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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MIRACLE ON 34TH STREET (George Seaton/USA 1947)


"It's silly, but I believe."

Miracle on 34th Street (Das Wunder von Manhattan) ~ USA 1947
Directed By: George Seaton

Ein älterer Herr namens Kris Kringle (Edmund Gwenn) hält sich für den Weihnachtsmann. Nachdem er erfolgreich eine von der bodenständigen Doris Walker (Maureen O'Hara) für das Warenhaus 'Macy's' organisierten Weihnachtsumzug als Nikolaus begleitet hat, stellt der Konsumpalast Kringle trotz seiner etwas eigenartigen Selbstwahrnehmung ein. Gelegenheit für ihn, aus sämtlichen Manhattaner Kaufhauschefs unfreiwillige Altruisten zu machen, seine Aufrichtigkeit auch richterlich absegnen zu lassen, Doris und ihr Töchterchen Suzy (Natalie Wood) von der Existenz Santa Claus' zu überzeugen und ihnen einen neuen Familienvater (John Payne) zur Seite zu stellen.

Süßer, semi-antiker Weihnachtsklassiker, der vor allem von Edmund Gwenn als selbsternanntem Santa Claus zehrt. Die satirischen Seitenhiebe des Films, die den alljährlichen Konsumwahn und die moderne, entspiritualisierte Schnellebigkeit zu den Festtagen aufs Korn nehmen, bleiben stets im Rahmen des Zumutbaren und Familienfreundlichen, kurz: harmlos. Interessanter da schon das Rätselraten um Kris Kringles wahre Identität: Ist er bloß ein zauseliger, alter Herr mit gepflegtem Bart und kleiner Macke oder tatsächlich der südwärts gezogene Weihnachtsmann? Seaton lässt diese Frage ganz bewusst unbeantwortet und offeriert sowohl Träumern als auch uns beinharten Rationalisten ihre jeweiligen Optionen. In jedem Fall darf gelten: Ein Wunder ist besser als keines, besonders zu Weihnachten!

8/10

George Seaton Weihnachten Weihnachtsmann New York Satire Psychiatrie Courtroom


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ELF (Jon Favreau/USA 2003)


"You're so weird."

Elf (Buddy der Weihnachtself) ~ USA 2003
Directed By: Jon Favreau

Einst als Baby krabbelte Waisenkind Buddy unbemerkt in den Sack des Weihnachtsmannes (Edward Asner) und wuchs fortan unter den emsigen Helferelfen am Nordpol auf. Nunmehr erwachsen erfährt Buddy (Will Ferrell) um seine menschliche Herkunft und von seinem Vater Walter (James Caan), der bei einem New Yorker Kinderbuch-Verlag als Redaktionschef arbeitet. Buddy wandert hinab in den Süden bis ins weihnachtliche New York und wird dort mit der zynischen, schnelllebigen Menschenwelt konfrontiert, die ausgerechnet sein Dad personifiziert wie kein Zweiter.

Ein ziemlich betulicher Kinderfilm, in dem Will Ferrell kaum Gelegenheit hat, seine sonst so einmalig zotigen Albernheiten auszuleben. In "Elf" versucht er sich vielmehr als Erbe des großen Jerry Lewis, der mittels grundgütiger Naivität und Penetranz hilft, den Glauben an den Weihnachtsmann zu revitalisieren, auf das dessen Schlitten künftig wieder ohne Kerosinaggregat fliegen kann. "The Christmas Spirit", das bedeutet in einem amerikanischen Weihnachtsfilm Santa Claus nebst Rentieren und Elfen, der braven Kindern Geschenke bringt, Zuckerstangen und kitschigen Schmuckbehang. Just diesen "Geist" beflügelt auch Favreaus Film, der kaum ein entsprechendes Klischee auslässt, die einmalige Gelegenheit zur satirischen Aufbereitung verschenkt und am Ende gar mit Füßen tritt und der mit einem geradezu sündhaft ausgebremsten Ferrell auf Kinderfang geht. "Elf" hat ganz bestimmt seine Momente, die faktisch durch die Bank Ferrells Präsenz zu verdanken sind und zu denen ganz besonders Peter Dinklages phantastischer Auftritt als versnobter Kinderbuchautor Miles Finch zählt, er bleibt insgesamt jedoch so brav, bieder und weihnachtlich wie ein notgedrungener Großeinkauf bei Toys R Us am Heiligmittag um 12.

5/10

Jon Favreau Will Ferrell Weihnachten Weihnachtsmann New York Nordpol


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VALLEY GIRL (Martha Coolidge/USA 1983)


"That techno-rock you guys listen to is gutless."

Valley Girl ~ USA 1983
Directed By: Martha Coolidge

Die ebenso beliebte wie oberflächliche High-School-Tuse Julie Richman (Deborah Foreman) aus dem Valley verliebt sich in den sich alternativ gebenden Semipunk Randy (Nicolas Cage) aus Hollywood. Für Julie ein gewaltiges Problem, denn mit Randy zusammen zu sein, bedeutet zugleich, ihre Freundinnen und ihren Status als künftige prom queen drangeben zu müssen. Dann vielleicht doch lieber den gelackten Tommy (Michael Bowen), einen echten Fatzken vor dem Herrn?

"Valley Girl" verhandelt als etwas klamaukigerer, wesentlich simpler strukturierter Vorläufer von John Hughes' "The Breakfast Club" eine ganz ähnliche Thematik: Ist ein Ausbruch aus der gewohnten peer group möglich, um nicht zu sagen: sinnvoll, wenn das Leben als ohnehin geplagter Teenager noch Qualität wahren soll? Für die etwas dümmlich gezeichnete Julie tatsächlich eine existenzielle Frage, denn ein Zusammensein mit Randy, diesem wilden Typen, der in Punkschuppen abhängt und allerlei merkwürdige Zeitgenossen kennt, bedeutet für sie zugleich eine Abkehr vom Gewohnten: Die heißgeliebten Nachmittage in der Mall mit shopping und Eisessen würden künftig uninteressant; ihr Freundeskreis müsste sich gezwungenermaßen von ihr abwenden - Katastrophen ohne Abriss also, zumindest, wenn man mit 16 noch kein Buch zur Hand genommen hat und keine einzige europäische Hauptstadt benennen kann.
"Valley Girl" hat, von seiner sicherlich unterhaltsamen Präsentation abgesehen, ein essenzielles Mentalitätsproblem: Seine tragenden Figuren sollen, zumindest unterstelle ich das den Autoren einfach mal, universelle Charaktere repräsentieren und Authentizität vermitteln, sind jedoch tatsächlich bloß holzschnittartige Pappkameraden aus frühen MTV-Clips - wobei besonders Cages Randy, den jeder damals halbwegs bei Trost befindliche Subkulturist nicht mal im Brandfalle angepisst hätte, wahrscheinlich den lächerlichsten Pseudopunk der Filmgeschichte abgibt. Ich meine: nix gegen die Psychedelic Furs und andere der im Film vorgestellten Popsachen, im Gegenteil, aber lassen wir doch bitte alles mal schön da, wo's hingehört. So werden die Valley-Püppchen mit ihren unerträglich vorgefassten Lebensentwürfen sich anno 83 womöglich "Punk" vorgestellt haben, nicht zuletzt infolge Coolidges Märchenstunde. Wenn die wüssten, diese Schäfchen...

5/10

Martha Coolidge Hollywood Kalifornien Los Angeles San Fernando Valley Teenager Subkultur Coming of Age


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THE MORE THE MERRIER (George Stevens/USA 1943)


"Damn the torpedoes, full speed ahead!"

The More The Merrier (Immer mehr, immer fröhlicher) ~ USA 1943
Directed By: George Stevens

Um ihrer patriotischen Pflicht nachzukommen, entschließt sich die etwas biedere Regierungsangestellte Connie Milligan (Jean Arthur), die Hälfte ihrer Wohnung im furchtbar überlaufenen Washington D.C. der Kriegstage unterzuvermieten. Der kecke, alte Ben Dingle (Charles Coburn), der auf ein paar Tage zu Besuch in der Hauptstadt reißt sich das Zimmer unter den Nagel und beschließt sogleich, die eigentlich bezaubernde Connie unter die Haube zu bringen. Dafür kommt der Militäragent Joe Carter (Joel McCrea) gerade Recht: Dingle vermietet ihm die Hälfte seiner Hälfte, ganz zu Connies anfänglichem Entsetzen, die nun mit zwei fremden Herren unter einem Dach leben soll. Es dauert tatsächlich nicht lange, bis es bei ihr und Joe ordentlich einschlägt, doch es gilt für Dingle noch, Connies spießigen Verlobten Pendergast (Richard Gaines) abzuservieren...

Wundervolles Screwball-Kommödchen mit einem noch wundervolleren Hauptdarstellertrio. Der mausezähnige, bereits reichlich betagte Charles Coburn erlebte in den vierziger und fünfziger Jahren einen zweiten Frühling als Vollblut-Komödiant, der in einer Mischung aus vordergründig-kauziger Tolpatschigkeit und hintergründiger Verschmitztheit oftmals den rettenden Engel gab, der einsamen Ladys oder armen Familien durch geschickte Hilfestellungen zum Glück verhalf. So auch hier: Ben Dingles lebensbejahende Philosophie, die ihn scheinbar ohnehin bloß als alternden Cupido in jene Stadt kommen ließ, in der "alle zwei Tage hinterher sind" und "acht Frauen auf einen Mann kommen", trägt ihn förmlich zu seinem selbst ausgekundschafteten "Rettungseinsatz", den er trotz aller Widrigkeiten - immerhin herrscht Krieg - mit Bravour meistert. Dass McCrea durch eine etwas überspannte Dummheit in Trubel gerät, kann seinen Weg zu Liebe und Heirat nicht ausbremsen. Außerdem liegt so etwas in der Natur des Genres, das das gepflegte Chaos benötigte, um sich erst recht entfalten zu können. Ausnahmsweise Propaganda mit wahrhaft progressivem Charakter: Make love, not war.

8/10

George Stevens Washinton D.C. WWII Screwball


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MINNIE AND MOSKOWITZ (John Cassavetes/USA 1971)


"We love each other. That's why we're going to marry."

Minnie And Moskowitz (Minnie und Moskowitz) ~ USA 1971
Directed By: John Cassavetes

Die Museumskuratorin Minnie Moore (Gena Rowlands) hat eine Vorliebe für exaltierte Sonnenbrillen und ein unglückliches Händchen für Beziehungen. Nachdem ihr jüngster Freund (John Cassavetes), der sie ohnehin mies behandelt hat, reumütig zu Frau und Kindern zurückgekehrt ist, versucht sie es mit einem wirren Bohémien (Val Avery), doch auch das geht schief. Mitten in die just zerbröckelnde Szenerie platzt der langhaarige Parkplatzwächter Seymour Moskowitz (Seymour Cassel), der als unangeforderter Schutzengel zwar Minnies Interesse erregt, seinem Sozialstatus als vorlauter Proletarier zufolge jedoch eigentlich nicht ernsthaft für sie in Frage kommt. Doch Seymour gibt nicht auf.

Inmitten seiner intimen Katastrophenfilme zwischenmenschlicher Unfallszenarien inszenierte Cassavetes diese liebenswerte kleine Romanze, ohne sich allerdings in Anbetracht des für ihn lebensbejahenden, positiven Themas auch nur eine Sekunde lang untreu zu werden. Die ihm eigenen, knallharten Observierungspraktiken individueller Verhaltensweisen und charakterlicher Spezifika betreibt der Meister für "Minnie And Moskovitz" gerade so unbestechlich (und für ungeübte Augen möglicherweise befremdlich) wie eh und je, Dialoge werden mittendrin ausgesetzt oder abgebrochen, um sich zur nächsten Szene umgeschnitten zu finden und ganz L.A. erscheint wie ein Sammelsurium verschrobener Gestalten. Der große Timothy Carey genehmigt sich einen schön virulenten Auftritt als verrückter Geschichtenrezitator und Averys gegenüber Gena Rowlands gehaltener, nervös-narzisstischer Monolog, in dem eine optionale Beziehung binnen zehn Minuten mitsamt allen Höhen und Tiefen abgehandelt wird, ist komödiantische Königsklasse, wie man sie heuer in solch brillanter Absurdität nurmehr bei Charlie Kaufman vorfindet. Und das Schönste: Selbst alle Schicksalswidernisse vermasseln dem Protagonistenpaar nicht das romantischste Ende, das es bei Cassavetes zu sehen gibt.

9/10

John Cassavetes amour fou Los Angeles


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THE FACULTY (Robert Rodriguez/USA 1998)


"I don't think that a person should run unless he's being chased."

The Faculty ~ USA 1998
Directed By: Robert Rodriguez

Die Herrington High in Ohio wird zum Ausgangspunkt einer Alien-Invasion. Als erster bemerkt der als Klassenarsch verschriene Casey Connor (Elijah Wood), dass das Lehrerkollegium sich in auffallender Weise verändert: Das zuvor ratlose und eher resignierende Lehrpersonal gibt sich nämlich urplötzlich aufgeweckt und offensiv. Da kann was nicht stimmen! Zusammen mit fünf Mitschülern (Josh Hartnett, Clea DuVall, Sjawn Hatosy, Jordana Brewster, Laura Harris) entschließt sich Casey, gegen die sich rasant ausbreitende, außerirdische Körperübernahme vorzugehen: mit eigens gekochten Drogen als patentiertes Allheilmittel!

Nicht nur auf den zweiten Blick frönt Horror-Hughes Kevin Williamson in "The Faculty" wieder seinem ureigenen Teenager-Vivisektionsauftrag, der mit den üblichen popkulturellen Avancen hausiert. In diesem Fall sind Heinlein und Finney, die Ersinner der 'Puppet Masters' und der 'Body Snatchers', Pflichtlektüre für den im Anti-Invasionskampf bewanderten, jugendlichen Connaisseur-Guerilla. Die schleimigen Tentakelwesen mitsamt recht früh offensichtlich getarntem Oberboss sind allerdings sowieso die heimlichen Stars des Ganzen. Ansonsten gestaltet sich "The Faculty" als ziemlich offensichtlich und erwartbar: Das sich gegen die Aliens zusammenschließende Teenagerkonglomerat entspricht nahezu exakt der altbekannten "Breakfast Club"-Konstellation aus Highschool-Archetypen, die ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zum Einsatz bringen können. Wobei der vormalige Oberloser natürlich zum Überhelden wird, der am Ende die schniekste Biene abbekommt. Da nahm sich Hughes noch vergleichsweise realitätsgebunden aus. "The Faculty" ist also nicht nur in puncto Monsterpräsentation überaus märchenhaft angelegt...

6/10

Robert Rodriguez Kevin Williamson Hommage Aliens Invasion Schule Satire Lehrer Drogen Monster


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THE OUT OF TOWNERS (Arthur Hiller/USA 1970)


"I can verify that."

The Out Of Towners (Nie wieder New York) ~ USA 1970
Directed By: Arthur Hiller

George Kellerman (Jack Lemmon), aseptischer Familienvater und Spießbürger aus Twin Oaks, Ohio, hat ein Beförderungsgespräch in Manhattan. Zusammen mit seiner treusorgenden Frau Gwen (Sandy Dennis) geht es also Richtung Großstadt, doch bereits der Hinflug artet in eine Katastrophe aus, weil New York in dichtem Nebel liegt und die Maschine nach Boston ausweichen muss. Zwölf Stunden und diverse Missgeschicke später ist den Kellermans klar: Nie wieder New York.

Schön sadistische Culture-Clash-Satire über die Unfähigkeit provinzieller Spießer, sich mit dem finsteren Großstadtgewirr Manhattans arrangieren zu können. Dabei ist Neil Simon geschickt genug, den Schlagabtausch mit einem Remis enden zu lassen: New York ist, wie es ist und es lässt sich von einem hergelaufenen Zankapfel wie George Kellerman aus Ohio auch ganz gewiss nicht ändern. Jack Lemmon ist dabei ein ganz vorzüglicher Spießer: arbeitsam, fleißig, nicht allzu intelligent und stets mit dem Notizblock am Start, wenn es darum geht, sich die Namen potenzieller Verklakungsgegner zu notieren. Diese quittieren Kellermans Wutbürgerei im Gegenzug bestenfalls mit einem müden Kopfschütteln. Es ist ja auch stets offen einsehbar: Die sich dem Ehepaar stellenden Herausforderungen haben ihren Ursprung zumeist in George Kellermans ureigener Dickköpfigkeit und Weigerung zur Kompromissbereitschaft. Umso satter und zufriedener kann der Zuschauer Zeugen der sich den Kellermans im Akkord stellenden Miseren sein.

7/10

Arthur Hiller Neil Simon New York Ohio Ehe Satire


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GROWN UPS 2 (Dennis Dugan/USA 2013)


"It's a fucking monkey!"

Grown Ups 2 (Kindsköpfe 2) ~ USA 2013
Directed By: Dennis Dugan

Der Ferienauftakt naht - und Lenny (Adam Sandler) plant zu diesem Anlass eine große Gartenparty, Motto 80er. Zuvor jedoch bringt der Tag noch manch Um- und Abwegiges: Der Schulbusfahrer (Nick Swardson) ist voll auf Dope, eine aus Vollidioten bestehende Studentenverbindung sucht sich Lenny, Eric (Kevin James), Kurt (Chris Rock) und Marcus (David Spade) als neue Lieblingsfeinde aus, Roxanne (Salma Hayek) eröffnet Lenny, dass sie wieder schwanger ist. Diese und ähnliche existenzielle Probleme benötigen glücklicherweise nur Stunden der Klärung, denn wahre Freundschaft überspringt alle Hürden.

Das erste Sequel innerhalb der filmischen Sandler-Anthologie. "Grown Ups 2" verweigert sich auf den ersten Blick noch stärker einer tragfähigen inhaltlichen Konzeption als sein Vorgänger. Natürlich ist dem in Wahrheit mitnichten so, im Prinzip liefert er mit seiner zur höchsteigenen Struktur erhobenen, Sitcom-artigen Episodenhaftigkeit, die dem Publikum zwischen den Gags melancholische Zwischentöne unterjubelt und diese klammheimlich auf eine stets groteske Art wieder aufzulösen pflegt, die Quintessenz des sandlerschen Kinokosmos. "Grown Ups 2" will nur das Folgende: Die Sonne aktivieren, Licht und Farbe in die Welt bringen und seine Zuschauer auf Kosten allerlei dramaturgieinterner Tolpatschigkeiten und der üblichen liebenswerten Denunziationstechniken des Sandman zum Lachen bringen. Dies gelingt abermals vortrefflich: Einem "Best of" gleich vereint "Grown Ups 2" die meisten der altbekannten Sandler-Kollborateure (John Turturro und Rob Schneider lassen sich allerdings nicht sehen - Streit?) treten an, was den auf die Spitze getriebenen familiären Impetus des Films nochmals unterstreicht.
Auf seine spezifische, perfektionierte Weise ein kleines Meisterwerk.

7/10

Dennis Dugan Adam Sandler Kalifornien Party Freundschaft Sequel


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IDLE HANDS (Rodman Flender/USA 1999)


"As usual, marijuana saves an otherwise disastrous day."

Idle Hands (Die Killerhand) ~ USA 1999
Directed By: Rodman Flender

Der dauerkiffende Tunichtgut Anton (Devon Sawa) wird, pünktlich zu Halloween von einem übernatürlichen Serienkiller als Wirt missbraucht: Nachdem er nächtens seine Eltern (Fred Willard, Connie Ray) abgeschlachtet hat, sind tags darauf Antons beste Kumpel Mick (Seth Green) und Pnub (Elden Henson) dran. Diese weigern sich jedoch, in den Himmel aufzusteigen und hängen, im unappetitlichen Todeszustand, lieber weiter auf Antons Couch rum - schließlich ist er "hier der einzige, dessen Mom und Dad tot sind". Doch nicht der gesamte Anton ist besessen - nur seine rechte Hand. Also ab damit und zur High-School-Halloween-Party, wo das appe Gliedmaß fürchterlich zu wüten beginnt.

Erfrischend witziger Funsplatter, der die geistesentleerte Spätneunziger-"generation pot" aus den weißen, amerikanischen suburbs ganz wunderbar treffend karikiert und zugleich auch eine Liebeserklärung an sie darstellt. Erzogen vom Musikfernsehen und der individuellen Rauschauslotung scheren die Kids sich nicht um das Leben da draußen, jeder Schritt zuviel könnte schließlich in veritable Anstrengung ausarten. Wenn Milch und Hundefutter mal aus sind, ruft man nach Mama - deren gewaltsamer Tod überhaupt erst gute zwölf Stunden später bemerkt wird, aber im Prinzip auch nicht weiter von Interesse ist. Wichtiger da schon das Wohlergehen der beiden Haustiere Dukey (Hund) und Bones (Kater). Schließlich hat man sich mit deutlich Existenziellerem zu beschäftigen, wie der Anbetung der schönen Molly (Jessica Alba) von gegenüber, die, dank der bösen, aber sehr entschlossenen Hand, auch noch endlich auf Anton aufmerksam wird - und dazu noch erfolgreich!
Eine Dämonenjägerin (Vivica A. Fox) kommt wohl nur aus fadenscheinigen Erläuterungsgründen sowie deshalb vor, weil es in dem sicherlich wohlstudierten "Demon Knight" auch sowas gab, ansonsten ist sie, von ihrer wohlgeformten Physis abgesehen, von einigem dramaturgischen Desinteresse. Wie der Film überhaupt diverse Handlungsfäden schlichtweg links liegen lässt; sein Tunnelblick entspricht tatsächlich ganz dem eines zugekifften Jungerwachsenen, dem ein fettiger Burrito über alles geht, blutbesudelte Mikrowelle hin oder her. Eine flotte Melange aus "Re-Animator", "Half Baked" und typischem Sandler-Humor, mit spitzenmäßiger Musik (neben Einspielern von Rancid, Sublime und Zebrahead covern unter anderem The Offspring die Ramones - live - bevor Dexter Holland von der Hand skalpiert wird) garniert und höchst spaßig!

7/10

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THE HUMAN CENTIPEDE II (FULL SEQUENCE) (Tom Six/USA 2011)


"You can't do this! It's a film! "The Human Centipede"'s a fucking film!"

The Human Centipede II (Full Sequence) ~ USA 2011
Directed By: Tom Six

Für den emotional völlig desolaten, debilen Parkhauswächter Martin Lomax (Laurence R. Harvey) bildet Tom Six' Film "The Human Centipede" eine Art heiligen Schrein, den er sich immer wieder anschaut und aufgrund dessen er daheim selbst stolz einen aggressiven Tausendfüßler hält. Eines Tages beginnt Martin dann, Menschen im Parkhaus zu überfallen und sie in eine eigens angemietete Lagerhalle im Londoner East End zu schaffen, wo er sie gefesselt und geknebelt als Geiseln hält. Sein Ziel: Einen menschlichen Tausendfüßler wie sein großes Idol Dr. Heiter (Dieter Laser) zu erschaffen. Als er zehn Probanden beisammen hat, beginnt er das große Experiment: unsteril und hondertprozentig medizinisch inakkurat...

"The Human Centipede II (Full Sequence)" ist in höchstem Maße abartig, pervers, provokativ und ersonnen von einem zweifelsohne latent abnormen Geist. Somit gestaltet es sich freilich - wie gewohnt im Falle bewusst kontrovers angelegter Kunst - als Naheliegendstes und Leichtestes, ihn zu hassen und zu verdammen, schon, um vor sich selbst und seinen Mitmenschen nicht selbst in den Verdacht zu gelangen, nicht mehr alle Nadeln an der Fichte zu haben, da man ja insgeheim etwas übrig haben könnte dafür.
Ich habe mich, vielleicht gerade deshalb und aus Prinzip, fest entschlossen, Six' in Eigensache hergestelltes Sequel zu mögen. "THCII" präsentiert nämlich nicht bloß eines pathologischen Gemüts Schöpfung, sondern, ebenso wie der erste Teil, eine zutiefst finstere, böse Groteske, ästhetisch und audiovisuell in Anbindung an das große Vorbild "Eraserhead" von höchster künstlerischer Könnerschaft und, und gerade das gefällt mir besonders, im Grunde für einen bestimmten (bezeichnen wir ihn großmäulig als 'elitären') Publikumszirkel geschaffen, der sich mit dem Werk und seiner ebenso gewagten wie widerwärtigen Bipolarität zwischen Könnerschaft und Kotzreiz zu arrangieren weiß. Mir fällt in meinem gesamten sozialen Umfeld niemand ein, dem ich "THCII" guten Gewissens vorführen oder gar anraten würde, schon, um nicht selbst in den Verdacht zu geraten, selbst einen kleinen Martin Lomax im Ohr zu haben. Wobei, der spricht ja eh nicht.

7/10

Tom Six London Madness Transgression Sequel Splatter





Filmtagebuch von...

Funxton

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