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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SOLDIER OF FORTUNE (Edward Dmytryk/USA 1955)


"I thought you were already back in the U.S. ..." - "I just came near the airport."

Soldier Of Fortune (Treffpunkt Hongkong) ~ USA 1955
Directed By: Edward Dmytryk

Um ihren Mann Louis (Gene Barry), einen nassforschen Fotojournalisten, der in Kanton von den Rotchinesen gefangen gehalten wird, zu befreien, kommt die Amerikanerin Jane Hoyt (Susan Hayward) nach Hong Kong. Ihre anfänglichen Schwierigkeiten, sich in der Kronkolonie zurechtzufinden führen sie alsbald zu dem reichen Reeder und Abenteurer Hank Lee (Clark Gable), der sich prompt in Jane verliebt, dessen Ehre als Gentleman ihm jedoch gebietet, zunächst Louis Hoyt herauszuhauen, bevor auch er sich gänzlich im Herzen der schönen Amerikanerin einnisten kann.

Ein eher zu vernachlässigendes Werk des während dieser Zeit vielbeschäftigten Dmytryk, der zu dieser Zeit zahlreiche Auftragsarbeiten für die Fox und andere Studios erledigte. Dabei handelte es sich primär um flamboyantes Abenteuer- und Romantikkino, das in erster Linie dazu angetan war, die Vorteile der Kombination von CinemaScope und Technicolor herauszustellen sowie dazu, seine Mitarbeiter und ergo im Nachhinein auch das Publikum an irgendwelche exotischen Schauplätze zu (ent-)führen. In exakt diese Kategorie fällt auch das x-te, uneheliche "Casablanca"-Ripoff "Soldier Of Fortune". Jenes fährt neben seinem Protagonistenpaar eine illustre Reihe prächtiger Nebendarsteller auf, so zum Beispiel Michael Rennie, Alex D'Arcy, Tom Tully, Richard Loo und Jack Kruschen, deren geballtem Einsatz der Film am Ende sehr viel von seinem Charme verdankt. Ansonsten handelt es sich um eines jener üblichen, teuren Kinokataloge über und aus Anderland, das in erster Linie die eskapistische Funktion besaß, durch die ausbeuterische Zurschaustellung einer exotischen Kultur dem abendländischen Malocher und/oder seinem Hausweibe ein paar anerkennende Seufzer abzuringen. Nichts Besonderes also, aber irgendwie doch immer wieder schön - besonders in der Retrospektive.

7/10

Edward Dmytryk Hong Kong Macao Söldner Ernest K. Gann


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RUNNING ON EMPTY (John Clark/AU 1982)


"I've got some nitrous oxide injection 'round that's a sweet sensation."

Running On Empty (Mike in 3,8 auf 100) ~ AU 1982
Directed By: John Clark

Autos und Geschwindigkeit sind ihr einziger Lebenszweck: Eine Gruppe illegale Rennen veranstaltender Kids praktiziert in den Vororten von Sidney alle Nase lang harte Raserduelle, bei denen es auch oft und gern einmal zu tödlichen Unfällen kommt. Ungeschlagener König der Beschleunigung ist der kriminelle Fox (Richard Moir). Für Mike (Terry Serio) gibt es indes noch Fox' exaltierte Freundin Julie (Deborah Conway), mit der ihn bald eine stümische Romanze verbindet. Von Fox zum Rennen herausgefordert, wagt Mike zunächst einen kopfklärenden Ausflug aufs Land, wo er dem blinden Autofreak Rebel (Max Cullen) begegnet. Dieser bietet Mike an, seinen Wagen hochzutunen, was dem jungen Mann und vor allem seiner Karosse jedoch überhaupt nicht bekommt - das nächste Rennen gegen Fox endet in einem gigantischen Crash. Doch Rebel besitzt noch einen kraftvollen Chevy...

Ein seltsamer, um nicht zu sagen "spezieller" Film, irgendwo zwischen Cox' "Repo Man" und Hills "Streets Of Fire", der seine porträtierte Jugendkultur wie ein unirdisches, hyperreales Fanal dastehen lässt, in das Außenstehende kaum vorzudringen mögen. Dass viele Australier schon aufgrund der lokalen Ausdehnung und der sich teils im Nirgendwo verlierenden Bevölkerungsdichte eine besondere Beziehung zu Autos hegen, spiegelte die höchst eigenständige Filmkultur des Landes bereits mehrfach wieder: "The Cars That Ate Paris" und die ersten beiden "Mad Max"-Filme sprechen diesbezüglich Bände. In "Running On Empty" überträgt sich die südliche Saga von Blut und Blech auf eine jugendliche Subkultur, in der, ganz wie man es noch aus den frühesten "Juvenile Delinquent Movies" der Fünfziger kennt, der Sieg und die höchstmögliche Geschwindigkeit alles sind. Wer verliert, ist nichts wert, der Ehrenkodex unter den Rasern zwingt ihn sogar, sich mit dem Auto nicht mehr auf die Straße zu wagen. Vor der kargen Kulisse des hierzulande stets ausgetrocknet wirkenden Kontinents entspinnen sich so intra- und interfigurale Dramen, deren Sinn, daran lässt Clarks Film schonmal keinen Zweifel, sich uns Außenstehenden weder erschließen muss noch soll. Umso faszinierter und losgelöster schaut man zu, wenngleich der emotionale Zugang eingangs praktisch verwehrt bleibt. Hier kommt man vielleicht wirklich nur als Aussi rein.

7/10

John Clark Australien Sidney Autorennen Subkultur


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THE CHAIN REACTION (Ian Barry/AU 1980)


"Hans wants to save - but there ain't enough fingers in the world..."

The Chain Reaction (Die Kettenreaktion) ~ AU 1980
Directed By: Ian Barry

Nach einem Unfall in einem australischen Atomkraftwerk, bei dem der Kernphysiker Heinrich Schmidt (Ross Thompson) im Zuge eines Interventionsversuchs stark verseucht wird, gelangt ferner eine große Menge der ausgetretenen Radioaktivität ins Grundwasser. Die Atomlobby versucht mithilfe zweier Finsterlinge (Ralph Cotterill, Patrick Ward), alle Mitwisser, notfalls unter Anwendung von tödlicher Gewalt, zum Schweigen zu bringen. Schmidt, dem die Informierung der Öffentlichkeit am Herzen liegt, gelingt jedoch die Flucht aus dem Krankenhaus. Nach einem Unfall, der eine zwischenzeitliche Amnesie zur Folge hat, gelangt Schmidt auf dem Lande an das Ehepaar Larry (Steve Bisley) und Carmel Stillson (Arna-Maria Winchester), die bald darauf selbst unangenehme Bekanntschaft mit Schmidts Verfolgern schließen.

Barrys in Ansätzen durchaus brauchbarer Atom-Paranoia-Thriller, der sich auf die Spur von Bridges' "The China Syndrome" setzt und dessen Thema mit einer Prise "Mad Max"-Beweglichkeit versetzt (viele Beteiligte dieses Films geben sich auch in "The Chain Reaction" die Klinke in die Hand, darunter Mel Gibson in einem unkreditierten Mini-Cameo), kommt leider erst gegen Ende, im Zuge eines krachenden Showdowns, vollends aus der trägen Hüfte und entwickelt sein eigentliches Potenzial. Zuvor kommt die Story um böse Kernkraft-Kapitalisten (kurz als 'W.A.L.D.O.' eingeführt) und deren Gegner von der Anti-Nuklear-Liga leider nur recht umständlich und schleppend in Gang. Barry lässt zwar durchblicken, dass ihm an seinem ökologisch hehren Ansinnen durchaus gelegen ist und vermeidet auch eine allzu grobe Trivialisierung des Stoffes; das Hin und Her zwischen den im Laufe der Geschichte tangierten Personen bleibt aber zu unbeteiligt, um permanentes Interesse wecken und vor allem aufrecht erhalten zu können.

5/10

Australien Kernkraft Verschwörung Familie Ian Barry George Miller


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DELTA FORCE COMMANDO (Pierluigi Ciriaci/I 1988)


Zitat entfällt.

Delta Force Commando ~ I 1988
Directed By: Pierluigi Ciriaci

Nachdem eine Terroristen-Abordnung in seinen puertoricanischen Militärstützpunkt eingedrungen ist, einen Nuklearsprengkopf geraubt und seine hochschwangere Frau (Emy Valentino) erschossen hat, sinnt der Ex-Delta-Force-Kämpfer Tony Turner (Brett Baxter Clark) auf blutige Rache. Mit der zunächst unfreiwilligen Unterstützung des genervten Elite-Piloten Beck (Fred Williamson) verfolgt Turner die Politgangster bis in ihr Versteck in Nicaragua, legt sich mit den Sandinisten an und bekommt am Ende, mit der inoffiziellen Hilfe seines früheren Vorgesetzten (Bo Svenson) seine verdiente Vergeltung.

Trotz einiger Sparmaßnahmen überraschend sauber inszenierter Ballerspaß aus wohlfeiler, italienischer Fertigung, der durch seine zahlreichen, pittoresk ins Bild gesetzten Explosionen geradezu unirdisch zu leuchten scheint. Ciriaci bietet eine formidable Italoploitation-Besetzung auf; neben dem zwischenzeitlich in Italien gestrandeten Brett Baxter Clark sind das die erwähnten Standards Williamson und Svenson und Mark Gregory, der als psychotischer Oberterrorist mit zierender Mundwinkelnarbe eine überaus gute Figur macht und beweist, dass er zu seinen aktiven Zeiten wesentlich öfter als Bösewicht hätte eingesetzt werden sollen. "Delta Force Commando" gefällt formal durch eine knallige Farbdramaturgie, die mit ihren Dämmerungsszenarien Einiges von der US-Action-Ästhetik der kommenden Dekade antizipiert und inhaltlich durch seine himmelschreiende Naivität, die jedoch ausnahmsweise mal nicht das angebrannte Schlachtfeld Vietnam bemüht. Williamson kommt außerdem durchweg ohne Kotzbalken aus, was dem kleinen Film einen zusätzlichen Sonderstatus sichert.

6/10

Nicaragua Terrorismus Atombombe Pierluigi Ciriaci Europloitation


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PHANTOM RAIDERS (Sonny Sanders/USA, PH 1988)


"You may be a soldier - but you are not a killer."

Phantom Raiders ~ USA/PH 1988
Directed By: Sonny Sanders

Um den zu den Kommunisten übergelaufenen Offizier Marshall (Mike Monty) zu stoppen, muss der Elitekämpfer Python Lang (Miles O'Keeffe) ein Trio alter Kameraden reaktivieren, trainieren und zurück in den Dschungel Vietnams führen. Auch Marshalls vernachlässigter Sohn nimmt an der Mission teil.

Krudes Stück Veteranen-Action, in dem eine unglaubliche Anzahl an Statisten (vermutlich immer dieselben acht bis zehn) das Zeitliche zu segnen hat und dessen Bodycount gegen Ende rekordverdächtige Ausmaße annimmt, um nicht zu sagen, in etwa denselben satirischen Impact hat wie Evan Kims Kampf gegen Dr. Klans Armee in "Kentucky Fried Movie". Dabei ist die Story von "Phantom Raiders", so man sich überhaupt großmütig genug wähnt, von einer solchen zu sprechen, geprägt von geradezu bewundernswerter Belanglosigkeit: Conrads "Heart Of Darkness" resp. "Apocalypse Now" lassen kurz grüßen, ansonsten ist man eigentlich durchweg bass erstaunt über ein derartiges Maß vorsätzlich präsentierter Hohlköpfigkeit. Man erfährt von Miles O'Keeffe, dass heutzutage ja ohne Ninjitsu gar nichts mehr ginge und seine Kampfesgenossen allesamt schwarze Kapuzen aufzuziehen hätten - warum, das bleibt sein großes Geheimnis, wie manches andere auch! Ein bisschen Ninja-Flair wollte der Regisseur Sonny Sanders, fraglos ein rechter Sonnyboy, sich offenbar nicht verkneifen müssen. So wird sich denn u.a. mit Wurfsternen und handlichen Kieselsteinen vor und zurück durch den Urwald gemordet; genug zu tun, um ein ganzes Drittel der Erzähleit als Finale zu deklarieren, gibt es jedenfalls allemal. Und am Ende bleibt noch ein trauriger, kleiner, verwaister Junge zurück, der seine Misere Python Lang und seinen Vasallen verdankt und den Film und Regisseur schlicht vergessen - ich aber nicht, ätsch!
Als eine Reise quer durch die Harmonien des bereits zum Abendrot dämmernden Ballerfilms könnte man "Phantom Raiders" bezeichnen - oder eben auch nur als sagenhaft dumme Asi-Klitsche. Wie würden Sie entscheiden?

5/10

Sonny Sanders Vietnam Vietnamkrieg Trash Exploitation Veteran


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COMMANDER (Ignazio Dolce/I 1988)


"I always thought you were a bastard." - "Neither did I."

Commander (The Last American Soldier) ~ I 1988
Directed By: Ignazio Dolce

Der Ex-Elitesoldat Roger Craig (Craig Alan), genannt 'Der Commander', ist, okkupiert von Schuldgefühlen, nach dem Rückzug der US-Streitkräfte aus Vietnam in Südostasien geblieben und bekämpft nun die Kommunisten mittels gezielter Guerilla-Aktionen von Thailand aus. Ein verlockendes Angebot seines früheren Vorgesetzten, Versorgungsgüter von einem sowjetischen Schiff im Mekong zu stehlen, nimmt Craig an gegen die Versicherung, mit seiner schwangeren Gattin Cho Lin (Tanya Gomez) in die USA ausreisen zu können. Doch die Russen machen Cho Lins Dorf, das zugleich als Craigs Unterschlupf dient, dem Erdboben gleich und entführen die junge Frau. Als Craig sie nur noch tot befreien kann, schwört er blutige Rache.

Craig Alan mit seiner schiefen Nase ist einer der unbesungen Helden des Achtziger-B-Actionfilms. In insgesamt nur fünf Filmen war der zugegeben wenig charismatische, dafür aber umso sympathischere Darsteller mit dem schlichten Gesichtsausdruck zu sehen - "Commander", dem man bei uns, um eine Verwechslung mit dem etwa zeitgleich erschienenen Söldnerfilm von Antonio Margheriti zu vermeiden, einen etwas komplizierten, wenngleich semipoetischen anglophilen Verleihtitel kredenzte, ist einer von zweien der hierzulande mit ihm erhältlichen Filme. Der andere ist der nicht minder vergnügliche "Get The Terrorists", besser bekannt als "Cobra Force II". "Commander" bietet im Großen und Ganzen ein weiteres, mehr oder weniger lupenreines Plagiat von "Rambo: First Blood Part II". Craig Alan trägt sogar Stirnband und Mantamähne und veranstaltet zu unerträglich schlechter Synthie-Musik einen Rachefeldzug gegen das üble Kommi-Kroppzeug, das ihm mit Gewalt seine liebliche Einheimische abhold macht. Das Resultat ist genau das, wogegen die Jugendschützer vor 25 Jahren so leidenschaftlich zu Felde zogen: Ein verrohendes Gewaltvideo, in dem kritiklos Legionen gelber, Verzeihung, roter Männchen niedergemäht werden und das im wahrsten Wortsinne keine Gefangenen macht - am Wenigsten sich selbst. Ganz kurz hüpft übrigens noch Italo-Standard Mike Monty durchs Bild und gibt dem Film damit einen gewissen, zusätzlichen Segen.

5/10

Ignazio Dolce Vietnamkrieg Trash Europloitation Vietnam Thailand


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WARRIOR (Gavin O'Connor/USA 2011)


"Okay, gentlemen. Let's go to war!"

Warrior ~ USA 2011
Directed By: Gavin O'Connor

Unabhängig voneinander melden sich die zwei voneinander entfremdeten Brüder Brendan (Joel Edgerton) und Tommy Conlon (Tom Hardy) zum hochdotierten 'Sparta', einem in Atlantic City auszutragenden Freistil-Martial-Arts-Turnier, an. Ihre Motivationen sind recht unterschiedlich: Brendan will seiner eigenen Familie die Privatinsolvenz ersparen und ein sorgenfreieres Lebven ermöglichen, für Tommy, Irakkriegsveteran und Deserteur, bedeutet der Gewinn, dass er den Leuten seines am Golf gefallenen, besten Freundes helfen kann. Tommy lässt sich von seinem Vater (Nick Nolte), einem trockenen Alkoholiker, trainieren, betont jedoch ständig, dass es ihm nicht um eine neue familiäre Annäherung ginge. Als die beiden Brüder sich zum Finale des Sparta-Turniers im Kampfkäfig gegenüberstehen, geht es längst nicht mehr nur um den monetären Gewinn.

Ein Film, wie es ihn seit geschätzt rund zwanzig Jahren in solcher Form nicht zu sehen gab, und der der so gern als 'new sincerity' bezeichneten Stille im Hollywood-Kino nicht nur eine geballte Faust entgegenreckt, sondern ihr gleich noch einen gezielten Fußtritt hinterhersetzt. "Warrior" bemüht nicht nur den Intellekt, sondern setzt dort an, wo emotional basierte Filme eigentlich stets andocken müssen: direkt am Rezipientenherzen. Der Existenzialismus, von dem hier die Rede ist, ist so klischeehaft wie authentisch: Manch einer muss sich, ob im übertragenen Sinne oder voll frontal, erst mit Nachdruck die Fresse polieren lassen, um heutzutage auf einen grünen Zweig zu kommen. Gavin O'Connor, gebürtiger Ire, hat den Film unter anderem in Zusammenarbeit mit seinem Bruder gemacht und liefert damit gleichwohl eine unweigerliche Ernsthaftigkeitsempfehlung ab. "Warrior" müsste nicht zwangsläufig im Amerika des neuen Jahrtausends angesiedelt sein, er könnte auch ebensogut im Dublin von vor hundert Jahren spielen. Diese Geschichte einer zaghaften, familiären Wiederannäherung mitsamt herzblutendem Schuld-, Sühne-&-Erlösungs-Impact, kann sich, weil wir es nicht mit irgendwem, sondern mit traditionell starrköpfigen Kerlen zu tun haben, einzig und allein über Körperlichkeit zutragen. Das mag nicht jedem schmecken, ist aber von höchster immanenter Aufrichtigkeit. Den Adrenalinpegel unterstützend gibt es aufpeitschende Sportreporter-Kommentare und frenetischen Zuschauerjubel, kombiniert mit manipulativem Schnitt und extradramatischer Musik, wie man all das zum letzten Mal im ernstzunehmenden Kino bei "Rocky IV" sehen und zu hören konnte. Kurzum: Wer eine aktuelle filmische Reise in die Kino-Vergangenheit antreten und eine wirkliche Fortführung damaliger Erzählkunst genießen möchte, keine bloße Hommage, der sollte diesen Ritt mitmachen. Es lohnt, gottverdammt.

9/10

Gavin O Connor Atlantic City Pittsburgh Faustkampf Martial Arts Turnier Brüder Familie Golfkriege Alkohol Militär


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LES SPÉCIALISTES (Patrice Leconte/F 1985)


Zitat entfällt.

Les Spécialistes (Die Spezialisten) ~ F 1985
Directed By: Patrice Leconte

Wie zufällig treffen mitten auf einer gebirgigen Serpentine zwei Gefangenentransporte aufeinander: Der eine eskortiert den Bruchkönig Carella (Gérard Lanvin), der andere den mysteriösen Brandon (Bernard Giradeau). Wegen einer vorgeblichen Panne aneinandergekettet, nötigt Brandon Carella zur Flucht und überredet ihn bald darauf, mit ihm zusammen ein Casino an der Côte D'Azur auszunehmen. Carella schwant langsam die Wahrheit: Bei Brandon handelt es sich in Wirklichkeit um einen Undercover-Polizisten, der für einen inoffiziellen Auftrag, bei dem es darum geht, den Mafia-Handlanger Mazetti (Bertie Cortez) auszuschalten, Carellas Künste benötigt. Jener weigert sich jedoch gleichfalls, anschließend wieder in den Knast zurückzukehren, geschweige denn, die stattliche Beute wieder zurückzugeben...

Endlich ist auch diese damals bei uns im Kino sehr erfolgreiche, actionreiche Heist-Perle aus den Achtzigern auf DVD erhältlich. Leconte inszeniert mit urtypisch französischer Gelassenheit und stellt schweißtreibende Szenen neben eine sorgfältige Figurenausarbeitung. Das ungleiche Buddy-Duo wird noch um eine schöne, planerisch anfänglich nicht berücksichtigte Helferin (Christine Jean) ergänzt, und fertig ist alles für einen minutiös auszuarbeitenden Bruch, den Carella und Brandon mit aller gebotenen Kühl- und Kühnheit durchführen. Dass die Geschichte des Films trotz einiger Bemühungen um narrative Akkuratesse noch immer diverse Logiklöcher enthält, verzeiht man ihr angesichts der sonstigen Pros, die Lecontes Regie so mit sich bringt, großmütig. Am Ende stehen dann ein Showdown, der dem aus Irvins kurz darauf entstandenen Arnie-Vehikel "Raw Deal" nicht unähnlich ist, sowie eine neue beste Freundschaft, der man von Herzen alles Gute wünscht.
Klassisches französisches Genrekino.

8/10

Patrice Leconte Heist Casino Frankreich


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NAM'S ANGELS (Jack Starrett/USA 1970)


"Ever been to China?"

Nam's Angels (Verdammt, verloren, verkommen - The Losers) ~ USA 1970
Directed By: Jack Starrett

Der Rocker Link (William Smith) und seine vier Kumpels Duke (Adam Roarke), Speed (Eugene Cornelius), Limpy (Paul Koslo) und Dirty Denny (Houston Savage) werden in Vietnam eingeflogen, um einen jenseits der kambodschanischen Grenze festgehaltenen CIA-Agenten (Jack Starrett) zu befreien. Dass dieser zufällig ein alter Intimfeind Links ist, übersieht jener großmütig. Bevor die renitenten Motorradjungs jedoch ihrem eigentlichen Auftrag nachgehen, sorgen sie in der nächsten Stadt noch für ordentlich Rambazamba.

Interessanter Beitrag zur Rockerfilm-Welle, der sich das für dieses Subgenre ungewohnte Terrain des Vietnamkriegs aussuchte. Da zwei der an der inoffiziellen Befreiungsaktion beteiligten Benzinesel-Brüder (Roarke, Savage) bereits Veteranen sind, die in Vietnam ihre große Liebe gefunden bzw. ein Rotlicht-Etablissement eröffnet haben, kann die bei genauerer Betrachtung wenig kalorienhaltige Story noch etwas aufgemöbelt werden. Mit Ausnahme des Oberhelden William Smith, der einen sehr gradlinigen und vergleichsweise wenig problematischen Vertreter seiner Zunft spielt, haben nämlich alle Rocker kleine bis mittelschwere Problemepisoden durchzustehen und eifrig Zeit, Bier zu trinken, sich einheimische Damen in die Kiste zu holen oder Joints und Opiumpfeifchen zu berzen. Ein reiner Missionsfilm hätte sich in diesem speziellen Fall aber auch als unangemessen bis langweilig ausgenommen - schließlich will man einen Rocker auch und vor allem bei seinem üblichen Tagesgeschäft observieren.

6/10

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KILL SQUAD (Patrick G. Donahue/USA, PH 1982)


"Joe needs you." - "Let's go."

Kill Squad (Das Söldnerkommando) ~ USA/PH 1982
Directed By: Patrick G. Donahue

Der Vietnamveteran Joe Lawrence (Jeff Risk) und seine Frau werden nächtens in ihrem Haus von geheimnisvollen Gangstern attackiert. Joe ist danach an den Rollstuhl gefesselt, seine Frau kommt zu Tode. Um die Schuldigen ausfindig und dingfest zu machen, trommelt Joe seine alten Kriegskumpels zusammen, allesamt eisenharte, in der Nahkampfeskunst bewanderte Rabauken. Doch jedesmal, wenn sich eine neue Spur ergibt, wird wieder einer von ihnen Opfer eines maskierten Heckenschützen. Am Ende bleibt nurmehr Larry (Jean Glaudé) übrig, der eine schier unglaubliche Entdeckung macht...

"Ich glaub', ich muss dir'n paar Märchenfiguren in die Wolle schneiden, so kess wie du bist." - "Ich merk' schon, du willst mir 'nen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben, du Bratenbengel." Nur eins von vielen Beispielen für die betont unwuchtige Komik der deutschen Synchronfassung dieses herrlichen Hyperblödsinns, der eigentlich auch nur in der deutschen Fassung wirklich geht, da ansonsten wenig mehr als genrepornöser Trash. Von einer wirklichen Geschichte sprechen zu wollen, wäre ein rein der Müßigkeit geschuldetes Unterfangen. Per Dauerschleife spult der Film etwa zehnmal dasselbe ab: Das Söldnerkommando geht einer Spur nach, die wahlweise auf den Bau oder in eine Fabrik führt, pickt sich den gesuchten Informanten heraus, der prompt Schützenhilfe von seinen durchweg in Karate versierten Arbeitskollegen erhält, wichst alle und alles zusammen und trifft sich zur Lagebesprechung hernach wieder in Joes Garten ("Diese Blumen... sie geben mir Kraft."). Irgendwann ist der Film dann beinahe urplötzlich vorbei, und gäbe es zuvor nicht diesen superdollen twist, mit dem selbst mein Großonkel Erich nicht gerechnet hätte, man würde es wohl kaum registrieren. Durch die wohlfeil hörbar (Wolfgang Pampel, Hans-Werner Bussinger, Edgar Ott, Hubertus Bengsch, Manfred Lehmann und ähnliche Mikrofon-Legenden) in Berlin entstandene Synchro, deren geistiger Vater ein für Karlheinz Brunnemann tätiger Herr Michael Richter ist - jener offenbar ein Spaßvogel vom Schlage eines Rainer Brandt oder Arne Elsholtz - gerät das Ganze jedoch zur zeitgenössischen Video-Proletenkunst, bei der unter absoluter Garantie kein Auge trocken bleibt. Sagenhaft.

5/10

Patrick G. Donahue Verschwörung Trash Exploitation Kalifornien Veteran





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Funxton

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