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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE SOCIAL NETWORK (David Fincher/USA 2010)



"He's wired in."

The Social Network ~ USA 2010
Directed By: David Fincher


Wie der Harvard-Student Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) die Idee eines Studenten-Netzwerks plagiiert, ausbeutet, damit Milliarden macht und von seinen früheren Teilhabern der Reihe nach verklagt wird.

"The Social Network" sollte man eigentlich durch einen Zeittunnel in die Vergangenheit entsenden und ihn den klassischen Dystopisten von Wells bis Huxley vorstellig machen - die würden sich höchstwahrscheinlich mit Grausen abwenden angesichts der heuer verbreiteten Kommunikationsmodelle, die Finchers Film vorführt. Wie sämtliche der letzten Arbeiten des Regisseurs hat auch dieses Projekt seine Momente, die ich auf die formale Glätte und die wirklich erlesene, von allerhöchster Könnerschaft zeugende Oberfläche zurückzuführen geneigt bin, ansonsten hat "The Social Network" mich weithin kalt, unbeeindruckt und schulterzuckend zurückgelassen sowie mit der zunehmend dringlichen Frage im Cortex, was ein Oliver Stone, und noch besser ein zwanzig Jahre jüngerer, mit einem solchen, implizit höchst kritikwürdigen Stoff angestellt hätte. Einem privilegierten Spinner und seiner Internet-Idee beim Reichwerden und Kumpels verprellen zuzuschauen, ist eben nicht so ganz meine Art Faszinosum.

6/10

Mark Zuckerberg Boston Harvard Kalifornien Facebook Internet David Fincher Biopic



Fand ihn auch sehr schwach. Glaube hier muss man die Vorgänge im Wirtschaftssystem komplett ausblenden, um sich überhaupt daran ereifern zu können, dass ein Typ eine handvoll andere nicht an der großen Kohle teilhaben lässt. Wäre für mich eher die kleinste Violine der Welt, als ein Spielfilm von Fincher wert gewesen. Und obwohl ich ihn zu meinen Lieblingsregisseuren zähle, fand ich hier die wiedererkennbaren Elemente in Farben und Montage einfach fade, schon mal gesehen. Zu routinierter Fincher, aber mit einem klasse OST, und ich lande beim selben Zahlenspiel. Der Gedanke, was ein jüngerer Stone damit angefangen hätte, bietet sich sehr gut an!
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Nun, was heißt 'sehr schwach'. Als Beispiel für die Kreation einer audiovisuell buchstäblich reizvollen, dichten Ästhetik ist der sogar ausnehmend toll, aber so ganz lässt sich das Vorhandensein einer inhaltliche Komponente ja nicht von der Hand weisen. Und da stößt Fincher eben an Grenzen, die er in seinen ersten paar Filmen noch nicht zu fürchten brauchte, weil da noch alles miteinander korrespondierte.
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Habe ich schon in deinem Beitrag bemerkt, dass du nicht von allen Finchers angetan bist. Das kann ich nicht teilen, denn ich fand bis dato (Social Network) alles große Klasse. Wobei ich Panic Room ausklammern möchten, den ich allerdings auch mehr als verspieltes Experiment mit Raum und Perspektiven verstehe, und nur am Rande als Spannungsfilm.
Die Ästhetik von Social Network mag gelungen sein, aber eben 'nur so', wie ich mir das von einem Fincher erwarte.
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Bis einschließlich "Fight Club" hielt ich Fincher für einen großartigen Geschichtenerzähler. Retrospektiv kann ich diese Tradition auch noch in "Zodiac" wiederfinden, "Panic Room" und "Benjamin Button" firmieren bei mir beide unter "geht so".
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Ich finde den Film ganz vorzüglich, besonders wie er die zwei Seelen in der menschlichen Brust nachzeichnet: die demokraktische und die elitäre. Dass die Figur Zuckerberg ein Arschloch sei, wird zwar gleich zu Anfang des Films behauptet, aber ist eben nur die halbe Wahrheit. Wunderbar die Szene, in der er auf die Frage, warum er sein Programm zur Berechnung des Musikgeschmacks nicht etwa an Google verkaufte, sondern open source freigab, einfach nur die Schultern zuckt. Er weiß es wohl selbst nicht, aber in ihm schlummert das Potential eines kosmopolitischen Menschfreundes, der aber gleichzeitig den Verheißungen einer abgezirkelten Elite nachhängt. Finchers Regie scheint mir bei der Ausarbeitung dieser Dialektik, die tatsächlich den ganzen Film durchzieht und bestimmt, nicht besonders viel beigetragen zu haben. Eher ein Drehbuchfilm eben. Aber einer, der mir gefallen hat.
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bekay sagte am 16. März 2011, 00:53:

Ich finde den Film ganz vorzüglich, besonders wie er die zwei Seelen in der menschlichen Brust nachzeichnet: die demokraktische und die elitäre. Dass die Figur Zuckerberg ein Arschloch sei, wird zwar gleich zu Anfang des Films behauptet, aber ist eben nur die halbe Wahrheit. Wunderbar die Szene, in der er auf die Frage, warum er sein Programm zur Berechnung des Musikgeschmacks nicht etwa an Google verkaufte, sondern open source freigab, einfach nur die Schultern zuckt. Er weiß es wohl selbst nicht, aber in ihm schlummert das Potential eines kosmopolitischen Menschfreundes, der aber gleichzeitig den Verheißungen einer abgezirkelten Elite nachhängt. Finchers Regie scheint mir bei der Ausarbeitung dieser Dialektik, die tatsächlich den ganzen Film durchzieht und bestimmt, nicht besonders viel beigetragen zu haben. Eher ein Drehbuchfilm eben. Aber einer, der mir gefallen hat.

Eine durchaus nachvollziehbare Perspektive. Sicherlich gibt es auch versteckte bis offenkundige Faszination wenn nicht gar Sympathien für Zuckerberg, die muss man aber, diese Entscheidung erlegt der Film ja glücklicherweise seinem Publikum auf, nicht zwangsläufig teilen. Einen Philanthropen, und sei es ein unbewusster, stelle ich mir immer noch ganz anders vor. Ich kann schon Eisenbergs Visage nicht leiden, das Ganze geriert also ab einem gewissen Punkt zum höchstpersönlichen Problem. Hätte ich den Eindruck, dass Finchers Inszenierung den Film in keinster Weise trägt, fände ich ihn schlecht. So sehe ich aber au contraire immer noch eine fabelhafte Regieleistung, die den mir uninteressant scheinenden Inhalt entscheidend aufwertet.
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Ich mag Eisenberg und seine Fresse, verstehe aber, dass sich bereits aus seinem Äußeren Antipathien ergeben können (auch wenn ich solch Oberflächlichkeiten nicht gutheißen kann :D ). Gegen die Regieleistung von Fincher als Ganzem habe ich übrigens gar nichts bzw. ist der Film sehr chic fotografiert, erstklassig und dem Drama beipflichtend montiert. Aber eben gerade die angesprochene Zerrissenheit von Zuckerberg ist ein Aspekt, der mir eher von Aaron Sorkins im Drehbuch angelegt und Fincher konturlos übernommen scheint. Wie dem auch sei, dieser Aspekt - das Faszinierendste für mich am Film - ist doch schon versteckt, nur angedeutet und eher Subtext, da gebe ich dir recht.
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