Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

THE GREEN HORNET (Michel Gondry/USA 2011)


"When you corner a hornet, you get stung."

The Green Hornet ~ USA 2011
Directed By: Michel Gondry


Britt (Seth Rogen), der verwöhnte Sohn des Zeitungsmoguls James Reid (Tom Wilkinson), lernt es nach dem vermeintlichen Unfalltode des Vaters dessen Diener Kato (Jay Chou) kennen, einen bewanderten Technikfreak. Zusammen mit Kato entwickelt Britt die Idee, seinem eintönigen Partyleben etwas mehr Pep zu verleihen und macht fortan als "Green Hornet" die Gangsterszene von L.A. unsicher. Dabei kommt er bald dem Verbrecherboss Chudnofsky (Christoph Waltz) in die Quere, der den lästigen Vigilanten gar nicht schätzt. Dazu ergeben sich noch andere Schwierigkeiten: Der Staatsanwalt Scanlon (David Harbour) erhebt seltsame Ansprüche betreffs Britts Veröffentlichungspraxis und Kato möchte sich al eigentlicher Mastermind des Duos ungern mit seinem Sidekick-Status zufrieden geben.

Halbwegs amüsantes Revival des einst als Radio- und TV-Serial erfolgreichen "Green Hornet"-Franchise. Das Script von Rogen und Evan Goldberg bürgt schon dafür, dass die ganze Kiste sich keinesfalls ernster nimmt als unbedingt nötig, die Regie von Gondry sorgt für den visuellen Schliff. Dennoch ist "The Green Hornet" ganz bestimmt keine ausgesprochene Wundertüte für den Herrn geworden. Die nicht eben undurchsichtige Comedy-Masche der erweiterten Apatow-Schule mit ihren infantilen, sich selbst demontiereden Antihelden erweist sich als lang nicht mehr so zugkräftig wie in ihren Anfängen und auch knallige Superhelden-Action gehört ja mittlerweile zum alltäglichen Kinogeschäft. Es bedarf nicht der Kombinationsgabe eines Genies um bereits im Vorfeld zu mutmaßen, dass eine Kombination aus beidem keine Innovationsschmiede sein wird. So ward es denn auch bei Gondrys Neuem, der seinem Regisseur tatsächlich noch am Meisten verdankt. Über Herrn Waltz, der aufpassen sollte, dass er sein "bahnbrechendes" Konzept des exzentrischen Supergangsters nicht überstrapaziert, schweige ich mich genau aus diesem Grunde übrigens detailliert aus.

6/10

Michel Gondry Remake Superhelden Freundschaft los Angeles Journalismus


Foto

MASTER OF THE WORLD (William Witney/USA 1961)


"I'm gonna make them lay you in irons!"

Master Of the World (Robur - der Herr der sieben Kontinente) ~ USA 1961
Directed By: William Witney


Im späten 19. Jahrhundert gehen der US-Agent Strock (Charles Bronson), der Waffenfabrikant Prudent (Henry Hull), seine Tochter Dorothy (Mary Webster) und deren Verlobter Evans (David Frankham) seltsamen Gerüchten aus dem Mittelwesten nach, denen zufolge dort ein geisterhafter "sprechender Vulkan" existiert. Tatsächlich wird das Quartett in seinem Ballon bei der Ankunft an ebenjenem Berg von Raketen getroffen und abgeschossen. Dahinter steckt der Freibeuter Robur (Vincent Price), der die Vier auf seinem phantastischen, soeben zu einem Flug um die Welt abhebenden Luftschiff "Albatross" beherbergt. Roburs Ziel ist es, dem Krieg den Krieg zu erklären und die Nationen der Erde mit Gewalt zur Abrüstung zu zwingen. Stock und Prudent jedoch haben etwas dagegen.

Knuffige kleine B-Variation von Fleischers "20,000 Leagues Under The Sea", wie dieser eine Verne-Verfilmung, in dem staunende Probanden ihrer Zeit einem technokratischen Fortschrittsmonster begegnen und dessen Existenz in einer Mischung aus Angst und Kleingeistigkeit vernichten, als sie erkennen, dass der Urheber sein Geheimnis mit keinem anderen zu teilen bereit ist. Statt James Mason gibt es hier Vincent Price, statt Kirk Douglas Charles Bronson, statt Walt Disney AIP und statt Peter Lorre nur einen blöden französischen Maître (Vitto Scotti), der sich jedesmal aufregt, wenn bei Roburs Attacken seine Töpfe durch die Gegend fliegen. Alles eine Nummer kleinber also, was dem Film nach meinem Empfinden nicht sonderlich bekommt. Die Fabulierlust und der große visuelle Reichtum, die Fleischers Film so auszeichnen, wandeln sich hier in eine Art plagiatorisches Krämertum. Das macht den Film zwar nicht schlecht, lässt ihn aber vergleichsweise ungloriös in sich zusammenschrumpfen. Immerhin: Nicht nur der wie immer herrliche Price ist eine Bank, sondern auch Bronson mit immerhin 40 in seiner ersten richtigen Helden-Hauptrolle.

6/10

Jules Verne William Witney period piece


Foto

HEREAFTER (Clint Eastwood/USA 2010)


"A life that's all about death is no life at all."

Hereafter ~ USA 2010
Directed By: Clint Eastwood


Die Pariser TV-Journalistin Marie (Cécile De France) fällt beinahe einem Tsunami zum Opfer, der einsame Fabrikarbeiter George (Matt Damon) aus San Francisco besitzt mediale Fähigkeiten, die ihn sich jedoch zunehmend von den Menschen distanzieren lassen und der kleine Londoner Marcus (Frankie McLaren) verliert seinen Zwillingsbruder Jason (George McLaren). Bei einer Londoner Buchmesse kreuzen sich schließlich ihre Wege, was ihre Existenzen jeweils ausnehmend positiv beeinflusst.

Eine als Ensemblefilm angelegte, brave, ja, fast biedere Meditation über das Thema "Leben nach dem Tod", vermutlich ein Topos, das einen Mann von rund 80 zwangsläufig umtreibt. Dem versöhnlichen Alt-Eastwood, der nurmehr stille, philanthropische Filme macht, kommt "Hereafter" sehr zu, so wie ein Freund des Regisseurs sein Werk grundsätzlich sicher mögen wird. Dennoch sollte auch gezielte Kritik ihre Berechtigung finden. Besonders die sich stark an Klischees entlang hangelnde Episode um Marcus und seine heroinsüchtige Mutter verlangt einem einiges an Toleranzgebahren ab. Konzentriert auf die umwegige Liebesgeschichte zwischen der bezaubernden Cécile De France und Matt Damon, die wirklich schön und herzerwärmend daherkommt, wäre "Hereafter" womöglich stärker ausgefallen. So kann er sich, wie schon "Invictus" zuvor, immerhin als ein weiterer solider Eintrag in Eastwoods hoffentlich noch einige Filme anhaltendem Œuvre niederlassen.

7/10

Tod Nahtoderfahrung Medium Tsunami London San Francisco Paris Clint Eastwood Zwillinge


Foto

MYSTERIOUS ISLAND (Cy Endfield/UK, USA 1961)


"Aren't you ready to dance with the devil now?"

Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel) ~ UK/USA 1961
Directed By: Cy Endfield

Ein Trio gefangener Unionssoldaten (Michael Craig, Michael Callan, Dan Jackson) entkommt mit einem Fesselballon aus konföderierter Gefangenschaft, an Bord noch einen Journalisten (Gary Merrill) sowie einen feindlichen Sergeant (Percy Herbert). Nach tagelanger Reise zwangswassert das Quintett mitten im Südpazifik und findet sich kurz darauf auf einer seltsamen Vulkaninsel wieder. Dort entdeckt man neben riesigem Getier auch zwei selbst gestrandete englische Ladys (Joan Greenwood, Beth Rogan), garstige Piraten und schließlich den legendären Captain Nemo (Herbert Lom) mitsamt seiner 'Nautilus'.

Herrlich naive, absolut liebenswerte Verne-Verfilmung mit Harryhausen-Impact, die ich abenteuerlustigen Jungs unter zehn jederzeit mit besserem Gewissen vorführen würde als jedes neumodische, überreizte 3D-Spektakel. In "Mysterious Island" ist noch alles handgemacht, die Dynamation-Effekte so schön arrangiert wie rar gesät (gerade mal vier Monster kommen vor - ein Riesenkrebs, ein Riesenlaufvogel, einige Riesenbienen und schließlich ein Riesenpolyp) und der Geist des Films von geradezu überschwänglicher Unbekümmertheit beflügelt. Mit Herbert Lom hat man sogar einen würdigen Nachfolger des einzig wahren Film-Nemo James Mason (der wohl leider nicht zur Verfügung stand oder sich nicht zur Verfügung stellen wollte) aufgetan. In der Gilde der klassischen englischsprachigen Verne-Adaptionen (die tschechischen von Karel Zeman bilden ja bekanntlich eine ganz eigene Liga) ziemlich weit vorn dabei, wenn auch kein echtes qualitatives Gegengewicht zum ewigen Preisträger "20,000 Leagues" von Richard Fleischer.

7/10

Ballon Insel Pazifik Piraten U-Boot Captain Nemo period piece Ray Harryhausen Monster Sezessionskrieg Jules Verne Cy Endfield Vulkan


Foto

NAKED LUNCH (David Cronenberg/CAN, UK, J 1991)


"I guess it's about time for our William Tell routine..."

Naked Lunch ~ CAN/UK/J 1991
Directed By: David Cronenberg


New York, 1953: Der als Kammerjäger arbeitende, drogensüchtige Underground-Autor William Lee (Peter Weller) erschießt im Rausch seine Frau. Daraufhin bekommt er von einem mannsgroßen Insekt, einem "Mugwump", den Auftrag, nach "Interzone" zu flüchten, einer Zwischenwelt, die von Tanger in Marokko aus betreten werden kann. Dorthin gereist, lernt er diverse in der Schriftsteller-, Drogen- und Homosexuellen-Szene verkehrende Menschen kennen, darunter den Marihuana-Fabrikanten Hans (Robert A. Silverman), die paraphilen Eheleute Joan (Judy Davis) und Tom Frost (Ian Holm), den Schweizer Dandy Cloquet (Julian Sands) und den Callboy Kiki (Joseph Scorsiani). Von den insektenähnlichen Kreaturen aus Interzone, die ihn als "Agenten" einsetzen, bekommt er indes ständig neue bizarre Aufträge, die irgendwie allesamt um seine Schreiberei kreisen. Am Ende kann er zwar aus Interzone flüchten, die äußere Realität bleibt jedoch unverändert.

Mit der Adaption des als unverfilmbar gelten, semi-autobiographischen Fragment-Romans des Beat-Autoren William S. Burroughs, der ihn tatkräftig bei der Entstehung unterstützte, realisierte Cronenberg sein nächstes Projekt. "Naked Lunch" verhandelt mittels einem konsequent herbeifabulierten Symbolismus gleichermaßen Burroughs' Sucht und seine Homosexualität, seine zwei prägendsten und dabei von ihm selbst so zutiefst verhassten Wesenszüge, die er sich selbst durch seine halluzinatorische Flucht in das Phantasieland "Interzone" erträglich schrieb und machte. Die immer neuen Rauschmittel, mit denen Lee versucht, seine vorherrschende Hauptdroge abzusetzen, treiben ihn jeweils immer tiefer in die Sphären des Rauschs hinein, derweil er seine sexuellen Bedürfnisse und Praktiken einer Armada von überdimensionalen Käfern zuschreibt, die ihm als ihrem willenlosen Objekt stets neue Missionen auferlegen. Erst als Lee als scheinbaren Drahtzieher hinter dem ganzen Gewirr einen vertrauenswürdig geglaubten Mediziner (Roy Scheider) ausmacht, gelingt ihm die Flucht aus diesem ihn gleichermaßen anziehenden und abstoßenden Pfuhl. Doch hinter der Grenze von Interzone wartet mit dem Land "Annexia" nurmehr ein neuer, ungewisser Schwebezustand.
Für Cronenberg, den um diese Zeit offenbar ganz analoge Themen bewegten wie Burroughs seinerzeit (davon künden bereits die "Naked Lunch" einbettenden Werke "Dead Ringers" und "M. Butterfly"), muss die Verfilmung von "Naked Lunch" eine ähnlich freischaufelnde, autotherapeutische Wirkung gehabt haben wie einst das Buch für den Autoren. In Benutzung ungewohnt kräftiger, heller Farben wagt sich Cronenberg außerdem so nah an komödiantische Züge heran wie sonst nie; die Auftritte seiner (von "Fly"-Sequel-Regisseur Chris Walas gefertigten) Schreibmaschinenkäfern und Mugwumps, die im Original Burroughs' Stimme erhalten haben und in der deutschen Fassung die erstaunlich identisch klingende von Märchenonkel Hans Paetsch, sorgen trotz ihres widerwertigen, schleimigen und rektal orientierten Äußeren stets für einen seltam-bizarren Humor, zumal man ja weiß, dass sie im Grunde bloß Lees Halluzinationen entspringen und somit nichts als Selbstgesprächspartner sind. Interessant noch die Verewigungen von Burroughs' Zeit- und Berufsgenossen unter veränderter Nomenklaur: Allen Ginsberg und Jack Kerouac, die Burroughs bei der Entstehung von "Naked Lunch" unerstützten und antrieben, sind als "Martin" (Michael Zelniker) und "Hank" (Nicholas Campbell) zu sehen, Paul und Sally Bowles als besagtes Ehepaar Frost.

10/10

Marokko Insekten Homosexualitaet Sucht Heroin Drogen David Cronenberg period piece Groteske William S. Burroughs Beat Generation Autor


Foto

FIELD OF DREAMS (Phil Alden Robinson/USA 1989)


"Is this heaven?" - "No, it's Iowa."

Field Of Dreams (Feld der Träume) ~ USA 1989
Directed By: Phil Alden Robinson


Der Ex-68er und jetztige Farmer Ray Kinsella (Kevin Costner) hört eine Stimme in seinem Mais, deren Geflüster er dergestalt interpretiert, dass er ein Baseballfeld anlegen soll. Kaum dass dieses fertiggestellt ist, läuft nicht nur der durch den berüchtigten 1919er Black-Sox-Skandal (der acht Spielern der Chicagoer White Sox wegen angeblicher Korruption das berufliche Genick brach) entehrte und 1951 verstorbene "Shoeless Joe" Jackson (Ray Liotta) dort auf, sondern gleich auch die sieben anderen Spieler. Doch damit nicht genug - Rays magische Aufträge gehen weiter...

Ein uramerikanischer Film um diverse uramerikanische Themen: Um die Rede- und Meinungsfreiheit geht es, um die Bastion Familie, darum, dass Iowa City ja irgendwie doch das Zentrum der westlichen Zivilisation sein muss. Und um Baseball natürlich. Der alte Schuld-und-Sühne-Topos um die versäumte Aussöhnung mit dem verstorbenen Vater steht zwar als Inspiration für das Finale parat, ist letztendlich jedoch bloße Ausflucht. Tatsächlich ist der ganze Film ein kaum verschleiertes, wenn auch recht schönes und weitgehend kitschbefreites Hohelied auf und um die Errungenschaften des land of the free. Mit James Earl Jones, der einen farbigen J.D. Salinger-Verschnitt spielt und Burt Lancaster hat Robinson zwei grandseigneurs des amerikanischen Kinos gebucht, die für die unverzichtbare Edelpatina des Stoffs zuständig sind. "Field Of Dreams" ist bei aller nicht unberechtigten Kritik wohl ein recht schöner Film, dessen implizite Naivität ausnahmsweise mal nicht als kalkuliertes Mittel zum Zweck erscheint, sondern sich aus der märchenhaften Geschichte um den Geist und die Geister des Baseball autogeriert.
Phil Alden Robinson hat bislang lediglich vier Kinostücke inszeniert (das letzte davon, die Clancy-Adaption "The Sum Of all Fears", 02), wovon allerdings nicht "Field Of Dreams", sondern "Sneakers" der beste ist. Momentan agiert er eher aus dem Hintergrund heraus. Schade eigentlich.

7/10

W.P. Kinsella Erwachsenenmaerchen Phil Alden Robinson Baseball Geister Iowa


Foto

THE SON OF KONG (Ernest B. Schoedsack/USA 1933)


"Boy, watch him scrapping. Just like his Old Man!"

The Son Of Kong (King Kongs Sohn) ~ USA 1933
Directed By: Ernest B. Schoedsack


Nach Kongs Amoklauf durch Manhatten sitzen dem ehemals gefeierten Carl Denham (Robert Armstrong) Schadensersatzklagen und Gerichtsvollzieher aller Kuleur im Nacken. Umso willkommener das Angebot seines alten Freundes Captain Englehorn (Frank Reicher) von der Venture, eine Tour in den Indischen Ozean zu unternehmen. Auf der Insel Dakang trifft Danham auf die junge Tingeltangelsängerin Helene (Helen Mack), die sich sogleich in ihn verguckt, und einen alten Bekannten, Nils Helstrom (John Marston), von dem er einst die Karte mit der Kong-Insel erhalten hat. Helstrom, ein wahrlich krummer Hund, hat Helenes Vater (Clarence Wilson) auf dem Gewissen. Um von Dakang wegzukommen, tischt er Denham ein Märchen von einem ungehobenen Schatz auf Kongs Insel auf. Helene schifft sich ebenfalls als blinder Passagier auf der Venture ein und zusammen geht es wieder zu dem wohlbekannten Eiland. Kaum an Land lernen Denham und Helene einen freundlichen, weißbehaarten Kong im Kleinformat (etwa 4 Meter lang) kennen, offenbar ein Sohn von Denhams zu Tode gekommenen Begierdeobjekt. Der kleine Kong freundet sich mit Denham und Helene an, beschützt sie vor einigen Monstern (die glücklicherweise nicht viel größer sind als er selbst) und hilft Denham sogar beim Erschließen des Schatzes, der tatsächlich existiert. Am Ende sorgt ein gewaltiges Erbeben für den Untergang der Insel, der leider auch "Prince Kong" mit in die Tiefe reißt.

Noch im "King Kong"-Jahr schob die RKO eine Fortsetzung zu ihrem Sensationsfilm hinterher. Mit Armstrong, Reichers und Victor Wong als lustiger Kombüsenchef Charlie konnten sogar immerhin drei Mitglieder der Originalcast zur Wiederholungstat verpflichtet werden. Auch, wenn "The Son Of Kong" im Prinzip kaum mehr als eine Kinderversion des Originals ist, in jeder Hinsicht harmlos und mit Hauptgewicht auf Abenteuer und Humor, kann der Film sich eines gewissen, unbeholfenen Charmes nicht entziehen. Erstaunlicherweise sind es jedoch besonders die Expositionsszenen, die ich dabei als schätzenswert empfinde: Denhams Flucht vor den Zustellern, die Einführung der hübschen Helen Mack und ihres versoffenen Vaters. Die das letzte Drittel bestimmenden Szenen auf der Kong-Insel wirken da fast wie - immerhin putzig gemachte - bonusartige Dreingaben für Effektgierige. Der Thronfolger wird als gutmütiger kleiner Tolpatsch eingeführt, der keinem Menschen etwas tun würde, seine Gegner lieber in die Flucht schlägt als sie gleich zu beseitigen und sich nach jeder Rettungsaktion mit neckischer Handbewegung bei Denham und Helene verabschiedet. Außerdem rollt er lustig mit den Pupillen, wenn er sich an einem Felsvorsprung die Birne stößt. Eine Menge Anlass zum Lachen also, vielleicht nicht ganz das, was sich mündige "Kong"-Fans nach dem omnipotenten Wüterich des Originals ehedem erhofft hatten. Dennoch kein Grund, das Sequel, wie bis heute akut, filmhistorisch stoisch zu vernachlässigen. Zweierlei nämlich hat es, bei aller zulässigen Kritik ganz gewiss: Heart and soul.

6/10

Insel Schatz Dinosaurier Ernest B. Schoedsack Affen


Foto

KING KONG (Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack/USA 1933)


"Holy mackerel!"

King Kong (King Kong und die weiße Frau) ~ USA 1933
Directed By: Merian C. Cooper/Ernest B. Schoedsack

Der New Yorker Filmemacher Carl Denham (Robert Armstrong) will mit dem Frachter 'Venture' zu einer bislang nicht kartografierten Insel im Indischen Ozean reisen, um dort sensationelle Aufnahmen von wilden Tieren zu machen. Allerdings benötigt er noch eine hübsche, unverbrauchte Darstellerin für sein Projekt, die er in der blonden Ann Darrow (Fay wray) findet. Auf der Insel angelangt, werden Denham und die Besatzungsmitglieder Zeugen eines primitiven Hochzeitsrituals. Offenbar soll dem Urwaldgott Kong ein jungfräuliches Opfer dargebracht werden. Als die Eingeboren Ann ansichtig werden, wollen sie die Blondine prompt als Ersatz für ihr Mädchen, entführen sie nächtens und bieten sie Kong, der sich als gewaltiger, haushoher Gorilla entpuppt, als Geschenk. Kong freut sich und beschützt die entsetzte Ann vor allerlei Gefahren auf der Insel, derweil die Besatzung der Venture, allen voran der in Ann verliebte Maat Driscoll (Bruce Cabot), das Mädchen suchen. Driscoll kann Ann schließlich befreien. Denham hat derweil schon eine neue Idee: Er will Kong einfangen und in New York der staunenden Öffentlichkeit als achtes Weltwunder präsentieren. Der Coup gelingt mit viel Mühe und Kong wird nach New York verschifft. Dort zerbricht er seine Ketten und entführt Ann auf das Dach des Empire State Building, von wo ihn eilends mobilisierte Jagdflieger herunterschießen.

Das in seinen Grundzügen recht naive Erwachsenenmärchen von einem monströsen Gorilla und seiner unmöglichen Liebe zu einer zarten Frau aus der westlichen Zivilisation erlangte seine umfassende Popularität aus dreierlei Gründen: Zunächst erwiesen sich die Stop-Motion-Effekte von Willis O'Brien als bahnbrechende und in dieser Form archetypische technische Leistungen, ferner sorgte die mehr oder weniger verborgene sexuelle Konnotation des virilen Riesenkerls, der ein wehrloses, halbnacktes Mädchen begehrt, für geschwollene Kämme allerorten. Schließlich war diese Form von großatmigem Abenteuer die denkbar beste Form des Eskapismus in depressionsgeschwängerter Zeit. Einem jeden Sensationslüsternen hatte "King Kong" etwas zu bieten, das es zumindest in solch vollendeter Form vorher nicht auf der Leinwand gegeben hatte. Gigantische Monster und Dinosaurier, wilde Eingeborene, großstädtische Katastrophen, Massenszenen, Action, Tragödie, Romantik und Tod - also grundsätzlich alles, was das Kino in seinen Grundfesten und -mechanismen definiert. "King Kong" ist somit auch ein Lehrstück in Sachen Exploitation, wesentlich luzider und unverhüllter als etwa die Genre-Konkurrenz von Universal und MGM. Die Liebesgeschichte zwischen Kong und der nahezu unentwegt kreischenden Ann kam in dieser Urfassung indes noch wenig zum Tragen. Zwar ist das allein anatomisch unmögliche sexuelle Interesse des Riesenaffen für seine kleine Zwangsgespielin offensichtlich, Ann derweil scheint eher froh zu sein, am Ende in die Arme ihres gleichgroßen Wunschpartners sinken zu können. Der Verständnis-Aspekt seitens des Mädchen wurde sehr viel deutlicher erst in den späteren Fassungen, in der leider noch immer völlig unterschätzten 76er-Version und ganz besonders in Peter Jacksons Remake prononciert. Dennoch bleibt der Ur-Kong der beste, eben weil er eine einzigartige Pionierleistung darstellt und hier die ungezügelte, bald infantile Präsentationslust eines Merian C. Cooper, die nebenbei komplett mit der des Filmprotagonisten Carl Denham gleichzusetzen ist, zum größten Triumphator wird.

10/10

Dinosaurier Monster Ernest B. Schoedsack Merian C. Cooper Tierhorror New York Insel Affen


Foto

THE RETURN OF THE SWAMP THING (Jim Wynorski/USA 1989)


"That's okay, I'm a vegetarian."

The Return Of The Swamp Thing (Das grüne Ding aus dem Sumpf) ~ USA 1989
Directed By: Jim Wynorski


Acht Jahre nach seiner ersten begegnung mit dem teuflischen Wissenschaftler Arcane (Louis Jourdan) dackelt das Swamp Thing (Dick Durock) noch immer durch die Sümpfe Louisianas - und auch Arcane betreibt auf der Suche nach dem Geheimnis der ewigen Jugend tollere Experimente denn je. Als Arcanes Nichte Abby (Heather Locklear) im Bayou auftaucht, wird die festgefahrene Feindesidylle merklich gestört - zwischen Sumpfding und Blondine entspinnt sich eine flotte Romanze.

Nachdem Wes Craven eine wenn schon nicht bemerkenswerte, so zumindest doch charmante Erstadaption des DC-Comics vorgelegt hatte, oblag es dem vorsätzlichen Quatsch-Regisseur Wynorski, im großen "Batman"-Jahr 1989 das Sequel einzustielen. Wynorski, der es im Prinzip noch merklich schwerer haben sollte als Craven, da der britische Autor Alan Moore unterdessen die Print-Reihe nach ihren bescheidenen Anfängen als Gruselschmöker zum Flaggschiff anspruchsvoller Erwachsenen-Comics inthroniert hatte, wählte den Weg des geringsten Widerstands und machte aus seiner Arbeit eine tolldreiste Slapstick-Klamotte, deren Effekt irgendwo zwischen 'haarsträubend doof' und 'ganz nett' frequentiert werden kann. Mit den B-Women Sarah Douglas und Monique Gabrielle hat Wynorski das fandom schonmal grundsätzlich auf seiner Seite, dazu kommen ein sehr viel fluffigeres Äußeres für das Sumpfding und einige nicht zu verachtende Hybriden-Monster. In- und Outro liefert - what else - 'ye olde, golden CCR-classic': "Born on The Bayou". Von Louis Jourdans einstmals noch so brillant böser Charakterstudie ist nichts mehr übrig; der stets distinguiert auftretende Schauspieler kürt kurzerhand die Not zur Tugend und scheint stets den virtuellen Mittelfinger Richtung Objektiv zu recken. Das kleine bisschen Horror aus Cravens Erstling ist nunmehr völlig entwichen.
Den letzten Faden beißt die Maus jedoch mit der deutschen Synchronfassung ab, die sich sogar noch unterhalb des Niveaus der hiesigen Vertonungskunst der "Cheech-&-Chong"-Filme bewegt. Extrem starker Tobak, der der Kinnlade keine Erholung gönnt.

4/10

Jim Wynorski Comic Sumpf Louisiana DC Comics


Foto

KING KONG (John Guillermin/USA 1976)


"Lights! Camera! Kong!"

King Kong ~ USA 1976
Directed By: John Guillermin


Der Paläontologe Jack Prescott (Jeff Bridges) schleicht sich als blinder Passagier auf einen Tanker der Firma Petrox, der von Surabaya aus Kurs auf eine bislang unentdeckte Insel im Indischen Ozean nimmt, unter der womöglich riesige Ölvorkommen lagern. Prescott interessiert sich jedoch mehr für den Wahrheitsgehalt der Sagen, die um die Insel kreisen und sich um einen gigantischen Tiergott drehen. Während der Fahrt nimmt die Schiffsbesatzung, der Jack sich mittlerweile zu erkennen gegeben hat, die schiffbrüchige Dwan (Jessica Lange) an Bord, ein junges Hollywood-Starlet. Auf der Insel angekommen findet die erste Landexpedition einen Eingeborenenstamm vor, der sich soeben auf eine bizarre Hochzeitszeremonie vorbereitet. In der folgenden Nacht wird Dwan entführt und zur Braut eines wie sich herausstellt haushohen Gorillas auserkoren. Nach einigen Abenteuern kann Dwan aus dessen Klauen befreit werden. Der raffgierige Petrox-Manager Wilson (Charles Grodin) fängt derweil das Monster ein und transportiert es als Schauattraktion nach New York, wo es ausbricht, ein Riesenchaos anrichtet und schließlich vom World Trade Center heruntergeschossen wird.

Guillermins respektive Dino De Laurentiis' erstes offizielles Remake des Ur-"King Kong" von 1933 hat es zeitlebens bei Publikum und Kritik nicht leicht gehabt. Allzu durchsichtig schienen die Spezialeffekte, die sich an den japanischen Kaijū orientierten und im Wesentlichen einen Rick Baker im Affenkostüm respektive dessen animatronische Riesenhand zeigten sowie Rückprojektionen, Modelllandschaften und den ganzen dazugehörigen Schnickschnack. Dann wird gern bemängelt, dass die überbordernde Phantasie, die eine im prähistorischer Zeit verharrende Insel zutage fördert, in der 76er-Version überhaupt nicht hinreichend berücksichtigt wird. Im Klartext: Es fehlt an Nebenmonstern. Lediglich eine Riesenschlange (möglicherweise dieselbe, die später in "Conan The Barbarian" zum Einsatz kommt) darf es für ein fix entschiedenes Kurzduell mit King Kong aufnehmen. Außerdem belächelte man die noch junge Jessica Lange und ihre exponiert-naive Interpretation des blonden Dummchens. Soviel zu den allerorten gemachten Vorwürfen, denen ich im Großen und Ganzen nichts entgegensetzen kann oder will. Dennoch bedeutet "King Kong" '76 für mich seit jeher sehr viel, ich habe ihn bereits als Kind sehr häufig gesehen und liebe noch heute viele Aspekte des Films, der in dieser Form nur 1976 entstehen konnte. Die Romanze zwischen Riesenaffe und Menschenfrau, die seltsam deutlich umschriebene Erotik zwischen ihnen, die die entsprechenden Motive des Originals mit deutlich gewichtigerer Darstellung herauskehren, funktioniert für mich noch immer tadellos. Herzzerreißend etwa die Szene, in der die Lange an Bord des Schiffes ihren duftigen Schal verliert, der dann in Kongs Verlies hineinweht, was ihn zu einer einzig durch die Intervention der Schönen wieder zu besänftigenden Weißglut treibt. Und dann natürlich das blutige Ende Kongs, das hier kommentarlos bleibt und wie eh und je zu hemmungslosem Weinen anstiftet. Dann war es stets die faktisch viel zu lange Exposition des Films, mit Bridges' beschwörenden Schauerfabeln und John Barrys absolut herrlicher Musik, die mir feuchte Hände bescherte, dazu die obligatorische Szene auf dem phallischen Baumstamm über der Schlucht und Grodins verdientes Ende.
"King Kong" liefert nachgerade nicht viel mehr als dickes, aufgebauschtes Plastikkino aus der Katastrophenfilm-Ecke, mit aufgesetzter Zivilisations- und Kapitaklismuskritik sowie einem modisch-schicken Kommentar zur damaligen Energiekrise. Für mich ist er jedoch viel mehr als bloß oberflächlicher Kunststoffkintopp, nämlich ein noch immer zum Träumen einladendes Stück konservierter Kindheit.

8/10

Monster John Guillermin Tierhorror King Kong New York Affen





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare