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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LEPRECHAUN 2 (Rodman Flender/USA 1994)


"The only whiskey is Irish whiskey!"

Leprechaun 2 ~ USA 1994
Directed By: Rodman Flender

Ein unter der Villa des Entfesselungskünstlers Houdini gefangener Leprechaun (Warwick Davis) wartet seit 1000 Jahren darauf, eine neue Braut freien zu können. Diese findet er in Bridget (Shevonne Durkin), der Freundin des abgebrannten Hollywood-Touristenführers Cody (Charlie Heath). Der Leprechaun entführt und sperrt sie in sein unterirdisches Verlies, derweil Codys versoffener Onkel Morty (Sandy Baron) von dem Schatz des Leprechaun erfährt, und diesen um jeden Preis in seinen Besitz bringen will. Cody gerät an eine der Goldmünzen und will mittels dieser wieder freipressen. Doch der Leprechaun lässt sich nicht ohne weiteres übers Ohr hauen…

Der launige zweite Teil des „Leprechaun“-Franchise kultiviert das nerdige Horror-Potenzial des Vorgängers zu Ungunsten der Fantasy-Elemente. Der hier involvierte Leprechaun (wenngleich Warwick Davis stets die Titelrolle in gleicher Maske und Kostümierung übernahm, handelte es sich offenbar doch immer wieder um unterschiedliche Vertreter der garstigen irischen Mythologievertreter) geht noch um einiges kompromissloser zur Sache als sein Vorgänger und lässt sich recht fiese Scherze einfallen, um selbst halbwegs Unbeteiligte, die das Pech haben, seinen Weg zu kreuzen, ins Jenseits zu befördern, so dass man mit diesem Sequel endgültig von der Kreierung einer Slasher-Reihe sprechen kann. Unter seiner charmanten Maskierung blüht der mit seiner ansonsten so sympathischen Mimik kokettierende Warwick Davis förmlich auf in der Rolle des Killerkobolds, dessen dämonisches Grinsen selbst durch die dick aufgetragenen Latexschichten authentisch wirkt. Als wirklich hervorragender Nebendarsteller mitsamt einigen spaßigen Kneipenszenen sorgt der großartige Sandy Baron für zusätzlichen Lustgewinn, so dass der erste Nachfolger das domestizierte, noch halbwegs familientaugliche Original gründlich überbügelt und, gewissermaßen, optimiert.

6/10

Rodman Flender Leprechaun Los Angeles Alkohol Slasher


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WRONG TURN 5: BLOODLINES (Declan O'Brien/USA 2012)


"It's my boys!"

Wrong Turn 5: Bloodlines ~ USA 2012
Directed By: Declan O'Brien

Die drei Kannibalenbrüder (Radoslav Parvanov, George Karlukovski, Borislav Iliev) sind in einen anderen Teil der Appalachen geflüchtet und betreiben dort ihr blutiges Handwerk mit der Unterstützung des nicht entstellten, aber dennoch genauso abartig veranlagten Verwandten Maynard (Doug Bradley). Als in dem kleinen Städtchen Fairlake zu Halloween das "Mountain Man"-Rock-Festival stattfindet, bekommt das Quartett einiges zu tun: Maynard wird nach einer Attacke auf eine Gruppe von Studenten gefangen genommen und wandert in das örtliche Gefängnis. Für die drei Mutanten eine vortreffliche Gelegenheit zu üblen Spielchen...

"Wrong Turn", "Rio Bravo"-Style: Hawks' und Bracketts bewährte Vorlage um die berühmte Gefängnisbelagerung stand mittlerweile so häufig Pate für allerlei Filmszenarien, das jede weitere halbwegs brauchbare Verwendung sich als eher erfreulich denn ermüdend gestaltet. So ist es auch in diesem Fall. Man kann "Wrong Turn 5" keinesfalls unterstellen, ein schlüssiges Script zu besitzen, dafür ist er in dramaturgischer Hinsicht faktisch offensiv undurchdacht und spielt geradezu aufreizend frech mit der Toleranz seines Publikums bezüglich seiner eigenen logischen Unzulänglichkeit. Dies erweist sich jedoch irgendwann als vollkommen nebensächlich - wie schon im Vorgänger scheinen die Mutanten weniger daran interessiert, sich Vorräte für den Winter anzulegen als daran, ihre Opfer möglichst effektiv zu quälen, bevor sie sie eines spektakulären Todes sterben lassen, notwendigenfalls auch ohne spätere Verwendungsmöglichkeiten. Die unzensierte Fassung präsentiert somit einige übergebührliche Gemeinheiten, die sich ein bisschen als Referenz-Quiz bezüglich analoger klassischer Szenen gestaltet. Eine weitere unterhaltsame Fortsetzung, wie mir die komplette Betrachtung der Reihe resümierend einigen verschmitzt-bösen Spaß bereitete.

6/10

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WRONG TURN 4: BLOODY BEGINNINGS (Declan O'Brien/USA, D 2011)


"I think they just turned Porter into a Porterhouse Steak!"

Wrong Turn 4: Bloody Beginnings ~ USA/D 2011
Directed By: Declan O'Brien

Eine achtköpfige Studentengruppe will ein entspanntes Wochenende auf einer Schneehütte in den Bergen West Virginias verbringen. Nachdem sie sich mit ihren Snowmobiles verfranst haben, entdecken sie ein leerstehendes Sanatorium, in dem vor dreißig Jahren die inzestgeschädigten Mutanten der Appalachenwildnis festgehalten wurden, bis sie ausbrechen und ein blutiges Schlachtfest mit dem Personal veranstalten konnten. Ein Trio von Ex-Insassen, drei kannibalische Brüder (Sean Skene, Dan Skene, Scott Johnson), hat in dem verlassenen Bau sein Winterdomizil eingerichtet und freut sich über die unerwartete Fleischeinlage.

Nach dem mauen dritten Teil kommt, zurück in Kanada und wiederum unter Declan O'Briens inszenatorischer Ägide, der bislang wohl härteste Beitrag zum "Wrong Turn"-Franchise, der sich mit seinem ziemlich pathologischen Zeigebedürfnis faktisch mühelos den "Hostel"- und "Saw"-Reihen angleicht und diese in despektierlicher Hinsicht teils vielleicht sogar noch überbietet. Eine Aufzählung der wohlfeil platzierten, liebevoll ersonnenen und exzellent getricksten Sadismen, von denen jeder einzelne mindestens doppelt - ach was schreibe ich, dreifach - so lange ausgeweidtet wird wie dramaturgisch nötig, erübrigt sich, aber es darf konstatiert werden, dass sich selbst hartgesottene Gore-Veteranen ein Stöhnen hier und da nicht werden verkneifen können. Erinnernd an den reaktionären Slasher der achtziger Jahre und gepaart mit einem wie bereits im zweiten Teil ausgekosteten, ultraperfiden schwarzen Humor ergibt das ein abartiges Blutfest erster Garnitur, nach dessen "Genuss" bloß niemand behaupten möge, es sei zuviel für ihn gewesen. "Wrong Turn 4" gibt seinem potenziellen Publikum nämlich lediglich ganz unverhohlen, wonach es lechzt - und für den einen oder anderen ist garantiert noch eine Extraportion Gesottenes mit dabei. Holy Moly!

7/10

Declan OBrien DTV Kannibalismus Virginia Appalachen Schnee Winter Splatter Exploitation Slasher torture porn Sequel Backwood


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WRONG TURN 3: LEFT FOR DEAD (Declan O'Brien/USA, D 2009)


"Don't you ever trust a con."

Wrong Turn 3: Left For Dead ~ USA/D 2009
Directed By: Declan O'Brien

Zur Stillung seines unerschöpflichen kannibalischen Appetits hat sich der hinterwäldlerische Inzest-Mutant Three Fingers (Borislav Iliev), nachdem er bereits drei Rafter vorratskammertauglich aufbereitet hat, einen nächtens durch das Gebiet fahrenden Gefangenentransport auserwählt. Darin befindet sich unter anderem der Chicano-Schwerverbrecher Chavez (Tamer Hassan), mit dem nicht gut Kirschenessen ist. Nachdem Three Fingers den Wagen fahruntauglich gemacht hat, jagt er die Insassen durch die Wildnis und wird gleich noch saurer, als Chavez seinen Sohn (Borislav Petrov) enthauptet. Wachmann Nate (Tom Frederic) versuht derweil, einen halbwegs kühlen Kopf zu bewahren.

Im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger unbefriedigendes zweites DTV-Sequel, das infolge das permanenten Verbalgepöbles der idiotischen Knackis, mit dessen Hilfe die Erzählzeit deutlich überstrapaziert wird, nervt. Wie bei jüngeren DTV-Produktionen üblich, zog man für den Dreh nach Osteuropa, um die Herstellung noch kostensparender zu gestalten. Mit dem Geld ging jedoch vermutlich auch mancherlei kreative Ambition flöten: Anstelle wohlfeilen Gemetzels, wie es in einem Film dieser Kuleur wünschenswert wäre, tapern die Flüchtigen bei Dunkelheit im Kreis durch den Wald und lassen sich, dämlich wie sie sind, immer wieder durch die Attacken des Kannibalen überraschen. Seiten werden gewechselt, Allianzen geschlossen und wieder aufgebrochen und mit zunehmender Lauflänge die Geduld des Zuschauers arg überstrapaziert. Abgesehen vom halbwegs netten Schlussgag ein ziemlich lausiger Film, dessen paar launig ausgebrütete Effekte wie der mit dem gigantischen Eierschneider ihn noch so eben vor dem Totalausfall bewahren.

4/10

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WRONG TURN 2: DEAD END (Joe Lynch/USA 2007)


"Birth defects? No shit."

Wrong Turn 2: Dead End ~ USA 2007
Directed By: Joe Lynch

Eine in den Wäldern West Virginias stattfindende Survival-TV-Show, in denen vier Paare ein einwöchiges Überlebenstraining exerzieren sollen, avanciert zu tödlichem Ernst, als eine Familie deformierter Hillbilly-Kannibalen Jagd auf die Teilnehmer macht und die meisten von ihnen aufs Übelste verhackstückt.

Spaß-Splatter wie er sein soll: Selbstzweckhaft, konzeptionell krank und lustvoll widerwärtig, mit einem stets breiten Fuß jenseits der Grenze des guten Geschmacks. Im ersten von mehreren DTV-Sequels zu Rob Schmidts bereits hübschem Original tritt Joe Lynch ordentlich aufs Gore-Pedal und lässt gleich zu Anfang keinen Zweifel daran, dass die nächsten neunzig Minuten keine Gefangenen machen werden. Die Mutanten, deren genetische Derangierung auf den Chemikalien-Ausfluss einer stillgelegten Papierfabrik zurückgeführt wird, zeigt Lynch als abstoßenden Menschenmüll, dessen Existenzwert noch weit hinter jenem der Backwood-Familien aus "TCM" oder "The Hills Have Eyes", die ja immerhin noch als wahnsinnig oder zumindest als Opfer eines ausbeuterischen Systems charakterisiert werden, anzusiedeln ist und dessen Porträtierung ihm 35 Jahre zuvor böse Faschismus-Vorwürfe eingebracht haben dürfte. Heutzutage aber lässt sich der schwarze Humor, dessen es wohl zwangsläufig bedarf um "Wrong Turn 2" in all seiner satten Blutwürstigkeit genießen zu können, recht problemlos aufbringen. Es geht hier schlichterdings darum, Menschen und Menschenähnliche sich auf möglichst spektakuläre Weise gegenseitig abschlachten und (unfreiwillige) Tabubrüche begehen zu sehen. In der antimoralischen Perfektion, die "Wrong Turn 2" diesbezüglich aufbringt, ist er fast schon beängstigend.

7/10

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LEPRECHAUN (Mark Jones/USA 1993)


"I need me gold!"

Leprechaun ~ USA 1993
Directed By: Mark Jones

Der alte Dan O'Grady (Shay Duffin) hat in Irland einen Leprechaun (Warwick Davis) überlistet und ihm dessen Sack voll Goldmünzen entwendet. Um den aggressiven Sagenzwerg zu bannen, sperrt O'Grady ihn im Keller seines Hauses in eine Holzkiste und beschwert diese mit einem vierblättrigen Kleeblatt - der einzige Weg, einen Leprechaun zu schwächen und in Schach zu halten. Doch diese Maßnahme nützt O'Grady nicht viel - er bekommt einen Schlaganfall und landet im Pflegeheim. Zehn Jahre später ziehen J.D. Reding (John Sanderford) und seine verwöhnte Tochter Tory (Jennifer Aniston) in O'Gradys Haus. Es dauert nicht lang, bis der Leprechaun befreit wird und umgehend nach seinem Schatz sucht - dabei wird jeder, der ihn aufzuhalten versucht oder mit dem Gold in Verbindung kommt, gnadenlos attackiert. Zusammen mit dem Anstreichertrio Nathan (Ken Olandt), Ozzie (Mark Holton) und Alex (Robert Gorman) bekämpft Tory den fiesen Leprechaun mit allen Mitteln.

Aus dem damaligen kleinen Fantasy-Slasher ist mittlerweile ein stattliches DTV-Franchise geworden, das bereits fünf Fortsetzungen, denen ich mich in den nächsten Tagen widmen werde, sowie ein momentan in der Produktion befindliches Prequel nach sich zog.
Die frühen Neunziger markierten eine etwas ratlose Periode angesichts der damals stagnierenden Horror- bzw. Slasher-Franchises, die in der Vordekade aus dem Boden gestampft worden waren und florierten: "Halloween", "TCM" und "A Nightmare On Elm Street) hatten gerade längere Auszeiten durchzustehen und wechselten teilweise die Rechte-Schirmherren, bei "Friday The 13th" war dies bereits geschehen und Jason Voorhees wurde auch onscreen zu seiner eigenen Essenz regradiert, "Phantasm", "Basket Case" oder "Hellraiser" verflachten zusehends und für Remakes oder Reboots war die Zeit aufgrund der Publikumsstruktur noch nicht reif. Effektorientierter Horror war nicht mehr recht en vogue und alternative Ideen mussten her. Eine davon schlug sich im "Leprechaun" nieder, einem unübersehbar als slasher comedy für ein halbwüchsiges Publikum konzipierten Fantasy-/Horrorstreifen, der sich mit seiner eher possierlichen Titelfigur im Fahrwasser von Filmen wie "Gremlins", "Critters", "The Gate" oder "The Monster Squad" bewegte: Die Helden und Widerstreiter des/der Monster(s) befinden sich im (teils jüngeren) Teenager-Alter und bieten sich somit auch als Identifikationsfiguren für eine gleichaltrige Rezipiemtenschaft an, die Atmosphäre bleibt stets abenteuerlich und vergleichsweise licht unter Verzicht auf tatsächlich grauen- oder gar albtraumhafte Szenarien. Das bedeutet zugleich, dass angesichts der stark veränderten Sehgewohnheiten nunmehr ein auf reine Evokation zielender Konsum dieses Films weitgehend ausgeschlossen ist und man sich ihm aus anderer Perspektive nähern muss. In seiner gestalterischen Ambition ist er nämlich durchaus ansehnlich, die Ideen um den Goldsack am Ende des Regenbogens, Leprechauns Schuhputz-Ambitionen oder auch um Mark Holton als etwas zurückgebliebenem Schelm und heimlichen Helden überzeugen. Ganz bestimmt kein Spätgewinner oder besonderer Wiederentdeckungskandidat aber für eine Genrechronologie von Wert.

6/10

Mark Jones Sage Leprechaun Slasher Kalifornien


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THE AMBULANCE (Larry Cohen/USA 1990)


"I assure you you'll be in perfect health when you die!"

The Ambulance ~ USA 1990
Directed By: Larry Cohen

Der bei Marvel Comics angestellte Zeichner Josh Baker (Eric Roberts) interessiert sich für eine junge Dame, die ihm in jeder Mittagspause auf der 5th Avenue über den Weg läuft. Als er eines Tages den Mut findet, Cheryl (Janine Turner) anzusprechen, währt die Kennenlernfreude nicht lang: Cheryl klappt auf der Straße zusammen und wird kurz darauf von ein paar Sanitätern in einen Krankenwagen älteren Baujahrs geladen und abtransportiert. Als Josh sie am Abend in der Unfallklinik besuchen will, hat dort niemand Cheryl gesehen - sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Der alternde Lieutenant Spencer (James Earl Jones), an den Josh sich daraufhin wendet, hält seine Story von dem mysteriösen Krankenwagen für höchst fadenscheinig - und doch verschwindet bald auch Cheryls Mitbewohnerin (Jill Gatsby), die, wie Josh erfährt, wie Cheryl Diabetikerin ist. Zusammen mit der emsigen Polizistin Sandra (Megan Gallagher) und dem Senior-Journalisten Elias (Red Buttons) kommt Josh bald darauf einem illegal praktizierenden Chirurgen (Eric Braeden) auf die Spur, der mit einer landesweit operierenden Organisation für menschliche Versuchsobjekte zusammenarbeitet. Und dieser lässt sich nicht gern in die Karten schauen...

Einer von Larry Cohens Ausflügen in den Suspense, der vor allem hitchcockschen Erzählstrukturen immens viel verdankt: Ein unbescholtener, großstädtischer Angestellter kommt einem grenzfantastischen Komplott auf die Spur, wird von offizieller Stelle für unzurechnungsfähig erklärt und muss daraufhin auf eigene Faust gegen die Übeltäter ermitteln. Anders als beim Altmeister gibt es hier jedoch keine landesfeindlichen Spionageaktivitäten, Saboteure oder Verräter, sondern, und da wird die Brücke zum von Cohen stets kultivierten B-Movie-Kosmos geschlagen, einen wahnsinnigen Arzt, mit sadistischen Neigungen, der an seinen unfreiwilligen Patienten medizinische Experimente mit nur allzu bereitwillig akzeptierter Todesfolge praktiziert. "The Ambulance" ist daher auch in erster Linie eine schwarze Komödie, deren Besetzung durch die Bank lustvoll überagiert: Eric Roberts mit verbrecherischem Vokuhila-Schnitt praktizierte derzeit offenbar eine großzügig unterfütterte Kokain-Therapie, James Earl Jones karikiert seine Rolle buchstäblich bis zum letzten Atemzug und der alte Red Buttons ist einfach nur putzig - wobei er das ja eigentlich immer schon war. Der legendäre Marvel-Wizard Stan Lee hat einen bezaubernden Auftritt als er selbst mit deutlich mehr Text als in seinen jüngeren Cameos, der damaligen Comicnerds das Feuchte in die Augen getrieben haben wird; ebenso wie die Einblicke in Marvels Zeichenetage, die von Werken von Frank Miller (Joshs Cheryl-Zeichnung) und Gene Colan (Dr. Strong) gesäumt ist und offenbar einen Ausdruck von Cohens persönlicher Liebe zum Medium darstellt. Allein diesbezüglich lohnt "The Ambulance" bereits, wenngleich er auch sonst einen gleichermaßen unkonventionellen wie aufreizend lässig inszenierten Genrebeitrag bietet.

8/10

Larry Cohen New York mad scientist Marvel Kidnapping Medizin


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BAIT (Kimble Rendall/AU, CN 2012)


"It's coming back!"

Bait ~ AU/CN 2012
Directed By: Kimble Rendall

Seit einem Unfall, bei dem sein bester Freund Rory (Richard Brancatisano) Opfer eines Weißen Hais geworden ist, leidet der frühere Rettungsschwimmer Josh (Xavier Samuel) unter einem schweren Schuldkomplex, der ihn bereits seine Freundin Tina (Sharni Vinson) - zugleich Rorys Schwester - gekostet hat. Als ein schwerer Tsunami über die Küste hinwegfegt, bekommt Josh die Chance, sich seinem Trauma zu stellen: Der Supermarkt, in dem er als Hilfskraft arbeitet, wird überflutet und steht unter Wasser. Zwei Weißhaie geraten mit in die Überschwemmungszone und machen sich umgehend daran, die wenigen Überlebenden zu attackieren, darunter den Geschäftsführer (Adrian Pang), eine Ladendiebin (Phoebe Tonkin) und ihren Polizistenpapa (Martin Sacks) sowie zwei Gangster (Julian McMahon, Dan Wyllie), die den Laden just überfallen wollten.

Ich habe mich den flutgleich über den Heimkinomarkt schwappenden Monsterepen der Produktionsfirma "Asylum" bislang nicht gewidmet. Es werden ja praktisch täglich mehr und allein der Versuch, den Überblick zu wahren, erscheint mir leicht müßig. Wenn ein Hai- oder Kroko-Film es jedoch hier und da mal ins Kino schafft, dann werde ich regelmäßig wieder hellhörig. "Bait", eine australisch-chinesische Coproduktion, ist insofern rührend, als dass er sich und sein Szenario allem ersichtlichen Geldmangel zum Trotze durchaus ernstnimmt, sich weiterhin geschickt auf überschaubare Innenräume beschränkt und seinen Killertieren, die nicht 400, sondern bloß gesunde vier Meter lang sind, damit ein gänzlich ungewohntes Aktionsterrain zur Verfügung stellt. Allein aus diesen Gründen erhält er dem selbstreflexiven Blödeltrash der Konkurrenz gegenüber meinerseits den Vorzug. "Bait" leidet allerdings dennoch unter vielem: Er wirkt teilweise hoffnungslos überambitioniert, stützt sich auf miese, unfertig wirkende Computereffekte und vor allem ein lächerlich aufgeweichtes Beziehungsgeflecht, das die miese Nachwuchsbesetzung zu keiner Sekunde tragen kann. Die sich auf den 3D-Faktor stützenden Schockeffekte erinnern an den seligen "Jaws 3-D", der sich mit Scott Spiegels "Intruder" gekreuzt findet. Eine durchaus komische Melange, die einen einmal riskierten Blick wohl rechtfertigt, keinesfalls jedoch bedingt.

5/10

Kimble Rendall Supermarkt Australien Haiangriff Heist 3-D Tierhorror


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TALES FROM THE CRYPT (Freddie Francis/UK, USA 1972)


"Who's next? Perhaps... YOU?"

Tales From The Crypt (Geschichten aus der Gruft) ~ UK/USA 1972
Directed By: Freddie Francis

Fünf Personen verlaufen sich ohne zunächst erkennbaren Grund in die Katakomben Heinrichs VIII. In einem separierten Raum sitzen sie urplötzlich in einer Art Gerichtsgewölbe, wo ihnen ein mysteriöser Alter (Ralph Richardson) ihre jeweils schlimmsten Geheimbedürfnisse vor Augen führt: Joanne (Joan Collins) plant, ihren Mann (Martin Boddey) aus dem Weg zu räumen, um dessen Lebensversicherung zu kassieren. Sie ahnt nicht, dass die göttliche Gerechtigkeit bereits im heimischen Garten lauert - in der Person eines als Weihnachtsmann verkleideten Irren (Oliver MacGreevy). / Carl (Ian Hendry) will Frau (Susan Denny) und Kinder (Paul Clere, Sharon Clere) zugunsten einer jüngeren Geliebten (Angela Grant) verlassen und mit dieser in ein neues Leben verschwinden. Auf dem Weg dahin hat er einen verhängnisvollen Unfall, der ihn erst nach zwei Jahren zurückkehren lässt. / Dem arroganten Dandy James Elliott (Robin Phillips) ist sein verwitweter Nachbar Grimsdyke (Peter Cushing) ein Dorn im Auge. Der alte Kauz ist vielleicht nicht der gepflegteste Bewohner der Straße, aber überaus kinder- und hundelieb. Durch einige Intrigen treibt Elliott Grimsdyke am Valentinstag in den Selbstmord. Genau ein Jahr später erhält der junge Mann unerwarteten Besuch. / Nachdem sich der Bankier Ralph Jason (Richard Greene) verspekuliert hat, ist er pleite. Seine Frau Enid (Barbara Murray) nutzt eine alte orientalische Figur, die die Erfüllung dreier Wünsche verspricht, um alles wieder ins Lot zu rücken. Doch die korrekte Formulierung jener Wünsche erweist sich als von tückischer Exaktheit besetzt. / Der Offiziersveteran Rogers (Nigel Patrick) lässt sich mit seinem Schäferhund Shane für die Leitung eines Blindenheims einstellen. Er bereichert sich auf Kosten der scheinbar hilflosen Patienten, bis einer von ihnen (George Herbert) eines grausamen Erfrierungstodes stirbt. Das lassen sich seine Freunde nicht gefallen...

Der vierte Amicus-Episodenhorror, erneut unter der bewährten Ägide Freddie Francis' entstanden, knöpfte sich fünf Geschichten vor, die bereits jeweils in den klassischen E.C.-Serien "Tales From The Crypt" und "Vault Of Horror" in den Fünfzigern abgedruckt worden waren. Dabei handelte es sich um grauslige, aber dabei stets höchst moralisch gefärbte Storys, in denen ein besonders verworfener, arroganter oder schlicht unbedachter Charakter mit den schlimmen Folgen seines Tuns konfrontiert wird. Jede der fünf Episoden, derer man in "Tales From The Crypt" ansichtig wird, hat bereits in antizipatorischer Hinsicht verspielt und wird vom 'Crypt Keeper', der stets auf der Suche nach neuen Höllenkolonisten ist, gleich vorab seinem jenseitigen Urteil überantwortet. Wie in den alten Grusel-Omnibussen gewohnt, unterscheidet sich die Qualität der einzelnen Segmente je nach persönlicher, subjektiver Bedürfnislage sowie nach der jeweiligen Motiviertheit. Im Falle "Tales From The Crypt" sollte diese Segregation allerdings höchstens marginal ausfallen, da alle fünf Geschichten durchaus hübsch ausgedacht sind und sich zu einem homogenen Gesamtbild fügen, ein paar dumme Logikfehler außen vor gelassen. Besonders rührend die zentral angesiedelte Geschichte "Poetic Justice", in der der noch nicht lang verwitwete Peter Cushing, damals depressiv und suizidal, im Prinzip sich selbst spielt und sich auf so schamlose Weise verbrämt finden muss.

8/10

Freddie Francis Amicus Episodenfilm Comic E.C. London


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THE UNINVITED (Lewis Allen/USA 1944)


"That's the dawn breeze..."

The Uninvited (Der unheimliche Gast) ~ USA 1944
Directed By: Lewis Allen

Der Londoner Komponist Roderick Fitzgerald (Ray Milland) und seine Schwester Pamela (Ruth Hussey) kaufen zu einem Spottpreis ein malerisch gelegenes Haus über der Steilküste Cornwalls. Wie sie bald erfahren, soll es in 'Windward House' umgehen und tatsächlich: Nächtliche Klagelaute dringen stets kurz vor der Morgendämmerung durchs Haus; das Atelier im Obergeschoss ist allenthalben eiskalt, Kerzen werden mirnichts dirnichts ausgelöscht und zu allem Überfluss lässt sich hier und da eine schemenhafte, nebulöse Frauengestalt blicken. Auf die junge Stella (Gail Russell), Enkelin des vormaligen Besitzers (Donald Crisp) und Tochter der einst von den Klippen gestürzten Mary Meredith, übt Windward House eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Eine nächtliche Séance beweist: Der Spuk ist nicht eingebildet! Doch was will der Geist eigentlich? Und welche Rolle spielt die seltsame Amateur-Psychologin Miss Holloway (Cornelia Otis Skinner) bei alldem?

Ein innerhalb des klassischen Horrorfilms immens wichtiges Werk, sozusagen der Urahn aller Haunted-House- und Ghost-Movies, von dem das gesamte spätere Subgenre bis heute zehren wird und dem insbesondere wesentliche Marksteine von "The Haunting" bis "The Exorcist" sehr viel zu verdanken haben. Trotz seines stolzen Alters und seiner durchaus gemächlichen, braven Narration gibt es noch immer manch schönen, Gänsehaut evozierenden Moment in "The Uninvited", wofür besonders die tadellose audiovisuelle Gestaltung der Spuksequenzen sorgt. Als nachträglich etwas unwegsam erweist sich die von Ray Milland etwas überkernig ausgestaltete Figur des Roderick Fitzgerald, der seine coole Contenance nie verliert und stets Herr der Lage bleibt, wo selbst gestandene Parapsycholgen sich in die Hosen schissen. Ein wenig gute, ehrliche Angst gehört zum wahren Menschsein einfach dazu. Auch sonst hätte Allen wohl daran getan, auf die eine oder andere Dehnung seines Film zu verzichten, dem eine Viertelstunde Straffung sicherlich gut bekommen wäre. Da es sich jedoch um sein Erstlingswerk handelt, das sich bei aller Kritik bestimmt immer noch mustergültig für ein Debüt ausnimmt, mag man jedoch ein Nachsehen mit ihm haben.

8/10

Lewis Allen England Cornwall Haus Geister Spuk Sanatorium Dorothy Macardle





Filmtagebuch von...

Funxton

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