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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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YOUNGBLOOD (Peter Markle/USA 1986)


"Thank God there is a sport for middle-sized white boys."

Youngblood (Bodycheck) ~ USA 1986
Directed By: Peter Markle

Der Farmerjunge und Eishockey-Narr Dean Youngblood (Rob Lowe) bewirbt sich jenseits der kanadischen Grenze bei den 'Hamilton Mustangs', einem semi-professionellen Eishockeyteam, das als Sprungbrett für die Profiliga gilt. Nach einigen harten Herzlichkeiten ist Dean im Team akzeptiert und gewinnt in seinem Mitspieler Derek (Patrick Swayze) sogar einen neuen besten Freund. Die Tatsache jedoch, dass Dean Hemmungen hat, seine Gegner auf dem Eis auch tätlich anzugreifen und dass er ferner mit der Tochter (Cynthia Gibb) seines Trainers (Ed Lauter) anbandelt, brechen ihm beinahe das sportliche Genick.

Als '"Top Gun" auf dem Eis' könnte man ihn auch titulieren, diesen einzig und allein mit seinem Geburtsjahr 1986 denkbaren Film, der seiner Titelfigur am Ende die größte erbrachte Leistung darin bescheinigt, seinem Erzfeind (George J. Finn) ordentlich eins aufs Maul gegeben zu haben. Ein wunderbar prolliger Brat-Pack-Streifen kam dabei heraus, in dem Patrick Swayze sich, wie damals so oft, als tumber Asi vom Dienst empfiehlt und der, wie eben auch "Top Gun" eine seltsame, verhalten-metrosexuelle Atmosphäre transportiert. Die flotten Eishockey-Boys geben sich zwar alle als Erzheteros, die vordergründig mit grober Lautstärke, derben Gags, Kloppe und Alkohol liebäugeln, stehen aber andererseits auf höchst lauwarme Initiationsriten (Zwangs-Schamhaarrasur) und sind sich untereinander sowieso am Meisten zugetan. Dazu passt auch wunderbar der schmucke Rob Lowe, der gleich zu Beginn mit Suspensiorium und arschfrei durch die Katakomben seines Eisstadions wackeln darf. Eine spätere Liebesszene mit der eigentlich nicht sonderlich schönen, irgendwie aber dennoch attraktiven Cynthia Gibb soll das Lowe und Swayze zugetane, weibliche Publikum wohl in Sicherheit wiegen. Dass der Rest der Mannschaft mit Ausnahme eben von Lowe, Swayze und Keanu Reeves ein Kabinett der Hässlichkeiten bietet, lässt "Youngblood" gleich noch drolliger erscheinen. Eine echte Rarität des Achtziger-Kinos und überhaupt einfach nur zum Schießen.

5/10

Peter Markle Kanada Eishockey Coming of Age Sportfilm Brat Pack


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CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER (Joe Johnston/USA 2011)


"This isn't a back alley, Steve, this is war!"

Captain America: The First Avenger ~ USA 2011
Directed By: Joe Johnston

Die Allieerten sägen bereits beträchtlich an Hitlers Thron, als der schmächtige Gefreite Steve Rogers (Chris Evans) sich bereit erklärt, am Supersoldaten-Experiment des Wissenschaftlers Dr. Erskine (Stanley Tucci) teilzunehmen: Dieses soll dazu dienen, die Physis des Probanden mittels eines speziellen Serums und Bestrahlungen zu perfektionieren. Tatsächlich wird Steve zum Muskelprotz - seine "Mission" besteht vorläufig aber darin, an der "Heimatfront" für Kriegsanleihen zu werben. Erst ein Abstecher nach Europa macht ihm bewusst, dass seine Fähigkeiten in ganz anderer Form genutzt werden müssen. Auch der Nazi Johann Schmidt (Hugo Weaving) hat nämlich mit dem Supersoldaten-Serum herumexperimentiert und ist zum bösen, nunmehr der Organisation 'Hydra' vorstehenden Red Skull geworden. Und dessen Entschlossenheit stellt selbst Hitlers Machtstreben in den Schatten.

Marvels letzter Wegbereiter bevor es im nächsten Frühling endlich heißen soll: "Avengers assemble!" Nach Hulk, Iron Man und Thor nun also der finale elementare Baustein der Ur-Besetzung des Teams, der bereits 1942 in Print-Aktion getretene Captain America. Der einstmals patriotischste aller Comichelden trägt, nach all den Jahren und seinem mittlerweile handelsüblichen Tod mitsamt Auferstehung, zwar immer noch seine ikonischen Sterne und Streifen in rotweißblau, ist aber längst nicht mehr der systemtreue Naivling, als den ihn ungebildetere Zeitgenossen so gern hinzustellen trachten. Außerdem ist er die erste Figur, die durch einen inhaltlichen Kunstgriff vom Golden- ins Silver Age überführt wurde. Wie man zu Beginn der Sechziger erfährt, war Steve Rogers nämlich rund zwanzig Jahre lang in einem Eisblock eingeschlossen, konnte durch seine gesteigerten körperlichen Fähigkeiten jedoch überleben. Für die aktuelle Adaption, der vierten nach einem alten Serial aus den Vierzigern, zwei TV-Produktionen mit Reb Brown von 79 und einem rund zwanzig Jahre alten, keinesfalls so mies wie behauptetem B-Schinken von Albert Pyun, mussten daraus fette sieben Dekaden werden, wodurch der "Zeitsprung" des Helden natürlich noch deutlich an Brisanz gewinnt. Da "Captain America: The First Avenger", wie jeder Superheldenfilm ohne Ordnungszahl hinterm Titel, primär dazu dient, die origin der Titelfigur auszuwalzen, bleibt man von großen Charakterwandlungen und -wendungen verschont. Als Regisseur empfahl sich der ansonsten völlig medioker zu Erke gehende Auftragsfilmer Joe Johnston dennoch; immerhin hat er vor zwanzig Jahren das schöne vintage superhero movie "The Rocketeer" inszeniert, in dem es ebenfalls um einen wissenschaftlich bzw. technisch "verbesserten" Helden und gegen die Nazis geht. Heute dürfte es Johnston um einiges leichter gehabt haben, seinen Stoff zu illustrieren; immerhin sind Superhelden im Kino anno 11 (noch) der letzte Schrei. "Captain America" bleibt auch qualitativ vollends im Rahmen seiner Mitstreiter. Zu ambitioniert, um kläglich abzustinken, zu gedrungen, um wirklich toll zu sein, bietet Johnstons Film exakt das, was man von ihm erwarten kann.

7/10

WWII Marvel Monster Joe Johnston Comic Captain America Superhelden


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DER STEIN DES TODES (Franz Josef Gottlieb/BRD, LK 1986)


"Versprich mir, dass du gerecht handelst und nicht aus Rache." - "Manchmal ist Rache Gerechtigkeit."

Der Stein des Todes ~ BRD/LK 1986
Directed By: Franz Josef Gottlieb

Der in Sri Lanka lebende Jungarchitekt Kumar Cunningham (Albert Fortell) verliert seine Freundin Jane (Birte Berg) durch eine Überdosis Heroin, nachdem sie einem brutalen Heroindealer (Christian Anders) etwas zu dicht auf die Fersen gekommen ist. Kumars Rache folgt auf dem Fuße, doch dafür wird er prompt eingebuchtet. Die flotte Reporterin Merryl Davis (Heather Thomas) ahnt derweil nicht, dass ausgerechnet ihre sich seriös exponierende Tante Kris Patterson (Elke Sommer) hinter dem schmutzigen Heroingeschäft der gesamten Insel steckt. Kumar kann schließlich fliehen und mithilfe Merryls sowie der beiden Vietnamveteranen Brain (Brad Harris) und Hemingway (Siegfried Rauch) der Patterson und ihrem schmierigen Galan Gomez (Tony Kendall) den Garaus machen.

Eine Besetzung wie geradewegs aus dem siebenten Trashhimmel importiert konnte Franz Josef Gottlieb für sein von Atze Brauners CCC co-produziertes Urlaubsvideo mit farbenfroher Landesfolklore und Elefanten zusammentrommeln; leider fehlt es "Der Stein des Todes" im Endeffekt dennoch ein wenig an Kaltschnäuzigkeit und feste zupackenden Klauen. Man muss sich schon mit den sagenhaft dümmlichen Dialogen, einem selten ekligen Christian Anders, einer stets hauteng gewandeten Heather Thomas sowie dem sympathischen Duo Harris/Rauch zufrieden geben, wenn man auf eine lustige Dosis Pöbelentertainment einzustellen gedenkt. An einigen anderen, wohlfeilen Ingredienzien dieser Art Film mangelt es leider. Von dem familienfreundlichen Massenabfertigungsregisseur Gottlieb wäre aber ehrlich gesagt auch nichts wesentlich anderes zu erwarten gewesen. Außerdem hätte ein etwas blut- oder fleischwürstigerer Metteur-en-scène sicherlich nicht auf eine solch familiäre Darstellergruppe zurückgreifen können. Man muss sich also fragen, was einem letzten Endes lieber ist, respektive was auf der Habenseite verbleibt. Und das, so meine ich, ist nichtmal übel.

5/10

Drogen Sri Lanka Europloitation Franz Josef Gottlieb Heroin Rache


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ARENA (Peter Manoogian/USA, I 1989)


"I deserved that!"

Arena ~ USA/I 1989
Directed By: Peter Manoogian

Irgendwann in ferner Zukunft bestimmen live aus der "Arena", einem interstellaren Sportstadion, übertragene Zweikämpfe den Löwenanteil der öffentlichen Unterhaltung. Dort treten allerlei Wesen von unterschiedlichen Welten gegeneinander an, wobei der von dem zwielichtigen Rogor (Marc Alaimo) gemanagte, wuchtige Horn (Michael Deak) ungeschlagener Champion ist. Erst der Terraner und Gelegenheitsarbeiter Steve Armstrong (Paul Satterfield) scheint als erster Kämpfer seit Langem überhaupt das Zeug zu haben, Horn aus dem Ring zu prügeln...

Die kleine, von Charles Band gegründete Billigfilmfima Empire verlieh und produzierte in den Achtzigern Jahren einige, in der Regel unbeirrbar genreverhaftete Kleinode des B- und C-Films, darunter auch den possierlichen "Arena". Jener, im Grunde seines Wesens nichts anderes als eine fleischgewordene, geekige Kleine-Jungs-Fantasie, spiegelt recht gut das wider, was Empire im Großen und Ganzen auszeichnete: Eine Geschichte, die selbst mit Abermillionen von Dollars kaum adäquat hätte verfilmt werden können, wird in ein Minibudget-Korsett gezwängt und lebt ihre Realisation als hoffnungsvolle Kleinstproduktion aus hochmotivierter Hand. Die meisten Empire-Filme nahmen sich nie zur Gänze ernst, mühten sich - etwa im Vergleich zu Troma - jedoch andererseits, ihre Manufaktur nie der verzweifelten Selbstverspottung preiszugeben. So ist das Vielversprechendste an "Arena" sein toll gemaltes Videoplakat, auf dem ein humanoider Kämpfer gegen ein merkwürdiges Alien mit der Physiognomie eines Bullenhais und Krabbenscheren anstelle von Händen antritt. Diese dramaturgische Prämisse löst der Film zwar nicht ein, aber seine recht phantasievoll gestalteten Masken und die an Hodges' "Flash Gordon" erinnernden Kostüme sorgen für ein gerüttelt Spaßmaß im insgesamt etwas tempoarmen Alien-Einerlei. Wer sich in verruchten, außerirdischen Eckpinten wohlfühlt und wem "Rocky" zu sozialkritisch und "No Retreat, No Surrender" zu intellektuell ist, der mag hier durchaus mal vorbeischauen.

5/10

Peter Manoogian Aliens Zukunft Sportfilm Empire


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THE VINDICATOR (Jean-Claude Lord/USA, CA 1986)


"You can't love death."

The Vindicator ~ USA/CA 1986
Directed By: Jean-Claude Lord

Der brave Wissenschaftler Carl Lehman (David McIlwraith) wird von seinem skrupellosen Boss Alex Whyte (Richard Cox), der besessen davon ist, zu kommerziellen Zwecken totes Leben zu reanimieren und fernsteuerbar zu machen, als unfreiwilliges Versuchskaninchen missbraucht. Whyte jagt Carl mitsamt seinem Labor in die Luft und reichert die entstellte Leiche mit Maschinenteilen an. Carls Bewusstsein lässt sich jedoch nicht beherrschen und so flieht der Cyborg in die Nacht hinaus, um die Sicherheit seiner schwangeren Frau (Teri Austin) besorgt und ausgestattet mit einer todbringenden Eigenschaft: Alles, was Carl attackiert, muss von ihm, dafür sorgt ein eingebauter Mechanismus, automatisch zur Strecke gebracht werden.

Als missing link zwischen "The Terminator" und "RoboCop" wäre Lords unabhängig hergestellter B-Film sicher gern in die Filmgeschichte eingegangen - letztlich erinnert sich (mit wenigen Ausnahmen) jedoch kein Schwein mehr an ihn. Dabei bringt das postmodernisierte "Homunculus"-Motiv recht viel an Innovation mit in das Genre, wovon Ed Neumeier für sein "RoboCop"-Script später Manches abzuschöpfen wusste. So trägt zum Beispiel der Gedanke an die unsterbliche Seele des maschinisierten Frankenstein-Monsters bereits hier ausgeprägte Früchte: Der arme Carl Lehman weiß, dass ein weiteres glückliches Zusammenleben zwischen seiner Gattin und ihm, dem entsexualisierten Metallmenschen, völlig unmöglich ist - dennoch umsorgt er sie nach wie vor und verteidigt ihren Witwen-Status mit eifersüchtiger Vehemenz. Mind over matter. Ganz interessant ist auch der Einstieg um ein paar für ethisch fragwürdige Versuche missbrauchte Schimpansen - hier gelingen Lord geradezu beklemmende Momente, die durch spätere, haarsträubende Sequenzen um Pam Grier als knallharte Söldnerbraut praktisch neutralisiert werden. Dennoch lohnt "The Vindicator" das späte Nachhalten wie ich finde; zumal er wie beiläufig sehr adäquat die atmosphärische Kälte seiner Entstehungszeit demonstriert.

5/10

Jean-Claude Lord Cyborg Frankenstein Mad Scientist Independent


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GREEN LANTERN (Martin Campbell/USA 2011)


"I go looking for trouble."

Green Lantern ~ USA 2011
Directed By: Martin Campbell

Der risikofreudige Testpilot Hal Jordan (Ryan Reynolds) erhält von dem sterbenden Alien Abin Sur (Temuera Morrison) einen grünen Ring mitsamt einer Energiebatterie. Diese machen Jordan zu einem Mitglied des "Green Lantern Corps", einer Art intergalaktischer Polizeigarde, passenderweise in leuchtendem Grün gekleidet. Das Corps wird geleitet von der uralten Rasse der 'Wächter', wobei deren größter Feind, das gigantische Angstwesen Parallax, ihrer eigenen Unvorsichtigkeit zuzuschreiben ist. Während Jordan noch mit seiner neuen Stellung hadert und Parallax geradewegs auf die Erde zusteuert, gehen in einem von Jordans alten Bekannten, dem Wissenschaftler Hector Hammond (Peter Sarsgaard), seltsame Veränderungen vor sich...

In Anbetracht der dünnen Ausgangslage verkörpert Campbells "Green Lantern" vermutlich noch das bestmögliche Ergebnis: Die aus dem Silver Age stammende Comicvorlage von John Broome und Gil Kane ist noch eine typisch juvenile Heldengeschichte, deren Protagonist ein wahrer Unsympath ist und damit sozusagen offen für eine charakterliche Entwicklung, die bislang 52 Jahre andauert und noch längst nicht abgeschlossen ist. Der Hal Jordan der frühen Geschichten war ein ebenso mutiger wie kurzsichtiger, zudem recht arroganter und nicht sonderlich intelligenter Arsch, dem es ums Verrecken nicht gelingen mochte, seine große Liebe Carol Ferris zu becircen, dessen blinde Systemtreue sich später durch Einsätze für die Regierung im Vietnamkrieg zeigte, etc., eben ein veritabler Bulle. Erst seine Freundschaft mit dem Anarcho-Helden Oliver "Green Arrow" Queen sorgte für eine nachhaltige Wende, der später noch eine zwischenzeitliche Besessenheit (durch das im Film recht kurzbündig abgekanzelte Monster Parallax), nicht weniger als drei irdische Nachfolger, sowie Tod und Wiedergeburt als Halbgott (The Spectre) nachfolgten, bis Jordan erst seit Kurzem (2005), gereift und weise durch seine umfassenden Erfahrungen, wieder in altem Rang und Namen steht. Die Comic-Inkarnation zählt mittlerweile zu den vielschichtigsten und interessantesten im DC-Universum. Der Film hat nun die undankbare Aufgabe, alles wieder auf Null zu drehen, ein halbes Centennium Kerbholz zu ignorieren und jenen postpubertären "Grünling" zu präsentieren, den man eigentlich froh war, ad acta gelegt haben zu können. Nun versuchte man, möglichst viel an Stoff in diese knapp zwei Stunden Film zu verfrachten, verbrät "mal eben so" epochale Charaktere wie die fanatische Regierungsagentin Amanda Waller (Angela Bassett) oder eben den durchgedrehten Wasserkopf Hector Hammond. Davon, dass Jordan seine große Nemesis Parallax praktisch mit links besiegt, und das erst nach ein paar Tagen in seiner Uniform, gar nicht zu reden. Im Prinzip tritt "Green Lantern" die Bemühungen der Konkurrenz von Marvel, die Komplexität ihres Print-Universums kleinschrittig auf die Leinwand zu übertragen, mit breiten Kilowog-Füßen. Das ist gut für den unbedarften Zuschauer, als Comicleser in Erwartung eines adäquat umgesetzten Leinwandabenteuers wähnt man sich um zwanzig Jahre zurückkatapultiert - das ewige Problem aller DC-Adaptionen (die große Ausnahme "Watchmen" natürlich stets außen vor)
Die Stärken des Films, denn auch solche gibt es, liegen, man mag es sich bereits denken, in seiner visuellen Breite, der Gestaltung des Wächter-Planeten Oa, der kunterbunten, vornehmlich lila-grünen (Maestro Bava lässt grüßen) All-Nebel und -Dämpfe, dem Monster Parallax. Peter Sarsgaard als Hector Hammond bietet trotz etwas lächerlicher Maske im letzten Drittel die mit weitem Abstand größte darstellerische Profilleistung des Films, (speziell) die (physische) Konturierung von Jordans späterem Intimfeind Sinestro (Mark Strong) darf als echtes Geschenk an die Fans gewertet werden. Bezüglich Ryan Reynolds, der besser Unterwäsche-Model als Schauspieler geworden wäre und der seinen unwillkürlich tumben Gesichtsausdruck nie ganz verbergen kann, mag man einerseits geneigt sein, den Mantel des Schweigens zu breiten - darf aber andererseits nicht vergessen, dass er als Inkarnation des (jungen) Hal Jordan praktisch wie gespuckt ist.
Und weil ich mich sowieso stets freue, meine Kindheitshelden in teurer live action zu sehen, muss ich wohl auch diesem Werk eine - wenn auch nur leicht - überdurchschnittliche Qualität attestieren. Auf diesbezügliche Streitigkeiten jedweder Art lasse ich mich aber lieber nicht ein...

6/10

Superhelden Aliens Comic Martin Campbell DC Comics Stuart Baird


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THE SAND PEBBLES (Robert Wise/USA 1966)


"Hello, Engine; I'm Jake Holman."

The Sand Pebbles (Kanonenboot am Yangtse-Kiang) ~ USA 1966
Directed By: Robert Wise

China, 1926: Die verworrene politische Situation im Reich der Mitte ebnet dem Nationalisten Chiang Kai-shek den Weg, während den ausländischen Kräften im Land zunehmendes Misstrauen entgegenschlägt. Vor diesem Hintergrund wird der Maschinist Jake Holman (Steve McQueen) auf das auf dem Yangtse kreuzende Kanonenboot 'San Pablo' versetzt. Es dauert nicht lang, bis der misstrauische Holman die eigenwilligen hierarchischen Strukturen um die Besatzung durchschaut; dennoch gewinnt er einige wenige gute Freunde, darunter den Kuli Po-han (Mako) und den warmherzigen Frenchy (Richard Attenborough). Selbst mit dem linientreuen, aber gerechten Captain (Richard Crenna) kommt Holman aus. Dennoch wird die äußere Situation weiter zunehmend brenzlig, bis den Amerikanern allerorten offener Hass entgegenschlägt und die Evakuierung einer Mission flussaufwärts nurmehr unter schweren Verlusten zu bewerkstelligen ist.

Eines der besonders flamboyanten Beispiele für das sterbende Studiokino der Sechziger: Aufwändig, überlang, gehalten in der klassischen Struktur mit Ouvertüre und Intermission berichtet "The Sand Pebbles" von historischen Dramen vor exotischem Hintergrund. Eine feine Besetzung mit ein paar Stars und Newcomern (die als hero's love interest zu sehende Candice Bergen etwa stand gerade am Anfang ihrer Karriere) transportiert die zwischenmenschlichen Tragödien, die Jake Holman jeweils nur Momente des Glücks bescheren, bevor seine Freunde nach und nach irgendwelchen Schicksalsschlägen zum Opfer fallen. Man staunt und lässt sich all das gern gefallen; wirklich mitreißend wie etwa bei David Leans großen Leinwand-Opern ist es aber nie. Und genau aus dieser Tatsache heraus erklärt sich gleichermaßen auch der Niedergang des alten Hollywood, das man in einigen älteren Produktionen Wises ohnedies bereits überkommen wähnte: Trotz Überambition, höchster Professionalität und altbekannter Qualitäten scherte es einfach niemanden mehr, was da auf der Leinwand vor sich ging; trug es sich doch schlicht allzu fernab der bitteren Lebenswirklichkeit zu und bot einen pathetischen Eskapismus, den kaum mehr jemand aus der jungen Generation zu schlucken bereit war. Dieses Misstrauen in die eigene Gestalt, und parallel dazu die Angst davor, luziden Größenwahn wie in den Bronston-Produktionen abzuliefern, merkt man dem hier und da allzu verhaltenen "The Sand Pebbles" deutlich an. Entsprechend zwiespältig ist er, überwiegend positiver Tendenzen zum Trotze.

7/10

Robert Wise China period piece Freundschaft


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UOMINI SI NASCE POLIZIOTTI SI MUORE (Ruggero Deodato/I 1976)


Zitat entfällt.

Uomini Si Nasce Poliziotti Si Muore (Eiskalte Typen auf heißen Öfen) ~ I 1976
Directed By: Ruggero Deodato

Die beiden einer Spezialeinheit angehörenden Polizisten Fred (Marc Porel) und Tony (Ray Lovelock) schießen grundsätzlich erst, bevor sie fragen. Jeder Gewaltverbrecher, der ihnen in die Finger kommt, wird kurzerhand vor Ort abgeurteilt und erledigt. Der Gangsterboss Pasquini (Renato Salvatori) jedoch entpuppt sich als härtere Nuss als die beiden gewohnt sind - gut, dass ihr väterlicher Chef (Adolfo Celi) ein wachsames Auge auf sie hat.

"Uomini Si Nasce Poliziotti Si Muore" ist genau das, was man in Ermangelung komparativen Vokabulars so gern als "Wahnsinn auf Stelzen" bezeichnet: Ein absolut rückhaltloser Bastard von einem Film, der nicht nur zynisch und beiläufig gewaltverliebt bis in die Haarspitzen ist und den Poliziottesco sozusagen bis auf die letzte denkbare Konsequenz herunterschält, sondern auch noch das Männlichkeitsbild des mediterranen maschillista böse ad absurdum führt. Wie jedes Genre hat ja auch der Actionfilm seine mehr oder weniger verhüllten Schwulenepen und Deodatos Film führt jene Liste ganz weit vorne mit an. Fred und Tony machen alles zusammen, heizen stets gemeinsam und eng umschlungen auf einer Enduro durch Roms Straßen (wobei Tony stets den Sozius belegt), hausen zusammen in einer Wohnung wie ein altes Ehepaar und baggern zum Schein die Sekretärin des Chefs mit schmierigen Sprüchen an. Als sich ihnen eine dralle blonde Nymphomanin (Sofia Dionisio) feilbietet, über die sie beide in geradezu verpflichteter Weise rüberrutschen, scheinen sie im Nachhinein eher angewidert denn glücklich und erledigen den "Job" im Prinzip sowieso nur, um ihrem Erzfeind Pasquini eins auszuwischen - die Begattete ist nämlich dessen Tochter. Ich weiß nicht, ob die zwei Süßen ein wenig an "Starsky & Hutch" gemahnen sollten, in jedem Fall ist dies bislang der erste und einzige (tatsächlich nicht nur latent) schwule Poliziottesco, den ich kennenlernen durfte. Eine ziemlich spezielle Erfahrung...

7/10

Buddy Movie Fernando Di Leo Europloitation Rom Ruggero Deodato Poliziottesco


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DEATH WISH (Michael Winner/USA 1974)


"This is gun country."

Death Wish (Ein Mann sieht rot) ~ USA 1974
Directed By: Michael Winner

Nachdem seine Frau (Hope Lange) infolge eines Überfalls durch ein paar Straßengangster ihr Leben lassen muss und seine Tochter (Kathleen Tolan) katatonisch zurückbleibt, ohne dass die Täter gefasst werden können, verschafft der New Yorker Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) sich auf eigene Weise Befriedigung seiner Rachegelüste: er greift zur Waffe und provoziert nächtens Räuber, um sie dann zu erschießen. Während die Öffentlichkeit den Vigilanten zum heimlichen Helden stilisiert, versucht die Polizei in Person von Detective Ochoa (Vincent Gardenia), ihn zu überführen und abzuschieben.

Ein radikaler Gegenentwurf zum linksliberalen Hollywoodflügel der bärtigen Bombenleger-, Verzeihung, Filmemacherclique, die mit ihrem sozialkritischen Autorenkino die Leinwände der Welt eroberten. Bei Michael Winner geht es derweil rigoros zurück zu den alten Pioniertugenden; jeder sollte das Recht auf Waffe und Selbstverteidigung haben, um im neuen "Wilden Areal" der Großstadtdschungel das persönliche Überleben zu sichern. Nun ja, dies ist zugegebenermaßen etwas überspitzt-polemisch formuliert. Im ersten Teil der inhaltlich und dramaturgisch später zunehmend bizarr und phantastisch werdenden "Death Wish"-Reihe setzt Winner noch halbwegs auf die freie Entscheidungsfindung des Rezipienten. Er räumt ein, dass sein "Held" unter einem posttraumatischen, psychischen Defizit zu leiden hat, das im Prinzip dem seiner Tochter gar nicht unähnlich ist, bloß, dass es sich eben diametral, in exponentiell exponierter Weise äußert und sich leider in höchster Weise gewaltkriminell gestaltet. Bronson meistert diese charakterliche Ambiguität unerwartet gut, man kann hier betreffs seiner Wenigkeit gar ausnahmsweise von "differenziertem Spiel" sprechen. Das eigentlich Skandalöse des Films liegt in der gesellschaftlichen und vor allem politischen Reaktion auf Kerseys Vorgehen. Sein Beispiel beginnt Schule zu machen und denunziert die Stadtgewaltigen zwangsweise als passiv und unfähig. Andererseits will man keinen Märtyrer und lässt Kersey daher am Ende ziehen und in Amt und Gnaden verbleiben. Das Schicksal will es, dass er in den klassischen amerikanischen Sündenpfuhl, nämlich Chicago, zu ziehen hat (wenngleich das Sequel ihn in L.A. situiert). Das unzweideutige Ende lässt denn keinen Zweifel mehr zu: Auch hier wird Kersey gehörig durchkehren und sich verdammt gut dabei fühlen.
Winners Film ist reaktionär, daran sollte wohl kein Zweifel bestehen. Doch er wahrt zugleich selbstironische Distanz und präsentiert sich als formales Bravourstück mit großartigem Schnitt und einem Score (Herbie Hancock) von höchsten Gnaden. Zudem ist er für einen hlbwegs vollständigen popkulturellen Überblick über sein Jahrzehnt unverzichtbar.

9/10

Michael Winner New York Rache Vigilantismus Skandalfilm


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ASSASSINATION GAMES (Ernie Barbarash/USA, RO 2011)


"People choose their deaths when they choose how they live."

Assassination Games ~ USA/RO 2011
Directed By: Ernie Barbarash

Die beiden Profikiller Vincent Brazil (Jean-Claude Van Damme) und Roland Flint (Scott Adkins) treffen in Bukarest aufeinander, als sie - der eine aus professionellen, der andere aus privaten Gründen - dasselbe Ziel in Augenschein nehmen: Den brutalen Gangsterboss Polo Yakur (Ivan Kaye), der unter anderem die Schuld am komatösen Zustand von Flints Frau (Bianca Bree) trägt. Zudem steht Flint auf der schwarzen Liste eines Interpol-Beamten (Serban Celea), der sämtliche Verbindungen zu einst auf semilegalem Wege beauftragten Cleanern kappen will. Nach anfänglichem Misstrauen schließen sich Brazil und Flint schließlich zusammen und machen ihren Gegnern die Hölle heiß.

Wenn Actionfilme mit Niztzsche-Zitaten eingeleitet werden, dann sollte gesundes Misstrauen sich in Griffbereitschaft befinden, doch weit gefehlt: "Assassination Games" ist ein stilsicherer, eleganter Ostblock-DTV-Klopper, der geradezu eine Wohltat darstellt im Vergleich zu dem sich zunehmend megalomanisch gerierenden 3D-Blockbuster-Krempel aus den Studios. Mittels genussvoll ausgeblichener, goldbraun getoasteter DV-Fotografie gibt sich "Assassination Games" ganz der Faszination der geöffneten Ex-Diktatur hin und ist, wie die meisten der hier entstandenen Genreproduktion zwar einerseits kostengünstige Alternative, andererseits jedoch auch ein Zeitporträt von gegenwärtig noch unschätzbarem, bleibenden Wert, das eine stets zu kippen drohende, orientierungslose Wirtschaftsbrache sozusagen durch die Hintertür linsend präsentiert. Vom etwas abgedroschenen Plot des seine Emotionswelten entdecken Auftragskiller sollte man sich nicht blenden lassen; kann auch sein, dass Van Dammes Schildkröte einmal zuviel gekrault wird. Macht alles nichts, die zwingend involvierende, traumwandlerische Visualität des Films rettet ihn aus jedweder übrigen Unbill. Mir scheint fast, dass die ganze hinter dem zerrissenen Vorhang tätige Autorenfilmermischpoke rund um Isaac Florentine, Dolph Lundgren und nun eben Ernie Barbarash (Freund Oli weiß da sicher noch ein paar Patrone(n) mehr zu benennen) sich klammheimlich zu einem Künstlerkollektiv mausert, dass unbemerkt von der Welt eine teuflisch ernstgemeinte Nouvelle Vague des B-Actionfilms fabriziert. Oder bin ich etwa ein Spätmerker? Sei's drum, wenn solche Qualitätsprodukte dabei herauskommen wie "Assassination Games" haben die Jungs meinen Segen allemal!

7/10

Ernie Barbarash Bukarest Profikiller Buddy Movie Rumänien





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