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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA (John Carpenter/USA 1986)


"Ol' Jack always says... what the hell?"

Big Trouble In Little China ~ USA 1986
Directed By: John Carpenter

Der Trucker Jack Burton (Kurt Russell) transportiert werktags Koteletts nach Chinatown in Frisco. Als er zusammen mit seinem Freund, dem Restaurantbesitzer Wang (Dennis Dun), dessen Braut Mia Yin (Suzee Pai) aus China am Flughafen erwartet, wird man umgehend Zeugen der Entführung des Mädchens. Dahinter steckt niemand anderes als der böse Dämon Lo Pan (James Hong), der sich nach außen hin die Fassade des wohlhabenden Geschäftsmannes aufgebaut hat. Lo Pan muss ein grünäugiges Mädchen heiraten, um seine Jugend regenieren zu können und hat dafür nicht nur Miao Yin erwählt, sondern auch die Anwältin Gracie (Kim Cattrall), auf die Burton ein Auge geworfen hat. Zusammen begeben sich die Freunde wie einst Orpheus in die magische Zwischenwelt des Lo Pan...

Comiceskes, wildes Kasperltheater, das zwar formale Parallelen zu den früheren Regiearbeiten Carpenters erkennen lässt, ansonsten aber reichlich ungewohnte und innovative Kost bietet. "Big Trouble In Little Cina" oszilliert als völlig eklektischer Popfilm irgendwo zwischen den Buddykomödien der frühen bis mittleren Achtziger, der Pekingoper, Martial Arts und US-Fantasy, ist so vorzüglich getrickst, dass seine F/X noch heute frisch aussehen und scheint sich einen Dreck um jedwede Konvention zu scheren. Kurz darauf kam noch der ganz ähnlich angelegte "The Golden Child" von Michael Ritchie, ansonsten gibt es kaum einen vergleichbaren Hollywood-Stoff. Carpenter hat mit "Big Trouble" also einen immens originären Film geschaffen, der sich nach anfänglich eher skeptischer Rezeption wohl mittlerweile eine treue fan base erobert hat. Ich habe den Film - leider - noch viel zu selten gesehen, um mich gegenwärtig dazu rechnen können, ein Zustand, dem ich hoffentlich in den nächsten Jahren Abhilfe werde leisten können.

7/10

Magie ethnics San Francisco John Carpenter Martial Arts


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JASON AND THE ARGONAUTS (Don Chaffey/UK, USA 1963


"So that the gods may know them, and men may know themselves."

Jason And The Argonauts (Jason und die Argonauten) ~ UK/USA 1963
Directed By: Don Chaffey

Nachdem der Eroberer Pelias (Douglas Wilmer) sich den Thron von Thessalien unter den Nagel gerissen hat, fürchtet er sich vor der ihm prophezeiten Rache durch den geflohenen Königssohn Jason (Todd Armstrong). Als dieser nach einem Schicksalswink der Göttin Hera (Honor Blackman) Pelias das Leben rettet, gelingt es ihm, den unliebsamen Konkurrenten auf die Suche nach dem sagenumwobenen Goldenen Vlies und somit ans andere Ende der Welt zu schicken. Zusammen mit einer Besatzung aus heldenhaften Recken, dem Schiff Argo und der Unterstützung Heras gelingt Jason unter größten Entbehrungen schließlich das Unmögliche: Er findet das Vlies in Kolchis und jagt es mithilfe der Hohepriesterin Medea (Nancy Kovack) dem boshaften König Aietes (Jack Gwillim) ab.

Hiermit endet der Film und erspart uns die diversen, monsterlosen Ränke, die die Original-Sage noch für Neugierige bereithält. "Jason And The Argonauts" beinhaltet eine fast noch formvollendetere Trickpalette, als sie Ray Harryhausen bereits in "The 7th Voyage Of Sinbad" aufgefahren hatte. Der riesige Bronzegott Talos und dessen Animation gehört mit Sicherheit zu den absoluten Sahnestücken des Stop-Motion-Meisters, ferner lassen sich zwei sadistische Harpyen, die neunköpfige Hydra sowie eine kleine Skelett-Armee bewundern - allesamt echte Wunder aus Harryhausens Schatzruhe. Der dem Meeresgott Poseidon gewidmete Projektionstrick fällt demgegenüber eher ab, obschon auch dieser recht nett anzusehen ist.
Dem Vernehmen nach ist "Jason" Harryhausens persönlicher Lieblingsfilm unter all jenen, die er mit seinem Effektezauber zu bereichern wusste. Der Fairness halber sollte man diesbezüglich natürlich nicht anzuführen vergessen, dass selbst der größte Trickmagier kaum imstande ist, einem Film sein Unsterbliches einzubläuen. Dafür sind dann doch mehrere Faktoren nebst ihrer Verkettung verantwortlich. Andererseits passt wohl nur wenig scheinbar Eklektisches so hervorragend unter einen Deckel wie die altgriechische Sagenwelt und waschechte Stop-Motion-Monstrositäten.

9/10

Don Chaffey Ray Harryhausen Griechische Mythologie Monster Götter Olymp


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THE 7TH VOYAGE OF SINBAD (Nathan Juran/USA 1958)


"I shall try."

The 7th Voyage Of Sinbad (Sindbads 7. Reise) ~ USA 1958
Directed By: Nathan Juran

Von einer seiner Fahrten bringt Sindbad (Kerwin Mathews) den Magier Sokurah (Torin Thatcher), den er auf der Insel Colossa vor dem Angriff eines Zyklopen gerettet hat, mit heim nach Bagdad. Sokurahs einziger Wunsch besteht darin, nach Colossa zurückzukehren, um dort die Zyklopen zu vernichten, die sein Schloss bedrohen und vor allem um eine magische Wunderlampe zu sichern. Als Sindbad ihm diesen Wunsch abschlägt, schrumpft der durchtriebene Sokurah Prinzessin Parisa (Kathryn Grant), die Verlobte des Seefahrers, auf Däumelinchengröße. Parisas aufgebrachter Vater (Alfred Brown) droht Bagdad mit Krieg, sollte seine Tochter nicht schnellstens wieder in ihren normalen Zustand zurückverwandelt werden. Sindbad gestattet Sokurah also dessen Wunsch, eidieweil es eines nur auf Colossa erhältlichen Stücks Eierschale des Vogels Roch bedarf, um das Antidot für Parisa zu brauen.

Ein klassisches Stück Kino, für das Superlativen gemacht scheinen: Hollywoods schönster Sindbad-Film, Nathan Jurans Hauptwerk, Ray Harryhausens formvollendetste Arbeit. Freilich war das Stop-Motion-Genie Harryhausen die treibende kreative Kraft hinter dem Projekt, bei dem es sich folglich vornehmlich darum drehte, des Meisters Schöpfungen auf die Leinwand zu bannen. So sind in "The 7th Voyage" denn auch einige der liebenswertesten und berühmtesten Figuren Harryhausens vertreten: eine tanzende Schlangenfrau, ein fechtendes Skelett, der doppelköpfige Vogel Roch und sein Küken, das fechtende Skelett, der feuerspeiende Drache und natürlich die mehrfach auftretenden Zyklopen. All diesen Schöpfungen hauchte der Animateur in minutiöser Kleinstarbeit verblüffendes Leben ein. "The 7th Voyage" anzuschauen besitzt somit ein ganz ähnliches Flair, wie einem von seinem Steckenpferd besessenen Modellbauer bei der Arbeit zuzuschauen. Was den Film letztlich über die meisten anderen Arbeiten erhebt, die mit Harryhausens Kunst kokettieren durften, ist sein herzlicher inhaltlicher Kontext. Der reizende Film wirkt eben nicht bloß wie eine Alibivehikel für Spezialeffekte; Visualität und Inhalt finden vielmehr zu einer beispielhaften Symbiose und ergänzen sich wechselseitig perfekt. Mein Herz schlug übrigens schon immer für Torin Thatcher, der ja gar nicht so böse ist, wie gern behauptet wird. Diverse Male fragt er ganz höflich, ob ihn nicht jemand heim zu seiner Insel bringen kann und als die muslimische Engstirnigkeit des Kalifen (Alec Mango) an ihre schmal gestreckten Grenzen getrieben wird, begegnet man ihm mit Drohung und Rauswurf. Schöne Herrschaften, denen gehört's gegeben. Dass der am Ende etwas nachtragende Kahlkopf dann von seinem Wachdrachen plattgewalzt wird, hat er sich allerdings selbst zuzuschreiben.
Ein echter Charmebolzen ist dieser Film, den man fast schon lieben muss, zumal seiner Drehorte (die Alhambra bei Granada, Mallorca) wegen und weil darin ein Fluss aus Wein lustig durchs Gelände plätschert.

10/10

Nathan Juran Ray Harryhausen Sindbad 1001 Nacht Monster period piece Märchen


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TROLLJEGEREN (NO 2010/André Øvredal)


Zitat entfällt.

Trolljegeren (Trollhunter) ~ NO 2010
Directed By: André Øvredal

Die drei Studierenden Thomas (Glenn Erland Tosterud), Kalle (Thomas Alf Larsen) und Johanna (Johanna Mørck) wollen den vermeintlichen Bärenwilderer Hans (Otto Jespersen) bei der Verrichtung seiner seltsamen Tätigkeit filmen. Der ihnen zunächst unwirsch begegnende, alternde Haudegen erlaubt ihnen jedoch schließlich, seine tatsächliche Arbeit zu dokuentieren: Hans ist ein staatlich geprüfter und im streng geheimen Auftrage der norwegischen Regierung tätiger Trolljäger. Von den teils gigantische Größe erreichenden Kreaturen, die seit Jahrtausenden in der undurchdringlichen Berg- und Waldwelt des Landes hausen, weiß die Öffentlichkeit nichts, weil sie in streng abgesteckten Revieren fernab jeder Zivilisation leben und jeder doch mal ausgebrochene Proband umgehend von Hans liquidiert wird. Eventuelle Übergriffe der Trolle werden als Untaten von Bären oder Unwetterfolgen deklariert. Doch die Trolle umgeben noch einige weitere, unerwartete Geheimnisse.

Jeder Rollenspieler und Fantasyfreund wird und muss mit "Trolljegeren" einen feuchten Kindheitstraum wahr werden sehen, schließlich bekleiden die unfreundlichen Gesellen speziell in der nordischen Sagenwelt seit jeher eine Schlüsselrolle. Für den noch relativ unbeschlagenen Filmemacher André Øvredal, der für die Umsetzung seiner Geschichte die in jüngerer Zeit relativ beliebte und keineswegs mehr innovative Form des 'embedded filming' wählte, also die Kamera selbst zum entscheidenden Inhaltssubjekt deklarierte und damit ein weiteres 'found footage piece' aufs Publikum losließ, war es wohl unerlässlich, der Mär um die Trolle einen einerseits ökologischen und andererseits verschwörerischen Subtext zuzudichten. Warum auch nicht, denn einerseits bedarf ein Monsterfilm der (zuminest impliziten) Sensation und sollte andererseits, wenn er sich schon nicht dem Horrorgenre zugehörig fühlt, Sympathie für seine zotteligen Titelfiguren evozieren können. "Trolljegeren" versichert uns nämlich, neben der mir nicht ganz einleuchten wollenden Tatsache, dass die Viecher gläubige Christen wittern können, dass die haarigen Jungs und Mädels durchaus nette Patrone sind, so sie nicht gerade unter der just grassierenden Tollwut leiden. Wirkliche Angst braucht man eigentlich bloß vor der, wie immer in ökologisch wertvollen Spielfilmgleichnissen, wahren Bedrohung der durchtriebenen Menschen, hier: der Regierung zu haben, in Øvredals Film personifiziert durch den unangenehm glatten Beamten Haugen (Hans Morten Hansen). Die Trolle haben nämlich einen mindestens ebenso festen Platz im Naturgefüge wie das Menschengeschlecht und somit Achtung und Respekt verdient. "Trolljegeren" erscheint also als ein durchaus versöhnlicher Film, nett, freundlich und in fast jeder Hinsicht gut zu seinem Publikum.

7/10

Monster André Øvredal Norwegen embedded filming Road Movie Verschwörung Trolle


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SODOM AND GOMORRAH (Robert Aldrich/USA, I, F 1962)


"Separate... but in their full view..."

Sodom And Gomorrah (Sodom und Gomorrha) ~ USA/I/F 1962
Directed By: Robert Aldrich

Der Hebräer und Dynastiebegründer Lot (Stewart Granger) führt sein Volk in das Jordantal, wo die beiden Städte Sodom und Gomorrha liegen. Lot schließt mit der machtgierigen Königin Bera (Anouk Aimée) einen Handelsvetrag, der seinen Leuten die freie Bewirtschaftung ihres Landes sowie die Souveränität, entflohenen Sklaven Zuflucht zu gewähren, garantiert. Als Lot Bera im Kampfe gegen die kriegerischen Helamiter und gegen ihren intriganten Bruder Astaroth (Stanley Baker) unterstützt, opfert er seinen Grund und Boden und darf dafür mit seinem Volk in Sodom einziehen, wo Bera insgeheim hofft, die Hebräer zur Dekadenz "erziehen" zu können. Kurz, bevor Lot endgültig zum selbsträsonistischen Heiden wird, gestattet Gott ihm und seinen Leuten den Exodus aus den Städten, die daraufhin dem Erdboden gleich gemacht werden.

Zahlreiche der großen Hollywood-Regisseure ließen sich irgendwann im Laufe ihrer Karriere herab, um ihrer Filmographie zumindest einen Sandalen- bzw. Monumental- bzw. Bibelfilm hinzufügen zu können. Aldrich nahm sich mit einem fast durchweg italienischen Stab der skandalträchtigen Geschichte um die legendären Städe Sodom und Gomorrha an, in denen bekanntermaßen Wollust, Folter, Sadismus, Sklaverei und Intriganz an der Tagesordnung waren und die der "liebe" Jehovah dafür im Zuge einer seiner Reinigungsaktionen mit einem atombombengleichen Rumms vom Angesichte der sündigen Erde fegte.
Bei exaltierteren Filmemachern wie zum Bleistift Pasolini oder Brass wären die entsprechenden Zustände vermutlich noch um einiges plastischer ausgefallen in ihrer Illustration, bei dem bekanntlich ebenfalls schon wenig zimperlichen Aldrich überwiegt indes der Hang zu großatmiger Aktion und offen demonstriertem Kitsch. Genau ins Zentrum seiner im Vergleich zum biblischen Kontext dem Vernehmen nach deutlich abgewandelten Mär rückt der alte Recke die aufsehenerregende Schlacht gegen die Helamiter, die, minutiös und erstklassig montiert, veranschaulicht, wo die Präferenzen des Regisseurs gelegen haben dürften. Ansonsten ist "Sodom And Gomorrah" erwartungsgemäß leuchtend-idiomatisches B-Kino mit allem, was dazugehört, inklusive einem einzig für diese Rolle gemacht scheinenden Stewart Granger mit graumeliertem Schopfe und Anouk Aimée als unverhohlen lesbischen Matriarchin. Dazu gibt es in kleineren Rollen spätere Exploitation-Stars wie Anthony Steffen, Gabriele Tinti oder Giacomo Rossi-Stuart. Rik Battaglia, der hier schonmal für seine lumpenhaften Rollen als Winnetou-Bandit übt und Granger haben übrigens in jeweils acht bzw. drei Karl-May-Filmen aufgespielt, ohne sich noch ein weiteres Mal begegnen zu dürfen.

7/10

period piece Bibel Robert Aldrich


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THE RETURN OF CAPTAIN INVINCIBLE (Philippe Mora/AU 1984)


"Same old dreary demands. Self righteous, messianic, moralistic and increasingly tedious."

The Return Of Captain Invincible (Captain Invincible - Wer fürchtet sich vor Amerika?) ~ AU 1984
Directed By: Philippe Mora

Captain Invincible (Alan Arkin), einst eherner Verbrechensbekämpfer und zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Amerikas wirkungsvollste und mit Abstand patriotischste Waffe im Kampf gegen die Nazis, hat sich einst frustriert aus dem Superhelden-Biz zurückgezogen, nachdem eine Intrige seines alten Erzfeindes Dr. Midnight (Christopher Lee) ihn vor dem Senat für unamerikanische Umtriebe kaltgestellt hatte. Mittlerweile lebt der Captain depressiv und daueralkoholisiert in der Gosse von Sidney, wo er eines Tages vom eigens eingereisten US-Präsidenten (Michael Pate) re-rekrutiert werden kann. Der Regierung der Staaten wurde nämlich der "Hypno-Strahler" gestohlen, eine Geheimwaffe zur heimlichen Willens-Indoktrination. Dahinter steckt niemand anderes als Dr. Midnight, der einigen Schabernack mit "seinem" neuen Spielzeug anstellt. Allerdings muss Captain Invincible erstmal lernen, seine alten Kräfte, Computergehirn, Automagnetismus und vor allem die Fliegerei, zu reaktivieren.

Liebevoll gemachte Superheldensatire, spottbillig zwar, aber zugleich sprühend vor Bizarrerien und subversivem Witz, dabei jedoch nie ein Verräter an seinen Quellen und Inspirationen. So etwas muss man erstmal hinbekommen, aber der am Script beteiligte Steven E. de Souza hatte ja schon immer ein spezielles Händchen für ironisch konnotierte Genre-Artefakte. "Captain Invincible" scheut sich noch nichtmal, sich ab Minute Zwanzig in ein Musical zu verwandeln, dessen Nummern nicht von ungefähr an die "Rocky Horror Picture Show" erinnern, war doch auch an den vorliegenden maßgeblich Richard O'Brien beteiligt. Gar genialisch wird es zum Schluss, als Christopher Lee, der kurz darauf für Mora noch in dessen nicht minder herrlich eklektischem "Howling II - Your Sister Is A Werewolf" mitspielte, Captain Invincible mit einem astronomisch ausgestatteten Spirituosen-Schränkchen und dem diabolisch vorgetragenen Stück "Name Your Poison" rückfällig zu machen und damit zu besiegen versucht. Eine besondere Bank natürlich auch stets Alan Arkin, dessen humoriges Talent bekanntlich primär darin besteht, in den absurdesten Situationen einen heiligen Ernst vor sich herzutragen wie der Kreuzritter sein Glaubenssymbol.
Into the Blue!

8/10

Philippe Mora Farce Superhelden Kalter Krieg New York Satire Australien Alkohol


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SINBAD THE SAILOR (Richard Wallace/USA 1947)


"Thank Allah, I am sailing home to Dariabar!"

Sinbad The Sailor (Sindbad der Seefahrer) ~ USA 1947
Directed By: Richard Wallace

Der Seefahrer Sindbad (Douglas Fairbanks Jr.) erzählt den Leuten im Hafan von Basra von seiner achten Reise, auf der er nicht nur den Schatz Alexander des Großen auf der sagenumwobenen Insel Deryabar gefunden hat, sondern auch seine große Liebe Shireen (Maureen O'Hara), und im Zuge derer er sich gleich gegen zwei Bösewichte, nämlich den machthungrigen Emir von Daibul (Anthony Quinn) und einen geisterhaften Piraten namens Jamal (Walter Slezak), dessen Gesicht niemand kennt, zur Wehr setzen musste...

Alles ist wahr, alles! Gut aufgelegtes Abenteuermärchen für kleinere und größere Jungs, dem leider noch der Mut zur naiven Fantasy, die später die drei von Ray Harryhausen getricksten Sindbad-Filme begleitete, fehlt. Zwar erzählt der zu großen Gesttikulierereien neigende Sindbad gern auch die Geschichten seiner legendären siebten Reise, vom Vogel Roch und anderen Ungeheuern, in Wallaces Film reicht es jedoch bloß zu zwei - immerhin famos interpretierten - höchst menschlichen Antagonisten. Ansonsten sind die leuchtenden Farben der primäre Trumpf dieser quietschbunten Fabel, in der Fairbanks Jr. grinsend herumspringt wie ein toll gewordenes Eichhörnchen und die am Ende sogar eine felsenfeste Moral absondern darf: Die wahren Schätze liegen im Herzen und im Kopfe eines jeden Suchenden!

7/10

Sindbad 1001 Nacht Piraten Richard Wallace


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THE GATE (Tibor Takács/CAN, USA 1987)


"Demons aren't gonna ring the doorbell!"

The Gate (Gate - Die Unterirdischen) ~ CAN/USA 1987
Directed By: Tibor Takács

Im Garten von Glens (Stephen Dorff) Eltern wird ein knorriger, alter Baum gefällt. Nicht nur, dass Glen sich über den Verlust seines Baumhauses ärgert, scheint unter dem Wurzelstock auch noch ein tiefer Gang oder Bau zu liegen. Als die Eltern von Glen übers Wochenende wegfahren und er mit seiner Schwester Al (Christa Denton) und seinem besten Kumpel Terry (Louis Tripp) zu Hause bleibt, zeigt sich das ganze unheilige Ausmaß des unterirdischen Gewimmels: Kleine Dämonen, die offenbar allesamt nur Vorboten eines wesentlich größeren Patrons sind, kommen aus dem Loch im Garten und terrorisieren die armen Kids.

Horror-Fantasy-Stoff mit kindlichen Protagonisten, wie er in den Achtzigern zum Regelprogramm auf der Leinwand zählte. Filme wie "Poltergeist", "Joey", "Gremlins", "Critters", "Lady In White", "The Monster Squad" oder der etwas unbekanntere "Something Wicked This Way Comes", allesamt in unterschiedlichen Spektren des Phantastischen zu verorten, schlugen eine Brücke von den vom kindlich nachgeprägten Traumkino eines Steven Spielberg (oft auch unter dessen Beteiligung) hin zu durchaus erwachsenenkompatiblem Grusel, wobei jener Pfad mal konsequenter, mal zurückhaltender beschritten wurde. Die unabhängige Produktion "The Gate" ist ein leicht verspäteter Nachzügler dieser Welle, haut dafür aber nochmal ordentlich auf den Putz. Nicht nur, dass er mit formvollendeten Effekten, darunter einiges an stop motion, das Ray Harryhausen ordentlich Respekt abgenötigt haben dürfte, aufwartet, ist er doch immerhin ehrlich genug zu seinem Sujet, die bedrückende, unwohlige Stimmung nie ins Hintertreffen geraten zu lassen. Als ausgesprochener Kinderfilm funktioniert "The Gate" somit nur bedingt, der jugendliche Gekröse-Buff dürfte sich indes mit vorlautem Gelästere abwenden. Dabei ist es eigentlich gar nicht sonderlich schwer, "The Gate" sympathisch zu finden. Die Kinderdarsteller, darunter der dreizehnjährige Stephen Dorff, sind nett besetzt, mit Glens Freund Terry ist ein etwas vielschichtigerer Charakter dabei und wieder mal ist Heavy Metal (respektive ein Album der fiktiven Band "Sacrifice") der Schlüssel zu aller Dämonie. Natürlich ließ sich Takács, der heute mit zumindest interessant betitelten DTV- und TV-Instants wie "Mansquito" und "Mega Snake" seine ihm noch verbliebene Rest-Fangemeinde unterhält, ehedem noch die mit feiner Ironie gesalzene Butter nicht vom Brot nehmen.

7/10

Monster Familie Independent


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THE LAIR OF THE WHITE WORM (Ken Russell/UK 1988)


"She bit me!"

The Lair Of The White Worm (Der Biss der Schlangenfrau) ~ UK 1988
Directed By: Ken Russell


Der dandyhafte Lord James D'Ampton (Hugh Grant) kommt zwecks Erbantritts auf sein Familiengut zurück, derweil sich auch in seiner Nachbarschaft einiges tut: Der in der Pension der Schwestern Trent (Sammi Davis, Catherine Oxenberg) wohnende Archäologie-Student Angus (Peter Capaldi) gräbt unter einem früheren Kloster eindeutige Spuren eines archaischen Schlangenkults aus und die geheimnisvolle Lady Silvia Marsh (Amanda Donohoe) kehrt aus dem Winterurlaub heim in ihr Ressort, das "Tempelhaus". Bald kann Lord D'Ampton seiner Familientradition, der zufolge einst ein Vorfahr einen in der Gegend hausenden Lindwurm besiegte, fortführen, denn es regt sich etwas in den Höhlen um D'Ampton Hall...

Nicht übel, aber auch kein großer Wurf. Was mir an "Lair Of The White Worm", einer etwas unorthodoxen Stoker-Verfilmung, überhaupt nicht zusagt, ist seine latente Ironie. Als scheue Russell sich, die an sich doch so viel hergebende Lindwurm-Story zur Gänze ernstzunehmen, zieht er es vor, auf der sicheren Seite zu bleiben, sein rein intellektuell betrachtet sicherlich integres Künstlergebahren durchzuziehen und stets als inszenierender Zampano und lachender Dritter hoch über den Dingen zu stehen. Nun ist Russell aber kein John Landis, der eine solche Gratwanderung einst meisterlich zu bewerkstelligen wusste. Stattdessen verfolgt er viele seiner guten Ansätze nicht weiter, darunter die schicken Masken und Make-Ups, und beraubt die ansonsten tolle Donohoe durch das ihr scriptmäßig auferlegte, permanente, dümmliche Dahergefasel jeder Bedrohlichkeit. Überhaupt scheint mir dies das essenzielle Problem dieses ansätzlich sicher sehenswerten Films: Er ist schlichtweg zu geschwätzig. Ich sehnte mir ja eine adäquate Adaption von Stokers Roman herbei, aber das wird vorerst wohl nur ein frommer Wunsch bleiben.

6/10

Monster Ken Russell Bram Stoker Vampire England Schlangen


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THE RAGGEDY RAWNEY (Bob Hoskins/UK 1988)


"I'm cursed. We're all cursed."

The Raggedy Rawney (Raggedy - Eine Geschichte von Liebe, Flucht und Tod) ~ UK 1988
Directed By: Bob Hoskins


In einem namenlosen, mitten im Krieg befindlichen Land verkleidet sich der junge Deserteur Tom (Dexter Fletcher) als "Rawney", eine Art verrückte Waldhexe, und schließt sich einer Gruppe fahrender Leute an. Nachdem diese, abergläubisch wie sie sind, Tom, die Rawney, zunächst willkommen geheißen haben, sind sie bald überzeugt, dass er/sie ihnen nur Unglück bringt: Erst ertrinkt der behinderte Sohn (Timothy Lang) einer der Mitreisenden (Zoë Wanamaker), dann geraten die Zigeuner in einen empfindlichen Konflikt mit Soldaten. Schließlich bekommt Jessy (Zoë Nathenson), die Tochter des Treckführers Darky (Bob Hoskins), ein Kind unbekannter Herkunft. Wer steckt dahinter?

Diese naive Antikriegsfabel markierte Bob Hoskins' Debüt als Regisseur. Produziert wurde es von George Harrisons Firma 'Handmade Films' in deren sehr britische Linie der Film hervorragend passt, ist er doch unverkennbar ein Produkt seines Landes und von dessen Mentalität. Ganz bewusst ist "The Raggedy Rawney" lokal und zeitlich entrückt bzw. nicht zuzuordnen. Einerseits könnte sich die Geschichte in einem Bürgerkriegsgebiet auf dem Balkan abspielen, andererseits tragen die Personen englische Namen und sprechen starken Dialekt. Ferner weiß man nicht, wer da überhaupt mit wem im Krieg liegt - die Uniformen geben keine Auskünfte und die Tatsache, dass die Armee vornehmlich damit beschäftigt scheint, Deserteure einzufangen bzw. Verweigerer am Waffendienst zu schnappen, wirkt umso bedrückender. Darky und seine fahrende Truppe symbolisieren derweil eine gesellschaftsautarke, ausgelassene, bald hippieeske Lebensfreunde, die sich lediglich durch die ständige Flucht vor den Militärs aufrecht erhalten lässt. Der traumatisierte Rekrut Tom, der schon nach wenigen Tagen Seiten vom Krieg gesehen hat, die keinen anderen Schluss zulassen als für immer genug davon zu haben, passt recht gut zu den fahrenden Gesellen, allein sein Zugang zu ihnen ist vielleicht etwas umwegig und am Ende von harten, rückblickend vielleicht vermeidbaren Verlusten gesäumt.

8/10

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Funxton

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