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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TANG SHAN DA XIONG (Lo Wei/HK 1971)


Zitat entfällt.

Tang Shan Da Xiong (Die Todesfaust des Cheng Li) ~ HK 1971
Directed By: Lo Wei

Der junge, in Sachen Kampfsport überaus bewanderte Cheng Li (Bruce Lee) wird von seinem Onkel (Chia-Cheng Tu) in die Stadt eskortiert. Hier soll Cheng bei Verwandten wohnen und in einer Eisfabrik arbeiten, um sich seine Sporen zu verdienen. Bald stellt sich heraus, dass die Eisfabrikation lediglich dem brutalen Drogendealer Hsiao Mi (Ying-Chieh Han) als legale Fassade für seine üblen Geschäftspraktiken dient. Damit nicht genug, lässt Mi sämtliche von Chengs Vettern umbringen, als diese hinter die üblen Praktiken des Finsterlings kommen. Cheng Lis Rache ist furchtbar.

Bruce Lees erste große Rolle und Begründer seines späteren Starruhms. Bereits hier wird sonnenklar ersichtlich, woher die spätere, ikonische Blick auf die Kung-Fu-Legende rührt: Lee hat eine ungeheure, bestimmende Leinwandpräsenz; sein Charisma ist weniger rein ostasiatischer Natur, sondern scheint vielmehr kosmopolitisch; eben ganz so, dass auch der westliche Zuschauer ihn ohne besonderes Empathieaufkommen als Helden akzeptiert und mit ihm fiebert. Diese Qualität hat er bis heute praktisch sämtlichen asiatischen Genrestars voraus, selbst jenen, die es irgendwann mal in okzidentalen Filmproduktionen probiert haben. Neben seiner wahrhaft atemberaubenden Körperbeherrschung und -definition war Lee darüberhinaus auch ein charismatischer Schauspieler, der die globale Zuschauerschaft mittels seinem sympathisch-lässigen Allerweltsauftreten flugs auf seine Seie zu bringen wusste. In Sachen Martial Arts sind die vier wesentlichen Lee-Filme bis dato das Beste, was ich kenne und "Tang Shan Da Xiong" bildet da keine Ausnahme. In knüppelharten Fights wird hier langgemacht, was es langzumachen gibt und zum Dampfablassen gibt es wenig Besseres. Großes Kloppekino.

8/10

Lo Wei Bruce Lee Chia-Hsiang Wu Hong Kong Golden Harvest Martial Arts


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TRANSYLVANIA 6-5000 (Rudy De Luca/USA, YU 1985)


"Is good! Is funny!"

Transylvania 6-5000 ~ USA/YU 1985
Directed By: Rudy De Luca

Die beiden vertrottelten amerikanischen Boulevardreporter Jack (Jeff Goldblum) und Gil (Ed Begley Jr.) sollen auf Geheiß ihres Chefs (Norman Fell) herausfinden, ob das Frankensteinmonster in Transsylvanien noch immer sein Unwesen treibt. Dazu mietet man sich in einem lustigen Eventhotel ein, dessen Betreiber (Jeffrey Jones) mitsamt dem örtlichen Polizeichef (Bozidar Smiljanic) irgendwie Dreck am Stecken zu haben scheint. Als dann noch ein verrückter Wissenschaftler (Joseph Bologna) auf der Bildfläche erscheint, ist das Chaos perfekt.

Hemmungslos alberner Schwank, dem kein Flachwitz zu doof ist und der genau daraus seinen ganz eigentümlichen Charme bezieht. Der Titel ist natürlich auf wundersame Weise abgeleitet von Glenn Millers Swingklassiker "Pennsylvania 6-5000", der demzufolge auch einige appearances im Film genießt. Wie bei mancher Genrepersiflage der Achtziger (schlag nach bei "The Monster Squad", "Waxwork") üblich, pfropfte man sämtliche der klassischen (Universal-)Monster (Dracula, Frankenstein-Kreatur, Wolfsmensch, Mumie, Buckliger, Mad Scientist) in ein- und dasselbe Geschehen und ließ jene Unholde dann auch zusammen auf einer Bildfläche agieren. Dass die Monster sich schließlich allesamt als das Genau Gegenteil des Veranschlagten entpuppen und die adretten Herren Politiker als wahre Fieslinge geoutet werden, passt dann wiederum gut zur klassischen Zentralaussage aus Brownings "Freaks".
Einige schöne Reminiszenzen also in diesem in etwa auf einer Humorschiene mit "Pandemonium" und "Jekyll & Hyde... Together Again" befindlichem Klamöttchen, das Freunde der Genannten sicher ebenso zu begeistern weiß. Absolute Anspieltipps sind der wie immer während dieser Jahre großartige Jeffrey Jones und Heulboje Michael Richards, ein ganz spezieller Komödiantenfall. Dennoch ist der wahre Star hier ausnahmsweise der wohl aus Jugoslawien stammende Requisiteur gewesen. Sollte ich jemals auch nur eines der vielen wundervollen Gadgets aus dem Film habhaft werden, bin ich ein glücklicherer Mensch!

6/10

Rudy De Luca Rumänien Groteske Satire Journalismus Hotel Madness


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SUPERUOMINI, SUPERDONNE, SUPERBOTTE (Alfonso Brescia/I, HK, MEX 1975)


Zitat entfällt.

Superuomini, Superdonne, Superbotte (Supermänner gegen Amazonen) ~ I/HK/MEX 1975
Directed By: Alfonso Brescia

Eine aggressive Amazonenschar versucht, das gesamte von kleinen Dörfern besiedelte Tal, in dem sie lebt, unter ihre Fuchtel zu bringen. Dagegen hat allerdings der flotte Kämpfer Dharma (Aldo Canti) mancherlei einzuwenden. Zusammen mit dem bärenstarken Farbigen Moog (Marc Hannibal) und dem asiatischen Kampfkünstler Chung (Hua Yueh) tritt er gegen die Amazonen an und zeigt ihnen, was eine Harke ist.

"Supermänner, Superfrauen, Superkeile" lautet frei übersetzt der Titel von Brescias klotzhohler Gaga-Komödie, die längst zum Evergreen muffig müffelnder Videothekenwühltische avanciert ist. Rainer Brandts deutsche Synchronfassung stellt ferner ein Highlight selbst seiner albernsten Ergüsse dar und man kann somit getrosterdings sicher sein, das sich kein einziger vernünftiger Dialog auf der hiesigen Tonspur auftreiben lässt. Brandt hat sich dabei selbst die Hauptrolle (auf Aldo Canti) auferlegt und gibt mit seiner Schnodderschnüss nonsensmäßige Halbheiten von sich, die schon kaum mehr zu toppen sind. Allein deshalb lohnt sich dieser tolldreiste Unsinn schon; doch auch Brescias Regiekünste, die ich ja just erst noch in "La Bestia Nello Spazio" bewundern durfte, sind von niedersten Gnaden. Ein anbsolutes Nichts an Geschichte wird durch eine umgekehrt proportionale Menge infantiler Prügeleien "aufgewertet", wobei ausnahmsweise mal so martialisch gekleidete wie wohlgestaltete Damen zu den Hauptopfern der Faustdresche auserkoren sind. Vermutlich war es genau das, was dem Film ehedem seine vergleichsweise hohe Altersfreigabe eintrug; die visuell verniedlichte Gewalt gegen das starke, äh, schwache Geschlecht. Zwar bekommen auch ein paar Statisten Speere in den Balch geworfen, alles in allem dürfte "Superuomini" jedoch nur ein unwesentlich höheres Trauma-Potenzial beinhalten als jeder durchschnittliche Bud-Spencer-Streifen. Der groovige Soundtrack von Franco Micalizzi mitsamt Morricone-Zitaten ist derweil zum Niederknien.
Wie resümierte mein faszinierter Mitkucker so schön während des Abspanns? "Ein Meisterwerk der Huppifluppi-Komödie!" Verdammt richtig, Jensemann!

6/10

Antike Amazonen Sleaze Historie Martial Arts Crossover Shaw Bros. period piece Alfonso Brescia Europloitation Barbaren


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EARTH VS. THE SPIDER (Bert I. Gordon/USA 1958)


"Uh, I don't see any spider."

Earth Vs. The Spider (Die Rache der schwarzen Spinne) ~ USA 1958
Directed By: Bert I. Gordon

Auf der Suche nach Carols (June Kenney) verschwundenem Vater (Merritt Stone) entdecken sie und ihr Freund Mike (Eugene Persson) eine gigantische Spinne in einem noch gigantischeren Höhlensystem. Per DDT kann das Tier vermeintlich erlegt werden - tatsächlich fällt es jedoch lediglich in ein Koma, das ebenso abrupt wieder durch die Probe der örtlichen Schüler-Rock'n-Roll-Band beendet wird. Die Spinne läuft Amok und kehrt schließlich zurück in ihren Bau, wo sie abermals - diesmal per Stromschlag und wohl endgültig - ausgeschaltet werden kann.

Neben "Tarantula" der zweite populäre Monsterspinnenfilm der Fünfziger, leider in nicht ganz so prächtiger Ausfertigung wie Jack Arnolds Film und eher beseelt vom Geiste der preisgünstigen Schnellschüsse jener Tage. Tatsächlich finden sich neben der bisweilen schlampigen Effektarbeit inhaltliche Stupiditäten en masse in Gordons billigem Bauchklatscher (mein Favorit: das verhungerte Skelett in der Spinnenhöhle, das zu Lebzeiten noch kurz das Datum seines Verschwindens in den Stein über ihm gemalt hat) und so ist er denn auch weniger interessant bezüglich einer etwaigen genrehistorischen Betrachtung denn als das, was er unleugbar ist: Ein ebenso trashiger wie charmanter Schnellschuss, gemacht für knutschende und kreischende Popcornfresser im Autokino, nunmehr stark angestaubt aber gerade deshalb so liebenswert.

5/10

Bert I. Gordon Monster Spinne Teenager Tierhorror


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THE UNDYING MONSTER (John Brahm/USA 1942)


"There are some things that are beyond the understanding of us that live on this Earth!"

The Undying Monster (Das unsterbliche Monster) ~ USA 1942
Directed By: John Brahm

Auf der walisischen Aristokraten-Familie Hammond liegt ein mysteriöser Fluch, der in nebligen Frostnächten eine seltsame, mörderische Kreatur ihr Unwesen treiben lässt. Als der Schlosserbe Oliver (John Howard) scheinbar von dem Untier angefallen wird, nimmt sich der Londoner Polizeichemiker Curtis (James Ellison) des Falls an. Offenbar wissen mehrere der Beteiligten, darunter die Dienerschaft und der Hausarzt Colbert (Bramwell Fletcher) mehr, als sie preisgeben wollen...

Gotische Horrorfilme waren damals eher ein Fall für die Universal, so dass der bei Fox produzierte "The Undying Monster" durchaus als kleine Ausnahmeerscheinung gewertet werden darf. Pikanterweise nahm sich Brahms Film darüberhinaus des bisher kaum abgepflügten Motivs der Werwölfe an - ein mit Ausnahme dreier Universal-Klassiker bis dato kaum beackertes Areal des Phantastischen Films. So sind die Ähnlichkeiten speziell zu Waggners "The Wolf Man" augenfällig: Der leicht arrogant wirkende Spross einer ohnehin im Aussterben begriffen scheinenden, europäischen Dynastie trifft der tragische Fluch der Laykanthropie und erst das späte, beherzte Eingreifen einer befreundeten Figur kann ihm Frieden schenken. Wallende Nebel, finstere Nächte, unheimliches Wolfsgeheul - man kennt das. In "The Wolf Man" liegt das Hauptaugenmerk jedoch auf dem - durchaus komisch konnotierten - Ermittlepaar Curtis und seiner etwas einfältigen Sekretärin Christy (Heather Thatcher), deren angebliche Sensibilität für Übernatürliches eher ihrer starken Autosuggestion zuzuschreiben ist. Bei größerem Erfolg, so könnte ich mir vorstellen, hätte "The Undying Monster" womöglich sogar als Serienauftakt für eine Reihe mit phantastischen Abenteuern des Duos fungieren mögen. Es bleibt also alles ein wenig bieder und ohne jenen Mut zur surrealen Note, die das Geschäft der Universal-Horrorfilme bestimmte.
Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine liebens- und für Freunde dieser Gruselperiode bestimmt lohnenswerte Arbeit.

6/10

Schloss John Brahm Fluch Werwolf Wales


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21 HOURS AT MUNICH (William A. Graham/USA 1976)


"Be human. Show humanity to the world."

21 Hours At Munich (Die 21 Stunden von München) ~ USA 1976
Directed By: William A. Graham

Während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München nehmen einige Terroristen der palästinensischen Organisation "Schwarzer September" elf Athleten der israelischen Mannschaft als Geiseln. Ihr Ziel ist die Freipressung und Haftentlassung einer größeren Zahl verbündeter politischer Gefangener. Die israelische Präsidentin Golda Meir jedoch lässt nicht mit sih verhandeln und so ist es an Polizeichef Manfred Schreiber (William Holden), die Verhandlungen mit den Terroristen unter deren Anführer Issa (Franco Nero) zu einem halbwegs glimpflichen Ende zu führen. Der Ausgang des Geiseldramas jedoch verläuft blutig.

Kaum zu glauben, dass "21 Hours At Munich" eigentlich "bloß" ein Fernsehfilm ist - seine professionelle, überaus konzentrierte und von permanenter, intensiver Spannung getragene Inszenierung lässt da durchaus auch andere Vermutungen zu. Tatsächlich lief der Film in vielen Ländern, so auch bei uns, auf der großen Leinwand, wohl als Resultat seiner sehr cinephilen Qualität. An Spielbergs umfassendes Zeitporträt "Munich", das ja auch den Vorlauf und speziell die Folgen der Geiselnahme zeigt, reicht Grahams vergleichsweise kleiner Film erwartungsgemäß zwar nicht heran; als konzentrierte Fiktionalisierung und/oder Dramatisierung der bestürzenden Ereignisse ist er jedoch kaum minder aufregend. Wie so häufig bei Filmen dieser Thematik und dieser Periode muss der in diesem Falle ganz besonders illustren Besetzung einfach eine kleine Erwähnung zuteil werden: Neben den Altstars Holden (mit der Synchronstimme von Heinz Drache nebenbei) und Nero finden sich noch Anthony Quayle als isrealischer Agentenprofi und Richard Basehart (als Willy Brandt!) ein. Michael Degen und Jan Niklas tauchen in kleineren Gastrollen auf und Hans-Dietrich Genscher wird von dem bekannten Münchener Regisseur Georg Marischka interpretiert. Unter den Geiseln finden sich derweil Herbert Fux und David Hess in trauter Kombination.

8/10

München Nahost-Konflikt Terrorismus Olympische Spiele Historie TV-Film William A. Graham


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LA BESTIA NELLO SPAZIO (Alfonso Brescia/I 1980)


Zitat entfällt.

La Bestia Nello Spazio (Die Bestie aus dem Weltraum) ~ I 1980
Directed By: Alfonso Brescia

Weltraumschiffcaptain Madison (Vassili Karis) muss mit seiner Crew zum fernen Planeten Lorigon aufbrechen, um die dort befindlichen Bestände des wertvollen Metalls Autalium zu bergen. Auf Lorigon angekommen machen Madison und seine Leute Bekanntschaft mit einem durchgedrehten Riesenroboter und dem notgeilen Satyr Onaf (Claudio Undari), der alle in einen nymphomanischen Rauschzustand versetzt. Nur der aufgeweckte Schmuggler Juan (Valentino Venantini) kann sie noch retten...

Gee, welch eine lustige Möhre aus italienischer Manufaktur! Die flotte, an den korrekten Stellen wohlbestückte Sirpa Lane, die schon in Borowcyks "La Bête" wollüstige Bekanntschaft mit einem superpotenten Pimmelmonster machen musste, bekommt es hier mal wieder gehörigst verpasst, diesmal von einem standfesten Satyr (oder wahlweise Faun; erstere Bezeichnung gefällt mir besser), also einem torsal humanen Stelzbock mit zwei Rossbeinen und Pferdegemächt. Damit ist eigentlich auch schon das Wesentliche zu "La Bestia Nello Spazio" notiert, es sei denn, den bemitleidenswerten Unbedarften interessieren noch die aller Müllhaldenfantasie spottenden Tricks und Kostüme, das mal wieder grandios unterbelichtete Weltraum-Zukunftstechnik-Vokabular, der Spielzeugroboter des Bösen oder die Armee schwuler, golden-blecherner Androiden-Heinos, die am Schluss plattgemacht werden muss, um sicheres Geleit zurück zur Erde zu bekommen. So, nun ist mein Bericht aber doch noch wahrlich erschöpfend ausgefallen.
Ich empfehle zur besseren Einstimmung auf dieses Schlock-Spektakel nebenbei den Vorab- oder begleitenden Konsum von mindestens zwei Gramm Northern Lights, einer überaus bekömmlichen Sorte Cannabis. Ich selbst kiffe ja schon seit vielen Jahren nicht mehr, was ich angesichts der Erlebnisse solch sagenhafter Quarkfilme doch hin und wieder bedauere. Der Grasgenuss dürfte in diesem Falle nämlich von besonders euphorisierender Wirkung sein!

2/10

Alfonso Brescia Roboter Weltraum Zukunft Orgie Aliens Trash Europloitation


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BLACK MOON RISING (Harley Cokeliss/USA 1986)


"I am wide open for suggestion now."

Black Moon Rising (Black Moon) ~ USA 1986
Directed By: Harley Cokeliss

Mithilfe des Einbruchexperten Sam Quint (Tommy Lee Jones) versucht das FBI, einen so brisanten wie belastenden Mikrofilm sicherzustellen. Bevor Quints Konkurrent Ringer (Lee Ving) ihm jenes Beweisstück abjagen kann, versteckt der es im einzigen ihm justament sicher scheinenden Platz: Im Heck des Superautos Black Moon, das von seinen Konstrukteuren (Richard Jaeckel, William Sanderson, Nick Cassavetes) gerade zur Vorführung nach L.A. transportiert wird. Es kommt, wie es kommen muss: Die Autodiebin Nina (Linda Hamilton) klaut Black Moon mitsamt dem Mikrofilm und bugsiert ihn im Hochsicherheitsgebäude des Gangsters Ryland (Robert Vaughn). Nun muss Quint also zunächst das Auto in Sicherheit bringen, um wieder an seinen Film zu gelangen. Kein einfaches Unterfangen.

Ein Film, so sehr eighties, dass kaum mehr eighties möglich ist. Einem jeden, der eine möglichst repräsentative Filmschau über diese in vielerlei Hinsicht so sture Dekade plant, müsste man neben den allseits bekannten Kandidaten somit zwangsläufig auch "Black Moon Rising" ans Herz legen. All die wirr konstruierten, inhaltlichen Ungeheuerlichkeiten geschehen wie beiläufig; Themen, die andere Filme hinreichend zur Gänze ausgefüllt hätten, werden hier zu bloßen Nebenschauplätzen. Der eigentliche Star von "Black Moon Rising" ist dabei natürlich das - auch herrlich reißerisch auf dem Kinoplakat in Szene gesetzte - titelspendende Wunderauto, das eigentlich gar nichts kann außer schnell fahren, dufte aussehen und ein wenig fliegen.
Dazu hat es eine erstklassige Achtziger-Besetzung bestehend aus mimischen Eingleisern und abgehalfterten Senioren, die sich allesamt faszinierend ergänzen. Als supertoll, auch zur Schürung zeitgenössischer Atmosphäre, erweist sich Lalo Schifrins Synthie-Score. Eine durchweg saubere, arschcoole Inszenierung, die völlig entspannt und unhektisch daherkommt und sich einen Feuchten um etwaige Kritiker schert, rundet den positiven Eindruck, den der Film auch heute noch zu hinterlassen vermag, ab. Gutes, unspektakuläres Entertainment aus Profihand.

7/10

Heist car chase Harley Cokeliss John Carpenter Los Angeles Superauto


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THE GLOVE (Ross Hagen/USA 1979)


"You're alright, bloodhound."

The Glove (Die Faust) ~ USA 1979
Directed By: Ross Hagen

Weil ihm durch das Gesetz nur Willkür und Bosheit widerfahren sind, zahlt es ihm, respektive seiner Exekutive, der Ex-Schwergewichtler Victor Hale (Roosevelt Grier) doppelt und dreifach heim: Bewaffnet mit einem metallenen Handschuh verbimst er all jene Uniformierten, die ihm einst im Knast so sehr zugesetzt haben. Da kommt der notorisch abgebrannte Kopfgeldjäger Sam Kellog (John Saxon) ins Spiel: Dieser soll im Auftrag der "Vereinigung der Gefängniswärter" Hale finden und dingfest machen.

"The Glove" hat ein gutes Herz und ist eigentlich auch keinesfalls unsympathisch. Dass er sich trotzdem bloß mühevoll über seine erzählerische Distanz schleppen kann, liegt ganz offensichtlich an Wesentlichem: dem flauen Script nämlich und an der beispielhaft lahmen Inszenierung. Es mag ja nicht weiter tragisch sein, dass der Film seinen vorab versprochenen Trashappeal überhaupt nicht hält. Was im Nachhinein eher wurmt, sind Saxons (wobei der Mann sonst natürlich eine Bank ist) bedeutungsschwere Off-Monologe, Griers Darstellung als bäriger black messiah mit Herz für kleine farbige Jungs und hübsche farbige Huren, der natürlich keinen totwichst, sondern mit seinem Handschuh vornehmlich die Autos und Badezimmer seiner Opfer kaputtkloppt. Wobei, selbst all das ließe sich noch halbwegs verkraften. Es ist einfach die Regie dieses Ross Hagen, seines eigentlichen Zeichens Akteur, der sich wohl irgendwann genötigt fühlte, auf den D.C. (Director's Chair) zu wechseln. Biederstes TV-Niveau liefert der seinem Publikum und macht etliche Fehler, die eben eines Debütanten würdig sind. So haut "The Glove" hundertprozentig weder als persönlich-intimes Porträt eines Kopfgeldjägers hin, noch als sich dramatisch zuspitzendes Duell zweier Antagonisten. Und eines ist er ganz gewiss nicht: Ein Actionfilm.

5/10

Kopfgeldjagd Los Angeles Ross Hagen Duell


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SABOTAGE (Tibor Takács/CA 1996)


"Eliminate!"

Sabotage (Sabotage - Dark Assassin) ~ CA 1996
Directed By: Tibor Takács

Nachdem er in Bosnien beinahe getötet worden wäre, arbeitet der Ex-Soldat Michael Bishop (Mark Dacascos) als Bodyguard für den reichen Geschäftsmann Trent (Richard Coulter). Als dieser von einem Heckenschützen ermordet wird, fällt der Verdacht auch auf Bishop als Drahtzieher, der sich seiner Haut jedoch kompetent zu wehren weiß. Zusammen mit der FBI-Agentin Louise (Carrie-Ann Moss) findet er heraus, dass hinter dem Anschlag auf Trent eine noch viel weitreichendere, minutiös eingefädelte Verschwörung im Geheimdienst-Milieu steckt.

Ziemlicher Griff ins Klo, dieser wohl zwangsläufig als solcher zu bezeichnende "Actionfilm". Dabei wäre Takács' mit Dacascos, Tony Todd, Graham Greene und sogar John Neville durchaus nett besetzter, bleihaltiger Agententhriller zumindest augenscheinlich gern so viel mehr: Gemahnend an die Paranoiakrimis der Siebziger veräußert "Sabotage" das ganze undurchsichtige Geflecht der US-Geheimdienste als eine einzige, gigantische Verschwörungsmaschinerie, wird dabei jedoch auf inhaltlicher Ebene hoffnungslos unübersichtlich und verworren, bis er er irgendwann in der kläglichen Interessenlosigkeit an sich selbst strandet. Das Endprodukt ist langweilig, zeitlich überstrapaziert und durch die Bank vorhersehbar; Takács inszeniert hölzern bis stillos, montiert seine Bilder im Schildkrötengang und hat von der Zurschaustellung druckvoller Action keinerlei Ahnung. Ein nachhaltig-eindrucksvoller Beweis dafür, dass speziell der kostengünstige Genrefilm in den Neunzigern unter bedauernswertem Leerlauf litt.

3/10

Tibor Takács Verschwörung Balkankrieg Waffenhandel Profikiller Independent





Filmtagebuch von...

Funxton

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