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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BATMAN: MASK OF THE PHANTASM (Eric Radomski, Bruce W. Timm/USA 1993)


"Sal Valestra, your Angel of Death awaits."

Batman: Mask Of The Phantasm (Batman und das Phantom) ~ USA 1993
Directed By: Eric Radomski/Bruce W. Timm

Als Batman sieht sich Bruce Wayne mit einem neuen, tödlichen Gegner konfrontiert, dem "Phantom". Dieses schickt mehrere alternde Mobster ins Jenseits, bevor Batman sein wahres Geheimnis lüften kann. Parallel dazu taucht nach vielen Jahren Bruces alte Liebe Andrea Beaumont wieder in Gotham auf und verdreht ihm erneut den Kopf.

Parallel zur damals bei Fans wie bei Neueinsteigern wie eine Bombe einschlagenden Animated-TV-Serie gab es dieses ersten abendfüllenden Trickfilm fürs Kino. Meisterlich in Umsetzung und Stil, mit multiplen künstlerischen Einflüssen von Will Eisner bis Jugendstil und Art Déco und voll von gepflegt-unaufdringlichen Reverenzen an die Comichistorie Batmans, bildete "Mask Of The Phantasm" wiederum nicht nur für eingefleischte Liebhaber etwas ganz Besonderes. Er emanzipierte zugleich die Protagonisten des Animated-Universums als Neuinstallationen in ihrer eigenen Welt, das waghalsige Kunststück vollführend, zugleich den Charakter der Vorlagenfigur zu transportieren als ihn auch in einen gänzlich neuen stilistischen Kontext zu setzen. In Comictermini würde man dies als eine "Elsewords"- bzw. "What if...?"-Geschichte bezeichnen, eine Story also, die bekannte Figuren in ein ungewöhnliches Szenario verpflanzt, das aufgrund seiner narrativen Radikalität zumeist nur für ein singuläres Abenteuer taugte. Dass Bruce Wayne einst eine Geliebte gehabt haben soll, die ihn zunächst von seinem determinierten Vigilantenpfad abhielt, um ihn dann gezwungenermaßen sitzen zu lassen, ist eine schöne und durchaus Sinn stiftende, aber eben "erfundene" Fußnote in der Charakter-Biographie. Ähnliches gilt für den Joker, dessen erst kurz zuvor von Alan Moore in "The Killing Joke" festgesetzte origin die Autoren schlicht ignorieren. Alles kleine Faux-pas, mit denen man leben kann - weil der Film sie aufgrund seiner Geschlossenheit rasch vergessen macht.

8/10

Batman Comic Serienmord Rache Duell Amour fou Mafia


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HOOK (Steven Spielberg/USA 1991)


"Prepare to die, Peter Pan!"

Hook ~ USA 1991
Directed By: Steven Spielberg

Peter Pan (Robin Williams) ist jetzt um die 40, trägt Bauch, Brille und Fliege, hat zwei Kinder namens Maggie (Amber Scott) und Jack (Charlie Korsmo), ist Industrieanwalt und ein verklemmter Spießer, der zum Lachen in den Keller geht und dem sein Handy zum wichtigsten Alltagsgegenstand geworden ist. Der Grund: An seine Vergangenheit als Peter Pan, der Junge, der fliegen und ins Nimmerland reisen kann und niemals alt wird, kann der Mann sich mit keinem Deut mehr erinnern. Als Peter samt Familie seine Adoptiv-Großmutter Wendy (Maggie Smith) in London besuchen kommt, entführt sein alter Erzfeind Captain Hook (Dustin Hoffman) Maggie und Jack ins Nimmerland, um Peter dorthin zu locken und seine alte Rache zu vollenden. Mithilfe der emsigen Elfe Tinkerbell (Julia Roberts) schafft der einstige Recke es zurück zu alter Form.

Weia, war das eine Tortur. Offenbar schwer beeindruckt von dem wunderbaren "The Adventures Of Baron Munchhausen" seines Kollegen Terry Gilliam, der alles vorbildlich richtig macht, was "Hook" seinerseits so vorbildlich falsch macht, begab sich auch Steven Spielberg an die Sektion eines klassischen Märchenabenteuers, unterzog es einer postmodernistischen Revision und spie es danach Richtung Publikum wieder aus, verklebt als großer bunter Schleimball mit zuckerwattigem Sabber und hoffnungslosem Dopaminüberschuss. Das filmische Äquivalent zum Diabetes mellitus sozusagen. Zugleich ein Wendy-, äh, Wendepunktsfilm, der Spielbergs omnipräsente Tendenz zum Größenwahn so gut illustriert wie vermutlich kein anderer. Glücklicherweise honorierte das Publikum dieses schweineteure Experiment nicht mit allzu sehr wehenden Fahnen; weiß der Deibel, was uns danach noch für größenwahnsinniges Kirmeskino ins Haus gestanden wäre.
"Hook" möchte viel berichten: Von der Fähigkeit, sich auch als Erwachsener ein großes Stück Kinderseele zu bewahren und im Herzen jung zu bleiben; andererseits jedoch auch von der Qualität, sich den ernsteren Dingen des Lebens zuzuwenden, sprich: eine Familie zu gründen. Im Prinzip keine sonderlich komplexen Diskurse, aber dermaßen umständlich und quälend selbstbezogen dargeboten, dass es zu einer Folter wird, diese ellenlang gedehnte Kindergeburtstagsparty ertragen zu müssen. Wir alle kennen die böse Kritikerfloskel, derzufolge das Gegenteil von gut gut gemeint sei; mir fällt kein Film ein, auf den dies mit solcher Passgenauigkeit zutrifft wie "Hook". Man kann nur von Glück reden, dass der Meister hiernach noch einmal die Kurve gekriegt hat. Es hätte auch sein Ende sein mögen. Kann ich mir nur im Zuge einer Komplettwerkschau anschauen, ansonsten bitte weg von mir.

3/10

Steven Spielberg Peter Pan London Familie Kinder Kinderfilm Piraten


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ALWAYS (Steven Spielberg/USA 1989)


"There's something fishy going on here, and I don't think it's the chicken."

Always ~ USA 1989
Directed By: Steven Spielberg

Just als der mutige Löschflieger Pete Sandich (Richard Dreyfuss) sein gefährliches Metier zugunsten seiner großen Liebe Dorinda Durston (Holly Hunter) aufgeben will, reißt ihn sein nächste Einsatz in den Tod. Doch Pete darf erst endgültig ins Jenseits entschwinden, wenn er als unsichtbarer Geist die letzten losen Enden seiner fleischlichen Existenz verknotet und außerdem den Nachwuchspiloten Ted (Brad Johnson) zu einer standfesten Karriere verholfen hat.

Dieses Remake von Victor Flemings "A Guy Named Joe", einem propagandistisch angehauchten Fliegerheldenepos aus den Tagen des Zweiten Weltkriegs, machte Spielberg vor allem sich selbst zum Gefallen. Gedacht als Hommage an all die jugendfreien Kitsch- und Abenteuerfilme, die seine Kindheit bestimmten, blieb er selbst hier ebenso klinisch sauber, sozusagen antiseptisch, wie das Studiokino zu Zeiten des production code und stellte damit einmal mehr die Krämerseele hinter dem längst geadelten Blockbusterregisseur zur Schau. Allein das Milieu der waldbrandbekämpfenden Feuerpiloten und -springer war um 1990 ein filmische Antiquität und spiegelt bereits im Vorhinein den obsolten Habitus wieder, der "Always" auszeichnet. Dann lernt man die bewusst stereotyp angelegten Charaktere kennen, die sich seit ihrer Originaleinführung 47 Jahre zuvor faktisch um keine Nuance verändert haben. Es gibt, besonderer Besetzungscoup, Audrey Hepburn als Engel in ihrem letzten Filmauftritt. Sowas konnte wiederum nur ein Spielberg zustande bringen, der ja bereits zum allgemeinen feuilletonistischen Entsetzen François Truffaut in einen seiner Geistesauswüchse zu locken gewusst hatte. Der Film selbst schließlich bleibt vor allem als hell, lichtdurchflutet und gänzlich harmlos im Gedächtnis, in seiner Bravheit beinahe anachronistisch, am Ende aber eben doch Spielberg durch und durch.

6/10

Steven Spielberg Montana Colorado Flugzeug Engel Joe Johnston


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BLACKBEARD'S GHOST (Robert Stevenson/USA 1968)


"Beware all wenches!"

Blackbeard's Ghost (Käpten Blackbeards Spukkaschemme) ~ USA 1968
Directed By: Robert Stevenson

Steve Walker (Dean Jones), neuer Trainer der völlig verlotterten Leichatathletik-Mannschaft vom Godolphin-College, staunt nicht schlecht, als ihm kurz nach seiner Ankunft in dem malerischen Küstenstädtchen der Geist des berüchtigten, ehemals dort beheimateten Piraten Edward Teach (Peter Ustinov) alias Käpt'n Blackbeard erscheint. Der an sich quicklebendige Spukgeselle ist nur für Steves Augen sichtbar, trinkt Rum in rauen Mengen und entpuppt sich auch sonst als rechtes Schlitzohr. Da eine gute Tat den Fluch des Umherspukens von ihm nehmen könnte, mühen sich Steve und Blackbeard, eine nunmehr im Hause des Piraten wohnhafte Oma-WG vor der Pleite zu beschützen.

In Kindertagen war "Blackbeard's Ghost" neben anderen Disney-Filmen wie "The Love Bug" und "Condorman" ein gern gesehener Freitagabend-Gast, der via das Post-Tagesschau-Programm der ARD in schöner Regelmäßigkeit unser Wohnzimmer heimsuchte. Die heurige Auffrischung fiel wie so oft etwas ernüchternd aus. Das possierliche Familienfilmchen passt sich bis auf wenige Ausnahmen dem üblichen Regiestil des späteren Disney-Realfilm-Hausregisseurs Robert Stevenson und dessen abonniertem Hauptdarsteller Dean Jones an. Genauso langweilig wie Dean Jones aussieht waren die meisten Filme des Duos inszeniert: Stiefmütterliche visuelle Gags und eine statische Schuss-Gegenschuss-Kamera, die von einer Erindung namens "Schwenk" noch nie etwas gehört hat. Aber: "Blackbeard's Ghost" verfügt nicht allein über die große Elsa Lanchester in einer possierlichen Nebenrolle, sondern vor allem über Peter Ustinov, der mit seiner spitzfindigen Art aus dem Piratengeist eine Gala-Vorstellung, und damit nicht genug sogar eine seiner schönsten Rollen überhaupt aus dem Dreispitz zaubert, die zu dem Rest des Films eigentlich in keiner Relation stehen. Doch was soll's - dem stets wortgewandten Weltbürger nimmt man die Rum saufende Freibeuterprominenz nur zu gern ab und so wird der Film trotz Stevenson und Jones zu einem kleinen Highlight disneyscher Provenienz.

6/10

Walt Disney Piraten Geister Leichtathletik Trainer Casino Robert Stevenson


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JURASSIC PARK III (Joe Johnston/USA 2001)


"Reverse Darwinism - survival of the most idiotic."

Jurassic Park III ~ USA 2001
Directed By: Joe Johnston

Das Ex-Ehepaar Kirby (Téa Leoni, William H. Macy) hat seinen Sohn Erik (Trevor Morgan) bei einem Kite-Trip über der Isla Sorna verloren. Da sie glauben, dass der Junge noch leben müsse, schleppen sie den mittlerweile von Dr. Sattler (Laura Dern) getrennt lebenden Dr. Grant (Sam Neill) mehr oder weniger unfreilligerweise zu einer Rettungsmission mit zur Insel. Erik kann zwar bald gefunden werden, doch das Entkommen von der Insel gestaltet sich als besonders kompliziert...

"Jurassic Park III" illustriert besonders schön, wie Spielberg im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Durschschnittsregisseur wie Joe Johnston inszeniert, der als Techniker sicherlich stets einwandfreie Arbeit leistet, der andererseits dem bloßen Routinement allerdings nie wird entkommen können. Abgekürzt formuliert soll dies heißen: "Jurassic Park III" fehlt ganz eindeutig die unverkennbare formale Signatur der beiden Vorgänger. In diesem dritten Teil des Franchise, der um gut ein Viertel Laufzeit kürzer ist als die beiden anderen, geht es nurmehr um den reinen Spaß am familiären Kinoausflug und nicht mehr um die Kunst, das Publikum nicht bloß kurzfristig, sondern möglicherweise sogar nachhaltig beeindruckt zurückzulassen. Johnstons Film jedoch ist reinste Nummernrevue, vergleichbar in etwa mit einer Fahrt auf der Wildwasserbahn: sauber und mit einiger affektiver Bandbreite konstruiert, garantiert jedoch ohne Hinterlassung bleibender Eindrücke oder gar Schäden mit Ausnahme von zwei drei Tröpchen auf der Bluse. Klar, der Spinosaurus und die Pteranodons sind bestimmt dufte Hingucker, Sam Neills und Laura Derns neuerliche Auftritte liebenswert. Ansonsten spickt Johnston (ja, das reimt sich) seine mediokre Dinomär permanent mit Zitaten und Verweisen an den Erstling und feilt damit nur weiter an seinem durchsichtigen, kreativen Offenbarungseid. Er ist eben nur die Zweit-, wenn nicht gar die Drittbesetzung auf dem "JP"-Regiestuhl.

6/10

Joe Johnston Steven Spielberg Dinosaurier Insel Genforschung Sequel Monster


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THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1997)


"I'll be back in five or six days." - "No, you'll be back in five or six pieces."

The Lost World: Jurassic Park (Vergessene Welt - Jurassic Park) ~ USA 1997
Directed By: Steven Spielberg

Der kurz vor dem finanziellen Ruin stehende John Hammond (Richard Attenborough) eröffnet Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), dass sich rund neunzig Meilen entfernt von Isla Nublar, jener Insel, auf der einst der 'Jurassic Park' eröffnet werden sollte, das gentechnologische Zentrum und die eigentliche Brutstätte für seine Klon-Experimente befinden - auf der nicht minder urtümlichen Isla Sorna. Um die sich dort munter fortpflanzenden Saurier vor einer neuerlichen kommerziellen Ausbeutung durch seinen gierigen Großneffen Ludlow (Arliss Howard) zu bewahren und ihre Existenz in den öffentlichen Fokus zu rücken, entsendet Hammond ein kleines Dokumentationsteam, zu dem auch der höchst ungehaltene Malcolm gehört. Kurz nach ihnen treffen auch Ludlow und diverse Großwildjäger auf Isla Sorna ein, die für ein neuerliches Chaos sorgen.

Wenngleich sich David Koepps Script gut die Hälfte der teils doch recht flauen Dialogwitzchen hätte sparen können und einige Charaktere des im Vergleich zum Vorgänger quantitativ deutlich angehobenen Figureninventars an Redundanz kaum mehr zu überbieten sind, kann auch "The Lost World" diverse Stärken vorweisen. Dazu zählen ganz besonders Spielbergs nochmals perfektionierte Spannungsdramaturgie, die einige Sequenzen, so etwa jene mit dem von dem T-Rex-Paar attackierten Trailer, zu einer wahren Tour de Force innerhalb des vom Regisseur aus der Taugfe gehobenen Achterbahnkinos machen. Die Tiere sind wiederum mit brillant eingesetzter Technik zum Leben erweckt worden; wobei nach wie vor Stan Winstons animatronische Kreationen den CGI-Effekten deutlich überlegen sind.
Der sich offenbar tatsächlich ernst nehmende Ethikdiskurs um menschliche Intervention in geschlossenen Ökosystemen erweist sich allerdings als recht lächerlich und vor allem angesichts des Sujets als fast schon paradox. Umso beruhigender das wie ein Sicherheits-Bypass angelegte Finalfünftel, in dem der Tyrannosaurus durch San Diego strolchen darf und das als bravouröse Hommage an den klassischen Monsterfilm durchgeht; mitsamt possierlicher Fressszene am Ende. Inhaltlich kann man sich "The Lost World: Jurassic Park" wirklich zur Gänze schenken, dagegen wirkt selbst das bereits eindimensionale Original noch pulitzerpreisverdächtig. Formal dürfte Spielberg hier indes eines seiner Hauptwerke hingelegt haben; eine solche fiebrige inszenatorische Organik wie hier war in seinem Œuvre hernach bestenfalls noch in "War Of The Worlds" zu spüren.

8/10

Steven Spielberg Insel Dinosaurier Monster Genforschung Sequel Michael Crichton


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JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1993)


"I spared no expenses."

Jurassic Park ~ USA 1993
Directed By: Steven Spielberg

Der reiche Spaßunternehmer John Hammond (Richard Attenborough) hat im Geheimen und mithilfe modernster Gentechnik einen Inselpark vor der Küste Costa Ricas aufgebaut, in dem lebende Dinosaurier zu sehen sind. Ausgerechnet an dem Wochende, als ein Wissenschaftler-Trio bestehend aus dem Paläontolgen Alan Grant (Sam Neill), der Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und dem Probabilistiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum) eingeladen ist, um Hammond eine postive Versicherungsexpertise zu erstellen, setzt der gierige Industriespion Dennis Nedry (Wayne Knight) das gesamte Sicherheitssystem im Park außer Kraft. Auch Hammonds Enkelkinder (Joseph Mazzello, Adriana Richards) sind von der tödlichen Gefahr bedroht, die einige der losgelassenen Saurier auf der Insel verursachen.

Spielbergs meisterhaft inszenierter Blockbuster hat nun schon beinahe zwanzig Jahre auf dem Buckel und wirkt noch immer frisch und formperfekt wie am ersten Tag. Die brillante Achterbahn-Spannungsdramaturgie, derer sich Spielberg noch ganz ohne die seitdem ja klammheimlich zu zweifelhaften Branchen-Standards gewordenen technischen Mätzchen befleißigt, ist von einer Kunstfertigkeit, die ihn nach wie vor als brillanten Thrill-Ingenieur ausweisen. Dabei braucht es gar nicht immer den visuellen Einsatz der Riesenechsen - Allerweltsrequisiten wie ein herabstürzendes Auto oder ein elektrisch geladener Zaun generiert Spielberg wie schon in den "Indiana Jones"-Filmen zu szenischen MacGuffins, die in Cliffhangermanier selbst bei der x-ten Betrachtung noch für Handklämme zu sorgen vermögen.
Der klassische Monsterfilm pflegte stets einen moralethischen Fingerzeig vorzuweisen und einen sorglosen Umgang mit ökologischen Ressourcen ebenso wie verantwortungslos missbrauchte, moderne Technologien als humanen Schöpfungsverrat zu denunzieren. In dieser Tradition stehen auch Crichtons Vorlage und Spielbergs Film, die gleichsam einleuchtend aufzeigen, warum man weder die Gefahr gentechnologischen Unmaßes noch den Hang zu kommerziell gefärbter Megalomanie in ihrer gefährlichen Effektivität keinesfalls unterschätzen sollte. Ob der Film derlei im Prinzip obsolete Diskurse wirklich nötig hat, steht auf einem anderen Blatt; wirklich wichtig ist lediglich ihre Funktion als zusätzliche Spannungsträger.
Schließlich gehören hier noch die fabulösen Darsteller erwähnt - speziell der wie meist superwitzige Jeff Goldblum und der in strauchelndes Zweifeln geratende Richard Attenborough liefern deutlich mehr, als ein herkömmliches Mainstream-Produkt verdient gehabt hätte.

9/10

Steven Spielberg Michael Crichton Vergnügungspark Dinosaurier Monster Genforschung Insel


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JASON GOES TO HELL: THE FINAL FRIDAY (Adam Marcus/USA 1993)


"I'll have a Voorhees burger and a side of Jason fingers."

Jason Goes To Hell: The Final Friday (Jason Goes To Hell - Die Endabrechnung) ~ USA 1993
Directed By: Adam Marcus

Um Jason Voorhees (Kane Hodder) endgültig den Garaus zu machen, stellt ihm das FBI eine Falle am Crystal Lake. Doch obwohl seinuntoter Körper in zig Einzelteile zerlegt wird, lebt das Böse in ihm, sozusagen seine Essenz, weiter und sucht sich diverse Wirtskörper um sich so den Weg zu seiner alten Heimstatt zurückzubahnen. Dort wohnen nämlich seine letzten Verwandten - seine Schwester Diana (Erin Gray) und seine Nichte Jessica (Keri Keegan) nebst ihrem Baby, die als einzige Menschen eine echte Gefahr für ihn darstellen. Doch der wackere Kopfgeldjäger Creighton Duke (Steven Williams) hat - woher auch immer - den totalen Durchblick und weiß, wie man Jason ans Leder kann...

Eine derart lange Zwangspause hatte "Friday The 13th" bis dahin noch nicht erlebt: Fünf Jahre dauerte es, bis nach dem zu Unrecht übel gefloppten "Jason Takes Manhattan", an dessen Ende der Gute doch eigentlich schon komplett zersetzt worden war, ein weiteres, unvermeidliches Sequel nachfolgte, von dem wieder einmal behauptet wurde, es wäre das endgültig letzte. Die Rechte an der Reihe waren von der erleichterten Paramount mittlerweile an die Horrorspezialisten von New Line verscheuert worden, die den neunten "Friday"-Film denn auch ungewohnt professionell und hochglänzend anlegten. Einige relativ renommierte, wenn auch eher in speziellen Kreisen bekannte Darsteller (neben Erin Gray und Steven Williams waren dies Richard Gant und Billy Green Bush) konnten für die Produktion gewonnen werden; ferner kehrten Harry Manfredini und sogar Sean S. Cunningham (als Produzent) zum Franchise zurück. Die Rekonvaleszenz-Pause tat Jason gut, Adam Marcus legte seinen Film wieder stark selbstparodistisch an und KNB brachten die bis dato härtesten Effekte der kompletten Serie auf Kurs, die in der Unrated-Fassung sogar in voller Länge bewundert werden können. Dazu gab es etliche Reverenzen an und Zitate aus diversen Klassikern von "Jaws" über "The Evil Dead" bis hin zu Freddys Pseudocameo, das von den Fans mit großem Erwartungsjubel beklatscht wurde, am Ende jedoch die Allermeisten enttäuschte, da es letztlich noch nicht einmal Robert Englunds maskierte Visage zu sehen gab. Dennoch und aller nestbeschmutzenden Kurswechsel zum Trotze: mit seinen vielen witzigen Scripteinfällen, der Body-Change-Motivik, den Melting-Sequenzen und überhaupt aufgrund des Bestrebens, für etwas frischen Wind am Crystal Lake zu sorgen, erachte ich "Jason Goes To Hell" als einen der feineren Filme seiner Ahnenreihe.

7/10

Adam Marcus Jason Voorhees Sequel Splatter Slasher Familie Fluch


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LIVIDE (Alexandre Bustillo, Julien Maury/F 2011)


Zitat entfällt.

Livide (Livid - Das Blut der Ballerinas) ~ F 2011
Directed By: Alexandre Bustillo/Jean Maury

Die junge Lucie (Chloé Coulloud) macht ein Praktikum in der Altenpflege. Zusammen mit ihrer Betreuerin Madame Wilson (Catherine Jacob) besucht sie an ihrem ersten Tag unter anderem die steinalte Madame Jessel (Marie-Claude Pietragalla), die scheinbar halbtot in ihrem riesigen Herrenhaus dahindämmert. Eine Anekdote Mme Wilsons, derzufolge die Jessel irgendwo in ihrer Villa einen Schatz hortet, lässt Lucie zusammen mit ihrem Freund William (Félix Moati) und dessen Bruder Ben (Jérémy Kapone) in der folgenden Nacht in das Haus einsteigen. Dort erwarten sie jedoch weder Gold noch Juwelen, sondern das nackte Grauen.

Zumindest in visueller Hinsicht überwältigend ist dieses Horrormärchen von Bustillo & Maury, in dem man vor allem mehr oder minder offensichtlich seinen Genre-Einflüssen huldigt, sich aber leider als nicht mächtens erweist, den Zuschauer in dem Maße zu fesseln, wie es wohl ursprünglich intendiert war. Tatsächlich verliert sich "Livide" irgendwann in seiner eigenen Verspieltheit und lässt allzu viele offene Interpretationsenden zurück als dass man ihn als rundum geglückt betrachten könnte. Den Hardcore-Horror von "À L'Intérieur" hinter sich lassend setzt das Regisseursduo nun vornehmlich auf surrealistischen Grusel wie man ihn in ähnlicher Form wohl eher von einem Guillermo del Toro erwarten würde. Vampire, die allerdings nur teilweise ihren literarischen Wurzeln gehorchen, sondern eher unterweltlichen, magischen Hexenwesen gleichen, bevölkern nebst ihren Leibeigenen und Vasallen das phantastische Spektrum des Films; später erweitert sich die Perspektive noch um übersinnliche Wahrnehmung, Seelenwanderung und -verwandtschaft. Ein bisschen viel für einen so kleinen, kurzen französischen Genrefilm, der durch seine Überfrachtung unglücklicherweise mehr verliert als gewinnt.

6/10

Vampire Alexandre Bustillo Julien Maury Haus Ballett Splatter


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CIRCLE OF IRON (Richard Moore/USA 1978)


"It's hard to kill a horse with a flute."

Circle Of Iron (Das Geheimnis des blinden Meisters) ~ USA 1978
Directed By: Richard Moore

Der Kämpfer Cord (Jeff Cooper) begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem nahezu unschlagbaren Zetan (Christopher Lee), Hüter eines magischen Buches. Auf seiner Reise hat Cord diverse metaphysische Prüfungen zu meistern und lässt sich von den kryptischen Weisheiten eines blinden Nomaden (David Carradine) leiten.

Nun hat ja nicht der große Zen-Philiosoph Wischiwaschi sondern angeblich niemand Geringeres als Bruce Lee diesen leicht gewöhnungsbedürftigen Haufen Götterspeise ersonnen. Er hatte zu Lebzeiten wohl noch die Rolle(n) Carradines übernehmen wollen und seinen Kumpel James Coburn als Cord im Auge gehabt. Vielleicht wäre der Streifen dann noch witziger geworden, wer weiß.
Als Kids sind wir jedenfalls voll auf "Circle Of Iron", der des Öfteren unter dem ZDF-Label 'Der Phantastische Film' gesendet wurde, abgefahren; warum, das erschließt sich mir heute nur noch in sehr nebulösen Bahnen. Vielleicht haben wir hinter all dem ominösen Geschwätz David Carradines, hinter Jeff Coopers unsäglichem Haarverbrechen oder Eli Wallachs Auftritt als Gelehrter, der per Ölfassaufenthalt seinen Schniedel unbrauchbar machen will, eine infantile Ahnung von Avantgarde ausgemacht. Vielleicht standen wir auch einfach nur auf allen möglichen Scheiß, der im Nachtprogramm o.g. Reihe lief - keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich gestern Zachi Noy in einer Mini-Einstellung entdeckt, die noch nichtmal in der imdb gelistet ist. Ich bin gut. Dieser Film nicht ganz so.

4/10

Richard Moore Suche Zen Martial Arts





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Funxton

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