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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WARLOCK (Steve Miner/USA 1989)


"We are bewitched!"

Warlock ~ USA 1989
Directed By: Steve Miner

Boston, 1689: Der böse Hexer Warlock (Julian Sands) lässt sich kurz vor seiner Hinrichtung mittels eines dämonischen Zaubers 300 Jahre in die Zukunft versetzen, um dort die Umkehrung der Schöpfung vorzubereiten. Er benötigt dafür eine in drei Teile geteilte "Bibel des Bösen", die einst sein Widersacher Redferne (Richard E. Grant), der Warlock in die Gegenwart folgt, über das Land verteilt versteckt hat. Zusammen mit der diabeteskranken Kellnerin Kassandra (Lori Singer) verfolgt Redferne Warlock quer über den Kontinent und versucht, ihn rechtzeitig aufzuhalten.

Angemessen lustiger Fantasyhorror, der sehr schön die zunehmend anarchische Tendenz der Genrefilmer aufzeigt, das recht steife, politisch tendenziöse Jahrzehnt mit heruntergelassenen Hosen hinter sich zu bringen. Man denke an Zeitgenössisches wie "Big Trouble In Little China", "The Golden Child" oder "The Hidden" oder auch zahlreiche der späteren Vertreter der Slasherserien, die sich in ihrem sarkastischen Subton allesamt nicht unähnlich sind und der kragengestärkten Verklemmung der Generation Yuppie mit einem flotten 'Halali!' aufs denkbar Subversivste entgegentraten. "Warlock" präsentiert zwar, ähnlich wie "Highlander", nett gemachte Fantasy mit historischem Bezug, wahrt aber eine stete ironische Distanz zu sich selbst und läuft somit auch nie Gefahr, plüschig oder einfach nur doof zu werden, wobei der Plot durchaus gesteigerte Anlässe dazu bietet. Wer die Entstehungszeit des Films, zum größten Vorteil wie ich selbst (noch) aus eigener Kindheit/Jugend kennt, für den wird "Warlock" einen gehörigen Stein im Brett haben. Andere mögen sich eines zwangsläufigen Kopfschüttelns nicht erwehren können. Zum Glück nicht mein Problem.

7/10

Los Angeles Boston Road Movie Hexerei Magie Steve Miner


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HARVEY (Henry Koster/USA 1950)


"I've wrestled with reality for 35 years, Doctor, and I'm happy to state I finally won out over it."

Harvey (Mein Freund Harvey) ~ USA 1950
Directed By: Henry Koster

Seine Schwester Veta (Josephine Hull) schämt sich seinetwegen in Grund und Boden, dabei ist Elwood P. Dowd (James Stewart) vermutlich einer der nettesten Menschen der ganzen Welt. Lediglich eine winzige Seltsamkeit zeichnet ihn aus; er hat nämlich einen für die allermeisten Anderen unsichtbaren Freund, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet, den 2 Meter 10 (undeinhalb) großen Hasen 'Harvey'. Genauer gesagt ist Harvey gar kein Hase, sondern ein 'Pooka', ein keltisches Wesen, das ausschließlich auserwählten Menschen, Träumern und seiner Anwesenheit 'Bedürftiger' erscheint.
Als Veta Elwood entmündigen lassen und in ein Sanatorium einweisen lassen will, bedarf es einiger urkomischer Wendungen, bis sie sich eines Besseren belehren lässt.

Kosters wunderbar philosophische Komödie stellte die erste von insgesamt fünf Zusammenarbeiten mit dem all american actor James Stewart vor. Abgesehen von seiner phantastischen Prämisse steht "Harvey" dabei ganz im Zeichen der Filme Frank Capras, in denen ja auch und wiederum Jimmy Stewart oder Gary Cooper wahre Volkshelden zu verkörpern pflegten, die demonstrierten, dass bereits ein gutes Herz und dessen adäquate Verwendung einen der weltgrößten Schätze symbolisieren. Ein solches besitzt auch Elwood P. Dowd, der in seinem Leben offenbar große Schmerzen durchlitten hat, bevor ihm Harvey begegnet ist um ihn auf den Pfad der inneren Ausgeglichenheit zu führen. Vielleicht war Elwood P. im Krieg, vielleicht hat ihn eine Frau betrogen, vielleicht war ihm das Schicksal auch in einer ganz anderen Form abhold. In jedem Falle muss er wohl einst ein frustrierter Bildungsbürger gewesen sein, der nunmehr das Glück hat, von einer umfangreichen Erbschaft zu leben und sich jeden Tag einen bis zehn Martinis "lüpfen" zu können (in diesem Zuge sei der wundervollen deutschen Fassung mit Viktor De Kowa auf Stewart eine Lanze gebrochen, die mit "einen lüpfen" eine der charmantesten Umschreibungen für etwas eigentlich ganz und gar Uncharmantes entwickelt hat), seine Mitmenschen mit seinem liebenswerten Wesen aufzuwärmen und eben sich und sie mit Harveys Gesellschaft zu erfreuen.
Eine von Stewarts allerschönsten, sozusagen definitorischen Rollen, ein authentisches Hohelied auf Phantasie und den existenziellen Geist alltäglicher Freundlichkeit und natürlich darauf, sich mal in Ruhe und guten Gewissens einen lüpfen zu können.

9/10

Psychiatrie Mary Chase based on play Henry Koster


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BEING JOHN MALKOVICH (Spike Jonze/USA 1999)


"Hey Malkovich, think fast!"

Being John Malkovich ~ USA 1999
Directed By: Spike Jonze

Der arbeitslose, zur Melancholie neigende Marionettenspieler und -schnitzer Craig Schwartz (John Malkovich) tritt eines Tages eine seltsame Stelle als Archivar in der 'Lestercorp' an, einer in der siebeneinhalbten Etage eines Bürohauses untergebrachten Firma. Dort geht nicht alles mit rechten Dingen zu, nicht nur die Sekretärin (Mary Kay Place), sondern auch Craigs Chef (Orson Bean) erweisen sich als bizarre Persönlichkeiten. Dafür lernt Craig eine ihn zutiefst faszinierende Frau kennen - die eiskalte Maxine, der Craig bald mit Haut und Haaren verfällt. Als er in seinem Arbeitsraum hinter einem Aktenschrank ein kleines Türchen entdeckt, hinter dem sich ein Portal befindet, das geradewegs in den Geist des Schauspielers John Malkovich (John Malkovich) führt, versucht Craig, ebendies nicht nur für seine Beziehung zu Maxine gewinnbringend zu nutzen. Diese jedoch lässt Craig weiter links liegen und verliebt sich stattdessen in seine Frau Lotte (Cameron Diaz).

Grandiose Groteske und konspirative Komödie - "Being John Malkovich" bildet das Kindodebüt des zuvor primär als Videoclip-Künstler arbeitenden Spike Jonze und darüberhinaus seine erste Kollaboration mit dem Autor Charlie Kaufman. Dass die geballte, enervierende Kreativität dieses Duo Infernale gar Großartiges zu schaffen in der Lage ist, beweist dieser Film, eine traumhafte, keine Obskuritäten und Widrigkeiten scheuende Verhandlung seelischer Notstände, in der der Titelheld John Malkovich sich auf eine Weise exponiert und zerpflücken lässt, die man nur als höchst wagemutig bezeichnen kann. Andererseits wird er sich vielleicht auch geehrt gefühlt haben, zum inkarnierten MacGuffin dieser absonderlichen Dreiecksgeschichte auserkoren worden zu sein und das Projekt und seine Involvierung mit Kusshand begrüßt haben. Doch ist jedwede Spekulation in dieser Richtung ohnehin redundant, denn dieses vollendete Kunstwerk, das es fertigbringt, die Gratwanderung zwischen seinem bizarren, originär-jüdischem Humor und dem entsetzlichen, todtraurigen Gefühl des Abgeweistwerdens blindlings zu meistern, spricht ganz allein für sich und seine monolithische, innovative Präsenz. Einer jener immer rarer werdenden Filme, die dazu taugen, das Kino zu retten.

10/10

Spike Jonze New York Bohème Charlie Kaufman John Malkovich Groteske


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X2 (Bryan Singer/USA, CA 2003)


"Have you ever tried... not being a mutant?"

X2 ~ USA/CA 2003
Directed By: Bryan Singer

Der Militärwissenschaftler und Mutantenhasser Stryker (Brian Cox), der Wolverine (Hugh Jackman) einst in einem furchtbaren Experiment sein Adamantium-Skelett verabreicht hat, fädelt eine großkalibrige Verschwörung ein, an deren Ende die Verunglimpfung und der Tod aller Mutanten der Erde stehen sollen. Dazu baut er Professor Xaviers (Patrick Stewart) Psychocomputer 'Cerebro' nach und kidnappt den Kopf der X-Men für seine Zwecke. Um Strykers irrsinige Pläne zu durchkreuzen und den Professor zu befreien, gehen Logan (Hugh Jackman), Jean Grey (Famke Janssen) und die anderen sogar eine kurzfristige Allianz mit Magneto (Ian McKellen) und Mystique (Rebecca Romijn-Stamos) ein, die ersterer jedoch für seine sinistren Zwecke auszunutzen weiß.

Die Figuren und ihre alternierende Realität etabliert, die Storyprämisse gesetzt - beste Voraussetzungen für ein Sequel, das das Original an Tempo und Gewandtheit sogar in den Schatten stellt. "X2" ist eine der bislang erfreulichsten Comic-Adaptionen, da sie den überaus gewinnbringenden Vorteil des Sequels genießt, sich nicht erst mit langwierigen Origins herumschlagen und dadurch Dramaturgie und Narration blocken zu müssen. Im Gegenteil zieht Singers Film aus ebendieser Prämisse seinen größte Rendite, kann daher gleich zu Beginn in die Vollen gehen und sein dichtes, verzweigtes Storygeflecht so konzentriert wie ökonomisch abwickeln. Es werden weitere beliebte Charaktere aus den Comics etabliert, wie der deutsche Teleporter Kurt Wagner (Alan Cumming) alias Nightcrawler, oder der leider nur in einem Kurzauftritt zu sehende Peter Rasputin (Daniel Cudman) alias Colossus, der seine Haut bei Bedarf in Stahl verwandeln kann. Bobby Drake (Shawn Ashmore) alias Iceman, der im Comic ohnehin zur ersten Originalbesetzung der X-Men zählt, kommt zu einer deutlich umfassenderen appearance und Wolverine darf endlich seinen von den Fans so geschätzten Killerinstinkt ausleben und feindliche Agenten mithilfe seiner imposanten Krallen gleich en gros zerschnetzeln, freilich in den Bahnen jugendverträglicher Ästhetik. Eine durchweg hervorragende Leinwand-Fortschreibung des X-Franchise gibt es somit zu genießen, lose basierend auf einer seiner besten Comic-Storys, nämlich der klassischen Graphic Novel "God Loves, Man Kills" von Chris Claremont.

9/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden Sequel Verschwörung Comic


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X-MEN (Bryan Singer/USA 2000)


"Welcome to Mutant High!"

X-Men ~ USA 2000
Directed By: Bryan Singer

Die beiden in Kanada umherstreifenden Mutanten Logan (Hugh Jackman) alias Wolverine und Marie (Anna Paquin) alias Rogue geraten an den mächtigen Telepathen Professor Xavier (Patrick Stewart) und dessen Schule für Mutantenkinder. Dem Professor gelingt es mithilfe seiner Leute nur knapp, Rogue vor dem Zugriff seines Erzfeindes Magneto (Ian McKellen) zu schützen, der die Kräfte des Mädchens für einen gewaltigen Coup gegen die politischen Führungspersönlichkeiten der Welt benötigt. Magneto plant, ebenjene im Zuge einer Versammlung selbst in Mutanten zu verwandeln, um die zunehmend brisante Debatte um die globale Meldepflicht für Mutanten im Keim zu ersticken.

Das Prequel "X-Men: First Class" war eine gute und vor allem appetitanregende Gelegenheit, die alte "X-Trilogie" zum wiederholten Male zu besehen. Dieser erste, invasive Film sorgte vor gut zehn Jahren für eine mittlere Sensation, immerhin markierte er mit Ausnahme von "Blade" den ersten großbudgetierten und vor allem ausnehmend gelungenen Versuch, die Adaption eines Marvel Comics für die Kinoleinwände flott zu machen. Zuvor hatte es lediglich diverse TV-Formate und B-Pictures wie Goldblatts erste "Punisher"-Verfilmung oder Pyuns "Captain America" gegeben, die wahlweise für beinharte Fans oder "Kenntnislose" entstanden waren und denen zu Recht kein kommerzielles Potenzial zugetraut worden war. Nun jedoch nicht nur ein elaborierter, beseelter Probelauf mit hinreichend eigenem Verstand, sondern zudem das erste Mal, dass gleich ein ganzes Heldenteam im Kino aufkreuzte. Umso erfreulicher, wie die der Vorlage eigene, stets an den McCarthyismus angelehnte, öffentliche Ablehnung der Mutanten auch ihren Weg in das Filmscript fand und wie aus dem zu dieser Zeit bereits an reichhaltiger Komplexität kaum mehr überschaubaren X-Universum eine sinnige und vor allem sich selbst hinreichend ernst nehmende Essenz destilliert werden konnte.
Da Qualität sich glücklicherweise doch noch manchmal auszahlt, dauerte es nur noch gute zweieinhalb bis drei Jahre, bis die erste große Welle von Marvel-Filmen ihre Kino-Invasion antreten und praktisch über Nacht ein neues Subgenre begründen konnte: Das des Superhelden-Films.

8/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden WWII Holocaust Comic


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X-MEN: FIRST CLASS (Matthew Vaughn/USA 2011)


"They're just kids..."

X-Men: First Class (X-Men: Erste Entscheidung) ~ USA 2011
Directed By: Matthew Vaughn

1962 lernen sich die beiden Mutanten kennen, die später zu den Mächtigsten ihrer Art und zu erbitterten Widersachern werden sollen: Charles Xavier (James McAvoy) alias Professor X und Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) alias Magneto. Mithilfe der engagierten Regierungsagentin Moira MacTaggert (Rose Byrne), die eine Verschwörung böser Mutanten unter dem skrupellosen Sebastian Shaw (Kevin Bacon) ausgemacht hat, gründen die beiden Freunde die "School for Gifted Youngsters", aus der die berühmten X-Men hervorgehen. Gemeinsam bekämpft man Shaw und seine Mitstreiter, wobei Magneto noch eine höchst persönliche Rechnung mit dem früheren Faschisten Shaw offen hat und seinem Fanatismus alsbald freien Lauf lässt...

Abgesehen von einigen inhaltlichen Ungereimtheiten und Unpässlichkeiten, die in den X-Filmen jedoch spätestens seit "Wolverine" zur Grundausstattung zählen, ist Vaughn ein sehr gelungenes Prequel geglückt, an dem im Großen und Ganzen das Meiste stimmt und stimmig ist. Die Idee, eine in die frühen Sechziger verlegte Vorgeschichte zu erstellen (basierend auf den Miniserien "Children Of The Atom" von Joe Casey bzw. "First Class" von Jeff Parker), erweist sich als Glücksfall für die Kreation einer für das Superhelden-Genre ungewohnten Atmosphäre, die zwar die klugen Subtexte und ästhetischen Vorgaben der ursprünglichen Trilogie wieder aufgreift, ansonsten jedoch ihr ganz eigenes Süppchen kocht, und das wahrhaft nicht schlecht. Mit MacAvoy und Fassbender hat man optimale Jung-Pendants für die beiden englischen Gentlemen Patrick Stewart und Ian McKellen ausfindig machen können, wobei ich bereits gespannt bin, wie MacAvoys bereits mehrfach angedeuteter Haupthaarverlust den Jungakteur künftig zieren wird. Ohne In-Jokes geht es nicht und so gibt es derer mehr als genug. Schade bloß, dass, besonders angesichts des "Cold War"-Plots nicht mal Samuel L. Jackson als Nick Fury vorbeigeschaut hat, aber ein solcher Gag hätte sich wohl studiointern zu kompliziert, zu teuer und vielleicht auch zu verwirrend gestaltet.
Wie dem auch sei, ich bin auch so rundum zufrieden mit dem Film.

8/10

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DINOSAURUS! (Irvin S. Yeaworth Jr./USA 1960)


"Come on, caveman!"

Dinosaurus! (Mördersaurier) ~ USA 1960
Directed By: Irvin S. Yeaworth Jr.

Der Ingenieur Bart Thompson (Ward Ramsey) soll auf einer kleinen Karibikinsel (nicht auf einer Pazifikinsel, wie in mancher Synopse fälschlicherweise behauptet wird) einen Hafen bauen, um das Eiland für den Tourismus attraktiver zu machen. Bei Sprengarbeiten vor der Küste entdeckt man dann zwei Dinosaurier, einen harmlosen Brontosaurier und einen umso gefährlicheren Tyrannosaurus Rex, sowie einen Höhlenmenschen (Gregg Martell), die dort aus unerklärlichen Ursachen Jahrmillionen überwintert haben. Die scheinbar toten Tiere werden an Land gehievt und bald darauf von einem Blitzschlag reanimiert, derweil der Troglodyt von ganz allein wieder erwacht. Nun laufen alle drei Amok und gefährden das Wohl der friedliebenden Inselbewohner.

"Dinosaurus!" beendete die inoffizielle, schöne kleine Sci-Fi-Trilogie, die Yeaworth Jr. für den Produzenten Jack H. Harris gemacht hatte. Nach "The Blob" und "4D Man" kam dieser eher für ein kindliches Publikum gemachte Abenteuerfilm, der mit einer gerüttelten Portion naiven Witzes ebensowenig geizt wie mit eher hausbackenen Effekten und allerlei schmarrenhaften inhaltlichen Idiotien, die das Nachgrübeln ganz bestimmt nicht lohnen. Tatsächlich ist die Haupt-Identifikationsfigur nicht nur ein kleiner Junge (Alan Roberts), der sich naturgemäß besser mit den Sauriern auskennt als die anwesenden Erwachsenen, das mit allen Wassern gewaschene Kerlchen bringt dem Höhlenmenschen auch noch - mehr weniger erfolgreich - bei, seinen Kuchen mit der Gabel zu essen und reitet, da schlägt's dann doch mal kurz 13, auf dem Rücken des Brontosauriers durch die Inselwälder. Die besten Szenen des Films gehören Gregg Martell, der als Neanderthaler den vollen Durchblick hat, in was auf einer Gaudi er da antreten muss und einen vorzüglichen Sinn für Humor beweist. Jene Sequenz, in der er durch Tante Erna ihr klein Häusken schleicht und alles, was ihm ungeheuerlich erscheint, mit der Feueraxt bearbeitet, sichert "Dinosaurus!" jedenfalls seinen garantierten Status als inoffizieller Klassiker der Klammer-, äh, Kammerkomödie!
Wat heb wi' lacht!

6/10

Irvin S. Yeaworth Jr. Dinosaurier Monster Höhlenmensch Trash Karibik Insel


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PIRATES OF THE CARRIBEAN: ON STRANGER TIDES (Rob Marshall/USA 2011)


"Did everyone see that? Because I will not be doing it again."

Pirates Of The Carribean: On Stranger Tides (Pirates Of The Caribbean - Fremde Gezeiten) ~ USA 2011
Directed By: Rob Marshall

Kurz nachdem Jack Sparrow (Johnny Depp) mittels einer grandiosen Eulenspiegelei das Volk von England um seine eigene Hinrichtung und die seines alten Freundes Gibbs (Kevin McNally) gebracht hat, findet er sich auch schon in seinem nächsten Abenteuer: Diesmal suchen gleich mehrere Parteien, darunter die spanische Armada, eine Delegation König Georges II (Richard Griffiths) der Royal Navy unter Sparrows altem Konkurrenten Barbossa (Geoffrey Rush) sowie der sinistre Voodoo-Magier und Piratenkapitän Edward "Blackbeard" Teach (Ian McShane) die "Quelle des Ewigen Lebens", einen in der Karibik befindlichen Jungbrunnen, der mittels eines komplizierten Rituals die Lebenszeit eines Individuums auf ein anderes übertragen kann. Dazu bedarf es unter anderem jedoch der Träne einer Meerjungfrau, und eine solche ist nicht eben einfach zu bekommen...

Mochte ich durchaus, diesen neuerlichen Aufguss von Disneys "Pirates"-Reihe, wenngleich es erwartungsgemäß wenig Neues zu entdecken gibt und der Größenwahn der letzten beiden Filme sich zugunsten etwas moderaterer Meeresschrecken wieder ein wenig gelegt zu haben scheint. Diese Entwicklung hin zur Bodenständigkeit indes kam mir sogar recht positiv vor, da die Reihe ja bereits drohte, sich von ihren an sich liebenswerten Seeräuber-Wurzeln zu irgendeiner x-beliebigen Fantasy-Reihe im Korsarengewand zu entwickeln.
Für den wie immer triumphalen Johnny Depp dürfte die Darstellung des linkischen Captain Sparrow mittlerweile zwar ein reiner Routine-Job sein; nichtsdestotrotz aber zählt sie noch immer zu seinen schönsten Rollen. Warum, das macht auch der vierte Teil des Franchise wieder sehr transparent: Wenn Sparrow seine stets angetrunken wirkenden, tuckigen Manöver vollzieht und mit leicht meschuggenem Gesichtsausdruck die jüngsten, gefährlichen Entwicklungen rund um seine Person quittiert, dann ist immer noch herzliches Lachen ambach und es wird vor allem eines ganz untrüglich deutlich: Ohne die Gauklerkünste eines Johnny Depp keine Disney-Piratennummern, mit Depp aber immer wieder gern.

7/10

Piraten Rob Marshall Jack Sparrow London Karibik period piece Meerjungfrauen Sequel


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DRAGONSLAYER (Matthew Robbins/USA 1981)


"If it weren't for sorcerers, there wouldn't be any dragons."

Dragonslayer (Der Drachentöter) ~ USA 1981
Directed By: Matthew Robbins

Eine Abordnung aus dem entfernten Urland kommt zur Feste des großen alten Zauberers Ulrich von Craggenmoor (Ralph Richardson), um dessen Hilfe im Kampf gegen den Urland terrorisierenden Drachen Vermithrax Pejorativ zu erbitten. Casiodorus (Peter Eyre), der König von Urland, hat mit dem Drachen einen Pakt geschlossen, demzufolge dieser zu jeder Sonnenwende eine Jungfrau geopfert bekommt und dafür Casiodorus' Ländereien in Frieden lässt. Die Einwohner von Urland mutmaßen nicht zu Unrecht, dass die erwählten Jungfrauen jeweils stets aus armen, bäuerlichen Häusern stammen, während die adeligen und reichen Mädchen verschont bleiben. Diesen Zuständen gilt es Abhilfe zu schaffen. Allerdings bleibt die vornehmliche Bürde dieser Aufgabe scheinbar an Ulrichs Schüler Galen Bradwarden (Peter MacNicol) hängen, der sich dem Monster und der sozialen Ungerechtigkeit von Urland jedoch tapfer entgegenstellt.

Die frühen bis mittleren Achtziger waren eine gute, florierende Zeit für das Fantasy-Genre mit ihren Barbaren-Filmen, Boormans "Excalibur" oder Bakshis Zeichentrickepen. Aufgezäumt mit dem Mut zu kompromissloser Düsternis, zum Transport einer archaischen Blut-und-Boden-Ideologie sowie zu wildwüchsigen, realitätsfernen Plots, die an Tolkiens epische Konstrukte erinnerten, kamen so einige Schätze in die Kinos, die in dieser Form heute kaum mehr denkbar wären: Fantasy muss heuer - ein ungeschriebener Kodex - paradoxerweise luzide und familienfreundlich sein. "Dragonslayer" war da noch ein anders Kaliber. Mir unerfindlicherweise von Disney mitproduziert wirft der Film uns ohne große Vorwahnung in eine geschichtsentrückte der Zeit der Sagen und Mythen, in der Magie und Drachen ebenso ihren festen Platz haben wie Aristokratie und Klerus. Die meisterliche Photographie erlaubt nur natürliche Lichtquellen, was zur Folge hat, dass Robbins' Film sich in ein Netz aus dunkel gehaltenen Bildern legt und seine Totalen vom schottischen Hochland zu einem Fest für die Augen werden lässt. Die Tricks um den Drachen sind hervorragend und sehr gediegen gemacht, wirken nie artifiziell oder gar albern. Am Schönsten an "Dragonslayer" scheint mir jedoch, dass er von vornherein klarstellt, etwas verschroben und keinesfalls für jeden gemacht zu sein. Echtes, eigensinniges Genrekino eben.

8/10

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THOR (Kenneth Branagh/USA 2011)


"This mortal form grows weak. I require sustenance!"

Thor ~ USA 2011
Directed By: Kenneth Branagh

Nachdem der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) seinen Vater Odin (Anthony Hopkins) durch einen unbedachten Angriff auf das Reich der Eisriesen erzürnt hat, verbannt dieser seinen hitzköpfigen Filius und potenziellen Thronfolger, freilich im heimlichen Glauben an dessen spätere Bewährung, nach Midgard - in unseren Kreisen als 'Erde' bekannt. Hier lernt der in einen gewöhlichen Sterblichen verwandelte Thor die Astronomin Jane Foster (Natalie Portman) kennen und leben und muss bald erfähren, dass er nur einem gewieften Plan seines eifersüchtelnden Bruders Loki (Tom Hiddleston) auf den Leim gegangen ist.

Marvel-Adaptionen anzuschauen werde ich nicht müde, und dass sie mir in der Regel auch noch gut gefallen, ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem I. Für "Thor" gilt das in nicht minderem Maße als für die meisten anderen der jüngeren Leinwand-Comics aus dem "Hause der Ideen". Hierfür entdeckt die Gattung endlich eine bereits verloren geglaubte Leichtigkeit wieder; Branaghs Film geizt weder mit visueller Pracht (Asgard und die Regenbogenbrücke Bifröst sind absolute CGI-Augenweiden), noch mit Humor, wobei dieser nicht immer hundertprozentig zieht. Dass der Regisseur sein Renommee als Shakespeare-Profi nicht umsonst genießt, beweist er in "Thor" bezüglich der Inszenierung des nicht unkomplizierten, hochherrschaftlichen Vater-Brüder-Zwists, der in ähnlicher Form natürlich bereits antike Königshäuser in ihren Grundfesten erbeben ließ. Hemsworth geht die Aura des stolzen Kriegers zwar noch ein wenig ab, aber wenn er künftig noch ein bisschen an sich feilt und die Haare etwas länger trägt, ist er bestimmt der Richtige für die Rolle. Besser gefallen hat mir der bislang unbekannte Tom Hiddleston, der die wahre schauspielerische Herausforderung der Geschichte, nämlich die Dastellung des personifizierten Neidhammels Loki, durchaus bravourös stemmt. Für den Film wurde die klassische Origin des Comichelden recht stark modifiziert; die einstmals fragile, menschliche Gestalt des Donnergotts und sein hiesiges alter ego, der schwächliche New Yorker Chirurg Donald Blake, ist hier nurmehr per nomineller Reminiszenz vorhanden; Thor bleibt stets von derselben Gestalt und Identität. In der "Ultimate"-Version seiner Geschichte verhält es sich ganz ähnlich, allerdings ist der stolze Ase hier zu einem verlotterten, zynischen Hippie "verkommen", der es am Liebsten mit sich selbst hält. Eine solche Version wollte man dem sicherlich auch "klassisch" vorgeprägt-antizipierenden Publikum dann wohl auch nicht zumuten und hält die Waage zwischen Alt und Neu somit ziemlich sicher in der Schwebe.
Interessant für künftige "Avengers"-Archivare: Clint Barton (Jeremy Renner) hat seinen ersten kleinen Auftritt als S.H.I.E.L.D.-Handlanger (?!)

7/10

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