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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SOMETIMES THEY COME BACK (Tom McLoughlin/USA 1991)


"Time to rock, jock!"

Sometimes They Come Back (Manchmal kommen sie wieder) ~ USA 1991
Directed By: Tom McLoughlin

27 Jahre nach dem durch vier Kleinstadt-Bullys hervorgerufenen Tod seines älteren Bruders Wayne (Chris Demetral), infolge dessen drei Jungs des Quartetts selbst zu Unfallopfern wurden, kehrt der nach wie vor traumatisierte Jim Norman (Tim Matheson), mittlerweile Lehrer und mit Frau (Brooke Adams) und Sohn (Robert Hy Gorman) gesegnet, in die alte Heimat zurück, um dort an der Highschool zu unterrichten. Doch nicht nur Jim ist wieder da, auch seine totgeglaubten, alten Erzfeinde (Robert Rusler, Nicholas Sadler, Bentley Mitchum) geben sich ein neues Stelldichein - wundersamerweise um keinen Tag gealtert und nicht minder rotzig als anno 63. Tatsächlich wollen sie eine alte Rechnung begleichen und knöpfen sich zunächst einige von Jims Schülern vor, um hernach auch noch seine Familie zu bedrohen...

Die letzte Vorstellung innerhalb eines Quintetts von King-Adaptionen, in denen der kleine Mogul Dino De Laurentiis seine produzierenden Finger hatte und die lediglich internationale Kinoeinsätze erlebte, derweil sie in den USA ausschließlich als TV-Film lanciert wurde. Basierend auf einer Kurzgeschichte aus der älteren Anthologie "Night Shift" sollte die Story eigentlich als Segment des Episodenfilms "Cat's Eye" zum Einsatz kommen, bekam jedoch auf De Laurentiis Insistieren hin ihren eigenen Galaauftritt. Wobei - dies ist vielleicht etwas hoch gegriffen, den abseits von solider Genrekost mit einigen netten Einfällen hier und da vermag "Sometimes They Come Back" nicht wirklich viel zu leisten. Wenngleich sich sicherlich behaupten lässt, dass der Film fürs Fernsehen insgesamt zu schade ist; angenehme production values und vor allem die giggelnden Auftritte der drei Höllenpöbler, die wohl nicht ganz von ungefähr in Gebahren und Auftreten an die "Lost Boys" erinnern, halten den Zuschauer durchaus im Gewogenen und McLoughlins Arbeit auf Leinwandniveau.

6/10

Tom McLoughlin Stephen King Kleinstadt Fluch Rache Lehrer Dämon Brüder TV-Film


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RITUALS (Peter Carter/CA, USA 1977)


"Sorry, Mitzi! Just a moment!"

Rituals ~ CA/USA 1977
Directed By: Peter Carter

Fünf befreundete Mediziner im mittleren Alter machen sich einen Spaß daraus, ihren Abenteuerurlaub jedes Jahr in zunehmend unwirtlichen Territorien ohne jeglichen Zivilisationsanschluss zu verleben. Erst nach einer Woche lassen sie sich vom Privatpiloten wieder abholen. Diesmal führt sie ihre Tour in ein wildes, entwässertes Tal im Gebiet von Ontario. Schon nach der ersten Nacht sind sämtliche Stiefel verschwunden, woraufhin sich D.J., der jüngste der Truppe und Bruder von Martin (Robin Gammell), der als einziger Ersatzschuhwerk bei sich hat, aufmacht, zu der weiter entfernten Talsperre zu gelangen, um von dort aus Hilfe zu holen - denn, soviel ist klar - die Männer sind hier nicht allein. Schon bald folgen die Übrigen D.J. und sehen sich seltsamen Streichen und Fallen ausgesetzt, die in schweren Unfällen enden. Schließlich sind nur noch Harry (Hal Holbrook) und Mitzi (Lawrence Dane) übrig, die sich der Ursache des Terrors gegenübersehen...

Ein brillanter, unverhohlen avantgardistischer Horrorfilm, der sich aus einer fruchtbaren Schnittmenge des dräuenden Öko-Mystizismus eines Peter Weir, blankem Backwood-Terror vom Schlage eines "Deliverance" und unkonventioneller Genrekost wie "The Wicker Man" speist: Fünf Götter in weiß, wie viele im Ergrauen begriffene Herren ihres beruflichen Schlags berauscht von der eigenen Fachkompetenz und höchst selbsträsonistisch, entpuppen sich als psychische Wackelkandidaten, denen bereits innere Spannungen schwer zu schaffen machen und die durch die äußere, zunächst nicht greifbare Bedrohung endgültig umfallen wie Kartenhäuschen im Sturm. So inhaltlich unwesentlich die Conclusio letzten Endes auch sein mag - dass sie sich als Denunzierung des Kriegwesens und seiner vergessenen Gespenster versteht, verleiht dem Film noch eine zusätzliche Dimension der Zivilisationskritik. Dass "Rituals" hinzukommend noch brillant inszeniert ist, kreuzungemütlich und kunstvoll-unübersichtlich gleichermaßen, macht ihn zu einer echten Perle des Subgenres. Die für die Zweitauflage von X-Rated eigens angefertigte, späte Synchronfassung lohnt übrigens.

9/10

Peter Carter Kanada Wald Freundschaft Terrorfilm Backwood Slasher


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THE UNNAMABLE II: THE STATEMENT OF RANDOLPH CARTER (Jean-Paul Ouellette/USA 1992)


"She's something special..."

The Unnamable II: The Statement Of Randolph Carter (The Unnamable) ~ USA 1992
Directed By: Jean-Pierre Ouellette

Unmittelbar nach der grauenhaften Nacht im Winthrop-Haus kann der von den Ereignissen noch ganz berauschte Randolph Carter (Mary Kinsey Stephenson) den Parapsychologen Professor Warren (John Rhys-Davies) unter Vorlage des 'Necronomicon' überzeugen, mit ihm in die Gewölbe unter dem Anwesen zurückzukehren. Auch der mittlerweile genesene Howard (Charles Klausmeyer), dem der alte Winthrop (Mike Gordon) im Traum erscheint, begleitet die beiden. Man findet die verfluchte Kreatur und kann mittels einer List den Körper von Winthrops Tochter Alyda (Maria Ford) von dem des Dämons (Julie Strain) separieren. Die schöne Alyda, trotz 300 Jahre auf dem Buckel noch so jung und knackig wie ehedem, schmeißt sich sogleich an Carter heran, der es als seine ritterliche Pflicht empfindet, das mittlerweile auf dem Miskatonic-Campus Amok laufende und nach Alyda suchende Monster zu vernichten.

Die erst nach einigen Jahren erfolgte Fortsetzung des kleinen Horrorfilms "The Unnamable" schließt inhaltlich nahtlos an den Erstling an und setzt dessen ohnehin etwas unfertig wirkende Story fast ohne Einbußen fort. Zwar wurde die zuvor noch als wichtig veräußerte Figur der Tanya fallengelassen, Carter und Howard jedoch sind wieder dabei und ein paar Genregrößen, namentlich David Warner und der erwähnte Rhys-Davies sowie Reagan-Lookalike Bryan Clark erhalten witzige Gastauftritte. Die gezwungenermaßen vornehmlich nackt umherlaufende Maria Ford erfreut des geneigten Mannes Linse und das (sich seltsamerweise auch nach der Trennung von Alyda äußerlich nicht verändernde) Monster bekommt noch mehr Gelegenheit zum Herumaasen als im Vorgänger. Überhaupt scheint der Film dem Grundsatz der Genreöffnung nicht abgeneigt; er gibt sich deutlich humoriger und romantischer als der Vorgänger und versucht, nicht nurmehr der getreuen 'Fangoria'-Leser anzusprechen, sondern vielleicht auch dessen etwas weniger geekige Kumpels. Was jedoch keinen partout besseren Film verheißt, mit Verlaub.

6/10

Jean-Paul Ouellette H.P. Lovecraft Monster Sequel


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THE UNNAMABLE (Jean-Paul Ouellette/USA 1988)


"I think she's afraid of men."

The Unnamable (White Monster) ~ USA 1988
Directed By: Jean-Paul Ouellette

Im längst verlassenen Haus des früheren Hexenmeisters Joshua Winthrop (Delbert Spain) hinterm Campus der Miskatonic-Universität soll es umgehen. Nachdem bereits der vorwitzige Joel (Mark Parra) tödliche Bekanntschaft mit dem in einer Dachkammer hausenden Geheimnis des Gemäuers gemacht hat, laden die zwei Burschenschaftler Bruce (Eben Ham) und John (Blane Wheatley) die beiden Erstsemesterinnen Tanya (Alexandra Durell) und Wendy (Laura Albert) zur nächtlichen Erkundung des Anwesens ein. Für Wendy-Anhimmler Howard (Charles King) und den emsigen Studiosus Randolph Carter (Mark Kinsey Stephenson) hinreichend Grund, selbst mal nach dem rechten zu sehen...

Lovecraft-Adaptionen, dazu noch anschaubare, sind eine ausgesprochene Rarität im Wust des preisgünstigen Genrekinos. Anno 88 schickte sich der ansonsten eher selten in Erscheinung getretene Filmemacher Jean-Paul Ouellette somit an, unter Verwendung günstiger Mittel die solide Verfilmung einer Kurzgeschichte des umstrittenen Meisters auf Zelluloid zu bannen. Aus den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, derer es augenscheinlich höchst limitierte gab, machte er dann auch etwas Gutes: Einige deftige Effekte, ein innovatives Monster (mit gekonnter Maske), der Lovecraft-Held Randolph Carter, von Mark Kinsey Stephenson kongeniual personifiziert, sowie ein Script, das der bei aller Stromlinienform stets distinguierten Sprache des Autors absolut gerecht wird und nie Gefahr läuft, in derbes Teenager-Vokabular zu verfallen. Hier und da etwas mehr Drive und ein Verzicht auf die unumwunden vermeidbaren Logiklöcher und "The Unnamable" hätte das Zeug zum veritablen Klassiker erhalten. So reicht es immerhin noch zum Geheimtipp für Freunde blutigen Achtziger-Horrors und zu einem Markstein im nach wie vor allzu übersichtlichen Feld verfilmter Lovecraft-Pantasmagorie.

6/10

Jean-Paul Ouellette H.P. Lovecraft Monster Splatter


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LES AVALEUSES (Jess Franco/F, B 1973)


Zitat entfällt.

Les Avaleuses (Entfesselte Begierde) ~ F/B 1973
Directed By: Jess Franco

Einsam, stumm, depressiv, jahrtausendealt, dauergeil: Die Vampirin Irina Karlstein (Lina Romay) hat's nicht leicht. Auf der schönen Insel Madeira sucht sie sich ihre Opfer, denen sie sämtliche Lebenssäfte bei Fellatio und Cunnilingus aus den Genitalien saugt und sie hernach glücklich, aber tot zurücklässt. Für den Gerichtsmediziner Dr. Roberts (Jess Franco) ein klarer Fall, ebenso wie für den mysteriösen, blinden Parapsychologen Dr. Orloff (Jean-Pierre Bouyxou). Selbst die Liebe zu dem Lyriker Baron Von Rathony (Jack Taylor) vermag Irina nicht auf den rechten Weg zu führen und so ist sie am Ende froh, dass ihre Ahnen sie wieder zurück in die nebulöse Dunkelheit rufen, aus der sie einst emporstieg.

Bilder und Töne in meditativer Einheit - als solcher und nur solcher muss man "Les Avalseuses" begegnen. Der Film ist denkbar purster Franco, schundig, schäbig, imbezil, avantgardistisch und höchst poetisch, er findet wie so häufig wieder (s)eine erstaunliche Nische zwischen Konzeptkunst und unverhohlenem Trash. Francos jüngste Muse und Ehefrau Lina Romay erwies sich ja als überaus zeigefreudig und stets bereit, jede noch so schmutzige Avance ihres Gatten vor der Kamera umzusetzen, so dass sie auch dieses Machwerk zur Gänze trägt. Die Szenen derweil, in denen der Meister selbst oder der noch hölzernere Bouyxou vor der Kamera zu agieren haben, präsentieren unglaubliches Schmierentheater hinter kaum fassbarem, ominösem Dialog (für dessen Einsprechung sich in der deutschen Vertonung selbst ein Erik Schumann nicht zu schade war). Aber das ist eben, wie hinreichend erwähnt, die höchsteigene Signatur dieses zu Lebzeiten nimmermüden Kino-Dynamos (oder, wie Schifferle ihn so schön nennt, 'Cinemanen').

5/10

Vampire Portugal Madeira Insel Sucht Jess Franco Europloitation


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BLUTGLETSCHER (Marvin Kren/A 2013)


"Würden Sie die Güte besitzen und aufhören zu fressen während Sie weinen?"

Blugletscher ~ A 2013
Directed By: Marvin Kren

Ein tauender Gletscher in den Tiroler Alpen: Kurz vor der öffentlichkeitswirksamen Stippvisite einer prominenten Ministerin (Brigitte Kren) sieht sich eine in abgeschiedener Höhe arbeitende Gruppe von Klimaforschen mitsamt dem ortskundigen Janek (Gerhard Liebmann) einer bizarren Bedrohung ausgesetzt: Die Gletscherschmelze hat offensichtlich uralte Einzeller freigesetzt, die, von Insekten aufgenommen und von größeren Tieren weiterverspeist, die beteiligten DNA-Stränge durcheinanderwirbeln und für die Entstehung aggressiver Mutantenwesen sorgen. Bald sehen sich alle Beteiligten einer kleinen Monster-Armada gegenüber, mit der es fertig zu werden gilt.

Marvin Kren macht deutschsprachiges Genrekino, wie es mir gefällt. Mit einem feinen Sinn für Humor ohne je ins Alberne fortzurutschen, mit einem ausgeprägten Sinn für die "Klassiker", die ebenso kompetent zitiert wie fortgeschrieben werden. Als man "Blutgletscher" in eher hilfloser, überseeischer Kategorisierungssucht als 'österreiche Antwort auf "The Thing"' einordnete, wurde man Krens zweitem Spielfilm damit trotz augenscheinlicher Parallelen zwischen beiden Stoffen nicht sonderlich gerecht. "Blutgletscher" findet sich thematisch in der Tradition des traditionellen Monsterfilms, der vor dem sorglosem Raubbau des Menschen an ökologischen Systemen warnte; uns mitzuteilen versuchte, dass manche Geheimnisse besser verborgen, manche Kräfte besser ungenutzt, manche Verschmutzung besser ungeschehen bleiben mochten. Kren verbindet (zumindest halbwegs exklusiv) die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit einem Genrestück: Die Monster und Mutanten sind hierin Folgeerscheinungen eines durch die Tauvorgänge freigesetzten Mini-Organismus, der die Welt blitzschnell ins Chaos stoßen könnte, bekäme er die Chance dazu. Die Viecher, die (in glücklicherweise streng limitierter Anzahl) durch Krens Bilder fliegen, krabbeln und palavern, zeugen dabei von hübscher, nicht zu bärbeißiger Phantasie. Das Beste: Die CGI-gepimpten Effekte bleiben vereinzelt und angenehm überschaubar!

8/10

Marvin Kren Alpen Österreich Monster Mutanten Belagerung Klimawandel


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THE NIGHT WALKER (William Castle/USA 1964)


"I never planned to kill somebody - but now I have to..."

The Night Walker (Er kam nur nachts) ~ USA 1964
Directed By: William Castle

Die labile Irene (Barbara Stanwyck), einsame Ehefrau des erblindeten, krankhaft eifersüchtigen Millionärs Howard Trent (Hayden Rorke), hat sehnsüchtige Träume um einen virilen, jungen Liebhaber. Eines nachts wird sie durch eine Explosion im Haus geweckt, der Howard offenbar zum Opfer gefallen ist. Bald quälen sie fürchterliche Albträume um den Toten. Irene zieht in die Stadt, um dort vergessen zu können, doch ihre Träume bleiben manifest. Der geheimnisvolle junge Mann (Lloyd Bochner) erscheint ihr jetzt regelmäßig und nimmt sie mit auf bizarre Streifzüge durch das nächtliche Los Angeles. Bald glaubt Irene, kaum mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können. Sie bittet den Anwalt Barry Morland (Robert Taylor) um Hilfe...

"The Night Walker" ist einer von Castles formvollendetsten, schönsten Filmen, in dem er seinem großen Vorbild Hitchcock so nahe kommt wie vielleicht nie zuvor und nie wieder und in dem er fürderhin De Palma viele wertvolle Anregungen und Motive für dessen künftiges Werk bereitet: Die erotischen Bedürfnisse einer alternden Frau und wie sich finstere Mächte diese zunutze machen, um sie gegen sie zu verwenden, die fließenden Grenzen zwischen realis und irrealis, fieberhafte Wahrnehmungsinsuffizienzen, turmhohe Verschwörungsaktivitäten und natürlich ein unverhältnismäßig formvollendet inszeniertes Verbrechen, das deutlich mehr von Kunst in sich trägt als manch anerkanntes Kunstwerk. Wie so häufig griff Castle auch hier auf zwei alternde Golden-Age-Stars jenseits ihrer großen Erfolge zurück - Barbara Stanwyck (57) und Robert Taylor (53) sahen schonmal besser aus, wenngleich die Maske sichtlich Wunder vollbrachte. Dennoch ziert sie, auch das sicherlich stets Mitgrund für Verwendung von Personal ihres Kalibers, nach wie vor der glamouröse Hauch des alten Hollywood, eine Aura wesensimmanenter Arroganz und luxuriöser Überheblichkeit, die weder die Jahre noch das Genrekino jemals würden untergraben können.

9/10

William Castle Robert Bloch Los Angeles Traum


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WHAT WAITS BELOW (Don Sharp/UK 1985)


"This can't be human."

What Waits Below (Das Geheimnis der Phantom-Höhlen) ~ UK 1985
Directed By: Don Sharp

Der in Mittelamerika tätige Söldner Rupert 'Wolf' Wolfsen (Robert Powell) wird nach Belize gerufen, um dort eine aus Höhlenforschern und Militärs bestehende Gruppe zu unterstützen. Man will in Vorarbeit für ein globales Manöver einen Sender in einem riesigen Höhlenkomplex installieren und benötigt dafür die Sprengerfahrungen Wolfsens. Doch in den Höhlen lauert eine unbekannte Gefahr in Form von lichtscheuen, aggressiven Wesen, die offenbar bereits vor Äonen von den Sternen kamen, hier gestrandet sind und sich unter der Erde in albinöse Kreaturen mit primitiver Sozialordnung zurückverwandelt haben.

Don Sharps letzte Arbeit fürs Kino ist, man kennt das bereits durch etliche andere Beispiele, nicht der große Abgesang, der sie sie eigentlich hätte sein müssen. Der zumindest betreffs seiner Grundprämisse ein wenig an die Quatermass-Storys erinnernde Plot erweist sich als zu wenig ergiebig, um daraus einen tragfähigen B-Film machen zu können. Alles ist ein wenig seltsam - ein aus dem Stein kommendes, riesenwurmartiges Monster mit Fangzähnen markiert da noch den schicksten Einfall. Design und Gebahren der im Abspann als 'Lemurians' bezeichneten, schlohweißen Gesellen, die infolge ihres beschränkten Genpools vermutlich inzestuös derangiert sind, liebäugelt ein wenig mit dem der Morlocks aus Pals "The Time Machine", wobei die dann doch noch eine gute Portion hässlicher waren. Der Einfall, die Lemurians mittels Walgesängen kommunizieren zu lassen, entpuppt sich als Mixtur aus albern und innovativ - ich konnte mich bis dato noch nicht recht entscheiden. Den SciFi-Subplot, der den Hinweis darauf gibt, dass die albinösen Grottenolme tatsächlich Aliens sein müssen (man findet eine verrostete Raumschiff-Armatur) und dem Film damit einen überflüssigen von-Däniken-Touch mitgibt entzaubert das Ganze redundanterweise ein wenig. Mediokres Genre-Entertainment von einem einstmals zuverlässigen Handwerker, der seine großen Zeiten spürbar lang hinter sich hat.

5/10

Don Sharp Aliens Mutanten Höhle Belize Freddie Francis


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SIEBEN MONDE (Peter Fratzscher/D 1998)


"Ich würde dann jetzt lieber gehen..."

Sieben Monde ~ D 1998
Directed By: Peter Fratzscher

Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, schreibt Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) Synchronscripte für finnische Filme; sein wahres Herz hängt jedoch, wie dereinst bei seinem Vater, an der Schriftstellerei. Urplötzliche Morde in der Gegend, die die Sensationspresse einem Werwolf zuschreibt, da sie stets bei Vollmond geschehen und am Tatort wölfische Spuren nachgewiesen werden, beginnt Krömer, mit seiner eigenen Wesensveränderung zu assoziieren. Immerhin hat ihn vor ein paar Nächten eine angefahrene, möglicherweise wolfsähnliche Kreatur gebissen. Zudem scheinen die Wölfe im Tierpark auf ihn zu reagieren. Und woher kommen seine sexuelle Virilität und sein urplötzlicher Appetit auf rohes Fleisch? Für den Mystik-Polizisten Becker (Christoph Waltz) ein klarer Fall...

Schade, dass Peter Fratzscher den vielversprechenden Ansatz, einen großproduzierten, deutschen Genrefilm zu schaffen, am Ende nicht einlöst. Anstatt uns einen waschechten Werwolf zu präsentieren, gibt es am Schluss nämlich doch bloß einen weiteren, konzeptionell vorgehenden Serienkiller (Ulrich Mühe), der Grimms Märchen um große, böse Wölfe pervertiert, sich selbst für Rumpelstilzchen hält und sein krankes Spiel anreichert, indem er den psychisch ohnehin wackligen Helden noch zusätzlich verunsichert. Das ergibt einen ordentlichen Mystery-Thriller, der, nicht zuletzt aufgrund seiner ohnehin latenten Liebäugelei mit Camp und Genrekino, allerdings auch als Horrorfilm mit tatsächlich übernatürlichem Inhalt seine Meriten eingefahren hätte. Immerhin: im Rahmen der um die späten Neunziger noch immer unter dem nachwehenden Erfolg der spießigen Beziehungskomödie "Der bewegte Mann" und allen möglichen Superweibern krankenden deutschen Filmlandschaft ein Lichtblick, der leider nicht wirklich Schule zu machen vermochte. Und das bei seiner formidablen Besetzung, für die neben Peter Lohmeyer und Horst Krause sogar die herzerfreuenden Stimm- und Schauspiellegenden Hans Paetsch (89) und Tilly Lauenstein (82) gewonnen werden konnten.

7/10

Peter Fratzscher Literatur Madness Märchen Serienmord Lykanthropie München


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NIGHT LIFE (David Acomba/USA 1989)


"Just kidding."

Night Life ~ USA 1989
Directed By: David Acomba

Teenager Archie Melville (Scott Grimes) wird von seinen Mitschülern fast durchweg höhnisch belächelt: Er arbeitet nämlich im Bestattungsunternehmen seines Onkels (John Astin) und empfindet den alltäglichen Umgang mit Leichen als ganz gewöhnliches Handwerk. Allein mit der KFZ-Mechanikerin Charly (Cheryl Pollak), wie er eine Außenseiterin, verbindet ihn eine unausgesprochene Romanze. Besonders die Football-Bullys Rog (Kenneth Ian Davies) und Allen (Mark Pellegrino) setzen Archie immer wieder zu - daher ist er auch nicht sonderlich erschüttert, als die Jungs mitsamt ihren Freundinnen (Darcy DeMoss, Lisa Fuller) eines Nachts bei einem Autounfall das Zeitliche segnen. Es kommt, wie es kommen muss, das pöbelnde Quartett landet durchweg auf Archies "Werkbank" - wird jedoch durch einen blitzeinschlag wieder zum Leben erweckt und stellt Archie und Charly toterdings weiter nach...

Außer in den ersten beiden "Critters"-Filmen und eben "Night Life" war von Scott Grimes in Leinwand-Breitengraden eher wenig zu sehen, er verschwand irgendwann in den Niederungen der TV-Serials und lugte daraus nur mal kurz als Will Scarlet für Scotts "Robin Hood" wieder hervor. Schade, denn jener ebenso augenzwinkernde wie sympathische Bursche war ehedem immer für einen Lacher gut - wie "Night Life", eine schelmische Mixtur aus Zombie-Splatter und Coming-of-Age-Comedy beweist. Im Prinzip fährt Acombas Film atmosphärisch natürlich gänzlich auf der Schiene ähnlich gelagerter Produktionen des Jahrzehnts rund um 'teenagers in heat' und könnte ebensogut auch als eine kammerspielartige Variation von "Return Of The Living Dead" bezeichnet werden, mit dem er sich einige Topoi teilt. "Night Life" allerdings verzichtet auch nicht auf baren Slapstick und schwarzen Humor beinahe klassischer Façon, etwa, wenn der linkische Archie unter Zeitdruck stehend die fachgerechte Präparierung einer Leiche vorlegen soll und dies unter einigem geschmacklosem Getöse völlig vermasselt. Im Finale werden die Schrauben dann nochmals mächtig angezogen, wenn es um die endgültige Entsorgung der bereits im Leben unsympathischen Zeitgenossen geht.
Hierzulande genießt der meines Erachtens sträflich vernachlässigte "Night Life" immerhin ein minimales Popularitätsniveau als einer der letzten §-131-Streifen, wobei es sich bei ihm vermutlich wirklich um den einen Film handelt, dessen Zwangsexilierung die lächerlichste, unangebrachteste und willkürlichste bundesdeutscher Zwangszensur markiert.
Right then: Eventually free "Night Life" and get'm on some fuckin' BR.

7/10

David Acomba Teenager Zombies Leichenbestatter Splatter Kleinstadt





Filmtagebuch von...

Funxton

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