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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MINORITY REPORT (Steven Spielberg/USA 2002)


"Sometimes, in order to see the light, you have to risk the dark."

Minority Report ~ USA 2002
Directed By: Steven Spielberg

In den mittleren fünfziger Jahren des 21. Jahrhunderts ist die Mordrate in Washington D.C. gegen 0 gesunken, dabei ist ein strukturierter Polizeiapparat kaum mehr erforderlich. Erreicht werden kann das durch die 'Precrime Division', die aus einer kleinen Spezialeinheit von Polizisten unter der Führung Chief Andertons (Tom Cruise) und drei, in permanentem Dämmerzustand gehaltene Medien besteht. Jene Medien, im Volksmund 'Pre-Cogs' genannt, haben die Gabe, Morde und Totschläge über mehrere Stunden vorauszusehen, wodurch die Gewaltakte bereits vor ihrer Ausübung verhindert werden. Die im Prinzip noch unschuldigen Täter werden in einer gigantischen Verwahrungsstelle schlafen gelegt. Als Anderton just ein paar Tage, bevor Precrime unter großem Medienandrang auf die gesamte Nation ausgeweitet werden soll, auf eine verjährt geglaubte Unebenheit stößt, die der Precrime-Initiator Burgess (Max von Sydow) kurzerhand als "Pre-Cog-Echo" abtut, sieht er sich urplötzlich selbst als Mörder, der in 36 Stunden einen ihm völlig unbekannten Mann töten wird. Zusammen mit dem von ihm entführten Pre-Cog Agatha (Samantha Morton) versucht Anderton, jenes Rätsel zu lösen, stets dicht gefolgt von dem forschen Aufsichtsbeamten Witwer (Colin Farrell) und seinen früheren Partnern.

Hat mich diesmal völlig kaltgelassen. Natürlich ist die auf einer wie immer brillanten Grundidee Philip K. Dicks basierende Future-Motivik nicht übel und wird auch alles andere als visuell uninteressant ausgespielt. Vermutlich liegt aber genau hier der Knackpunkt. "Minority Report" suhlt sich geradezu autoerotisch in seinen Entwürfen der zukünftigen Gesellschaft; in den Appartments und Fahrzeugen sowie den aufdringlichen product placements an allen Ecken und Enden. Auch hat der Film eine sichtlich selbstergötzende Freude daran, seine Uniformträger in ihren schneckenähnlichen Fluggeräten und mit kleinen Antriebsraketen durch die Gegend sausen zu lassen, die als "Spinnen" berüchtigten, mobilen kleinen Augendetektoren auszusenden etc. pp. Bleibt alles anders anno 2054. Nicht zu vergessen die spezielle, milchig-körnige Überstrahlungsoptik. Hübsch stilbewusst, bestimmt. Aber zu keiner Sekunde wirklich fesselnd oder gar mitreißend, da allzu reißbrettartig in der Umsetzung. Von einer diskursiven, sozialthischen Sinnsuche ("Blade Runner"), wie sie bei Dick-Adaptionen bislang eigentlich zum guten Ton gehörte oder auch von einer Meditation über Perzeption und Realitätsempfinden ("Total Recall") kann bei"Minority Report" indes keine Rede sein. Dazu ist Spielberg dann doch ein allzu emotionszentrierter Filmemacher und vermutlich auch schlicht nicht intelligent genug.
140 Minuten cruisescher Selbstsuche und Läuterung plus inszenatorisches Autonomiegewichse bar jeder Bodenhaftung können sich da doch ganz schon ziehen.

5/10

Steven Spielberg Philip K. Dick Zukunft Verschwörung Medizin Washington D.C. Drogen Dystopie


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THE SUGARLAND EXPRESS (Steven Spielberg/USA 1974)


"We're in real trouble."

The Sugarland Express ~ USA 1974
Directed By: Steven Spielberg

Das White-Trash-Pärchen Lou Jean (Goldie Hawn) und Clovis Poplin (William Atherton) mag sich nicht damit abfinden, dass ihr kleiner Sohn Langston (Harrison Zanuck) bei Pflegeeltern aufwächst. Also befreit Lou Jean Clovis kurzerhand aus der Besserungsanstalt. Gemeinsam kapern sie einen Streifenwagen mitsamt unglückseligem Fahrer (Michael Sacks) und machen sich auf den Weg quer durch den Stadt nach Sugarland, um Langston abzuholen. Die sie verfolgende Polizeieskorte wird dabei immer größer, ebenso wie die Medienwirksamkeit und Popularität, die Lou Jean und Clovis als moderne Outlaws bei der Bevölkerung genießen.

Mit "The Sugarland Express" hatte Spielberg bereits den Großteil seines Hausstabs beieinander: Ohne Vilmos Zsigmond, Joe Alves und John Williams geht künftig nichts mehr. Als Sujet für sein lang herbeigesehntes Kinodebüt wählte Spielberg einen urtypischen New-Hollywood-Topos: Das Outlaw-Pärchen auf der Flucht. They fought the law and the law won. Mit "Bonnie And Clyde" und "The Honeymoon Killers" ging's los, dann kamen noch "Thieves Like Us" und "Badlands", womit im Prinzip bereits alles zum Thema gesagt ist. Als thematisch innovativ kann man "The Sugarland Express" also nicht eben bezeichnen, eher als "sure thing" für einen Start ins Filmgeschäft. Glücklicherweise macht Spielberg auch nicht den Fehler, sich hundertprozentig an die Zugkraft seines Plots zu lehnen. Stattdessen entwickelt er bereits hier sein Talent, visuelle Gags möglichst trocken darzubieten, nutzt das Panavision-Verfahren vortrefflich, um häufig mehrere Dinge parallel im Bild zu zeigen und evoziert mit aller Macht Sympathie für sein Antihelden-Paar, von dem man natürlich von vornherein weiß, dass es für ein Happy End denkbar ungeeignet ist.

7/10

Steven Spielberg Texas Road Movie Couple on the Loose car chase New Hollywood Hal Barwood


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DUEL (Steven Spielberg/USA 1971)


"Look... I want you to cut it out."

Duel (Duell) ~ USA 1971
Directed By: Steven Spielberg

Der kleine Angestellte David Mann (Dennis Weaver) überholt auf dem Weg zu einem Geschäftstermin einen Truck. Diesen wird er fortan nicht mehr los, tatsächlich verfolgt ihn der Lastzug nicht nur, er attackiert ihn auch noch in zunehmend eindeutiger Absicht.

The one to end it all: Mit dieser in Windeseile abgedrehten ABC-Produktion für die Reihe "Movie Of The Week" findet sich die Grabinschrift New Hollywoods bereits unbewusst in Stein gemeisselt. Der Blockbuster bahnt sich seinen Weg, bis "Jaws" vier Jahre später die Studios aus ihrer Flaute herausholen und dem Autorenkino wieder den Hahn abdrehen wird. Und welch ein brillantes Epitaph "Duel" ist: Kino in seiner pursten Form (ironischerweise ausgerechnet fürs Fernsehen produziert), Film der totalen Reduktion, in dem am Ende nichts mehr wichtig ist außer dem Weiterkommen auf gerader Straße und der endgültigen Entledigung des Gegners. David Mann bleibt am Ende als eine vollkommen entleerte tabula rasa zurück, heruntergeschält sozusagen auf das bare Dasein. Dass er nicht noch nackt an der Felsklippe im Sonnenuntergang sitzt, verwundert da geradezu. Dafür wird er wahrscheinlich ein interessanter Fall für die Psychiatrie und der mysteriöse Truckfahrer hat sein Ziel somit zumindest in Teilen erreicht. Alles, was David Mann am Morgen dieses Tages noch bewegte, befindet sich in weiter Ferne: Sein lächerlicher kleiner Ehekrach, der Termin mit seinem Geschäftspartner, seine ganze kleinbürgerliche Existenz. Auch kommt er zwischendurch nie auf die Idee, dem Truck ein Schnippchen zu schlagen. Er müsste bloß umkehren und nach Hause fahren und der Albtraum wäre vorbei. Aber darum geht es irgendwann gar nicht mehr, David Mann will gewinnen, triumphieren, Erster sein. Spielberg, damals 25, inszeniert wie ein Alter und schüttelt bereits als Debüt einen formaltechnisch dermaßen perfekten Film aus dem Ärmel, dass dagegen selbst alte Hasen vor Neid erblasst sein dürften. Für mich bis heute einer seiner wegweisendsten und besten Filme; ehrlich, roh und von allem Ballast befreit.

10/10

Steven Spielberg Road Movie Kalifornien car chase Richard Matheson TV-Film New Hollywood


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LA CITTÀ SCONVOLTA: CACCIA SPIETATA AI RAPITORI (Fernando Di Leo/I 1975)


Zitat entfällt.

La Città Sconvolta: Caccia Spietata Ai Rapitori (Auge um Auge) ~ I 1975
Directed By: Fernando Di Leo

Als ein Gangstersyndikat Antonio (Francesco Impeciati), den jungen Sohnemann des reichen Bauunternehmers Filippini (James Mason) entführt, nehmen sie aus Gründen der Bequemlichkeit auch gleich noch Antonios Freund Fabrizio (Marco Liofredi) mit. Dessen Vater, der verwitwete KFZ-Mechaniker Mario Colella (Luc Merenda), könnte jedoch bestenfalls Almosen als Lösegeld berappen. Der korrupte Filippini erweist sich indes als höchst geizig und ziert sich, die verlangte Summe zu zahlen, bis die Entführer Fabrizio als Warnung hinrichten. Für Colella gibt es kein Halten mehr: Im Alleingang bringt er das gesamte Syndikat zur Strecke.

Profitorientiertes Kidnapping zählte im Italien der Siebziger zum kriminellen Tagesgeschäft, wie es auch Di Leos Film recht schön veranschaulicht. Die Polizei, selbst in Person ehrbarer Beamter wie des in den Fall involvierten Commissario Magrini (Vittorio Caprioli), resigniert angesichts der Ohnmacht, die sie tagtäglich erleben muss. Auf der anderen Seite gibt es die reichen Großbürger, die ihr Kapital selten mit feineren Methoden erwirtschaftet haben als es nunmehr die sie erpressenden Kidnapper tun. Eifersüchtig wie ein seinen Knochen bewachender Köter weigern sie sich, auf die Lösegeldforderungen einzugehen und schachern um die Leben ihrer Lieben. Was passiert, wenn da eine entschlossene Seele vom anderen Ende der Nahrungskette, nämlich ein ebenso grundsolider wie entschlossener Malocher, in eine solche Geschichte verwickelt wird und nichts tun kann als warten, zuschauen und schließlich verzweifeln, genau davon erzählt "La Città Sconvolta". Das dritte Filmakt widmet sich ganz dem ebenso unbarmherzig wie minutiös ausgeführten Racheplan Colellas, dessen Vergeltung keine Atempause kennt und der seinen großen Kehraus ebenso zielstrebig bis zum allerletzten Hintermann durchführt. Wie gut schließlich einer wie Di Leo solche Sachen in Szene setzen kann, das weiß man ja.

7/10

Fernando Di Leo Mailand Kidnapping Rache Selbstjustiz


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GIÙ LA TESTA (Sergio Leone/I 1971)


"When there's revolution, there's confusion."

Giù La Testa (Todesmelodie) ~ I 1971
Directed By: Sergio Leone

Zwei ungleiche Männer ziehen sich gegenseitig hinab in die Wirren der Mexikanischen Revolution: Sowohl für den Strauchdieb Juan Miranda (Rod Steiger) als auch den exilierten irischen Ex-Rebellen John Mallory ist 'Revolution' zunächst kein Thema. Miranda gibt sich betont opportun und unpolitisch, während Mallory als Revoluzzer im eigenen Lande Freundschaftsverlust und Verrat erlebt hat und just davor eigentlich fliehen wollte. Als sie dann doch auf Seiten Zapatas aktiv werden und sich den bösartigen Colonel Reza (Antoine Saint-John) zum Feind machen, erleben die beiden, bald zu Freunden gewordenen Männer die ganze Palette von blutigen Preisen, die im Zuge eines Regierungssturzes bezahlt werden müssen.

Und wieder zurück zu jener Mischung aus Humor und Elegie, die zwei Filme vorher bereits "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo" auszeichnete. Demonstrativ geäußertes politisches Desinteresse und Ignoranz werden ersetzt durch moralische Integrität; der schlitzohrige Einzelgänger ist schließlich bloß ein Staubkorn angesichts des furchtbaren Sturms, den das Wesen des Krieges entfacht. Nach dem ersten, eher luftig angelegten Drittel, in dem Miranda und Mallory sich kennen lernen, gegenseitig aufs Kreuz legen und ihre erste gemeinsame Mission, nämlich die Befreiung politischer Häftlinge, durchführen (Miranda freilich noch unfreiwillig), ändert sich der Ton schlagartig. Einem Massaker, das die beiden Freunde an einer Regierungstruppe begehen, folgen der Mord an Mirandas Familie, eine erst durch den Verrat des zuvor gefolterten Dr. Villega (Romolo Valli) ermöglichte Massenexekution im strömenden Regen und schließlich die finale Abrechnung mit Reza. Die Toten türmen sich meterhoch und machen "Giù La Testa" zu Leones kompromisslosestem Film. Dazu bekommen wir eine der schönsten Filmmusiken, die Ennio Morricone je komponierte und die mit ihrer teils bahnbrechenden Traurigkeit bereits auf das große Meisterwerk "Once Upon A Time In America" hindeutet. Rod Steiger beweist erneut, welch ein fantastischer Schauspieler er war und auch der pferdegebissige Coburn ist großartig wie immer. Mir hat "Giù La Testa" heuer im Direktvergleich besser gefallen als "C'Era Una Volta Il West", weil Leone hier darauf verzichtet, gleich von Beginn an Oper um der Oper Willen zu präsentieren, sondern sein Epos sich fast unmerklich und ganz von allein entfalten lässt, bis man am Ende wie erschlagen im Sessel sitzt.

10/10

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MAXIMUM OVERDRIVE (Stephen King/USA 1986)


"Honeybun! This machine just called me an asshole!"

Maximum Overdrive (Rhea M... Es begann ohne Warnung) ~ USA 1986
Directed By: Stephen King

Für genau acht Tage gerät die Erde in den Schweif des vorbeiziehenden Kometen Rhea M. Dessen unheiliger Einfluss sorgt dafür, dass diverse, batterie- und netzbetriebene Nutzmaschinen urplötzlich ein mörderischesEigenleben entwickeln und Jagd auf jene machen, denen sie eigentlich dienstbar sein sollten: Die Menschen. Eine kleine Schar davon verschanzt sich in einer Tankstelle mitten in der Provinz von North Carolina, belagert von einer aggressiven Schar führerloser Trucks.

Stephen Kings erste und bis heute einzige Regiearbeit wurde so leidenschaftlich gehasst und geschasst, dass es den Vielschreiber seither nie mehr auf den Regiestuhl zurücktreiben konnte. Eigentlich schade, denn wenngleich "Maximum Overdrive" allzu selbstverliebt erscheint, um dem Phantastischen Film einen wirklich progressiven Beitrag zu bescheren, ist er doch in seiner Mischung aus freiwilliger und unfreiwilliger Komik noch immer einen Blick wert. Vermutlich haben die Leute gänzlich falsche Erwartungen an den Film gesetzt: Wenn Stephen King einen Film macht, so wird man zuversichtlich geglaubt haben, dann muss dieser doch zwangsläufig kreuzunheimlich und ein Ausbund an subtiler Spannung sein. Doch weit gefehlt; "Maximum Overdrive", basierend auf des Meisters eigener short story "Trucks", mag sich vielleicht als Actionfilm oder möglicherweise auch als freche Komödie einordnen lassen - zum wohligen Grusel sollte man jedoch besser ein Häuschen weiter ziehen. Die völlig überzeichneten Figuren lassen das apokalyptische Szenario ganz schnell wieder erkalten und selbst tolle Ideen wie zu Killern werdende Getränkeautomaten oder ein Glockenspiele trällernder Eiswagen - ohnehin ein oftmals auf cineastischem Wege pervertiertes Sinnbild spießigen, US-amerikanischen Vorstadtidylls - verhindern nicht, dass man sich weder um Emilio Estevez noch um den gesicherten Fortbestand der restlichen Menschheit jedwede Sorgen macht. Auch die für die gesamte Soundtrackspur verantwortlichen AC/DC sollten nicht eben die erste musikalische Wahl sein, wenn es darum geht, spitzfindige Suspense-Partituren zum Einsatz zu bringen. Keine Ahnung, was das alte Vierauge sich dabei gedacht hat... Anyway, lieber eine Runde Spaß haben, zwei bis zehn Bier dazu trinken, und die Chose stimmt.

6/10

Stephen King North Carolina Südstaaten Belagerung Trucks Monster Aliens Invasion Apokalypse


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JURASSIC PARK III (Joe Johnston/USA 2001)


"Reverse Darwinism - survival of the most idiotic."

Jurassic Park III ~ USA 2001
Directed By: Joe Johnston

Das Ex-Ehepaar Kirby (Téa Leoni, William H. Macy) hat seinen Sohn Erik (Trevor Morgan) bei einem Kite-Trip über der Isla Sorna verloren. Da sie glauben, dass der Junge noch leben müsse, schleppen sie den mittlerweile von Dr. Sattler (Laura Dern) getrennt lebenden Dr. Grant (Sam Neill) mehr oder weniger unfreilligerweise zu einer Rettungsmission mit zur Insel. Erik kann zwar bald gefunden werden, doch das Entkommen von der Insel gestaltet sich als besonders kompliziert...

"Jurassic Park III" illustriert besonders schön, wie Spielberg im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Durschschnittsregisseur wie Joe Johnston inszeniert, der als Techniker sicherlich stets einwandfreie Arbeit leistet, der andererseits dem bloßen Routinement allerdings nie wird entkommen können. Abgekürzt formuliert soll dies heißen: "Jurassic Park III" fehlt ganz eindeutig die unverkennbare formale Signatur der beiden Vorgänger. In diesem dritten Teil des Franchise, der um gut ein Viertel Laufzeit kürzer ist als die beiden anderen, geht es nurmehr um den reinen Spaß am familiären Kinoausflug und nicht mehr um die Kunst, das Publikum nicht bloß kurzfristig, sondern möglicherweise sogar nachhaltig beeindruckt zurückzulassen. Johnstons Film jedoch ist reinste Nummernrevue, vergleichbar in etwa mit einer Fahrt auf der Wildwasserbahn: sauber und mit einiger affektiver Bandbreite konstruiert, garantiert jedoch ohne Hinterlassung bleibender Eindrücke oder gar Schäden mit Ausnahme von zwei drei Tröpchen auf der Bluse. Klar, der Spinosaurus und die Pteranodons sind bestimmt dufte Hingucker, Sam Neills und Laura Derns neuerliche Auftritte liebenswert. Ansonsten spickt Johnston (ja, das reimt sich) seine mediokre Dinomär permanent mit Zitaten und Verweisen an den Erstling und feilt damit nur weiter an seinem durchsichtigen, kreativen Offenbarungseid. Er ist eben nur die Zweit-, wenn nicht gar die Drittbesetzung auf dem "JP"-Regiestuhl.

6/10

Joe Johnston Steven Spielberg Dinosaurier Insel Genforschung Sequel Monster


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THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1997)


"I'll be back in five or six days." - "No, you'll be back in five or six pieces."

The Lost World: Jurassic Park (Vergessene Welt - Jurassic Park) ~ USA 1997
Directed By: Steven Spielberg

Der kurz vor dem finanziellen Ruin stehende John Hammond (Richard Attenborough) eröffnet Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), dass sich rund neunzig Meilen entfernt von Isla Nublar, jener Insel, auf der einst der 'Jurassic Park' eröffnet werden sollte, das gentechnologische Zentrum und die eigentliche Brutstätte für seine Klon-Experimente befinden - auf der nicht minder urtümlichen Isla Sorna. Um die sich dort munter fortpflanzenden Saurier vor einer neuerlichen kommerziellen Ausbeutung durch seinen gierigen Großneffen Ludlow (Arliss Howard) zu bewahren und ihre Existenz in den öffentlichen Fokus zu rücken, entsendet Hammond ein kleines Dokumentationsteam, zu dem auch der höchst ungehaltene Malcolm gehört. Kurz nach ihnen treffen auch Ludlow und diverse Großwildjäger auf Isla Sorna ein, die für ein neuerliches Chaos sorgen.

Wenngleich sich David Koepps Script gut die Hälfte der teils doch recht flauen Dialogwitzchen hätte sparen können und einige Charaktere des im Vergleich zum Vorgänger quantitativ deutlich angehobenen Figureninventars an Redundanz kaum mehr zu überbieten sind, kann auch "The Lost World" diverse Stärken vorweisen. Dazu zählen ganz besonders Spielbergs nochmals perfektionierte Spannungsdramaturgie, die einige Sequenzen, so etwa jene mit dem von dem T-Rex-Paar attackierten Trailer, zu einer wahren Tour de Force innerhalb des vom Regisseur aus der Taugfe gehobenen Achterbahnkinos machen. Die Tiere sind wiederum mit brillant eingesetzter Technik zum Leben erweckt worden; wobei nach wie vor Stan Winstons animatronische Kreationen den CGI-Effekten deutlich überlegen sind.
Der sich offenbar tatsächlich ernst nehmende Ethikdiskurs um menschliche Intervention in geschlossenen Ökosystemen erweist sich allerdings als recht lächerlich und vor allem angesichts des Sujets als fast schon paradox. Umso beruhigender das wie ein Sicherheits-Bypass angelegte Finalfünftel, in dem der Tyrannosaurus durch San Diego strolchen darf und das als bravouröse Hommage an den klassischen Monsterfilm durchgeht; mitsamt possierlicher Fressszene am Ende. Inhaltlich kann man sich "The Lost World: Jurassic Park" wirklich zur Gänze schenken, dagegen wirkt selbst das bereits eindimensionale Original noch pulitzerpreisverdächtig. Formal dürfte Spielberg hier indes eines seiner Hauptwerke hingelegt haben; eine solche fiebrige inszenatorische Organik wie hier war in seinem Œuvre hernach bestenfalls noch in "War Of The Worlds" zu spüren.

8/10

Steven Spielberg Insel Dinosaurier Monster Genforschung Sequel Michael Crichton


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JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1993)


"I spared no expenses."

Jurassic Park ~ USA 1993
Directed By: Steven Spielberg

Der reiche Spaßunternehmer John Hammond (Richard Attenborough) hat im Geheimen und mithilfe modernster Gentechnik einen Inselpark vor der Küste Costa Ricas aufgebaut, in dem lebende Dinosaurier zu sehen sind. Ausgerechnet an dem Wochende, als ein Wissenschaftler-Trio bestehend aus dem Paläontolgen Alan Grant (Sam Neill), der Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und dem Probabilistiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum) eingeladen ist, um Hammond eine postive Versicherungsexpertise zu erstellen, setzt der gierige Industriespion Dennis Nedry (Wayne Knight) das gesamte Sicherheitssystem im Park außer Kraft. Auch Hammonds Enkelkinder (Joseph Mazzello, Adriana Richards) sind von der tödlichen Gefahr bedroht, die einige der losgelassenen Saurier auf der Insel verursachen.

Spielbergs meisterhaft inszenierter Blockbuster hat nun schon beinahe zwanzig Jahre auf dem Buckel und wirkt noch immer frisch und formperfekt wie am ersten Tag. Die brillante Achterbahn-Spannungsdramaturgie, derer sich Spielberg noch ganz ohne die seitdem ja klammheimlich zu zweifelhaften Branchen-Standards gewordenen technischen Mätzchen befleißigt, ist von einer Kunstfertigkeit, die ihn nach wie vor als brillanten Thrill-Ingenieur ausweisen. Dabei braucht es gar nicht immer den visuellen Einsatz der Riesenechsen - Allerweltsrequisiten wie ein herabstürzendes Auto oder ein elektrisch geladener Zaun generiert Spielberg wie schon in den "Indiana Jones"-Filmen zu szenischen MacGuffins, die in Cliffhangermanier selbst bei der x-ten Betrachtung noch für Handklämme zu sorgen vermögen.
Der klassische Monsterfilm pflegte stets einen moralethischen Fingerzeig vorzuweisen und einen sorglosen Umgang mit ökologischen Ressourcen ebenso wie verantwortungslos missbrauchte, moderne Technologien als humanen Schöpfungsverrat zu denunzieren. In dieser Tradition stehen auch Crichtons Vorlage und Spielbergs Film, die gleichsam einleuchtend aufzeigen, warum man weder die Gefahr gentechnologischen Unmaßes noch den Hang zu kommerziell gefärbter Megalomanie in ihrer gefährlichen Effektivität keinesfalls unterschätzen sollte. Ob der Film derlei im Prinzip obsolete Diskurse wirklich nötig hat, steht auf einem anderen Blatt; wirklich wichtig ist lediglich ihre Funktion als zusätzliche Spannungsträger.
Schließlich gehören hier noch die fabulösen Darsteller erwähnt - speziell der wie meist superwitzige Jeff Goldblum und der in strauchelndes Zweifeln geratende Richard Attenborough liefern deutlich mehr, als ein herkömmliches Mainstream-Produkt verdient gehabt hätte.

9/10

Steven Spielberg Michael Crichton Vergnügungspark Dinosaurier Monster Genforschung Insel


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FREDDY VS. JASON (Ronny Yu/USA, CA, I 2003)


"Man the torpedoes!"

Freddy Vs. Jason ~ USA/CA/I 2003
Directed By: Ronny Yu

Der Traumdämon Freddy Krueger (Robert Englund) hat Angst, endgültig dem Vergessen anheim zu fallen und schickt daher seinen höllischen Mitbewohner Jason Voorhees (Ken Kirzinger) in die Springwooder Elm Street, um stellvertretend für ihn ein paar Kids umzulegen, auf dass der Name Freddys bald wieder in aller Munde sei und er genug Energie für neuerliche Abscheulichkeiten gewinnt. Doch Freddys Pläne gehen nur zur Hälfte auf - zwar geht der tumbe Jason sehr enthusiastisch ans Werk, mag aber dann auch nicht mehr aufhören und macht dem armen Freddy sein blutiges Geschäft abspenstig. Ein unausweichliches Duell mit zahlreichen Kollateralschäden in Form aufgeschlitzter Teenager ist die Folge.

Nach einer Dekade vorfreudigen Händereibens infolge langer Ankündigung konnten sich die Horrornerds aus aller Welt endlich doch noch über das finale Gipfeltreffen der beiden New-Line-Giganten Freddy K. und Jason V. hermachen. Wobei das Resultat mit seinem antizipativen Event-Charakter vermutlich mit einiger Vorsicht zu genießen war und ist. Dass man hier einen dicken Fisch an der Angel hatte, war jedermann von Robert Shaye bis zum New-Line-Pförtner von vornherein ganz sonnenklar; entsprechend teuer ausstaffiert und verräterisch am Objekt fällt die ganze Chose aus.
Als vorläufiger Schlusspunkt einer konzentrierten "Friday"-Retrospektive wirkt "Freddy Vs. Jason" somit dann auch ziemlich gelackt und auf eher plumpe Weise überstilisiert. Dennoch treten die Pulp-Wurzeln beider Charaktere allem gegenteiligen, bauernschlauen Bemühen um postmodernistische Reflexivität zum Trotz immer wieder hervor und sorgen dafür, dass trotz einiger Mängel in der Ausführung, die sich vor allem infolge eines umständlich konstruierten und reichlich unintelligenten Scripts manifestieren, zumindest der Spaßfaktor noch konstant hoch bleibt. Die Freddy-Dope-Raupe ist natürlich ganz große Kirmes und der infantile Spaß, der bereits bei der Inszenierung des cartoonesken Showdowns am Crystal Lake vorgeherrscht haben muss, noch immer mitreißend.

6/10

Sean S. Cunningham Jason Voorhees Freddy Krueger Slasher Sequel Prequel Crossover Splatter Ronny Yu Psychiatrie Marihuana





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Funxton

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