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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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LES AVALEUSES (Jess Franco/F, B 1973)



Zitat entfällt.

Les Avaleuses (Entfesselte Begierde) ~ F/B 1973
Directed By: Jess Franco

Einsam, stumm, depressiv, jahrtausendealt, dauergeil: Die Vampirin Irina Karlstein (Lina Romay) hat's nicht leicht. Auf der schönen Insel Madeira sucht sie sich ihre Opfer, denen sie sämtliche Lebenssäfte bei Fellatio und Cunnilingus aus den Genitalien saugt und sie hernach glücklich, aber tot zurücklässt. Für den Gerichtsmediziner Dr. Roberts (Jess Franco) ein klarer Fall, ebenso wie für den mysteriösen, blinden Parapsychologen Dr. Orloff (Jean-Pierre Bouyxou). Selbst die Liebe zu dem Lyriker Baron Von Rathony (Jack Taylor) vermag Irina nicht auf den rechten Weg zu führen und so ist sie am Ende froh, dass ihre Ahnen sie wieder zurück in die nebulöse Dunkelheit rufen, aus der sie einst emporstieg.

Bilder und Töne in meditativer Einheit - als solcher und nur solcher muss man "Les Avalseuses" begegnen. Der Film ist denkbar purster Franco, schundig, schäbig, imbezil, avantgardistisch und höchst poetisch, er findet wie so häufig wieder (s)eine erstaunliche Nische zwischen Konzeptkunst und unverhohlenem Trash. Francos jüngste Muse und Ehefrau Lina Romay erwies sich ja als überaus zeigefreudig und stets bereit, jede noch so schmutzige Avance ihres Gatten vor der Kamera umzusetzen, so dass sie auch dieses Machwerk zur Gänze trägt. Die Szenen derweil, in denen der Meister selbst oder der noch hölzernere Bouyxou vor der Kamera zu agieren haben, präsentieren unglaubliches Schmierentheater hinter kaum fassbarem, ominösem Dialog (für dessen Einsprechung sich in der deutschen Vertonung selbst ein Erik Schumann nicht zu schade war). Aber das ist eben, wie hinreichend erwähnt, die höchsteigene Signatur dieses zu Lebzeiten nimmermüden Kino-Dynamos (oder, wie Schifferle ihn so schön nennt, 'Cinemanen').

5/10

Vampire Portugal Madeira Insel Sucht Jess Franco Europloitation



Wohl jener Film, der die entgültige Abkehr von "normalen" Filmen Francos bezeichnet. Gab es in den späten 60ern / frühen 70ern (mit Soledad Miranda) durchaus noch handwerklich ordentliche, "bunte" Filme, die der Meister mit dem Zoomauge herunterkurbelte, so ging es mit La Comtesse Noire aka Erotikill aka... wohl nur noch abwärts. Die Kameralinsen werden immer verdreckter, alle Farben wirken ausgeblutet und die wunderschöne Blumeninsel Madeira mach nur einen grindigen, abgewrackten Eindruck.

Der Film nimmt jedoch insofern eine Sonderstellung ein, als er tatsächlich so etwas wie der "purste" Franco sein dürfte (falls man das sagen kann, ohne alle seine Filme zu kennen, aber wer kann das schon von sich behaupten?). Hier haben wir eine pure Abfolge von Bildern, ein reines Zeigen, frei von Logik und mit minimaler erklärender Narration (die eher verwirrend bis lächerlich herüberkommt) - phänomenologischer trash geradezu. Diese irrwitzigen Zooms auf Gewässer und Pflanzen (ein immer wiederkehrendes ;Motiv Francos übrigens), der unglaubliche Soundtrack irgendwo zwischen Chopin und Brubeck...Die zusammengeschustere "Krimi"-Rahmenhandlung und die maskenhafte Schauspiel"kunst" sind andererseits natürlich volllkommen indiskutabel.

Mit herkömmlichen Kriterien wohl nur sehr schwer fassbarer Film, aber sicher ein Schlüsselwerk des "Cinemanen". Hat den Eingangsmonolog nicht Tarantino irgendwo zitiert? Allein das sagt doch schon eine Menge über den Film aus.

(Das ist jetzt doch tatsächlich so etwas wie eine co-Rezension geworden...)
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Noruberuto sagte am 31. März 2014, 19:37:

(Das ist jetzt doch tatsächlich so etwas wie eine co-Rezension geworden...)

Und als solche herzlichst willkommen :cheers:
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Funxton

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