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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SIEBEN MONDE (Peter Fratzscher/D 1998)


"Ich würde dann jetzt lieber gehen..."

Sieben Monde ~ D 1998
Directed By: Peter Fratzscher

Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, schreibt Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) Synchronscripte für finnische Filme; sein wahres Herz hängt jedoch, wie dereinst bei seinem Vater, an der Schriftstellerei. Urplötzliche Morde in der Gegend, die die Sensationspresse einem Werwolf zuschreibt, da sie stets bei Vollmond geschehen und am Tatort wölfische Spuren nachgewiesen werden, beginnt Krömer, mit seiner eigenen Wesensveränderung zu assoziieren. Immerhin hat ihn vor ein paar Nächten eine angefahrene, möglicherweise wolfsähnliche Kreatur gebissen. Zudem scheinen die Wölfe im Tierpark auf ihn zu reagieren. Und woher kommen seine sexuelle Virilität und sein urplötzlicher Appetit auf rohes Fleisch? Für den Mystik-Polizisten Becker (Christoph Waltz) ein klarer Fall...

Schade, dass Peter Fratzscher den vielversprechenden Ansatz, einen großproduzierten, deutschen Genrefilm zu schaffen, am Ende nicht einlöst. Anstatt uns einen waschechten Werwolf zu präsentieren, gibt es am Schluss nämlich doch bloß einen weiteren, konzeptionell vorgehenden Serienkiller (Ulrich Mühe), der Grimms Märchen um große, böse Wölfe pervertiert, sich selbst für Rumpelstilzchen hält und sein krankes Spiel anreichert, indem er den psychisch ohnehin wackligen Helden noch zusätzlich verunsichert. Das ergibt einen ordentlichen Mystery-Thriller, der, nicht zuletzt aufgrund seiner ohnehin latenten Liebäugelei mit Camp und Genrekino, allerdings auch als Horrorfilm mit tatsächlich übernatürlichem Inhalt seine Meriten eingefahren hätte. Immerhin: im Rahmen der um die späten Neunziger noch immer unter dem nachwehenden Erfolg der spießigen Beziehungskomödie "Der bewegte Mann" und allen möglichen Superweibern krankenden deutschen Filmlandschaft ein Lichtblick, der leider nicht wirklich Schule zu machen vermochte. Und das bei seiner formidablen Besetzung, für die neben Peter Lohmeyer und Horst Krause sogar die herzerfreuenden Stimm- und Schauspiellegenden Hans Paetsch (89) und Tilly Lauenstein (82) gewonnen werden konnten.

7/10

Peter Fratzscher Literatur Madness Märchen Serienmord Lykanthropie München


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BIG GUNS - TONY ARZENTA (Duccio Tessari/I, F 1973)


Zitat entfällt.

Big Guns - Tony Arzenta (Tödlicher Hass) ~ I/F 1973
Directed By: Duccio Tessari

Der Mafiakiller Tony Arzenta (Alain Delon) will um seiner Familie Willen raus aus dem Geschäft. Für den Oberboss Grünwald (Anton Diffring) ein klarer Fall: Niemand kehrt seiner "Familie" ungestraft den Rücken. Arzenta soll liquidiert werden, doch die gelegte Autobombe erwischt versehentlich dessen Frau (Nicoletta Machiavelli) und seinen kleinen Sohn. Arzentas Gerechtigkeitsglaube genügt jedoch nicht, um, wie ihm geheißen, die Verantwortlichen durch Gott richten zu lassen. Er führt einen erbarmungslosen, ungebremsten Rachefeldzug gegen das Syndikat, begeht jedoch schließlich, des Tötens müde, einen einzigen, verhängnisvollen Fehler.

"Big Guns" mit dem ohnehin verallgemeinernden Etikett "Europloitation" zu versehen würde ihm nicht gerecht. Tessari hat mit diesem Gangsterfilm, möglicherweise seinem vordringlichsten Werk, nämlich einen ebenso schnörkellosen wie formvollendeten Rachethriller im Mafia-Umfeld inszeniert, der seinen Helden im Laufe seiner privaten Vendetta quer durch Europa führt. Für Alain Delon, wie zu dieser Zeit häufiger geschehen als Italiener besetzt, ein weiterer, formidabler Auftritt. Nicht ganz so unterkühlt wie bei Melville, aber dennoch von einer inneren Stringenz und Härte beseelt, die zumindest jene unter seinen Widersachern, die ihn gut kennen, wie den Mailänder Boss Nick Gusto (Richard Conte), vor Angst erbleichen lassen - wissen sie doch, dass Arzenta einer der Besten in seinem Metier ist, einer, der gnadenlos und präzise vorgeht. Doch selbst ein Tony Arzenta hat seine Achillesferse - Gutgläubigkeit und Vertrauensüberschuss, wo sie am Ende unangebracht sind. Möglicherweise geht er auch unbewusst bereitwillig in den Tod, ist mit seiner Familie schließlich auch seine Existenzgrundlage ausgelöscht worden, trotz neu entflammter Gefühle zu der Milieubraut Sandra (Carla Gravina).

9/10

Duccio Tessari Mafia Mailand Kopenhagen Profikiller Rache


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CANICULE (Yves Boisset/F 1984)


"Shit."

Canicule (Dog Day - Ein Mann rennt um sein Leben) ~ F 1984
Directed By: Yves Boisset

Nach einem missglückten Banküberfall in einer französischen Stadt, bei dem er von seinem Partner Snake (Pierre Clémenti) hintergangen wird, flüchtet der amerikanische Bankräuber Jimmy Cobb (Lee Marvin) mitsamt der Beute vor dem ihn verfolgenden Polizeiaufgebot in die sommerliche Provinz. Dort gerät er an eine dysfunktionale Bauernfamilie, die ihm zusätzlichen Stress verschafft, da jeder einzelne von ihnen schwer gestört ist und eigene Pläne verfolgt. Bald wissen auch Cobbs verbliebene Partner, wo er sich versteckt hält und es kommt zu diversen Konfrontationen.

Der vorvorletzte Film, den Lee Marvin mit seiner Präsenz adelte (vor dem ersten "Dirty Dozen"-Sequel und "The Delta Force") setzt ein spätes Highlight in seinem ohnehin glänzenden Schaffen. Als US-Gangster in Frankreich, dessen 'Spezialität' es ist, seinen Gegnern die Kniescheiben wegzuschießen, gerät er an etwas, mit dem selbst er niocht fertig werden kann, an westeuropäische Land-Idiotie nämlich. Auf dem durchaus imposanten Hof, auf dem er nach anstrengender Flucht strandet, erwarten ihn der sexgierige, versoffene Patriarch Horace (Victor Lanoux), dessen nicht minder versoffener Bruder Socrate (Jean Carmet), Horaces Frau Jessica (Miou-Miou), deren unehelicher Sohn Chim (David Bennent), die haltlos nymphomanisch veranlagte Ségolène (Bernadette Lafont), die alte Haushälterin Gusta (Muni), sowie zwei afrikanische Landknechte (Joseph Momo, Mohamed Bekhtaoui) - ein böses, verzerrtes Spiegelbild der zeitgenössischen französischen Gesellschaft, durch die Bank verdorben und verrückt. Besonders gegen Jessicas durchtriebene Pläne (ohnehin wirkt die ebenso kluge wie schöne, stilbewusste Frau wie ein Fremdkörper unter all den Hinterwäldlern) hat Cobb keine Chance. Zu David Bennent, diesem seltsam faszinierenden Kindmann, der einen jeden Film schon durch seine bloße Anwesenheit mystisch auflädt: extraordinaire, comme toujours.
Boisset ist ein kleines, schmutziges Meisterwerk zwischen Kunst und Sleaze geglückt, dessen prononciert-grotesker Erzählfarbe sicherlich auch ein Jeunet oder Kusturica manches verdanken.

9/10

Yves Boisset Sommer Flucht Familie Groteske


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SHARK WEEK (Christopher Ray/USA 2012)


"If you mess with the bull, you get the horn."

Shark Week ~ USA 2012
Directed By: Christopher Ray

Der superreiche Drogengangster Tiburon (Patrick Bergin) holt acht Individuen, denen er durchweg eine Teilschuld am gewaltsamen Tod seines Sohnes zuschiebt, auf eine abgelegene Privatinsel vor den Florida Keys. Dort hat der ausgesprochene Hai-Fan Tiburon (der Name sagt alles) diverse Fallen aufgestellt, an deren Ende ein jeweils anderes, hungriges Exemplar der entsprechenden Gattung auf sein Opfer harrt...

Mein erster Versuch mit einem der berühmt-berüchtigten Monsterstreifen der Trash-Schmiede "Asylum" ging so sehr nach hinten los, dass man sich im Nachhinein um die just gemachte Erfahrung bedauern muss. Mit "Shark Week" wollte ich es mal probieren, weil ich die Bilder um den Hai-Polyp-Hybriden und den zweiköpfigen Monsterhai schon von vornherein stulle fand. Hier sollte es ja 'normale' Haie geben, die Menschen fressen und das zusätzlich verpackt in eine Slasher-/Manhunt-Story. Was sich da jedoch vor mir entblätterte war eine komplette Akte produktionstechnischer und inszenatorischer 'Don'ts', ein entsetzlich fehlgeleiteteter Haufen Scheiße von einem Antifilm. Es geht los mit den auf meinem persönlichen Radar jahrelang abwesenden Patrick Bergin und Yancy Butler, die die Chuzpe besitzen, jede ihrer Szenen stockbesoffen zu absolvieren. Die übrigen Darsteller verdienen diese Bezeichnung kaum. Christopher Ray, Sohnemann von Fred Olen Ray, benutzt eine dulle DTV-Kamera, die hässliche Farben macht und denkt, es sei große Kunst, mit jump cuts zu hantieren. Die CGI-Haie (es gibt keine einzige Aufnahme eines echten Exemplars) sehen beschissen aus, fauchen unter Wasser (wie Haie das ja nun mal tun) und sind auch noch enttäuschend klein. Selbst blutig ist "Shark Week" nicht, weil wohl schlichterdings kein Filmblut zur Verfügung stand. Hat man auch noch am PC animiert und sieht entsprechend aus.
Ergo ein unglaublich mieser Rotz, weder witzig - auch unfreiwillig nicht- noch blutig, weder herzig, noch ambitioniert. Ein erbämlicher, seelenloser Schnellschiss, äh, schuss, der nur einem anheim fallen sollte: dem Vergessen.

1/10

Christopher Ray The Asylum Haiangriff Slasher Trash Florida Kalifornien Manhunt Tierhorror


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DILLINGER (John Milius/USA 1973)


"I rob banks for a living, what do you do?"

Dillinger (Jagd auf Dillinger) ~ USA 1973
Directed By: John Milius

Während der Depressionszeit machen Bankräuber wie John Dillinger (Warren Oates) nebst seiner Gang, Pretty Boy Floyd (Steve Kanaly) oder Baby Face Nelson (Richard Dreyfuss) den Mittleren Westen unsicher. Das darbende Volk himmelt die Gentleman mit ihren bleispritzenden Thompsons als Rebellen an, die sich trotz der gestreckten Wirtschaftskrise ein schönes Leben machen, für das FBI, allen voran Agent Melvin Purvis (Ben Johnson), sind jene Gangster bloß Outlaw-Abschaum. Insbesondere der clevere Dillinger avanciert zu Purvis' erklärtem Todfeind, zumal es dem dreisten Gauner immer wieder gelingt, der Staatsgewalt zu entwischen.

Milius' erster Langfilm ist gleich ein Schmuckstück der gleich in Legionsstärke antretenden Depressions-Gangsterfilme der New-Hollywood-Jahre. Als ebenso luftiges wie hartes Pasticcio unterschiedlicher inhaltlicher und stilistischer Einflüsse hat Milius das Glück, mit Warren Oates, dessen Physiognomie tatsächlich der Dillingers ähnelte, einen herrlich charismatischen Titeldarsteller beschäftigen zu können, in seinem Gefolge um Harry Dean Stanton, Geoffrey Lewis und John P. Ryan (leider recht früh per Bauchschuss aus dem Szenario getilgt) kaum minder phantastische Akteure. Ben Johnson, der vier Jahre zuvor in Peckinpahs "The Wild Bunch" noch Oates' Bruder gespielt hatte, gibt hier den deklarierten Antagonisten. Da Dillingers und Purvis' Geschichten historisch und biographisch betrachtet untrennbar miteinander verwoben sind, erhält diese Paarung gleich noch einen zusätzlichen Reiz. Zeitsprünge und -raffungen über die erzählte Zeit zweier Jahre werden gern mit Überschriften und Leitartikeln aus Zeitungen überbrückt, derweil Purvis zusätzlich noch als Off-Erzähler fungiert. Den berühmten Banküberfall von Warsaw und die sich anschließende, endgültige Zersprengung der Dillinger-Bande inszenierte Milius als unglaublich dichtes, zudem technisch bravouröses Kabinettstück des Actiongenres. Spätere Belagerungs-, Shoot-Out- und Verfolgungsszenen werden sich hieran zu messen haben.

8/10

John Milius New Hollywood Great Depression Biopic FBI Duell Indiana Chicago Freundschaft Historie period piece


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KILLING BLUE (Peter Patzak/BRD 1988)


"Ein ganz natürlicher Reflex..."

Killing Blue ~ BRD 1988
Directed By: Peter Patzak

Den versoffenen Berliner Polizisten Alex Glass (Armin Mueller-Stahl) plagen Gewissensbisse, weil er bei einem Einsatz unvorsichtigerweise ein kleines Mädchen angeschossen hat. Umso verbissener hängt er sich in seinen neuen Fall, den Mord an einer jungen Frau (Constanze Saskia Rahn, die im Heroin-Milieu verkehrte. Die Spur führt zu der einschlägig bekannten Unterweltgröße Miskowski (Frank Stallone), mit dem neben der Toten auch die Tochter (Allegra Curtis) des Staatsanwalts Karstens (Michael York), zufällig ein guter Freund von Glass, verkehrt. Als Miskowski jedoch selbst gewaltsam ums Leben kommt, bleibt Glass nur ein letzter Schluss zur bitteren Wahrheit...

Seine kurze Liaison mit der Lisa-Film brachte nach "Der Joker" mit Peter Maffay als rollstuhlbewährtem Bullen diesen dem "Vorgänger" nicht ganz unähnlichen Versuch eines neo noir im Berliner statt im Hamburger Milieu. Michael York kehrte nochmal zurück, wiederum als gewalttätiger Psychopath (den er in diesen Jahren recht oft zu geben hatte) und brachte als internationale Verstärkung Stallone-Bruder Frank nebst TV-Sternchen Morgan Fairchild mit. Ansonsten ist "Killing Blue" vor allem als campige Ausnahmeerscheinung im identitätskriselnden deutschen Kino der Spätachtziger von Interesse. Patzak, der seinem Job von allen Beteiligten noch am ehesten professionell begegnet, inszeniert mit viel Elan gegen das stulle Drehbuch an, das sich vornehmlich von einer hanebüchnen Geschichte mit kausalitätsfernen Wendungen und seltsam unpassenden Stilisierungen der von Mueller-Stahl ordentlich gespielten, nichtsdestotrotz jedoch hoffnungslos fehlbesetzten Hauptfigur getragen findet. Aber angesichts des unterirdischen Spiels von Julia Kent (als Glass' Assistentin) muss man sich über ihre schreiberisches Untalent kaum weiter wundern. Alex Glass derweil ist der inkarnierte Stereotypus des Noir-Polizisten: Unangepasst, frech, in Dosenbier und Zigaretten badend, hobbymäßiger Jazz-Saxophonist, Weiberheld, schnell mit der Knarre bei der Hand und natürlich arschcool. Und eine solche Figur spielt - wohlgemerkt - Armin Mueller-Stahl. Kann sowas gutgehen...?

5/10

Peter Patzak film noir neo noir Berlin Lisa-Film


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GRAVITY (Alfonso Cuarón/USA 2013)


"Houston, I have a bad feeling about this mission."

Gravity ~ USA 2013
Directed By: Alfonso Cuarón

Die beiden Astronauten Kowalski (George Clooney) und Stone (Sandra Bullock) befinden sich auf einer Mission im Orbit mit Außeneinsatz. Da erreicht sie ein Warnruf von der Erde: Ein russischer Satellit ist gecrasht und seine Trümmerteile haben bereits andere Satelliten zerstört, was zur Folge hat, dass nun ein riesiges Trümmerfeld geradewegs auf sie zukommt. Ihr Space Shuttle wird zerstört und Kowalski und Stone können sich als einzige Überlende mit Mühe und Not retten. Sie gelangen frei treibend bis zur Raumstation ISS, wo Kowalski sich opfert, um Stones Leben zu retten. Auch die ISS ist bereits schwer mitgenommen. Stones letzter Ausweg ist eine chinesische Raumstation, in der es noch eine Rettungskapsel gibt. Die Frau muss allerdings zunächst ihre latente Todessehnsucht überwinden, um sich selbst retten zu können.

Das große Meisterwerk, das viele in "Gravity" ausgemacht haben wollen, konnte ich trotz eifriger Schaufelei und Graberei nicht vorfinden. Formal sicherlich von bemerkenswerter Könnerschaft und technischem Einfallsreichtum gekennzeichnet, hatte ich bei Cuaróns Werk dennoch das nicht abreißen wollende Gefühl, einen durch die Vorführung seiner Mittel etwas selbstherrlich duftenden Konzeptfilm vorgesetzt zu bekommen, der ein wenig wie ein unter Zeitnot geratener "Cast Away" daherkommt, aufgrund des All-Settings natürlich sehr viel spektakulärer ausschaut, mit Clooney und Bullock in ihren hoffungslos formelhaften Präsentationen jedoch stets innerhalb seiner eigenen Umlaufbahn kreist und nie Gefahr läuft, diese zu verlassen. Bei mir regte sich da nichts, ich habe allerdings, das fällt mir immer wieder auf, sowieso nicht so mörderisch viel übrig für um Realismus bemühte Weltraum-Szenarien.
Irgendwo bestimmt honorabel, mich hat er kalt gelassen.

5/10

Alfonso Cuarón Weltraum Freundschaft


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MACAO (Josef von Sternberg/USA 1952)


"What a way to be cheapened."

Macao ~ USA 1952
Directed By: Josef von Sternberg

Auf der Fähre von Hong Kong nach Macao lernt der Abenteurer Nick Cochran (Robert Mitchum) die abgefeimte Nachtclub-Sängerin Julie Benson (Jane Russell) kennen. Beide wollen in der portugiesischen Kolonie ihr Glück versuchen und stoßen sowohl auf den freundlichen Vertreter Trumble (William Bendix) als auch auf den Unterweltboss Vince Halloran (Brad Dexter). Dieser wähnt sich von der Polizei verfolgt und glaubt, in Cochran den ihn suchenden Ermittler gefunden zu haben. Zudem versucht er mit allen mitteln, Julie für sich zu gewinnen.

Eine dieser herrlich überkandidelten Howard-Hughes-Produktionen, die innen drin voluminöser sind als außen. Mitchum und Russell sind super, sie scheinen förmlich wie gespuckt für ihre Rollen, und auch die Co-Stars Bendix, Dexter und die wie immer grandiose Gloria Grahame als 2nd-interest-woman veredeln dieses mit aller Macht exotisch duften wollende Stück film noir. Dabei verlief der Dreh wohl recht chaotisch: von Sternberg, der ohnehin nicht gern ohne die Dietrich arbeitete, überwarf sich mit Hughes und wurde am Ende durch Nicholas Ray ersetzt; die Grahame, zu jener Zeit Rays Noch-Gattin, war aufgrund eines Knebelvertrages gezwungen, mitzuspielen und konstatierte später, sie habe absichtlich mies und lustlos agiert (was ihre Auftritte allerdings keinesfalls verdirbt, sondern sie im Gegenteil hübsch lasziv macht - ich finde sie, so rein als Frau, sowieso viel toller als die dralle Auslegerin Russell). Die Story um ein geklautes Diamanten-Collier ist so nebensächlich wie nur was; "Macao" besteht sozusagen rein aufgrund seines todschicken Naturells.

8/10

Macao Josef von Sternberg Nicholas Ray Howard Hughes undercover film noir


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THE CONCORDE... AIRPORT '79 (David Lowell Rich/USA 1979)


"They don't call it the cockpit for nothing, honey."

The Concorde... Airport '79 (Airport '80 - Die Concorde) ~ USA 1979
Directed By: David Lowell Rich

Joe Patroni (George Kennedy) ist zurück! Und, kaum zu glauben: diesmal fliegt er selbst, und zwar mit seinem Mitpiloten Paul Metrand (Alain Delon) eine Concorde von Washington D.C. über Paris nach Moskau zu den dort stattfindenden Olympischen Spielen. An bord befindet sich auch die Journalistin Maggie Whelan (Susan Blakely), die just festgestellt hat, dass ihr schwerreicher Lover Kevin Harrison (Robert Wagner) seine industriellen Finger in allerlei illegalen Waffenverkäufen an Amerikas schlimmste Feinde drinstecken hat. Um Maggie daran zu hindern, ihrer Recherche-Ergebnisse rechtzeitig zu veröffentlichen, verübt Harrison diverse Anschläge auf die Concorde - doch er hat nicht mit dem Können der beiden Superpiloten Patroni und Metrand gerechnet!

Der vierte und letzte "Airport", verzichtend auf leinwandtaugliches Scope und endlich auch Personal vom Schlage Sylvia Kristels, Sybil Dannings und Avery Schreibers vereinigend, dokumentiert den endgültigen formvollendeten Abstieg des Franchise in den lupenreinen Camp. Das Regieniveau befindet sich bestenfalls auf dem dem zeitgenössischer TV-Serien, die wenigen Spezialeffekte, sich zumeist in Luftaufahmen und Explosionen erschöpfend, sind schmerzvoll schlecht und der ganze Plot mitsamt seines dramaturgischen Fortlaufs ist von blühender Einfalt: natürlich muss, um eine einzelne Person zu meucheln, gleich ein ganzes Passagierflugzeug samt Insassen vom Himmel geholt werden (obschon es genügend andere Gelegenheiten zuhauf für den singulären Anschlag gäbe) und natürlich werden dafür spektakulärste Mittel wie Kampfdrohnen und Phantom-Jets benutzt (mit denen George Kennedy allerdings spielend fertig wird). Dazu kommen gar wunderhübsche Nuancen von Misogynie und Chauvinismus, die schon damals großflächiges Kopfschütteln ausgelöst haben sollten. Das Katastrophenepos und sein dramödischer Abgesang, in Farbe. Und als großer Filmfoto-Roman in BRAVO!

6/10

Paris Flugzeug David Lowell Rich Verschwörung Olympia Camp


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AIRPORT '77 (Jerry Jameson/USA 1977)


"Beauty is in the eyes of the beholder."

Airport '77 (Verschollen im Bermuda-Dreieck - Airport '77) ~ USA 1977
Directed By: Jerry Jameson

An Bord seines sündhaft teuren Privat-Luxusjets befinden sich nicht nur die zur Neueröffnung seines Museums geladenen Gäste des Multimillionärs Philip Stevens (James Stewart), sondern auch diverse Kunstobjekte, Delikatessen und anderer edler Tand. Darauf ist auch eine Gruppe von Ganoven, darunter Co-Pilot Chambers (Robert Foxworth) scharf, die sich als Crew-Mitglieder getarnt an Bord begibt und den Flieger Richtung Karibik umlenkt. Beim Versuch, das Radar zu unterfliegen, setzt Chambers jedoch auf dem Meer auf und der Jet versinkt oberhalb eines Tiefsee-Grabens. Für den heldenhaften Piloten Don Gallagher (Jack Lemmon) und die Fluggäste bleiben nur wenige Stunden zur Initiierung einer Rettungsaktion.

Das zweite "Airport"-Sequel ist wohl der einzige Beitrag der Reihe, der unter den wirklich maßgeblichen Katastrophenfilmen der Siebziger firmieren darf - nicht nur, dass er von allen vier Filmen die beeindruckendsten Hollywood-Grandseigneurs vereint, er findet sich zudem von Jerry Jameson, wenngleich sehr routiniert, überaus sauber und spannend inszeniert und spart sich die schlimmeren Flachnummern des direkten Vorgängers. Wie dort ist die Rettung der Verunglückten in erster Linie auch hier ein Wettlauf gegen die Zeit gegen gnadenlose Außenbedingungen: Der enorme Wasserdruck droht, die Hülle des Jets zum Zerbersten zu bringen, derweil durch diverse kleine Risse bereits Meerwasser eindringt. Zudem verknappt sich der Sauerstoff. Heldentode dürfen auch hier gestorben werden, darunter ein besonders pittoresker von Christopher Lee, der mit weit aufgerissenen Glubschern seine Todesszenen als "Dracula" revitalisiert. Und: Es ist kaum zu glauben, aber Jack Lemmon als physisch überaus präsenter Actionheld macht eine astreine Figur.

7/10

Jerry Jameson Sequel Atlantik Flugzeug Luftfahrt Heist Seenot





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Funxton

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