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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FLYING LEATHERNECKS (Nicholas Ray/USA 1951)


"Now you're talking!"

Flying Leathernecks (Stählerne Schwingen) ~ USA 1951
Directed By: Nicholas Ray

1942: Der harte, aber gerechte Air-Force-Major Dan Kirby (John Wayne) unterstützt als Kommandeur der Bomberstaffel "Wilcats" die US-Streitkäften dabei, mit Guadalcanal und später Okinawa entscheidende strategische Ziele im Pazifikraum von den Japanern zu erobern. Dabei leidet er zuweilen unter Selbstzweifeln und gerät ein ums andere Mal in Konflikt mit seinem Captain Griffin (Robert Ryan).

"Flying Leathernecks" ist wohl weniger Nicholas Ray zuzurechnen als seinem Produzenten Howard Hughes, der mit der Herstellung des Films einmal mehr seinem berühmten Fliegerei-Fetisch huldigen konnte. Allerdings rekrutieren sich die Luftkampf-Sequenzen mit Ausnahme der Nahaufnahmen natürlich so gut wie durchweg aus dokumentarschem Archivmaterial, wie auch zahlreiche Einstellungen der Navy- und Infanterie-Schlachten. Zudem prallten im Zuge der Produktion höchst unterschiedliche Interessen aufeinander: Hughes hatte ein Heldenporträt der Air-Force-Piloten im Sinn und stand damit natürlich in einer Reihe mit dem erzkonservativen Wayne und dem ebenfalls auftretenden Jay C. Flippen, während die linken Künstler Nicholas Ray und Robert Ryan natürlich gegenteilige Ziele verfolgten. Entsprechende Konflikte waren somit vorprogrammiert und zogen sich durch die gesamte Entstehung des Films, der immerhin Rays erste Farbregie darstellte, dafür jedoch verhältnismäßig blass wirkt. Erwartungsgemäß blieb es die einzige Kollaboration zwischen Regisseur und Hauptdarsteller. Für Dukes Karriere indes bildet "Flying Leathernecks" lediglich ein weiteres Monument seiner karriereumfassenden, kriegstreiberischen Anstrengungen und einen weiteren Eintrag der schier unüberblickbaren Anzahl von Pazifikkriegsfilmen, in denen er den stolzen, amerikanischen Heroen mimen konnte.

6/10

Nicholas Ray Howard Hughes Pazifikkrieg Hawaii Guadalcanal WWII James Edward Grant


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KNOCK ON ANY DOOR (Nicholas Ray/USA 1949)


"Live fast, die young, leave a good-looking corpse."

Knock On Any Door (Vor verschlossenen Türen) ~ USA 1949
Directed By: Nicholas Ray

Der aus einem Elendsviertel stammende Anwalt Andrew Morton kennt ihn schon lange, den jungen Delinquenten Nick Romano (John Derek), der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Diesmal ist es jedoch ernst: Nick soll einen Polizisten erschossen haben; im Falle einer Verurteilung wartet die Todesstrafe auf ihn. Nick selbst beteuert derweil seine Unschuld. Ein weiteres Mal lässt sich Morton dazu hinreißen, einen von Nicks Fällen zu übernehmen, zumal er sich für den schiefen Werdegang des Jungen mitverantwortlich fühlt, seit dessen Vater wegen einer liderlichen Verteidigung durch einen von Mortons Kompagnons im Gefängnis sterben musste.

In seinem zweiten Film verfolgt Nicholas Ray die hohe Schule des Sozialdramas und versetzt seinem Publikum die gesellschaftskritische Injektion sozusagen intrakardial. Und sie funktioniert vortrefflich, diese Art der Milieuschilderung, in der einmal mehr Bogey als tapferer Anwalt (diesmal als Verteidiger) und unbestechliches Gewissen der Bevölkerung auftritt. Sein Schlussmonolog, einer der Väter aller filmgerichtlichen Schlussmonologe bzw. -plädoyers, ist in Inhalt und Darbietung von schneidender, bitterer Eloquenz, zumal sich ihm vorher praktisch das Blatt in der Hand gedreht hat. Am Ende muss alles mit anderen Augen gesehen werden, der unsympathische Staatsanwalt, der Fall, ja, das Leben selbst. Und auch Andrew Morton, der selbst das beste Beispiel dafür symbolisiert, dass am Ende jeder eine Wahl hat.

9/10

Biopic Courtroom Slum Los Angeles Nicholas Ray film noir


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THE TERROR (Roger Corman/USA 1963)


"Can't you see? He IS Eric!"

The Terror ~ USA 1963
Directed By: Roger Corman

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verliert der junge napoleonische Offizier André Duval (Jack Nicholson) sein Regiment und verirrt sich in ein kleines Küstenwäldchen. Dort begegnet ihm zunächst eine junge Frau (Sandra Knight), die sich als 'Helene' ausgibt und später eine alte Kräuterhexe (Dorothy Neumann), welche jeweils wenig Licht in Andrés Situation bringen. Bald darauf erfährt er vom Schloss des Barons Von Leppe (Boris Karloff), von dessen Person André sich Antworten erhofft: Wer ist die junge Frau vom Strand und wo kann ist sie wiederzufinden? Nach und nach erfährt André von der geheimnisvollen Vergagenheit des Barons, die geprägt ist von Eifersucht und von einer schrecklichen Bluttat. Und auch Helene ist keinesfalls die, für die sie sich ausgibt...

Der leicht verworrene Eindruck, den "The Terror" hinterlässt, lässt sich leicht erklären: Nicht weniger als fünf Regisseure haben inoffiziellerweise an dem Film herumgedoktert. Neben Corman, der zum selben Zeitpunkt vertraglich an "The Raven" gebunden war und als dessen Nebenprodukt "The Terror" gilt, waren das Francis Ford Coppola, Monte Hellman, Jack Hill und Jack Nicholson. Besonders die Postproduktion und speziell die Montage erwiesen sich als kompliziert, da aufgrund der Beteiligten und ihrer autarken Arbewitsweisen von Homogenität keine Rede sein konnte. Bewundernswerterweise hat Corman es dennoch geschafft, "The Terror" der Nachwelt als halbwegs konzises Werk zu hinterlassen, das bereits aufgrund der an ihm beteiligten Namen von gesteigertem filmhistorischen Interesse ist. Die jüngst restaurierte Fassung schließlich macht den Film zu einem wahren Fest fürs Auge mit ihren satten, frischen Farben und lässt noch deutlichere Parallelen zu Cormans meisterhaften Poe-Filmen aufkommen. Ein Schmu wie der zuvor ertragene "Gunslinger" lässt sich damit außerdem wesentlich leichter verschmerzen.

6/10

Napoleonische Kriege period piece Jack Nicholson Monte Hellman Francis Ford Coppola Roger Corman Jack Hill


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GUNSLINGER (Roger Corman/USA 1956)


"You're not bad, you're just no good."

Gunslinger (Sonntag sollst du sterben) ~ USA 1956
Directed By: Roger Corman

Nachdem ihr Mann Marshal Hood (William Schallert) ermordet wurde, übernimmt dessen knallharte Witwe Rose (Beverly Garland) vorübergehend den Posten des Gesetzeshüters in der Kleinstadt Oracle. Ihre Erzfeindin, die Saloonbesitzerin Erica Page (Allison Hayes), die gerade dabei ist, sich sämtliche Grundstückskonzessionen für den geplanten Bau der Eisenbahn unter den Nagel zu reißen, fackelt nicht lang und engagiert den Revolverhelden Cane Miro (John Ireland), Rose unter die Erde zu bringen. Doch die beiden sind sich alles andere als abhold...

Ein sagenhaft schlechter Film, gespickt mit so ziemlich allem, was man falsch machen kann und demzufolge ein taugliches Lehrstück für das akademische Seminar "Don'ts in filmmaking". Eilends heruntergekurbelt in schäbigen Lattenkulissen und bei Lichtverhältnissen, die jeden halbwegs beflissenen dp in die Flucht schlagen müssten, dazu gesäumt von potthässlichem, schmierigem Pathé-Color, besetzt mit einer Ägide mieser und dazu noch miesaufgelegter Darsteller und mit einem Dialogscript bestückt, das sich einem katzenjammerartig die Zehnägel hochrollen lässt. Die Story ist ein Abklatsch von "Johnny Guitar", ohnehin ein künstlerisches Monument, im Direktvergleich eine Offenbarung. Die Crawford und die McCambridge hätten die Garland und die Hayes jeweils mit einem Pusteruhr zur Hölle gejagt. Und Corman? Der wird sich damals, noch jung und unverschämt, vielleicht gedacht haben: "Was der Ray bei der Republic kann, das kann ich schon lange, nur mit weniger Patte und Motivation und wahrscheinlich lieben mich die blöden Froschschenkelfresser von drüben dafür nicht weniger." Pustekuchen, mein Alter. Das Konzept vom billigst Verfügbaren geht eben nicht immer auf. "Gunslinger" bietet jedenfalls Corman at his horrifying worst.

2/10

Roger Corman


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SYNECDOCHE, NEW YORK (Charlie Kaufman/USA 2008)


"Well, fuck everybody. Amen."

Synecdoche, New York ~ USA 2008
Directed By: Charlie Kaufman

Während der Vorbereitungen zu seiner Adaption von Millers "Death Of A Salesman" ereilt den Theaterregisseur Caden Cotard (Phillip Seymour Hoffman) ein nervöses Leiden, das sich zu Beginn dergestalt äußert, dass bestimmte Körperfunktionen - so die Speichelproduktion und die Pupillenerweiterung bei Lichteinfluss - ausgebremst werden, später jedoch noch illustrere Symptome zeigt. Damit einhergehend wendet sich seine Frau (Catherine Keener) von ihm ab und zieht in eine Berliner Bohèmien-WG, um dort ihrer Kunst der Miniaturölmalerei nachzugehen. Das vierjährige Töchterchen Olive (Sadie Goldstein) nimmt sie einfach mit. Den Gewinn des just gewonnenen, hoch dotierten MacArthur-Preises nutzt Caden derweil, zur Anmietung einer alten Kaufhalle, wo sein neuestes Stück spielen soll - eine Eigenkreation, die, soviel weiß Caden sogleich, zur Aufarbeitung seines Seelenschmerzes dienen soll. Die Vorbereitungen für das Stück umfassen schließlich Jahrzehnte, werden immer gewaltiger und epischer, bis Kunst und Realität ineinander zerfließen, sich nicht mehr unterscheiden lassen; bis Cadens Leben zu seinem Stück geworden ist - und umgekehrt.

Eine gewaltige Meditation darüber, wie Kunst und Realität sich wechselseitig beeinflussen; im Prinzip eine logische Wahl für Kaufmans Regiedebüt. "Synecdoche, New York" schlägt einen Pfad ein, dem vermutlich kein anderer Metteur-en-scène mehr folgen kann als Kaufman selbst; hier sind selbst ein Jonze und ein Gondry passé - von einem Clooney gar nicht zu reden. Die Metalepsen seiner bisherigen Filme, die jeweils einer seelischen und/oder narrativen und /oder dramaturgischen Transzendierung dienten, zerfließen nun endgültig zu einem lustvoll-surrealen Potpourri und machen es dem Zuschauer nicht leicht, den Überblick über sie zu behalten. Aber darin liegt auch der Zweck des Dargestellten; Caden Cotard verliert ja selbst den Überblick und es geht auch ums Überblick-Verlieren und dass man den Mut dazu haben soll, sich an der Nase fassen und daran geradewegs durch die determinierte Ungeheuerlichkeit ziehen zu lassen. "Synecdoche, New York" erscheint zuweilen selbst wie gefilmtes Improvisationstheater, als habe Kaufman sich sein Buch täglich autark weiterentwickeln lassen, ähnlich wie Cotards Stück, das irgendwann alle inneren und äußeren Begrenzungen hinter sich lässt. Am Ende gibt's dann einen Krieg; wohl, weil ausgedehnte Biographien irgendwo in ihrem Ablauf immer einen Krieg verzeichnen müssen.
Fragt sich wie's für Kaufman von hier an weitergehen soll und ob er überhaupt noch etwas zu sagen hat nach einem solch definitiven künstlerischen Statement. Wir warten. Warten auf Cotard. Verzeihung, Charlie. Kaufman.

9/10

Surrealismus Charlie Kaufman Theater New York Berlin Zukunft Bohème Biopic Groteske


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ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND (Michel Gondry/USA 2004)


"Constantly talking isn't necessarily communicating."

Eternal Sunshine Of The Spotless Mind (Vergiss mein nicht!) ~ USA 2004
Directed By: Michel Gondry

Aus verschmähender Rache an seiner Ex-Freundin Clementine (Kate Winslet), die zuvor denselben Schritt unternommen hat, wendet sich der Angestellte Joel Barish (Jim Carrey) an die Firma 'Lacuna Inc.', die damit wirbt, ihren Kunden Gedanken an unliebsame Personen oder Ereignisse vollständig aus dem Gedächtnis zu löschen und somit ein unkomlizierteres Leben zu ermöglichen. In einer wie üblich nächtlichen Aktion nehmen sich zwei Mitarbeiter (Mark Ruffalo, Tobey Maguire) also das Hirn des schlafenden Joel vor, dessen Unterbewusstsein sich jedoch stark zu wehren beginnt gegen die bevorstehende Zwangs-Amnesie. Schließlich müssen sowohl Joel als auch Clementine lernen, dass Gehirne sich vielleicht austricksen lassen, Herz und Schicksal jedoch (noch) nicht.

Ein - darf man's überhaupt so formulieren ohne rot zu werden? - typischer Kaufman, der sich diesmal der Mental-Science-Fiction eines Phillip K. Dick befleißigt, um sein wiederum metaleptisches Storykonstrukt zu installieren und damit einmal mehr bahnbrechendes Erzählkino zu liefern. "Eternal Sunshine" beginnt mit einer Vorausblende, die bereits vorwegnimmt, dass am Ende eine glückliche conclusio wartet, nachdem zuvor die tragikomische Leidensgeschichte eines hirninternen Beziehungs-Aborts vorgenommen werden muss. So steht denn auch die Flucht Joels durch die Windungen seines Geistes und seiner Erinnerungen im dramaturgischen Vordergrund; er versucht, Clementine überall dort zu verstecken, wo die Gedächtnisklempner von Lacuna nicht hinfinden, doch ist die organische Topographie eines Hirns leider wesentlich überschaubarer als die grenzenlose Imaginationsbefähigung des menschlichen Geistes. Am Ende wird zwar Joels Kopf ein Schnippchen geschlagen, nicht jedoch der längst existenten Seelenverwandtschaft zwischen ihm und seiner Clementine, die trotz entlarvend-gehässiger Audio-Cassetten (!) mit gegenseitigen Hasstiraden startklar sind für einen Neuanfang wider (?) aller Vernunft.
Ich mag die beiden Zusammenarbeiten von Gondry und Kaufman nicht so sehr wie die von Jonze und Kaufman, da letztere mir nicht nur wagemutiger erscheinen, sondern sie mich auch an intellektuell und emotionalio deutlich erregbareren Punkten zu treffen vermögen. Dennoch hat "Eternal Sunshine" natürlich seine spezielle Poesie, seinen speziellen Reiz und lohnt nicht zuletzt deshalb, weil er Carrey und Winslet einmal recht weit außerhalb ihrer üblichen Bahnen präsentiert.

8/10

Michel Gondry Amnesie New York Charlie Kaufman


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ADAPTATION. (Spike Jonze/USA 2002)


"You are what you love, not what loves you."

Adaptation. (Adaption.) ~ USA 2002
Directed By: Spike Jonze

Der Drehbuchautor Charlie Kaufman (Nicolas Cage) erlebt eine böse midlife crisis. Während sein Script zu "Being John Malkovich" verfilmt wird, erhält er den Auftrag, das nächste Drehbuch zu verfassen - eine Adaption von Susan Orleans' (Meryl Streep) teilbiographischem Porträt "The Orchid Thief". Darin geht es um den in Florida lebenden Orchideenzüchter John Laroche (Chris Cooper), der auf ein höchst interessantes Leben nebst außerordentliche Kenntnissen in diversen Fachgebieten zurückblicken kann und dem die Autorin auf eine seltsame Weise verfallen zu sein scheint. Über die Lektüre des Buchs gerät Charlie in eine mittelschwere Schaffenskrise, die sich noch dadurch intensiviert, dass sein extrovertierter Zwillingsbruder Donald (Nicolas Cage) auch mit dem Scriptschreiben anfängt, als erstes einen konventionellen Serienkillerfilm ersinnt und damit gleich einen Volltreffer landet.

Das muss man sich mal vorstellen: Einen Film über seine eigene Entstehung zu machen, diesen mit fiktionalen Elementen anzureichern und somit einen ganzen Fächer sich überlappender Realitätsebenen zu präsentieren - etwas so Waghalsiges schafft in mittels einer solch gleichermaßen intellektuellen Schlüssigkeit und eleganten Emotionalität wohl nur ein Charlie Kaufman. Ich bin geneigt, "Adaptation" als sein bisheriges Meisterstück zu bezeichnen; die zutiefst ergreifende, einem kompromisslosen Seelenstriptease gleichzusetzende Achterbahnfahrt in die Gefühlsklause dieses rätselhaften Menschen, der sogar soweit geht, für einen/diesen Film einen den kompletten Widerpart seiner Selbst symbolisierenden Zwillingsbruder zu ersinnen und auch gleich wieder ins Jenseits zu schicken, womöglich nur, weil ein Seminare abhaltender "Drehbuchfachmann" (Brian Cox) dazu rät, Ereignisse walten zu lassen. Und dann Nicolas Cage in dieser monolithischen (oder besser: stereolithischen) Performance als Zwei-Seiten-Medaille. Spätestens nach dem Genuss seiner hiesigen Darbietung kann man jede seiner Action- und Bruckheimerrollen nurmehr als Finanzbettung und offensive Selbstsatire begreifen. Spike Jonzes Inszenierung schließlich krönt das Ganze zu jenem glücksfälligen, überwältigenden Kunstwerk, dass es am Ende werden konnte, weil praktisch alle Beteiligten wirklich ausnahmslos Zenitleistungen darboten. "So happy together..."
Vollkommen überwältigend.

10/10

Spike Jonze Charlie Kaufman Film im Film Hollywood Biopic Zwillinge Pflanzen Sumpf Florida Los Angeles New York Drogen Groteske


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CONFESIONS OF A DANGEROUS MIND (George Clooney/USA, UK, D 2002)


"When you're in a relationship, it means you are obligated to give a shit."

Confessions Of A Dangerous Mind (Geständnisse - Confessions Of a Dangerous Mind) ~ USA/UK/D 2002
Directed By: George Clooney

Der Werdgang des Game-Show-Erfinders und angeblichen CIA-Killers Chuck Barris (Sam Rockwell), basierend auf dessen "unautorisierter Autobiographie" gleichen Titels.

Nachdem sein Script zu Michel Gondrys "Human Nature" verfilmt worden war, ergab sich als nächstes diese Adaption des unter seinen Kennern vornehmlich als bizarr kategorisierten Barris-Buchs, dessen Wahrheits- bzw. Legendengehalt bis heute nicht auf den Grund gegangen werden konnte. Dem Vernehmen nach machte Barris, als er mit dem Schreiben seiner Autobiographie beschäftigt war, eine "schwere Lebenskrise" durch, was sich ja in vielerlei Ausprägung interpretieren lässt. Chuck Barris' erstes Geschenk an die Popkultur bildete der von Freddy Cannon eingesungene Hit "Palisades Park". Später wagte sich dann die ABC an seine teils trashigen Showformate wie "The Dating Game" oder "The Gong Show", die später sogar international adaptiert wurden und die basalen Wurzeln für die noch heute das Fernsehen beherrschenden "Talentshows" legten, welche natürlich nicht dazu dienen, Talente ausfindig zu machen, sondern primär dafür geschaffen sind, einsame Öffentlichkeitssuchende großflächig zu denunzieren. Irgendwann im Anfangsstadium seiner Erfolge will Barris dann von einem CIA-Mann angeworben worden und zum Profikiller ausgebildet worden sein. Im Laufe seiner "Parallelkarriere" im Nachrichtendienst hat Barris dann angeblich 33 Menschen getötet, als letztes einen weiblichen "Maulwurf" (Julia Roberts), der diverse andere Mitarbeiter der "Firma" ausgeschaltet hatte.
Barris' zusammenfabulierter Biographiewahnsinn schreit natürlich nach einer Verfilmung, zumal wenn ein fertiges Drehbuch von Charlie Kaufman dafür vorliegt. George Clooney wählte den Stoff mit großzügiger Schützenhilfe von Miramax und seinem Kumpel Soderbergh als sein Regiedebüt und machte seine Sache soweit in Ordnung. Allerdings muss man ganz klar sehen, dass Clooney sich in ebenjener Unterstützung durch Freunde und Kollegen förmlich suhlt und seine Eigenständigkeit sich in Bildmanipulationen erschöpft. Ansonsten gehört der Film ganz dem wie immer phantastischen Rockwell und natürlich Charlie Kaufman, für dessen Verhältnisse "Confessions" allerdings recht konventionell daherkommt.

7/10

Fernsehen DDR Kalter Krieg Biopic Los Angeles New York Berlin Steven Soderbergh Charlie Kaufman George Clooney period piece


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BEING JOHN MALKOVICH (Spike Jonze/USA 1999)


"Hey Malkovich, think fast!"

Being John Malkovich ~ USA 1999
Directed By: Spike Jonze

Der arbeitslose, zur Melancholie neigende Marionettenspieler und -schnitzer Craig Schwartz (John Malkovich) tritt eines Tages eine seltsame Stelle als Archivar in der 'Lestercorp' an, einer in der siebeneinhalbten Etage eines Bürohauses untergebrachten Firma. Dort geht nicht alles mit rechten Dingen zu, nicht nur die Sekretärin (Mary Kay Place), sondern auch Craigs Chef (Orson Bean) erweisen sich als bizarre Persönlichkeiten. Dafür lernt Craig eine ihn zutiefst faszinierende Frau kennen - die eiskalte Maxine, der Craig bald mit Haut und Haaren verfällt. Als er in seinem Arbeitsraum hinter einem Aktenschrank ein kleines Türchen entdeckt, hinter dem sich ein Portal befindet, das geradewegs in den Geist des Schauspielers John Malkovich (John Malkovich) führt, versucht Craig, ebendies nicht nur für seine Beziehung zu Maxine gewinnbringend zu nutzen. Diese jedoch lässt Craig weiter links liegen und verliebt sich stattdessen in seine Frau Lotte (Cameron Diaz).

Grandiose Groteske und konspirative Komödie - "Being John Malkovich" bildet das Kindodebüt des zuvor primär als Videoclip-Künstler arbeitenden Spike Jonze und darüberhinaus seine erste Kollaboration mit dem Autor Charlie Kaufman. Dass die geballte, enervierende Kreativität dieses Duo Infernale gar Großartiges zu schaffen in der Lage ist, beweist dieser Film, eine traumhafte, keine Obskuritäten und Widrigkeiten scheuende Verhandlung seelischer Notstände, in der der Titelheld John Malkovich sich auf eine Weise exponiert und zerpflücken lässt, die man nur als höchst wagemutig bezeichnen kann. Andererseits wird er sich vielleicht auch geehrt gefühlt haben, zum inkarnierten MacGuffin dieser absonderlichen Dreiecksgeschichte auserkoren worden zu sein und das Projekt und seine Involvierung mit Kusshand begrüßt haben. Doch ist jedwede Spekulation in dieser Richtung ohnehin redundant, denn dieses vollendete Kunstwerk, das es fertigbringt, die Gratwanderung zwischen seinem bizarren, originär-jüdischem Humor und dem entsetzlichen, todtraurigen Gefühl des Abgeweistwerdens blindlings zu meistern, spricht ganz allein für sich und seine monolithische, innovative Präsenz. Einer jener immer rarer werdenden Filme, die dazu taugen, das Kino zu retten.

10/10

Spike Jonze New York Bohème Charlie Kaufman John Malkovich Groteske


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GO (Doug Liman/USA 1999)


"Can we make a deal?"

Go ~ USA 1999
Directed By: Doug Liman

Was diverse Personen ausgehend von einem stinknormalen Freitagittag ausgehend in Suburban L.A. bzw. Vegas rund um einen vergeigten Ecstasy-Deal, zwei aufgebrachte Stripclub-Besitzer (Jimmy Shubert, J.E. Freeman) sowie eine versemmelte Undercover-Aktion der Polizei erleben, erweist sich als mitunter äußerst haarsträubend.

Temporeiche drug comedy aus Zeiten, als Doug Liman noch erfrischend flottes Kino zu machen imstand war, dessen Erzählstrukturen zwar nicht neu, aber dennoch von involvierender Kraft waren und das nicht gleich ins Agenten- oder SciFi-Milieu gehen musste, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. In "Go" geht von der narrativen Warte aus betrachtet, alles noch vergleichsweise bodenständig zu, wenn auch die obskuren, sich teils kreuzenden Ereignisse bereits jene Richtung andeuten, die Liman später verfolgen sollte. Grob beschränkt sich die Story auf drei Episoden mit jeweils identischem Ausgangspunkt; nämlich die sich als schicksalhaft erweisende Bitte des Supermarkt-Kassierers Simon (Desmond Askew) an seine Kollegin Ronna (Sarah Polley), für ihn die Mittagsschicht zu übernehmen. Ronnas Zusage macht den nun folgenden Strudel der Ereignisse erst möglich. Ein Augenblick als bestimmendes, eruptives Moment der nächsten 24 Stunden.
"Go" ist somit auch eine - wenn auch eher auf spaßigen Krawall gebürstete - Vorwegnahme der Schicksalsmeditationen von Iñárritu und Arriaga und als solche absolut auf der Höhe. Ergänzend gibt es nämlich einen brachial-kruden Spaßfaktor, der nicht immer ganz geschmacks- dafür aber stets treffsicher bleibt.

8/10

Doug Liman Ensemblefilm Los Angeles Las Vegas Drogen Ecstasy Weihnachten





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Funxton

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