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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CONAN THE BARBARIAN (Marcus Nispel/USA 2011)


"I want your head!"

Conan The Barbarian (Conan) ~ USA 2011
Directed By: Marcus Nispel

Das hyborianische Zeitalter: Der cimmerische Barbar Conan (Jason Momoa), der als Kind (Leo Howard) seinen Vater (Ron Perlman) durch den machtgierigen Khalar Zym (Stephen Lang) verloren hat, schwört Rache. Nach zahlreichen Abenteuern als Dieb und Pirat stößt Conan wieder auf Khalar Zym, der zur endgültigen Vervollständigung seiner Herschaftsstellung nurmehr eine reinblütige Priesterin benötigt. Diese hat er in der schönen Tamara (Racel Nichols) gefunden und plant sie zu entführen. Doch Conan kommt ihm zuvor und beschützt Tamara. Als es Khalar Zym schließlich doch gelingt, ihrer habhaft zu werden, wappnet sich Conan zum letzten Duell und dringt im Alleingang in seine Festung ein.

Nispels "Conan" verhält sich in Korrelation zu Milius' Erstverfilmung wie eine Fahrt in der Geisterbahn zum Besuch einer Wagner-Oper. Das kann man allerdings weder Nispel noch seinem Film zum Vorwurf machen, kehrt dieser doch bloß die Pulp-Wurzeln des Stoffs heraus und hält sich im Prinzip wesentlich enger sowohl an Howards Realitätsentwürfe als auch an die Marvel-Comics der Siebziger und Achtziger. Ferner wird der eine oder andere ja ohnedies die Geisterbahn vorziehen. Tatsächlich war es einst Milius, der die Saga unproportional überhöht und aufgeblasen hat. Allerdings lag genau darin das große Verdienst seines Films. Er hatte es nicht nötig, sich irgendwem anzubiedern und kochte sein eigenes, für viele Zuschauer sehr unbegreifliches Süppchen zwischen Pomp und Glorie, Nitzsche und Schlagetot auf das Vortrefflichste. Davon ist bei Nispel, der ja bereits Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" und Cunninghams "Friday The 13th" "fit fürs neue Jahrtausend" machen musste, nicht mehr viel übrig. Bei seinem "Conan" wird die atavistisch-phantastische Welt zur Gestaltungsbasis für mediokre CGI, Sandzombies und ein Krakenmonster. Dass ein nordländischer Barbar wie ein Hawaiianer aussieht, ist ebenso quatschig, wie überhaupt Jason Momoa eher was von dem schnippischen Verführergestus eines Errol Flynn besitzt als vom Eisenkiefer einer steirischen Eiche. Das alles ist im Grunde probat, wenn es um die bloße Verfilmung einer "Conan"-Geschichte geht - zumal unter den Jahren zwei TV-Serien, eine davon mit Ralf Möller, die andere im Zeichentrickverfahren und für Kinder, den Topos sowieso um jede nur denkbare Unschuld (oder auch Schuld, je nach Perspektive) re-mastert haben.
Was Nispel uns hier anno 2011 kredenzt, ist indes reines, wenn auch solides Mittelmaß.

5/10

Marcus Nispel Conan Marvel Comic Robert E. Howard Splatter Barbaren Pulp


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THE MERCENARIES (Jack Cardiff/UK, USA 1968)


"Piss off!"

The Mercenaries (Katanga) ~ UK/USA 1968
Directed By: Jack Cardiff

Kongo, zu Beginn der sechtiger Jahre: Kurz nach dem Abzug der belgischen Kolonialregierung herrscht Aufruhr und Anarchie im Land. Die Söldner Curry (Rod Taylor) und Ruffo (Jim Brown) sollen im Auftrage einer Mining Company und des kongolesischen Präsidenten Ubi (Calvin Lockhart) eine Gruppe Kolonialisten sowie ein größeres Kontigent Diamanten aus einer von Rebellen kontrollierten Zone herausholen. Dazu steht ihnen ein Güterzug zur Verfügung sowie eine mittelmäßig ausgebildete Soldatengruppe, der der nazistische Offizier Henlein (Peter Carsten) vorsteht. Während Curry von dem ursprünglich im Lande beheimateten Ruffo Manches über Moral und menschliche Integrität lernt, schmiedet Henlein bereits eigene Pläne bezüglich der Diamanten. Nachdem der Auftrag unter harten, besonders zivilen Verlusten durchgeführt werden konnte, schlägt Henleins Stunde...

Beinharter Söldnerkracher, der immerhin zehn Jahre vor McLaglens "The Wild Geese" nahezu alles Wichtige zum Thema formuliert und zeigt - in Bildern freilich, deren Farbkompositionen lediglich die Kategorsierung 'Poesie' gerecht wird; die, wenngleich sichtlich nicht in Afrika, sondern in der Karibik aufgenommen, der visuellen Sprache eines Jack Cardiff würdig sind. Wobei das Kameragenie es hier beim Inszenieren belassen hat. Dennoch wird der Mastermind sich nicht lumpen lassen haben, hier und da auch einmal eine Einstellung vorzunehmen. "The African Queen" lässt grüßen.
An "The Mercenaries" ist neben seiner Bildpracht jedoch noch vieles andere denkwürdig: Sein antirassistischer Habitus etwa, der freilich um den Preis einer deutlich expliziteren Gewaltdarstellung als damals im Studiofilm üblich, seinen Platz einnahm; die Musik Jacques Loussiers und die feine Besetzung, innerhalb derer man auch die schöne Yvette Mimieux oder den altgedienten Hammer-Recken André Morell antrifft. Die Jahre haben "The Mercenaries" ein wenig von seiner früheren Wuchtigkeit einbüßen lassen, dennoch ist und bleibt er einer der elementaren Urväter des in den Folgejahrzehnten zur Blüte gereiften Söldnerfilms.

8/10

Jack Cardiff Afrika Kongo Söldner Diamanten


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AGAINST ALL FLAGS (George Sherman/USA 1952)


"I don't like the cut of your sail!"

Against All Flags (Gegen alle Flaggen) ~ USA 1952
Directed By: George Sherman

Der britische Offizier Brian Hawke (Errol Flynn) lässt sich als Spion in eine madagaskinische Piratenkolonie einschleusen, von der aus unter anderem der gefürchtete Captain Brasiliano (Anthony Quinn) sein Unwesen treibt. Hawke hat den Auftrag, die von der See aus strategisch unbezwingbaren Geschütze auf der Insel ausfindig und untauglich zu machen. Dabei steht ihm besonders die schöne Spitfire (Maureen O'Hara), eine waschechte Piratenbraut, im Wege sowie Brasilianos jüngster Fang: Prinzessin Patma, die etwas dämliche Tochter (Alice Kelley) des indischen Großmoguls.

Wenn man an Musterbeispiele für den effektiven Einsatz von Technicolor in den Fünfzigern denkt, fallen einem sicherlich primär Werke wie "Vertigo", "To Catch A Thief", "The Ten Commandments" oder "The Searchers" ein, die von jedermann bei jeder Gelegenheit gern zitiert werden. Der vergleichsweise etwas ins Hintertreffen geratene "Against All Flags" steht bezüglich seines Farbeinsatzes den genannten Beispielen jedoch kaum nach; alles in Shermans quietschbuntem Piratenabenteuer scheint zu leuchten und förmlich zu explodieren. Flynn entert die feindlichen Barkassen in purpurrotem Samt, die rosthaarige Maureen O'Hara trägt tiefviolett, die Piratengesichter sind braun gebräunt, der Indische Ozean von tiefstem marineblau, die Palmenblätter von knackigem Grün. Diese Überinszenierung der Farben schlägt sich auf den ganzen Film nieder, alles wirkt, im positiven Sinne, überreizt, übertrieben und leicht verrückt. Flynn ist sich selbst für ein paar alberne Possen nicht zu schade, schwingt aber an anderer Stelle das Florett wie man es von ihm kennt. Anders als seine Piratenfilme aus den Dreißigern, "Captain Blood" und "The Sea Hawk", verfügt "Against All Flags" über einen Übermut, der ihm nur allzu gut steht. Hollywood zeigt bereitwillig seine wild grimassierende Fratze. Da jedoch einer der schönsten Swashbuckler überhaupt dabei herauskam, ein überaus bemerkenswerter Umstand.

8/10

George Sherman Piraten Madagaskar Indischer Ozean period piece


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FATAL BEAUTY (Tom Holland/USA 1987)


"Don't call me bitch."

Fatal Beauty ~ USA 1987
Directed By: Tom Holland

Detective Rita Rizzoli (Whoopi Goldberg) vom LAPD hat eine ganz persönliche Motivation, mit den Drogengangstern der Stadt aufzuräumen. Dabei sind ihr sowohl ihre locker sitzende Knarre als auch ihr freches Mundwerk jeweils große Hilfen. Als sie den schwerreichen Unternehmer Kroll (Harris Yulin) als einen der Hauptvertreiber des neuen, höchst gefährlichen Rauschgifts 'Fatal Beauty' ausmacht, stehen die Karten für diesen schlecht, besonders, da sich einer seiner Leibwächter (Sam Elliott) mit Rita zusammentut.

Urtypischer L.A.-Actionthriller aus den späteren Achtzigern, mittels dessen nach "Jumpin' Jack Flash" nochmal offensiv-forciert probiert wurde, die damals aufstrebende Whoopi Goldberg als weibliches Eddie-Murphy-Pendant zu hypen. In diesem Falle geht die Tendenz stark in Richtung "Beverly Hills Cop" - wie Axel Foley ist auch Rita Rizzoli als selbstbewusste dunkelhäutige Polizistin der Albtraum aller weißen Mittelstandsamerikaner, sie pflegt zudem ethnische Vorbilder und kombiniert sie mit ihrem eigenen Stil, fährt ein verbeultes altes Cabrio, reißt die Klappe auf bis dorthinaus und ist kaum durch etwas zu stoppen. Dazu gibt es sogar noch Musik von Harold Faltermeyer. Dennoch blieb Hollands auch formal durchaus professionell weithin erfolglos. Zum Einen war der Polizeifilm als Männerdomäne noch nicht reif, von Flippi-Whoopi geknackt zu werden, zum anderen passt das im Grunde harmlose Gusto der Story, das den tausend anderen Buddy Movies dieser und der Folgedekade, von "48 Hrs." bis "Turner & Hooch" entlehnt ist, nicht ganz zu den durchaus nicht jugendfreien, blutigen Shoot-Outs, derer es einige im Film zu bewundern gibt. Zudem gehen einmal kurz alle Lichter aus, als Whoopi ihrem Filmpartner Sam Elliott (das Beste an "Fatal Beauty") ihre schmutzige Vergangenheit beichtet - eine "Color-Purple"-Reminiszenz, die voll daneben liegt. Ansonsten ein guter, gewalttätiger Spaß für alle Freunde polierter, bleigeschwängerter cop movies.

5/10

Tom Holland Los Angeles Drogen Buddy Movie


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HOBO WITH A SHOTGUN (Jason Eisener/CA 2011)


"Welcome to Fucktown!"

Hobo With A Shotgun ~ CA 2011
Directed By: Jason Eisener

Ein Landstreicher (Rutger Hauer), dessen größter Traum darin besteht, einen Rasenmäher zu erwerben um dann ein Miniunternehmen damit zu starten, landet in einer von totaler Anarchie beherrschten Kleinstadt. Hier hat der verrückte Gangsterboss Drake (Brian Downey) das Sagen, der mit seinen nicht minder durchgedrehten Söhnen (Gregory Smith, Nick Bateman) sowie dem kompletten Polizeiapparat als Helfershelfer die Stadt in einem Sumpf aus Blut und Gewalt taucht. Der Landstreicher sieht sich dieses Übel ein paar Stunden lang mit zunehmend besorgtem Blick an, bis er auf die Prostituierte Abby (Molly Dunsworth) trifft, die seinen Beschützerinstinkt weckt. Von nun an ist eine kurzum erworbene Remington-Schrotflinte des Landstreichers ständige Begleiterin - und er macht reichlich Gebrauch von ihr.

Nach "Machete" der zweite auf einem Fake-Trailer des "Grindhouse"-Projekts von Rodriguez und Tarantino basierende Langfilmadaption. Qualitativ tun sich beide Werke nicht viel, allerdings kann man Eisener wohl bescheinigen, etwas mehr Mut zur Konsequenz aufgebracht zu haben. Sein Film benötigt jedenfalls keine großen Stars oder eine große Werbemaschinerie, um seine liebenswerte Wirksamkeit zu belegen und zu pflegen. Stattdessen verlässt sich "Hobo With A Shotgun" ganz auf das Konglomerieren und Neukompilieren beliebter Vorbilder aus dem Exploitation- und Genrefach. Wenn die Titelsequenz mit Michael Holms ja so trügerischem Hauptthema aus "Hexen bis aufs Blut gequält" losgeht, dann ahnt man schon, dass einem in der Folge eher kein neues Glücksbärchi-Abenteuer ins Haus steht. Später gibt es dann sogar noch Michel Colombiers "L'Alpagueur"-Thema zu hören. Mehr als taugliche Inspirationsquellen sind das. Jason Eisener wird in der Vorbereitungsphase sicher auch den einen oder anderen Troma-Film geschaut haben. Nicht allein, dass seine Stadt auch Tromaville heißen könnte, da in ihr, wie anno dazumal, Müll und Menschenmüll kaum mehr trennbar sind; formt sich der komplette Film ein wenig nach "The Toxic Avenger", dessen Figureninventar, zumindest auf der bösen Seite, ein ganz ähnliches Charakterpotenzial bereithielt. Jedenfalls: Es geht ordentlich zur Sache in "Hobo", bewusst undezent, dabei aber stets hinreichend sympathisch.

8/10

Jason Eisener Exploitation Hommage Splatter


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I GUERRERI DELL'ANNO 2072 (Lucio Fulci/I 1984)


Zitat entfällt.

I Guerreri Dell'Anno 2072 (Die Schlacht der Centurions) ~ I 1984
Directed By: Lucio Fulci

Im Jahre 2072 lassen sich die Massen vom Fernsehen nurmehr durch gewalttätige Kampfspiele jedweder Kuleur betäuben; je gewalttätiger, desto besser. Weltweit führend sind die beiden TV-Sender "Seven Seas TV" und "W-Basic", die um die höchste Einschaltquote wetteifern. Cortez (Claudio Cassinelli), Programmdirektor bei W-Basic, lässt sich dabei von einem als Weltraumsatellit manifestierten Supercomputer beraten, der ihm suggeriert, den Gladiatoren-Star Drake (Jared Martin) für eine Riesenschlacht im römischen Colosseum zu gewinnen. Da Drake freiwillig nicht mitmacht, braucht man ein paar extraschmierige Tricks, um ihn zur Teilnahme an den Wettkämpfen zu "überreden". Doch Drake tut sich schon im Vorhinein mit seinen eigens für ihn auserwählten Gegnern (u.a. Fred Williamson, Al Cliver) zusammen und kann später mithilfe der hübschen Sarah (Eleonor Gold) eine erfolgreiche Revolte gegen W-Basic initiieren.

"I Guerreri Dell'Anno 2072" ist eines der vorrangigen, weil besonders veranschaulichenden Beispiele für das Scheitern des italienischen Plagiatskinos. Obwohl die Produktion nochmal alles auffährt, was in einen solchen Film hineingehört, sei es bezogen auf die sich wie ein who-is-who der Italoploitation lesende Besetzungsliste, auf den dröhnenden Score von Riz Ortolani, oder auch auf die unverhältnismäßig exzellente Berliner Synchronarbeit. Während des Anschauens von "I Guerreri" kriegt man den Mund dann aber nicht mehr zu. Der Film gleicht in seiner irrlichternden, sich mit ein paar grellen, affektiven Eckpunkten hier und da aufdrängenden, ansonsten aber komplett introvertierten Spielweise eher einem Halluzinogentrip. Nichts passt, alles bewegt sich im selbstbewussten Modus gepflegter Lächerlichkeit, nimmt sich dabei aber so ernst, dass es schon wieder nach Performancekunst duftet. Fürchterliche Stroboskop-Aufnahmen, die man keinem Epileptiker guten Gewissens vorführen könnte gehören ebenso zu dieser Mixtur wie fürchterliche Piepstöne hier und da, die bis zur Unerträglichkeit zerdehnt werden. Die Erzählung folgt ihren höchstselbst aufgestellten Regeln, hat mit klassischen Filmnarrationsoperandi jedoch kaum etwas gemein. Immer wieder wird inmitten glühlämpchenverzierter "Blade Runner"-Kulisse ein neuer Mikrochip oder irgendein Geheimrelais aus dem Hut gezaubert, das dem Helden plötzlich telepathische Kräfte verleiht oder mindestens dazu angetan ist, die Welt zu retten.
Wie erwähnt, man hat kaum Zeit darüber nachzudenken und schluckt das alles geduldig, bis da irgendwann "Ende" steht und man als Postgenuss erstmal die eben zum Fraß vorgeworfenen Puzzleteilchen zu sortieren hat. Man kann es bei allem Bedauern dem internationalen Publikum kaum übel nehmen, dass es dieser Art des Filmemachens irgendwann den Vogel gezeigt hat...

5/10

Trash Lucio Fulci Zukunft Dystopie Fernsehen Europloitation


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HANNA (Joe Wright/USA, UK, D 2011)


"Kids grow up."

Hanna (Wer ist Hanna?) ~ USA/UK/D 2011
Directed By: Joe Wright

Hanna (Saoirse Ronan) ist die vierzehnjährige Tochter des Ex-CIA-Mitarbeiters Erik Heller (Eric Bana), der das Mädchen zeitlebens vor dem Zugriff seiner früheren "Firma" in der Wildnis Finnlands versteckt und dort zur ultimativen Killerin ausgebildet hat. Jetzt verspürt Hanna Sehnsucht nach der Zivilisation und nimmt dafür sogar in Kauf, dass ihre höchstpersönliche Nemesis, die eiskalte Agentin Marissa (Cate Blanchett), ihre Fährte aufnimmt. Für Hanna geht die Reise von Marokko bis nach Berlin, wo sie ihrem Schicksal endlich ins Auge sehen kann.

Auf inhaltlicher Ebene bietet "Hanna" rein gar nichts Besonderes und selbst die Formalia riechen stark nach einer Mixtur aus frühem Tom Tykwer und Luc Besson: Fachkundig ausgeführte Todeskämpfe, spektakulär ausgewählte Sets, diverse Lauf- und Jagdsequqenzen, untermalt mit schmissigen Elektrosounds (hier: von den Chemical Brothers). "Hanna Killertochter", "Hanna rennt!", "Hanna, der Profi", "Die eiskalte Hanna", "Hanna und Gretel"... - die Liste ist praktisch endlos fortführbar. Ein nur scheinbar bizarres, eklektizistisches Konglomerat also aus einer Vielzahl popkultureller Zitate, die immerhin bis zu den im Film häufig zitierten Gebrüdern Grimm zurückreichen. So ist "Hanna" auch als Variante des uralten "Böse Stiefmutter Vs. Unschuldige Königstochter"-Motivs lesbar. Was Wrights Film jedoch trotzdem noch knapp zu etwas Besonderem macht, ist seine ausgewogene Komposition, die bei allem klischierten Verbrauchsmaterial hinreichend zu fesseln versteht, die beeindruckende, teils bewusst wahrnehmungsverzerrende Photographie [eine eigentlich unkomplizierte Schuss-Gegenschussszene, in der Hanna sich mit ihrer Freundin Sophie (Jessica Barden) unterhält, wird beispielsweise spiegelverkehrt wiedergegeben; der Film ist angefüllt mit solchen Finten] und natürlich Saoirse Ronan, ohne deren zarte, ätherische Mördermädchen-Performance das Ganze im Nachhinein undenkbar scheint.

7/10

Finnland Profikiller Berlin Coming of Age Spanien CIA Joe Wright Marokko Road Movie


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DIP BIN (Tsui Hark/HK 1979)


Zitat entfällt.

Dip Bin (Die Todesgrotten der Shaolin) ~ HK 1979
Directed By: Tsui Hark

Das ehrwürdige Haus Chum ist in Aufruhr: Immer wieder werden die Familienmitglieder und Bediensteten von Schwärmen todbringender Schmetterlinge attackiert, die ihre Opfer mit tausenden kleiner Bisswunden und vergiftet zurücklassen. Dies führt dazu, dass sich sämtliche Bewohner des Palasts ind die weit verzweigten, unterirdischen Gänge zurückziehen mussten. Der Schriftsteller und Chronist Tian Feng (Shu-Tong Wong) und die beiden Krieger Fang (Siu-Ming Lau) und Grüner Schatten (Michelle Yim) machen sich auf, diesen schrecklichen Zuständen Abhilfe zu leisten. Später stoßen noch zwei weitere Kämpfer (Wong Cheung, Eddy Ko) hinzu. Doch wer trägt wirklich die Schuld an den - ganz offensichtlich von außerhalb gelenkten - Schmetterlingsmorden?

So weit ich Laie das übersehe, Tsui Harks Regiedebüt und sicherlich kein allzu übles Martial-Arts-/Fantasy-Vehikel aus der ehemaligen Kronkolonie. Dennoch ganz klar nicht meine Art Film. Mir ging das pausenlose Gequatsche um Ehre, Kampfeswille und Passivität ziemlich auf den Geist. Ferner nervte mich der schlecht ausgeleuchtete, unterirdische Schauplatz des Ganzen, der dafür sorgt, dass gut drei Viertel des Films kaum mehr zu erahnen sind (zugegeben - jetzt übertreibe ich vielleicht geflissentlich). Ob die in ihrer Quantität zudem recht rar gesäten Kämpfe gut choreographiert sind, vermag ich wiederum kaum zu beurteilen; wenn ich jedoch an andere Vertreter des körperbetonten Hong-Kong-Kinos denke, konnte ich hier nicht viel Besonderes vorfinden. Kann sein, dass andere in solchen Filmen ihr persönliches Taj Mahal finden - mich reißt sowas nicht vom Melkschemel.

5/10

Tsui Hark China period piece Schmetterlinge Martial Arts


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FORTRESS (Stuart Gordon/USA, AU 1992)


"Intestinate!"

Fortress ~ USA/AU 1992
Directed By: Stuart Gordon

Das Amerika der Zukunft beherbergt ein totalitäres, von der Überbevölkerung bedrohtes System, in dem strengste Geburtenkontrolle an der Tagesordnung ist. Als der Polizist John Brennick (Christopher Lambert) und seine Frau Karen (Loryn Locklin) bereits ihr zweites Kind nach einer Totgeburt erwarten, werden sie verhaftet und ins 'Fortress' gesperrt, ein gigantisches, unterirdisches Hochsicherheits-Gefängnis mitten in der Wüste. Zur Sicherheit bekommen sämtliche Gefangenen eine Sonde eingepflanzt, den sogenannten 'Intestinator', der dem überwachenden Computersystem nicht nur ermöglicht, die Insassen ferngesteuert mit Schmerzensschüben zu foltern und zu töten, sondern es sogar ihre Gedanken und sogar ihre Träume lesen lässt. Als der Direktor des Fortress (Kurtwood Smith), ein Androide, Karen zu becircen beginnt und Brennick mithilfe seiner Zellengenossen eine Möglichkeit entdeckt, den Intestinator loszuwerden, ist die Zeit für einen Ausbruch reif.

Ein wiederum wilder Film, den der wilde Stuart Gordon da - erstmalig mit einem größeren Budget gesegnet - gefertigt hat. Erwartungsgemäß sind viele dystopische Vorbilder darin vereint, man denkt gleich unwillkürlich an Orwell, Bradbury und/oder entsprechende Filme zum Thema Überbevölkerung. Doch Gordon ist immer noch autarker Dickkopf genug, um dieser Schreckensvision seinen höchst eigenen, albtraumverhafteten Stempel aufzudrücken: Die klaustrophobische Enge eines Gefängnisses etwa findet man selten besser visualisiert als hier. Zumal die Produktionsdesigner nicht den verlockenden Fehler befangen haben, die "Fortress"-Kulisse in irgendeiner Form beeindruckend erscheinen zu lassen. Der subterrane Bau wirkt schlicht kalt, funktional und uneinladend, so, wie ein Gefängnis eben sein soll. Die Folter- bzw. Ordinationsmethoden, etwa eine mehrtägige Gehirnwäsche, sind mal was anderes und wirken tatsächlich höchst unangenehm. Von der sahnigen Nebenbesetzung mit Tom Towles, Vernon Wells, Clifton Collins Jr. (der sich damals noch Clifton Gonzalez Gonzalez nannte) und natürlich dem obligatorischen Jeffrey Combs mal gar nicht zu reden. Lohnt die Wiederentdeckung, wie sowieso alles von Gordon.

8/10

Stuart Gordon Dystopie Zukunft Gefängnis


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DRIVE ANGRY (Patrick Lussier/USA 2011)


"Even in hell there is compassion."

Drive Angry ~ USA 2011
Directed By: Patrick Lussier

Die Hölle ist ein Riesenknast und Luzifer sein Manager. Als der darin Einsitzende John Milton (Nicolas Cage) erfährt, dass seine Tochter das Opfer einer Satanistensekte wurde und seine Enkeltochter von den Unholden entführt und bald geopfert werden soll, flieht er zurück auf die Erde, den 'Buchhalter' (William Fichtner), einen teuflischen Bluthund, auf den Fersen. Zusammen mit der White-Trash-Biene Piper (Amber Heard) jagt Milton den Sektenchef Jonah King (Billy Burke) und muss sich nebenbei noch mit der idiotischen State Police herumschlagen.

Erwartungsgemäß total doof (wenn auch weitaus erträglicher als sein Kollege Clive Owen im unsäglichen "Shoot 'Em Up") ballert sich ein untoter Nicolas Cage durch dieses Feuchter-Traum-Szenario eines jeden weißen Südstaatenproleten und hinterlässt dabei allenthalben seine Duftmarke in Form von Exploitation, Explosionen und extrem übel zugerichteten Leichen. Dass Cage immer dann am Besten ist, wenn er sich das Grinsen über seine Rolle(n) und deren unweigerliche Dialogzeilen mal wieder nicht verkneifen kann, versteht sich dabei auch im Falle "Drive Angry" von selbst. Ansonsten bietet Lussiers neuestes Werk eben typisches, stromlinienförmig-postmodernistisches "Exploitation"-Gehampel anno 11: Ausgefüttert mit viel Geld und großer Klappe empfiehlt es seine Derivate sozusagen bereits "pränatal" als total geile Kultfilme, zu deren Wesenszügen es eben grundsätzlich zählt, dass es besonders cool und witzig ist, wenn die Weiber sich möglichst vollbusig, blond und nymphoman gebärden, bzw. wenn irgendwelche bedauernswerte Zeitgenossen aus Oberflächengründen denunziert werden, mental unterbelichtet sind und/oder ihnen die halben Gesichter weggeschossen werden. Da hilftet ooch weenich (bis garnix), dass als kleines Zugeständnis an den bildungsbürgerlichen Rezipientenzirkel die Hauptfigur genannt wurde wie jener große englische Dichter, der einst über die Unterwelt sinnierte.
Ich muss ja zugeben, dass ich mich von dergleichen in unregelmäßigen Abständen selbst gern bespaßen lasse. Nun, am Ende ist wohl doch alles bloß eine Geschmacksfrage.

5/10

Rache Exploitation Hölle Louisiana car chase 3-D Satanismus Patrick Lussier Oklahoma





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