“The mind of man is capable of anything - because everything is in it, all the past as well as the future.”
Heart Of Darkness (Herz der Finsternis) ~ USA 1993
Directed By: Nicolas Roeg
Der Seemann Marlow (Tim Roth) erhält von einer belgischen Handelsgesellschaft den Auftrag, den Kongo mit einem Flußdampfer hinaufzufahren, um sich von einer abgeschnittenen Außenstation mitten im Dschungel ein Bild zu machen. Dort haust der einst als besonders efektiv und versiert bekannte Kurtz (John Malkovich), der jedoch bereits seit Monaten keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat. Permanent flankiert von drohenden Eingeborenen in Ufernähe schippert Marlow über den immer träger fließenden Fluss bis hin zu Kurtz' Handelsposten. Dort bietet sich ihm ein Bild des Wahnsinns: Der an Sumpffieber erkrankte Kurtz hat ein Mini-Königreich mit sich selbst als Despoten errichtet, einen Kriegerstamm um sich geschart und spricht dort offensichtlich Recht und Gewalt, wie es ihm gerade passt. Marlow begreift, dass Kurtz infolge seiner Krankheit und Zivilisationsferne den Verstand verloren hat.
Atmosphärisch intensive, werkegetreue Adaption von Joseph Conrads epochaler Novelle, die eine wunderbare, zeitgenössische Kolonialismuskritik hervorbrachte, indem sie - mit Marlow als ebenso unbedarftem wie philosophischem Sprachrohr - die Okkupationsversuche hinsichtlich mancher Teile der Welt für ideell grundsätzlich probat erklärt, ihre letztendliche Realisierung jedoch als in jedem Falle zum Scheitern verurteilt denunziert. "Heart Of Darkness" ist ein symbolisches Werk: Es beschreibt, wie abendländische Arroganz angesicht völlig diametraler Lebensumstände an ihre Wahrnehmungs- und Verstandesgrenzen geführt wird. Für Kurtz, einen intellekektuellen Ökonomen, endet seine anfängliche Faszination für die archaische Ursprünglichkeit, der er im Kongo angesichtig wird, schließlich und zwangsläufig in Depression, Irrsinn und Tod.
Dass Roeg mit "Heart Of Darkness", einem wirklich großartigen, hoffnungslos unterschätzten Werk mit zwei brillanten Hauptdarstellern, eine TV-Produktion realisierte, merkt man dem Film in keiner Weise an. Im diskursiven Gefolge von "Castaway" konfrontiert er erneut prahlerische Zivilisationsmanie mit der fauligen Illusion ihrer universellen Allmacht. Gewinner bleibt die Erde. Roeg konnte seinen visionären, zuweilen verschrobenen wirkenden Inszenierungsstil in "Heart Of Darkness" voll zur Geltung bringen und seinem Œuvre einen weiteren schillernden Eintrag hinzusetzen.
9/10
Nicolas Roeg Joseph Conrad Afrika Kongo period piece Kolonialismus TV-Film
Heart Of Darkness (Herz der Finsternis) ~ USA 1993
Directed By: Nicolas Roeg
Der Seemann Marlow (Tim Roth) erhält von einer belgischen Handelsgesellschaft den Auftrag, den Kongo mit einem Flußdampfer hinaufzufahren, um sich von einer abgeschnittenen Außenstation mitten im Dschungel ein Bild zu machen. Dort haust der einst als besonders efektiv und versiert bekannte Kurtz (John Malkovich), der jedoch bereits seit Monaten keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat. Permanent flankiert von drohenden Eingeborenen in Ufernähe schippert Marlow über den immer träger fließenden Fluss bis hin zu Kurtz' Handelsposten. Dort bietet sich ihm ein Bild des Wahnsinns: Der an Sumpffieber erkrankte Kurtz hat ein Mini-Königreich mit sich selbst als Despoten errichtet, einen Kriegerstamm um sich geschart und spricht dort offensichtlich Recht und Gewalt, wie es ihm gerade passt. Marlow begreift, dass Kurtz infolge seiner Krankheit und Zivilisationsferne den Verstand verloren hat.
Atmosphärisch intensive, werkegetreue Adaption von Joseph Conrads epochaler Novelle, die eine wunderbare, zeitgenössische Kolonialismuskritik hervorbrachte, indem sie - mit Marlow als ebenso unbedarftem wie philosophischem Sprachrohr - die Okkupationsversuche hinsichtlich mancher Teile der Welt für ideell grundsätzlich probat erklärt, ihre letztendliche Realisierung jedoch als in jedem Falle zum Scheitern verurteilt denunziert. "Heart Of Darkness" ist ein symbolisches Werk: Es beschreibt, wie abendländische Arroganz angesicht völlig diametraler Lebensumstände an ihre Wahrnehmungs- und Verstandesgrenzen geführt wird. Für Kurtz, einen intellekektuellen Ökonomen, endet seine anfängliche Faszination für die archaische Ursprünglichkeit, der er im Kongo angesichtig wird, schließlich und zwangsläufig in Depression, Irrsinn und Tod.
Dass Roeg mit "Heart Of Darkness", einem wirklich großartigen, hoffnungslos unterschätzten Werk mit zwei brillanten Hauptdarstellern, eine TV-Produktion realisierte, merkt man dem Film in keiner Weise an. Im diskursiven Gefolge von "Castaway" konfrontiert er erneut prahlerische Zivilisationsmanie mit der fauligen Illusion ihrer universellen Allmacht. Gewinner bleibt die Erde. Roeg konnte seinen visionären, zuweilen verschrobenen wirkenden Inszenierungsstil in "Heart Of Darkness" voll zur Geltung bringen und seinem Œuvre einen weiteren schillernden Eintrag hinzusetzen.
9/10
Nicolas Roeg Joseph Conrad Afrika Kongo period piece Kolonialismus TV-Film