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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ANGUSTIA (Joan Josep Bigas Luna/E 1987)


"It's all in your imagination. I really don't exist."

Angustia (Im Augenblick der Angst) ~ E 1987
Directed By: Joan Josep Bigas Luna


Patty (Talia Paul) und Linda (Clara Pastor) sehen sich den Film "The Mommy" in einem Kino an: Darin ist der ödipal gestörte, in einer Augenklinik tätige John Pressman (Michael Lerner) von den Sehorganen seiner Patienten besessen, zumal er selbst bald erblinden wird. Er beginnt zu morden und die Augen seiner Opfer zu extrahieren. Nach einer Hypnose durch seine Mutter (Zelda Rubinstein) begibt sich John in ein Kino, in dem Harry Hoyts "The Lost World" gezeigt wird. Dort läuft er Amok und tötet zahleiche Menschen. Für Patty und Linda wird der Filminhalt indes zur blutigen Realität: Ein weiterer Zuschauer (Àngel Jové) nimmt sich das Leinwandgeschehen zum Vorbild und fängt an, die Kinogäste zu erschießen.

Um sich Bigas Lunas buchstäblich doppelbödigen Horrorfilm über das Sehen und die ihm zugrunde liegenden, zerebralen Prozesse anzuschauen, bedarf es einiger Anstrengung. Gegen Ende zerfließen die Inhalte der beiden werksintern gleichberechtigt nebeneinander stehenden Filme durch die so geschickte wie verwirrende Monatage vollends und sind kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Hinzu kommt die in John Pressmans Kopf permanent echoende Stimme seiner von Zelda Rubinstein gespielten Mutter, die, ebenso wie die zwischenzeitliche Hypnose, eine höchst enervierende Qualität aufweisen. Als eine Reise in psychotische Untiefen in der betonten Tradition von Powells "Peeping Tom" und Bogdanovichs "Targets" ist "Angustia" aber dennoch ein äußerst sehenswerter Genre-Beitrag, der aus mir unerfindlichen Gründen jedoch sein Herkunftsland ignoriert. Warum ein spanischer Film in Culver City spielen muss, leuchtet mir nicht ganz ein; es sei denn, Bigas Luna erachtet Kalifornien als den Dreh- und Angelpunkt der (Genre-)Filmkunst und siedelt dort daher seine Geschichte an.

8/10

Mutter Madness Massenmord Serienmord Film im Film Kino Bigas Luna Augen


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SEXUAL ABBERATION - SESSO PERVERSO (Bruno Mattei/I 1979)


Zitat entfällt.

Sexual Abberation - Sesso Perverso (Libidomania - Alle Abarten dieser Welt) ~ I 1979
Directed By: Bruno Mattei


Unter Berufung auf den ausrangierten Psychiater Richard von Krafft-Ebing zeigt Groß-Plagiator Bruno Mattei eine ganze Stange m.o.w. gewöhnungsbedürftiger Angewohnheiten sexuell abseitiger Zeitgenossen.

Mattei goes Mondo und taucht ein in die wundersame Welt der Paraphilie: Hier erleben wir - sofern wir es nicht ohnehin längst schon ahnten, aber nie wahrhaben wollten - aus einem Guss, dass es Menschen gibt, die doch tatsächlich masochistisch, sadistisch, narzisstisch, nekrophil, koprophil oder gar zoophil veranlagt sind, sich ihren Lustgewinn durch LSD respektive andere sonderbare Aphrodisiaka verschaffen und erstmal Beine abamputieren müssen, bevor sie ans Pimpern des Lustobjekts gehen. Dabei gibt es manch flotten Kommentar, den die alten deutschen Stimmen von Homer Simpson, Rektor Skinner und Chuck Norris abäpfeln und den Film damit noch etwas spezieller erscheinen lassen als er es ohenhin schon ist.
Dem waghalsigen Käufer der just erschienenen, absolut tadellos edierten deutschen DVD kann ich nur raten, "Sexual Abberation - Sesso Perverso", wenn schon nicht umgehend, dann umgehend danach gleich nochmal mit dem Audiokommentar der Herren Christian Keßler und Ingo Strecker anzusehen, den die beiden sowohl in der Kinohistorie als auch in der Sexualpathologie höchst beflissenen Filmstuckateure unter widrigsten Bedingungen in Papua-Neuguinea aufgezeichnet haben und den sie im Duett mit einem von Keßler selbst erdichteten Titellied schließen. Man beherzige mein folgendes Postulat: Der ohnehin beträchtliche Bildungsgehalt von "Sexual Abberation - Sesso Perverso" potenziert sich nochmal aufs Astronomischste!

2/10

Paraphilie Pseudo-Dokumentation Bruno Mattei Mondo


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SILVER RIVER (Raoul Walsh/USA 1948)


"Take what you get."

Silver River (Herr der Silberminen) ~ USA 1948
Directed By: Raoul Walsh


Kurz nach dem Ende des Sezessionskrieges eröffnet der wegen Eigenmächtigkeit unehrenhaft entlassene Unionssoldat Mike McCord (Errol Flynn) mit ergaunertem Budget ein Spielcasino in dem Minenstädtchen Silver City. Bald gelangt er über Schuldscheine an große Teile der in der Nähe bewirtschafteten Silberminen, wird Bankier und der mit Abstand reichste Mann der Stadt. Doch der Weg zum Erfolg ist mit Skrupellosigkeiten gepflastert. McCord mitverschuldet den Tod des Ehemannes (Bruce Bennett) seiner Angebeteten (Ann Sheridan) und verprellt seinen Freund, den idealistischen Advokaten Beck (Thomas Mitchell). Erst als dieser von politischen Gegnern ermordet wird, erkennt McCord seiner Fehler und seine Verantwortung.

Errol Flynn als schurkischer Unsympath und Antiheld - das hat man selten zu sehen bekommen. In Walshs "Western-Variante von "Citizen Kane"", wie "Silver City" gern und nicht ganz zu Unrecht bezeichnet wird, findet sich jedoch ebendiese Rarität. Zwar kann Flynn als Mike McCord seinem endgültigen Fall am Ende noch ganz knapp Einhalt gebieten; einige schwere Fehler sind jedoch begangen worden und können nie wieder revidiert werden. Überhaupt fällt es dem Zuschauer nicht eben leicht, mit dem Protagonisten Schritt zu halten; allzu stutzend macht seine dem biblischen Gleichnis des König David entlehnte Entscheidung, die Sheridan im Film zur Witwe werden zu lassen und somit den Weg für sich selbst freizuschaufeln. Für Flynns eher einseitig bedientes Rollenspektrum ist dieser Part indes natürlich ein höchst dankbarer, denn ein mit Makeln behafteter Held bedarf einer wesentlich diffizileren Nuancierung. Dass der stets fein frisierte Schönling nun auch noch permanent geckenhaft gekleidet, anstatt mit Leder- und oder grünen Strumpfhosen ausstaffiert - aufzutreten hat, scheint seinem Hausregisseur Raoul Walsh eine diebische Freude bereiet zu haben. Jedenfalls versäumt dieser keine Gelegenheit, Flynn entsprechend ins Bild zu setzen. Ferner sind mir noch einige charakteristische Analogien zu Walshs Emporkömmlingsgeschichte "The Roaring Twenties" aufgefallen. Flynns Mike McCord ist quasi nichts anderes als eine periodische Variation von Cagneys Eddie Bartlett - beide sind kriegsgeschädigte Egomanen, beide lieben die falsche Frau, beide erleben einen kometenhaften Aufstieg mitsamt tiefem Fall - nur dass Flynn am Ende leben und zu neuen Ufern aufbrechen darf. Wäre ich der Gott des Kinohimmels, ich hätte wohl umgekehrt entschieden...

7/10

Silbermine Raoul Walsh Casino Biopic Nevada Sezessionskrieg Kavallerie


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THE RETURN OF THE SWAMP THING (Jim Wynorski/USA 1989)


"That's okay, I'm a vegetarian."

The Return Of The Swamp Thing (Das grüne Ding aus dem Sumpf) ~ USA 1989
Directed By: Jim Wynorski


Acht Jahre nach seiner ersten begegnung mit dem teuflischen Wissenschaftler Arcane (Louis Jourdan) dackelt das Swamp Thing (Dick Durock) noch immer durch die Sümpfe Louisianas - und auch Arcane betreibt auf der Suche nach dem Geheimnis der ewigen Jugend tollere Experimente denn je. Als Arcanes Nichte Abby (Heather Locklear) im Bayou auftaucht, wird die festgefahrene Feindesidylle merklich gestört - zwischen Sumpfding und Blondine entspinnt sich eine flotte Romanze.

Nachdem Wes Craven eine wenn schon nicht bemerkenswerte, so zumindest doch charmante Erstadaption des DC-Comics vorgelegt hatte, oblag es dem vorsätzlichen Quatsch-Regisseur Wynorski, im großen "Batman"-Jahr 1989 das Sequel einzustielen. Wynorski, der es im Prinzip noch merklich schwerer haben sollte als Craven, da der britische Autor Alan Moore unterdessen die Print-Reihe nach ihren bescheidenen Anfängen als Gruselschmöker zum Flaggschiff anspruchsvoller Erwachsenen-Comics inthroniert hatte, wählte den Weg des geringsten Widerstands und machte aus seiner Arbeit eine tolldreiste Slapstick-Klamotte, deren Effekt irgendwo zwischen 'haarsträubend doof' und 'ganz nett' frequentiert werden kann. Mit den B-Women Sarah Douglas und Monique Gabrielle hat Wynorski das fandom schonmal grundsätzlich auf seiner Seite, dazu kommen ein sehr viel fluffigeres Äußeres für das Sumpfding und einige nicht zu verachtende Hybriden-Monster. In- und Outro liefert - what else - 'ye olde, golden CCR-classic': "Born on The Bayou". Von Louis Jourdans einstmals noch so brillant böser Charakterstudie ist nichts mehr übrig; der stets distinguiert auftretende Schauspieler kürt kurzerhand die Not zur Tugend und scheint stets den virtuellen Mittelfinger Richtung Objektiv zu recken. Das kleine bisschen Horror aus Cravens Erstling ist nunmehr völlig entwichen.
Den letzten Faden beißt die Maus jedoch mit der deutschen Synchronfassung ab, die sich sogar noch unterhalb des Niveaus der hiesigen Vertonungskunst der "Cheech-&-Chong"-Filme bewegt. Extrem starker Tobak, der der Kinnlade keine Erholung gönnt.

4/10

Jim Wynorski Comic Sumpf Louisiana DC Comics


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THE SOCIAL NETWORK (David Fincher/USA 2010)


"He's wired in."

The Social Network ~ USA 2010
Directed By: David Fincher


Wie der Harvard-Student Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) die Idee eines Studenten-Netzwerks plagiiert, ausbeutet, damit Milliarden macht und von seinen früheren Teilhabern der Reihe nach verklagt wird.

"The Social Network" sollte man eigentlich durch einen Zeittunnel in die Vergangenheit entsenden und ihn den klassischen Dystopisten von Wells bis Huxley vorstellig machen - die würden sich höchstwahrscheinlich mit Grausen abwenden angesichts der heuer verbreiteten Kommunikationsmodelle, die Finchers Film vorführt. Wie sämtliche der letzten Arbeiten des Regisseurs hat auch dieses Projekt seine Momente, die ich auf die formale Glätte und die wirklich erlesene, von allerhöchster Könnerschaft zeugende Oberfläche zurückzuführen geneigt bin, ansonsten hat "The Social Network" mich weithin kalt, unbeeindruckt und schulterzuckend zurückgelassen sowie mit der zunehmend dringlichen Frage im Cortex, was ein Oliver Stone, und noch besser ein zwanzig Jahre jüngerer, mit einem solchen, implizit höchst kritikwürdigen Stoff angestellt hätte. Einem privilegierten Spinner und seiner Internet-Idee beim Reichwerden und Kumpels verprellen zuzuschauen, ist eben nicht so ganz meine Art Faszinosum.

6/10

Mark Zuckerberg Boston Harvard Kalifornien Facebook Internet David Fincher Biopic


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NIGHT SHADOWS (John 'Bud' Cardos/USA 1984)


"Let's have a drink."

Night Shadows (Mutant II) ~ USA 1984
Directed By: John 'Bud' Cardos


Um seinben kleinen Bruder Mike (Lee Montgomery), der soeben eine arge Beziehungsschlappe hat auf sich nehmen müssen, auf andere Gedanken zu bringen, nimmt Josh Cameron (Wings Hauser) ihn mit auf einen Trip ins Blaue. Die Einwohner des Kleinstädtchens Goodland sind auf großkotzige "Stadtmenschen" jedoch alles andere als gut zu sprechen. Nach ersten Konflikten tut sich jedoch noch ein weit größeres Problem für Josh auf: Zombifizierte Kreaturen, die aus ihren Händen eine ätzende gelbe Flüssigkeit absondern und sich von Blut ernähren, machen die Gegend unsicher. Mike verschwindet scheinbar spurlos. Der Grund für die bizarre Seuche ist bald gefunden: Eine nahegelegene Chemiefabrik entsorgt ihre Abfälle achtlos Richtung Grundwasser. Zusammen mit der charmanten Lehrerin Holly (Jody Medford) sieht sich Josh alsbald einer Legion von Untoten gegenüber...

Für den hierzulande blödsinnigerweise als "Mutant II" und ergo als Sequel zu der Corman-Produktion "Forbidden World" vermarkteten, mehrfach umbenannten "Night Shadows" hatte John 'Bud' Cardos das Regieruder von Mark Rosman zu übernehmen, der bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus der Produktion ausgeschieden war. Das Resultat ist ein durchaus atmosphärisches, hier und da sogar spannendes B-Picture, wenn man sich um logische Kausalität auch einen vorsätzlichen Dreck scherte. Peckinpah-Veteran Bo Hopkins, der den versoffenen Kleinstadt-Sheriff Stewart spielt, schafft es beispielsweise innerhalb von Sekunden, einen von hemmungslosem Lallen begleiteten Vollrausch ad acta zu legen - nicht allein eine unnachahmliche (Script-) Leistung, sondern bloß eine, singuläre, von diversen unerklärlichen kleinen und großen Fügungen, die die Geschichte bereithält, die das ansonsten ansprechende Gesamtbild jedoch nicht vollends torpedieren können. Richard Band setzt einen atmosphärischen Score hinzu und die ordentlich maskierten Zombies sehen wirklich flott aus. Wings Hauser kommt immer gut und der aus Spielbergs "Close Encounters Of The Third Kind" bekannte und zuletzt im Gefolge von Bud Spencer gesehene "außerirdische Kleine" H-725 aka Cary Guffey hat schließlich ein melancholisch-bedauernswertes Mutantenopfer zu mimen. Ferner dürften hierin die meines Wissens ersten Flitzzombies der Filmgeschichte auftreten; das einstmalige Bohei um "28 Days Later" erweist sich also im Nachhinein als vollkommen ungerechtfertigt.

6/10

Suedstaaten Virus Kleinstadt Independent John 'Bud' Cardos Mark Rosman


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BLASTFIGHTER (Lamberto Bava/I, F 1984)


"I always pay my bills."

Blastfighter ~ I/F 1984
Directed By: Lamberto Bava


Als der Ex-Cop Tiger Sharp (Michael Sopkiw) nach acht Jahren Gefängnis, in welchem er wegen Selbstjustiz an einem irren Mörder sitzen musste, zurück in seine alte Heimatstadt in Georgia kommt, erwartet ihn wiederum nur Unbill. Sein alter Kumpel und Rivale Tom (George Eastman) ist mittlerweile zum örtlichen Großindustriellen aufgestiegen, derweil Toms kleiner Bruder Wally (Stefano Mingardo) und dessen verkommene Freunde sich mit maßloser Wilderei durchschlagen. Tiger sieht das gar nicht gern und kommt schnell mit Wally und seiner Clique in Konflikt. In selbigen wird auch Tigers kurz darauf auftauchende Tochter Connie (Valerie Blake) verwickelt. Tiger will Connie zuliebe schon das Feld räumen, da wird die junge Frau doch noch erschossen. Auf Wally und seine Kumpane warten nurmehr Rache und Tod.

Hier wurde mal nicht ganz so dreist geklaut, wie es sonst im italienischen Actionkino der Achtziger üblich war, auch wenn das Szenario des einsamen Kämpfers, der in hügeligem Waldareal gegen eine gefühlte Hundertschaft von Gegnern antreten muss, schon an ein bewusstes Vorbild erinnert. Tiger Sharp (welch ein grandios klingender Heldenname) jedoch lässt im Gegensatz zu John Rambo, der zumindest in seinem ersten Post-Vietnam-Abenteuer vornehmlich Materialschäden verursachte, fast keinen seiner Widersacher am Leben. Dem sich bis zu einem gewissen Punkt neutral verhaltenden Bruder seines Hauptfeindes schießt er am Ende bloß die bislang unversehrte Kniescheibe weg. Für seinen Rachefeldzug befleißigt sich Tiger eines flotten Präzisionsgewehrs, das nahezu jedes großkalibrige Geschoss abfeuert und so für allerlei Abwechslung sorgt. Ansonsten ist "Blastfighter" fraglos ziemlich doof, dafür aber schwer unterhaltsam und hinterlässt noch einige bemerkenswerte Fakten: Mit Lamberto Bava saß immerhin der Sohn des großen Grauensmeastro Mario am Regiepult, seinem alten Herrn macht er mit der recht farblosen Gestaltung seines "Blastfighter" jedoch nur wenig Ehre. Michael Sopkiw hatte hier nach Martinos "2019: Dopo La Caduta Di New York" seine zweite "große" Rolle in einem Italo-Exploiter, wiederum mit Luigi Montefiori als Antagonist. Der lange George zeigt sich hier ausnahmsweise jedoch als relativ moderater, fast sympathischer Charakter. Schließlich fand ich noch erfreulich, dass Bava für eine kleine Hommage an "Deliverance" doch tatsächlich den damaligen Banjo-Spieler Billy Redden aufgetan hat, der hier nochmal einen analogen Part zu spielen hatte. Dass auch mal die Italiener ihren US-Vorbildern so charmant Reverenz erweisen, findet man ja recht selten. Außerdem war Tim Burton also und ergo keinesfalls der erste, der diese Idee hatte.

5/10

Europloitation Wald Rache Georgia Lamberto Bava Menschenjagd Suedstaaten


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A SCREAM IN THE STREETS (Carl Monson/USA 1973)


"Women... I hate them all!"

A Scream In The Streets (Der Schlächter) ~ USA 1973
Directed By: Carl Monson


Ein in Frauenkleidern umherziehender Serienkiller macht ein Kleinstädtchen unsicher, bis die beiden dauernd zu ähnlichen Sexialdelikten gerufenen Detectives Haskell (John Kirkpatric) und Streeker (Frank Bannon) ihn dingfest machen können.

Wie ich gemerkt habe, zumindest momentan nicht meine Art Film. "A Screeam In The Streets" bietet vervollkommneten Sleaze aus der Werkstatt des Billiproduzenten Harry Novak mit mehr oder weniger verhohlenen, teils ellenlang ausgespieltenen und entsprechend langweiligen Porno-Anleihen, ist dabei jedoch nahezu völlig unblutig. Als auch nur halbwegs akzeptabler Beitrag zum Serienkiller-Subgenre schlägt das Teil lang hin, die dümmlichen bis sinnentleerten Dialoge (die zumindest in der noch schmierigeren deutschen Fassung gehöt werden sollten) verlieren spätestens nach einer Dreiviertelstunde ihr spärliches Amüsier-Potenzial (zumindest so man nüchtern ist) und man wünscht sich irgendwann einfach nur das Ende herbei, das dann auch so ziemlich den Gipfel der Doofheit darstellt.
Nee, solche barbarischen Kulturzeugnisse allseitigen Unvermögens sind mehr was für die Schulferien, wo man Zeit hat, sich ohnehin jeden Klopps anzutun. Heuer empfand ich "A Scream In The Streets" leider bloß als durchdringend infame Zelluloid-Frechheit sowie als kardinalen Zeitraub.

2/10

Harry Novak Carl Moron Exploitation Trash Independent Madness Serienmord Travestie


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BLACKOUT (Eddy Matalon/CAN, F 1978)


"All my paintings..."

Blackout (Die Bestien) ~ CAN/F 1978
Directed By: Eddy Matalon


Während ganz Manhattan von einem Stromausfall lahmgelegt wird, verschaffen sich vier geistesgestörte, aus einem verunglückten Gefangenen-Transport entkommene Verbrecher (Robert Carradine, Jean-Pierre Aumont, Don Granberry, Terry Haig) Zutritt zu einem Hochhaus. Dort terrorisieren die Mieter und klauen alles, was nicht niet- oder nagelfest ist, bis der wackere Cop Evans (Jim Mitchum) sie dingfest machen kann.

Flüchtige Verbrecher, die gutbürgerliche Hausbewohner drangsalieren - das ist seit Wylers "The Desperate Hours" zu einem regelmäßig bedienten Motiv des Terrorkinos geworden. Dem ebenso billigen wie unspektakulären "Blackout", der sich ergänzend der narrativen Strukturen des damals gerade im Aussterben begriffenen Katastrophenfilms bedient (und analog dazu sogar mit ganz schönen appearances der Altstars Ray Milland und June Allyson aufwarten kann), gelingt es allerdings nicht recht, seinem Publikum authentische Gefühle des Unbehagens einzubläuen. Dafür punktet der von Ivan Reitman mitproduzierte Film wiederum mit schwarzen Humoreinlagen und einer durchdacht-pointierten Montage. Für eineinhalb kurzweilige Stunden langt das Ding also absolut, zumal es mir ohehin stets Vergnügen bereitet, dem notorisch imbezil dreinblickenden Mitchum-Filius Jim zuzuschauen.

5/10

Eddy Matalon Hochhaus Terrorfilm Independent Madness New York


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A DISTANT TRUMPET (Raoul Walsh/USA 1964)


"The Army is a jealous mistress."

A Distant Trumpet (Die blaue Eskadron) ~ USA 1964
Directed By: Raoul Walsh


Arizona, 1883: Der soeben in Westpoint graduierte 2nd Lieutenant Matt Hazard (Troy Donahue) kommt nach Fort Delivery, das sich unweit der Grenze zu Mexiko befindet. Die Moral der hier stationierten Kavalleristen befindet sich allerdings auf dem Tiefpunkt: Von militärischem Zug ist in Delivery nichts zu spüren, es wird gesoffen, was das Zeug hält und die Besuche des fahrenden Zuhälters Jones (Claude Akins) stellen die monatlichen Höhepunkte dar. Vor den marodierenden Apachen des Guerilla-Kriegers War Eagle hält man sich wohlahnend versteckt. Lt. Hazard versucht mit allen Mitteln, wieder Ordnung ins Battalion zu bringen, zumal sich der Indianerkriegs-Veteran Quaint (James Gregory) angekündigt hat, um die Scharmützel mit War Eagle endlich zu einem Abschluss zu bringen.

Walshs letzter Film, ein Abschiedsgeschenk an das Genre und seine originären Schemata. Die Kavallerie vs. Apachen vor lichtdurchfluteter, knackiger Scope-Kulisse - das muss 64, im gleichen Jahr, als selbst John Ford mit "Cheyenne Autumn" seinen altersmilden Frieden mit den Indianern machte, bereits wie ein Anachronismus angemutet haben. Es hieß oft über Walsh, er habe "seine Helden vom Heldentum kuriert" und ganz ähnliches lässt sich auch über den leider sehr farblosen Donahue in "A Distant Trumpet" konstatieren: Dessen Enthusiasmus und pflichtbeflissene Soldatenehre erlebt spätestens eine herbe Schlappe, als er feststellen muss, dass Rassismus und Engstirnigkeit jegliches Ehrempfinden der meisten seiner Mitsoldaten überlagern. Andererseits macht Walsh keinen Hehl daraus, dass "gerechtes" Kriegsführen ein historisches Obligatorium sei, dessen Sinn und Preis die Zeit zu zeigen habe. Auch "A Distant Trumpet" erliegt letzten Endes der Verführung, die Apachen als zwar ehrenvollen, der weißen Zivilisation jedoch im Wege stehenden Feind zu bezeichnen, der schon aufgrund der natürlichen Ausbreitung der neuweltlichen Lebensart zu weichen hatte.
So ist "A Distant Trumpet" einer der letzten ernsthaft imperialistischen Western und somit gleichfalls späte Reliquie eines in Bälde zum Aussterben determinierten Genres.

7/10

Indianer Arizona Raoul Walsh Militaer





Filmtagebuch von...

Funxton

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