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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LA POLIZIA RINGRAZIA (Steno/I, BRD, F 1972)


Zitat entfällt.

La Polizia Ringrazia (Das Syndikat) ~ I/BRD/F 1972
Directed By: Steno

Der römische Commissario Bertone (Enrico Maria Salerno) hat alle Hände voll damit zu tun, der sich immer höher auftürmenden Verbrechenswelle in der Stadt Herr zu werden und gleichzeitig das öffentliche Bild der Polizei in den Medien zu präservieren. Als zeitgleich ein flüchtiger junger Raubmörder (Jürgen Drews) ein Mädchen (Laura Belli) kidnappt und immer wieder eine offenbar von höchsten Würdenträgern finanzierte Vigilanten-Organisation zuschlägt, wird Bertone mit dem Stress kaum mehr fertig.

Einer der ersten Poliziottesci, der mitbestimmend war für das Bild jenes nationalspezifischen italienischen Subgenres. Bevor die zunehmend actionbetonte Inszenierung dieser Filme begann, mehr und mehr in Exploitationgefilden zu wildern und sich dem nicht minder beliebten italienischen Gangsterfilm immer mehr anglich, bis nurmehr schwerlich eindeutige Trennlinien gezogen werden konnten und Helden wie Maurizio Merli, Henry Silva, Fabio Testi oder Franco Gasparri das Feld übernahmen, war noch der sozialpolitische Subtext vorrangiges Element und der Polizeifilm näher an den Politthrillern von Damiani und Petri. Es gab daher auch einen tapferen, zu Beginn noch allzu systemtreuen und verblendeten Staatsanwalt (Mario Adorf), der am Ende sozusagen die Heldenfackel weiterzutragen hat. Später ging es dann nurmehr darum, den unbestechlichen Polizisten als einsamen Stadtwolf und Superhelden zu verklären. Ganz interessant die Besetzung, die durchblicken lässt, dass an der Produktion auch der deutsche Dieter Geissler maßgeblich beteiligt war: Mario Adorf in einem seiner nicht mal seltenen Auftritte im italienischen Genrefilm der Siebziger hat es da und natürlich den Sonnyboy Drews in einem ungewohnten, gerade deshalb jedoch sehenswerten Auftritt.

8/10

Steno Poliziottesco Rom


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THE BLACK SWAN (Henry King/USA 1942)


"What is that?" - "The devil looking after his own!"

The Black Swan (Der Seeräuber) ~ USA 1942
Directed By: Henry King

Auch wenn es den britischen Piraten der Karibik zu glauben schwerfällt: Ihr oberster Anführer Captain Morgan (Laid Cregar) ist vom König persönlich geadelt und zum neuen Gouverneur von Jamaica ausgerufen worden, um die hiesigen Gewässer endlich zu befrieden. Der mürrische Captain Leech (George Sanders) sagt sich jedoch von Morgan los und frönt weiter der Freibeuterei, woraufhin Morgan seinen alten Freund Jamie Waring (Tyrone Power) ersucht, Leech und seine Leute dingfest zu machen.

"The Black Swan" ist einer der Filme, die die Definition des schwammigen Begriffs 'Farbdramaturgie' erst gänzlich visualisieren: Die wunderschön leuchtende, knallige Bildsprache duch perfekt eingesetztes 3-Strip-Technicolor ist ein einziges, großes Poem, das allein und für sich schon den Genuss des ansonsten konventionellen, naiven Piratenabenteuers abrundet. Zwar waren die Piratenfilme mit Flynn aus den Dreißigern die eigentlichen Genre-Vorreiter, erst "The Black Swan" jedoch und ansätzlich (ansätzlich, weil das Thema nur streifend) DeMilles etwas früher gestarteter "Reap The Wild Wind", brachten die für das Freibeutergenre eigentlich doch unerlässliche Farbe ins Spiel und übernahmen damit eine ebenso wichtige Vorreiterfunktion wie "Captain Blood" und "The Sea Hawk". Wen wundert's: Nach dem fast halluzinatorischen Genuss von "The Black Swan" hätte wohl fürs Erste niemand mehr einen Piratenfilm in schwarzweiß sehen wollen.

8/10

Henry King period piece Piraten Karibik Jamaica Kolonialismus


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IRONCLAD (Jonathan English/UK, USA, D 2011)


"You're not a coward."

Ironclad ~ UK/USA/D 2011
Directed By: Jonathan English

Nachdem König John (Paul Giamatti) im Juni 1215 die Magna Charta unterzeichnet hat, gibt er sich mitnichten mit der Aufgabe seines Throns zufrieden. Stattdessen heuert er eine Horde dänischer Krieger an, mit deren Hilfe er den Thron zurückzuerobern sucht. Auf seinem folgenden, blutigen Privatfeldzug massakriert John unter anderem einen Abgesandten (Marcus Hoyland) des Papstes. In Canterbury haben derweil Erzbischof Langdon (Charles Dance) und der Freiherr von Albany (Brian Cox) von Johns ungeheuerlichem Vorgehen vernommen. Mit kirchlichem Segen macht sich Albany auf, eine schlagkräftige, siebenköpfige Söldnertruppe zusammenzustellen, die strategisch entscheidende Burg von Rochester zu nehmen und gegen den marodierenden König und seine Männer zu verteidigen, bis Hilfe vom französischen Festland naht.

Furios gefertigte Mittelalter-Action und innerhalb dieses bei genauerer Betrachtung doch recht rar besetzten Genres einer der lohnenswertesten Filme, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe. Jonathan English steht ein grandioses Darsteller-Ensemble zur Verfügung, das er reichhaltig zu nutzen weiß; hinzu kommt seine ganz besonders an der akuraten Schilderung von Zeitkolorit und Milieu interessierte Inszenierung. Dabei fabuliert er, anders als etwa Verhoeven in seinem vorsätzlich dreckigen "Flesh & Blood", das Hochmittelalter als eine Ära herbei, die zwar von wesentlicher, oberflächlicher Hässlichkeit durchzogen ist, in der Mannesehre, Freundschaft und Gottvertrauen jedoch feste Werteplätze bekleiden. Anders formuliert: Die klassischen Ingredienzien tapferer Helden, hundsföttischer Bösewichte und schöner Edeldamen finden allesamt ihre Position und irgendwie gehören sie ja auch genau hierher.
Die Darstellung der reichhaltig vorhandenen Kampfesszenen geschah wie mittlerweile üblich mit der Shutterkamera; der diesbezügliche Gewöhnungseffekt hat sich jetzt endlich auch bei mir eingestellt. Ansonsten ist "Ironclad" von bemerkenswerter, splattatternder Brutalität, die entsprechende Merkmale jedes anderen Historienfilms der letzten Jahre durchweg in den Schatten stellt. Als die FSK "Ironclad" ungeschnitten mit einer 16er-Freigabe durchgewunken hat, muss ein Ufo über dem Gebäude geschwebt sein. Oder die Damen und Herren haben parallel zur Filmbeschau ihre Aufmerksamkeit vornehmlich "Angelika Kallwass" gewidmet. Egal, schauen und staunen.
Entschiedene Empfehlungen sind sonst meine Sache nicht, aber wer historische Schlachtengemälde im Allgemeinen und Mittelalterfilme im Besonderen mag, kommt an "Ironclad" nicht vorbei.

8/10

Ritter Mittelalter Jonathan English Belagerung period piece Historie


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FLYING LEATHERNECKS (Nicholas Ray/USA 1951)


"Now you're talking!"

Flying Leathernecks (Stählerne Schwingen) ~ USA 1951
Directed By: Nicholas Ray

1942: Der harte, aber gerechte Air-Force-Major Dan Kirby (John Wayne) unterstützt als Kommandeur der Bomberstaffel "Wilcats" die US-Streitkäften dabei, mit Guadalcanal und später Okinawa entscheidende strategische Ziele im Pazifikraum von den Japanern zu erobern. Dabei leidet er zuweilen unter Selbstzweifeln und gerät ein ums andere Mal in Konflikt mit seinem Captain Griffin (Robert Ryan).

"Flying Leathernecks" ist wohl weniger Nicholas Ray zuzurechnen als seinem Produzenten Howard Hughes, der mit der Herstellung des Films einmal mehr seinem berühmten Fliegerei-Fetisch huldigen konnte. Allerdings rekrutieren sich die Luftkampf-Sequenzen mit Ausnahme der Nahaufnahmen natürlich so gut wie durchweg aus dokumentarschem Archivmaterial, wie auch zahlreiche Einstellungen der Navy- und Infanterie-Schlachten. Zudem prallten im Zuge der Produktion höchst unterschiedliche Interessen aufeinander: Hughes hatte ein Heldenporträt der Air-Force-Piloten im Sinn und stand damit natürlich in einer Reihe mit dem erzkonservativen Wayne und dem ebenfalls auftretenden Jay C. Flippen, während die linken Künstler Nicholas Ray und Robert Ryan natürlich gegenteilige Ziele verfolgten. Entsprechende Konflikte waren somit vorprogrammiert und zogen sich durch die gesamte Entstehung des Films, der immerhin Rays erste Farbregie darstellte, dafür jedoch verhältnismäßig blass wirkt. Erwartungsgemäß blieb es die einzige Kollaboration zwischen Regisseur und Hauptdarsteller. Für Dukes Karriere indes bildet "Flying Leathernecks" lediglich ein weiteres Monument seiner karriereumfassenden, kriegstreiberischen Anstrengungen und einen weiteren Eintrag der schier unüberblickbaren Anzahl von Pazifikkriegsfilmen, in denen er den stolzen, amerikanischen Heroen mimen konnte.

6/10

Nicholas Ray Howard Hughes Pazifikkrieg Hawaii Guadalcanal WWII James Edward Grant


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GO (Doug Liman/USA 1999)


"Can we make a deal?"

Go ~ USA 1999
Directed By: Doug Liman

Was diverse Personen ausgehend von einem stinknormalen Freitagittag ausgehend in Suburban L.A. bzw. Vegas rund um einen vergeigten Ecstasy-Deal, zwei aufgebrachte Stripclub-Besitzer (Jimmy Shubert, J.E. Freeman) sowie eine versemmelte Undercover-Aktion der Polizei erleben, erweist sich als mitunter äußerst haarsträubend.

Temporeiche drug comedy aus Zeiten, als Doug Liman noch erfrischend flottes Kino zu machen imstand war, dessen Erzählstrukturen zwar nicht neu, aber dennoch von involvierender Kraft waren und das nicht gleich ins Agenten- oder SciFi-Milieu gehen musste, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. In "Go" geht von der narrativen Warte aus betrachtet, alles noch vergleichsweise bodenständig zu, wenn auch die obskuren, sich teils kreuzenden Ereignisse bereits jene Richtung andeuten, die Liman später verfolgen sollte. Grob beschränkt sich die Story auf drei Episoden mit jeweils identischem Ausgangspunkt; nämlich die sich als schicksalhaft erweisende Bitte des Supermarkt-Kassierers Simon (Desmond Askew) an seine Kollegin Ronna (Sarah Polley), für ihn die Mittagsschicht zu übernehmen. Ronnas Zusage macht den nun folgenden Strudel der Ereignisse erst möglich. Ein Augenblick als bestimmendes, eruptives Moment der nächsten 24 Stunden.
"Go" ist somit auch eine - wenn auch eher auf spaßigen Krawall gebürstete - Vorwegnahme der Schicksalsmeditationen von Iñárritu und Arriaga und als solche absolut auf der Höhe. Ergänzend gibt es nämlich einen brachial-kruden Spaßfaktor, der nicht immer ganz geschmacks- dafür aber stets treffsicher bleibt.

8/10

Doug Liman Ensemblefilm Los Angeles Las Vegas Drogen Ecstasy Weihnachten


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X2 (Bryan Singer/USA, CA 2003)


"Have you ever tried... not being a mutant?"

X2 ~ USA/CA 2003
Directed By: Bryan Singer

Der Militärwissenschaftler und Mutantenhasser Stryker (Brian Cox), der Wolverine (Hugh Jackman) einst in einem furchtbaren Experiment sein Adamantium-Skelett verabreicht hat, fädelt eine großkalibrige Verschwörung ein, an deren Ende die Verunglimpfung und der Tod aller Mutanten der Erde stehen sollen. Dazu baut er Professor Xaviers (Patrick Stewart) Psychocomputer 'Cerebro' nach und kidnappt den Kopf der X-Men für seine Zwecke. Um Strykers irrsinige Pläne zu durchkreuzen und den Professor zu befreien, gehen Logan (Hugh Jackman), Jean Grey (Famke Janssen) und die anderen sogar eine kurzfristige Allianz mit Magneto (Ian McKellen) und Mystique (Rebecca Romijn-Stamos) ein, die ersterer jedoch für seine sinistren Zwecke auszunutzen weiß.

Die Figuren und ihre alternierende Realität etabliert, die Storyprämisse gesetzt - beste Voraussetzungen für ein Sequel, das das Original an Tempo und Gewandtheit sogar in den Schatten stellt. "X2" ist eine der bislang erfreulichsten Comic-Adaptionen, da sie den überaus gewinnbringenden Vorteil des Sequels genießt, sich nicht erst mit langwierigen Origins herumschlagen und dadurch Dramaturgie und Narration blocken zu müssen. Im Gegenteil zieht Singers Film aus ebendieser Prämisse seinen größte Rendite, kann daher gleich zu Beginn in die Vollen gehen und sein dichtes, verzweigtes Storygeflecht so konzentriert wie ökonomisch abwickeln. Es werden weitere beliebte Charaktere aus den Comics etabliert, wie der deutsche Teleporter Kurt Wagner (Alan Cumming) alias Nightcrawler, oder der leider nur in einem Kurzauftritt zu sehende Peter Rasputin (Daniel Cudman) alias Colossus, der seine Haut bei Bedarf in Stahl verwandeln kann. Bobby Drake (Shawn Ashmore) alias Iceman, der im Comic ohnehin zur ersten Originalbesetzung der X-Men zählt, kommt zu einer deutlich umfassenderen appearance und Wolverine darf endlich seinen von den Fans so geschätzten Killerinstinkt ausleben und feindliche Agenten mithilfe seiner imposanten Krallen gleich en gros zerschnetzeln, freilich in den Bahnen jugendverträglicher Ästhetik. Eine durchweg hervorragende Leinwand-Fortschreibung des X-Franchise gibt es somit zu genießen, lose basierend auf einer seiner besten Comic-Storys, nämlich der klassischen Graphic Novel "God Loves, Man Kills" von Chris Claremont.

9/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden Sequel Verschwörung Comic


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X-MEN (Bryan Singer/USA 2000)


"Welcome to Mutant High!"

X-Men ~ USA 2000
Directed By: Bryan Singer

Die beiden in Kanada umherstreifenden Mutanten Logan (Hugh Jackman) alias Wolverine und Marie (Anna Paquin) alias Rogue geraten an den mächtigen Telepathen Professor Xavier (Patrick Stewart) und dessen Schule für Mutantenkinder. Dem Professor gelingt es mithilfe seiner Leute nur knapp, Rogue vor dem Zugriff seines Erzfeindes Magneto (Ian McKellen) zu schützen, der die Kräfte des Mädchens für einen gewaltigen Coup gegen die politischen Führungspersönlichkeiten der Welt benötigt. Magneto plant, ebenjene im Zuge einer Versammlung selbst in Mutanten zu verwandeln, um die zunehmend brisante Debatte um die globale Meldepflicht für Mutanten im Keim zu ersticken.

Das Prequel "X-Men: First Class" war eine gute und vor allem appetitanregende Gelegenheit, die alte "X-Trilogie" zum wiederholten Male zu besehen. Dieser erste, invasive Film sorgte vor gut zehn Jahren für eine mittlere Sensation, immerhin markierte er mit Ausnahme von "Blade" den ersten großbudgetierten und vor allem ausnehmend gelungenen Versuch, die Adaption eines Marvel Comics für die Kinoleinwände flott zu machen. Zuvor hatte es lediglich diverse TV-Formate und B-Pictures wie Goldblatts erste "Punisher"-Verfilmung oder Pyuns "Captain America" gegeben, die wahlweise für beinharte Fans oder "Kenntnislose" entstanden waren und denen zu Recht kein kommerzielles Potenzial zugetraut worden war. Nun jedoch nicht nur ein elaborierter, beseelter Probelauf mit hinreichend eigenem Verstand, sondern zudem das erste Mal, dass gleich ein ganzes Heldenteam im Kino aufkreuzte. Umso erfreulicher, wie die der Vorlage eigene, stets an den McCarthyismus angelehnte, öffentliche Ablehnung der Mutanten auch ihren Weg in das Filmscript fand und wie aus dem zu dieser Zeit bereits an reichhaltiger Komplexität kaum mehr überschaubaren X-Universum eine sinnige und vor allem sich selbst hinreichend ernst nehmende Essenz destilliert werden konnte.
Da Qualität sich glücklicherweise doch noch manchmal auszahlt, dauerte es nur noch gute zweieinhalb bis drei Jahre, bis die erste große Welle von Marvel-Filmen ihre Kino-Invasion antreten und praktisch über Nacht ein neues Subgenre begründen konnte: Das des Superhelden-Films.

8/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden WWII Holocaust Comic


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X-MEN: FIRST CLASS (Matthew Vaughn/USA 2011)


"They're just kids..."

X-Men: First Class (X-Men: Erste Entscheidung) ~ USA 2011
Directed By: Matthew Vaughn

1962 lernen sich die beiden Mutanten kennen, die später zu den Mächtigsten ihrer Art und zu erbitterten Widersachern werden sollen: Charles Xavier (James McAvoy) alias Professor X und Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) alias Magneto. Mithilfe der engagierten Regierungsagentin Moira MacTaggert (Rose Byrne), die eine Verschwörung böser Mutanten unter dem skrupellosen Sebastian Shaw (Kevin Bacon) ausgemacht hat, gründen die beiden Freunde die "School for Gifted Youngsters", aus der die berühmten X-Men hervorgehen. Gemeinsam bekämpft man Shaw und seine Mitstreiter, wobei Magneto noch eine höchst persönliche Rechnung mit dem früheren Faschisten Shaw offen hat und seinem Fanatismus alsbald freien Lauf lässt...

Abgesehen von einigen inhaltlichen Ungereimtheiten und Unpässlichkeiten, die in den X-Filmen jedoch spätestens seit "Wolverine" zur Grundausstattung zählen, ist Vaughn ein sehr gelungenes Prequel geglückt, an dem im Großen und Ganzen das Meiste stimmt und stimmig ist. Die Idee, eine in die frühen Sechziger verlegte Vorgeschichte zu erstellen (basierend auf den Miniserien "Children Of The Atom" von Joe Casey bzw. "First Class" von Jeff Parker), erweist sich als Glücksfall für die Kreation einer für das Superhelden-Genre ungewohnten Atmosphäre, die zwar die klugen Subtexte und ästhetischen Vorgaben der ursprünglichen Trilogie wieder aufgreift, ansonsten jedoch ihr ganz eigenes Süppchen kocht, und das wahrhaft nicht schlecht. Mit MacAvoy und Fassbender hat man optimale Jung-Pendants für die beiden englischen Gentlemen Patrick Stewart und Ian McKellen ausfindig machen können, wobei ich bereits gespannt bin, wie MacAvoys bereits mehrfach angedeuteter Haupthaarverlust den Jungakteur künftig zieren wird. Ohne In-Jokes geht es nicht und so gibt es derer mehr als genug. Schade bloß, dass, besonders angesichts des "Cold War"-Plots nicht mal Samuel L. Jackson als Nick Fury vorbeigeschaut hat, aber ein solcher Gag hätte sich wohl studiointern zu kompliziert, zu teuer und vielleicht auch zu verwirrend gestaltet.
Wie dem auch sei, ich bin auch so rundum zufrieden mit dem Film.

8/10

Matthew Vaughn Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden Kalter Krieg period piece Militär WWII Holocaust Prequel Kuba-Krise Comic


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BLADE: TRINITY (David S. Goyer/USA 2004)


"Coochie-coo."

Blade: Trinity ~ USA 2004
Directed By: David S. Goyer

Der Vampirjäger Blade (Wesley Snipes) gerät in Konflikt mit dem FBI, das ihn als wahnsinnigen Massenmörder zu verunglimpfen trachtet. Natürlich stecken hinter dieser Intrige seine Leib- und Magen-Feinde, allen voran die garstige Danica (Parker Posey), die just den Urvater aller Blutsauger, namentlich Dracula (Dominic Purcell) aus seinem Wüstengrab befreit hat. Nachdem Blades alter Freund Whistler (Kris Kristofferson) tapfer das Zeitliche gesegnet hat, trifft der in der Patsche Sitzende auf neue Verbündete: Die Nightstalkers, eine Gruppe von Nachwuchs-Vampirjägern um Whistlers Tochter Abby (Jessica Biel) befreien Blade aus dem Polizeigewahrsam und unterstützen ihm im Kampf gegen Dracula, der sich jetzt ganz neumodisch "Drake" nennt.

Anno 2004 braucht der Vampirjäger von Welt vor allem eines für die erfolgreiche Pirsch: Einen proper aufgeladenen, mit Gigabytes von Drum'n Bass bestückten iPod. Klar. Vor allem infolge seiner ziemlich stumpfhumorigen Art, für die neben derlei pubertären Flapsereien primär ein unentwegt prollige Sprüche kloppender Ryan Reynolds als personifiziertes comic relief zuständig ist, fällt das Zweitsequel gegenüber seinen beiden Vorgängern doch merklich stark ab. Ferner ist der Storylieferant David Goyer schlicht kein Regisseur, der Norrington oder gar del Toro das Wasser reichen könnte; sein Gespür für Visualität ist im Vergleich zu der seiner Vorgänger auswechselbar und medioker. Hinzu kommt die flache Alibi-Geschichte, die sich mit halbgaren Einfällen knapp über Wasser hält und alle paar Minuten abzusaufen droht, ausgerechnet mit einem der miesesten Draculas der Filmgeschichte überhaupt als Flaggschiff. Trotz ihres hölzernen Musikgeschmacks kann dennoch die von Jessica Biel ansprechend interpretierte Figur der Anti-Dracula-Amazone Abby Whistler als eine der wenigen positiven Neuerungen im "Blade"-Kosmos gewertet werden, denn die junge Dame bringt im Gegensatz zum Großteil des Restpersonals eine gehörige Portion Verve mit und präsentiert durchaus Ausbaufähiges. Ansonsten sollte man das Franchise vielleicht besser ruhen lassen, denn eine Fortsetzung der von "Trinity" vorgelegten Tendenz könnte sich als verdrblich erweisen...

5/10

David S. Goyer Superhelden Dracula Vampire Sequel Marvel Comic Martial Arts Blade


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BLADE II (Guillermo del Toro/USA, D 2002


"You're human." - "Barely. I'm a lawyer."

Blade II ~ USA/D 2002
Directed By: Guillermo del Toro

Nachdem der Vampirjäger Blade (Wesley Snipes) seinen mitnichten toten Adoptivvater Whistler (Kris Kristofferson) aus der Gewalt des Feindes befreit hat, wartet in Prag sein nächstes Abenteuer auf ihn: Der Blutsaugerfürst Damaskinos (Thomas Kretschmann) kommt mit einer weißen Fahne zu ihm und bittet Blade, ihn im Krieg gegen die 'Reapers' zu unterstützen; mutierte Vampire, die wesentlich widerstandsfähiger, blutrünstiger und dämonischer auftreten als ihre Stammväter. Zudem saugen sie genauso gern Vampiren das Blut aus wie gewöhnlichen Menschen. Blade und Whistler stimmen der vorübergehenden Waffenruhe zu und jagen zusammen mit dem 'Blood Pack', einer achtköpfigen Gruppe Vampire, die eigentlich für den Kampf gegen Blade trainiert wurde, die Reapers unter deren Anführer Nomak (Luke Goss), den ein höchst unerwartetes Geheimnis umgibt...

"Blade II" kann dem Original in qualitativer Hinsicht durchweg das Wasser reichen; was die Konsequenz seiner formalästhetischen Erscheinung anbelangt, ist er diesem sogar noch überlegen. Lediglich die Story nimmt sich in ihrer Substanzlosigkeit allzu wichtig. Dass der Superheld Blade seine Gegner schlagen kann, ohne allzu großen Aufwand zu betreiben, hat der Vorgänger bereits deutlich bewiesen, der Plot um die Reapers erweist sich also als eine Art Notflucht. Es muss dem Gesetz der Serie zufolge eben immer noch etwas monströser und gefährlicher werden, was ein im Vampirmilieu spielendes Franchise zwangsläufig nur schwerlich bewerkstelligen kann. Zum Ausgleich gibt es jedoch del Toros traumwandlerische, das Auge mehr als verwöhnende Inszenierung; in Primärfarben, vornehmlich in giftigem Gelb, schwelgen seine nächtlichen Ansichten der Ostblock-Drehorte, die zahlreichen Kämpfe wirken sogar noch dynamischer als im Erstling und der bravourös getrickste Look der Reapers ist ein typisches Merkmal des Konstrukteurs. Dazwischen findet del Toro immer wieder ein heimliches Plätzchen für sanfte, visuelle Poesie im strukturierten Chaos, etwa wenn Blades heimlich von ihm umschwärmte Vampirprinzessin Nyssa (Leonor Varela) sich am Ende im Licht und Wind der Morgendämmerung in einen tanzenden Funkensturm verwandelt.

8/10

Guillermo del Toro David S. Goyer Superhelden Prag Vampire Sequel Marvel Comic Martial Arts Blade





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