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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SAINT JOAN (Otto Preminger/USA, UK 1957)


"That is how the messages of God come to us, through our imagination."

Saint Joan (Die heilige Johanna) ~ USA/UK 1957
Directed By: Otto Preminger

Paris, 1456: Des Nachts im Traume begegnet der alte König Charles VII (Richard Widmark) der ein Vierteljahrhundert zuvor auf dem Scheiterhaufen verbrannten, mittlerweile heilig gesprochenen Jeanne d'Arc (Jean Seberg), der er seine Krönung verdankt und deren Hinrichtung er später nicht vereitelt hat. Gemeinsam und ohne Groll sinniert man der alten Tage; später gesellen sich noch der Ritter Jean De Dunois (Richard Todd), der für Johannas Aburteilung verantwortliche Bischof von Beauvais (Anton Walbrook) sowie ein Soldat (Norman Rossington), der ihren letzten Wunsch erfüllt hat - allesamt in ihrer Traumgestalt oder als Geister.

Basierend auf George Bernard Shaws von sanfter Ironie durchsetztem Stück arbeitete Graham Greene die Geschichte Jeann d'Arcs filmtauglich auf, was eine gute Stunde an Kürzungen bedeutete. Die Inszenierung besorgte dann Preminger, der mit der von ihm persönlich gecasteten, neunzehnjährigen Jean Seberg eine seiner größten Entdeckungen vorweisen konnte. "Saint Joan" gibt sich eher kunstgewerblich und überrascht damit, dass er sein imposantes Staraufkommen vornehmlich gegen den Strich besetzt. Richard Widmark gibt seinen König als kriecherischen, schwachen Kindskopf, dem bereits die Last der Krone während der Krönungszeremonie zu schwer ist und der sich lieber albernen Spielchen in seinem Garten zuwendet, Felix Aylmer ist einmal nicht der liebenswürdige alte Apostel, sondern ein klerikaler Handlanger, Harry Andrews ist ein dummer englischer Besatzer, dem angesichts von Jeannes Verbrennung die Muffe geht. Gut, John Gielgud als undurchsichtiges Ekel, das geht noch gerade so als "gewohnheitsmäßig" durch. Was am Film reizt, ist seine leichthändig präsentierte Darbietung in bald satirischer Einbettung; andererseits führt genau dies zu einer merkwürdig amorphen Ziellosigkeit, die beim Zuschauer eine ziemlich unerwünschte, aber übermächtige Gleichgültigkeit hinterlässt.

6/10

Otto Preminger Mittelalter Frankreich Johanna von Orleans Inquisition George Bernard Shaw Graham Greene Parabel Historie period piece Hundertjähriger Krieg based on play


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THE PROPHECY (Gregory Widen/USA 1995)


"Never trust a fucking angel."

The Prophecy (God's Army) ~ USA 1995
Directed By: Gregory Widen

Einst wurde im Himmel unter dem Erzengel Gabriel (Christopher Walken) ein gigantischer Krieg losgetreten, der mittlerweile bereits seit vielen Tausenden Jahren wütet. Anlass dafür war die Eifersucht der Engel auf etwas, das Gott seiner jüngsten Kreation, dem Menschen, im Gegensatz zu ihnen verehrte: Seelen. Nun scheint sich eine entscheidende Wende im Himmelskrieg einzustellen, herbeigeführt durch den Tod des unendlich bösen Korea-Veteranen Hawthorne, dessen Seele sich Gabriel unbedingt unter den Nagel reißen will. Der vom Glauben abgefallene Polizist Daggett (Elias Koteas) bekommt durch Gabriels Konkurrent Simon (Eric Stoltz) jedoch Wind von den himmlischen Geschicken und versucht, Hawthornes Seele, die sich mittlerweile im Körper eines kleinen Mädchens (Moriah Shining Dove Snyder) befindet, vor Gabriel in Sicherheit zu bringen.

Ein Film, reich an hübschen Ideen und überbordernder Phantasie, dem es auch ohne große Effektarbeit zu beträchtlicher Atmosphäre gereicht. Dafür verantwortlich ist neben Gregory Widens nonchalanter Schreiberei, die bereits "Highlander" auf dem Kerbholz hatte, natürlich die generöse Besetzung, die auch einen Tarantino glücklich gemacht hätte und besonders für Christopher Walken einen dankbaren Part bereithält. Ansonsten sind Adam Goldberg als Gabriels suizidaler Sklave und Viggo Mortensen als blumenfressender Luzifer die Attraktionen dieses Films, der sich nicht nur in punkto Besetzung sehr dem Zeitgeist verpflichtet fühlt. Knackige Oneliner und Dialoge halten selbst den an Fantasyhorror sonst eher uninteressierten Betrachter bei Laune und auch die Engel, die sich mit langen Mänteln, modischen Frisuren und Bärtchen eher wie Mafiabosse und Grungemusiker ausnehmen, passen hervorragend nach 1995. Doch vergesse man bei aller Ironie in Wort und Bild nicht, dass der Film sein Sujet insgesamt erfreulich ernst nimmt, mit Elias Koteas zumindest eine völlig unsarkastische Hauptfigur in sein Zentrum stellt und seine ungewöhnliche Geschichte plausibel und mit unablässiger Spannung darbringt.

8/10

Gregory Widen Engel Satan Arizona Indianer


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THE CABIN IN THE WOODS (Drew Goddard/USA 2011)


"I'm gonna read a book with pictures."

The Cabin In The Woods ~ USA 2011
Directed By: Drew Goddard

Fünf College-Freunde (Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, Fran Kranz, Jesse Williams) brechen zu einem Wochenendtrip in einer Waldhütte auf. Sie ahnen nicht, dass sie sich damit zum Teil eines uralten Rituals machen, das in der Gegenwart jedoch laborhafte Dimensionen angenommen hat. Unter der Erde sitzen eingeweihte Mitarbeiter wie in einer Art Überwachungsbüro und können das Quintett sowohl beobachten wie auch seine Geschicke durch alle möglichen Tricks steuern. Als eine Zombiefamilie auftaucht, die irgendetwas mit den diarischen Schriften im Keller der Hütte zu tun haben und die Freunde attackiert, ahnen sie noch lange nicht, welches Ausmaß sich wirklich hinter ihrem Ungeschick verbirgt...

Dieser Joss Whedon scheint mir ein ziemlich cleveres Kerlchen in Bezug auf die Ersinnung frischer Geschichten und Szenarien zu sein. Da ich bekanntermaßen mit Fernsehen wenig bis notting an der Mütze habe, kenne ich seine Arbeiten auf diesem Sektor nicht, aber dass "The Avengers" großartig sind, bestärkt mich in meiner Vermutung. "The Cabin In The Woods" nun gestaltet sich als umfassende Hommage an den Horrorfilm in seiner Gesamtheit, mit all seinen übernommenen, weitergesponnenen und auch selbstkreierten Mythen. Und ist dazu noch eine Reminiszenz an Lovecraft und an alle Gewohnheitskiffer dieser Welt. Toll ist auch, dass das Erwartete und das Unerwartete zu gleichen Teilen zusammentreffen. Dass der blöd daher salbadernde Pothead am Ende mit all seinen Spinnereien richtig liegt und als Held durchgeht, vermutet man zu Beginn nicht, andererseits jedoch bleibt einem parallel dazu auch das klassische final girl erhalten.
Seine volle Durschschlagskraft erhält "The Cabin In The Woods" im letzten Viertel, als ebenjenes übriggebliebene "Paar" die unfassbare Wahrheit aufdeckt und Whedon und Goddard ihre Phantasie wahre Purzelbäume schlagen lassen: Tief im Boden, unterhalb der Kabine lauern nämlich sämtliche Schrecknisse, die je im Horrorfilm Gestalt annahmen, rechteverhaftete Kreaturen leider, wenn auch erwartungsgemäß, exklusive. Ein Phantásien des Schreckens liegt da begraben und Whedon/Goddard schwingen sich auf zum Michael Ende des Trash. "The Cabin In The Woods" wird zu einer Geschichte über Geschichten, einer Universalabhandlung über das Wesen von Horrorfilmen, deren Metaebene ungeahnte Höhen erreicht, ohne den eigenen Storyfaden zu vernachlässigen. Dass die längst jedes räsonable Maß überschreitende Effektarbeit Hollywoods außerdem nicht automatisch selbstzweckhaft daherkommen muss, sondern in Ausnahmefällen auch ihre ursprüngliche Funktion noch, nämlich die Unterstützung des Films, erfüllen kann, vermittelt einem große Zuversicht. Toll!

9/10

Drew Goddard Joss Whedon Satire Monster Zombies Hommage Verschwörung Marihuana Apokalypse


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THE PRINCESS BRIDE (Rob Reiner/USA 1987)


"This being our first try, I'll use the lowest setting."

The Princess Bride (Die Braut des Prinzen) ~ USA 1987
Directed By: Rob Reiner

Ein Junge (Fred Savage) bekommt von seinem Opa (Peter Falk) das Buch von der "Braut des Prinzen" am Krankenbett vorgelesen, obschon er Märchen eigentlich langweilig und blöd findet. In der Geschichte wird das Liebespaar Buttercup (Robin Wright) und Westley (Cary Elwes) getrennt. Während Buttercup, im Glauben, Westley sei tot, auf die Heirat mit dem schmierigen Prinzem Humperdinck (Chris Sarandon) wartet, wird sie von dem kriegstreibenden Gauner Vizzini (Wallace Shawn) und seinen Partnern Inigo Montoya (Mandy Patinkin) und Fezzik (André the Giant) entführt. Doch Westley lebt und kehrt als maskierter Korsar zurück, um Buttercup zu befreien und wieder zu der Seinen zu machen.

Rob Reiners Film erfreut sich ja ungebrochener Beliebtheit, wie seine konstante Listung in der imdb-Top-250 beweist. Wohl zu Recht, denn der Ansatz, einem potenziellen Kinderfilm eine Metaebene zu verleihen, die einerseits über Wesenhaftigkeit und Status klassischer Märchen und Sagen in der hedonistischen Yuppie-Ära der Achtziger Auskunft gibt und andererseits mit spitzfindiger Komik auch gesetzte Herrschaften zum Schmunzeln bringt, geht perfekt auf. Ohne die übertriebene Effekte-Zauberei eines George Lucas, der fast zeitgleich mit "Willow" einen nicht unähnlichen, jedoch wesentlich oberflächlicheren Film vom Stapel ließ, erfrischt "The Princess Bride" mit den ebenso luziden wie bewährten Mitteln des klassischen hollywood'schen Abenteuerkinos immer wieder aufs Neue Herz und Hirn.

9/10

Rob Reiner Märchen Magie Satire Kinderfilm Riese


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THE WIZARD OF OZ (Victor Fleming/USA 1939)


"Lions and tigers and bears! Oh, my!"

The Wizard Of Oz (Das zauberhafte Land) ~ USA 1939
Directed By: Victor Fleming

Weil sie mit ihrem Hund Toto von zu Hause weggelaufen ist, hat die kleine Dorothy (Judy Garland) ein furchtbar schlechtes Gewissen. Als sie sich dann während eines Wirbelsturms den Kopf stößt, träumt sie sich in das sagenhafte Land Oz, in dem sie sich mit der bösen Hexe des Westens (Margaret Hamilton) anlegt und drei Freunde, der Vogelscheuche (Ray Bolger), dem Zinnmann (Jack Haley) und dem Löwen (Bert Lahr) zu ihren Wunschträumen verhilft. Am Ende aber weiß Dorothy: "'S ist nirgends besser als daheim."

Da ihre Verdienste um die klassische Weltkultur eher bescheiden sind, klammern die Amerikaner sich voller Inbrunst und Verzweiflung an die wenigen entsprechenden Beiträge, darunter L. F. Baums Märchen "The Wonderful Wizard Of Oz", das in punkto globaler Popularität längst von dieser 39 Jahre jüngeren Technicolor-Adaption von MGM abgelöst worden ist. Die Songs und Dialogzeilen haben sich über die Jahrzehnte längst in das Weltbewusstsein eingefräst und begleiten vermutlich noch immer Milliarden von Menschen von Kindesbeinen an. Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt jemals irgendein anderer Film einen solchen Impact auf die Massenrezeption hatte wie "The Wizard Of Oz". Der Film ist aber auch herrlich trippy: Die tanzenden Zwerge, die jederzeit als Atelier-Kulisse erkennbare Sagenwelt in leuchtenden Farben, die scheußliche grünhäutige Hexe mitsamt ihren fliegenden Affenmonstern, der wunderbar witzige Löwenmann, der allgemein vorherrschende Schulaufführungs-Charakter. Und inmitten all diesen gepuderten Irrsinns die gar nicht mehr so kleine, sondern mit siebzehn Jahren durchaus "grenzerwachsene" Judy Garland, die, ist man mal ganz ehrlich, in ihrer Interpretation als, tja, vermutlich zehn- oder elfjähriges Mädchen ein klein wenig albern wirkt. Da Flemings Film, an dem, ebenso wie an "Gone With The Wind" noch diverse andere Hausregisseure herumgedoktert haben, sich durch seine ihm bereits wesentlich innewohnende Irrealis aber ohnehin alles gestatten darf, ohne weiter zu erstaunen, macht auch das überhaupt gar nichts.

9/10

Victor Fleming Hexen Kansas Kinderfilm Traum Mervyn LeRoy


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SUPERMAN (Richard Donner/UK 1978)


"Lex, my mother lives in Hackensack."

Superman ~ UK 1978
Directed By: Richard Donner

Kurz vor der Explosion des Planeten Krypton schickt der Wissenschaftler Jor-El (Marlon Brando) seinen erst wenige Wochen alten Sohn Kal-El in einer Raumkapsel zur Erde. Nach drei Jahren landet der Flugkörper in einem Weizenfeld in Kansas, wo ihn das kinderlose Farmehepaar Jonathan (Glenn Ford) und Martha Kent (Phyllis Thaxter) findet. Den Knirps, der gleich nach seiner Befreiung gigantische Körperkraft offenbart, adoptieren sie kurzerhand. Jahre später, sein irdischer Vater ist just verstorben, erfährt der mittlerweile im Teenageralter befindliche "Clark" Kent (Jeff East) um das Geheimnis seiner Herkunft. Ein Kristall aus seiner in der Scheune versteckten Kapsel lotst ihn in die Arktis, wo aus dem artefakt eine gigantische Festung erwächst. Hier erfährt Kal-El alles über seine wahren Eltern, seinen Heimatplaneten und seine Aufgabe auf der Erde. Nachdem er sich in der Großstadt Metropolis eine Zweitidentität als Reporter beim Daily Planet aufgebaut hat, wird "Superman" (Christopher Reeve), wie ihn seine Journalistenkollegin Lois Lane (Margot Kidder) tauft, zum Wahrzeichen der Stadt. Umgehend tritt jedoch auch der unumgängliche Antagonist auf den Plan: Der Superverbrecher Lex Luthor (Gene Hackman), der riesige Areale in der Wüste Kaliforniens aufkauft und damit ganz spezielle Pläne hat...

Nachdem "Jaws" und "Star Wars" den Schwanengesang New Hollywoods eingeläutet hatten und den Studios demonstrierten, wie reichhaltig mit phantastischen Stoffen Kasse zu machen ist, kümmerten sich das ungarischstämmige Produzentengespann Salkind Senior und Junior um die Rechte an dem amerikanischen Comic-Book-Mythos Superman, der 1977 bereits stolze neununddreißig Jahre auf dem Buckel hatte. Unter späterer Einbeziehung des Regisseurs Richard Donner und über diesen des Scriptdoktors Tom Mankiewicz erhielt "Superman" seine nunmehr bekannte, filmische Urform. Der Ansatz bestand darin, die Comic-Mythologie ernst zu nehmen und sie nicht zu parodistischem Camp verkommen zu lassen, wie es zuvor das "Batman"-TV-Serial aus den Sechzigern vorexerziert hatte. Die Figur und ihr Universum sollten zu seriösem Leben erweckt werden und unter Zuhilfenahme eines gigantischen Budgets zeitgenössisches Kinoformat erhalten. Zudem sollten gleich zwei Filme back to back entstehen, ein Plan, der unter den bald erkaltenden Füßen der Geldgeber jedoch verworfen wurde und dessen Aufgabe dem gerade beginnenden Franchise eine traurige spätere Entwicklung verschaffte.
Das Endresultat dieser ersten wirklichen Comic-Verfilmung, die all den infantilen Ansätzen der Vergangenheit den Boden unter den Füßen wegzog, war möglicherweise sogar noch vollendeter als seine Hersteller es sich zuvor ausgemalt hatten: "Superman" ist ein Meisterwerk des amerikanischen Films und von bleibend hohem kulturellen Rang. Ein Film, der mit seiner Fantasie und seinem Herzblut ungebrochen verzaubert und der seiner Titelfigur als amerikanischer Ikone zugleich ungeahnte Metaebenen verleiht. Ein Film, der weit mehr noch als "Star Wars" als gewissermaßen bourgeoise Replik auf das langjährige, selbstgesäte Misstrauen in das Land gewertet werden muss und dessen starker kreativer, europäischer Impact ihn möglicherweise weitaus intelligenter dastehen ließ als es eine rein nationale Produktion vermocht hätte. Ein Film schließlich, der abgesehen von seinen sicherlich antiquiert wirkenden Spezialeffekten von einer formalen Meisterschaft ist, die in solcher Vollendung vielleicht einmal alle zehn Jahre die Wahrnehmung des geneigten Kinobesuchers erfreut. Dazu zählen Geoffrey Unsworths nebulöse Weichzeichnerbilder von den Weiten des Mittelwestens und der Reise durch Kal-Els Geisteswelt ebenso wie John Williams' epochaler Score (womöglich sein bester) und natürlich Richard Donners Inszenierung, die nie wieder solch ehrgeizige Qualität erreichen sollte. Ein brillantes Ensemble, allen voran der im Rückblick so traurige Star Christopher Reeve, der mit seiner Superman-Interpretation eine filmische Heldeninkarnation geschaffen hat wie niemand sonst, stimmt diesen Wahnsinnsfilm ab bis aufs i-Tüpfelchen. Für mich, man ahnt es angesichts der obigen Zeilen, ist "Superman" schon seit frühester Kindheit ein Lebensbegleiter und sicherer Herzwärmer in trüben Tagen, der sich nie, niemals abnutzen wird. Ob ich ihn als Erstklässler mit großen Augen auf dem Fernseher verfolgte, ihn als späterer Grundschüler bei einer Wiederaufführung anlässlich des dritten Teils erstmals im lokalen Kino erleben durfte oder ihn als Teenager als 'Trip Movie' genoss; "Superman", "Richard Donners Superman" bitt'schön, war immer bei mir. Und er wird es immer sein.

10*/10

Richard Donner Robert Benton Mario Puzo DC Comics Superhelden Superman Kansas Stuart Baird Aliens


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THALE (Aleksander Nordaas/NO 2012)


Zitat entfällt.

Thale ~ NO 2012
Directed By: Aleksander Nordaas

Die beiden Tatortreiniger Elvis (Erlend Nervold) und Leo (Jon Sigve Skard) müssen in die Provinz ausrücken, um dort die blutigen Hinterlassenschaften eines toten, älteren Mannes zu entsorgen. Dabei entdecken sie unterhalb des Geräteschuppen einen subterranen Verschlag, in dem sich eine verstörte, junge, des Sprechens offenbar nicht mächtige Frau (Silje Reinåmo) befindet. Cassettenaufnahmen des Mordopfers geben ihnen nach und nach Aufschluss über die Dame: Offenbar handelt es sich bei ihr um eine Vertreterin der sagenhaften "Huldra", weibliche, in den norwegischen Wäldern heimische Fabelwesen, die von einer geheimen Regierungsorganisation eingefangen und später von dem getöteten Herrn befreit und versteckt gehalten wurde. Als Vertreter ebenjener Organisation auftauchen, gerät nicht nur Thale, wie die Huldra genannt wird, in Bedrängnis - auch Elvis und Leo sind als Mitwisser in höchster Gefahr.

Kurz, prägnant und nett nimmt sich dieser Fantasy-Horror-Hybrid aus norwegischer Fertigung aus, der gemäß der vollmundigen Werbung an "Trolljegeren" anknüpfen soll, dieses Versprechen jedoch nur bedingt einlöst. Ich glaube bestimmt, dass hier eine Gruppe engagierter junger Filmemacher am Werk war, die etwas Außergewöhnliches im Sinn hatten - wie schwer es allerdings ist, dies einem hoffnungslos übersättigten Publikum, das ja irgendwie sowieso schon alles gesehen hat, schmackhaft zu machen, diese Bürde wollte ich nicht teilen. Was gefällt, ist wie bereits bei "Trolljegeren" die Idee, nordische Folklore "wahr" werden zu lassen und, damit nicht genug, diese als längst auf Regierungsebene bekannt zu verkaufen. Daraus entstehen dann ja gar lustige Möglichkeiten der Verschwörungsverwicklungen, die im vorliegenden Falle ausgerechnet zwei eher niedere Vertreter der Arbeiterklasse tangieren sollen. Das ist schon recht hübsch und komisch, aber noch immer zu "kurzgeschichtenverwurzelt", um daraus etwas Abendfüllendes zu kreieren. Außerdem wirken die Effekte gemessen an aktuellen Standards ziemlich amateurhaft. Aber gut, da gibt's nun wahrlich Schlimmeres.

6/10

Aleksander Nordaas Norwegen Monster Krebs Freundschaft Verschwörung


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L.A. STORY (Mick Jackson/USA 1991)


"I keep thinking I'm a grown up, but I'm not."

L.A. Story ~ USA 1991
Directed By: Steve Martin

Harris K. Telemacher (Steve Martin) ist als komödiantischer Wetterfrosch bei einem lokalen Fernsehsender längst festes Mitglied der High Snobiety von L.A.. Mit seiner Freundin Trudi (Marilu Henner) lebt er ein unausgegorenes Leben zwischen Unzufriedenheit und Betrug, sein junger Boss (Woody Harrelson) ist ein rechter Kotzbrocken. Als ihm eines Tages die so erfischend konventionelle Londoner Journalistin Sara McDowel (Jessica Tennant) begegnet, krempelt sich sein von Oberflächlichkeiten umrahmtes Leben entscheidend um.

Steve Martins "Woody-Allen-Film", in dem wohl alles diametral gehalten ist zum bebrillten Regisseur und Klarinettisten. L.A. ist nicht New York. Und Martin ist nicht Allen. Sein Protagonist ist kein neurotischer Autor, sondern ein unkreativer Spaßvogel mit etwas einfältigen Methoden der Freizeitgestaltung. Marcel Ophüls, Freud, Bergman oder Strindberg sind für Martin kein Thema, mit Django Reinhardt und Chansons kann jedoch auch er etwas anfangen. Dafür ist Martins Ansatz, eine Hommage an seine Stadt zu schaffen, ein weitaus filmischerer. Er scheut sich nicht vor visuellen Tricks und Surrealismen; Blumen im Zeitraffer, Gedankenbläschen mit Mel Gibson darin oder der traumhaften Rückverwandlung eines frischverliebten Paares in seine Kleinkindesgestalt. Ebenjene Momente sind es, die "L.A. Story" seine spezifische, unwiderstehliche Magie verleihen. Das honorierten auch des Autors Komikerkollegen Chevy Chase, Rick Moranis und Terry Jones, die in feinen Cameos (letzterer in einem rein auditiven) dabei sind. Mich würde interessieren, ob Allen Martins, Verzeihung, Jacksons Film einmal gesehen hat und, falls ja, wie er ihm gefiel. Ich bleibe insgesamt betrachtet lieber bei Allen und New York, mag Martins Städte-Hommage aber dennoch sehr, insbesondere wegen ihrer fürstlichen Musikuntermalung mit sphärischen Enya-Songs. Und Django Reinhardt.
Ein Kompliment noch für Patrick Stewarts gnadenlos witzigen Gastauftritt und, in diesem Zusammenhang, auch an die ausnahmsweise wahrlich bravouröse deutsche Synchronfassung mitsamt Martins bestem, leider allzu selten in Anspruch genommenem Sprecher Eckart Dux.

8/10

Mick Jackson Steve Martin Los Angeles Kalifornien Hommage Satire Groteske Erwachsenenmärchen


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THE COMPANY OF WOLVES (Neil Jordan/UK 1984)


"...and that's all I'll tell you, cause that's all I know."

The Company Of Wolves (Die Zeit der Wölfe) ~ UK 1984
Directed By: Neil Jordan

Die pubertierende Rosaleen (Sarah Patterson) rettet sich in eine fieberhafte, barocke Traumwelt, die bevölkert wird von Dörflern, Rokoko-Adel und Werwölfen, die sich mit Vorliebe an jungen Mädchen delektieren. Die warnenden Worte ihrer etwas kräuterhexenhaften Großmutter (Angela Lansbury) ignorierend, findet Rosaleen am Ende jedoch zu sich selbst und ihrem eigenen Weg.

Auf "Rotkäppchen" basierendes Traumlogik-Märchen von Neil Jordan, in das man sich am Besten rückwärts hineinfallen lässt, ohne auf eine große formalästhetische Sinnsuche zu gehen. Dass Riesenschlangen durch den englischen Wald kriechen, wäre jedenfalls eine ganz neue Behauptung! Aber sie passen durchaus in den Film, als die großen Ur-Verführer sozusagen.
Jordan und seine Mitautorin Angela Carter legen das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm ganz vernünftig aus. Wie alle ihrer Überlieferungen ist auch die Mär vom "Rotkäppchen" in erster Linie nämlich eine rigoros didaktische: Der Wolf, vor dem es sich so sehr in Acht zu nehmen gilt, das ist die männliche Sexualität, die Zähne, das ist das Gemächt. Doch es gibt noch eine dritte, feministische Möglichkeit zwischen gefressen werden und aufschlitzen: Sich auf halbem Wege zu begegnen nämlich. Das Tier zu domestizieren und sich der eigenen Körperlichkeit hinzugeben, kurz: die Selbstbestimmung. Die Alten haben nämlich auch nicht immer recht mit ihren alten Weisheiten und Lebensformeln. Manchmal lohnt es sich auch, das Leben selbst zu entdecken.
Eine hübsch grauslige Lektion in Sachen Erwachsenwerden von einem hübsch unangepassten Neil Jordan.

8/10

Neil Jordan Parabel Erwachsenenmärchen Gebrüder Grimm Rotkäppchen Wölfe Coming of Age Pubertät Werwolf


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LE AVVENTURE DELL'INCREDIBILE ERCOLE (Luigi Cozzi/I, USA 1985)


"Who art thou?"

Le Avventure Dell'Incredibile Ercole (Die Abenteuer des Herkules, 2. Teil) ~ I/USA 1985
Directed By: Luigi Cozzi

Eine olympische Verschwörung gegen den Göttervater Zeus (Claudio Cassinelli) bewegt diesen, erneut seine Geheimwaffe zu mobilisieren - den superstarken Herkules (Lou Ferrigno)! Dieser hat die Aufgabe, die Insignien von Zeus' Macht, nämlich seine sieben Blitze, ausfindig zu machen und sie ihm zurückzubringen. Die Blitze verbergen sich im Inneren verschiedener Monster und Kreaturen, die Herkules mithile der Amazone Urania (Milly Carlucci) erledigt. Als die machthungrige Hera (Maria Rosario Omaggio) dann auch noch Herkules' alten Erzfeind Minos (William Berger) wieder ins Leben zurückruft, scheint das Böse endgültig zu triumphieren - der Mond bewegt sich geradewegs auf die Erde zu!

Noch verrückter als der Erstling, angereichert mit Wischmopp-Monstern, Schleimwesen und halbgaren Rotoskopie-Tricks, hat Luigi Cozzi auch dieses nicht minder lustige Sequel in die Bahn geworfen. Lou Ferrigno, bereits um einige Filmerfahrungen mit den Italienern reicher (zwischendurch hatte er noch das von mir schmerzlich vermisste "Shinichin No Samurai"-Rip-Off "I Setti Magnifici Gladiatori" gemacht, ebenfalls für die Cannon), wirkt beileibe nicht mehr so strahlend gut aufgelegt wie im Vorgänger und ringt sich bestenfalls mal ein gequältes Lächeln ab. Kein Wunder, bei all dem materialisierten Schwachsinn, der hier aufs Tapet kommt. Der Gipfel wartet am Ende - hier wird Herkules von Zeus zum interplanetarischen Riesen hochgezogen und bringt mit einem kräftigen Hebeldruck Erde und Mond wieder in ihre jeweiligen Umlaufbahnen, bevor sie aufeinanderprallen können. Kein Thema für den guten Lou. Ansonsten, wahrlich, wahrlich, wird jeder, der mit dem Original seinen Spaß hatte, auch hier wieder überaus reell bedient.

5/10

Herkules Luigi Cozzi Cannon Griechische Mythologie Trash





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Funxton

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