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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE DARK KNIGHT RISES (Christopher Nolan/USA, UK 2012)


"I'm not afraid. I'm angry."

The Dark Knight Rises ~ USA/UK 2012
Directed By: Christopher Nolan

Bruce Wayne (Christian Bale) hat nunmehr acht Jahre die Füße still gehalten, sich von der Außenwelt abgeschottet und im Westflügel seines Herrenhauses verkrochen, nachdem ein Duell mit dem zu Two-Face gewordenen Harvey Dent (Aaron Eckhart) für letzteren tödlich geendet ist. Da zieht eine neue Bedrohung am Firmament Gotham Citys auf: Der Terrorist Bane (Tom Hardy) und seine Gefolgsschaft treten an die Öffentlichkeit und stehlen einen von Wayne Enterprises hergestellten Atomreaktor. In einem harten Duell schafft Bane es sogar, den wiedergekehrten Batman zu besiegen und in ein unterirdisches Gefängnis im Nahen Osten zu verfrachten. Freie Bahn für den stahlharten Bösewicht, der noch diverse Trümpfe im Ärmel hat. Doch mit Batmans unbeugsamer Willenskraft rechnet selbst ein Bane nicht...

Den mit Abstand gelungensten Film seiner "Batman"-Trilogie hat sich Christopher Nolan also für den Schluss aufbewahrt. Auch schön, ausnahmsweise einmal wirklich das Prinzip der qualitativen Potenzierung zu beherzigen, zumal sich ja bereits von "Batman Begins" hin zu "The Dark Knight" eine deutliche Steigerung registrieren ließ. Nun machen Nolan und seine Mitautoren endlich auch jenem ein dickes Geschenk, den sie vorher ignoriert bzw. etwas stiefmütterlich behandelt haben: dem Comicnerd nämlich. Mindestens vier der besten, einflussreichsten Miniserien und Storylines der letzten dreißig Jahre hat man in einen Topf geworfen und daraus ein absolut tadellos funktionierendes Kino-Destillat hergestellt: Wichtige Elemente aus Millers "The Dark Knight Returns", Starlins "The Cult", sowie den Crossovers "Knightfall" und "No Man's Land" halten Einzug in die Story, die natürlich wieder diverse sicherlich nicht unwichtige Details mit Füßen tritt, jenen Makel aber diesmal so eloquent wettmacht, dass man dem Film am Ende wohlgesonnenen Mutes bescheinigen kann, sein Blockbuster-Süppchen exzellent gekocht zu haben. Dass Christopher Nolan zu einer Art inszenatorischer Arroganzia zu avancieren scheint, lässt der Film - im Gegensatz zu einem "Inception" etwa - weitflächig übersehen. Über zweieinhalb durchhängerfreie Stunden atemloser Spannung, der Aktion und des Mitfieberns, präsentiert in einer erquicklichen Stilmelange aus traditionell und innovativ, machen hier selbst den eingefleischten Batfan glücklich. Die kapitalen Fehler der beiden Vorgänger werden relativiert bzw. lösen sie sich in Luft auf und weichen stattdessen der Berücksichtigung von unerlässlichen Kardinalstugenden. Die Filmabteilung von DC lernt entscheidend dazu. "The Man Of Steel" und die "JLA" können kommen. Ich sehe ihnen nach diesem begeisternden Erlebnis mit wachsendem Enthusiasmus entgegen.

9/10

Christopher Nolan Batman Superhelden Sequel Terrorismus Atombombe Comic DC Comics


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HERCULES (Luigi Cozzi/I, USA 1983)


"For the sake of science!"

Hercules (Herkules) ~ I/USA 1983
Directed By: Luigi Cozzi

Göttervater Zeus (Claudio Cassinelli) schickt seine Lichtessenz gen Erde, wo sie sich mit dem Säugling des Königs von Hellas vereint. Jener und seine Gattin werden aber kurz darauf von dem bösen Minos (William Berger) und seiner intriganten Tochter Ariadne (Sibyl Danning) gemeuchelt und der kleine Herkules wächst bei einfachen Bauersleuten zu einem superstarken Muskelprotz (Lou Ferrigno) heran, unter ständiger Beobachtung des Götter-Pantheons. Als auch Herkules' Pflegeeltern das Zeitliche segnen, zieht der Recke hinaus in die Welt, um seine Bestimmung zu suchen. Diese findet er im Schutze der jungfräulichen Cassiopeia (Ingrid Anderson), Tochter des Königs Augias (Brad Harris). Minos will Cassiopeia dem von ihm gefangenen Feuervogel Phönix opfern, doch mithilfe der Zauberin Circe (Mirella D'Angelo) haut Herkules dazwischen.

Wer Luigi Cozzi kennt, weiß, dass der Mann vor nichts zurückschreckt, um dem Publikum seine mitunter etwas weichhirnigen Fantasien vor den Latz zu knallen. Da er dies stets mit recht viel Elan und gegen alle monetären Widerstände zu Werke bringt, ist er ja auch ein ganz Netter. Für "Hercules", der das italienische Sandalenkino um die bärtigen Bodybuilder im Gefolge von "Conan The Barbarian" reanimierte und den unglaublich geformten Lou Ferrigno (einem der wenigen Männer im Showbiz, bei denen überdimensionale Titten männlichkeitsbetonend wirken) an seine Speerspitze setzte, ging Cozzi eine Allianz mit dem gerade im Aufstreben begriffenen Indie Cannon ein - wie man weiß die das Unterhaltungskino der Achtziger entscheidend mitprägende Produktionsgesellschaft der beiden israelischen Vettern Menahem Golan und Yoram Globus. So erklärt sich auch die illustre Besetzung, die einige große Namen des jüngeren, internationalen Exploitationkinos unter einen Hut schaffte, darunter neben den o.A. Bobby Rhodes und Yehuda Efroni, einem Stammschauspieler bei Golan/Globus. Welch wahnwitzige Wendungen die Geschichte schlägt, dürfte selbst in der Kurzwiedergabe uninteressant sein, allein das rührende Selbstverständnis des Films, der es schafft, seine bescheidenen Mittel geradezu plausibel für 100 Minuten zum Maß aller Dinge zu machen, ist erstaunlich. Allen kenntnisreichen Anlehnungen an die Originalmythologie zum Trotze darf geschmunzelt werden: Hydra und Zentaur werden zu kreischenden Robotern, Herkules putzt einen göttlichen Pferdestall, der danach blinkt wie Meister Propers Kückenfliesen, der Halbgott wirft einen Bären ins All, der dann das entsprechende Sternbenbild begründet, wird riesengroß (und wieder klein) und trennt Europa von Afrika, zum Hades muss man über eine Regenbogenbrücke und so fort. Film macht Baff.

6/10

Luigi Cozzi Cannon Herkules Griechische Mythologie Götter Europloitation Trash


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INTERVIEW WITH THE VAMPIRE: THE VAMPIRE CHRONICLES (Neil Jordan/USA 1994)


"Pay no attention, It happens to us all."

Interview With The Vampire: The Vampire Chronicles (Interview mit einem Vampir - Aus der Chronik der Vampire) ~ USA 1994
Directed By: Neil Jordan

Der Vampir Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) gibt dem anfangs noch skeptischen Journalisten Malloy (Christian Slater) ein Interview über seinen nunmehr zwei Centennien andauernden Werdegang als Blutsauger. Einst im brodelnden New Orleans des Jahres 1791 vom Vampir Lestat (Tom Cruise) gebissen und verwandelt hat er das Töten stets verabscheut und es vorgezogen, sich an niederen Tieren zu delektieren. Als ihre traute vampirische Zweisamkeit später durch die kleine Claudia (Kirsten Dunst), ein Mädchen von etwa zehn Jahren, erweitert wird, währt die Idylle nicht lang: Louis und die Kleine entledigen sich Lestat und reisen nach Paris, um ihren Ursprüngen nachzuspüren. Hier trifft Louis auf einen in den Katakomben heimischen Vampirkult, der besonders rigoros vorgeht. Claudia kostet die Entdeckung von Lestats Tod das Leben, nach einer ausschweifenden Racheaktion fährt Louis zurück in die Neue Welt. Nach jenem ausschweifenden Bericht wünscht sich Malloy, selbst ein Vampir zu werden.

Mittels augenzwinkernder Theatralik, die nicht von ungefähr eine herrliche Grand-Guignol-Szene zentriert, haucht Neil Jordan der an sich recht klebrigen Vampirstory treffliches Kinoleben ein. Sich an den langhaarigen Herzensbrechern Cruise, Pitt und Banderas, respektive ihren bisexuellen Neigungen zu ergötzen, wird in erster Linie entsprechend ausgerichteten Zeitgenossen oder träumerischen Damen zufallen, meinereinem stellt sich da zugegebenermaßen hier und da ein leichter Brechreiz ein. Hat man sich jedoch einmal damit arrangiert, gibt es viel zu entdecken, dass die Betrachtung von Jordan Film lohnt: Die betont artifizielle Theatralik der Inszenierung, wunderschöne Kostüme und nächtliche Kulissen und immer wieder der Durchbruch der gepflegten, blutroten Sanftmut von gleichermaßen fantastischen Szenen und Augenblicken - etwa, wie der Pariser Vampirkult sich und seine Opfer öffentlich inszeniert: als blutrünstig-gewagtes Live-Theater nämlich. Wie Louis die zu Asche verbrannte Claudia findet und danach den ganzen Clan zur Hölle schickt, und, ganz besonders, Louis' Schwärmerei vom Kino, das ihm und uns in huldigender Raffung von "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" über "Sunrise: A Song Of Two Humans" und "Gone With The Wind" bis hin zu "Superman" eine Blitzgeschichte illuminierter Sonnenaufgangsfilmmagie beschert.
Einst habe ich "Interview With The Vampire" recht abschätzig betrachtet, mittlerweile gefällt er mir mit jeder neuerlichen Betrachtung besser.

8/10


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THE AMAZING SPIDER-MAN (Marc Webb/USA 2012)


"Secrets have a cost. They're not free. Not now, not ever."

The Amazing Spider-Man ~ USA 2012
Directed By: Marc Webb

Der Schüler Peter Parker (Andrew Garfield) versucht, dem Verbleib seiner verschwundenen Eltern (Campbell Scott, Embeth Davidtz) nachzuspüren und stößt auf Dr. Curt Connors (Rhys Ifans), den früheren Kollegen seines Vaters. Connors, der einen Arm verloren hat, und als führende Autorität in der artübergreifenden Genetik gilt. Der wissenschaftlich ebenfalls höchst versierte Peter beginnt, mit ihm zusammenzuarbeiten und wird im Labor von einer genetisch modifizierten Spinne gebissen. Derweil scheint die Formel zur Regeneration von Stammzellen ausgereift. Connors injiziert sich das Reptilien-DNA enthaltende Serum. Während Peter Superkräfte bei sich entdeckt, mutiert Connors zu einem Monster. Als Peters Onkel Ben (Martin Sheen) von einem Straßenräuber (Leif Gantvoort) ermordet wird, sieht Peter sich gezwungen, Maske und Kostüm anzulegen und von nun als Spider-Man die Straßen New Yorks etwas sicherer zu machen, sehr zum Unwillen der Polizei. Schon bald trifft er auf Connors in seiner Monstergestalt...

Hmm, nun weiß ich also endlich, was ein Reboot ist. Würde dieses, soviel vorweg, wenn schon als dem Wesen nach - gelinde gesagt - überflüssig, so doch immerhin als weithin gelungen einstufen. Zehn Jahre sind ja schon beinahe eine Generation und so ist eine Neubearbeitung zur Erzielung neuer Publikumsschichten gewissermaßen auch probat. Was diese "Spider-Man"-Version gegenüber ihrer Vorgängerfassung von Sam Raimi stärkt, ist ihre in einzelnen Details große Vorlagentreue. Jene verpflichtet sich bereits durch den Titel, immerhin der des ersten Comicserials von 1963. "Spider-Man" bewegt sich nunmehr wirklich exakt so behende wie in der Vorlage und hat wie dort auch stets die Zeit für einen naseweisen Spruch zwischendrin. Der zwischen Arroganz und Unsicherheit pendelnde Garfield scheint mir dem als eher unsicher agierenden Tobey Maguire als Peter Parker allerdings leicht unterlegen. Endlich stammt wiederum das Netz, wie es sich gehört, aus künstlicher Herstellung Marke Eigenbau und Handgelenksvorrichtung, der "Spinnensinn" findet seinen Platz. Unerlässliche Standardfiguren wie Mary Jane Watson oder J.J. Jameson müssten natürlich künftig noch installiert werden, ohne die geht es schließlich nicht. Dass der ursprünglich als schüchterner Bücherwurm eingeführte Peter Parker nun ein slackernder Skaterschönling sein soll, bleibt eine völlig idiotische, sogar fast verhängnisvolle Maßgabe. Eine etwas langschnäuzigere Echse (diese hier hat mir irgendwie zuviel Ähnlichkeit mit Abomination aus dem "The Incredible Hulk") sowie eine etwas hübschere Gwen Stacy (Emma Stone ist nämlich nicht mein Typ) hätten mir auch noch maßgeblich zugesagt. Was Webbs Inszenierung anbelangt, so kann ich dazu momentan nur konstatieren, dass ich sie als "unauffällig" empfand - angesichts der obligatorisch krawalligen Attitüde des Films wohl nicht weiter verwunderlich. Unterm Strich macht all das für mich einen guten, wenngleich keinen wirklich starken Film.

8/10

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BINGO BONGO (Pasquale Festa Campanile/I, BRD 1982)


Zitat entfällt.

Bingo Bongo ~ I/BRD 1982
Directed By: Pasquale Festa Campanile

Einige Mailänder Anthropologen werden auf einen unter Schimpansen im afrikanischen Urwald aufgewachsenen Mann (Adriano Celentano) aufmerksam. Kurzerhand Bingo Bongo getauft, wird der Affenmensch in die Modemetropole entführt, wo er sich nach einigem mühseligem Hin und Her menschliche Verhaltensweisen aneignet. Dabei unterstützen ihn vor allem die schöne Laura (Carole Bouquet) und ihr Hausschimpanse Renato. Bevor der zivilisations- und liebesfrustrierte Bingo Bongo allerdings wieder nach Afrika flüchten kann, wählen die Tiere der Welt ihn zu ihrem Botschafter.

"Bingo Bongo" ist ein wunderbares Beispiel für eine zeitangebundene Art des Filmemachens. Im Gegensatz zu den bis heute in Dauerschleife im Fernsehen gezeigten Spencer-/Hill-Komödien haben etwa die Giraldi-Filme mit Tomas Milian oder eben die vielen Celentano-Komödien, hinter denen häufig das Produzentenduo Cecchi Gori stand und die in Deutschland durch die Synchronkünste Rainer Brandts einen nochmals speziellen Ton auferlegt bekamen, kaum überlebt. Warum, das zeigt ein Film wie "Bingo Bongo", der für gegenwärtige Sehgewohnheiten ein kaum mehr fassbares Unikat darstellt, ganz vortrefflich auf. Celentano darf seinen lakonischen Humor erst nach rund einer Stunde aufzeigen, davor rekrutiert sich die Komik aus situativ angelegten Gags, in denen nach Stummfilmmanier Paternoster- und Drehtürengags Trumpf sind, ebenso wie eine vollkommen clowneske Szene mit Sal Borgese. Bei aller teils lauen, humoresken Schichtarbeit bewahrt sich der Film aber dennoch einen bizarren, surrealen Charme, der sich für jene, die mit dieser Art Film aufgewachsen sind, glücklicherweise noch präserviert findet.

6/10

Pasquale Festa Campanile Mailand Tarzanade


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ERCOLE ALLA CONQUISTA DI ATLANTIDE (Vittorio Cottafavi/I, F 1961)


Zitat entfällt.

Ercole Alla Conquista Di Atlantide (Herkules erobert Atlantis) ~ I/F 1961
Directed By: Vittorio Cottafavi

Herkules (Reg Park) und sein Freund Androklus (Ettotre Manni), König von Theben, wohnen einer nervenaufreibenden Vision bei, die nicht nur das Ende Griechenlands, sondern sogar das der ganzen Welt prophezeit. Zusammen mit Herkules' Sohn Illus (Luciano Marin) und dem lustigen Zwerg Timotheos (Salvatore Furnani) bricht man übers Meer auf, die dräuende Gefahr ausfindig zu machen und zu beseitigen. Jene zeigt sich bald in Form der sagenhaften Insel Atlantis respektive deren Königin Antinea (Fay Spain), einer machtgierigen Diktatorin, die ihrem Machterhalt zur Bedingung ohne zu zögern ihre Tochter (Laura Efrikian) opfern will und mithilfe eines mystischen Steines eine Superrasse züchtet, mit deren Unterstützung sie die Weltherrschaft anstrebt.

Noch schöner als Cottafavis erster "Herkules"-Film mit Mark Forest gestaltet sich dieser Meilenstein des Schundfilms. Herrliche, verschwenderisch mit Goldlack bepinselte Plastikbauten, kurzsichtige Maskenbildnerei (Antineas blondbärtige Ariergarde steht den Heino-Zombies aus "Otto - Der Film" in nichts nach), des Recken bemühter Kampf gegen ein teuflisch kindergartenkostümiertes Monster namens Proteus, das sich wahlweise auch in einen sattgefressenenen, dressierten Zirkuslöwen oder in eine dreißig Zentimeter lange Babypython verwandeln kann und natürlich Reg Park selbst, mein persönlicher Lieblings-Herkules, machen Cottafavis Film zu einem Erlebnis. Meine wie immer überheblich konnotierte Schilderung des Films soll dabei der spürbarten Vitalität der Inszenierung, die vor einem fast kindlichen Enthusiasmus sowie dem Mut zur Ernsthaftigkeit inmitten der eigenen Trashprämisse strotzt bitte nicht den Weg abschneiden. "Ercole Alla Conquista Di Atlantide" ist wirklich italienischer Bodybuilder-/Sandalen-Gurkensalat at its finest accomplishment!

8/10

Vittorio Cottafavi Herkules Griechenland Atlantis Europloitation Griechische Mythologie


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LA VENDETTA DI ERCOLE (Vittorio Cottafavi/I, F 1960)


Zitat entfällt.

La Vendetta Di Ercole (Die Rache des Herkules) ~ I/F 1960
Directed By: Vittorio Cottafavi

Herkules (Mark Forest) kehrt von einem Abenteuer im Hades zurück, an deren erfolgreichem Ende er dem Gott der Rache einen in der Unterwelt aufgespürten Blutdiamanten opfern kann. Doch auch in der Oberflächenwelt geht es heiß her: Der böse Tyrann Eurytos (Broderick Crawford) plant die Eroberung Thebens und sucht dafür willfährige Mitstreiter. Derweil erliebt sich Herkules' Sohn Hylos (Sandro Moretti) in die flotte Thea (Federica Ranchi), ein Umstand, den Eurytos wohlfeil für allerlei Ränke gegen seinen muskelbepackten Erzfeind zu nutzen weiß. Der jedoch schreckt selbst vor Elefanten nicht zurück.

Nach Steve Reeves war Mark Forest der zweite Herkules im italienischen Sandalenopus im ersten von zwei Filmen des immens visuell denkenden Regisseurs Cottafavi. "La Vendetta Di Ercole" hat eigentlich gar keine richtige Geschichte, sondern präsentiert eine Abfolge schaulustiger Szenen, deren Zusammenhang bestenfalls einer surrealistischen Traumlogik folgt. Daher konnte der Film in unterschiedlichen Ländern auch in ganz unterschiedlichen Schnittfassungen ohne besondere strukturelle Einbußen gezeigt werden. So bekamen die Amerikaner etwa noch einen Kampf zwischen dem Halbgott und einem Drachen in Stop-Motion-Animation zu sehen, der bei uns völlig fehlt. Worauf wir glücklicherweise nicht verzichten mussten, ist Herkules' Hades-Abstieg, im Zuge dessen er gegen den Höllenhund Zerberus und gegen ein plüschiges Fledermausmonster kämpfen muss - im Film als Kreaturen zu sehen, die dem "Spezial" in "Spezialeffekt" eine ganz neue semantische Konnotation abringen. "La Vendetta Di Ercole" ist an der Oberfläche zwar doof und billig, in seinen spezifischen Bahnen jedoch getragen von absoluter Könnerschaft sowie inbrünstiger Fabulierfreude und gerade deshalb beseelt von einem unwiderstehlichen Charme.

7/10

Vittorio Cottafavi Herkules Griechenland Europloitation Sandalenfilm Griechische Mythologie


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GHOST RIDER: SPIRIT OF VENGEANCE (USA/AE 2011)


"I don't save people."

Ghost Rider: Spirit Of Vengeance ~ USA 2011
Directed By: Mark Neveldine/BrianTaylor

Der mit dem Fluch eines Rachedämons behaftete Johnny Blaze (Nicolas Cage) sucht in Osteuropa nach innerer Ruhe und Antworten. In Rumänien trifft er auf den unkonventionellen Geistlichen Moreau (Idris Elba), der ihm die Mission auferlegt, ein auserwähltes Kind (Fergus Riordan) in Sicherheit zu bringen, das offensichtlich das Erbgut des Höllenfürsten Roarke (Ciarán Hinds) in sich trägt. Im Gegenzug soll Blaze vom Fluch des 'Ghost Rider' befreit werden. Als Johnny erkennt, dass man ihn selbst, den Jungen und dessen Mutter (Violante Placido) in eine Falle gelockt hat, stellt er sich seinem Schicksal.

Die Tatsache, dass die beiden Krawall-Regisseure Neveldine und Taylor für das Sequel zu Mark Steven Johnsons "Ghost Rider" verantwortlich sind, lässt bereits vorab einen sich ansätzlich durchaus von seinen Wurzeln emanzipierenden Film erwarten. Tatsächlich erweist sich die hyperaktive visuelle Kinetik des Ganzen dann auch als seine vorderste Spezialität. Der Brückenschlag zum sich in eingeweihten Zuschauerzirkeln längst zum heimlichen Kunstprogramm entwickelnden, modernen DTV-Actionfilm ist somit auch als autooperatives Statement zu verstehen: Wer im Genre gegenwärtig etwas zu sagen hat, geht nach Osteuropa. Längst nicht mehr allein der kostengünstigen Produktion wegen, sondern weil das gesamte hier vorherrschende Flair opportunistischer Neuerstehung eine unweigerliche Maßgabe des gegenwärtigen state of the art darstellt. Von dieser ergo keineswegs bloß in ökonomischer Hinsicht begrüßenswerten Entwicklung zehren mittlerweile selbst höher budgetierte Leinwandproduktionen wie das aktuell laufende "Expendables"-Sequel oder eben auch "Ghost Rider: Spirit Of Vengeance". Der Film wirkt, in aller Kürze subsummiert, "enthoben", die inhaltliche Motivlage bietet nurmehr allerälteste Kamelle, die formale Ausführung jedoch Erlesenes. Fast noch mehr als der Erstling steht das Sequel zu seinen comikesken Wurzeln, die den Rider bereits innerhalb seines originären Universums seit jeher zu einer bizarren Ausnahmeerscheinung machten. Nicolas Cage hat einmal mehr Gelegenheit zu psychotischem Augenrollen und hysterischem Gelächter, bis auf Ciarán Hinds und einen eigenartigen Gastauftritt von Christopher Lambert wäre der Rest der Besetzung als vernachlässigenswert zu bezeichnen. Vermutlich wird "Ghost Rider: Spirit Of Vengeance" von keinem Zuschauer spontane Liebesbekundungen zu spüren bekommen, dazu besitzt er dann doch etwas zu wenig 'spirit'. Einen gezielten Blick ist er jedoch durchaus wert.

7/10

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THE PURPLE ROSE OF CAIRO (Woody Allen/USA 1985)


"You can't learn to be real. It's like learning to be a midget."

The Purple Rose Of Cairo ~ USA 1985
Directed By: Woody Allen

New Jersey zur Zeit der Großen Depression: Die unglücklich verheiratete Cecilia (Mia Farrow) flüchtet sich mittels regelmäßiger Kinobesuche allabendlich in die Glitzerwelt Hollywoods und träumt davon, eines Tages von Fredric March, Leslie Howard oder Fred Astaire aus ihrem tristen Sackgassendasein entführt zu werden. Ihr neuester Lieblingsfilm ist "The Purple Rose Of Cairo", aus dem urplötzlich eine Nebenfigur, der Ägyptologe und Poet Tom Baxter (Jeff Daniels), von der Leinwand herabsteigt und Cecilia seine Liebe gesteht. Die Filmfigur findet sich allerdings nur schwer in der - zudem gegenwärtig düsteren - Realität zurecht, sein Geld ist nichts wert, bei Schlägereien kommen unfaire Ausleger und die Liebe kennt hier keine Abblende. Schließlich kommt Gil Shepherd (Jeff Daniels), der Schauspieler, der Tom Baxter im Film porträtierte, nach Jersey und dient sich ebenfalls Cecilia ein - als greifbarer, echter Mann aus Fleisch und Blut...

Wie man's macht, macht man's falsch - damit geht Woody Allen stets gern hausieren und bedient sich dabei der süßen Bitterkeit verschmitzter Humoreske. So auch in "The Purple Rose Of Cairo", der zwangsläufig ohne den Meister auf der Leinwand auskommen muss, weil in diesem Fantasy-Stück über die Kraft der Imagination kein Platz ist für bebrillte kleine Intellektuelle oder Neurotiker. Die Figuren sind entweder über- oder unterlebensgroß, repräsentieren das Leben in all seinen Schwächen und knauserigen Fügungen oder jenen Hollywood-Eskapismus der frühen Dreißiger, in dem die Screwball-Parallelrealität sich in aller notwendigen Gegenteiligkeit die Bahn frei machte, um die Leute für ein paar Cents zumindest kurzfristig auf andere Gedanken zu bringen und die sich aufstauende Wut ein klein wenig zu sublimieren. Natürlich liebt Allen diese historische Phase, ist sie doch von teilweise autobiographischer Färbung. Ganz wunderbar die kleinen Seitenhiebe auf die soziale, nationale Unsicherheit: Allein die Erwähnung des Kürzels FBI kommt einer Drohung gleich und wenn jemand auch nur das Wort "Solidarität" in den Mund zu nehmen wagt, ist er gleich ein Roter.
Köstlich, schön, liebenswert.

9/10

Woody Allen New Jersey Great Depression Kino Film im Film Hommage Hollywood Groteske


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TARZAN AND THE MERMAIDS (Robert Florey/USA 1948)


"Balu no God. Just man."

Tarzan And the Mermaids (Tarzan in Gefahr) ~ USA 1948
Directed By: Robert Florey

Tarzan (Johnny Weissmuller) und Jane (Brenda Joyce) finden die erschöpfte Mara (Linda Christian), die vor ihrem Volk, den Aquitaniern geflohen ist, weil sie mit dem angeblichen Gott Balu verheiratet werden soll. Hinter dessen Maske verbirgt sich der skrupellose Perlenschmuggler Varga (Fernando Wagner), der die Naivität der Eingeborenen für seine Zwecke ausnutzt und mithilfe des falschen Hophepriesters (George Zucco) im ortseigenen Tempel haust wie die Made im Speck. Als Mara zurückentführt wird, folgt ihr Tarzan und bringt die Sache vor Ort in Ordnung, indem er Varga enttarnt und den Aquitaniern die nötige Vernunft einbläut.


Der letzte "Tarzan"-Film mit Johnny Weissmuller, mittlerweile immerhin stolze 45, schlägt nochmal eine recht ungewohnte Richtung ein. Erstmals zu weiten Teilen in freier Natur in Mexiko gefilmt und trotz des unveränderten Schauplatzes Afrika mit polynesischem Inselflair angereichert gibt sich der Film merkwürdig kulturübergreifend. Zudem hat Tarzan gleich mehrere neue Freunde im Schlepptau, darunter einen wackeren Kolonialpolizisten (Edward Ashley) und den öligen Glücksritter Benji (John Laurenz), der sich, mit Strohhut und Ukulele ausgestattet, als Postbote und Lieder-Improvisator durch den Dschungel schlägt und für einige flaue Gags zu sorgen hat. Diese Figuren zielen ganz offensichtlich auf einen späteren Ausbau ihrer selbst ab, zu dem es jedoch nicht mehr kam: Schon im folgenden Jahr übernahm Lex Barker den Lendenschurz für den umtriebigen Sol Lesser und gab dem Franchise damit einige neue Impulse. Höhepunkte dieses bis dato außerdem kürzesten "Tarzan"-Abenteuers aus den Häusern RKO bzw. MGM bilden die Auftritte der überaus ansehnlichen Linda Christian, einem halbmexikanischen Starlet, das über Errol Flynn zum Film gekommen war, später Tyrone Power heiratete und Mutti der Trällerliese Romina Power wurde; Tarzans leider nur kurzes Duell mit einem Riesenkraken und die letzte Einstellung, in der Cheetah buchstäblich den schmierigen Mariachi Benji nachäfft.
Schön war's.

7/10

Tarzan Afrika Sequel Robert Florey Krake





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