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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MAMA (Andrés Muschietti/E, CA 2013)


"Extraordinary claims require extraordinary proofs."

Mama ~ E/CA 2013
Directed By: Andrés Muschietti

Nachdem Lucas' (Nikolaj Coster-Waldau) zwei kleine Nichten vor 5 Jahren in den Wäldern Virginias verschwunden sind - ihr Vater, Lucas' Zwillingsbruder Jeffrey (Nikolaj Coster-Waldau) hatte im Zuge eines Familiendramas geplant, sie und danach sich selbst dort zu entleiben - tauchen die Mädchen in einer Waldhütte wieder auf, völlig verwildert und in ihrem Verhalten Wolfskindern ähnelnd, aber bei guter körperlicher Gesundheit. Für Lucas gibt es keine Diskussion, dass er sich um Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nélisse) kümmern wird - wenngleich seine Freundin Anabel (Jessica Chastain) anfänglich noch Angst vor der neuen Aufgabe hat. Doch unter der Beaufsichtigung und Therapie des Experten Dr. Dreyfuss (Daniel Kash) verspricht die neue Situation alsbald erste Erfolge, zumindest in Victorias Fall. Lilly weigert sich standhaft, sich an das zivilisierte Leben zu gewöhnen und scheint zudem untrennbar mit einer 'Mama' getauften Phantasiegestalt verbunden. Auch Victoria weiß von Mama, doch sie beginnt, Anabel als neuen Mutterersatz zu akzeptieren. Das lässt sich Mama, die tatsächlich existriert und sich als geisterhafte Präsenz einer vor über hundert Jahren umgekommenen Geisteskranken auf der Suche nach ihrem Baby herausstellt, nicht gefallen.

Ghost business as usual: Die originär ostasiatische Darstellungsform böser Geisterwesen, die, audiovisuell gepimpt via Zeitraffer, Shutter und lautes Tosen durch die Kadrage huschen, ist offenbar immer noch schwer up to date und mag sich nicht totlaufen. Mit "Mama" entert ein neues Schreckgespenst auf der zwischendimensionalen Suche nach Sühne, Vergeltung und Rechtsprechung die Leinwände und kann mitunter trotz seiner Hüllenlosigkeit auch ordentlich austeilen. Wer sich nun damit zufrieden gibt, der Affektebene des Horrorgenres ein neues Opfer in Form einiger weniger Nerven darzubringen, der sollte sich an "Mama", der mit Andrés Muschietti wohl einen Regisseur aus Guillermo del Toros recht umfassendem Nachwuchs-Protektorat vorweist, halbwegs gesundstoßen können. Was mich anbelangt, so bin ich solcherlei Produkten prinzipiell keinesfalls abgeneigt, nehme jedoch zwischen diesem und den vielen anderen Geisterfilmen der letzten zwölf, dreizehn Jahre mittlerweile bestenfalls noch marginale Unterschiede wahr. Ich schaue sie mir wie sicherlich manch anderer in ihrer Funktion als cineastisches Fast-Food-Amüsement mit geringer Halbwertszeit hier und da durchaus gern an und lasse mich über die gegebene Erzählspanne von ihnen belullen, da sie sich aber in ihrer schematischen Art der Darbietung doch sehr ähneln, erscheinen sie mir kaum als etwas anderes denn leicht unterschiedlich stark gewürzte Esslöffelportiönchen aus ein- und demselben großen Gulaschpott.

6/10

Andrés Muschietti Guillermo del Toro Kinder Familie Spuk Dämon Fluch


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TEXAS CHAINSAW 3D (John Luessenhop/USA 2013)


"Ain't nothing thicker than blood."

Texas Chainsaw 3D ~ USA 2013
Directed By: John Luessenhop

Nachdem Sally Hardesty (Marilyn Burns) der Sawyer-Familie entkommen konnte und der Fall publik wird, verüben die umliegenden, eilends herbeirauschenden Nachbarn eifrige Lynchjustiz an ihnen und fackeln die Horrorfarm mitsamt ihren Einwohnern ab. Einer der Täter, Gavin Miller (David Born), bringt dabei rechtzeitig ein Baby in Sicherheit. Jahre später ist Heather (Alexandra Daddario) erwachsen und erhält die Nachricht, dass sie ein Herrenhaus in Newt, Texas geerbt hat. Zusammen mit ein paar Freunden reist sie dorthin und macht umgehend Bekanntschaft mit dem im Keller des stattlichen Anwesens hausenden Leatherface (Dan Yeager), wie sich herausstellt, ihr Cousin Jed Sawyer, der einst das Lynchmassaker überlebt hat und hier seit damals Zuflucht findet. Leatherface schlachtet Heathers Freunde in bekannter Manier ab, wird jedoch zusammen mit seiner Blutsverwandten alsbald selbst zum Gejagten, denn die Übeltäter von damals wollen ihre "Aufgabe" zu Ende bringen.

"The Saw Is Family", das wissen eifrige "TCM"-Apologeten seit eh und je. Nun ist das "M" weggefallen und durch ein zeitgemäßes "3D" ersetzt worden, was jedoch die ungeheuren Schlampereien in Script und Umsetzung kaum rechtfertigen kann. Die Scriptfehler, Logikaussetzer, Inszenierungspannen und daraus resultierenden, unbeholfenen Rettungsversuche gehen im Falle "TC3D" wahrlich in erbärmliche Legionsstärke. Anschauen lässt sich Luessenhops Film somit lediglich unter der Prämisse größtmöglicher Impfung gegen derlei Unbill und der Maßgabe, dass man qualitativ nichts Wesentlich Besseres erwarten sollte als Burrs und Henkels Sequels aus den Neunzigern. Leatherface, mittlerweile ein alter, beleibter Onkel, findet sich im Laufe des Film sukzessive jedweder Bedrohlichkeit beraubt. Die immer wieder herbeizitierte Verehrung des Originals erweist sich durch massive Verkehrung desselben zur Gewöhnlichkeit hin als vollkommene Farce. Ähnlich wie einst im Falle "H2O" entschließt man sich, alle bisherigen Sequels und Remakes zu ignorieren und die Handlung von Hoopers Film weiterzuspinnen. In diesem Zuge wird man zunächst gezwungen, die Tatsache zu fressen, dass die Sawyers ein wesentlich weitläufigerer Clan sind als bislang angenommen und darüberhinaus eine bedeutsame Verbindung zu altem texanischen Geldadel ("Oma Verna") pflegen. Der überlebende Spross schließlich entwickelt sich zu einer überaus knackigen jungen Dame mit nicht minder knackigem jungen Freundeskreis und flugs haben wir unsere willfährige Schar von moralisch verruchten Opferlämmern zusammen. Gelegenheit für einige hübsch blutige Effekte, die allerdings jedes ehemalige Restmaß an Transgressivität verloren haben und in Konnexion mit den hübschen, großzügig bestückten und bauchfrei tragenden Hauptdarstellerinnen eher zum kollektiven Jauchzen einladen. Die Story entwickelt sich dann mehr und mehr zur besagten, logikfreien Groteske mitsamt in zelebriertem Schwachsinn gipfelnden Abschluss; das dereinst stets "spezielle" Franchise degradiert sich endgültig zur herkömmlichen Slasher-Serial. Ist man bereit, all diese Einbußen hinzunehmen und sich auf die immerhin erfolgreich kreierte, rein affektive Ebene des Films einzulassen, macht "TC3D" durchaus Laune. Die meisten ehernen Leatherfacianer jedoch dürften zu Recht mehr oder minder schwer enttäuscht sein.

5/10

John Luessenhop Sequel Texas Familie Slasher 3-D Leatherface Splatter Madness Kim Henkel


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THE TALL MAN (Pascal Laugier/USA, CA, F 2012)


"I guess it's better this way, right?"

The Tall Man ~ USA/CA/F 2012
Directed By: Pascal Laugier

Das dereinst florierende Bergabeiter-Städtchen Cold Rock in Washington ist nunmehr ein Opfer von Strukturwandel und sozialem Verfall. Die Familien darben dahin, die Kinder wachsen in Armut und Misshandlung auf. Dennoch verschwinden von ihnen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder welche spurlos. Die Einwohner von Cold Rock haben sich auch bereits einen Sündenbock dafür herbeifabuliert: Den großen Mann, einen vermummten Gesellen aus den Wäldern, der die Kinder holt und sonstwas mit ihnen anstellt. Als der kleine David entführt wird, macht sich die verwitwete Krankenschwester Julia (Jessica Biel) an die Verfolgung des Übeltäters.

Nun ist also auch Pascal Laugier in Hollywood angekommen und legt neuerlich einen doppelbödigen Film vor, den man in Konstruktion und Aussage vor zehn Jahren noch fest mit seinem Kollegen M. Night Shyamalan assoziiert hätte. Es ist gut, nichts oder zumindest nicht zu viel über die Geschichte von "The Tall Man" zu wissen, dann geht zumindest das mit der Überraschung und Nachdenklichkeit des Zuschauers spielende, narrative Konzept auf. Zudem gefällt, dass Laugier seine Conclusio, die gedanklich mit der Vision einer Art "entbürokratisiertem Privatjugendamtes" spielt, selbst auf ein wackliges moralisches Fundament stellt. Denn bei aller Liebe und Ehrbarkeit - gefragt wird hier niemand nach seinem Schicksalswunsch, ihre wohlmeinende Prädestination wird den "zu behandelnden" Subjekten schlicht und einfach vorgesetzt. Und dass sich nie einer jener "Klienten" im Nachhinein beklagt oder den global agierenden Laden hat auffliegen lassen, erscheint zudem etwas sehr phantastisch. Aber so ist das mit und in diesem Genrefilm, der in Wahrheit gar kein Genrefilm ist: Friss oder stirb. Ob "The Tall Man" angesichts all dessen ein wahrhaft brauchbares Werk ist, werde ich allerdings wohl erst nach einer Zweitbetrachtung eruieren können.

7/10

Pascal Laugier Washington Seattle Kinder Kidnapping


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FULL ECLIPSE (Anthony Hickox/USA 1993)


"No word for what I am now."

Full Eclipse ~ USA 1993
Directed By: Anthony Hickox

Der L.A.-Cop Max Dire (Mario Van Peebles) staunt nicht schlecht, als sein zusammengeschossener Partner Crane (Tony Dension) nicht nur urplötzlich und völlig gesundet wieder vor ihm steht, sondern bei der nachfolgenden Verbrecherjagd auch noch unglaubliche akrobatische Kunststücke vollführt. Doch nur wenige Tage später jagt sich Crane in aller Öffentlichkeit eine Kugel durch den Kopf. Was ist mit dem einst so glücklichen Mann geschehen? Die Antwort erhält Max umgehend und ohne viel eigenes Zutun: Der mysteriöse Adam Garou (Bruce Payne) ist der Kopf einer inoffiziell arbeitenden Eliteeinheit beim LAPD. Diese "Spezialpolizisten" putschen sich durch eine spezielle Droge auf, werden befristet zu einer Art Monster mit Reißzähnen und Krallen und erhalten Superkräfte. Allerdings macht das Serum auch schwer abhängig. Mehr oder weniger freiwillig wird Max Teil von Garous Truppe, erkennt jedoch noch rechtzeitig, was für ein Monster dieser wirklich darstellt.

Die durchaus kompetent arrangierte, formale Eleganz von Hickox' Film korreliert leider nicht gänzlich mit dem ziemlich einfältigen Script. Dessen Holzhammerdialoge trägt die recht typisierte Genrebesetzung mit viel vermeintlicher Verve vor, das macht sie, mit Ausnahme der schnieken Patsy Kensit, aber auch nicht wesentlich sympathischer. "Full Eclipse" ist also, um innerhalb der Semiotik des Titels zu bleiben, keine wirklich 'runde' Angelegenheit. Er besitzt jedoch auch seine Stärken: Hickox macht einen ziemlich vortrefflichen Job, der damals in den USA gerade schwer angesagt John Woo findet sich durch einen beidhändig feuernden und dabei fliegenden Helden hofiert, die unübersehbaren Comic-Book-Avancen - die Werwolf-Cops tragen bei ihren nocturnen Einsätzen "X-Men"-artige Uniformen und wirken dadurch noch superheldenhafter als ohnehin schon - erfreuen und Gary Changs atmosphärischer Score reißt Vieles heraus. So gut wie vor zwanzig Jahren, als ich ihn zum letzten Mal sah, fand ich "Full Eclipse" ergo nicht mehr, als launiges, hybrides Kasperltheater war er jedoch noch immer ganz witzig.

6/10

Anthony Hickox TV-Film Los Angeles Werwolf HBO


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BUBBA HO-TEP (Don Coscarelli/USA 2002)


"What do I care? I got a growth on my pecker."

Bubba Ho-Tep ~ USA 2002
Directed By: Don Coscarelli

Elvis (Bruce Campbell) und John F. Kennedy (Ossie Davis) sind mitnichten tot, sondern hocken, unfreiwillig in cognito, in einem kleinen Seniorenheim in Osttexas. Niemand will ihnen abnehmen, welch legendäre Persönlichkeit hinter ihrem jeweiligen, kaum wiederzuerkennenden Antlitz steckt und so dämmern und welken sie ihrer Tage dahin. Das ändert sich, als eine altägyptische Mumie ihr Unwesen in der Gegend zu treiben beginnt: Der Untote betätigt sich als Seelenvampir und glaubt, er habe mit den alten Leuten leichtes Spiel. Doch Elvis und JFK laufen im Kampf gegen das stinkende Böse ein letztes Mal zu alter Höchstform auf.

Der geriatrische Genrefilm ist keine Erfindung Coscarellis; bereits in den Achtzigern wagten eine Episode aus "Twilight Zone: The Movie" sowie die SciFi-Komödien "Cocoon" und "Batteries Not Included" den jeweils sehr sanft gestalteten Versuch, greise Mitbürger zu Helden zu deklarieren und dem Mainstream-Publikum somit neuen Respekt vor den Alten einzubläuen. Jessica Tandy wurde in diesem Zuge zu einer bekannteren Größe im Filmgeschäft denn je zuvor und auch andere Berufsgenossen zehrten und zehren bis heute von der popkulturellen Emanzipation des Lebensherbstes.
"Bubba Ho-Tep" war dann etwas respektloser. Der sich förmlich selbst überlebende Bruce Campbell, mittlerweile eine größere Kunstfigur als alle seine Filmfiguren zusammen, musste sich noch ein wenig nachschminken lassen, derweil der große Ossie Davis bereits seit längerem ein Original-Senior war. Die Kombination macht's und so präsentiert Coscarellis Film sich dann auch eher als liebenswert denn brachial oder gar unappetitlich, wenngleich mancher Dialog der beiden Helden sich dann doch eher um die primärsten Grundbedürfnisse kreist respektive die hier und da unappetitlichen Wehwehchen des finalen Quartals. Die Idee mit der Mumie wirkt da beinahe wie ein weniger notwendiges phantastisches Einsprengsel, um die verrückte Prämisse noch etwas verrückter zu gestalten und Coscarellis Ruf zu manifestieren. Immerhin, ein narratives Ziel hat er seiner bunten Heldengeschichte damit verliehen und ein durchaus charmantes noch dazu.

8/10

Don Coscarelli Independent Groteske Mumie Senioren Texas


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ALTERED STATES (Ken Russell/USA 1980)


"I'm on fucking fire."

Altered States (Der Höllentrip) ~ USA 1980
Directed By: Ken Russell

Ende der sechziger Jahre experimentiert der Wissenschaftler Eddie Jessup (William Hurt) mit den Halluzinationen, die sich nach längerem Aufenthalt in einem Isolationstank einstellen: Jessup ist der festen Ansicht, dass die auf den evolutionären Ausgangspunkt reduzierte Persönlichkeit des Menschen physikalisch messbar ist. Als er seine zukünftige Frau Emily (Blair Brown) kennenlernt und eine Familie mit ihr gründet, stellt er seine Forschungen für etwa zehn Jahre hintenan. Dann hört Jessup von einer psychoaktiven Droge, die mexikanische Indianer auf Pilzbasis herstellen. Vor Ort probiert er das Gebräu. Mit erstaunlichen Auswirkungen - Jessup hat extreme Halluzinationen und erlegt im Vollrausch eine Ziege. Begeistert nimmt er eine Probe von dem Rauschmittel mit. In Kombination mit weiteren Isolationstank-Aufenthalten beginnt Jessup dann, eine kkatastrophale Veränderung durchzumachen. Zeitweilig verwandelt er sich in ein behaartes Urzeitwesen und ist nicht mehr Herr seiner Sinne.

Weniger interessant aufgrund der recht abgestandenen Motivlage - "Altered States" intellektualisiert den klassischen 'Jekyll/Hyde'-Plot, indem er ihn im Milieu der drogenaffinen, mit Hofmann und Leary vertrauten 68er verankert, von dort aus theologisiert und im Grunde den alten moralinsauren Zeigefinger von der bitteschön stets zu wahrenden Ethikgrenze und der wahren Liebe, die alles besiegt, permanent erhoben lässt - denn seiner formalen Komposition wegen. Auch vor leichten B-Film-Avancen scheut Russell nicht zurück, wenn er William Hurt als keifenden Primaten durch den Universitätskeller und danach durch den Bostoner Zoo hampeln lässt. Mehr als alles andere prägt jedoch die Erfahrung mit Halluzinogenen die Grundierung des Werks; "Altered States" ist ein klassisches trip movie, das Hurts Erfahrungen mittels ausgedehnter Bildcollagen visualisiert, die häufig mit satanischen Motiven herumspielen. Auf der irdenen Seite überzeugt vor allem Hurt, der hier unglaublicherweise sein Filmdebüt gibt, als ebenso besessener wie verschrobener Versuchsanordner.

8/10

Ken Russell Paddy Chayefsky Monster Mad Scientist Ehe Drogen Boston Jekyll und Hyde


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THE OFFSPRING (Jeff Burr/USA 1987)


"Welcome to Oldfield..."

The Offspring (Die Nacht der Schreie) ~ USA 1987
Directed By: Jeff Burr

Nach der Hinrichtung seiner zur Mörderin gewordenen Nichte Katherine (Martine Beswick) erhält der Bibliothekar Julian White (Vincent Price) Besuch von der Journalistin Beth Chandler (Susan Tyrrell), die sich mit ihm über die Umstände von Katherines Wesensveränderung unterhalten möchte. White eröffnet der skeptischen Dame, dass die Stadt selbst - Oldfield, Tennessee, ein Hort der Hölle sei und dass über kurz oder lang jeder, der sich hier niederließe, dem Bösen verfiele. Dies untermauert er mittels der Erzählung von vier Geschichten über Oldfields Vergangenheit: 1.) Der biedere Packarbeiter Stanley Burnside (Clu Gulager) wird von grauenhaften Träumen geplagt, verfällt irgendwann endgültig dem Wahnsinn, tötet zunächst seine rheumakranke Schwester (Miriam Byrd-Nethery) und dann die von ihm angehimmelte Kollegin Grace (Megan McFarland), um sich hernach an deren Leichnam zu vergehen. Eine unheilige Schwangerschaft ist die unerwartete Folge... 2.) Der Gauner Jesse Hardwick (Terry Kiser) rettet sich angeschossen in die Sümpfe, wo er von dem farbigen Eremiten Felder Evans (Harry Caesar) gefunden und gesund gepflegt wird. Doch Jesse dankt es ihm schlecht: Nächtens bekommt er mit, dass Felder schwarze Magie praktiziert und dadurch bereits ein stolzes Alter von über 200 Jahren erreicht hat. Um ihm das Geheimnis des Ewigen Lebens abzuluchsen, geht Jesse aufs Ganze - Felders Rache ist furchtbar... 3.) Der in einem Wanderzirkus arbeitende Glasesser Steven (Ron Brooks) verliebt sich in die schöne Amaryllis (Didi Lanier) und will mit ihr durchbrennen - was Stevens Chefin, eine Voodoohexe (Rosalind Cash), jedoch nicht ohne Weiteres hinzunehmen bereit ist... 4.) Redleg Sgt. Gallen (Cameron Mitchell) und zwei seiner Leute geraten nach Ende des Bürgerkriegs in die Fänge einiger verwaister und versehrter Kinder, deren Anführer Andrew (Tommy Nowell) keine Gnade kennt...

Feiner Eighties-Episodenhorror in guter alter, liebevoll gepflegter Amicus-Tradition, der mit etwas pikanteren Themen wie Nekrophilie und infantilem Kannibalismus jedoch auch Anhänger der härteren, respektive abseitigeren Spielarten im Genrefilm erfreuen sollte. Eingefasst wird das Ganze von einem altehrwürdigen Vincent Price, der im Nachhinein seine Teilnahme an Burrs Projekt bedauerte, da es ihm dann doch allzu fürchterlich und weit abseits von der klassischen Horrorschule angesiedelt sei. Schade, denn gerade die Mitwirkung des Grandseigneur adelt den Film des Fortsetzungsspezialisten Burr nochmal in besonderer Weise. Jede der vier Episoden besitzt ihren ganz speziellen Charme, wobei - das Schöne an den Omnibus-Beiträgen zum Genre - man sich seine persönliche Lieblingsgeschichte heraussuchen kann. Eigentlich finde ich alle schön, wobei die Romanze um den Glasesser trotz ihrer schön blutigen Conclusio vielleicht ein klein wenig durchhängt. Am (im positiven apostrophierten Sinne) scheusslichsten ist die Finalepisode, die Ambrose Bierce mit Kinderhorror und Kannibalismus-Splatter kreuzt und durch ihren schockierenden Verzicht auf Konventionen beeindruckt. Die Sumpfgeschichte um den eigentlich philanthropischen, sich für die Undankbarkeit seines Gegenübers jedoch fürchterlich rächenden Moorhexer kommt beseelt vom Charme alter E.C.-Comics daher, die Startepisode um den widerlichen Perversling Stanley Burnside beeindruckt derweil durch ihre offensiv herausgekehrte Geschmacklosigkeit. Genau jene war es wohl, die Mr. Price im Nachhinein so sauer aufgestoßen sein dürfte. Macht aber nichts, wir freuen uns trotzdem, dass du dabei warst, Vince.

8/10

Jeff Burr Episodenfilm Kleinstadt Carnival Südstaaten Hinrichtung Sezessionskrieg Kinder Kannibalismus Tennessee Voodoo Nekrophilie period piece Todesstrafe


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FRIGHT NIGHT PART 2 (Tommy Lee Wallace/USA 1988)


"She cast no reflection!"

Fright Night Part 2 (Mein Nachbar der Vampir) ~ USA 1988
Directed By: Tommy Lee Wallace

Nach einer längeren Psychotherapie, deren Resultat ihn schließlich dazu bewegt, die Ereignisse um seinen vampiresken Nachbarn Jerry Dandridge von vor drei Jahren als Einbildung abzutun, steht Charley Brewster (William Ragsdale) kurz vor Abschluss seines Studiums und hat mit Alex (Traci Lind) sogar eine nette, neue Freundin im Gepäck. Da zieht in das Appartmenthaus seines alten Spezis Peter Vincent (Roddy MacDowall) die geheimnisvolle Regine (Julie Carmen) mitsamt ihrem merkwürdigen Tross ein - wie sich bald herausstellt, eine ganze Clique von Kreaturen der Nacht. Regine entpuppt sich als Jerry Dandridges Schwester, die Rache für den Tod ihres Bruders will und plant, den verwirrten Charley in einen Vampir zu verwandeln...

An Tom Hollands feschen Erstling, vermutlich einer der schönsten Mainstream-Horrorfilme seines Jahrzehnts, reicht Wallaces Sequel nicht ganz heran, dennoch wartet es hier und da mit einigen hübschen Ideen auf und macht nicht den Fehler, das Original lediglich zu repetieren. Diesmal liegt die Überzeugungsarbeit umgekehrt, nämlich auf Seiten Peter Vincents, der seinen jungen Mitstreiter Charley nach erfolgreicher Psycho-Gehirnwäsche - durch einen Vampir-Psychoanalytiker freilich - erst wieder dazu bringen muss, die unleugbare Blutsauger-Realität zu akzeptieren.
Regines kleiner Kreaturentross ist aber auch nicht von schlechten Eltern, besonders der bullige Brian Thompson als Madenmonster weiß zu gefallen. Insgesamt eine handwerklich saubere Angelegenheit, der wie erwähnt das zuvor noch frische Flair des Vorgängers etwas abgeht, die dessen Freunde aber sicherlich trotzdem en gros amüsieren müsste.

6/10

Tommy Lee Wallace Vampire Sequel Psychiatrie Rache Monster


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THE BLAIR WITCH PROJECT (Daniel Myrick, Eduardo Sánchez/USA 1999)


"I tell you guys, two more hours max."

The Blair Witch Project ~ USA 1999
Directed By: Daniel Myrick/Eduardo Sánchez

Ein Jahr nach ihrem Verschwinden wird das Filmmaterial dreier Studenten in einem Waldgebiet Marylands gefunden: Heather (Heather Donahue), Josh (Joshua Leonard) und Mike (Michael Williams) haben sich hier auf die Spuren einer über zweihundert Jahre alten Legende begeben, die der so genannten 'Blair Witch', die hier seit ihrem einstigen Zwangsexil in den winterlichen Wäldern ihr Unwesen treiben soll. Immer wieder sind seither Kinder und auch Erwachsene verschwunden und teilweise später grausam verstümmelt wieder aufgefunden worden. Nachdem es sich im Zuge seiner dokumentarischen Bestrebungen aufgrund seiner Unachtsamkeit im Wald verlaufen hat, stößt auch dem studentischen Trio etwas Furchtbares zu...

Berühmtheit erlangte "The Blair Witch Project" bekanntlich zuvorderst durch sein ausgeklügeltes Vorab-Marketing im Internet sowie den durch die Filmemacher selbstkreierten und weiterverbreiteten Mythos der angeblichen Vorfälle in der Nähe der Kleinstadt Burkittsville, zu der neben der Geschichte der Hexe Elly Kedward auch die des Kindermörders Rustin Parr gehört, der unter dem Einfluss Kedwards gehandelt haben will. Mittels geschickt gestelltem 8- und 16mm-Filmmaterial, das sich, zwecks einfacherer Unterscheidung durch das Publikum in Farbe und Schwarzweiß unterteilt findet (die nachträgliche Montage wird der Postbearbeitung der Endpräsentation zugeschrieben) wird ein geradezu zwingender Authentizitätseindruck suggeriert, der dem Film bei all seiner sonstigen Einfachheit tatsächlich eine kreuzunheimliche Atmosphäre kredenzt. Die formale Konstanz der Idee, ihr gewaltiger Nachhall auf dem Genresektor und darüberhinaus, findet sich bis heute in diversen Nachzüglern, die das 'embedded filming', also die subjektiv "mit-"filmende Kamera des bzw. der Hauptpersonen, zu einem zusätzlichen Protagonisten der Handlung deklarieren, um dadurch eine empathische Unmittelbarkeit zu evozieren. Das Prinzip der kargen Ausstattung allerdings, der größtmöglichen Effektivität bei einem Mindestmaß an Personal und Requisite, ist im Zuge der unweigerlichen Studio-Megalomanie längst ad absurdum geführt worden. Nicht zuletzt dadurch erklärt sich vermutlich, dass "The Blair Witch Project" nach wie vor als der wahrscheinlich stärkste Vertreter dieses Sub-Subgenres Bestand hat.

9/10

Daniel Myrick Eduardo Sanchez embedded filming found footage Maryland Wald Mockumentary Hexen


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THE PROPHECY (Gregory Widen/USA 1995)


"Never trust a fucking angel."

The Prophecy (God's Army) ~ USA 1995
Directed By: Gregory Widen

Einst wurde im Himmel unter dem Erzengel Gabriel (Christopher Walken) ein gigantischer Krieg losgetreten, der mittlerweile bereits seit vielen Tausenden Jahren wütet. Anlass dafür war die Eifersucht der Engel auf etwas, das Gott seiner jüngsten Kreation, dem Menschen, im Gegensatz zu ihnen verehrte: Seelen. Nun scheint sich eine entscheidende Wende im Himmelskrieg einzustellen, herbeigeführt durch den Tod des unendlich bösen Korea-Veteranen Hawthorne, dessen Seele sich Gabriel unbedingt unter den Nagel reißen will. Der vom Glauben abgefallene Polizist Daggett (Elias Koteas) bekommt durch Gabriels Konkurrent Simon (Eric Stoltz) jedoch Wind von den himmlischen Geschicken und versucht, Hawthornes Seele, die sich mittlerweile im Körper eines kleinen Mädchens (Moriah Shining Dove Snyder) befindet, vor Gabriel in Sicherheit zu bringen.

Ein Film, reich an hübschen Ideen und überbordernder Phantasie, dem es auch ohne große Effektarbeit zu beträchtlicher Atmosphäre gereicht. Dafür verantwortlich ist neben Gregory Widens nonchalanter Schreiberei, die bereits "Highlander" auf dem Kerbholz hatte, natürlich die generöse Besetzung, die auch einen Tarantino glücklich gemacht hätte und besonders für Christopher Walken einen dankbaren Part bereithält. Ansonsten sind Adam Goldberg als Gabriels suizidaler Sklave und Viggo Mortensen als blumenfressender Luzifer die Attraktionen dieses Films, der sich nicht nur in punkto Besetzung sehr dem Zeitgeist verpflichtet fühlt. Knackige Oneliner und Dialoge halten selbst den an Fantasyhorror sonst eher uninteressierten Betrachter bei Laune und auch die Engel, die sich mit langen Mänteln, modischen Frisuren und Bärtchen eher wie Mafiabosse und Grungemusiker ausnehmen, passen hervorragend nach 1995. Doch vergesse man bei aller Ironie in Wort und Bild nicht, dass der Film sein Sujet insgesamt erfreulich ernst nimmt, mit Elias Koteas zumindest eine völlig unsarkastische Hauptfigur in sein Zentrum stellt und seine ungewöhnliche Geschichte plausibel und mit unablässiger Spannung darbringt.

8/10

Gregory Widen Engel Satan Arizona Indianer





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Funxton

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