Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

TARZAN AND THE LEOPARD WOMAN (Kurt Neumann/USA 1946)


"Kimba! You traitor!"

Tarzan And The Leopard Woman (Tarzan und das Leopardenweib) ~ USA 1946
Directed By: Kurt Neumann

Ein mysteriöser Leopardenkult macht die Handelsroute zwischen Sambesi und Bangasi unsicher. Diesem stehen der durchgeknallte Arzt Lazar (Edgar Barrier) und die machthungrige Lea (Acquanetta) nebst ihrem nicht minder hinterlistigen kleinen Bruder Kimba (Tommy Cook) vor. Tarzan nimmt sich der Sache an, als die Leopardenleute vier angehende Lehrerinnen entführen und ihrem Gott als Menschenopfer darbringen wollen.

Wenn man diesem "Tarzan" eines weiß Gott nicht vorwerfen kann, dann ist es, sich gezielt an ein kindliches Publikum zu richten. Wie selten zuvor haut der Dschungelheld berserkerhaft dazwischen, wenn es darum geht, die Urwald-Balance im Namen von Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Die ebenso dümmlich wie gesichtslos gezeichneten Leoparden-Sektierer werden von Tarzan und seinem mittlerweile zu einem stattlichen jungen Mann herangereiften Ziehsohn Boy (Johnny Sheffield) gleich im Dutzend platt gemacht, bis am Ende aber auch garantiert keiner mehr von ihnen übrig ist. Die "Bereinigungs-Methoden" sind dabei vielfältig: Einige der Fellheinis werden den Krokodilen zum Fraße vorgeworfen oder in eine mit Bambusspitzen ausgeschmückte Grube gelockt, andere von präparierten Bäumen erschlagen, wieder andere werden am Ende in der eigenen Höhle beim lustigen Feuer verschüttet, nachdem Tarzan deren Säulen wie einst Samson zertrümmert hat. Es geht also zur Sache in "Leopard Woman", der nebenbei mit dem lustigsten deutschen Titel der Serie gesegnet ist, ansonsten aber nicht ganz die flamboyante Erzähllust (und -kunst) durchschimmern lässt wie die vorangegangenen drei Serienbeiträge.

7/10

Tarzan Kurt Neumann Sequel Afrika Sekte


Foto

TARZAN AND THE AMAZONS (Kurt Neumann/USA 1945)


"When the sun meets our God, your life will be ending!"

Tarzan And The Amazons (Tarzan und die Amazonen) ~ USA 1945
Directed By: Kurt Neumann

Auf dem Weg zur Begrüßung der just nach Afrika zurückkehrenden Jane (Brenda Joyce) rettet Tarzan einer Amazone (Shirley O'Hara) aus der legendären, verborgen Stadt Palmyria das Leben. Just auf deren Entdeckung ist auch eine Jane begleitende Expedition verkorkster Wissenschaftler unter der Führung des distinguierten Archäologen Sir Guy (Henry Stephenson) scharf. Tarzan, der das Geheimnis der Amazon wohlfeil hütet, lehnt die Bitte nach seiner Führung der Expedition jedoch ab. Der unverständige Boy (Johnny Sheffield) jedoch kennt seit Tarzans Rettungsaktion ebenfalls den Standort Palmyrias und bringt die Männer naiverweise dorthin. Ein Fehler, denn der gierige Konsul Ballister (Barton MacLane) will sich sogleich die Goldschätze der Amazonen unter den Nagel reißen. Deren Rache ist grausam und Boy wird von ihnen gefangen gehalten. Gerade noch rechtzeitig kann Tarzan die entwendeten Insignien der Amazonen zurückschaffen und BVoy somit auslösen.

Ab hier gab die blonde Brenda Joyce, deren etwas krankenschwesterliches, aseptisches Charisma bei aller Sympathie der subtilen Erotik Maureen O'Sullivans zumindest nach meinem Dafürhalten nicht das Wasser reichen konnte, die Jane. Sie "überlebte" sogar Weissmullers RKO-Einsatz, war noch im ersten Lex-Barker-Tarzan "Tarzan's Magic Fountain" dabei und nach O'Sullivan somit die am zweithäufigsten besetzte Jane der Filmgeschichte. Ansonsten bietet jedoch auch dieser "Tarzan" wieder schönstes B-Movie-Flair. Die Geschichte um die Amazonen, bis auf ihre von Maria Ouspenskaya gespilete Hohepriesterin wundersamerweise alle gleich alt bzw. gleich jung und samt und sonders aussehend wie Wonder Woman, ist ja ein stets gern aufgegriffenes, klassisches Motiv des eher günstig gehaltenen Phantastischen Films und macht erfreulicherweise auch Tarzan alle Ehre. Dass Jane trotz ihtrer mittlerweile kosmopolitischen Weltgewandtheit immer noch nicht gescheit ist und jedem dahergelaufenen Zivilisationsrepräsentanten dessen angeblich ehrbare Motive abnimmt, gehört so sehr dazu wie die Schimpansin Cheetah (ebenfalls von einer anderen Primatin dargestellt als in den Vorgängern), die sich diesmal als Anglerin versucht und für einige stressige TNT-Situationen zu sorgen hat. Boy heißt jetzt urplötzlich in der deutschen Synchronisation 'Burt', was zu Recht für verständnisloses Kopschütteln sorgen musste, ansonsten schlagen sich Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein mittlerweile auch bei "Tarzan" nieder. Wenn früher eine Löwenmutti abgeknallt und ihre kleinen Waisen schutzlos zurückgelassen wurden, kommentierte der Film das mit einem Achselzucken (so geschehen in "Tarzan Escapes"), nunmehr adoptiert die liebe Cheetah die knuffigen Drillinge. Harter Realismus zum Quadrat; recht so!

8/10

Kurt Neumann Tarzan Sequel Afrika Amazonen


Foto

TARZAN'S DESERT MYSTERY (William Thiele/USA 1943)


"Oh no! You ruined my number!"

Tarzan's Desert Mystery (Tarzan, Bezwinger der Wüste) ~ USA 1943
Directed By: Wilhelm Thiele

Von der als Feldschwester in Burma tätigen Jane erhalten Tarzan (Johnny Weissmuller) und Boy (Johnny Sheffield) den Auftrag, ein seltenes Antidot zu besorgen, das ausschließlich aus in einem entlegenen, teils von prähistorischen Tieren bevölkerten Dschungeteil nordöstlich von Tarzans Behausung wachsenden Früchten gewonnen werden kann. Der beschwerliche Weg dorthin führt durch ein großes Stück Wüste und die angrenzende Stadt Bir Herari, deren Scheich (Lloyd Corrigan) von dem sinistren Nazispion Hendrix (Otto Kruger) eingewickelt wird. Die Vaudeville-Künstlerin Connie Bryce (Nancy Kelly) lässt derweil Selim (Robert Lowery), dem weniger naiven Sohn des Scheichs, eine Nachricht über Hendrix' wahre Beweggründe zukommen. Hendrix tötet den informierten Prinzen und lässt Tarzan festsetzen, dem jedoch dank Cheetahs Hilfe die Flucht mit Connie und Boy sowie die Erfüllung seiner Mission gelingt. Hendrix und seine Schergen werden zu Opfern einiger Urzeitmonster.

Mit diesem naiven, aber umso fabulierfreudigen Abenteuer macht sich langsam bemerkbar, dass das "Tarzan"-Franchise bei Sol Lesser und der RKO hervorragend aufgehoben war, zeigte sich nunmehr doch, dass die Serie auch phantasievolle Beiträge hervorbringen konnte, ohne sich permanent selbst zu zitieren, wie es besonders bei den von Richard Thorpe inszenierten MGM-Filmen der Fall gewesen war, die immer gleich strukturiert waren und sich selbst recycelten. "Tarzan's Desert Mystery" wurde häufig vorgeworfen, er sei ein mir geringer Sorgfalt gemachter Schnellschuss im Gefolge von "Triumph", was jedoch nicht stimmt. Die Pulp-Wurzeln der Geschichte kommen hier ganz wunderbar zum Tragen, ein bisschen 1001-Nacht-Flair hebt die Story vom üblichen Urwald-Ambiente ab und erstmals kommen auch ein paar - wenn auch recht dümmlich einkopierte - Monster vor, darunter ein paar als Dinos verkleidete Warane und eine Riesenspinne, die den bösen Nazi fressen darf. Das recht kregle Stanwyck-Substitut Nancy Kelly macht seine Sache als Jane-Ersatz halbwegs ordentlich. "Desert Mystery" war dann zugleich auch der letzte Jane-lose "Tarzan"-Film, bevor die ehrbare englische Dame im nächsten Film mit neuem Gesicht, neuer Haarfarbe und einigen bravourösen Erlebnissen vor dem Hintergrund des aktuellen Welt(kriegs)-Geschehens nach Afrika und zu ihren Jungs zurückkehren sollte.

8/10

Tarzan Afrika Sequel Kurt Neumann Wüste Monster Spinne Dinosaurier William Thiele


Foto

TARZAN TRIUMPHS (William Thiele/USA 1943)


"Now Tarzan make war!"

Tarzan Triumphs (Tarzan und die Nazis) ~ USA 1943
Directed By: William Thiele

Tarzan (Johnny Weissmuller) und Boy (Johnny Sheffield) lernen Zandra (Frances Gifford) kennen, Regentin der verborgenen Urwaldstadt Palandria. Auf deren Bodenschätze haben es bereits die in Afrika herumstochernden Nazis abgesehen und so dauert es nicht lange, bis eine Wehrmachtsabordnung unter Oberst Von Reichart (Stanley Ridges) Palandria besetzt und seine Bevölkerung versklavt. Als Tarzan durch Zandra davon Wind bekommt, weigert er sich zunächst strikt, in die Geschehnisse einzugreifen. Solang die Nazis ihn in Ruhe ließen, habe er schließlich auch keinen Streit mit ihnen. Als dann jedoch Boy wegen einer vermissten Funkspule von den braunen Verbrechern entführt wird, ist Tarzan endgültig zur Parteinahme gezwungen.

Nur kurz nach dem Abschluss der kleinen MGM-Reihe griff der B-Film-Produzent Sol Lesser, der bereits frühere Erfahrungen mit dem Titelhelden gesammelt hatte in Form zweier unabhängiger Kleinproduktionen mit Buster Crabbe und Glenn Morris für die RKO das Franchise wieder auf. Und siehe da: Die veränderte Ägide bewirkte tatsächlich so etwas wie eine - zumindest kurzfristig wirksame - Frischzellenkur, die einen der schönsten Weissmuller-Tarzans hervorbrachte. Einige im Laufe der Jahren zu offenkundigen Schwächen der MGM-Filme gewordenen Formalia, so etwa die billigen Rückprojektionen oder die stete Wiederaufnahme der immergleichen Personen- und Plotmuster wurden nunmehr zwangsläufig ad acta gelegt. Maureen O'Sullivan, die bereits seit einigen Jahren aus der Serie auszusteigen gehofft hatte, konnte nun endlich ihren Lederschurz an den Nagel hängen, was zunächst dazu führte, dass die ersten beiden RKO-Beiträge ohne Jane-Appearance auskommen mussten - nicht allerdings ohne ein paar überleitende Worte in Form von Janes Briefen. Diese ist nämlich, wie wir erfahren, auf Krankenbesuch back in good ole Britain.
Tarzans Schrei klang jetzt etwas anders, sein Vokabular und seine Satzkonstruktionen indes ließen (speziell in der deutrschen Fassung) auf einiges an zwischenzeitlichem Studium schließen. Am Aufsehen erregendsten betreffs "Tarzan Triumphs" dürfte jedoch die Vereinnahmung der beliebten Trivialfigur als Propaganda-Werkzeug sein. Der Film macht unmissverständlich klar, dass es im Kampf gegen die braune Bedrohung in Europa keine Unparteilichkeit geben kann und jeder sein Scherflein dazu beizutragen hatte, wenn er nicht in den Verdacht der Sympathie oder gar Feigheit zu kommen gedachte. Wie viele andere Pulp- und Comichelden auch gelangte somit also auch Tarzan in die Kriegsmaschinerie und ging, sozusagen als Ausgleich für seine anfängliche Neutralität, umso nachdrücklicher gegen die Feinde vor: Einige werden von einer Art afrikanischem Piranha gefressen, den bösen Oberst lockt Tarzan schließlich ungerührt in eine Löwengrube. Und auch Cheetah leistet ihren Beitrag zur Verballhornung des Führerkults: Ein paar Schimpansengrunzer in das Nazifunkgerät veranlassen die Herren Empfänger in Berlin zu der bestimmten Annahme, niemand anderes als der Reichsdiktator persönlich spräche zu ihnen.

8/10

Tarzan Sequel William Thiele Afrika Nationalsozialismus WWII Propaganda


Foto

TARZAN'S NEW YORK ADVENTURE (Richard Thorpe/USA 1942)


"Smell like a Swahili swamp. Why people stay?" - "It's what they call 'having a good time'."

Tarzan's New York Adventure (Tarzans Abenteuer in New York) ~ USA 1942
Directed By: Richard Thorpe

Ein Flieger mit Tierfängern aus New York an Bord landet in Tarzans (Johnny Weissmuller) Nachbarschaft. Für den wie immer neugierigen Boy (Johnny Sheffield) eine Sensation. Als der geldgierige Zirkusmitarbeiter Buck Rand (Charles Bickford) sieht, welche Kunststückchen Boy mit den wilden Tieren treiben kann, wittert er sogleich den großen Reibach. Da kommt ihm ein nervenaufreibender Zwischenfall mit Eingeborenen, der Tarzan und Jane (Maureen O'Hara) scheinbar tot zurücklässt, gerade Recht: Rand nimmt Boy mit nach New York und lässt ihn als Tierbändiger im Zirkus auftreten. Tarzan und Jane, die in letzter Sekunde von Cheetah gerettet werden können, eilen flugs hinterher und holen sich ihren Adoptivsohn nach einigen stressigen Episoden mit der Polizei und den Gerichten wieder zurück.

Ausgerechnet Wolkenkratzer! Der vorerst letzte "Tarzan"-Film der MGM gab dem Franchise dann doch nochmal eine neue Richtung, die jedoch auch nicht half, verborgene Publikums-Reserven zu aktivieren. Diesmal kam nicht die Zivilisation zu Tarzan, sondern umgekehrt: Der selbst nach so vielen Jahren mit seiner Jane zusammenlebende Recke ist immer noch keiner ordnungsgemäßen Syntax fähig und sorgt als ruraler Sonderling im Betondschungel New York für allerlei Naserümpfen und Gelächter, zumindest solange, bis er naseweise Staatsanwälte durch den Gerichtssaal wirbelt und den gesamten Polizeiapparat narrt. Einen Sprung von der Brooklyn Bridge inbegriffen dreht Tarzan den urbanen Autoritäten eine lange Nase. Das Gesetz des Urwalds, es triumphiert am Ende eben doch immer wieder. Auf charmante und sehr humorige Weise verpflanzt Thorpes Film die stets präsente, sozialkritische Metaebene in den Vordergrund des Geschehens und stellt Tarzan vor seine bislang größte Herausforderung: Den Kampf gegen die Gerichte. Nachdem er durch seine aufbrausende Art schon fast alles zu verderben droht, siegt am Ende doch der Tatendrang, um nicht zu sagen: Die Bastion der Familie. Und sei sie auch noch so flickwerkartig.

8/10

Tarzan New York Afrika Kidnapping Familie Sequel Zirkus Courtroom Richard Thorpe


Foto

TARZAN'S SECRET TREASURE (Richard Thorpe/USA 1941)


"Too much talk. Tarzan way better."

Tarzan's Secret Treasure (Tarzans geheimer Schatz) ~ USA 1941
Directed By: Richard Thorpe

Einige Weiße kommen zu Forschungszwecken auf den Mutia-Felsen. Als die beiden zum Expeditionsteam gehörenden Schurken Medford (Tom Conway) und Vandermeer (Philip Dom) durch den kleinen Boy (Johnny Sheffield) von den in Tarzans (Johnny Weissmuller) Gefilden lagernden Goldbeständen erfahren, lässt die Gier sie rasch zu üblen Gewalttätern werden: Sie töten den braven Professor Elliott (Reginald Owen), entführen Boy und Jane (Maureen O'Sullivan) und geraten schließlich selbst in die Fänge eines Hottentotten-Stammes. Gut, dass Tarzan nicht wie vermutet tot in einer Felsspalte liegt, sondern bereits zur Hilfe eilt.

Und wieder schlägt er zu: Der Fluch der Zivilisation. Dass Tarzan es sich ja längst zur Gewohnheit gemacht hat, jedem in seiner versteckten Zuflucht aufkreuzenden Tropenhelmträger erstmal das Gewehr abzunehmen und am nächsten Baum zu Kleinholz zu verarbeiten, schützt noch lange nicht vor der auch ihm noch unbekannten Goldgier der Nordländer. Was Tarzan anbelangt, so sehen die glänzenden Klumpen in See und Höhle ganz hübsch aus; was Ordentliches zu essen bringen sie jedoch auch nicht den Tisch. Umso verständnisloser reagiert er auf die zwangsläufig hilflosen Versuche Janes, ihm die Grundzüge des modernen Merkantilismus nahezubringen. Welch verderbliche Einflüsse jedoch das Edelmetall auf den menschlichen Charakter auszuüben angetan ist, mag selbst Tarzan erst glauben, als mal wieder alles bereits verloren scheint. Glücklicherweise helfen seine Freunde Cheetah, der kleine Elefant Timba, der just verwaiste Eingeborenjunge Tumbo (Cordell Hickman) und der lustige, versoffene Ire O'Doul (Barry Fitzgerald) Tarzan, die Kartoffeln in letzter Sekunde aus dem Feuer zu holen.
Dass indes auch dieser Beitrag zur MGM-Reihe im Grunde nichts Anderes darstellt als ein kaum getarntes Remake seiner Vorgänger inklusive diversem neuerlich verwandtem Archivmaterial (wie etwa einmal mehr der Krokodilkampf aus "Tarzan And His Mate"), gerät beinahe schon zu einer Art "Traditionsübung". Man könnte daraus auch ein lustiges Trinkspiel machen: Wer nicht erkennt, welche Sequenz aus welchem Film recycelt wurde, muss sich einen Kurzen genehmigen.

6/10

Tarzan Afrika Richard Thorpe Sequel Gold


Foto

TARZAN FINDS A SON! (Richard Thorpe/USA 1939)


"Go!"

Tarzan Finds A Son! (Tarzan und sein Sohn) ~ USA 1939
Directed By: Richard Thorpe

Tarzan (Johnny Weissmuller) und Jane (Maureen O'Sullivan) ziehen ein von ihren Schimpansenfreunden aus einem abgestürzten Flugzeug geborgenes Findlingsbaby groß. Mit sechs Jahren ist aus "Boy" (Johnny Sheffield) bereits ein stattlicher Bursche geworden, der genau wie sein Ziehvater keine Angst kennt und jeder Urwaldgefahr spöttisch ins Gesicht lacht. Doch ewig schleichen die Erben: Boys englische Verwandte geben die Suche nach dem Erben des Familienvermögens derer von Greystoke nämlich nicht auf und stoßen irgendwann bis zu der kleinen Patchwork-Familie im tiefsten Dschungel vor. Tarzan, der die unangenehmen Charaktereigenschaften zivilisierter Weißer zur Genüge kennt, wird sogleich misstrauisch. Und zu Recht: Austin Lancing (Ian Hunter) und Etepetete-Gattin (Frieda Inescort) wollen als finanzielle Vormünder für den kleinen Mann ordentlich Penunze abschöpfen und gehen dafür sogar über Leichen.

Die "wilde Ehe" weitet sich aus: Zur ordentlichen funktionalen Familie gehört natürlich auch ein Stammhalter, der aber eben leider nicht auf den Bäumen wächst und auch nicht vom Klapperstrauß gebracht wird. In Zentralafrika landet sowas als Waise und per abgestürzten Flugzeug. Plötzlich findet in "Tarzan Finds A Son!" auch der Familienname 'Greystoke' Erwähnung, dem fachkundigen Kenner als englisches Adelsgeschlecht geläufig, dem laut E.R. Burroughs' Vorlage eigentlich Tarzan selbst entstammt. Und der putzige Boy, dessen Prä-Stimmbruch-Dschungelschrei etwas kieksig daherkommt, bringt, kaum dass er richtig (und vor allem deutlich besser als sein lernfauler Adoptivpapa, der selbst nach so vielen Jahren Zusammenleben mit seiner Jane immer noch reine Imperativsätze absondert) sprechen gelernt hat, die traute Dschungelharmonie zum Wackeln: Jane, bei aller zivilsatorischen Vorbildung naiv wie Süßstuten, verrät sogar ihren Geliebten: Sie lässt ihn in einer tiefen Schlucht sitzen, damit die Fremdlinge Boy problemlos mitnehmen können. Erst danach erkennt die Gute das wahre Antlitz ihrer Gäste; denen stehen nämlich längst die Dollarzeichen in den Augen.
Es wird viel recycelt aus den Vorgängerfilmen, aber das kennt man nun. Cheetah vollzieht den immergleichen Standsalto und auch Nashörner, Löwen und Flusspferde komen einem mitunter seltsam vertraut vor. Aber das gehört wie erwähnt zum Konzpt der Reihe und muss nicht weiter bemängelt werden. Bleibt alles anders.

7/10

Tarzan Richard Thorpe Afrika Sequel Familie


Foto

TARZAN ESCAPES (Richard Thorpe/USA 1936)


"Food? Clothes? Money?"

Tarzan Escapes (Tarzans Rache) ~ USA 1936
Directed By: Richard Thorpe

Um ihr ihren just zugesprochenen Erbteil zu offenbaren, reisen Janes (Maureen O'Sullivan) Cousine Rita (Benita Hume) und Cousin Eric (William Henry) zum Mutia-Berg, auf den sie von dem undurchsichtigen Aussteiger und Tierfänger Captain Fry (John Buckler) geführt werden. Tarzan (Johnny Weissmuller) reagiert auf die Nachricht, dass seine Jane - wenn auch nur befristet - in die Zivilisation zurückkehren soll, traurig und unverständig. Zudem entpuppt sich Fry als echter Halunke - er will nämlich den Dschungelkönig einfangen und als exotische Attraktion nach England verscherbeln.

Immer, wenn Weiße auftauchen, gerät das urweltliche Idyll in Gefahr: Die "Tarzan"-Reihe entdeckt peu-à-peu ihre zivilisationskritischen Ausläufer. Nachdem er bereits mehrfach schlechte Erfahrungen mit der Gier der weißhäutigen Tropenhelmträger gemacht hat, ist Tarzan zu Recht misstrauisch, als das Gefolge um Rita und Eric bei seinem und Janes mittlerweile schmuck herausgeputztem Dschungel-Appartment aufkreuzt. Dabei sind eigentlich alle bis auf den schurkischen Captain Fry ganz nett. Der trottelige Rawlins (Herbert Mundlin) etwa, ein dümmlicher, aber herzensguter Patron, bringt mit seiner tolpatschigen Art sogar Cheetah zum Lachen. Am Ende jedoch stehen Habgier und Gewissenlosigkeit einmal mehr kurz vor ihrem Triumph, als Tarzan mithilfe seiner tierischen Freunde doich noch den Tag retten und Fry seiner gerechten Strafe zuführen kann: Der Unselige versinkt symbolträchtig im Morast und wird von den dort hausenden Leguanen vertilgt. Jane darf natürlich im Urwald bleiben und Rita und Eric sind um eine wichtige Lebenserfahrung reicher: Materielle Güter sind zwar schön, aber nicht existenziell.
Von der in "Tarzan And His Mate" kultivierten, hitzigen Zeigefreudigkeit ist leider nicht mehr viel übrig. Maureen O'Sullivan trägt jetzt einen züchtigen Ganzkörper-Schurz, der weder Bein noch Hüfte noch Bauch zu Bewunderungszwecken durchblitzen lässt. Kurz vor einer dräuenden Liebesszene zwischen den im doppelten Wortsinne 'wilden Eheleuten' wird züchtig weggeschwenkt. Überhaupt zeigt sich Vieles deutlich familienfreundlicher: Keine Massaker von und an Löwen mehr; die Eingeborenenstämme wirken um Einiges weniger blutgierig und damit einhergehend ungefährlicher. Der moralische Überbau indes präsentiert sich zunehmend griffig, um nicht zu sagen: simplifiziert. Das ist dann in etwa schon der klassische Film-Tarzan, wie er im kulturellen Gedächtnis verankert ist.

7/10

Richard Thorpe Tarzan Afrika John Farrow James C. McKay George B. Seitz William A. Wellman


Foto

TARZAN AND HIS MATE (Cedric Gibbons/USA 1934)


"Good morning, I love you."

Tarzan And His Mate (Tarzans Vergeltung) ~ USA 1934
Directed By: Cedric Gibbons

Zusammen mit seinem alten Kumpel Arlington (Paul Cavanagh) startet Harry Holt (Neil Hamilton) eine neuerliche Safari zum Elefantenfriedhof jenseits des Mutia-Felsens. Er hofft zugleich, seine heimliche Liebe Jane (Maureen O'Sullivan) dort wiederzufinden, die mittlerweile seit über einem Jahr fern der Zivilisation mit ihrem Tarzan (Johnny Weissmuller) lebt. Um diverse eingeborene Boys dezimiert erreichen Arlington und Holt schließlich das Dschungelpaar. Leider entscheidet sich Tarzan gegen eine Wegweisung zum Elefantenfriedhof als er erfährt, dass Holt und Arlington die Kultstätte entweihen wollen, indem sie die Stoßzähne mitnehmen. Arlington ist jedoch zu gierig, als dass er so kurz vorm Ziel aufzugeben bereit ist und schießt Tarzan hinterrücks nieder. Dieser kommt gerade noch zur rechten Zeit, als Arlington, Holt und Jane in eine Falle eingeborener Kopfjäger geraten, die ihre Feinde am Liebsten den Löwen zum Fraß vorwerfen...

Echtes Sleazekino alleroriginärster Machart mitsamt zermatschten Gesichtern von Eingeborenenopfern und einem splitternackten Maureen O'Sullivan-Body-Double auf Tauchtour. Das Hays Office für Anstand und Sitte stieg seinerzeit auf die Barrikaden und "Tarzan And His Mate" wurde zu einem der Auslöser für den im selben Jahr eingeführten Production Code. Hundsföttische Zivilisationssnobs, stets erkennbar durch Tropenhelm, kniehohe Socken, Pfeife und spitzen Schnauzbart, schlaue Schimpansen, eherne Elefanten, lüsterne Löwen - alles drin! Und Jane kultiviert ihren persönlichen Dschungeljodler, der etwas, nun ja, gewöhnungsbedürftig daherkommt.
Die herrlich beknackten Affenkostüme gibt es auch hier wieder zu bestaunen, derweil der Titelheld gegen eine Vielzahl tödlicher Urwaldbewohner antritt, darunter ein tolles, freilich erkennbar unechtes Riesenkrokodil, das sich durchs Wasser schraubt wie ein unerbittlicher Drillbohrer etc. Man kann davon ausgehen, dass die Rückprojektionen Abschüsse echter Löwen zeigen, gestellt sind die entsprechenden Einstellungen jedenfalls nicht. Soweit, so gut - "Tarzan And His Mate" ist deutlich actionlastiger, auregender und vor allem Aufsehen erregender als sein Vorgänger, macht eine Höllenlaune und ist als früher Exploiter für den enbtsprechenden Chronisten von unschätzbarem Wert. Zudem der wahrscheinlich beste Weissmuller-"Tarzan", weil so bestechend aufrichtig bezüglich seines Sujets.

9/10

Tarzan Afrika Affen Kolonialismus Cedric Gibbons Jack Conway James C. McKay Exploitation


Foto

TARZAN THE APE MAN (W.S. Van Dyke/USA 1932)


"Tarzan... Jane."

Tarzan The Ape Man (Tarzan, der Herr des Urwalds) ~ USA 1932
Directed By: W.S. Van Dyke

Der Großwildjäger James Parker (C. Aubrey Smith) und sein Kompagnon Harry Holt (Neil Hamilton) suchen in Zentralafrika nach einem legendären Elefantenfriedhof, um die dort lagernden Elfenbeinvorräte für sich abschöpfen zu können. Begleitet werden sie von Parkers soeben angekommener Tochter Jane (Maureen O'Sullivan). Um zu ihrem Ziel zu gelangen, müssen die Schatzsucher die gigantische Mutia-Wand, auch "Mauer des Schweigens" genannt, überwinden und gegen mörderische Eingeborenenstämme kämpfen. Im Dschungel begegnen sie Tarzan (Johnny Weissmuller), einem bei den Affen aufgewachsenen Weißen, der ihnen im Kampf gegen zwergenwüchsige Kannibalen und einen Riesenaffen beisteht. Jane verliebt sich in den Wilden Muskelmann und bleibt mit ihm im Urwald zurück.

Hundert Jahre Tarzan im Print, achtzig Jahre Tarzan bei MGM - ein vortrefflicher Anlass zur neuerlichen Bilanzierung des erfolgreichen und aus dem abendländischen Pop nicht mehr wegzudenkenden Weissmuller-Serials, zugleich ein Triumph der Vulgärkultur. Auf den Tag genau heute vor einem Centennium erschien Edgar Rice Burroughs' erste "Tarzan"-Kurzgeschichte im All Story Magazine, einem legendären New Yorker Pulp-Journal. Bald darauf kam die erste Filmadaption mit dem noch etwas klobigen Elmo Lincoln; genau zwanzig Jahre nach Tarzans literarischem Debüt startete das Löwenstudio sein Kino-Franchise - lautes Primatengebrüll in schönsten Tonlagen inklusive. Der erste "Tazan"-Film mit dem ungarischstämmigen Ex-Olympia-Schwimmer Johnny Weissmuller gab noch einen feuchten Kehrricht auf politische Korrektheit:; vielmehr steht er ganz im zeitgenössischen Chic putziger imperialistisch-rassistischer Herrenmenschen-Fantasien. Da diese sich durch ihr einfältiges Selbsverständnis vollkommen autark ad absurdum führen, braucht man darüber nunmehr nicht zu diskutieren. Das Lokalkolorit wird über sagenhafte Rückprojektionen veräußert, deren fehlende Authentizität schon damaligen Kinogängern aufgefallen sein dürfte (und die eine längere Tradition in der Filmreihe begründeten und zu einer Art trademark avancierten), ansonsten stapfen die Darsteller durch irgendwelche Fünf-Quadratmeter-Kulissen oder den Tümpel hinterm Atelier. Ganz wild wird es dann angesichts der stupenden Affenkostüme, die allen Ernstes echte Schimpansen markieren sollen (wirkliche Schimpansen werden im Film ausschließlich als Baby-Äffchen verkauft). Den Vogel schießt dann der bei den Zwergeingeborenen hausende Riesenaffe ab. Grandios.
Dem gegenüber stehen ein paar noch immer waghalsig aussehende Kampfnummern mit echten Tieren, für deren Aufnahmen heute wohl keine Versicherungsgesellschaft mehr gerade stünde. Die atemberaubende Maureen O'Sullivan brachte derweil eine gehörige Portion Sex mit ein, die man ihr angesichts des animalischen Habitus ihres stets glattrasierten und frischgefönten Dschungelmannes nur allzu gern abzunehmen bereit ist.
Tarzan, unser Dschungelheld, der niemals auf die Schnauze fällt.

7/10

Tarzan Afrika Affen W.S. Van Dyke Kolonialismus





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare