Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

THE INTERNSHIP (Shawn Levy/USA 2013)


"Hell of a summer."

The Internship (Prakti.com) ~ USA 2013
Directed By: Shawn Levy

Billy (Owen Wilson) und Nick (Vince Vaughn) sind nicht nur beste Kumpel, sondern auch zwei exzellente Außendienst-Verkäufer. Als ihre Traditionsfirma dichtmacht, stehen sie auf der Straße. Da hat Nick die gloriose Idee, sich für ein Praktikum bei dem Internet-Multi Google zu bewerben. Den erfolgreichsten Absolventen winkt zum Ende hin ein Festvertrag. Dumm nur, dass Billy und Nick mit Anfang 40 zu einer Generation gehören, für die das Aufwachsen mit Twitter und Smartphone nicht selbstverständlich ist - mit anderen Worten: Sie haben keinen Plan von dem, worauf sie sich da eigentlich einlassen. Umso kritischer nehmen sie ihre halb so alten Mitpraktikanten wahr. Dennoch finden sie sich einem Team zugeordnet, das vor allem von Billys und Nicks menschlichem Impact, ihren charmant überspielten Schwächen und ihrer Lebenserfahrung profitiert.

Als - verhaltene - Komöde um Generationskonflikte und Kulturpessimismus taugt "The Internship" durchaus; in seinem Versuch, zwischen der nun auch nicht mehr ganz so jungen Base der "Frat-Pack"-Fans und die des sub-zwanzigjährigen Nachwuchspublikums zu schlagen, scheitert er jedoch - wenngleich auf liebenswerte Art. Von dem Brachialhumor, der die früheren Phillips-Komödien auszeichnet (es verwundert angesichts Besetzung und Thematik fast, dass selbiger hier nicht als Regisseur antrat), ist nicht mehr viel zu spüren. "The Internship" nimmt sich mit Ausnahme einer in der unzensierten Version ausgedehnten Strip-Club-Szene, in der denn auch einiges an Alkohol fließt, recht hausbacken aus. Tatsächlich rekultiviert er, insbesondere durch den selbstreflexiven Einsatz diverser entsprechender Zitate, die Konzepte der häufig von Simpson und Bruckheimer produzierten Achtziger-Erfolgsstorys, in denen ein Individuum oder eine kleine Gruppe von Außenseitern allen Widernissen zum Trotze mikrokosmisch reüssierte und damit symbolisch den amerikanischen Erfolgstraum träumte. Ähnliches gabe es bereits in "Old School", jedoch auf einem betont anarchischen, entgleisten Level. Hier tritt mit Google ein wahrhaftiges Kapitalismuskonstrukt auf den Plan, das den Film durchaus als Werbeplattform benutzt, ganz ähnlich, wie es die U.S. Navy seinerzeit via "Top Gun" praktizierte. Nun, eine vielleicht probate Realitätsanbindung ist damit in der einen oder anderen Form gegeben; nicht jedoch die notwendige Distanz, derer es Filmen dieser Art bedarf, um auf ihre Art zumindest halbwegs seriös zu wirken. Einem zweistündigen Werbespot mag sich schließlich niemand freiwillig aussetzen, auch dann nicht, wenn darin mal kurz Will Ferrell in gewohnt grandioser Pose herumspalkt.

5/10

Shawn Levy Frat Pack Internet Google Freundschaft Satire San Francisco Kalifornien


Foto

THE WOLF OF WALL STREET (Martin Scorsese/USA 2013)


"I am not gonna die sober!"

The Wolf Of Wall Street ~ USA 2013
Directed By: Martin Scorsese

Nach dem Schwarzen Montag im Oktober 1987 wendet sich der Jungbroker Jordan Belfort (Leonardo Di Caprio) dem Segment der Penny-Stocks zu, minderwertiger Aktien, die an gutgläubige Kunden verhökert werden und die dem Makler bei entsprechendem Absatz eine stattliche Provision zusichern. Belfort kann es sich bald leisten, mit 'Stratton Oakmont' eine eigene Firma aufzuziehen, die rasch expandiert. Unter dem Mitarbeitern, allen voran Belfort selbst, gehört es zum alltäglichen Chic, Alkohol, Drogen, Sex und Exzess in rauen Mengen zu konsumieren - vor allem Quaaludes haben es dem immer reicher werdenden Kapitalistenalb angetan, der nach einigen Jahren ins Visier ddes FBI gerät und sein berufliches wie sein Familienleben vor die Wand fährt.

Im Stil seiner früheren Antihelden-Halbwelt-Geschichten, die ihm zumeist mit der Unterstützung des Insiders Nicholas Pileggi zugeschustert wurden, setzt Scorsese diesen endlich wieder einmal einen weiteren Beitrag hinzu. Diesmal begibt er sich in die Niederungen des Yuppie-Unwesens der späten Achtziger, in das Haifischbecken der Gordon Gekkos und Patrick Batemans, in den Pomade und Kokain ihre verhängnisvolle Boulevard-Verbindung eingingen. Jordan Belfort ist ein authentisches Relikt dieser Jahre, ein denkwürdiges Mahnmal für die Unvereinbarkeit von Menschlichkeit und Profitstreben. Mit der ihm üblichen Faszination für seine faulherzigen Protagonisten von Jake LaMotta über Henry Hill und Ace Rothstein bis hin eben zu diesem Jordan Belfort lässt Scorsese sich in gewohnter Überlänge seine Kamera entfesseln; sie ewige Fahrten vollführen, über endlose Kokainbahnen gleiten, urplötzlich in der Bewegung verharren. Dazu gibt es eine wie üblich ausufernde Song-Kompilation, ein herrlich spaßiges Figuren-Kaleidoskop (mit Rob Reiner in einer komödiantischen Meisterleistung als Belforts Vater) und Szenen-Arrangements, die in punkto Detailverliebtheit noch immer ihresgleichen suchen. Jonah Hill ist großartig, Margot Robbie dafür eine Katastrophe. Damit kann man zumindest jedoch leben, immerhin hat sie einen fabelhaften Körper.
Was mich besonders freut, ist, dass mit "The Wolf Of Wall Street" auch der Drogen- und Suff-Exzess-Film endlich mal wieder kapitalen und vor allem vitalen Zuwachs bekommen hat, der schien mir nach "Fear And Loathing In Las Vegas" und "Spun" nämlich bereits dramatisch vom Aussterben bedroht. Hier jedoch heißt es: Lass' sie fröhlich lallen, lass' sie torkeln, lass' sie fallen. Geil!

9/10

Martin Scorsese New York Börse Wall Street Biopic FBI period piece Alkohol Kokain Freundschaft Familie Drogen


Foto

FAUST: LOVE OF THE DAMNED (Brian Yuzna/E 2000)


"I am the pornography that gets you hot!"

Faust: Love Of The Damned ~ E 2000
Directed By: Brian Yuzna

Der Künstler John Jaspers (Mark Frost) verliert seine Holde (Jennifer Rope) durch den überraschend auf ihn und sie verübten Gewaltakt einer übler Gang. Um seine Vergeltung zu bekommen, besiegelt er voller Verzweiflung einen Pakt mit dem mysteriösen M (Andrew Divoff), der einer geheimen Sekte namens "The Hand" vorsteht. Jaspers verwandelt sich fortan bei Bedarf in einen metzelnden Racheengel, der alles filetiert, was ihm vor die Klingen kommt. Geliebt von der schönen Psychologin Jade (Isabel Brook) und beschattet von dem eifrigen Lieutenant Margolies (Jeffrey Combs) bahnt sich Jaspers seinen blutigen Weg durch den kriminellen Untergrund. Auch der sinistre M, der eine dämonische Entität, den 'Homunculus' auf die Erde rufen will, muss sich Jaspers mittelfristig stellen.

Faustische Superhelden II: Ganze fünf Jahre älter als Spawn ist der noch um einiges weniger jugendfreie Faust, erdacht von den beiden Autoren Tim Vigil (Illustrationen) und David Quinn (Storys), veröffentlicht vom Underground-Verlag Rebel/Avatar. Die in schwarz-weiß publizierten Geschichten erschienen in keiner regelmäßigen Frequenz und wurden bei einer Gesamtzahl von lediglich fünfzehn Ausgaben über einen Zeitraum von 25 Jahren veröffentlicht. Wie der Name der Titelfigur berreits verrät, ist "Faust" ein direkter Nachkomme der goetheschen Gestalt, deren Antagonist Mephistopheles sich in Comic und Film zeitgenössisch als 'M' abkürzt. Yuzna wählte die Adaption als Eröffnungsstück seiner neu gegründeten, spanischen Produktionsgesellschaft Fantastic Factory, die als Subfirma des Filmax-Verleihs bis 2005 nur acht Filme herstellte und dann wieder einschlief. Gefilmt wurde in und um Barcelona - immerhin geschickt genug, um nie den Eindruck zu verwischen, es handele sich um eine amerikanische Großstadt. Der Soundtrack wurde, gemäß einer neunziger-typischen Tradition, von harten Bands geliefert, die allesamt beim Label Roadrunner unter Vertrag standen. Der Connaisseur weiß, was das bedeutet: Palaver, aber deluxe! So weit, so eigen. "Faust: Love Of The Damned" ist ein vielgehasster, vielgeschmähter Film, dessen höchst eigenwilliges Auftreten es einem tatsächlich nicht eben leicht macht. Dennoch glaube ich, hinter all dem verschrobenen, merkwürdig pastiche-artigen Gewimmel, das einer akut spürbaren Komik nicht entbehrt, eine spezifische Konzeption ausmachen zu können, den Willen dazu, etwas anderes, eigenes zu liefern ohne die direkte Tendenz der Publikumsanbiederung. Bei aller campigen Pappnasigkeit sitzt da irgendwo noch was im Verborgenen, das, wenn ich es in ferner Zukunft irgendwann benennen kann, ich hier veröffentlichen werde. Bis dahin bleibt mir bloß die Einordnung im Mittel.

5/10

Brian Yuzna Satan Comic Camp


Foto

SOCIETY (Brian Yuzna/USA 1989)


"Just a little bit paranoid, Bill, within normal ranges."

Society (Dark Society) ~ USA 1989
Directed By: Brian Yuzna

Bill Whitney (Billy Warlock) ist ein typisches Beverly-Hills-'rich-kid', ein verwöhnter Siebzehnjähriger, für den es zum Alltag gehört, zum Analytiker zu gehen, Sportwagen-Coupés zu fahren und auch sonst jedweden materiellen Wohlstand als selbstverständlich hinzunehmen. Eines Tages wird er jedoch stutzig: Seine Familie beginnt sich zunehmend merkwürdig zu verhalten, Schulkameraden ebenso und David Blanchard (Tim Bartell), ein aufdringlicher Verehrer seiner Schwester Patrice Jennings), konfrontiert Billy mit höchst obszönen Tonband-Aufnahmen und segnet kurz darauf bei eine Verkehrsunfall das Zeitliche. Zudem hat Billy ein komisches Gefühl bezüglic seiner neuen Angebeteten Clarissa (Devin DeVasquez). Schließlich muss er die Wahrheit erkennen: Diverse gesellschaftliche Schlüsselpersonen in Beverly Hills gehören einer uralten Geheimloge perverser Mutanten an, die jeden, der ihr Geheimnis entdeckt, auf unappetitliche Art beseitigen...

"Scenes From The Class Struggle in Beverly Hills" war eine prominent besetzte Satire von Paul Auster, die sich mit der Dekadenz der Reichen und Schönen im Sonnenstaat befasste. Im gleichen Jahr erschien, freilich auf deutlich kleiner Bühne und einem Zirkel Eingeweihter vorbehalten, Brian Yuznas thematisch stark anverwandter "Society", eine hübsche Grand-Guignol-Komödie rund um paranoide teenage angst und ein paar lustvoll eklige Make-Up-Eskapaden, die wie immer Yuznas pan-japanischer Kollege Screaming Mad George besorgte und die im Rahmen ihrer budgetbedingten Durchsichtigkeit als durchaus innovativ bezeichnet werden können - immerhin hat man seit Carpenters "The Thing" solch schleimige Verformungen, wie sie das große Finale von "Society" bereithält, auf der Leinwand nicht mehr bewundern dürfen. Yuznas Orientierung an den Secret-Invasion-Movies der Fünfziger, in denen häufig einem (juvenilen) Individuum bewusst wurde, dass seine Nächsten gar nicht (mehr) seine Nächsten sind, wird ferner auch Kevin Williamson stark beeinflusst haben. Sein "The Faculty" spricht diesbezüglich Bände.

7/10

Brian Yuzna Kalifornien Beverly Hills Satire Mutanten Monster Familie


Foto

TUCKER & DALE VS. EVIL (Eli Craig/CA, USA 2010)


"These kids are coming out here and killing themselves all over the woods." - "My God, that makes so much sense."

Tucker & Dale Vs. Evil ~ CA/USA 2010
Directed By: Eli Craig

Eine Gruppe von neun College-Kids fährt in die Appalachen, um dort ein zünftiges Lagerfeuer-Wochenende zu erleben. Zeitgleich sind die beiden etwas debilen, aber überaus gutherzigen Hillbillys Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine) unterwegs, um Tuckers just erworbene Hütte nur unweit vom Zeltplatz der Studenten einzuweihen. Bereits die erste, zufällige Begegnung schürt gegenseitiges Misstrauen, das besonders von der vorurteilsbehafteten Großstadt-Baggage ausgeht. Ein klassisches Missverständnis sorgt dann später für den zu erwartenden Konflikt: Die hübsche Allison (Katrina Bowden) stößt sich den Kopf und droht zu ertrinken, als Dale sie heldenhaft rettet und mit in die Hütte nimmt. Die übrigen Kids, allen voran der leicht auffällige Chad (Jesse Moss), glauben, die beiden Waldschrate wären dabei, Allison als Vorspeise zuzubereiten und gehen in die Offensive. Höchst ungeschickt, denn einer nach dem anderen fallen sie ihrer eigen Tölpelhaftigkeit zum Opfer, derweil Tucker und Dale bloß versuchen ihre und Allisons Haut zu retten...

Liebenswert nerdige Fun-Splatter, dessen inhaltliche Prämisse spätestens nach der ersten Filmhälfte so augenfällig ist, dass man sich schwer wundern muss, warum bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, sich ihrer anzunehmen. Nicht von den Hinterwäldlern, so Craigs luzider Gedanke, geht die eigentliche Gefahr beim so oftmals beschworenen culture clash aus, sondern von den arroganten Stadtbengels, die alles, was nach Wald, Land oder Natur aussieht, geschweige denn riecht, als vorsintflutlich und zurückgeblieben erachten und die persönliche Würde deutlich höher ansiedeln. Tucker und Dale derweil werden nur ständig Opfer irgendwelcher Zufälle und Unachtsamkeiten, die ihnen die panisch reagierenden urban lads nurmehr als weiteren bestialischen Charakterzug anrechnen. Vertauschte Rollen also, herrlichst durchexerziert und mit urkomischem Gore angereichert, über den ich lange nicht mehr so herzhaft lachen konnte. Die ultimative Nerd-Fantasie erfüllt sich natürlich auch noch in anderer Hinsicht: wenn Craig seinem dickfälligen Anti-Schönling Dale und dem fleischgewordenen Jungs-Traum Allison eine Romanze spendiert, dann jubeln millionen Loser auf der Welt still und glücklich in sich hinein. Larger than life aber ausgekocht liebenswert, wie der ganze Film.

8/10

Eli Craig Hommage Backwood Satire Splatter Groteske West Virginia Appalachen


Foto

VAN HELSING (Stephen Sommers/USA 2004)


"Why does it smell like wet dog in here?"

Van Helsing ~ USA 2004
Directed By: Stephen Sommers

Den vom Vatikan beschäftigten Monsterjäger Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) umgibt selbst eine trübe Vergangenheit, der er ständig auf der Spur ist. Zwischendurch legt er zeitgenössische Unholde wie den Amok laufenden Mr. Hyde (Robbie Coltrane) auf Eis und erfreut sich stets neuer Gimmicks, die ihm der klösterliche Waffenschmied Carl (David Wenham) zur Verfügung stellt. Als es sich in Transsylvanien zusammenbraut, schickt man Van Helsing und Carl geradewegs in den Krisenherd: Graf Dracula (Richard Roxburgh), seine drei Vampirbräute, diverse Werwölfe und Frankensteins Monster (Shuler Hensley) bekriegen sich und terrorisieren eine dörfische Gemeinschaft. Zusammen mit der schönen Anna (Kate Beckinsale), deren Bruder (Will Kemp) ebenfalls von einem Werwolf infiziert wurde, findet Van Helsing den Grund für die Unruhe heraus: Dracula hat sich des Schlosses Frankenstein nebst dessen Dienerschaft bemächtigt, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erlangen. Seine mit seinen Bräuten gezeugte Brut überlebt nämlich immer nur für Minuten und taugt daher nicht viel für eine Invasion. Die Frankenstein-Kreatur jedoch ist der wahre Schlüssel zu Draculas sinistrem Vorhaben...

Was eine Revitalisierung des 'golden age gothic horror' aus dem Hause Universal hätte werden können - oder sollen - (immerhin widmet der Regisseur seinen Film im Abspann hochtrabend seinem Vater) geriet zu einem albernen Disneyland-Fahrgeschäft, einer von Effekteleim notdürftig zusammengehaltenen Halbgarnis, in der der coole Superheld Wolverine und die wehrhafte Amazone aus "Underworld" es mit einem peinlich halbgar interpretierten Dracula (Roxburghs Interpretation ist eine Schande für diese altehrwürdige Figur), Computerwerwölfen und einem wohl nicht ganz zufällig eher nach Peter Boyle denn nach Boris Karloff aussehenden Frankenstein-Monster zu tun bekommen. Flaue Witzchen und nerdige Sprüche begleiten den Weg der kleinen Heldengemeinschaft durch die West-Karpathen und auch eine fein arrangierte, jedoch kläglich inszenierte Polanski-Reminiszenz sowie diverse weitere Behauptungen, bezüglich der Genre-Historie ein firmes Auge zu besitzen, tragen eher zum tosenden Untergang dieses hochbudgetierten, seelenentleerten Hülsenfilms bei. Und welch eine nutzlose Verschwendung von Ressourcen, zumal die kreativen Köpfe hinter der visuellen Gestaltung teils Höchstleistungen vollbrachten: Wunderbar grazil etwa die drei weißen Vampirfauen, wie sie durch die gräuliche Dämmerung flattern, opulent ausgestattet die Budapester Ballszene, hübsch maskiert das ewige Labor-Faktotum Igor (Kevin J. O'Connor) und selbst die vielen CGIs in ihrer comicesken Überzogenheit fand ich noch überwiegend charmant. Doch all das bleibt bloß zur Schau gestellte Makulatur eines letztlich hoffnungslos ausgehöhlten, von übrzogenen Erwartungen getragenen Kinofurzes ohne Blut in den Adern, dessen Nachhall sich in etwa so rasch verliert wie ein Schwefelhauch in der Silvesternacht. Dennoch nicht ganz das noch viel ärgere Volldebakel, dass Sommers zuvor mit seinen erbärmlichen "Mummy"-Filmen vom Stapel ließ.

4/10

Stephen Sommers period piece Hommage Werwolf Vampire Frankenstein Dracula Transsylvanien Rumänien Universal-Monster Crossover


Foto

THE SECRET LIFE OF WALTER MITTY (Norman Z. McLeod/USA 1947)


"Pockata! Pockata!"

The Secret Life Of Walter Mitty (Das Doppelleben des Herrn Mitty) ~ USA 1947
Directed By: Norman Z. McLeod

Von der Tatsache, dass Walter Mitty (Danny Kaye), Cheflektor beim Pulproman-Verlag 'Pierce', ein ausgesprochener Tagträumer mit blühender Phantasie und gloriosen Einfällen ist, zehrt insbesondere sein Chef (Thurston Hall), der Walters Ideen nur allzu gern als seine eigenen zu veräußern pflegt. Zudem leidet Walter unter dem Matriarchat seiner Mutter (Fay Bainter), die sein gesamtes Privatleben bis ins kleinste Detail für ihn plant. Wie sehr genießt er daher seine Phantasien, in der er als unerschrockener Seemann, Fliegeras, Modedesigner und Revolverheld vor der Dame seiner Träume (Virginia Mayo) reüssiert. Als diese ihm eines Tages im wahren Leben begegnet und ihn in eine hadfeste Kriminalgeschichte verwickelt, scheint es, als würden sich für Walter endgültig die Grenze zwischen Realis und Irrealis auflösen...

Wie die meisten seiner Filme vor allem eine One-Man-Show für Danny Kaye, in der er sich ausgelassen durch träumerisch gestaltete Technicolor-Kulissen albern kann und einem Derwisch gleich durch sein "geheimes Leben" bewegt. Dass sich sein Traum, einmal ein veritabler Held zu sein, am Ende als real erweist und er das schöne Mädchen abbekommt, macht ihn schließlich zugleich zum Herrn über sich selbst, erlaubt ihm Mündigkeit, Bodenständigkeit sowie existenzielle Autonomie und macht seine Flucht in Phantasie-Universen künftig überflüssig. Vielleicht hat sich Philip K. Dick für seine ja bereits zweimal verfilmte Story "We Can remember It For You Wholesale" von der Geschichte Walter Mittys beeinflussen lassen, denn wie der mausgraue Angestellte/Arbeiter Doug Quail (bzw. Quaid in den Filmen) benötigt auch Walter Mitty für den Übergang in sein tief ersehntes Stadium der Individualität eine erzwungene Heldenrolle: Psychotherapie durch Action.

8/10

Norman Z. McLeod New York Mutter & Sohn


Foto

THIS IS THE END (Seth Rogen, Evan Goldberg/USA 2013)


"The fucker's got to go!"

This Is The End ~ USA 2013
Directed By: Seth Rogen/Evan Goldberg

Während einer Einweihungsparty in James Francos Haus geschieht es: Die Apokalypse bricht sich Bahn und die Tore zum Inferno öffnen sich. Während alle Menschen reinen Herzens umgehend ins Paradies eingehen, müssen sich Franco und seine Gäste Seth Rogen, Ja Baruchel, Jonah Hill, Craig Robinson und der eigentlich uneingeladene Danny McBride alles Mögliche einfallen lassen, um nicht von irgendwelchen Höllendämonen aufgefressen zu werden. Nach diversen Streitigkeiten und anderen Abenteuern findet man dann heraus, das man durch einen Akt der selbstlosigkeit doch noch in den Himmel gelangen kann.

Habe sehr gelacht über und mit diese® spaßige(n), pronociert alberne(n) Nabelschau der jungen, sich selbst darstellenden US-Komikergilde, in der die Schauspieler sich und ihren Lebensstil mittels einer freiwilligen, zum Teil aber auch unfreiwilligen Selbstparodie aufs Korn nehmen. Wo die mitunter erstaunlich offenherzigen Selbstbespuckungen anfangen und aufhören, wäre müßig zu umschreiben, wichtig ist allein, dass "This Is The End" als umfassendes Spaßprodukt mit hinreichend Ambition durch alle Mitwirkenden supergut durchläuft und seine zum Teil hemmungslosen Albernheiten herzhaft professionell darbietet. aran erkennt man die beteiligten Talente. Würde der Film nicht mit einem - durch Baruchel auch noch wunschartig herbeigeführten, von allen frenetisch bejubelten Auftritt der ekelhaften Backstreet Boys (warum hat man nicht einfach Sabbath genommen - oder hat man die nicht gekriegt?) abschließen, er wäre grenzperfekt. So muss man sich zum Abschluss einen üblen Dämpfer bieten lassen, nicht zuletzt, da sich zumindest die musikalische Geschmackssicherheit von Rogen & Co. im Nachhinein unheiligst in Frage gestellt findet...

8/10

Seth Rogen Evan Goldberg Hollywood Apokalypse Satan Satire Exorzismus Kannibalismus


Foto

BULLETS OVER BROADWAY (Woody Allen/USA 1994)


"Where I come from, nobody squeals!"

Bullets Over Broadway ~ USA 1994
Directed By: Woody Allen

New York in den bleihaltigen Zwanzigern: Der junge, intellektuelle Dramatiker David Shayne (John Cusack), sieht keine Möglichkeit, sein neuestes Stück "God Of Our Fathers" auf die Bühne zu bringen, da ihm die nötige Finanzierung fehlt. Da handelt sein Agent Julian Marx (Jack Warden) einenSponsorenvertrag mit dem Gangsterkönig Nick Valenti (Joe Viterelli) aus. Bedingung: Valentis Liebchen, die stupide Revuetänzerin Olive (Jennifer Tilly), erhält eine Rolle in Davids Stück. Nicht nur Olive, auch der Rest der Besetzung erweist sich als - gelinde gesagt - exzentrisch, so dass die Inszenierung allenthalben im Chaos zu versinken droht. Ausgerechnet Olives Beschützer, der Mafia-Killer Cheech, (Chazz Palminteri) rettet "Gods Of Our Fathers", indem er heimlich und lediglich unter Davids verblüffter Kenntnis, einige elementare Dialogpassagen umschreibt.

In bester Screwball-Tradition stehend ersann Woody Allen mit "Bullets Over Broadway" einen Film, der auch jedem klassischen Dialog-Komödienregisseur von Sturges bis Wilder alle Ehre gemacht hätte. Der Einfall, hehre Kunst und brutale Unterwelt im Zeitalter der Prohibition aufeinanderprallen zu lassen, ist ebenso famos wie einleuchtend und erhält eine kongeniale Umsetzung. Nach "The Purple Rose Of Cairo" und dem wunderschönen "Radio Days" beweist Allen erneut, wie brillant er period movies im Griff hat und dass sein monumentales Talent für die Kreierung komischer bis abstruser Szenarien gerade auf diesem Sektor stets zu voller Entfaltung gerät. Ein Clou außerdem seine Darstellerriege - handverlesen und bis in die letzte Rolle von Personal getragen, das auch partiell durch niemand anderen hätte ersetzt werden mögen.

9/10

Woody Allen New York Broadway Theater period piece Boston


Foto

THE JANUARY MAN (Pat O'Connor/USA 1989)


"I'm going to go home, mix some paint, and try to create something original."

The January Man (Im Zeichen der Jungfrau) ~ USA 1989
Directed By: Pat O'Connor

Um einen seit elf Monaten immer wieder zuschlagenden Serienkiller dingfest zu machen, beordert der New Yorker Bürgermeister Flynn (Rod Steiger) den mittlerweile als Feuerwehrmann tätigen, exzentrischen Profiler Nick Starkey (Kevin Kline) zurück in den Polizeidienst, der einst wegen einer ungeklärten Korruptionsaffäre den Hut nehmen musste. Sewinem Bruder, dem Commissioner Frank Starkey (Harvey Keitel) sowie Captain Alcoa (Danny Aiello), ist Nicks Re-Aktivierung ein Dorn im Auge, nicht so jedoch des Bürgermeisters Tochter Bernadette (Mary Elizabeth Mastrantonio), die sich heftig in Nick verliebt.

Ein höchst eigenartiger Film ist "The January Man", dennoch mochte ich ihn aus naheliegenden Gründen immer recht gern. Wer eine konventionelle Serienkiller-Hatz erwartet, der ist zunächst einmal schiefgewickelt und wird sich nachhaltig enttäuscht finden: Spannend ist O'Connors Film nämlich faktisch gleich null und die obligatorische Konfrontation zwischen Held und Übeltäter am Ende ist zu allem Überfluss eine burleske Farce. Der Serienmörder, der immerhin elf Opfer zu verantworten hat, entpuppt sich trotz vorheriger Geheimnistuerei als geschminkte, bislang uneingeführte Figur, vorheriges Rätselraten und Verdächtigen seitens des Publikums läuft somit frontal vor die Wand. Als Krimi oder gar Thriller ist "The January Man" somit ein lupenreiner Rohrkrepierer, nicht so jedoch als Schauspielerfilm, der über sieben bestens aufgelegte Musterexemplare ihrer Gattung verfügen kann und diese so gut es geht, unter einen Hut bringt. Neben den Erwähnten finden sich noch Susan Sarandon und Alan Rickman als exzentrischer Maler ein, letzterer im Zuge einer figural betrachtet vollkommen redundanten Vorstellung, der im Prinzip nichts zum Plot beiträgt, mit Ausnahme seiner reinen Präsenz. Da es sich jedoch um Alan Rickman handelt und dieser in jenen Tagen zu den coolsten Darstellern des Planeten zählte, nimmt man einen solch überflüssigen Luxus nur umso lieber mit. Nein, "The January Man" ist kein Genrefilm, nötigenfalls kann man ihn als "Genrefilm" bezeichnen, "der keiner ist". Aber gerade in seiner lässig dargebrachten Enttäuschung von Erwartungshaltungen gefällt er mir.

7/10

Serienmord Pat OConnor New York Norman Jewison





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare