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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE HEROES OF TELEMARK (Anthony Mann/UK 1965)


"Don't you ever make the mistake by underrating the Germans!"

The Heroes of Telemark (Kennwort "Schweres Wasser") ~ UK 1965
Directed By: Anthony Mann


Telemark, Spätwinter 1943: Die Deutschen planen mithilfe norwegischer Wissenschaftler den Bau der Atombombe. Zu diesem Zwecke nutzen sie in der verschneiten Gebirgsregion ein leerstehendes Werk, in dem tonnenweise Schweres Wasser produziert wird. Als der norwegische Widerstand um den Partisanen Knut Straud (Richard Harris) davon Wind bekommt, setzt man den Atomphysiker Dr. Pedersen (Kirk Douglas) von der Osloer Universität in Kenntnis. Dieser schließt sich umgehend dem Untergrund an. Mit der Unterstützung der Briten plant man eine Zerstörung der Fabrik, doch die Führerriege hat längst Alternativpläne entwickelt. Straud und Pedersen aber lassen sich von ersten Misserfolgen nicht abschrecken.

In den sechziger Jahren hatte der einstmalige Westernregisseur Anthony Mann viel von seiner früheren Kompetenz, maßgeblichen Genrestoff zu schaffen, aufgegeben. Stattdessen inszenierte er nun großzügig budgetierte, von den Studios jedoch unabhängig produzierte period pieces, darunter auch dieses auf authentischen Geschehnissen basierende Kriegsabenteuer. "The Heroes Of Telemark" gliedert sich recht homogen in die Welle jener zu dieser Zeit vielfach hergestellten Spannungsfilme ein, die den Zweiten Weltkrieg als historisches Ingredienz für schauwertiges, zumeist überlanges Männer- und Actionkino entdeckten. Ein mit zwei verlässlichen Charakterköpfen (ein altgedienter Star und ein Newcomer) besetztes Protagonistenduo als Führer eines prinzipiell aussichtslosen Kommando-Unternehmens, dazu ein exotischer Kriegsschauplatz - in diesem Falle die vereiste Berglandschaft Norwegens, die teilweise aufwändig in den Pinewood-Studios nachempfunden wurde. "Where Eagles Dare" perfektionierte diese Formel später noch, indem er sich überhaupt nicht mehr mit letztlich überflüssigen Sequenzen um etwaige Beziehungsschwierigkeiten aufhielt, sondern sogleich zum Kern der Sache vordrang und dort verharrte. In Manns Film gelingt diese etwas rücksichtslose Taktik noch nicht ganz perfekt; hier und da stockt das Tempo und es wird allzuviel Wert auf schlicht Uninteressantes gelegt. Zudem tut das erwartungsgemäß klitternde Script alles, um aus dem anfänglich noch sehr filouhaft gezeichneten Douglas-Charakter einen großen Helden zu machen. Nun - Entschädigungen dafür gibt es glücklicherweise zur Genüge.
Die deutsche Synchron-Fassung leidet derweil unter einem wahren Kardinalfehler: Douglas wird, aus welchen Gründen auch immer, anstelle von seinem Stammsprecher Arnold Marquis von Lothar Blumhagen gesprochen. Ein unverzeihlicher Faux-pas.

6/10

Norwegen WWII Historie period piece Anthony Mann Nationalsozialismus Widerstand Atombombe


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FROM HELL TO TEXAS (Henry Hathaway/USA 1958)


"Time to change direction."

From Hell To Texas (Schieß zurück, Cowboy) ~ USA 1958
Directed By: Henry Hathaway


Der junge Cowboy Tod Lohman (Don Murray) wird, nachdem bei einer Prügelei mit ihm einer der Söhne des Ranchers Hunter Boyd (R.G. Armstrong) unfällig zu Tode gekommen ist, gnadenlos von dem alten Boyd und seinen Männern gejagt. Im Zuge der Hatz findet Tod jedoch zahlreiche helfende Hände, die Boyds hasserfülltes Wesen kennen und um die Unschuld des Jungen ahnen.

Einer der wenigen Vertreter aus dem knapp bestückten Subgenre des Manhunt-Western. Populärere (und spätere) Beispiele wären die deutlich politischer eingefärbten und zudem wesentlich pessimistischer konnotierten "Tell Them Willie Boy Is Here", "The Hunting Party" und "Chato's Land". In "From Hell To Texas", der im Vergleich zu diesen einen fast christlichen Enthusiasmus walten lässt, geht es nicht etwa um die ausweglose Determinierung des Todes des Gejagten, sondern um seine Möglichkeiten, dem Unausweichlichen zu entgehen. Tod Lohman, ein uneingeschränkter Sympathieträger und guter Junge, keusch erzogen, Whiskey ablehnend, einen klaren Gerechtigkeitssinn pflegend und zudem ein grandioser Schütze, tötet nur in absoluten Notwehr-Situationen, dann aber umso präziser. Da ihm die Menschenjagd durch seinen Ex-Arbeitgeber und Erzfeind Boyd wie nebenbei zwei gute neue, väterliche Freunde (Chill Wills, Jay C. Flippen) sowie seine künftige Ehefrau (Diane Varsi) einbringt, erweist sie sich als willkommenes Mittel für sein ganz persönliches 'coming of age'. Ein atmosphärisch wunderschöner, dazu prachtvoll gefilmter Scope-Western ist dies übrigens ganz nebenbei auch noch.

8/10

Henry Hathaway Coming of Age Menschenjagd Texas


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RIO CONCHOS (Gordon Douglas/USA 1964)


"I will tell you why Lassiter comes. To kill, and then to die."

Rio Conchos ~ USA 1964
Directed By: Gordon Douglas


Der ausgebrannte Südstaaten-Major Lassiter (Richard Boone) und der mexikanische Halsabschneider Rodriguez (Anthony Franciosa) schließen sich gezwungenermaßen einer kleinen Militärexpedition nach Mexiko an, der die blauberockten Offiziere Haven (Stuart Whitman) und Franklyn (Jim Brown) vorstehen. Es gilt, den Verkauf einer riesigen Ladung Repetiergewehre durch den halbwahnsinnig gewordenen Colonel Pardee (Edmond O'Brien) an die Apachen zu verhindern. Auf dem Weg zu Pardees Festung stehen dem Quartett allerlei Gefechte bevor, die in einer regelrechten Schlacht am Rio Conchos kulminieren.

"Rio Conchos" bildet so etwas wie einen Vorgriff auf die harte Westernwelle, die sich, von den zwischenzeitlich in diesem Fach reüssierenden Italienern beeindruckt, gegen Ende des Jahrzehnts entspinnen sollte. Allerlei naturalistische bis unbequeme Bilder und Situationen gibt es da; einen Gnadenschuss für eine vergewaltigte und verstümmelte Frau, ein sterbendes Baby, harte Folterszenen, grausame Scharmützel mit den Indianern und dem irren Konföderierten-Veteran Pardee, der glaubt, den Sezessionskrieg nachträglich noch für sich entscheiden zu können, indem er die Apachen mit Waffen ausstattet und gegen die Kavallerie hetzt. Das liest sich vermutlich ein wenig nach einem etwas zerlumpten Exploitation-Western, doch ein solcher ist "Rio Conchos" keinesfalls. Das durchaus kluge Script spielt mit moralischen Haltungen und wechselnden Sympathien, wie sie Leone später noch explizierter ausformulierte. Die Fronten der vier unterschiedlichen Männern scheinen verhärtet, weichen jedoch immer wieder auf und fördern teils überraschende Wendungen zu Tage.
Über die aktuelle DVD-Veröffentlichung habe ich mich umso mehr gefreut, weil Douglas' vermutlich bester Western sich häufig in kanonisierter Position wiederfindet und es einer der letzten großen ist, die ich noch nie gesehen hatte. Umso berauschender die Premiere.

9/10

Indianer Mexiko Gordon Douglas Militaer


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STILL OF THE NIGHT (Robert Benton/USA 1982)


"I bet you's like her."

Still Of The Night (In der Stille der Nacht) ~ USA 1982
Directed By: Robert Benton


Kurz nachdem George Bynum (Josef Sommer), einer der Patienten des Psychiaters Dr. Sam Rice (Roy Scheider), ermordet wurde, wird in dessen Praxis eine junge Dame namens Brooke Reynolds (Meryl Streep) vorstellig. Jene stellt sich als Arbeitskollegin und ehemalige Geliebte von Bynum aus und steht ferner unter vordringlichem Tatverdacht. Der von Brooke faszinierte Rice mag jedoch nicht an Brookes Schuld glauben und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an, die ihn in einen Strudel des Zweifelns stoßen.

Die amour fou mit einem mordverdächtigen Part - ein mehr als ausgewalztes Motiv des amerikanischen Hochglanz-Thrillers der 80er und 90er Jahre, mal halbwegs ausgereift kredenzt, mal schludrig hingerotzt. Robert Bentons recht frühe Variante gehört, wie man angesichts des Regisseurs und seiner Darsteller freilich erwarten kann, zu den besseren. Dazu tragen vor allem zwei Faktoren bei: Die ernsthaft und fachgerecht in den Plot integrierte Psychoanalyse, die letzten Endes zur Demaskierung der wahren Täterin verhilft und ein Einblick in das faszinierende Milieu der New Yorker Kunstauktionen. Solch kluge und schwungvoll inszenierte Sequenzen machen einfach viel Freude und "Still Of The Night" zu gediegenem Entertainment. So etwas wie Nachhaltigkeit sollte man von dem Film allerdings nicht erwarten, dazu ist er insgesamt betrachtet schlicht zu unspektakulär und auch zu beliebig in der Wahl seiner Mittel.

6/10

Robert Benton amour fou Psychiatrie New York


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L'ANTICRISTO (Albert De Martino/I 1974)


"Leck mich am Arsch!"

L'Anticristo (Schwarze Messe der Dämonen) ~ I 1974
Directed By: Alberto De Martino


Ippolita (Carla Gravini), die Tochter des reichen römischen Geschätsmannes Massimo Oderisi (Mel Ferrer), kann seit einem schweren Autounfall in der Kindheit, bei dem ihre Mutter zu Tode kam, nurmehr an Krücken gehen. Nach allen möglichen erfolglosen Therapieversuchen, darunter sogar Wallfahrten und ähnliches, bemüht Oderisi den auf Hypnose spezialisierten Psychiater Dr. Sinibaldi (Umberto Orsini). Bei einer Sitzung führt er Ippolita zurück in eine frühere Inkarnation als Hexe. Daraufhin entpuppt sich die junge Dame als vom Gehörnten persönlich besessen und, damit nicht genug, von selbigem auch gleich noch geschwängert. Bald flucht Ippolita unter anderem auf deutsch und kotzt grünen Spinat. Es hilft nurmehr ein Exorzismus, durchgeführt von dem in solcherlei Angewlegenheiten bewanderten Pater Mittner (George Coulouris).

Bei einer vorzüglichen formalen und von Könnerschaft strotzenden Ausarbeitung teilt "L'Anticristo" das Schicksal vieler Plagiate: Sein Plot wirkt spektakulär geklaut von einem wesentlich strukturierteren, subtileren und eben auch wesentlich besseren Original. Da nutzen selbst ein zur Höchstform auflaufender Aristide Massaccesi als dp und ein Ennio Morricone mitsamt entfesselten Fideln nurmehr wenig; ebenso nicht die wunderbare Innenausstattung mit erlesenem Kunsthandwerk, eine kluge Farbgestaltung und atmosphärische Szenen, dazu ein formidables Altherren-Trio um die erwähnten Ferrer und Coulouris mitsamt Arthur Kennedy. "L'Anticristo" kann dem nur ein Jahr älteren "The Exorcist" trotz aller Bemühungen simpelment nicht das Wasser reichen, wie eigentlich nie wieder ein Film über Exorzismus das zu erreichen vermochte, was Friedkin eben einst erreichte. Eine sexuell frustrierte Krüppelin mit inzestuösen Tendenzen mag ja durchaus eine lohnenswerte Protagonistin abgeben, aber was ist sie schon gegen die omnipräsente Empfänglichkeit eines pubertierenden Teenagers?
Und das wäre nur ein Punkt. "L'Anticristo" ist zweifelsohne ein guter italienischer Horrorfilm, ein Direktvergleich mit dem Vorbild verbietet sich aber dennoch.

6/10

Exorzismus Kirche Rom Italien Alberto De Martino Plagiat Europloitation Joe DAmato


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THE OTHER GUYS (Adam McKay/USA 2010)


"I'm a peacock and I need to fly!"

The Other Guys (Die etwas anderen Cops) ~ USA 2010
Directed By: Adam McKay


Nachdem die arroganten, von aller Welt angehimmelten beiden Supercops Highsmith (Samuel L. Jackson) und Danson (Dwayne Johnson) endgültig übergeschnappt und zu Tode gekommen sind, gibt es in der New Yorker Verbrechensbekämpfung eine klaffende Lücke. Diese auszufüllen hat sich ausgerechnet Terry Hoitz (Mark Wahlberg) vorgenommen, dessen Partner Allen Gamble (Will Ferrell) jedoch ein absoluter Vollidiot ist, der am liebsten Büroarbeit tut und dabei Melodien von Sechziger-Jahre-TV-Serien summt. Dennoch, die große Chance des bekloppten Duos ist gekommen, als der britische Unternehmer Ershon (Steve Coogan) in eine Veruntreuungsaffäre rutscht...

Qualitätsarbeit aus dem Hause McKay/Ferrell. Obschon das Erscheinen des Frat-Pack-Personals sich mittlerweile auf seinen ungekrönten König zu beschränken scheint und solch schöne cameo appearances wie einst offenbar der Vergangenheit angehören, gibt es noch immer hinreichend zu lachen. Der obskure Humor, der sich eigentlich immer wieder aus denselben Quellen speist, scheint einfach nicht zu versiegen. Dass der anscheinend brave Allen Gamble, bei dem zu Hoitz' Unverständnis garantiert jedes Betthupferl impromptu das Höschen fliegen lässt, eine unrühmliche Vergangenheit als Großzuhälter hat, verwundert da ebenso wenig wie die ohnedies hinlänglich bekannte Tatsache, dass Wahlberg im Grunde nur einen personellen support für Ferrells wie immer herrlich bescheuerten Schwachsinn darstellt. Musikalisches Highlight: Ferrells höchstselbst komponierter Song "Pimps Don't Cry". Fomales Highlight: Eine fürstlich gefilmte Plan-Kneipenbesäufnis-Sequenz.

8/10

Adam McKay New York Buddy Movie Will Ferrell


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SHOCK CORRIDOR (Samuel Fuller/USA 1963)


"I am impotent... and I like it!"

Shock Corridor ~ USA 1963
Directed By: Samuel Fuller


Um vor Ort den Mord an einem Psychiatrie-Patienten aufzuklären und für die entsprechende Story den Pulitzer-Preis einzuheimsen, inszeniert der Investigationsjournalist Johnny Barrett (Peter Breck) seinen eigenen psychischen Verfall: er hege sexuelle Gedanken gekoppelt mit unkontrollierbarer Aggression gegenüber seiner "Schwester" Cathy (Constance Towers), die in Wahrheit seine Lebensgefährtin ist. Als Johnny dann in die Nervenheilanstalt eingewiesen wird, schafft er es schließlich, den Mörder mitsamt Motiv ausfindig zu machen, wird jedoch parallel dazu zu einem tatsächlichen psychischen Wrack.

Karriegeilheit um den Preis des Wahnsinns: Wer mit der Psychotherapie spielt, so "Shock Corridor", kann leicht zu ihrem Opfer werden. Was Fuller hierin präsentiert, der Abstieg in die Welt der schweren, unheilbaren Psychosen und seelischen Leiden, mitsamt einer mörderisch-suggestiven Visualisierung derselben, das ist nichts weniger als meisterlich. "Shock Corridor" beinhaltet zahlreiche unvergesslich-beunruhigende Einstellungen; einen - sich freilich nur in Barretts Kopf ereignende - Platzregen auf dem Gang der Psychiatrie, eine furchtbare Elektroschock-Therapie, Barretts Befragungen der drei Zeugen, jene allesamt Opfer der Gesellschaft und ihrer Barbareien. Stuart (James Best) ist ein schwer traumatisierter Kriegsveteran und zwischenzeitlicher Überläufer, Trent (Hari Rhodes) war einst der erste farbige Schüler an einer gemischtrassigen Schule im Süden und hat über die permanenten Anfeindungen hinaus den Verstand verloren, Boden (Gene Evans) hat bei der Entwicklung von Atom- und Wasserstoffbomben mitgeholfen und seine universelle Schuld nicht verkraftet. Und dann sind da noch die übrigen Patienten; der übergewichtige, sich selbst für einen Opernsänger haltende Pagliacci (Larry Tucker) etwa. Dieses Panoptikum schwer gestörter Individuen, dem sich Barrett am Ende, als er angesichts seiner Erlebnisse zunächst in eine schwere Zwangsneurose und dann in die Katatonie verfällt, chancenlos integriert, lässt sich in umschreibender Weise kaum umreißen. Man sollte selbst einen Blick darauf werfen und danach schweigend in sich gehen. Aber bitte ohne katatonisch zu werden, wobei diese Gefahr wohl nicht von der Hand zu weisen ist...

10/10

Samuel Fuller Psychiatrie Independent Journalismus Madness


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MERRILL'S MARAUDERS (Samuel Fuller/USA 1962)


"Step after step."

Merrill's Marauders (Durchbruch auf Befehl) ~ USA 1962
Directed By: Samuel Fuller


Burma, 1944: Um den weiteren Vorstoß der Japaner und mittelfristig das Schreckensszenario einer Vereinigung der japanischen mit den deutschen Streitkräften zu verhindern, rückt der schwer herzkranke General Frank Merrill (Jeff Chandler) mit seinen Männern auf Myitkyina vor. Die feindliche Natur und das unwegsame Gelände sorgen dafür, dass die sowohl physisch als auch psychisch völlig abgezehrten Männer jeden weiteren Knotenpunkt nur mit äußerster Mühe und Not bewältigen können.

Fullers Credo bezüglich des Krieges und auch bezüglich seiner unterhaltungskulturellen Adaption lässt sich aus "Merrill's Marauders" recht eindeutig herauslesen: Krieg ist die Hölle, Krieg ist Schinderei, Krieg bedeutet Tod und Verderben. Sinn und Zweck des Krieges als Mittel zur Lösung internationaler Konflikte sind jedoch bar jeder Diskussionsgrundlage, denn Krieg gehört zur humanen Natur und Krieg ist unumgänglich zur Beilegung ebenjener Konfliktsituationen. "Merrill's Marauders" ist somit kein Antikriegsfilm, wenngleich man Zeuge herzzerreißender psychischer Zusammenbrüche (der eine Schale Reis essende und dabei hemmungslos weinende, von Claude Akins gespielte Sergeant Kolowicz hat eine fast sinnbildliche Kraft) sowie von nicht minder ergreifenden Erschöpfungstoden, Schusswechseln und und diversen Gemetzeln wird. Zur Rettung der freien Welt sind das jedoch legitime Opfer, deren Darbringung so schmerzlich wie obligatorisch ist. So endet denn der Film auch mit dem unmissverständlichen Statement der Heldendeklaration. Allerdings weist "Merrill's Marauders" zu anderen pathetischen Kriegsfilmen eine entscheidende Differenz auf: Bei Fuller ist man zu kaufen geneigt.

8/10

Samuel Fuller WWII Pazifikkrieg Burma


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HOUSE OF BAMBOO (Samuel Fuller/USA 1955)


"I'm right, as always."

House Of Bamboo (Tokio-Story) ~ USA 1955
Directed By: Samuel Fuller


Der Militäragent Eddie Kenner (Robert Stack) kommt undercover nach Tokio, um den Umständen des Todes eines Kollegen, der anscheinend in schlechte Gesellschaft geraten war, nachzuspüren. Tatsächlich wird Kenner, der sich als 'Eddie Spanier' vorstellt, bald fündig: Der Amerikaner Sandy Dawson (Robert Ryan) hat eine kleine Verbrecherclique gegründet, mit der er in schöner Regelmäßigkeit Raubüberfälle in der Umgebung verübt. Kenner erschleicht sich Dawsons Vertrauen, gerät jedoch in höchste Gefahr, als er schließlich auffliegt.

"House Of Bamboo" war dann wieder ein exzellentes Beispiel für Sam Fullers unnachahmliches Talent, amerikanische aliens vor veränderter Kulturkulisse agieren zu lassen - nur eben ohne sich auf die klaustrophobischen Raumgrenzen eines U-Boots zu beschränken. Sandy Dawson und sein kleiner, exklusiver Kriminellenclub setzen sich in Japan fest wie die Made im Speck. Die devoten Verhaltensweisen der Landsleute nutzen die arroganten Gaijins schamlos aus, beschäftigen überhöfliches Personal und nehmen sich allenthalben und im raschen Wechsel einheimische Frauen als "Kimonas". Dabei ist Dawson auch ein eiskalter Killer: Wer bei seinen Überfall-Aktionen zufällig verletzt wird, gehört sogleich erschossen, damit er bei der Polizei nicht plaudern kann. In einer ebenso starken wie ruppigen Szene bricht Dawson wortlos bei seinem ehemals besten Freund Griff (Cameron Mitchell) ein, den er, während er in der Badewanne sitzt, eines fälschlichen Verdachts wegen mit regloser Miene abknallt. Die rohe Brutalität dieser Sequenz, die es einem Erschießungsopfer sogar ausnahmsweise gestattet, herzhaft zu schreien, erweist sich selbst nach 56 Jahren noch als höchst eindrucksvoll. On location gefilmt, erneut in Scope und etwas blasseren Farben als "Hell And High Water", passend zum japanischen Herbst, ist dies nicht nur ein maßgeblicher Thriller, sondern auch ein ganz vorzüglicher Fuller.

9/10

undercover Samuel Fuller Japan Tokio


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HELL AND HIGH WATER (Samuel Fuller/USA 1954)


"Acting independently for a common cause. Against a common enemy."

Hell And High Water (Inferno) ~ USA 1954
Directed By: Samuel Fuller


Der U-Boot-Kapitän und Kriegsveteran Jones (Richard Widmark) soll den Atomphysiker Professor Montel (Victor Francen) zu einer Insel im Nordpazifik bringen, auf der sich möglicherweise Kernwaffen befinden. Nach einem Unterwasser-Scharmützel mit Rotchinesen und einer ersten Fehlexpedition an Land werden Jones und Montel fündig. Tatsächlich besteht bereits höchste Gefahr: Auf der Insel wird soeben ein Flugzeug mit Atombomben bestückt und startklar gemacht.

In diesem U-Boot-Actionfilm mit sanftem SciFi-Touch ließ Samuel Fuller seine Protagonisten auf einem kalten Nebenschauplatz gegen die kommunistische Weltverschwörung zu Felde ziehen und unter Aufbietung des eigenen Lebens am Ende auch reüssieren. Helden wie diese, so der stolz formulierte Tenor von "Hell And High Water", garantierten das Überleben der freien Welt. Innerhalb des fuller'schen Œuvre bietet diese zweite Starproduktion mit Richard Widmark vor allem zwei Novi: Den Einsatz von Farbe und den von Scope, wo Fuller bislang stets mit den althergebrachten Schwarzweiß-Linsen gearbeitet hätte. Der Übergang in die bildnerische Breite hat zugleich etwas unbestimmt Vulgäres; als käme mit der formalen Herrlichkeit zugleich ein Stückchen Ausverkauf. Wenigstens habe ich es latent so empfunden. Gegen die zerklüftete Poesie der beiden weit weniger spektakulär hergestellten Koreakriegsfilme und wahrscheinlich auch die zwei weiteren Eclipse-Produktionen kommt dieses betont schicke Unterwasser-Abenteuer nach meinem Dafürhalten jedenfalls nicht an.

7/10

Samuel Fuller Kalter Krieg U-Boot Atombombe Insel Pazifik





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Funxton

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