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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE OUTFIT (John Flynn/USA 1973)


"Can we make a deal?" - "No. Not this time."

The Outfit (Revolte in der Unterwelt) ~ USA 1973
Directed By: John Flynn

Der just aus dem Knast entlassene Earl Macklin (Robert Duvall) erfährt, dass der Syndikatsboss Mailer (Robert Ryan) seinen Bruder Ed (Edward Ness) erschießen ließ, um einen dereinst von Earl, Ed und Jack Cody (Joe Don Baker) begangenen Überfall auf eine von Mailers Geldwäschereien zu sühnen. Auch auf Earl und Jack werden Anschläge verübt, doch sie können sie abwehren. Zusammen mit Earls Freundin Bett (Karen Black) fangen Earl und Jack einen Kleinkrieg mit Mailer an, überfallen dessen Spielbanken und Gelddepots und lassen ihn bluten, mit dem Ziel, eine Viertelmillion Dollar 'Schadenersatz' für Eds Ermordung zu bezahlen. Doch Mailer lässt sich nicht erpressen und so schraubt sich die Gewaltspirale höher und höher.

Hervorragender Gangsterfilm von dem damals noch recht frischen John Flynn. In Teilen analog konstruiert zu Boormans "Point Blank" und Peckinpahs "The Getaway" versagt sich "The Outfit" allerdings jedwede inszenatorische Extravaganz und zieht seine Sache visuell straight bis zum Ende durch. Nichts scheint überflüssig, überdehnend oder dem Vorwurf des Ballasts aussetzbar; wenngleich kleine Nebenepisödchen wie ein kurzer, letzten Endes harmloser Konflikt mit zwei Brüdern (Richard Jaeckel, Bill McKinney) und der notgeilen Frau (Sheree North) des Einen, sich durchaus eingeflochten finden. Da sie aber eine letztlich unterstützende Wiorkung haben, sind sie auch kaum fehl am Platz. Seine atmosphärische und visuelle Härte verbucht "The Outfit" als wesensimmanent, das heißt, sie wirkt nie übertrieben oder aufgesetzt. Wer nicht unbedingt umgelegt werden muss, den lässt man laufen, wer es derweil verdient, der bekommt's auch ohne zu zögern. Das ungewöhnliche Buddy-Paar Duvall und Baker harmoniert bestens und mit Elisha Cook und Timothy Carey in Nebenrollen spendiert uns Flynn gleich ein doppeltes Wiedersehen mit zwei alten Noir-Veteranen. Kool thing.

9/10

John Flynn Mafia Rache Donald E. Westlake Kalifornien


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NORTHWEST PASSAGE (King Vidor/USA 1940)


"I'll see you at sundown, Harvard."

Northwest Passage (Nordwest-Passage) ~ USA 1940
Directed By: King Vidor

New Hampshire, 1759: Nachdem sie einen Krach mit dem örtlichen Magistraten (Montagu Love) vom Zaun gebrochen haben, müssen derstudierte Nachwuchskünstler Langdon Towne (Robert Young) und sein versoffener Kumpel Hunk Marriner (Walter Brennan) aus Portsmouth fliehen. Eher unfreiwillig schließen sie sich einer Gruppe britischer 'Rangers' an, tapferer Waldläufer mit unbedingtem Gehorsam zu ihrem Obersten, Major Rogers (Spencer Tracy). Rogers schätzt insbesondere Langdons graphische Talente und so erklärt er ihn zum Kartenzeichner. Als sie bereits unterwegs sind auf einer längeren Mission, erläutert Rogers seinen Männern das Ziel: Das hinter der kanadischen Grenze gelegene Dorf St. Francis ist von marodierenden Abenaki-Indianern eingenommen worden, die dort grausam hausen. Ziel der Rangers ist es, St. Francis zu befreien und sämtliche dort befindlichen Abenaki als abschreckendes Beispiel zu töten. Nach vollführtem Auftrag, während dessen Langdon schwer verletzt wird, erweist sich der lange Rückweg als schwerster Teil der Reise...

Neben dem Unabhängigkeitskrieg gab auch das klassisch-historische Sujet des French-/Indian War, eines Ausläufers und durch Literatur und Kultur sehr populär gewordenen Nebenschauplatzes des Siebenjährigen Krieges, um die späten dreißiger und vierziger Jahre in Hollywood Anlass zu einigen prestigeträchtigen Großproduktionen, die ich persönlich gern als "Dreispitz-Western" zu bezeichnen pflege. Stets in bestechendem Drei-Streifen-Technicolor gedreht und jeder für sich noch heute eine formidable Augenweide, eröffnete dieser inoffizielle kleine Zyklus mit Fords "Drums Along The Mohawk" (Fox), setzte sich mit "Northwest Passage" (MGM) fort und fand seinen vorläufigen Abschluss in DeMilles "Unconquered" (Paramount).
King Vidors Film, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Kenneth Roberts, trägt den heute kaum mehr verwendeten Untertitel "Book I - Rogers' Rangers', der darauf hinwies, dass "Northwest Passage" ursprünglich als zwei- oder mehrteiliges Epos angelegt war. Tatsächlich spielt die nominelle Nordwestpassage im vorliegenden Film bestenfalls eine höchst untergeordnete Rolle; es wird angedeutet, dass sie dereinst noch zu expedieren sei und eine wichtige Rolle bei der Befriedung der Indianerstämme und dem strömenden SIedler-Zuzug spielen werde. Am Ende brechen Rogers (der durch die Schlusseinstellung zu einem amerikanischen Mythos stilisiert wird) und seine Männer auf, um die Nordwest-Passage abzulaufen und zu kartographieren, freilich ohne Langdon Towne, den es mit seiner Braut (Ruth Hussey) in die Alte Welt zieht. Ein weiterer Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung, die leider nie realisiert wurde. "Northwest Passage" floppte nämlich in den Kinos und konnte seine kostenintensive Herstellungkaum rechtfertigen. Warum, das kann heuer nurmehr gemutmaßt werden. Zwar weist er einerseits die bezaubernde Unschuld und die jungenhafte Abenteuerlust vor, die Genrefilme aus Hollywood um diese Zeit eint, dennoch ist er in Teilen erstaunlich naturalistisch und vielleicht dem einen oder anderen sauer aufgestoßen: Es wird kein Hehl daraus gemacht, in welch systematischer Weise die Rangers im Zuge ihrer Vergeltungsaktion die Abenaki überfielen, einkesselten und abschlachteten und wie zermürbend ihre Rückreise unter der steten Todesangst vor den nachrückenden französischen Verfolgern, ausfällt. Einige der Jäger verfallen dem Wahnsinn, verzehrender Hunger und Erschöpfung machen sich breit. Selbst Walter Brennan, stets gern als comic relief im Genrefilm eingesetzt, hat zwar zwei, drei Gags - das war's aber auch. Zudem fehlte dem eher kompakten, für die Rolle des rustikalen Rober Rogers durchaus idealen Spencer Tracy möglicherweise die elegante Strahlkraft eines Gary Cooper oder Errol Flynn. Wirklich sehr schade, dass da nicht mehr gekommen ist.

8/10

King Vidor Siebenjähriger Krieg period piece Freundschaft Flucht Kanada New Hampshire French-/Indian War Kenneth Roberts


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GANGSTER SQUAD (Ruben Fleischer/USA 2013)


"Welcome to Hollywood, ma'am!"

Gangster Squad ~ USA 2013
Directed By: Ruben Fleischer

Los Angeles, 1949: Weil der Gangsterboss Mickey Cohen (Sean Penn) seine Geschäfte mittlerweile allzu rücksichtslos vorantreibt und etliche Polizisten und Politiker in der Tasche hat, lässt der verbissene Chief of Police Bill Parker (Nick Nolte) eine sechsköpfige, inoffiziell agierende Polizeieinheit, die 'Gangster Squad' von der Leine. Der Kriegsveteran John O'Mara (Josh Brolin) rekrutiert mithilfe seiner Frau (Mireille Enos) fünf garantiert unbestechliche Kollegen: seinen ranggleichen Kollegen Jerry Wooters (Ryan Gosling), den farbigen Detective Coleman Harris (Anthony Mackie), den in technischen Dingen versierten Conway Keeler (Giovanni Ribisi), sowie den modernen Revolverhelden Max Kennard (Robert Patrick) nebst seinem jüngeren Faktotum Navidad Ramirez (Michael Peña). Die Gangster Squad führt einen Guerillakrieg gegen Mickey Cohen und lässt diverse seine Geschäfte und Geldquellen platzen, bis er herausfindet, wer hinter den Anschlägen steckt. Nun wird aus dem Kleinkrieg eine Privatfehde.

Seinen katastrophal beschissenen "Zombieland", soviel vorweg, hat Nachwuchsregisseur Ruben Fleischer mit "Gangster Squad" schonmal teilweise wieder wett gemacht. Wenngleich die Idee einer paraoffiziell agierenden Gruppe unbestechlicher Cops mitten im Gangland, die mit breitkrempigen Hüten großen Widersachern an den Kragen gehen, keineswegs neu ist - man denke vornehmlich an "The Untouchables" und den gern unterschlagenen "Mulholland Falls" (ebenfalls mit Nick Nolte) - ringt Ruben Fleischer ihr zumindest ein paar neue Nuancen ab, indem er dem Ganzen den Aufzug eines astreinen Actionfilms verleiht. "Gangster Squad" ist vor allem schnell, brutal und kommt ohne große Umwege zur Sache, verneigt sich jedoch stets vor seinem großen Pool aus Vorbildern und müht sich, eine für gegenwärtige Rezeptionsgewohnheiten flott aufbereitete Melange aus denselben zu liefern. Dass ausgerechnet Warner Bros. in halbwegs regelmäßigem Rhythmus ein period gangster movie ausspeit mag ein Zufall sein oder auch nicht. Nach "L.A. Confidential" (in dem die Figur des Mickey Cohen ebenfalls auftrat, allerdings gespielt von dem weitaus weniger glamourösen Paul Guilfoyle) und "Black Dahlia" ist es nunmehr an "Gangster Squad", diese noch junge Studiotradition fortzusetzen. An jene beiden, nun, "Quasi-Vorgänger" reicht er freilich nicht heran, dazu fehlt dem Ruben Fleischer dann vermutlich doch die Versiertheit und Professionalität, die deren Regisseure auszeichnen. Immerhin fasziniert er in Maßen durch seine wunderhübsche Einfärbung und seine wie erwähnt derbe Ausgestaltung. Man erwarte jedoch kein Aha-Erlebnis, es sei denn, ein in Maßen frustriertes.

7/10

Ruben Fleischer Los Angeles period piece Duell


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OPERATION PACIFIC (George Waggner/USA 1951)


"Take her down!"

Operation Pacific (Unternehmen Seeadler) ~ USA 1951
Directed By: George Waggner

Die 'USS Thunderfish', ein Torpedo-U-Boot der Navy, kreuzt zwischen kräftezehrenden Einsätzen und seinem Heimathafen Pearl Harbor hin und her. Für den Kommandanten Duke Gifford (John Wayne) ein Spießrutenlauf aus privaten und militärgefechtlichen Wogen: In Hawaii wartet seine ihn immer noch liebende Exfrau Mary Stuart (Patricia Neal), während er es auf See mit defekten Torpedos und dem Tode seines besten Freundes Pop (Ward Bond) zu tun bekommt. Am Ende fügt sich freilich alles zum Besten.

Ein gutgelaunter Actionfilm, in dem Duke ausnahmsweise auch mal vor der Kamera Duke heißen durfte. Wenngleich der Pazifikkrieg im historischen Mittelpunkt von "Operation Pacific" steht, so ist Waggners Film wohl einer jener thematisch verbandelten Werke Waynes, das das ohnehin stets unbequeme Präfix "Anti-" gleich komplett ausspart und nichtmal in den Verdacht einer kritischen Auseinandersetzung mit seinem Sujet gerät. Krieg und Sterben finden sich hier als erhebendes Männerabenteuer, das einen echten Seemann nicht erschüttern kann. Ins Grübeln kommt hier garantiert niemand, weder vor noch auf der Leinwand. Die Thunderfish-Besatzung feiert die Landurlaube auf Oahu als ausgelassene Trinkgelage, was sie wegen nächtlicher Ruhestörung auch schonmal ins örtliche Militärgefängnis bringt, aus dem ihr väterlicher Lt.-Commander sie natürlich mittels geschickter Schliche wieder befreit (übrigens eine wunderbar witzige Szene, die jeder Komödie Ehre machte). Auch sonst hat man eine Menge Spaß beim Torpedieren und Versenken immenser (freilich stets anonym gehaltener) japanischer Flottenteile. Und weil Duke so ein unverbesserlicher Haudegen ist, der aus seinen charakterlichen Fehlern sowieso nicht lernt, bekommt er am Ende auch seine (leicht masochistisch veranlagte) Frau zurück. All dieses furchtbar naive Trara ändert allerdings nichts daran, dass Waggner einen durchaus schönen, altbackenen und dem reinen Entertainment verpflichteten Film zuwege gebracht hat, der zumindest gewisse Rezipientenschichten auch heute noch zu erfreuen versteht.

8/10

George Waggner WWII Pazifikkrieg Pazifik U-Boot Militär Hawaii


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BLOOD ALLEY (William A. Wellman/USA 1955)


"This ain't my China anymore."

Blood Alley (Der gelbe Strom) ~ USA 1955
Directed By: William A. Wellman

Der in einem rotchinesischen Gefängnis einsitzende US-Schipperer Tom Wilder (John Wayne) kennt die Küsten Südostasiens hinauf und hinab besser als seine Westentasche. Darum wird er mittels eines geschickten Manövers auch von der schönen Arzttochter Cathy Grainger (Lauren Bacall) aus dem Bau befreit: Er soll der etwa 200-köpfigen Bevölkerung eines kleinen chinesischen Küstendorfes helfen, auf einem alten Raddampfer nach Hong Kong zu entfliehen. Wenngleich das Unternehmen von Anfang an als wahnwitzig gestaltet, ist Wilder bald Feuer und Flamme für seinen neuen alten Kahn und die Leben der 200 Seelen in seiner Verantwortung.

In direkter Folge von "The Sea Chase" noch ein weiteres Seeabenteuer mit Duke als meersalzgegerbtem Kapitän, dem Wasser, Algen und Planken über alles gehen, der sich dann gegen Ende aber doch einer etwas zarteren Liebe ergibt. In "Blood Alley", der in ideologischer Hinsicht ganz nach Waynes Geschmack war, hatte der reaktionäre "Kunstleder-Cowboy" allerlei Gelegenheit, antikommunistische Propaganda zu machen: Die Maos dieses Teils der Welt mit ihrer rückhaltlosen Indoktrination und ihren nach allen Nachbarschaften hin grapschenden Krakenarmen waren Duke schon damals ein immenser Dorn im rechten Auge. Dass die etwas ins Hintertreffen geratende asiatische Provinzbevölkerung allerdings einen starken, westlichen Arm braucht, um sich aus ebenjener roten Umklammerung zu befreien, daran ließ "Blood Alley" keinen Zweifel. Dennoch ganz erstaunlich, wie sich zwei so kurz hintereinander entstandene Filme wie "The Sea Chase" und "Blood Alley" unterscheiden können: Wo ersterer noch ungebrochen die Romantizismen des Golden Age of Hollywood zelebriert, gibt sich zweiterer eher progressiv: In punkto Visualität und äußerer Gestaltung deutet "Blood Alley" mehr in Richtung Moderne; Robert Wises elf Jahre später gemachter "The Sand Pebbles" etwa steht ihm wesentlich näher als sein mit demselben Hauptdarsteller angefertigtes, unmittelbares "Vorgängermodell".

7/10

William A. Welmman John Wayne China Hong Kong Seefahrt Flucht


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THE FIGHTING KENTUCKIAN (George Waggner/USA 1949)


"Wouldn't you take a look to the horses?" - "I'll see to the horses."

The Fighting Kentuckian (In letzter Sekunde) ~ USA 1949
Directed By: George Waggner

Nach Napoleons Niederlage und Exil emigrieren einige der ehemaligen Bonapartisten mitsamt ihren Familien in die Neue Welt, erwerben Land in Alabama und bauen sich dort eine neue Existenz auf. John Breen (John Wayne) von der Kentucky-Miliz verliebt sich in die Generalstochter Fleurette De Marchand (Vera Ralston), die jedoch bereits dem vermeintlich heldenhaften Geschäftsmann Blake Randolph (John Howard) versprochen ist. Während seiner Werbung um Fleurette und seiner Rivalität mit Randolph deckt Breen, der sich zusammen mit seinem besten Freund Paine (Oliver Hardy) als Landvermesser tarnt, um in Fleurettes Nähe bleiben zu können, einen Grundstücksschwindel zu Ungunsten der französischen Siedler auf, der in einem Überfall auf Fleurettes Vater kulminieren soll.

Ebenso flotte wie komische Semi-Western-Romaze, die für einen veritablen Genrefilm nicht ganz das recht Setting und die rechte Ära widerspiegelt. Immerhin liefert Waggner mit "The Fighting Kentuckian", der Duke Seite an Seite mit Oliver Hardy in Fransenjacke und Waschbären-Fellmütze präsentiert, einen ungewohnten, cineastisch faktisch unbeackerten historischen Hintergrund, in dem Waterloo-Veteranen auf Südstaaten-Milizen treffen, was Gelegenheit zu einigem Hurra-Patriotismus und Ehrbekundungen gibt. Bedenkt man, dass die gesamte Geschichte derweil vor einer Romanze konstruiert wurde, könnte man sich allerdings besser Errol Flynn in der Titelrolle vorstellen als Duke, doch jener war als Warner-Zugpferd für eine Republic-Produktion vermutlich unabkömmlich. Müßig, darüber zu spekulieren, denn "The Fighting Kentuckian" ist auch so durchaus gelungen. Besonders schön natürlich die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen Wayne und seinem comic sidekick Hardy, der sich in einem besonderen Ausnahmefall von seinem Dauerpartner Stan Laurel absentierte, auch neben Duke eine im wahrsten Wortsinne imposante Figur macht und der durch seine liebenswerte Performance viel von dem Film rettet.

7/10

George Waggner Alabama Südstaaten period piece


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THE LAST STAND (Jee-woon Kim/USA 2013)


"I'm the sheriff."

The Last Stand ~ USA 2013
Directed By: Jee-woon Kim

Das hat sich der Druglord Cortez (Eduardo Noriega) fein ausgedacht: Um seiner Überführung von Las Vegas in ein Sicherheitsgefängnis zu entgehen und über die mexikanische Grenze flüchten zu können, hat er bereits einen großbudgetierten Fluchtplan parat, der ihn mit einer superschnellen Corvette bis zum verschlafenen Grenzstädtchen Sommerton und dort über eine eigens angelegte Brücke in die Freiheit führen soll. Bei Sommerton sind Cortez' Handlanger, darunter der böse Burrell (Peter Stormare), alles andere als untätig. Cortez und Burrell rechnen jedoch nicht mit der Verbissenheit des zwar etwas betagten, aber immer noch höchst agilen Sheriffs Owens (Arnold Schwarzenegger), der sein friedliches Ambiente gar nicht gern gestört wissen möchte und mithilfe seiner Deputys auf die Barrikaden geht.

Dieser Quasi-Western, Arnies Hauptrollen-Comeback nach zehn Jahren verpeilter Polit-Abstinenz, hat mir außerordentlich gut gefallen; wesentlich besser sogar, als ich erwartet hatte. Seit "Eraser" hat man den Muskelmann in keinem solch spaßigen, ganz auf seine Person zugeschnittenen Actionfilm mehr sehen können; alles was danach kam, krankte wahlweise am Irrglauben der jeweiligen Produktion, die steirische Eiche in einer dramatisch tragfähigen Rolle ("End Of Days"), in einem sozialkritischen Szenario ("The 6th Day") oder als rachsüchtigen Privatmann ("Collateral Damage") einsetzen zu können, respektive an der allgemeinen Zweitklassigkeit des Films (Terminator 3: Rise Of The Machines"). "The Last Stand" indes begreift wiederum um die überlebensgroße Ikonographie der Kunstfigur Schwarzenegger, leugnet sie nicht und setzt ihr stattdessen noch ein weiteres Denkmal. Der Film ist versiert und sauber, witzig, trocken, brutal und schnell, ohne verlogen zu sein oder sich den langweiligen Neomechanismen des Genres gegenüber allzu affirmativ zu zeigen, ein generationenverbindendes, überaus unterhaltendes Stück Action. In dieser Form zudem eine wohlfeile Startrampe für Weiteres aus der entsprechenden Ecke.

8/10

Jee-woon Kim Arizona Las Vegas Kleinstadt Duell Neowestern FBI Grenze


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VILLA RIDES! (Buzz Kulik/USA 1968)


"It's very much better that I die a fool trusting too much, than live a tyrant trusting no one at all."

Villa Rides! (Pancho Villa reitet) ~ USA 1968
Directed By: Buzz Kulik

Mexiko, 1912: Der US-Pilot Lee Arnold (Robert Mitchum) fliegt Waffen für die regierungsfeindlichen Colorados über die Grenze. Als er feststellen muss, welchen Praktiken gegen die Landbevölkerung die von ihm gelieferten Gewehre dienen, schließt er sich - zunächst mehr oder weniger freiwillig - dem Revolutionsführer Pancho Villa (Yul Brynner) an. Mit seinem Flugzeug ist Arnold eine große militärische und strategische Hilfe für Villa. Als dieser und seine Armee jedoch von dem hinterlistigen General Huerta (Herbert Lom) hintergangen werden, verfinstert sich auch die Lage für Arnold. Mit einer beträchtlichen Geldbeute setzt er sich zurück in die Staaten ab. Nachdem Villa aus der Gefangenschaft fliehen kann und Arnold in El Paso aufsucht, entschließt jener sich nach anfänglicher Ablehnung, seinem alten Freund zurück nach Mexiko zu folgen und weiter für die Revolution zu kämpfen.

Eine knallbunte Mischung aus Fakten und Fiktion, die Revolution als Abenteuer! "Villa Rides!" war ein recht teures Studioprojekt, an dem Robert Towne und Sam Peckinpah mitgeschraubt haben, das mit epischen Bildern und Massenszenen aufwarten konnte und dieses ebenso verworrene wie faszinierende Kapitel mexikanischer Historie auf ein gut aufgelegtes Männerabenteuer herunterbrach. Nicht der Titelheld spielt freilich den Part des Protagonisten, sondern der Publikumsagent Robert Mitchum, der als bodenständiger, eher profitorientierter Opportunist die Grauzonen besser auszuloten lernt und erst als freier Mann eine endgültige Entscheidung für sein Seelenheil treffen kann. "Villa Rides" ist daher in erster Instanz eine Entwicklungsgeschichte jenes freilich fiktiven Revolutionshelden. Villa und sein Gefolgsmann Rodolfo Fierro, von Charles Bronson bereits in der typischen Pose der kommenden Erfolgsjahre gespielt, finden sich derweil geradezu liebevoll als raubeinige Schießwüter porträtiert, die trotz ihrer zuweilen lockeren Kanonen auf der richtigen Seite stehen. Besonders Fierros Darstellung mutet seltsam divergent an: Gleichermaßen komische Figur zeigt man ihn als Massenmörder, der nicht nur die Hinrichtungen gefangener Gegner als lustiges Spiel praktiziert. Möglicherweise symbolisiert besonders dieser Charakter recht treffend die Bipolarität der mexikanischen Lebensart jener Ära: unbändige Existenzfreude, gepaart mit einer beinahe hingebungsvollen Akzeptanz des allgegenwärtigen Todes.

8/10

Pancho Villa Mexiko Mexikanische Revolution Buzz Kulik Sam Peckinpah Historie period piece Biopic


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FULL ECLIPSE (Anthony Hickox/USA 1993)


"No word for what I am now."

Full Eclipse ~ USA 1993
Directed By: Anthony Hickox

Der L.A.-Cop Max Dire (Mario Van Peebles) staunt nicht schlecht, als sein zusammengeschossener Partner Crane (Tony Dension) nicht nur urplötzlich und völlig gesundet wieder vor ihm steht, sondern bei der nachfolgenden Verbrecherjagd auch noch unglaubliche akrobatische Kunststücke vollführt. Doch nur wenige Tage später jagt sich Crane in aller Öffentlichkeit eine Kugel durch den Kopf. Was ist mit dem einst so glücklichen Mann geschehen? Die Antwort erhält Max umgehend und ohne viel eigenes Zutun: Der mysteriöse Adam Garou (Bruce Payne) ist der Kopf einer inoffiziell arbeitenden Eliteeinheit beim LAPD. Diese "Spezialpolizisten" putschen sich durch eine spezielle Droge auf, werden befristet zu einer Art Monster mit Reißzähnen und Krallen und erhalten Superkräfte. Allerdings macht das Serum auch schwer abhängig. Mehr oder weniger freiwillig wird Max Teil von Garous Truppe, erkennt jedoch noch rechtzeitig, was für ein Monster dieser wirklich darstellt.

Die durchaus kompetent arrangierte, formale Eleganz von Hickox' Film korreliert leider nicht gänzlich mit dem ziemlich einfältigen Script. Dessen Holzhammerdialoge trägt die recht typisierte Genrebesetzung mit viel vermeintlicher Verve vor, das macht sie, mit Ausnahme der schnieken Patsy Kensit, aber auch nicht wesentlich sympathischer. "Full Eclipse" ist also, um innerhalb der Semiotik des Titels zu bleiben, keine wirklich 'runde' Angelegenheit. Er besitzt jedoch auch seine Stärken: Hickox macht einen ziemlich vortrefflichen Job, der damals in den USA gerade schwer angesagt John Woo findet sich durch einen beidhändig feuernden und dabei fliegenden Helden hofiert, die unübersehbaren Comic-Book-Avancen - die Werwolf-Cops tragen bei ihren nocturnen Einsätzen "X-Men"-artige Uniformen und wirken dadurch noch superheldenhafter als ohnehin schon - erfreuen und Gary Changs atmosphärischer Score reißt Vieles heraus. So gut wie vor zwanzig Jahren, als ich ihn zum letzten Mal sah, fand ich "Full Eclipse" ergo nicht mehr, als launiges, hybrides Kasperltheater war er jedoch noch immer ganz witzig.

6/10

Anthony Hickox TV-Film Los Angeles Werwolf HBO


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3:15 (Larry Gross/USA 1986)


"Cobras forever!"

3:15 ~ USA 1986
Directed By: Larry Gross

Die 'Cobras' sind die tonangebende Gang im Viertel, wobei die Lincoln High School als Hauptschauplatz für ihre kriminellen Aktivitäten fungiert. Selbst der ermittelnde Polizist Moran (Ed Lauter) steht dem Treiben machtlos gegenüber. Jeff Hannah (Adam Baldwin), Mitglied der Cobras, dreht seiner Gang derweil den Rücken zu, als sein Kumpel Cinco (Danny De La Paz) ein wehrloses Opfer mit dem Messer tötet. Später weigert sich Jeff, für Cinco, der wegen Drogenbesitzes verhaftet werden soll, den Kopf hinzuhalten. Dieser schwört Rache und beginnt, Jeff und seine Freundin (Wendy Barry) systematisch zu terrorisieren - bis hin zum unausweichlichen Duell.

Die Lincoln High kennt man noch aus Mark Lesters "Class of 1984". Ob in "3:15" dieselbe verhunzte Bildungsanstalt als Hauptschauplatz herhalten muss, wäre wohl spekulativ. Dennoch weckt die Namensgleichheit natürlich flugs mehr oder weniger unfreiwillige Assoziationen. Die Lincoln High in "3:15" ist jedenfalls keinen Deut besser dran als ihr 'Vorbild'; auch hier ist die betreffende Institution nicht länger in staatlicher Hand, sondern in krimineller. Die Kids haben die Macht übernommen, die kriminellen freilich, die, die am gewaltbereitesten sind. Kiloweise verscherbeln sie ihr Dope und niemand kann ihnen langfristig etwas anhaben. Der zersetzende Faktor muss hier freilich von innen kommen. In Person des fast ebenso kompromisslos wie der böse Cinco agierenden Jeff Hannah ist dieser Faktor gefunden. Fast im Alleingang, wie weiland Marshall Kane in "High Noon" (zu dem Gross auch sonst mancherlei Parallelen konstruiert), setzt er die Brüder Schachmatt, wobei ihm allerdings auch Cincos zunehmender Größenwahn zu Gute kommt. Am Ende bekommt der kriecherische, katzbuckelnde Rektor (Rene Auberjonois) noch eins auf die Fresse - die Welt ist doch noch gerecht. Ab und zu wenigstens.

6/10

Larry Gross Rache Duell Schule





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