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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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OUTCAST OF THE ISLANDS (Carol Reed/UK 1951)


"Swine! Swine!"

Outcast Of The Islands (Der Verdammte der Inseln) ~ UK 1951
Directed By: Carol Reed

Nachdem sein früherer Schützling Willems (Trevor Howard) wegen Veruntreuung von Unternehmensgeldern in Singapur inoffiziell zur persona non grata erklärt geworden ist, entschließt sich der Seebär und Wirtschaftsmonopolist Captain Lingard (Ralph Richardson), ihm eine weitere Chance zu geben und Willems als Kompagnon seines Schwiegersohns Almayer (Robert Morley) an seinem Handelsposten im indonesischen Dschungel einzusetzen. Jener Handelsposten kann Lingard allein wegen seiner strategisch geschickten Lage - auf dem Seefahrtsweg kann er nur von höchst geschickten Nautikern angesteuert werden - halten. Als Willems sich in die eingeborene Häuptlingstochter Aissa (Kerima) verliebt und ihr hoffnungslos verfällt, ist es um Lingards Handelsstation geschehen...

Vortreffliches Kolonialabenteuer nach Joseph Conrad, das einmal mehr das Motiv des westlich-stämmigen Dschungelkönigs und dessen langfristiges Scheitern in sein Zentrum stellt. Stark zivilisationskritisch und mit manchen, zwischen reißerisch und bizarr pendelnden Episoden erzählt Reed, ein wiederum auch bei ihm häufig wiederkehrendes Motiv, die Geschichte eines skrupellosen Opportunisten, dem sein eigenes Wohl bereits instinktiv über alles andere geht und der jedwede Sozialisation beiseite drängt, wenn es um die Befriedigung seiner Bedürfnisse geht. Geld und Gut, Erotik und Leidenschaft und dann ersteinmal ganz lange gar nichts markieren die existenziellen Statuten im Leben des Peter Willems, dem keine noch so herbe Erfahrung Vernunft einbläuen kann. Wie einem Alkoholiker oder Drogensüchtigen, so Captain Lingards bittere Erkenntnis, ist Willems einzig und allein damit geholfen, ihn fallenzulassen und mit den Trümmern seiner Schandtaten zu konfrontieren.
Ganz besonders Trevor Howard und Robert Morley in einer wie üblich höchst exzentrischen Darbietung sind für jeden Freund exzellenten Filmschauspiels unverzichtbar!

9/10

Carol Reed Joseph Conrad Singapur Indonesien Kolonialismus


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CLOAK AND DAGGER (Fritz Lang/USA 1946)


"Everyone to leave leaves a hole."

Cloak And Dagger (Im Geheimdienst) ~ USA 1946
Directed By: Fritz Lang

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lässt sich der amerikanische Nuklearspezialist Alvah Jesper (Gary Cooper) vom Geheimdienst anheuern, um herauszufinden, wie weit die faschistische Achse in Europa mit dem Bau der Atombombe gediehen ist. Die Aussicht, seine alte Schriftkorrespondentin Katerin Lodor (Helen Thimig) wiederzusehen, erscheint ihm allzu verlockend. In der Schweiz will er die Lodor zunächst aufsuchen und in Sicherheit bringen, doch die widerständischen Befreiungsversuche scheitern. Als nächstes gilt es, den in Italien festgehaltenen Professor Polda (Vladimir Pokoff), der mit der Gefangenschaft seiner Tochter erpresst wird, herauszuholen. Zusammen mit der Widerstandskämpferin Gina (Lilli Palmer), in die er sich verliebt, gelingt Jesper das waghalsige Unternehmen.

Erfrischend sorgfältig gemachter Spionagethriller unter Prononcierung starker, dem Mannsvolk ebenbürtigen Frauencharakteren, der wie viele der um diese Zeit von Lang gemachten Kriegsfilme mit knallharter Kritik am Faschismus nicht spart. "Cloak And Dagger" zeigt ein Mitteleuropa der Verunsicherung und des Schweigens, in dem jeder Verdacht und jede falsche Bewegung umgehend zur Verhaftung führen kann. Anders als die späteren Agentenabenteuer, die den Kalten Krieg als Weltkulisse für ihre poppig-exotische Action benutzten, kann hier von "classic excitement" kaum die Rede sein. Das Dritte Reich liegt wie eine bleierne Kuppel über dem bereits teilzerbombten Kontinent und die Angst vor Massenvernichtungswaffen in den Händen Hitlers oder Mussolinis ist allgegenwärtig. Filme wie "Cloak And Dagger", "Ministry Of Fear" oder auch "The Seventh Cross", die eben allesamt von Immigranten gemacht sind, verdeutlichen weit über das übliche propagandistische Hollywood-Schema dieser Tage hinaus die äußere Besorgnis über die Zustände und sind damit durchweg immens wichtige Zeitzeugnisse.

8/10

Widerstand Atombombe Fritz Lang Schweiz Italien WWII Nationalsozialismus


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THE MONSTER THAT CHALLENGED THE WORLD (Arnold Laven/USA 1957)


"From the instant they're born, they're hungry!"

The Monster That Challenged The World (Alarm für Sperrzone 7) ~ USA 1957
Directed By: Arnold Laven

Auf dem Grund des Saltonsees entwickeln sich, begünstigt durch kleine Erdbeben und die permanente, radioaktive Strahlung, gigantische Urzeitmollusken mit nicht minder riesigem Appetit. Nachdem die sich rasch fortpflanzenden, schleimigen Monster sich insgesamt vier Navy-Infanteristen und zwei Teenager appliziert haben, entdeckt sie endlich der forsche Offizier John "Ironhead" Twillinger (Tim Holt) und macht ihnen mit seinen Mitstreitern den Garaus, bevor sie durch ein Kanalsystem in den Pazifik gelangen und von hier aus die gesamte Welt bedrohen können!

Sehr schöner Monsterstreifen aus dem Genre-Golden-Age, der sogar vor leichter Drastik nicht zurückschreckt und seine Titelgestalten auch mal ordentlich zupacken lässt! Es ist zwar nicht ganz klar, warum die wurmigen Gesellen mal mit und mal ohne ihr Schneckenhäusle durch die Lande ziehen, aber wenn man ihnen einmal ins kulleräugig-mordlüsterne Antlitz schaut, ist sowieso ganz schnell aller Unbill vergessen. Beforschenswert in diesem Zusammenhang auch die Geräuschkulissen, die sich die Insektenmonsterfilmer in den Fünfzigern zur Untermauerung der Brenzligkeit ihrer natürlicherweise stummen Leinwandkreationen einfallen ließen: Die Ameisen in "Them!" machten windspielänhliche Pfeifgeräusche (ebenso wie die Skorpione in "The Black Scorpion"), die Spinne in "Tarantula" klang wie ein wildgewordner Gasbrenner und die Mollusken des vorliegenden Films können fauchen wie Raubkatzen. Da sie "lediglich" Mannsgröße erreichen, erübrigt sich ferner die Bemühung ausgefuchster Effektarbeit, unter die Gummihaut der Raupen passt nämlich ganz bequem ein schweißgebadeter Stuntman. Fein mitzuerleben immer wieder die damals vorherrschende, naive gattungsimplizite Logik, dass Monsterkatastrophen am Schlusse stets etwas Harmonisches zu gerieren haben; hier: eine putzige Patchwork-Familie, die uns Hand in Hand aus der Finaleinstellung von "The Monster That Challenged The World" entlässt. Auch, wenn die Kreaturen keineswegs die Welt, sondern bloß Imperial Valley herausfordern: Das Teil hält im Grunde absolut, was es verspricht.

7/10

Kalifornien Militaer Monster Arnold Laven


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THE BLACK SCORPION (Edward Ludwig/USA 1957)


"We're from Mexico City! We're scientists! Is the mayor here?"

The Black Scorpion ~ USA 1957
Directed By: Edward Ludwig

Die beiden Wissenschaftler Scott (Richard Denning) und Ramos (Carlos Rivas) untersuchen die Folgen eines Vulkanausbruchs nahe des mexikanischen Städtchens San Lorenzo. Dabei werden sie Zeugen diverser zunächst unerklärlicher Phänomene: Ganze Häuser liegen in Schutt und Asche, blutarme Leichen von Mensch und Vieh häufen sich. Die Erklärung: Das durch den Ausbruch in Bewegung gesetzte Eruptivgestein hat den Eingang zu einer jahrmillionenlang verschlossenen Grotte freigelegt, in deren Innerem riesige Skorpione aus dem Trias überlebt haben. Zwar gelingt es Scott und Ramos mithilfe des Militärs, die Höhle wieder zu verschließen, doch die mittlerweile blutgierigen Monster suchen sich einen anderen Ausgang nahe bei Mexico City. Nachdem ein gigantischer Skorpion seine "Konkurrenz" aus dem Weg geräumt hat, lockt man ihn ins Fußballstadion der Stadt, wo er unschädlich gemacht werden kann.

Leider hat dieses eigentlich ganz anständig gemachte "Them!"-Plagiat nie den Weg in die deutschen Kinos gefunden, dabei ist es auch nicht schlechter als die meisten Konkurrenz-Produktionen um überdimensionale Gliederfüßer. Die Effekte um die Skorpione, eine Mischung aus schöner Stop-Motion, eher weniger gelungenen Schattenriss-Aufnahmen (es wird zuvor eingehend erläutert, dass Skorpione nachtaktive Jäger sind, was diese Technik natürlich sehr "begünstigt") und eine immer wieder kehrende Nahaufnahme eines illuster geifernden Skorpiongesichts mit großen Kulleragen, sind recht einfallsreich und fallen nicht zuletzt durch das Schwarzweiß der Kamera halbwegs gediegen aus. Mit Denning ("Creature From The Black Lagoon") und Mara Corday ("Tarantula") als Rancherin Teresa Alvarez sind zwei Arnold-Veteranen und somit erfahrene Monsterkrieger an Bord. Ansonsten darf noch festgehalten sein, dass garantiert kein Klischee ausgespart wird, speziell bezüglich der mexikanischen Landbevölkerung nicht. Im Gegenzug verzichtete man dafür auf die reaktionäre Wissenschafts-Paranoia aus "Them!"; die Monster kommen rein ohne menschliches Zutun auf die Amokspur, das macht sie aber auch nicht wesentlich weniger bedrohlich, die Riesenskorpione. Alle Zangen auf zwölf Uhr und losmarschiert!

6/10

Edward Ludwig Monster Mexiko


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ARSENIC AND OLD LACE (Frank Capra/USA 1944)


"Where am I? Oh, here I am."

Arsenic And Old Lace (Arsen und Spitzenhäubchen) ~ USA 1944
Directed By: Frank Capra

Just am Tage seiner Trauung mit der süßen Nachbarstochter Elaine (Priscilla Lane) muss der zuvor eingefleischte Junggeselle Mortimer Brewster (Cary Grant) feststellen, dass seine beiden reizenden alten, allseits beliebten Tanten Abby (Josephine Hull) und Martha (Jean Adair) gewohnheitsmäßige Serienmörderinnen sind, die bereits zwölf einsame Herren vergiftet und mithilfe von Mortimers verrücktem Bruder Teddy (John Alexander) im hauseigenen Keller verbuddelt haben. Freilich meinen die beiden Damen das ganze nicht böse, sie bringen die alleinstehenden Männer nach eigenem Bekunden lediglich "näher zu Gott". Nicht nur, dass durch diese Eröffnung Mortimers Flitterwochen geplatzt scheinen, es taucht auch noch sein zweiter Bruder Jonathan (Raymond Massey), ein polizeilich gesuchter Irrer und Krimineller nebst dessen Adlatus Dr. Einstein (Peter Lorre) im Hause der Tanten auf.

Cary Grant beherrschte als großer Komödiant das Fach souverän: Entweder er reagierte auf Turbulenzen mit stoischer Ruhe, wie man es von ihm in seinen späteren Filmen gewohnt war, oder er wurde wahlweise zu einem wandelnden, der Einweisung nahen Nervenündel, wie in diesem wunderbaren, morbiden, komplett durchgeschossenen Capra-Kleinod. Als dem Horror-Genre keineswegs unverwandter Film könnte man konstatieren, "Arsenic And Old Lace" habe die klassische Screwball-Comedy zu ihrem logischen Endpunkt geführt. Zwar enthält der auf einem Stück von Joseph Kesselring basierende Film sämtliche Ingredienzien für einen typischen Gattungsvertreter - blitzschnell abgehaltene Dialoge, ein bizarres Figureninventar, eine Legion narrativer Wendungen und Drehungen, running gags und vor allem heilloses Durcheinander - aber mit Serienmördern, dazu noch mehreren, hatte man es in diesem Fach bislang nicht zu tun. Der ungeheuerliche, grandios maskierte Raymond Massey ist dabei wirklich schrecklicher als sein physiognomisches Pendant, Frankensteins Monster, mit dem er so ungern verglichen wird; der wie immer großartige Peter Lorre bringt ein gewisses Element der Unberechenbarkeit mit ein. Wären Grant und die Lane nicht als lose Rettungsanker, der Film gewönne endgültig ein leichtes Übergewicht hin zum Sinstren. Ganz herrlich auch die Idee, Grant an seinem Genpool zweifeln zu lassen: Wer aus einer ausschließlich aus Verrückten bestehenden Familie wie den Brewsters stammt, so Mortimers berechtigte Sorge, sollte sich vielleicht nicht verheiraten (bzw. als Äquivalent dazu auch noch fortpflanzen). Das obligatorische Happy End für alle macht diese Hürde jedoch vergessen und Grant und Lane können, gottlob und unbesorgt, zu den Niagara-Fällen starten.

10/10

Familie New York Herbst Halloween based on play Screwball Madness Serienmord Farce Frank Capra


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COMMUNION (Philippe Mora/USA 1989)


"I am the dreamer and you are the dream."

Communion (Die Besucher) ~ USA 1989
Directed By: Philippe Mora

Der Romancier Whitley Strieber (Christopher Walken) empfängt in seinem abgelegenen Wochenendhaus regelmäßig seltsame Träume. Seine Frau (Lindsay Crouse) hält ihn zunächst für verrückt, als die Visionen sich jedoch in körperlichen Schmerzen manifestieren, scheinbar auf den Jungen (Joel Carlson) des Paars übergreifen und Whitley selbst zunehmend paranoid wird, suchen die Striebers einen Arzt (Basil Hoffman) auf. Dieser verweist ihn an die Psychologin Dr. Duffy (Frances Sternhagen), die Erfahrung mit solchen Fällen hat: Offenbar wurde Whitley von friedlichen Aliens entführt, die bereits seit Jahrzehnten die Erde besuchen und ihn medizinisch auf den Kopf gestellt haben.

Ein weiterer, schön verschrobener und sonderbarer Film von Philippe Mora, der eigentlich weniger ihm oder dem witzig um "Authentizität" ringenden Autor Whitley Strieber gehört, sondern dem ausgelassenen Chris Walken, der hier neben seinen denkwürdigen Leistungen in "The Dead Zone", "A View To A Kill" und "King Of New York" seine vielleicht prägnanteste Darstellung abliefert. Walken ist als verklusulierter Ich-Erzähler in ausnahmslos jeder Szene präsent und macht das, was er am besten kann: Tänzeln, grinsen, wem zunicken, improvisieren. Mit etwaigen Verdächtigungen soll man ja immer vorsichtig sein, aber wenn Chris Walken um diese Karrierephase nicht redlichst dem Kokain zugesprochen hat, dann bin ich Dagobert Duck. Besonders hervorhebenswert an "Communion" scheint mir noch seine strikte Verweigerung jedweder Publikumsanbiederung. Der Film kocht einfach sein höchstpersönliches "Close-Encounters"-Süppchen, das einen oft zwar etwas ratlos zurücklässt, am Ende aber doch hinreichend Sinn zu stiften in der Lage ist. Für Walken-Fans sowieso unerlässlich. Bemerkenswert schlecht übrigens die hörbar halbherzig angefertigte deutsche Synchronisation, die "Communion" wirklich furchtbar entstellt und die man um jeden Preis meiden sollte.

7/10

Familie Psychiatrie Kidnapping Aliens Philippe Mora New York Whitley Strieber


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THE RETURN OF CAPTAIN INVINCIBLE (Philippe Mora/AU 1984)


"Same old dreary demands. Self righteous, messianic, moralistic and increasingly tedious."

The Return Of Captain Invincible (Captain Invincible - Wer fürchtet sich vor Amerika?) ~ AU 1984
Directed By: Philippe Mora

Captain Invincible (Alan Arkin), einst eherner Verbrechensbekämpfer und zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Amerikas wirkungsvollste und mit Abstand patriotischste Waffe im Kampf gegen die Nazis, hat sich einst frustriert aus dem Superhelden-Biz zurückgezogen, nachdem eine Intrige seines alten Erzfeindes Dr. Midnight (Christopher Lee) ihn vor dem Senat für unamerikanische Umtriebe kaltgestellt hatte. Mittlerweile lebt der Captain depressiv und daueralkoholisiert in der Gosse von Sidney, wo er eines Tages vom eigens eingereisten US-Präsidenten (Michael Pate) re-rekrutiert werden kann. Der Regierung der Staaten wurde nämlich der "Hypno-Strahler" gestohlen, eine Geheimwaffe zur heimlichen Willens-Indoktrination. Dahinter steckt niemand anderes als Dr. Midnight, der einigen Schabernack mit "seinem" neuen Spielzeug anstellt. Allerdings muss Captain Invincible erstmal lernen, seine alten Kräfte, Computergehirn, Automagnetismus und vor allem die Fliegerei, zu reaktivieren.

Liebevoll gemachte Superheldensatire, spottbillig zwar, aber zugleich sprühend vor Bizarrerien und subversivem Witz, dabei jedoch nie ein Verräter an seinen Quellen und Inspirationen. So etwas muss man erstmal hinbekommen, aber der am Script beteiligte Steven E. de Souza hatte ja schon immer ein spezielles Händchen für ironisch konnotierte Genre-Artefakte. "Captain Invincible" scheut sich noch nichtmal, sich ab Minute Zwanzig in ein Musical zu verwandeln, dessen Nummern nicht von ungefähr an die "Rocky Horror Picture Show" erinnern, war doch auch an den vorliegenden maßgeblich Richard O'Brien beteiligt. Gar genialisch wird es zum Schluss, als Christopher Lee, der kurz darauf für Mora noch in dessen nicht minder herrlich eklektischem "Howling II - Your Sister Is A Werewolf" mitspielte, Captain Invincible mit einem astronomisch ausgestatteten Spirituosen-Schränkchen und dem diabolisch vorgetragenen Stück "Name Your Poison" rückfällig zu machen und damit zu besiegen versucht. Eine besondere Bank natürlich auch stets Alan Arkin, dessen humoriges Talent bekanntlich primär darin besteht, in den absurdesten Situationen einen heiligen Ernst vor sich herzutragen wie der Kreuzritter sein Glaubenssymbol.
Into the Blue!

8/10

Philippe Mora Farce Superhelden Kalter Krieg New York Satire Australien Alkohol


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MAD DOG MORGAN (Philippe Mora/AU 1976)


"What a beautiful day today."

Mad Dog Morgan ~ AU 1976
Directed By: Philippe Mora

Victoria, 1854: Der Goldsucher Daniel Morgan (Dennis Hopper) wird Zeuge eines brutalen, rassistisch motivierten Überfalls auf eine chinesische Opiumhöhle, verübt infolge polizeilicher Willkür. Hernach wird er selbst zum Räuber, in der Folge jedoch geschnappt und für viele Jahre in ein Arbeitslager gesteckt, das er wegen guter Führung vorzeitig verlassen darf. Frustriert von der staatlichen Arroganz setzt Morgan seinen vormals eingeschlagenen Kurs fort, tut sich mit dem Halb-Aborigine Billy (David Gulpilil) zusammen und beginnt im Hinterland von New South Wales ein mehrjähriges Outlaw-Dasein. Als er später, von Billy getrennt, die Grenze zurück nach Victoria übertritt, kann die ihn bereits lange suchende Polizei stellen und erschießen.

Einer der wichtigsten australischen Filme der siebziger Jahre, die das Erstarken des hier im Entstehen begriffenen, neuen lokalen Kinos förderte und begünstigte. Der schillernde Charakter des Daniel Morgan, seines Zeichens Alkoholiker, Gewaltverbrecher und freiheitsliebender, obrigkeitsfeindlicher Anarchist, scheint wie geschaffen für Dennis Hopper, der zu dieser Zeit selbst etwas den Boden unter den Füßen verloren hatte und das zuweilen stark in irrationale geistige Gefilde abdriftende Vorbild somit perfekt verköpern konnte. "Mad Dog Morgan", der Film, ist ähnlich wie "Walkabout" und "Picnic At Hanging Rock" auch eine Meditation über die urwüchsige Natur des Kontinents; Mora schwelgt und schwebt mittels langer Einstellungen durch die uns Europäern höchst befremdlich erscheinende Landschaft, verharrt gern vor ovalen Felsen und bunten Blumenwiesen und schneidet seinen Protagonisten dazwischen wie ein in der Wildnis aufgegangenes Rumpelstilzchen, das, dem Suff ergeben, gern auch mal die Kanonen sprechen lässt. Dem der Commonwealth-Autorität ohnehin stark abgeneigten Landvolk ist Morgan eine Art republikanischer Antiheld, ein Art verjüngter Cromwell, der allerdings von vornherein bloß zur Mythenbildung taugt: Australien ist schlicht zu weitläufig, heiß und verträumt, um hier offensiv Revolution zu machen. Umso besser für das geneigte Publikum, das sich somit ganz entspannt in "Mad Dog Moras" Meisterstück fallen lassen kann.

9/10

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BUCHANAN RIDES ALONE (Budd Boetticher/USA 1958)


"You don't like this town?" - "I don't like some of its people."

Buchanan Rides Alone (Sein Colt war schneller) ~ USA 1958
Directed By: Budd Boetticher

Tom Buchanan (Randolph Scott), der im mexikanischen Bürgerkrieg für die Juáristen gekämpft hat, überquert in Kalifornien die Grenze heimwärts, um in Westtexas eine Ranch zu gründen. Als er durch das von den drei feisten Agry-Brüdern (Tol Avery, Barry Kelley, Peter Whitney) beherrschte Grenzstädtchen Agry Town kommt, schlägt ihm eine Welle der Unsympathie entgegen. Als der junge Mexikaner Juan (Manuel Rojas) den betrunkenen Roy Agry (William Leslie), Sohn des Bürgermeisters Lew (Avery), der Juans Schwester vergewaltigt hat, erschießt und daraufhin von einer Übermacht zusammengechlagen wird, kommt ihm Buchanan zur Hilfe. Beide landen im Gefängnis und sollen hingerichtet werden - Juan in aller Öffentlichkeit, Buchanan weit außerhalb der Stadt, da er zum Schein freigesprochen wird. Doch kann er seiner Exekution entgehen und Juan rechtzeitig retten. Den Agry-Brüdern wird derweil ihre Geldgier zum Verhängnis.

Ein weiterer "Reinigungs-Western" aus dem Hause Boetticher/Scott. Diesmal gerät Randolph als Tom Buchanan ganz motivationslos und unvermittelt in das feindliche Geschehen, muss jedoch durch seine mehr oder weniger unfreiwillige Involvierung das begonnene Befreiungsgeschäft zu Ende führen. Die drei Agrys sind dabei Musterexemplare des fetten, kapitalistischjen Despoten: Böse, faul und geldgierig lauern sie auf jede Gelegenheit, einen schnellen Dollar zu machen und ihre Machtkompetenzen zu erweitern. Dass bei soviel gegenseitiger Übervorteilung ein symbolischer Schuss nach hinten losgehen muss, ist lediglich eine Frage der Zeit. Buchanan sorgt mit seinem Erscheinen in Agry Town für den rechten Anlass und bricht die Regentschaft der Agrys im Prinzip ohne viel eigenes Zutun und lediglich dadurch, dass er seinen gestohlenen Besitz zurückfordert. Lediglich sein gerechtigkeitsliebendes Wesen sorgt für die nötige Portion Chuzpe. Diesmal darf Scott dann auch als zufriedener, künftiger Rancher weiterreiten ohne dass es einer moralischen Läuterung bedürfte und sein Leben leben, wie er es sich vorgestellt hat.

8/10

Kalifornien Ranown Budd Boetticher Mexiko


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DECISION AT SUNDOWN (Budd Boetticher/USA 1957)


"Even a rattler gives a warning."

Decision At Sundown (Fahrkarte ins Jenseits) ~ USA 1957
Directed By: Budd Boetticher

Der Bürgerkriegsveteran Bart Allison (Randolph Scott) kommt mit seinem Freund Sam (Noah Beery Jr.) in das Nest Sundown, um den heimlichen Stadtoberen Tate Kimbrough (John Carroll) zu töten. Kimbrough hatte während Allisons Militärdienst mit dessen Frau Mary angebendelt, woraufhin diese sich das Leben genommen hat. Nun ist Allison blind vor Rachedurst. Für die ängstlichen Bürger von Sundown ergibt sich dadurch ein mehr oder weniger angenehmer Schicksalswink; stehen sie doch allesamt unter Kimbroughs Knute. Kimbrough, der just am Tage von Allisons Ankunft in Sundown heiraten will, sieht nach anfänglicher Selbstsicherheit seine Felle davonschwimmen...

Das dritte von insgesamt sieben kleinen Boetticher-Scott-Meisterwerken, die den B-Western Ende der fünfziger Jahre nachhaltig revolutionierten. "Decision At Sundown" gehört zu jenen Genrefilmen, in deren Mittelpunkt eine Städte-Katharsis steht: Durch ein rebellisches inneres oder äußeres Element sieht sich die bürgerliche Gemeinschaft genötigt, aus ihrer bisherigen Stasis zu erwachen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. In "Decision" besorgt der rachedürstige Bart Allison, von Randolph Scott wie meist in den Boetticher-Filmen als knüppelharter Vergeltungssucher interpretiert, dieses Geschäft. Erst durch sein aufbegehrendes Verhalten erleben die Einwohner von Sundown, dass Unterwürfigkeit weniger ein Zeichen von Unterlegenheit, denn eines von Passivität bedeutet. Am wunderbarsten der kaum zu erwartende Schluss: Der vormalige Bösewicht wird nach einiger Vorbereitung als läuterungsfähiger Widersacher charakterisiert, der, wenn auch mit eingekniffenem Schwanz, das Weite suchen darf, um sich zu bessern. Tatsächlich geht Allison als Verlierer aus der Affäre hervor. Seine unbedachte Aktion hat letzten Endes das Leben seines besten Freundes gefordert. "Decision At Sundown" besteht somit als bravourös geschriebener und inszenierter Höhepunkt innerhalb seiner kleinen Reihe.

9/10

Ranown Budd Boetticher Rache Belagerung





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Funxton

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