Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

TROPIC THUNDER - DIRECTOR'S CUT (Ben Stiller/USA, UK, D 2008)


"We're supposed to be a unit!" - "Suck my unit."

Tropic Thunder - Director's Cut ~ USA/UK/D 2008
Directed By: Ben Stiller

Um einige Derbheiten reicher gestaltet sich der rating-freie Director's Cut von Ben Stillers frecher Studio-Satire, für den, um man ihn hierzulande sehen zu können, man einen Blu-ray-Player benötigt. Insgesamt hat mir der Film dennoch etwas weniger gut gefallen als beim ersten Mal und die Satire kam mir nicht mehr ganz so schnittig vor sowie um den einstigen, seinerzeit Staunen machenden Überraschungseffekt beraubt. Trotzdem bleibt "Tropic Thunder" ein recht erquicklicher Spaß um den Traumfabrik-Wahnsinn der alles verschlingenden US-Filmindustrie, der jedoch als Produkt ebendieser Dienstleistungssparte wiederum genügend Vernunft wird walten lassen, um niemandem aus dem realen Biz wirklich ans Bein zu pinkeln. Dass die Darsteller allesamt zur Eigenverballhornung fähig sind, wenn nicht sogar neigen, haben sie ja längst alle mal unter Beweis gestellt. Ben Stiller zum Beispiel ist ja eine wandelnde Selbstparodie (und sieht dennoch stets aus wie aus dem Ei gepellt, der eitle Geck), insofern soll er ruhig den leicht debilen Star auf Oscar-Fang geben. Im Endeffekt ist das vermutlich ohnehin er selbst.

7/10

D.C. Ben Stiller Frat Pack Satire Groteske Vietnam Heroin Drogen Film im Film Hollywood


Foto

TATORT - BLUTSPUR (Werner Masten/BRD 1989)


"Immer ruhig bleiben!" - "Ich bin ruhig. Muss nur mal pissen."

Tatort - Blutspur ~ BRD 1989
Directed By: Werner Masten

Während Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) sich tierisch darüber aufregen, dass sie als Mordkommissare irgendeinem windigen "Drachen-Exhibitionisten" hinterherspüren sollen, gerät der als "Schrottpole" bekannte Kleinkriminelle und Polizeispitzel Leszek (Vadim Glowna) in einen mitten im Ruhrgebiet ausgetragenen Konflikt zwischen Palästinensern und radikalen schiitischen Milizen. Leszek hat für die Palästinenser Blutkonservben aus Polen eingeschmuggelt, deren Übergabe ihre Gegner unbedingt verhindern wollen. Inmitten dieser Turbulenzen stoßen die Ermittler noch auf den windigen Ex-Zuhälter Freddie (Rolf Zacher) und dessen früheres "Pferdchen" Ela (Marita Marschall) - jetzt Leszeks Freundin...

Grandiose Auftritte von Zacher und Glowna beinhaltet dieser flott und trotz seines brisanten Themas höchst witzig gestaltete Schimmi-"Tatort" mit der verpflichtenden Seriennummer 222. Thanner gibt sich wie immer als intellektueller Herr der Lage uind faselt ständig etwas vom 'Libanon', derweil er seinem Liebchen, einer von einer noch recht pummligen Veronica Ferres gespielten Döner-Wirtin, mit seinem neuen japanischen Auto imponieren will. Die Schiiten sind derweil ähnlich abstrus dargestellt wie das Araber-Trio in Landis' "Into The Night": Fenster vom Mercedes herunter und mit den Kalshnikovs wild in alle Richtungen geballert, dass es nur so rauscht. Lohnt, wie immer.

8/10

Werner Masten Tatort Schimanski TV-Film Ruhrpott Nahost-Konflikt Prostitution


Foto

FLASHPOINT (William Tannen/USA 1984)


"If you can't fix it, fuck it."

Flashpoint ~ USA 1984
Directed By: William Tannen

Per Zufall entdecken die beiden eng befreundeten texanischen Grenzpolizisten Logan (Kris Kristofferson) und Wyatt (Treat Williams) in der Wüste ein verschüttetes Autowrack, in dem sich eine skelettierte Leiche, ein Sportkoffer nebst Präzisionsgewehr und Angelrute sowie eine Tasche mit 800.000 $ Barem befinden. Während Logan spontan das Geld nehmen und sich absetzen will, ist dem linientreuen Wyatt daran gelegen, die Umstände um den Wagen, der hier offenbar seit rund zwanzig Jahren liegt, aufzudecken. Ihre private Recherche bringt die beiden nicht weiter, dafür wimmelt es in ihrem Büro plötzlich von Anzugträgern des FBI, darunter der mysteriöse Carson (Kurtwood Smith), die angeblich die Funktionsweise eines neuen Scanning-Systems überprüfen sollen. Einige seltsame Vorfälle deuten jedoch an, dass die Agenten etwas ganz anderes im Sinn haben, als sich um banale Grenzübertretungsfälle zu kümmern...

Großartig inszenierter, heute leider praktisch vergessener Copthriller, der primär von seiner frischen Buddy-Kombination Kristofferson/Williams und der übrigen grandiosen Besetzung zehrt sowie von einer sich von der Beiläufig- zur Ungeheuerlichkeit entfaltenden Verschwörungsgeschichte, die im ansonsten eher auf sphärische Flächigkeit oder grelle Komik bedachten Polizeifilm der Achtziger eigentlich eine absolute Rarität repräsentiert. "Flashpoint" führt die kleine, aber feine Phalanx von den von den atmosphärisch ganz ähnlich gestalteten "Borderline", "The Border" (Christopher Leitch) und "The Border" (Tony Richardson) flankierten Grenzcop-Filmen an ihr leider viel zu frühes Ende und offeriert zugleich deren Klimax. Hinter der bildlich zu verstehenden Demarkationslinie, an der Wyatt und Logan hier kratzen, konnte jedoch ohnehin nicht mehr viel kommen - insofern war es vielleicht auch nicht ganz falsch, mit Ausnahme des explosiv-hyperrealistischen "Extreme Prejudice" von Walter Hill nichts Weiteres mehr in dieser Richtung folgen zu lassen. "Flashpoint" jedoch gehört mit seinem brillant entworfenen Szenario unwiderlegbar in eine jede sich vollständig schimpfen wollende Chronik des Achtziger-Polizeifilms!

8/10

William Tannen Grenze Mexiko Texas Verschwörung


Foto

BATTLE FOR THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1973)


"No, Aldo, no!"

Batlle For The Planet Of The Apes (Schlacht um den Planet der Affen) ~ USA 1973
Directed By: J. Lee Thompson

Einige Jahre nach seiner Revolution müht sich Caesar (Roddy McDowall), der mittlerweile eine Familie gegründet hat, als weiser König Menschen und Affen in Frieden miteinander leben zu lassen - ganz zum Widerwillen des kämpferischen Gorillas Aldo (Claude Akins). Ein Ausflug in die "Verbotene Stadt", das infolge eines Atomblitzes zerschmolzene Los Angeles, erweist sich schließlich als weniger gute Idee: Die unter den Trümmern lebenden Strahlungsopfer, allen voran Caesars alter Feind und Folterer Kolp (Severn Darden), sinnen noch immer auf Rache und verfolgen Caesar und seine Begleiter zurück zur Affenstadt, wo die Gorillas bereits auf eine neuerliche Revolte sinnen...

Etwas hilfloses Wald- und Wiesen-Finale der Affen-Saga, das nach all den Schrecken, die die bisherigen Teile speziell im jeweiligen Finale aufwiesen, endlich einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft wagt: Per Rückblende erzählt ein weiser Orang Utan (John Huston) einer gleichberechtigt lauschenden Gruppe von Affen- und Menschenkindern von der letzten Schlacht, die ihre Vorväter endgültig zur friedlichen Koexistenz veranlasst hat. Wie die Sache allerdings zweitausend Jahre weiter ausschaut, wenn Charlton Heston aus der Vergangenheit vorbeikommt, das kann uns der vegetarische Schlaumeier im hellbraunen Leder nicht verklickern. Überhaupt macht sich "Battle" selbst zum Opfer einiger Unlogik: Wie etwa haben die Affen, von denen im unmittelbaren Vorgänger noch keiner sprechen konnte, plötzlich nur diesen intragenerationären Evolutionssprung bewerkstelligt, der die Orangs urplötzlich zu weisen Philosophen werden lässt, die, nachdem sie ein paar Jährchen zuvor noch Teller spülten und Angst vor Feuer hatten; gar über das Wesen von Raum und Zeit parlieren, so dass selbst ihr großer Boss ein Fragezeichen in der Denkblase hat? Ferner verwundert die blitzartige Neuinstallierung der Zivilisation sowie die Unkenntnis sämtlicher Beteiligten über ihre unmittelbar benachbarte Topographie. Der lustige Wechsel zwischen Ost- und Westküsten-Setting verwunderte schon zu Beginn von "Escape", doch hier, wo man ganz offensichtlich New York und Los Angeles verwechselt, wird er noch etwas akuter.
Das inszenatorische Desinteresse Thompsons schließlich, der seinen Regieauftrag hier ganz offensichtlich mit hochgezogenen Augenrauen absolviert haben wird, adelt "Battle" auch nicht eben. Alles in allem ein überflüssiger Abschluss, der, aufrichtig gesprochen, neben seinem nach wie vor präsenten Entertainmentfaktor keinerlei weitere Existenzberechtigung vorweisen kann.

5/10

J. Lee Thompson Atombombe Apokalypse Affen Planet Of The Apes Sequel Dystopie Mutanten


Foto

CONQUEST OF THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1972)


"The Ape Management is in the hands of the apes!"

Conquest Of The Planet Of The Apes (Eroberung vom Planet der Affen) ~ USA 1972
Directed By: J. Lee Thompson

1991, achtzehn Jahre nach den tragischen Ereignissen um die Ermordung von Cornelius und Zira: Nachdem eine Seuche wie von Cornelius angekündigt alle Hunde und Katzen der Welt hinweggerafft hat, ist man dazu übergangen, sich Affen als Haustiere zu halten. Damit nicht genug werden die Primaten in "Umerziehungszentren" zu Sklaven geschult und müssen den Menschen dienstbar sein. Doch die Affen rotten sich hier und da bereits unerlaubt zusammen und warten nur auf den Augenblick der Befreiung. In diese explosive Situation kommt der Zirkusdirektor Armando (Ricardo Montalban) mit seinem Mündel, dem Schimpansen Caesar (Roddy McDowall) - Cornelius' und Ziras Sohn - um Werbung für sein Unternehmen zu machen. Durch Caesars Unbeherrschtheit gerät Armando in Gefangenschaft und schließlich zu Tode, während Caesar, sich stumm und naiv gebend, als Hausaffe angelernt und verkauft wird. als seine wahre Identität auffliegt, kann er sich mithilfe des ihm freundlich gesonnenen Regierungsmitarbeiters MacDonald (Hari Rhodes) befreien und zettelt eine blutige Revolution an.

Der "Spartacus"-Beitrag der "Planet-Of-The-Apes"-Reihe, mit trockener Emotionalität und karger, immanenter Schönheit in grandioser Kulisse von Altmeister J. Lee Thompson inszeniert. Caesars Werdegang geriert sich dabei tatsächlich exakt wie der des von Kubrick porträtierten Sklavenaufrührers im antiken Rom: Er wird geknechtet, muss lernen, Kinder zeugen und wird schließlich verkauft. Nur seiner angeborenen Intelligenz verdankt er, dass er schließlich in der Position ist, die überfällige Revolte loszubrechen. Die Vorarbeit wird per Guerillataktik im Untergrund geleistet, Gleichgesinnte schart Caesar um sich und lässt sie, dank seiner Fähigkeit zu schreiben, für sich arbeiten. Am Ende steht dann die "Nacht des Großen Feuers", die bereits in genau jene Zukunft weist, die in den ersten beiden Teilen der Serie installiert wurde. Die Affen reißen die Herrschaft an sich; weltweit werden noch viele Caesars Beispiel folgen und die Menschheit sich letzten Endes nicht anders zu helfen wissen, als Atombomben zu werfen um damit ihre eigenen ziviliatorischen Errungenschaften zur Hölle zu schicken, von denen die genügsamen Affen ohnehin keinen Gebrauch machen würden. Der Sieg ist langfristig auf Seite der Affen und Caesar wird zu jenem Heilsbringer und Gesetzesverfasser, von dem man zuvor schon soviel gehört hat.
Als bereits rein themenbedingt erwachsenster Film des Franchise, von dem auch das aktuelle Prequel noch stark zehren konnte, wies Thompsons Urschnitt einige noch weitaus unbequemere Sequenzen auf, die jedoch aus Freigabegründen entschärft, entfernt oder umgemodelt werden mussten. Eine Veröffentlichung des unzensierten Originalschnitts täte in diesem Falle wirklich mal Not, wenngleich "Conquest" auch in dieser Form bereits ein bemerkenswertes Beispiel für ein Sequel abgibt, das durch Eigenständigkeit und Kreativität trumpfen kann.

8/10

J. Lee Thompson Planet Of The Apes Revolution Sklaverei Affen Zukunft Dystopie


Foto

BENEATH THE PLANET OF THE APES (Ted Post/USA 1970)


"Man is evil! Capable of nothing but destruction!"

Beneath The Planet Of The Apes (Rückkehr zum Planet der Affen) ~ USA 1970
Directed By: Ted Post

Während Taylor (Charlton Heston) in einer merkwürdigen Felsgrotte mit Feuerwänden und ähnlichem vom Fleck weg verschwindet, landet sein Nachfolger Brent (James Franciscus) in der irdischen Affenzukunft. Prompt begegnet ihm Taylors Gespielin, die schöne, aber troglodyte Nova (Linda Harrison), die ihm eine kurze, aber prägnante Einführung in den zukünftigen Zustand der Welt eröffnet. Dabei begegnet er auch Zira (Kim Hunter) und Cornelius (David Watson). In der Verbotenen Zone, die nichts anderes als die Ruinen New Yorks darstellt, entdeckt Brent schließlich eine Sekte verstrahlter, telepathisch befähigter Mutanten, die eine scharfe Atombombe anbeten. Als die kriegsschreierischen Gorillas aus der Affenstadt die Mutanten angreifen, zündet der tödlich getroffene Taylor mit letzter Kraft die Bombe. Die Erde vergeht in einem riesigen Feuerball.

Trashige, nichtsdestotrotz aber recht flotte Weiterführung der Ereignisse des ersten "Planet Of The Apes", wenngleich mit deutlich bescheideneren Mitteln bei ebensolch hohen Ansprüchen. Dabei geht es hier kaum mehr um die Affen als Abbild humaner Gesellschaftsformen, als vielmehr um den "Last Man On Earth"-Topos, der Franciscus im Widerstreit mit den wahnsinnig gewordenen, bösen Mutanten zeigt. Die zwischendurch allein zu Straffungs- und Actionzwecken eingeschobenen Fluchtszenen mit Brent und Nova haben keine weitere Funktion für den Gesamtkontext. Gegen Ende entfaltet der Film dann sein gesamtes, bizarres Potenzial: Golden steht sie da, die "kobaltummantelte" Bombe, gefährlicher als alles, was "diese verfluchten Idioten" bereits im Dritten Weltkrieg verfeuert haben; die ultimative Weltvernichtungsmaschine. Und hier offenbart sich dann endlich auch Taylors Schicksal. Er, der bereits im Vorgänger längst als Zyniker und Misanthrop entlarvte Gegenwartsexilant, ist nämlich hier, um die Erde ihrer letzten Bestimmung zuzuführen. Als seine Nova, mit der er eine Familie gründen wollte, angeschossen in seinen Armen stirbt und auch Kollege Brent den finalen Kopfschuss erhält, gibt es keinen Grund mehr, diese Welt noch länger im Kosmos zu belassen. Selbst die Affen sind mittlerweile von der militärischen Geilheit der Gorillas übermannt worden, history repeats itself. Da bleibt nichts anderes als das große 'Bumm': "In one of the countless billions of galaxies in the universe, lies a medium-sized star, and one of its satellites, a green and insignificant planet, is now dead."
Die deutsche Titelschmiede stellte übrigens bei diesem und den Folgefilmen nachdrücklich unter Beweis, dass sie nocht nicht einmal des korrekten Gebrauchs des Dativs fähig ist. Eben eine echte Lach- und Schießgesellschaft, die Jungs.

7/10

Ted Post Planet Of The Apes Dystopie Affen Zukunft Sequel Groteske Zeitreise Atombombe Sekte Mutanten Camp


Foto

PLANET OF THE APES (Franklin J. Schaffner/USA 1968)


"It's a mad house! A mad house!"

Planet Of The Apes (Planet der Affen) ~ USA 1968
Directed By: Franklin J. Schaffner

Ein Astronautenquartett reist rund 3000 Jahre in die Zukunft, um augenscheinlich auf einem Planeten zu landen, auf dem die Evolution Purzelbäume geschlagen hat. Hier sind die Affen die Beherrscher der Welt, verfügen über Sprache, Vernunft, Zivilisation und ein eigenes Staatssystem, in welchem wiederum Wissenschaft und Glaube eine verhängnisvolle Symbiose eingehen. Die Menschen indes leben völlig verwildert, unorganisiert, keiner Verbalkommunikation mächtig und die Feldfrüchte der Affen plündernd. Man kann sie im Zoo oder im Museum beobachten, in denen sie von den sie knechtenden Affen eingepfercht und studiert werden. Als einziger (vollwertig) Überlebender der Raumfahrer findet Taylor (Charlton Heston) schließlich Gehör bei den liberalen Schimpansen Zira (Kim Hunter) und Cornelius (Roddy McDowall), die ihm die Flucht aus der Affenstadt ermöglichen, geradewegs in die 'Verbotene Zone', wo Taylor schließlich das schreckliche Geheimnis des Affenplaneten aufdeckt.

Eine der formvollendetsten Dystopien der Filmgeschichte, zugleich so faszinierend, unbequem und grotesk, dass man sich angesichts ihres bis heute einschlägigen Erfolges als Franchise nurmehr wundern muss. "Planet Of The Apes" fungiert sowohl als Parabel gegenwärtiger Verhältnisse wie auch als Panoptikum möglicher Zukunftswelten nach dem großen Knall; viviseziert die menschliche Natur und kehrt die der bedrohlichen Situation des Kalten Krieges innewohnenden Ängste, nur, um sie dann umso absurder gestaltet vor seinen Zuschauern auszubreiten. Natürlich sind die Affen ein Spiegel der (amerikanischen) Sozietät der späten sechziger Jahre; eine Bande von größenteils halbgebildeten Kreationisten, deren bigotte Religiosität allein fadenscheiniges Machtinstrument einer elitären Führungsgilde ist, und die unter einem schweren Rassentrauma leidet. Gorillas, Schimpansen und Orang Utans haben nur soviel wie gerade nötig miteinander zu schaffen; die intelligenten, altehrwürdigen Orangs stellen Klerus und Regierung, die latent aggressiven Gorillas Polizei und Militär, die sanftmütigen Schimpansen die liberale, jedoch stets in Schach gehaltene Protestkultur und Intelligenzia.
Taylor, dem schließlich die ganze Verzweiflung der humanen Selbstverkrüppelung obliegt, kann darüberhinaus froh sein, dass die Affenzivilisation sich industriell betrachtet gerade auf einem mittelalterlichen Entwicklungsstand [der zumindest etwaig ebenfalls eine Folge der akuten Zukunftsängste Dr. Zaius' (Maurice Evans) sein könnte] befindet; ansonsten gelänge ihm die Flucht zu Pferde vermutlich wesentlich weniger reibungslos. Ganz fabelhaft noch die kleinen Kulturverweise, etwa die drei Orang Utans am Richtertisch, die nichts Böses sehen, hören und sprechen wollen oder Taylors und Ziras Abschiedskuss. Meisterwerk.

10/10

Franklin J. Schaffner Pierre Boulle Affen Dystopie Zukunft Apokalypse Atombombe Groteske Satire Parabel Planet Of The Apes Zeitreise


Foto

THE LAST DRAGON (MIchael Schultz/USA 1985)


"Kiss my Converse!"

The Last Dragon (Der Tanz des Drachen) ~ USA 1985
Directed By: Michael Schultz

Der in seinen eigenen Sphären schwebende, jugendliche Kung-Fu-Kämpfer Leroy Green (Taimak) gerät an den verrückten Manager-Gangster Eddie Arkadian (Christopher Murney) und an Sho'nuff (Julius Carry) den selbsternannten "Shogun von Harlem". Während Arkadian der berühmten Videoclip-Präsentöse Laura Charles (Vanity) nachstellt, um seine eigenen Clips bei ihr promoten zu können, will Sho'nuff Leroy permanent zum Duell herausfordern, um ihm zu seigen, wer denn hier der größte Mack vor Ort ist. Am Ende schlägt der wackere Junge alle(s) mit einer Klappe.

Eines dieser prachtvollen Achtziger-Traumlogik-Relikte der Kategorie "Muss man erstmal gesehen haben, um es glauben zu können". Oszillierend zwischen Martial Arts, Tanz- und Popfilm, Kinder- und Märchenfantasy, black zeitgeist und MTV, ist "The Last Dragon" eine unwirkliche Verquirlung populärer Vorbilder, von "Saturday Night Fever" über "Streets Of Fire" und "Purple Rain" bis hin zu "Karate Kid". Dass diese eigenwillige Mixtur ihren eigenen Spaßcharakter entwickelt und zur naiven Hochkunst gerät, verwundert angesichts solcher Vergleiche kaum mehr. Alles ist hier bonbonfarbener Pop, und zugleich less than keimfreier halbgarer Achtiger R'n'B, wie ihn die mittlerweile völlig korrumpierte Motown nach den großen Sechzigern und Siebzigern, den Zeiten von Genies wie Marvin Gaye und Stevie Wonder, auszukotzen pflegte. Abgesehen von Rap wurde die schwarze Musik orientierungslos, Gaye war erschossen worden, Wonder brachte beliebigen Synthiezucker, Michael Jackson war schon damals weißer als gekochte Abtrocknentücher und Prince blieb wohlweislich für sich. Angesichts solcher ethnischer Orientierungslosigkeiten brauchte es neue Sphären, die man im schon zehn Jahre zuvor bemühten Eastern-Sektor suchte und fand und für die man frische Gesichter wie das des später kaum mehr bemühten Strahlemanns Taimak benutzte. Michael Schultz, der schon immer Pfade zwischen weißer Massen- und schwarzer Nischenkultur zu beschreiten suchte, war der richtige Mann dafür. Und Bruce Lee der richtige Mentor - wenn er mal nicht, wie vermutlich bald darauf auch angesichts des unweit gelagerten "No Retreat, No Surrender", in seinem Seattler Grabe rotiert ist. Knallah, anyway.

8/10

New York Harlem Chinatown Blaxploitation Martial Arts Michael Schultz Motown Berry Gordy Ethnics Musik Tanz Magie Camp


Foto

ATTACK THE BLOCK (Joe Cornish/UK 2011)


"Smells like a shit did a shit."

Attack The Block ~ UK 2011
Directed By: Joe Cornish

Als mitten in der Guy Fawkes Night ein merkwürdiges, hundegroßes Alien vom Himmel über South London stürzt und sogleich den jugendlichen Gangboss Moses (John Boyega) attackiert, rächt sich dieser umgehend und bringt das Vieh zur Strecke. Ein dummer Fehler, denn nur kurze Zeit später folgt dem extraterrestrischen Wesen noch eine gewaltige, aggressive Nachhut und nimmt Moses und seine Freunde in die Zange. Damit nicht genug bekommt Moses auch noch Ärger mit dem üblen Gangster Hi-Hatz (Jumayn Hunter)...

Erfreulich laxer und gegenwartsoffener Genrebeitrag, der sich auf zweierlei Arten lesen lässt: Als handelsübliche Invasionsgeschichte in etwas befremdlicher Ghetto-Gewandung oder gleichermaßen als seherische Parabel über die von Tottenham ausgegangenen riots im Spätsommer des letzten Jahres. Daraus, dass die Lage hier permanent kurz vorm Überkochen steht, macht Cornish von Anfang an keinen Hehl - da kommt die Invasion der gefährlichen, aber tumben Säbelzahn-Aliens zur Vereitelung schlimmerer Geschehnisse gerade recht. Sie trägt nämlich zu wechselseitigem Verständnis bei - alters-, demografie- und rassenbezogen. So zaubert Joe Cornish eine kleine, didaktisch überaus wertvolle Sozialstudie hervor, die, von den "richtigen" Personengruppen konsumiert, auf unterhaltsame Weise ein bisschen was über Ethos und funktionierendes Miteinander vermittelt, ohne sich dabei zeitgleich als lehrfilmartig oder moralinsauer präsentieren zu müssen. Außerdem ist es verdammt beruhigend, zu erfahren, dass Aliens die Erde nicht per se von Nordamerika aus zu entern versuchen.

8/10

Joe Cornish London Slum Aliens Invasion Gangs Nacht Marihuana


Foto

SAVAGE STREETS (Danny Steinmann/USA 1984)


"Who the fuck are you - the principal?"

Savage Streets (Savage Street - Straße der Gewalt) ~ USA 1984
Directed By: Danny Steinmann

Ein Streit zwischen der toughen Mädchengang der renitenten High-School-Schülerin Brenda (Linda Blair) und den Jungs des fiesen Jake (Robert Dryer) eskaliert, als das Quartett Brendas taubstumme kleine Schwester (Linnea Quigley) vergewaltigt und krankenhausreif prügelt. Als ein weiteres Mädchen (Debra Blee) von Jake ermordet wird, kennt Brendas Rache kein Halten mehr.

Ein Exploiter wie man ihn sich wünscht: Schmierig, hart und hormongeschwängert, angereichert zudem mit übelster Achtziger-Synthie-Hardrockmucke aus einer der unteren Schubladen. Wenngleich es hier vordergründig um eine pausbackige Heldin geht, ist "Savage Streets" natürlich ausschließlich für Jungs gemacht, vornehmlich solche, die sich entwicklungsmäßig gerade irgendwo zwischen Prä- und Postpubertät befinden. In kognitiver genügt freilich auch das frühe Säuglingsalter. Die zahlreichen Dummheiten des Films, die ihn so herrlich komisch machen, erscheinen retrospektiv so dreist, dass sie einem fast wie beabsichtigt vorkommen. Dass Highschool-Kids aussehen wie 25 bis 30 ist im amerikanischen Film keine Seltenheit, aber Linda Blair schießt da wortwörtlich schon den Vogel ab. Natürlich per Armbrust, denn ein markentypisches Mordinstrument braucht jeder Vigilant, das wissen wir nicht erst seit dem "Exterminator". Danny Steinmanns Gespür für Geschmacklosigkeiten darf heute jedenfalls als semilegendär bezeichnet werden. Leider hat sich der Mann nach einem Porno in den frühen Siebzigern und drei waschechten Genrestücken in der Folgedekade nichts mehr von sich hören lassen. Verdammt schade!

6/10

Danny Steinmann Sleaze Exploitation Los Angeles Schule Rache Rape & Revenge Selbstjustiz





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare