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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE CABIN IN THE WOODS (Drew Goddard/USA 2011)


"I'm gonna read a book with pictures."

The Cabin In The Woods ~ USA 2011
Directed By: Drew Goddard

Fünf College-Freunde (Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, Fran Kranz, Jesse Williams) brechen zu einem Wochenendtrip in einer Waldhütte auf. Sie ahnen nicht, dass sie sich damit zum Teil eines uralten Rituals machen, das in der Gegenwart jedoch laborhafte Dimensionen angenommen hat. Unter der Erde sitzen eingeweihte Mitarbeiter wie in einer Art Überwachungsbüro und können das Quintett sowohl beobachten wie auch seine Geschicke durch alle möglichen Tricks steuern. Als eine Zombiefamilie auftaucht, die irgendetwas mit den diarischen Schriften im Keller der Hütte zu tun haben und die Freunde attackiert, ahnen sie noch lange nicht, welches Ausmaß sich wirklich hinter ihrem Ungeschick verbirgt...

Dieser Joss Whedon scheint mir ein ziemlich cleveres Kerlchen in Bezug auf die Ersinnung frischer Geschichten und Szenarien zu sein. Da ich bekanntermaßen mit Fernsehen wenig bis notting an der Mütze habe, kenne ich seine Arbeiten auf diesem Sektor nicht, aber dass "The Avengers" großartig sind, bestärkt mich in meiner Vermutung. "The Cabin In The Woods" nun gestaltet sich als umfassende Hommage an den Horrorfilm in seiner Gesamtheit, mit all seinen übernommenen, weitergesponnenen und auch selbstkreierten Mythen. Und ist dazu noch eine Reminiszenz an Lovecraft und an alle Gewohnheitskiffer dieser Welt. Toll ist auch, dass das Erwartete und das Unerwartete zu gleichen Teilen zusammentreffen. Dass der blöd daher salbadernde Pothead am Ende mit all seinen Spinnereien richtig liegt und als Held durchgeht, vermutet man zu Beginn nicht, andererseits jedoch bleibt einem parallel dazu auch das klassische final girl erhalten.
Seine volle Durschschlagskraft erhält "The Cabin In The Woods" im letzten Viertel, als ebenjenes übriggebliebene "Paar" die unfassbare Wahrheit aufdeckt und Whedon und Goddard ihre Phantasie wahre Purzelbäume schlagen lassen: Tief im Boden, unterhalb der Kabine lauern nämlich sämtliche Schrecknisse, die je im Horrorfilm Gestalt annahmen, rechteverhaftete Kreaturen leider, wenn auch erwartungsgemäß, exklusive. Ein Phantásien des Schreckens liegt da begraben und Whedon/Goddard schwingen sich auf zum Michael Ende des Trash. "The Cabin In The Woods" wird zu einer Geschichte über Geschichten, einer Universalabhandlung über das Wesen von Horrorfilmen, deren Metaebene ungeahnte Höhen erreicht, ohne den eigenen Storyfaden zu vernachlässigen. Dass die längst jedes räsonable Maß überschreitende Effektarbeit Hollywoods außerdem nicht automatisch selbstzweckhaft daherkommen muss, sondern in Ausnahmefällen auch ihre ursprüngliche Funktion noch, nämlich die Unterstützung des Films, erfüllen kann, vermittelt einem große Zuversicht. Toll!

9/10

Drew Goddard Joss Whedon Satire Monster Zombies Hommage Verschwörung Marihuana Apokalypse


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THE INNKEEPERS (Ti West/USA 2011)


"Let's find out about that basement secret."

The Innkeepers ~ USA 2011
Directed By: Ti West

Die zwei orientierungslosen Ex-Studis Claire (Sara Paxton) und Luke (Pat Healy) schieben ihre letzten Schicht im "Yankee Pedlar Inn", das nach diesem Wochenende seine Pforten für immer schließen wird. Wie jeder ordentliche viktorianische Bau hat auch das "Inn" seine Gruselanekdoten, die sich besonders im angeblich hier umgehenden Geist der Madeline O'Malley, einer Dame, die sich im vorletzten Jahrhundert während ihrer Hochzeitsnacht erhängt hat und deren im Keller des Hauses unruhende Seele auf Rache sinnt. Sara und Luke spüren bereits seit längerem dieser phantastischen Geschichte nach, doch erst an diesem letzten Wochenende scheint das Hotel mit seinen letzten zwei seltsamen Gästen (Kelly McGillis, George Riddle) sein Geheimnis lüften zu wollen...

Drei Zitate schossen mir während der gesamten Betrachtung von "The Innkeepers" in permanenter Rotation durch den Kopf: "All good movies have been made" (Peter Bogdanovich), "Die Nerds haben das Kino übernommen" (Dominik Graf) und "Don't believe the hype!" (Chuck D). Am Ende, nachdem mir die letzten dreißig Minuten wie ein Countdown erschienen waren, welcher endlich den ersehnten, sich aber kontinuierlich versteckenden Knacks herbeiführen sollte, war ich dann ziemlich aufgebracht. Als 'schrecklich' und 'furchterregend' lässt sich "The Innkeepers" jedenfalls nur in einer Hinsicht attribuieren: Bezüglich seiner Vorhersehbarkeit und Konstruiertheit nämlich. Möglicherweise locken die sorgsam vorbereiteten und somit auch völlig erwartbaren "Schocks" noch zehnjährige Mädchen während einer Pyjama-Party hinter den Ofen, wer auch nur ein bisschen Genrekenntnis besitzt, kann sich derweil bestenfalls über Wests Gruselambitionen amüsieren. Jeder Gespensterfilm der letzten Jahre bot Analoges, wenn nicht Besseres, von "Paranormal Activity" über "Insidious" bis hin zu "Livide". Um die in Ehren ergraute Kelly McGillis tut es einem nurmehr Leid. Immerhin: Sara Paxtons in einer Szene zu sehende, schöne Beine ließen mich spekulieren, wie interessant "The Innkeepers" wohl gewesen wäre, hätte die rehäugige Actrice sämtliche Szenen unbekleidet gespielt.
Und zumindest eine elementare Funktion erfüllen solch luftleere Streifen: Sie beweisen, wie dankbar man für wirklich gute Filme sein muss.

3/10

Connecticut Hotel Spuk Geister Ti West


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NEON MANIACS (Joseph Mangine/USA 1986)


"Did you hear that sick sound?" - "Yeah, it was creepy. Probably your mom howling out her anti-sex warning."


Neon Maniacs ~ USA 1986
Directed By: Joseph Mangine

Die "Maniacs" sind eine Horde Dämonen unerklärlichen Ursprungs, die unter der Golden Gate Bridge hausen und nur des Nachts herauskommen um dann am liebsten moralisch unstete Teenager zu meucheln. Natalie (Leilani Sarelle) wurde zufällig Zeugin eines von den Maniacs angerichteten Massakers. Zusammen mit ihrem neuen Freund Steven (Alan Hayes) und der etwas jüngeren Hobbyfilmerin Paula (Donna Locke) nimmt sie den Kampf mit den rachsüchtigen Monstern auf.

Im Bestreben, dem Mitte der Achtziger auf ausgetretenen Pfaden dahinschlurfenden Slasherhgenre eine Frische-Kur zu injizieren, hat der Autor Mark Patrick Carducci den kompletten "Neon Maniacs" einzig um die infantile Idee herumkonstruiert, seine Höllengespenster mit bestimmten martialischen Ikonen zu kombinieren, die kleine Jungs fürderhin gern als Actionfiguren benutzen: Unter den faktisch motivlos (die prologische Tafel hat man schnell vergessen) agierenden Dämonen gibt es einen Irokesen, einen G.I., einen Punk, einen Rocker, eine Art Jason Voorhees, einen Samurai, eine Art Yeti und so weiter. Jeder hat seine besondere Schlitzmethode und dieselbe mistige, dumme Schwäche: Leitungswasser. Bekommen die Unholde hiervon einen gezielten Strahl ab, zerschmelzen sie zu grünem Schleim wie weiland die böse Hexe des Westens und ihr Nachfolger Dr. Klan.
Bierernst zu nehmen ist das alles sicherlich nicht, besonders blendend inszeniert von dem vornehmlich als dp einiger kleiner Genreklassiker wirkenden Mangine ist es jedoch ebenso wenig, wobei die Produktion dem Vernehmen nach ohnehin unter holprigen Bedingungen zu leiden hatte. Als trotz seiner illustren Monsterschar, die allein natürlich keinen abendfüllenden Film zu tragen imstand ist, strunzgewöhnlich und konformistisch zu bezeichnender Eighties-B-Horror unterhält "Neon Maniacs" ergo leidlich und schmerzlos.

5/10

Joseph Mangine Trash San Francisco Splatter Independent Monster Dämon


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THALE (Aleksander Nordaas/NO 2012)


Zitat entfällt.

Thale ~ NO 2012
Directed By: Aleksander Nordaas

Die beiden Tatortreiniger Elvis (Erlend Nervold) und Leo (Jon Sigve Skard) müssen in die Provinz ausrücken, um dort die blutigen Hinterlassenschaften eines toten, älteren Mannes zu entsorgen. Dabei entdecken sie unterhalb des Geräteschuppen einen subterranen Verschlag, in dem sich eine verstörte, junge, des Sprechens offenbar nicht mächtige Frau (Silje Reinåmo) befindet. Cassettenaufnahmen des Mordopfers geben ihnen nach und nach Aufschluss über die Dame: Offenbar handelt es sich bei ihr um eine Vertreterin der sagenhaften "Huldra", weibliche, in den norwegischen Wäldern heimische Fabelwesen, die von einer geheimen Regierungsorganisation eingefangen und später von dem getöteten Herrn befreit und versteckt gehalten wurde. Als Vertreter ebenjener Organisation auftauchen, gerät nicht nur Thale, wie die Huldra genannt wird, in Bedrängnis - auch Elvis und Leo sind als Mitwisser in höchster Gefahr.

Kurz, prägnant und nett nimmt sich dieser Fantasy-Horror-Hybrid aus norwegischer Fertigung aus, der gemäß der vollmundigen Werbung an "Trolljegeren" anknüpfen soll, dieses Versprechen jedoch nur bedingt einlöst. Ich glaube bestimmt, dass hier eine Gruppe engagierter junger Filmemacher am Werk war, die etwas Außergewöhnliches im Sinn hatten - wie schwer es allerdings ist, dies einem hoffnungslos übersättigten Publikum, das ja irgendwie sowieso schon alles gesehen hat, schmackhaft zu machen, diese Bürde wollte ich nicht teilen. Was gefällt, ist wie bereits bei "Trolljegeren" die Idee, nordische Folklore "wahr" werden zu lassen und, damit nicht genug, diese als längst auf Regierungsebene bekannt zu verkaufen. Daraus entstehen dann ja gar lustige Möglichkeiten der Verschwörungsverwicklungen, die im vorliegenden Falle ausgerechnet zwei eher niedere Vertreter der Arbeiterklasse tangieren sollen. Das ist schon recht hübsch und komisch, aber noch immer zu "kurzgeschichtenverwurzelt", um daraus etwas Abendfüllendes zu kreieren. Außerdem wirken die Effekte gemessen an aktuellen Standards ziemlich amateurhaft. Aber gut, da gibt's nun wahrlich Schlimmeres.

6/10

Aleksander Nordaas Norwegen Monster Krebs Freundschaft Verschwörung


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MADHOUSE (Jim Clark/UK 1974)


"Now I must play the final scene: the death of Dr Death!"

Madhouse (Das Schreckenshaus des Dr. Death) ~ UK 1974
Directed By: Jim Clark

Zwölf Jahre nachdem der einst gefeierte Horrorfilmstar Paul Toombes (Vincent Price) mutmaßlich den Mord an seiner Verlobten (Julie Crosthwaite) begangen hat und in der Folge in einem Sanatorium untergebracht werden musste, bietet sich ihm die Chance der Rückkehr zu früherem Ruhm: Der Produzent Quayle (Robert Quarry) holt ihn via Toombes' alten Freund und Agenten Herbert Flay (Peter Cushing) nach England, um dort Toombes frühere Erfolgsrolle des 'Dr. Death' mittels eines TV-Serials zu reanimieren. Toombes ist kaum auf der Insel angekommen, da geschehen bereits die ersten, grausamen Morde: Macht sich die Figur des Dr. Death erneut selbstständig?

Ganz offensichtlich arrangiert und (um-)geschrieben als Hommage an den wunderbaren Vincent Price gibt es im Film diverse Szenen und Ausschnitte von dessen in den Jahren zuvor für die AIP gefertigten Filme, primär natürlich Diverses aus Cormans Poe-Verfilmungen. Wie diese dabei mitunter formatbeschnitten und entfärbt dargeboten werden, ist mitunter schrecklicher als das Mordgeschehen im Film und lässt einen dankbar dafür sein, wie heute, rund vierzig Jahre später, Filme daheim betrachtet werden können. Doch das nur nebenbei. Die strikt un-übernatürliche Geschichte von "Madhouse", die als Auflösung eine recht schlicht gehaltene (und lange zuvor erahnbare) Serienmord-Kette aus Gier sowie Rach- und Eifersucht bereithält, wird im Gegensatz zu denen der kaum verhohlenen Vorbilder "Theatre Of Blood" und den "Dr. Phibes"-Filmen recht unspektakulär und wenig aufregend dargeboten. Erst die schön eklige Finalszene lässt die längst zuvor herbeigesehnte Horrorstimmung aufkommen; Prices "Dr. Death"-Maske zählt darüberhinaus zu den großen späten Highlights seiner Karriere. Etwas albern indes, wie sportiv man ihre Stuntmen die Aktionsszenen der alternden Gentlemen Price und Cushing darstellen ließ. Aber gut, damit lässt sich auch noch leben.

6/10

Jim Clark Film im Film Amicus England Hommage Freundschaft Serienmord Slasher


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NEEDFUL THINGS (Fraser C. Heston/USA 1993)


"Everybody is insane, everywhere!"

Needful Things (In einer kleinen Stadt) ~ USA 1993
Directed By: Fraser C. Heston

Der Teufel (Max von Sydow) kommt unter dem Namen 'Leland Gaunt' in das neuenglische Kleinstädtchen Castle Rock, um dort auf Seelenfang zu gehen und Zwietracht und Katastrophen zu säen. Zu diesem Zwecke eröffnet er ein kleines Antiquariat namens "Needful Things", in dem jeder Kunde das Objekt seines Herzens findet. Bezahlen lässt sich Leland Gaunt allerdings in blanker Aktion: Jeder soll einem anderen Bürger der Stadt insgeheim einen Streich spielen. Bald entwickelt sich das schelmische Spiel zu handfester Aggressionsentladung und es gibt die ersten Toten. Allein Sheriff Pangborn (Ed Harris) ahnt allmählich, wer Gaunt wirklich ist und was er vorhat.

Seit ich "Needful Things" damals im Kino gesehen habe - den Roman kenne ich, wie die allermeisten von Stephen King, bis heute nicht - mag ich den Film sehr. Daran hat sich nichts geändert, wie ich nach langer Betrachtungspause erneut feststellen konnte. Die überspitzte Satire um kleinstädtische Bigotterie, Nachbarfeindlichkeit und Ignoranz läuft noch immer vortrefflich rein. "Needful Things" ist aber auch und insbesondere ein ganz toller Schauspielerfilm: Ed Harris, J.T. Walsh und Amanda Plummer sind jeweils im Zuge großer Karriere-Höhepunkte zu bewundern und die Wahl von Max von Sydow als ebenso scheingütiger wie diabolischer Leland Gaunt ist eine wahre Erfüllung von Satansdarstellungen auf der Leinwand, so offensichtlich sie im Nachhinein auch erscheint. Dass es bereits ausreicht, dem Jahrhundertakteur ein paar gelblich-brüchige Fingernägel und ein ebensolches Gebiss anzuschminken, um ihn zur Inkarnation des Gefallenen zu machen, spricht für sich. Charlton-Filius Fraser C. Heston inszeniert zwar bestenfalls gediegen und auch weithin überraschungslos, immerhin spricht es jedoch für ihn, dass er sich der anderen ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen, etwa des formidablen Ensembles, durchaus bewusst gewesen zu sein scheint und diesem daher weithin freie Bahn ließ.

8/10

Fraser C. Heston Stephen King Satan Castle Rock Schwarze Komödie


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THE COMPANY OF WOLVES (Neil Jordan/UK 1984)


"...and that's all I'll tell you, cause that's all I know."

The Company Of Wolves (Die Zeit der Wölfe) ~ UK 1984
Directed By: Neil Jordan

Die pubertierende Rosaleen (Sarah Patterson) rettet sich in eine fieberhafte, barocke Traumwelt, die bevölkert wird von Dörflern, Rokoko-Adel und Werwölfen, die sich mit Vorliebe an jungen Mädchen delektieren. Die warnenden Worte ihrer etwas kräuterhexenhaften Großmutter (Angela Lansbury) ignorierend, findet Rosaleen am Ende jedoch zu sich selbst und ihrem eigenen Weg.

Auf "Rotkäppchen" basierendes Traumlogik-Märchen von Neil Jordan, in das man sich am Besten rückwärts hineinfallen lässt, ohne auf eine große formalästhetische Sinnsuche zu gehen. Dass Riesenschlangen durch den englischen Wald kriechen, wäre jedenfalls eine ganz neue Behauptung! Aber sie passen durchaus in den Film, als die großen Ur-Verführer sozusagen.
Jordan und seine Mitautorin Angela Carter legen das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm ganz vernünftig aus. Wie alle ihrer Überlieferungen ist auch die Mär vom "Rotkäppchen" in erster Linie nämlich eine rigoros didaktische: Der Wolf, vor dem es sich so sehr in Acht zu nehmen gilt, das ist die männliche Sexualität, die Zähne, das ist das Gemächt. Doch es gibt noch eine dritte, feministische Möglichkeit zwischen gefressen werden und aufschlitzen: Sich auf halbem Wege zu begegnen nämlich. Das Tier zu domestizieren und sich der eigenen Körperlichkeit hinzugeben, kurz: die Selbstbestimmung. Die Alten haben nämlich auch nicht immer recht mit ihren alten Weisheiten und Lebensformeln. Manchmal lohnt es sich auch, das Leben selbst zu entdecken.
Eine hübsch grauslige Lektion in Sachen Erwachsenwerden von einem hübsch unangepassten Neil Jordan.

8/10

Neil Jordan Parabel Erwachsenenmärchen Gebrüder Grimm Rotkäppchen Wölfe Coming of Age Pubertät Werwolf


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PROMETHEUS (Ridley Scott/USA, UK 2012)


"We must leave."

Prometheus ~ USA/UK 2012
Directed By: Ridley Scott

Im Jahr 2089 entdecken die beiden Forscher Holloway (Logan Marshall-Green) und Shaw (Noomi Rapace) in Nordschottland etwas, was sie rund um die Erde bereits etliche Male gefunden haben: Diverse Jahrtausende alte Höhlenmalereien, die Hinweise darauf geben, dass der Mensch einst von einer außerirdischen Rasse, von Holloway und Shaw "Konstrukteure" genannt, erschaffen wurde. Die Weylan Corporation, ein global und auch extraterrestrisch operierendes Großindustrie-Unternehmen, finanziert bald darauf einen Flug in ein fremdes Sonnensystem, wo man Spuren der humanoiden Aliens entdeckt hat. Zusammen mit ihrem Team stoßen Holloway und Shaw auf dem Ziel-Planeten auf eine Pyramide, in deren Innerem sie sowohl diverse Leichen der Fremden entdecken als auch eine offenbar von ihnen gezüchtete biologische Waffe in Form aggressiver wurmähnlicher Parasiten mit Säureblut, die möglicherweise zur Ausrottung der Menschheit dienen sollten. David (Michael Fassbender), ein mitreisender Androide, infiziert Holloway mit einem der Embryonen jener Wesen, woraufhin sich der Wissenschaftler unseligst verwandelt. Doch die katastrophalen Entdeckungen ziehen noch größere Kreise...

Als Ridley Scott ertönen ließ, dass er sich in das einst von ihm mitkreierte Universum der Facehugger und Xenomorphe zurückbegeben und ein Prequel zum ersten "Alien" inszenieren wolle, waren einige Leute auf unserem Planeten nicht ganz zu Unrecht Feuer und Flamme auf das Endresultat. Hätten sie gewusst, dass dieses sich ziemlich exakt auf dem Niveau der vielen anderen in den letzten zwanzig Jahren geschaffenen Filme zum Topos "Erdenmenschen treffen auf außerirdische Entität" bewegen würde, wäre ihr Enthusiasmus möglicherweise ein wenig verhaltener ausgefallen. Genau in diesen Geraden jedoch bewegt sich "Prometheus". "Event Horizon", "Supernova", "Mission To Mars" und "Red Planet" schießen einem durch den Kopf, wobei sie nicht nur als thematische, sondern sogar als formale Vorbilder für Scotts neue Arbeit gewertet werden können. Der einzige Grund, warum man "Prometheus" als sich von den Genannten abhebend betrachten mag, ist die besagte Plotanbindung an "Alien" - wobei sich der Film ganz eindeutig als Startschuss einer Zweitsaga innerhalb jener Storybahnen versteht. Nicht nur, dass mit den Konstrukteuren eine neue, übermächtige Rasse Aliens ins Boot geholt wird, es umgibt sie darüberhinaus auch ein für die Menschheit existenzielles Geheimnis, das sich Elizabeth Shaw und der derangierte David am Schluss aufmachen zu entschlüsseln. Ansonsten macht "Prometheus" einmal mehr deutlich, dass Analyse, Erläuterung und Versachlichung oft auch mit Demystifizierung und Begradigung einhergehen - jetzt, da ich weiß, wer der geheimnisumwobene 'Space Jockey' ist und wo die Aliens herkommen, bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich das wirklich jemals wissen wollte. Na ja, irgendwie schon, doch.

7/10

Ridley Scott Aliens Zukunft Prequel 3-D


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NECRONOMICON - GETRÄUMTE SÜNDEN (Jess Franco/BRD 1968)


Zitat entfällt.

Necronomicon - Geträumte Sünden ~ BRD 1968
Directed By: Jess Franco

Die Künstlerin Lorna Green (Janine Reynaud) tritt in einem Lissaboner Club in einer Avantgarde-Show des Impressario Mulligan (Jack Taylor), zugleich ihr Liebhaber. Immer wieder verfällt Lorna in luftigeTagträumereien, die nach romantischen Einleitungen und erotischen Höhepunkten in Gewaltakten enden. Realität und Fantasie vermengen sich zusehends. Am Ende gibt es tatsächlich jeweils einen Toten, doch hat wirklich Lorna sie auf dem Gewissen?

Ein jazziges Vexierspiel, getränkt in Whiskey und Acid, das es unheimlich schick findet, Kunst zu zitieren um daraus selbst im besten Falle welche zu machen. Unaufhörliches Namedropping gehört ebenso dazu wie lax geführte Diskurse zu Psychoanalyse, unmoderne und zeitlose Kultur. Die vordergründige, abgehobene Arroganz von "Necronomicon" verleiht ihm jedoch zugleich einen höchst campiges Flair, denn bei aller mehr oder weniger angestrengt demonstrierten Unzugänglichkeit befindet man hier natürlich immer noch bei Franco und nicht bei Godard oder Resnais. Dennoch ist "Necronomicon", der trotz seines Titels freilich nichts mit Lovecrafts unheilvollem Zauberbuch zu tun hat, ein merkwürdig wunderbarer, vor allem fest mit seiner Entstehungszeit verketteter Film. Die Reynaud wirkt etwas wie eine verruchte, verdrogte Zwillingsschwester von Jane Fonda und der notorische Howard Vernon ist mal wieder ziemlich lustig. Am Ende raucht einem etwas die Birne, aber der Trip war trotzdem ziemlich 'square'.

8/10

Jess Franco LSD Bohème Berlin Lissabon Camp


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INTERVIEW WITH THE VAMPIRE: THE VAMPIRE CHRONICLES (Neil Jordan/USA 1994)


"Pay no attention, It happens to us all."

Interview With The Vampire: The Vampire Chronicles (Interview mit einem Vampir - Aus der Chronik der Vampire) ~ USA 1994
Directed By: Neil Jordan

Der Vampir Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) gibt dem anfangs noch skeptischen Journalisten Malloy (Christian Slater) ein Interview über seinen nunmehr zwei Centennien andauernden Werdegang als Blutsauger. Einst im brodelnden New Orleans des Jahres 1791 vom Vampir Lestat (Tom Cruise) gebissen und verwandelt hat er das Töten stets verabscheut und es vorgezogen, sich an niederen Tieren zu delektieren. Als ihre traute vampirische Zweisamkeit später durch die kleine Claudia (Kirsten Dunst), ein Mädchen von etwa zehn Jahren, erweitert wird, währt die Idylle nicht lang: Louis und die Kleine entledigen sich Lestat und reisen nach Paris, um ihren Ursprüngen nachzuspüren. Hier trifft Louis auf einen in den Katakomben heimischen Vampirkult, der besonders rigoros vorgeht. Claudia kostet die Entdeckung von Lestats Tod das Leben, nach einer ausschweifenden Racheaktion fährt Louis zurück in die Neue Welt. Nach jenem ausschweifenden Bericht wünscht sich Malloy, selbst ein Vampir zu werden.

Mittels augenzwinkernder Theatralik, die nicht von ungefähr eine herrliche Grand-Guignol-Szene zentriert, haucht Neil Jordan der an sich recht klebrigen Vampirstory treffliches Kinoleben ein. Sich an den langhaarigen Herzensbrechern Cruise, Pitt und Banderas, respektive ihren bisexuellen Neigungen zu ergötzen, wird in erster Linie entsprechend ausgerichteten Zeitgenossen oder träumerischen Damen zufallen, meinereinem stellt sich da zugegebenermaßen hier und da ein leichter Brechreiz ein. Hat man sich jedoch einmal damit arrangiert, gibt es viel zu entdecken, dass die Betrachtung von Jordan Film lohnt: Die betont artifizielle Theatralik der Inszenierung, wunderschöne Kostüme und nächtliche Kulissen und immer wieder der Durchbruch der gepflegten, blutroten Sanftmut von gleichermaßen fantastischen Szenen und Augenblicken - etwa, wie der Pariser Vampirkult sich und seine Opfer öffentlich inszeniert: als blutrünstig-gewagtes Live-Theater nämlich. Wie Louis die zu Asche verbrannte Claudia findet und danach den ganzen Clan zur Hölle schickt, und, ganz besonders, Louis' Schwärmerei vom Kino, das ihm und uns in huldigender Raffung von "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" über "Sunrise: A Song Of Two Humans" und "Gone With The Wind" bis hin zu "Superman" eine Blitzgeschichte illuminierter Sonnenaufgangsfilmmagie beschert.
Einst habe ich "Interview With The Vampire" recht abschätzig betrachtet, mittlerweile gefällt er mir mit jeder neuerlichen Betrachtung besser.

8/10





Filmtagebuch von...

Funxton

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