creed anzuleiten, als es darum geht, seiner langsam nachfragenden Tochter den Tod auseinanderzusetzen. Leider erweist sich Crandalls gut gemeinte Hilfe als im Nachhinein tragisch kontraproduktiv. Zeitgleich kommt aus dem Geisterreich die Hilfe des Unfallopfers Victor Pascow (Brad Greenquist), der Louis unter den Händen weggestorben ist. Doch irgendwann begreift auch der tote Victor: Einen zu allem entschlossenen, liebenden Familienvater kann man nicht missionieren. Die von Mary Lambert höchst suggestiv fabrizierten Bilder von Rachels entstellter Schwester Zelda und später die des wiedergekehrten kleinen Gage wirken auf mich noch immer tief und nach. Und zum Abschluss dann, bang, die Ramones. Ein rundum famoser Film, wie gesagt.

9/10

Mary Lambert Maine Stephen King Zombies Familie Tod Friedhof


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SALEM'S LOT (Tobe Hooper/USA 1979)


"You'll enjoy Mr. Barlow. And he'll enjoy you."

Salem's Lot (Brennen muss Salem) ~ USA 1979
Directed By: Tobe Hooper

Der Autor Ben Mears (David Soul) kehrt in sein Geburtsstädtchen Salem's Lot in Maine zurück. Aus einem unerfindlichen Grund beschäftigt ihn das alte Marsten-Landhaus, in dem Ben schon als Kind ein geisterhaftes Erlebnis hatte. Zeitgleich mit Ben kommen zwei weitere neue Zuzieher nach Salem's Lot, die ausgerechnet das Marsten-Haus beziehen und einen Antiquitätenladen in der Stadt eröffnen: Der alte Straker (James Mason) und sein Kompagnon Mr. Barlow (Reggie Nalder), den allerdings niemand zu Gesicht bekommt. Es kommt zu unerklärlichen Todes- und Krankheitsfällen, die der örtliche, bodenständige Internist Dr. Norton (Ed Flanders) allesamt auf eine plötzlich auftretende Anämie zurückführt. Für Ben, seinen früheren Lehrer Mr. Burke (Lew Ayres) und den sich für übersinnliche Phänomene begeisternden, jungen Mark (Lance Kerwin) wird jedoch bald eine böse Ahnung zur Gewissheit: Barlow ist ein Vampir und Straker sein humaner Gehilfe. Zusammen wollen sie Salem's Lot in eine Stadt der Untoten verwandeln...

"Salem's Lot" bildete die zweite Adaption eines Stephen-King-Romans nach De Palmas "Carrie" und begründete die lange, bis heute anhaltende Tradition überlanger TV-Verfilmungen seiner Bücher. Was mich anbelangt, so ist Hoopers Film neben vielleicht noch "It" von Tommy Lee Wallace zugleich auch die einzige wirklich sehenswerte Mini-Serie nach King geblieben; wobei ich hinzufügend einräumen muss, dass ich die jüngeren eigentlich stets stoisch gemieden habe. Schon "Salem's Lot" weist infolge seiner stattlichen Spielzeit nämlich ebendas auf, was mich bei Kings Geschriebenem fast immer stört: Eine ellenlange Exposition mit allzu großzügiger Einführung kleinstädtischer Figuren und Beziehungsgeflechte. Die meisten mag dieser Hang zu gezielter Milieuobservierung ja reizen, ich empfand sie im Rahmen klassischer Genreliteratur hingegen schon immer als hinderlich und überflüssig. Hooper jedoch bringt das Kunststück fertig, die Atmosphäre, die das damalige US-Horrorkino eigentlich durchweg auszuzeichnen pflegte -, eine bleierne Ernsthaftigkeit mit latent apokalyptischem Touch nämlich -, auf sein Fernsehstück zu übertragen. "Salem's Lot", der sich umweglos als modernisierte "Dracula"-Variation identifizieren lässt, erhebt sich recht mühelos über den traditionellen TV-Stil. Gäbe es die typischen, teleplay-verpflichteten Szenenwechsel mit Ab-und Aufblenden, die die Werbepausen suggerieren, nicht, der Film wäre durchaus gut im Kino aufgehoben gewesen.
Besonders toll sind die zombieesken Vampirmasken geworden, die ihre Träger noch immer schön bedrohlich wirken lassen: allen voran den stumm bleibenden Reggie Nalder, schon unmaskiert ein physiognomischer Alb, in einer schicken "Nosferatu"-Hommage. Trotz seiner minimalen Einsätze überstrahlt er den gesamten Film.

7/10

Tobe Hooper TV-Film Maine Kleinstadt Vampire Stephen King TV-Fassung


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BIGFOOT: THE LOST COAST TAPES (Corey Grant/USA 2012)


"This is NOT Bigfoot!"

Bigfoot: The Lost Coast Tapes (Bigfoot - Blutrausch einer Legende) ~ USA 2012
Directed By: Corey Grant

Zusammen mit seiner Exfreundin Robyn (Ashley Wood) und den zwei Technikern Kevin (Noah Weisberg) und Darryl (Rich McDonald) macht sich der Investigativjournalist Sean Reynolds (Drew Rausch) auf den Weg an die nordkalifornische Pazifikküste. Hier will der Jäger Carl Drybeck (Frank Ashmore) die Leiche eines Bigfoot gefunden und gehortet haben. Am Ziel angekommen, wirkt Rybecks geheimnistuerische Art höchst verdächtig auf Sean und seine Kollegen - man verdächtigt den Alten der windigen Geschäftemacherei. Doch die folgenden Ereignisse strafen die unwissenden, jungen Leute Lügen - zumal nicht der Bigfoot auf Blutfang aus ist...

Der Bigfoot oder Sasquatch ist bekanntermaßen Ausgangspunkt für eine der letzten Mythenfabeln, die immer mal wieder für eine Episode bei Dan Aykroyds "Bullshit Or Not" oder für kleine, billige Genrebeiträge wie den vorliegenden herhalten muss. Zudem stellt er nach wie vor den ersten und einzigen Einbruch phantastischer Elemte in das "???"-Universum dar (in meiner ewigen Lieblingsfolge Nr. 14, "Die ??? und das Bergmonster"), was etwas heißen soll, denn die drei findigen Jungs aus Rocky Beach haben bisher noch jeden Spuk als groben Unfug entlarvt. Nur - jaha, nur den Bigfoot nicht!
Nun hatte ich meinerseits mal wieder Lust auf ein bisschen Found-Footage-Zeug und entschied mich - zumal als alter Campfire-Tale-Lover sowie nicht zuletzt in Ermangelung ratsamerer Alternativen - für den nicht sonderlich beleumundeten "Bigfoot: The Lost Coast Tapes". Das zunehmend wacklige Subgenre, das ja mittlerweile prinzipiell jedem dahergelaufenen Garagenregisseur die Möglichkeit bietet, sich kreativ auszutoben, konnte mir Grants Film nicht verderben. Tatsächlich fand ich zuvorderst, die Story klänge ganz vielversprechend; ein wenig folkloristischer Grausel in der Art von "Trolljegeren" oder so. Damit wäre ich denn auch hinreichend glücklich geworden. Zuviel an "Bigfoot: The Lost Coast Tapes" ist jedoch bloß hübsch an- aber leider nicht zu Ende gedacht worden. Dies bezieht sich auf formale wie inhaltliche Entscheidungen. Um verschiedene Schauplätze darstellen und so bestimmte Storyfaktoren kulminativ gegeneinander schneiden zu können, bedient sich Grant etwa des lauen Tricks, einfach jedem Darsteller seine eigene Kamera in die Hand zu geben, was gewissermaßen dem Sinn solcher Filmexperimente doch arg zuwiderläuft. Die hübsche Postmontage wirkt denn auch nochmal zusätzlich "unsachlich". Hinzu kommen weithin uninteressante Figuren gespielt von mauen Chargen, die einen mit ihrer schablonenhaften Präsentation irgendwann nurmehr einen Kehrricht scheren. Und: Der nahezu vollkommene Verzicht auf F/X, der sich allerdings, im Gegensatz zu ihrem probaten Unterlassen bei "The Blair Witch Project", als wiederum stark kontraproduktiv erweist. Zumal man es hier angeblich nicht nur mit Bigfoots (oder heißt es 'Bigfeet'...?) zu tun bekommt, sondern auch mit irgendwelchen mysteriösen Naturdämonen, die als die ewigen, bösen Gegenspieler der naturliebenden Waldprimaten gezeichnet werden. Entsprechend gern hätte man doch einen, zwei der jeweiligen Speziesvertreter gern mal gesichtet, herrje. Jedoch allein, man erblickt nur des Lichtes hellen Schein. Das reicht nicht ganz für wahrhaftig anmutende Found-Footage-Kost. Nächstes Mal bitte etwas mehr Sachverstand, Mr. Grant.

4/10

Corey Grant found footage embedded filming Kalifornien Bigfoot Wald Independent Dämon


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FIGURES IN A LANDSCAPE (Joseph Losey/UK 1970)


"It's up to you this time."

Figures In A Landscape (Im Visier des Falken) ~ UK 1970
Directed By: Joseph Losey

Zwei Männer, ein älterer, 'Mac' MacConnachie (Robert Shaw), und ein jüngerer, Ansell (Malcolm McDowell), fliehen, jeweils die Hände auf dem Rücken zusammengebunden, durch ein unwirtliches Grenzgebiet. Ein Hubschrauber, dessen Piloten das ungleiche Duo eher zu verhöhnen denn ernsthaft zu jagen scheinen, befindet sich permanent auf ihren Fersen. Nachdem sich Mac und Ansell ihrer Fesseln entledigt und sich Schusswaffen besorgt haben, setzen sie sich gegen die Helikopterpiloten zur Wehr und verteidigen sich erfolgreich gegen ein gegen sie ziehendes Bataillon. Als sie die Grenze zum Nachbarland in luftiger Höhe erreicht haben, scheint das Entkommen für Mac jedoch keine Rolle mehr zu spielen.

Eine typische Ausgangssituation für etliche Geschichten und Szenen im Genre: Zwei Individuen, die sich erst aneinander zu adaptieren haben, bevor sie erfolgsversprechend agieren können, fliehen vor einer Übermacht durch bewegungsfeindliches Gelände. Doch "Figures In A Landscape" will wesentlich mehr: Losey bricht jene Prämisse, basierend auf einem Script von Hauptdarsteller Robert Shaw basierend auf einem Roman von Barry England, so weit wie möglich auf ihr nur scheinbar karges Herz hinunter. Dass die beiden Protagonisten Namen tragen und etwas über ihre Persönlichkeiten preisgeben, ist schon das Schmückendste, was die Geschichte ihnen gönnt. Ansonsten bleibt das Publikum geradezu aufreizend uninformiert: Das Setting könnte überall angesiedelt sein; Griechenland, Spanien (wo der Film, in der Sierra Nevada, gedreht wurde), Lateinamerika vielleicht - irgendeine faschistische oder Junta-Regierung, zumindest liegt das nahe, denn die beiden sich als Briten zu erkennen gebenden Männer scheinen politische oder Kriegsgefangene zu sein und ihre Verfolger unerbittliche Militärs. Ob das rettende Gebirge die Anden oder die Pyrenäen darstellen soll, erfährt man erwartungsgemäß ebensowenig. Es bleibt lediglich jene mysteriöse, äußere Gemengelage, die zur Folge hat, dass der Zuschauer fast noch weniger Anteil am Geschehen hat als die Hauptfiguren, weil ihm schlicht jedwede Motivation für Gefangenschaft, Flucht und Widerstand verborgen bleibt. Es gilt, sich mit dieser ebenso diffusen wie höchst experimentellen Handlungsbasis nicht nur zu arrangieren, sondern sie darüberhinaus als Teil von Loseys Kunstwerk zu akzeptieren, ansonsten lohnt die weitere Beschäftigung mit selbigem nicht.

8/10

Joseph Losey Flucht Parabel Freundschaft





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Funxton

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