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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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GRAVEYARD SHIFT (Ralph S. Singleton/USA 1990)


"Another lesson necessary?"

Graveyard Shift (Nachtschicht) ~ USA 1990
Directed By: Ralph S. Singleton

Der Tramp John Hall (David Andrews) kommt in eine Kleinstadt, deren Bewohner fast durchweg von der Arbeit in einer ortsansässigen, von dem patriarchalisch auftretenden Mr. Warwick (Stephen Macht) geleiteten Baumwollspinnerei leben. Besonders unbeliebt ist die Nachtschicht, während der die heiß laufende Hauptmaschine bedient werden muss. Für diese wird John zunächst angestellt und macht sogleich Bekanntschaft mit der Unzahl der die unterirdischen Tunnel bewohnenden Ratten, mit denen selbst ein eigens angestellter Kammerjäger (Brad Dourif) nicht fertig wird. Um Kosten zu sparen, lässt Warwick einige seiner Leute, darunter auch John, während der Urlaubswoche um den 4. Juli zur Grundreinigung antreten. Dabei stößt man nicht nur auf die unliebsamen Ratten, sondern auch noch auf etwas ungleich Größeres...

Im Zuge des Adaptionswahns king'scher Literatur erblickte auch seine früh entstandene Kurzgeschichte "Graveyard Shift" ihre eigenwillige Leinwandgeburt, allerdings unter einiger Kritik des Autors, der sich in Singletons Werk - seinem einzigen fürs Kino - par tout nicht wiederfinden mochte. Gut, der Film hat seine Ecken und Kanten; so wird niemals gänzlich ersichtlich, welche Kenntnis der mysteriöse Warwick wirklich über die Vorgänge unterhalb seines Werks besitzt; ob er um die dort hausende, monströse Kreatur weiß, ihr vielleicht sogar bewusst Opfer zuschanzt, oder ob er doch bloß ein heimlicher Antiheld ist. Ähnliches betrifft die völlig unausgearbeitete Figur des John Hall, offenbar ein Mann "mit Vergangenheit" - nur mit welcher, das erfährt man nicht. Bleiben schließlich ein paar hübsche Matschszenen sowie das leider nur in Teilen sichtbare, in diesen Teilen aber tolle Monster, ein übermannshoher, schleimiger Hybrid aus Ghoul, Ratte und Fledermaus mitsamt Flügeln, Krallen und Schwanz, grausligem Geschrei und unersättlichem Appetit. Dieser Bursche reißt natürlich einiges wieder raus.
Die deutsch synchronisierte Fassung ist insofern lohnenswert, als dass Stephen Macht, der in seiner Rolle als Warwick exakt wie Christian Brückner aussieht und darüberhinaus klugerweise auch dessen wunderbar sonores Organ spendiert bekam. Macht Laune.

6/10

Ralph S. Singleton Monster Ratten Fabrik Stephen King Maine


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THE FINAL TERROR (Andrew Davis/USA 1983)


"I'm not stoned..."

The Final Terror (Angst - Das Camp des Schreckens) ~ USA 1983
Directed By: Andrew Davis

Ein paar junge Förstergesellen wollen zusammen mit einer Mädchenclique einen Wander- und Raftingtrip in die Entlegenheit der Wälder wagen. Schon auf dem Hinweg entpuppt sich ihrer garstiger, dauerverspotteter Kollege Eggar (Joe Pantoliano) als nicht ganz richtig im Kopf. Dazu passt Boones (Lewis Smith) Geschichte von einer dereinst vergewaltigten Frau, die einen Sohn geboren haben, nicht mehr ganz dicht sein und seit Jahren durch die Wildnis streifen soll, wie Arsch auf Eimer. Tatsächlich lässt, nachdem Eggar die anderen sitzen lässt, der erste Mord nicht lange auf sich warten und die Gruppe sieht sich einem terrainkundigen Gegner ausgesetzt, der es auf sie abgesehen hat...

Passabler Backwood-Horror, der etwas zahm und ohne großen Zirkus zu veranstalten, daherkommt. Was ihn mit dem Rest der Slasherwelle dieser Zeit verbindet, ist die Tatsache, dass hier Namen am Werk waren, die bald darauf eine ungemein größere Popularität erlangten und "The Final Terror" sicherlich wenn überhaupt, dann bestenfalls als Fußnote in ihrem persönlichen Portfolio erwähnt wissen wollten: Neben dem Regisseur Andrew Davis treten die erwähnten Pantoliano und Smith sowie an der weiblichen Front Rachel Ward und Daryl Hannah an. Ein großes Hallo haben wir hier also. Immerhin ist Davis' Film nicht ganz so blutrünstig wie das Gros jenes Subgenres; es geschehen sogar vergleichsweise wenig Morde, deren Kontext den damals üblichen, reaktionären Impetus atmet - unehelicher Sex im Wald, das konnte seinerzeit kein Wahnsinniger auf sich sitzen lassen. Immerhin bleiben die Drogenkonsumenten verschont.

5/10

Andrew Davis Slasher Wald Backwood


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KILL LIST (Ben Wheatley/UK 2011)


"Thank you."

Kill List ~ UK 2011
Directed By: Ben Wheatley

Der schwer traumatisierte Irakkriegsveteran Jay (Neil Maskell) arbeitet mittlerweile als Auftragskiller, hat jedoch seit acht Monaten, nachdem es bei seinem letzten Job in der Ukraine zu einem Eklat kam, keine Mission mehr durchgeführt. Seine Ehe kriselt heftigst. Da offeriert ihm Gal (Michael Smiley), sein bester Freund und Kompagnon, neben einer neuen Lebenspartnerin (Ema Fryer) auch einen neuen Autraggeber (Struan Rodger). Von diesem erhalten Jay und Gal eine drei Namen umfassende Tötungsliste. Bei ihren potenziellen Opfern handelt es sich um einen Priester, einen Bibliothekar und einen Abgeordneten. Schon der zu besiegelnde Vertrag wird auf höchst ungewöhnliche Weise aufgesetzt. Während Jay sich mehr und mehr in unkontrollierbare Raserei steigert und bereits beim zweiten Auftrag ein Massaker verursacht, wird Gal die Sache zunehmend unheimlich. Zu Recht, denn als sie sich auf die Lauer legen, um den Politiker auszuschalten, nehmen die Dinge eine höchst unerwartete Wendung.

Ob Ben Wheatley und seine Co-Autorin Amy Jump bevor sie die Arbeit an "Kill List" aufnahmen, möglicherweise Ti Wests "House Of The Devil" oder Spasojevics "Srpski Film" gesehen haben und/oder sich von diesen (teil-)beeinflussen ließen, lässt sich meinethalben nur mutmaßen, liegt aber zumindest nahe. Denn natürlich gibt es zweifelsohne unübersehbare Parallelen zwischen den drei Werken, die sich bis tief in ihre jeweilige, perfide Auflösung hinein, recht stark ännähern. Auch wartet "Kill List" mit einigen recht harschen Momenten auf, die mich infolge ihrer kalkulierten Unmittelbarkeit durchaus mitnahmen. Wo etwa "Srpski Film" eine böse Satire bezüglich der jungen Ostöffnung und der Möglichkeiten einer durch den Neokapitalismus offerierten Kriminalität darstellt, nimmt "Kill List" in ähnlich übersteigerter Form das westliche Engagement in Krisenherden und deren Folgen für das Individuum aufs Korn. Der Krieg, so sein finales Statement, legt das ultimativ Böse aus dem Inneren seinen Protagonisten frei und bringt somit wahre Bestien hervor, die ihren rechten Platz zugewiesen bekommen. Formal und erzählerisch brillant strukturiert, legt Wheatley mit "Kill List" nichts Geringeres vor als eine qualitativ nahezu ebenbürtige zeitgenössische Variation von "Rosemary's Baby" und "The Wicker Man", die er beide wiederum sicher nicht von ungefähr zitiert.

9/10

Ben Wheatley Satanismus Profikiller England Freundschaft Ehe Familie Transgression Terrorfilm Paganismus


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FRITT VILT III (Mikkel Brænne Sandemose/NO 2010)


Zitat entfällt.

Fritt Vilt III (Cold Prey 3 - Wie alles begann) ~ NO 2010
Directed By: Mikkel Brænne Sandemose

1986 will ein Teenager-Sextett ein sagenumwobenes Berghotel aufsuchen, dessen Betreiberfamilie vor rund zwölf Jahren spurlos verschwunden ist. Tatsächlich hatte einst der entstellte Sohn (Dennis Nilsen Nystrøm) seine Eltern ermordet und danach bei dem zunehmend überspannten Eremiten Jon (Nils Johnson) Zuflucht gefunden. Nunmehr erwachsen nimmt Barn Fjellmannen (Endre Hellestveit) alles, was sich in den Wäldern bewegt, als potenzielle Jagdbveute wahr, so auch die draußen campierenden Kids. Jons Bruder Einar (Terje Ranes), Polizist in der Gegend, hegt derweil einige Verdachtsmomente, als die Jugendlichen nicht mehr auftauchen...

Hat nun doch etwas länger gedauert mit dem "Friit Vilt"-Prequel, aber das Warten darf alles in allem als lohnenswert betrachtet werden. Die Zweitfortsetzung, die sich mit Geir Olav Braths Origin befasst und erklärt, wie und warum er zu solch einer monströsen Gestalt werden konnte, nimmt sich im Vergleich zum ersten Sequel in punkto Zeigegestus wieder deutlich zurück und setzt stattdessen recht erfolgreich auf die Kreierung eines spannungsgeladenen, beunruhigenden Ambientes, das narrativ betrachtet natürlich lediglich so lange funktioniert, wie man ausblenden kann, dass es sich um ein Prequel handelt. Somit ist nämlich klar, dass keiner der Beteiligten mit Ausnahme von Fjellmanen/Brath am Ende lebend davon kommen kann. Schwelgerisch und Fernweh erzeugend indes die gekonnt eingefangenen, breiten Bilder der urtümlichen norwegischen Flora, die jeder Naturdokumentation Ehre machten. Allein diese lohnen eine Betrachtung des Films.

7/10

Norwegen Mikkel Brænne Sandemose Prequel Slasher Serienmord period piece


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THE AWAKENING (Nick Murphy/UK 2011)


"They must hate you."

The Awakening ~ UK 2011
Directed By: Nick Murphy

London, 1921: Durch den Weltkrieg und die Spanische Grippe ist die Bevölkerung stark dezimiert worden und zahlreiche Hinterbliebene versinken in Trauer. Diverse Scharlatane machen sich diese Volksstimmung zunutze und inszenieren Séancen und anderen Okkult-Hokuspokus. Die "Geister-Detektivin" Florence Cathcart (Rebecca Hall) hat es sich zur Aufgabe gemacht, derartige Betrügereien aufzudecken. Als Robert Malory (Dominic West), Lehrer an einem renommierten Jungeninternat, Florence engagiert, um dort einen angeblichen gesichteten Geist zu entlarven, findet die ehrgeizige junge Dame bald einige höchst irdische Ursachen für das angeblich übernatürliche Geschehen. Doch bevor sie abreisen kann, offenbaren sich ihr untrügliche Beweise dafür, dass in dem alten Gemäuer tatsächlich etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Spuren führen geradewegs zurück in Florences eigene Kindheit...

Gepflegter Gespensterfilm mit sehr versöhnlichem Finale, der mich recht stark an Lewis Gilberts schönen "Haunted" erinnert hat und auch an ähnliche Spukmären wie "The Sixth Sense" und "The Others", in dem die Geister sich letztlich als hilfesuchende, freundliche, vielleicht gar liebesbedürftige Schemen entpuppen und schlimmstenfalls die Lebenden als Initiatoren böser Gegebenheiten. Den Weg zu dieser "Erkenntnis" zeichnet Murphy durchaus gekonnt mit farbentleerten, blassen Bildern, die das englische Zeitkolorit der Nachkriegsjahre ansprechend einfangen. Überhaupt liefert diese Ära vortreffliche Anhaltspunkte für einen Genregeschichte, die allerdings in der Literatur deutlich häufiger Verwendung finden als auf der Leinwand - so etwa die Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft in Form zerstörter Familien und Beziehungen oder schwer traumatisierter Kriegsveteranen, durch die eine allgemein triste, dräuende Atmosphäre sich bei akkurater Gestaltung wie im vorliegenden Falle, fast von allein einstellt.

7/10

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THE MAN WITH TWO BRAINS (Carl Reiner/USA 1983)


The Man With Two Brains (Der Mann mit zwei Gehirnen) ~ USA 1983
Directed By: Carl Reiner

Der verwitwete Gehirnchirurg Dr. Hfuhruhurr (Steve Martin) fährt versehentlich die bösartige Millionärsgattin Dolores (Kathleen Turner) an, operiert und heiratet sie. Doch das Miststück hat sich über ihren Unfall hinaus nicht verändert: Sie hungert Dr. Hfuhruhurr sexuell aus und treibt es stattdessen mit Ramón (Natividad Vacío), dem Gärtner. Außerdem hat sie es lediglich auf das Verrmögen ihres Gatten abgesehen. Als Hfuhruhurr zu einem Kongress in Wien eingeladen wird, wo gerade der berüchtigte Fahrstuhlmörder sein Unwesen treibt, lernt er neben dem Kollegen Dr. Necessiter (David Warner), der Gehirnaktivitäten per Strom übertragen kann, das Gehirn von Anne Uumellmahaye kennen, in das er sich verliebt. Anne benötigt einen Körper, um am Leben zu bleiben - doch woher nehmen, wenn nicht töten?

Wine weitere formidable Reiner/Martin-Komödie, in der man sich diesmal die B-Genrefilme der fünfziger Jahre vorknöpft. "Donovan's Brain" findet sich sogar direkt erwähnt. Der Film quillt von Anfang bis Ende über vor brillanten Gags, die sich einerseits aus verrückten Einfällen von Reiner und Martin speisen und andererseits aus der herrlichen Komik des Hauptdarstellers, die ja dereinst, bevor er sich solcherlei Albernheiten zu verkneifen pflegte, vor allem darin bestand, vollkommen absurde Szenen völlig selbstverständlich zu spielen und dabei sein seriös-gepflegtes Äußeres stets zu wahren. Doch auch Kathleen Turner, möglicherweise der weibliche Hollywood-Hot-Spot der ersten Achtzigerhälfte, ist schlichtweg zum Niederknien. Und was ein echter Gehirn-Schocker ist, der kann auch einen kostümierten Pseudogorilla vorweisen, wobei hier Don McLeod unübersehbar im selben Ganzkörperpelz steckt, den er kurz darauf wieder in "Trading Places" tragen wird. Qualität hat eben Bestand.

8/10

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LEPRECHAUN IN THE HOOD (Rob Spera/USA 2000)


"Lep in the Hood, come to do no good!"

Leprechaun In The Hood ~ USA 2000
Directed By: Rob Spera

Dereinst hat der Kleingangster Mack Daddy (Ice-T) einen Leprechaun (Warwick Davis) um dessen sagenhafte Flöte erleichtert und den Kobold hernach festgesetzt. Mithilfe des kleinen instruments ist Mack Daddy daraufhin zum Musikproduzenten-Millionär avanciert. Eher zufällig gerät Jahre später das erfolglose Rap-Trio Postmaster P. (Anthony Montgomery), Stray Bullet (Rashaan Nall) und Butch (Red Grant) im Zuge eines Überfalls in den Besitz jener Flöte und hat fortan sowohl Mack Daddy als auch den ungehaltenen Leprechaun am Hals.

Falls jemand irrigerweise den im Weltraum spielenden vierten Teil des "Leprechaun"-Franchise für die denkbar groteskeste Variation des Themas hielt, würde ich zu gern wissen, wie dieser Jemand erst auf "Leprechaun In The Hood" reagiert. Oder - eigentlich möchte ich's gar nicht wissen, ich weiß es schon - schließlich habe ich diesen völligen Blödsinn letzte Nacht am eigenen Leibe ertragen. Eine völlig konfuse Zusammenführung aus Hip-Hop-Komödie und "Leprechaun"-Sequel, idiotisch bis ins Mark und vor allem deshalb nachgerade erstaunlich, da Trimark den Film offenbar ruhigen Gewissens abgesegnet hat. Wahrscheinlich wurde die Produktion eher als subkulturelles Happening in L.A. angelegt, dessen Beteiligte, inklusive des durch die Kulissen torkelnden Coolio, sich ob der dichten Marihuanaschwaden kaum mehr an den Dreh werden erinnern können. Der Leprechaun trifft Ice-T wird zum "Lep", raucht kiloweise Gras, hält sich flotte bitches und rappt am Ende das Haus. Mehr muss dazu eigentlich nicht gesagt werden.

3/10

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SINISTER (Scott Derrickson/USA, UK 2012)


"Don't worry, daddy. I'll make you famous again."

Sinister ~ USA/UK 2012
Directed By: Scott Derrickson

Sein nächstes Buch soll ein Riesenhit werden: Der finanziell darbende Autor Ellison Oswalt (Ethan Hawke) hat sich auf investigative Sensationsschreiberei spezialisiert und veröffentlicht nurmehr Werke über Gewaltverbrechen, deren Aufklärung durch schlampige Ermittlungen seitens der Polizei verhindert wurden. Oswalts neuestes Projekt befasst sich mit dem Massenmord an einer Familie, von denen vier Mitglieder im Garten erhängt wurden und deren jüngste Tochter verschwunden ist. Zusamen mit seiner nichtsahnenden Frau (Juliet Rylance) und ihren beiden Kindern (Clare Foley, Michael Hall D'Addario) bezieht Ellison das Haus der betreffenden Familie und findet umgehend auf dem Dachboden einen Karton mit alten Super-8-Filmen samt Projektor. Die Filme, denen sich Ellison in einer Mischung aus Faszination und Schockierung widmet, zeigen jenen letzten Gewaltakt sowie weitere, teils über vierzig Jahre zurück liegende Massenmorde an Familien, aufgenommen jeweils aus der Täterperspektive. Bald stellt Ellison zwingende Zusammenhänge zwischen den Fällen her, deren Spur schließlich in eine eindeutige Richtung weist...

Überaus ansprechender Gruselfilm, der nachhaltig demonstriert, das selbst ein vergleichsweise wenig innovativer Grundplot ansprechend aufbereitet werden kann, wenn das dazugehörige Werk sich Lärm und Aufregung versagt und sich stattdessen stilvoll und konzentriert, um nicht zu sagen: klassisch ausnimmt. Derrickson, dessen "Exorcism Of Emily Rose" ich eher im negativen Wortsinne enervierend fand, legt mit "Sinister" einen der vorzüglichsten Spuk- und Geisterfilme der letzten Jahre vor, indem er ein kleines, persönliches, aber umso funktionaleres Regelwerk befolgt: Er hält sich einerseits an inhaltliche Grundstandards, die nicht zwingend den Pfaden der Logik folgen, sich aber dafür als höchst effektiv erweisen. Es gibt kaum graphische Gewaltelemente, keine Shuttereffekte oder ähnliche moderne Geisterbahnmechanismen; vielmehr bezieht "Sinister" sehr viel an innerer Spannung aus der Unklarheit über den Geisteszustand des Protagonisten: Wird dieser sukzessive brüchig oder handelt es sich tatsächlich um die immer wieder suggerierten Täter? Und spielen paranormale Phänomene überhaupt eine Rolle? Diese rezeptionelle Unsicherheit treibt Derrickson geschickt bis auf die Spitze und erzielt so ein Maximum an Wirkung, das zwar am Ende einer gewissen Formelverhaftung erliegt, jedoch erfolgreich nachwirkt. Erfreulich, dass gegenwärtig produziertes Genrekino noch einen solchen Mut zur Hinwendung zu traditioneller Form beweist.

8/10

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LEPRECHAUN 4: IN SPACE (Brian Trenchard-Smith/USA 1996)


"As Shakespeare said, shit happens."

Leprechaun 4: In Space (Space Platoon) ~ USA 1996
Directed By: Brian Trenchard-Smith

Im späten 21. Jahrhundert hat eine Gruppe Marines die Aufgabe, ein vermeintliches Alien, das die Golderträge einer interplanetaren Handelsgesellschaft dezimiert, dingfest zu machen. Tatsächlich handelt es sich mitnichten um ein außerirdisches Wesen, sondern um einen Leprechaun (Warwick Davis), der gerade dabei ist, auf einem entlegenen Planeten seine Hochzeit mit einer verwöhnten Königstochter (Rebecca Carlton) vorzubereiten. Die Marines führen den Auftrag vermeintlich erfolgreich durch, lassen den Leprechaun scheinbar tot zurück und nehmen die komatöse Prinzessin mit an Bord eines Raumschiffes des verrückten Wissenschaftlers Dr. Mittenhand (Guy Siner). Doch hier materialisiert sich der Leprechaun wieder und möchte gern schleunigst seine ihm zuvor entwendeten Dinge zurück.

Herrlich gaga, dieser wiederum von Trenchard-Smith vorgelegte Viertauftritt des Leprechaun. Die Reihe wandelt sich mit dieser Folge noch mehr zur Groteske als zuvor ohnehin schon und veranstaltet unter semi-verzweifelter Akzeptanz ihrer schmalen Produktionsbedingungen einfach ein betont schlechtes Trashfest, das eine Menge von absurdem Theater hat. Tatsächlich ist "Leprechaun 4" einer jener Filme, deren Unverwechselbarkeit man wohl selbst 'erfahren' haben muss, um sich einen treffende Vorstellung machen zu können von dem Gebotenen. An der Splatterfront lässt das Drittsequel derweil stark nach, die wenigen visuellen Effekte sind so hanebüchen, dass man offenbar nicht mehr davon zeigen konnte - oder wollte. So passt sich die schmierige "The Fly"-Hommage am Ende, die der Einfachheit halber gleich Original und Remake in ein und derselben Szene zitiert, dem übrigen Niveau des Films an: Himmelschreiend. Aber eben auch urkomisch.

5/10

Brian Trenchard-Smith DTV Sequel Leprechaun Militär Söldner Mad Scientist Monster Trash Slasher Zukunft Groteske


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LEPRECHAUN 3 (Brian Trenchard-Smith/USA 1995)


"For pulling this trick, I'll chop off your dick!"

Leprechaun 3 (Leprechaun - Tödliches Spiel in Las Vegas) ~ USA 1995
Directed By: Brian Trenchard-Smith

Der in Las Vegas ansässige Pfandleiher Gupta (Marcelo Tubert) kauft von einem durchreisenden Kunden einen in Stein eingefassten Leprechaun (Warwick Davis). Unvorsichtigerweise nimmt er diesem das Medaillon vom Hals und schon fängt der Kobold zu wüten an. Parallel dazu kommt das Landei Scott (John Gatins) auf dem Weg nach L.A. durch die Glitzerstadt und lernt die Magiergehilfin Tammy (Lee Armstrong) kennen. Nachdem Scott im Casino sein komplettes Studienbudget verjubelt hat, gerät er per Zufall an eine von des Leprechauns Münzen - der Auftakt für eine irrwitzige Verfolgungsjagd, in deren Verlauf sich Scott selbst in einen Leprechaun verwandelt...

Mit ihrem dritten, vom langjährig in Australien arbeitenden Briten Brian Trenchard-Smith inszenierten Teil landete die Slasher-Reihe im DTV-Segment - und lieferte damit kurioserweise ihren besten Beitrag. "Leprechaun 3" vollzieht den finalen Schritt zur Splatterkomödie nach dem bereits in den Vorgängern zunehmend präsenten Hang zu humoriger Groteske. Vor dem Schauplatz Las Vegas gerät das Franchise endgültig zum ausgelassenen Kasperletheater mit enormer Gagdichte und bringt mit hemmungslos albernen Scherzen und einigem Blutzoll sein Publikum zum wiehern. Als sich das Szenario im letzten Viertel in ein Krankenhaus verlagert, in das sich Scott von Tammy einliefern lässt, um seine Mutation zum Leprechaun zu bremsen, gibt es endgültig kein Halten mehr; nutzt der Film jene Szenen doch zu einigen grenzbrillanten Seitenhieben (nicht nur) gegen das amerikanische Gesundheitssystem. Gekrönt wird die Befriedigung primär männlicher Evokationsbedürfnisse schließlich durch die wohlproportionierte Augenweide Lee Armstrong, die nahezu durch den gesamten Film im großzügig dekolletierten Lederdress stiefelt.

7/10

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Funxton

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