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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MARK IL POLIZIOTTO SPARA PER PRIMO (Stelvio Massi/I 1975)


Zitat entfällt.

Mark Il Poliziotto Spara Per Primo (Das Ultimatum läuft ab) ~ I 1975
Directed By: Stelvio Massi

Commissario Mark Terzi (Franco Gasparri) wird von Mailand nach Genua versetzt, wo er sogleich alle Hände voll zu tun bekommt. Sein alter Bekannter, der raffgierige Großindustrielle Benzi (Lee J. Cobb), wurde gekidnappt, der Hitman Morini (Spiros Focás) ist auf der Flucht, der Gangster Ghini (Nino Benvenuti) dreht krumme Dinger und ein Verrückter namens Sphinx terrorisiert die Stadt. Viele Baustellen, eine Kelle: Terzi räumt auf.

Leider ist bislang nur dieser mittlere Teil von Stelvio Massis "Mark"-Trilogie als überaus ansehnliche deutsche DVD herausgekommen, seinen Vorgänger und den Nachfolger ist man uns noch schuldig. Speziell betreffs des ersten Teils, von dem es bislang überhaupt noch keine deutschsprachige Auswertung gibt, ist dies schade, da hier offenbar die Rivalitätsbeziehung zwischen Terzi und dem moralisch korrumpierten Benzi beleuchtet wird, deren Bedeutung für das Verständnis von "Spara Per Primo" durchaus nicht unwichtig scheint. Ansonsten ist das Handlungsgerüst durch die zahlreichen Querverflechtungen ziemlich unübersichtlich - macht aber nichts, da man trotzdem bestens bei Laune gehalten wird von einigen knackig gefilmten Verfolgungsjagden durch die pittoresken genuesischen Straßen und Gässchen sowie einem überaus sympathischen Franco Gasparri mitsamt seinem treuen Bernhardiner Whiskey. Bei einsamen Polizisten mit Hund fühle ich mich sowieso gleich wie zu Haus.

7/10

Stelvio Massi Poliziottesco Genua


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ROCKER (Klaus Lemke/BRD 1972)


"Ich fah nich na Hamburch..." - "Du fähs jetz na Hamburch, ich schwör's diä, Aldä."

Rocker ~ BRD 1972
Directed By: Klaus Lemke


Rocker Gerd (Gerd Kruskopf) kommt auf Bewährung aus dem Knast. Seine Freundin Sonja (Marianne Mim) will nichts mehr mit ihm zu tun haben, sie bendelt jetzt mit dem nicht minder delinquenten Uli (Paul Lys) an. Uli verzeichnet dafür eigene Probleme, er hat kein Geld und muss ein geklautes Auto umsonst an ein paar Kiez-Macker abtreten. Außerdem besteht Ulis fünfzehnjähriger Bruder Mark (Hans-Jürgen Modschiedler) darauf, mit ihm auf Sauftour zu gehen. Als Uli dann volltrunken von seinen "Geschäftspartnern" zu Tode geprügelt wird, ist Mark völlig verzweifelt. Durch Zufall gerät er an Gerd und hat damit, ohne es gleich zu wissen, das Instrument seiner Rache gefunden.

Wahnsinnsding, einer der großen Klassiker der deutschen Fernsehfilm-Geschichte und später längst zu verdienten Kinoehren gelangt. Mit beinhartem Stoizismus und einer großen Portion Authentizität bringt Lemke die ihrerzeit nicht nur von draußen, sondern passenderweise auch im Film ängstlich beäugte Subkultur der Rocker und Gammler auf Zelluloid, lässt sie sich mit konstant leeren Taschen und mittels großer Gesten und noch größerer, in breitem nordisch geführter Reden quer durch die Alsterstadt pöbeln, durch deren Kneipen, Bars und Clubs. Und dass die nächste Generation Protest schon auf der Schwelle steht, davon kann man sich in der Person des halbwüchsigen Mark, von Gerd liebevoll "Wanze" genannt, überzeugen. Am Ende erweist er sich als der eigentliche Macher, der fast schon instinktiv den leicht trotteligen Gerd als persönlichen Initiator seiner Racheaktion gebraucht. Dass "Rocker" einen Fundus an zwangsläufig auswendig zu lernenden Sprüchen beinhaltet, gerät da fast zum angenehmen Nebenschauplatz. Und welch göttliche Songs da aufgefahren werden...

9/10

Hamburg Rocker Subkultur Klaus Lemke TV-Film Coming of Age


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BLACK DEATH (Christopher Smith/UK, D 2010)


"I expected some little grace, not a full Lord's Prayer."

Black Death ~ UK/D 2010
Directed By: Christopher Smith


England, 1348: Eine Gruppe bischöflich entsandter Inquisitionssoldaten unter dem Ritter Ulric (Sean Bean) soll die seltsamen Vorgänge in einem kleinen Moordorf untersuchen. Hier hat die Beulenpest offensichtlich noch kein Opfer gefunden und es soll dort von Hexen und Teufelsanbetern wimmeln. Auch wenn es sich bei den Dorfbewohnern und ihrer Chefin Langiva (Carice van Houten) lediglich um höchst irdische Antichristen handelt, stecken Ulric und seine Mannen bald bös in der Klemme.

Filme über mittelalterliche Hexenverfolgung und Inquisition gab es schon länger keine mehr. Da ich den exploitativen Charakter dieses Horror-Unterfachs immer sehr geschätzt habe, freute ich mich schon auf "Black Death". Nicht zu Unrecht, denn Smith gelingt es, die dem Thema innewohnende, finstere mediävistische Atmosphäre adäquat zu transportieren. Zudem befasst sich "Black Death" mit der Engstirnigkeit und dem Fanatismus der Kirche, repräsentiert durch den von Sean Bean großartig interpretierten Gotteskrieger Ulric. Der kleine narrative Schlenker, die bereits prinzipiell als Todessöldner erachteten Inquisitoren kurzzeitig doch auf die Heldenseite zu stellen, ist darüberhinaus nicht zu verachten. Schade fand ich bloß, dass die spätere Karriere des Novizen Osmund (Eddie Redmayne) als Großinquisitor bloß gestriffen wird. Das hätte nochmal einen eigenen Film ergeben oder "Black Death" gar auf die doppelte Länge ausdehnen können.

7/10

Inquisition Pest England Mittelalter Christopher Smith Historie period piece Virus


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FLATLINERS (Joel Schumacher/USA 1990)


"Hookahey."

Flatliners ~ USA 1990
Directed By: Joel Schumacher


Der angehende Chicagoer Mediziner Nelson (Kiefer Sutherland) will erforschen, was nach seinem Tod auf den Menschen wartet. Zusammen mit vier nicht minder neugierigen Kollegen (Julia Roberts, Kevin Bacon, William Baldwin, Oliver Platt) führt Nelson ein berufsethisch fragwürdiges Selbstexperiment durch, bei dem er nach einminütigem Hirntod wieder zu Leben erweckt werden soll, um dann über seine Erfahrungen berichten zu können. Nach und nach folgen auch die anderem seinem Beispiel und müssen mit Erschrecken feststellen, dass sie nach ihrem Ableben von ihren Kindheitstraumata eingeholt werden. Als noch schlimmer erweist sich allerdings, dass ebenjene Erinnerungen sich hernach auch im Diesseits manifestieren und nach Sühne verlangen.

"Flatliners" ist mir vor allem deshalb in wohliger Erinnerung, weil es der erste ab 16 Jahren freigegebene Film war, in den ich mich trotz zweier fehlender Jahre ohne elterliche Begleitung ins Kino schmuggeln konnte, was mich seinerzeit stolz wie Oskar gemacht hat. Ich erinnere mich allerdings, auch darüberhinaus immens fasziniert gewesen zu sein von den Nahtoderlebnissen der fünf "Post-Brat-Packler", zumal ich damals vermutlich noch weitaus empfänglicher war für sakrale Jenseits-Diskurse als es heute der Fall ist.
Was von Schumachers Film bleibt, ist sein mit Fug und Recht durchaus als solcher zu bezeichnender auteurism, der zahlreiche inszenatorische Parallelen zu "The Lost Boys" aufweist und eine zum Schneiden dicke Atmosphäre kredenzt. "Flatliners" spielt, überdeutlich prononciert, im Herbst; permanent herrscht der Gegensatz von diffusem Dämmerlicht und hater Neonbeleuchtung, die Protagonisten werden unentwegt im Schatten sich wiegenden Laubes gefilmt und halsbrecherische Kamerafahrten heben das Gewicht der Mise-en-scène wesentlich weiter über den Geschichtsfluss als es üblich ist. Mir gefällt diese sehr egozentrische Regiearbeit zugegebenermaßen außerordentlich gut, weil sie mein persönliches ästhetisches Empfinden sehr anzusprechen versteht. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Menschen, bei denen das nicht der Fall ist, in "Flatliners" wenig mehr als ein aufgeblähtes Stück Schmierentheaters sehen werden. Hinzu kommt auf der Soll-Seite, dass der Regisseur, respektive sein Scriptautor Peter Filardi, zahlreiche inhaltliche Fragen aufwerfen, deren Beantwortung sie schuldig bleiben - ob bewusst oder unbewusst lässt der Film offen. Dennoch: Mit Ausnahme von "Falling Down" hat Schumacher danach bis heute keinen so reichhaltigen Film mehr inszenieren können.

8/10

Nahtoderfahrung Medizin Brat Pack Tod Joel Schumacher Chicago


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FEAR NO EVIL (Frank LaLoggia/USA 1981)


"My son ist the Devil." - "You can talk. MY son is the Devil!"

Fear No Evil (Luzifer) ~ USA 1981
Directed By: Frank LaLoggia


Der abtrünnige Luzifer und die drei gottgetreuen Erzengel Michael, Gabriel und Raphael liegen im ewigen Widerstreit, der regelmäßig damit endet, dass die jeweils aktuellen menschlichen Inkarnationen der Gottesdiener Luzifers Verkörperung auf Erden den Garaus so machen. So geschieht es auch Andrew Williams (Stefan Angrim), dem es auch nicht hilft, am Ende seines Kleinkriegs mit dem Himmel Heerscharen von Zombies auferstehen zu lassen.

Herrje. Ein ungeheuer schlechter und darüber hinaus noch vollkommen inkonzilianter Film ist das, den Frank LaLoggia da ausgespien hat. Mit den diversen mehr oder minder gelungenen Filmen zur Satanswelle im Hinterkopf sollte hier wohl ausnahmsweise der "Originalstory" um den gefallen Engel Luzifer Rechnung getragen werden. Der Teufel verliert damit jedoch verhängnisvollerweise an jedweder Bedrohlichkeit. Sein schwächliches menschliches Ich wirkt wie der typische, an der Außenseite befindliche Schulspinner, dem wir alle irgendwann mal begegnet sind. Angst zu haben braucht man vor dem jedenfalls keine. Hinzu kommen diverse enervierende und nicht minder verworrene Kaugummi-Sequenzen um die drei Erzengel, die schon gewaltige Probleme damit haben, sich gegenseitig ausfindig zu machen. Wie sollen sie da erst Herrn Satan persönlich trotzen können? Wenn Engel tatsächlich so blöde und langweilig sind, bin ich nachhaltig froh, Atheist zu sein. Das Einzige, was "Fear No Evil" ganz knapp davor bewahrt, dass ich ihn bei der nächsten Sitzung in der Hypnosemaschine wieder aus meinem Filmgedächtnis auslöschen zu lassen gedenke, ist die ausgesucht flotte Songkompilation, die von den Boomtown Rats über Patti Smith, die Sex Pistols und die Ramones bis hin zu den Talking Heads (mit jeweils entsprechend "bösen" Titeln) zahlreiche Highlights des damaligen musikalischen Spektrums repräsentiert sowie die ganz nette Idee mit den urplötzlich zu blutiger Realität werdenden Passionsspielen gegen Ende.
Ansonsten jedoch gilt: Forget that crap.

3/10

Frank LaLoggia Schule Satan


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UNE CORDE, UN COLT... (Robert Hossein/F, I 1969)


Zitat entfällt.

Une Corde, Un Colt... (Friedhof ohne Kreuze) ~ F/I 1969
Directed By: Robert Hossein


Nachdem der mächtige Rancher Will Rogers (Daniel Vargas) zusammen mit seinen Söhnen (Serge Marquand, Pierre Hatet, Philippe Baronnet) den in seinem Weg befindlichen Kleinfarmer Ben Caine (Benito Stefanelli) im Beisein von dessen Frau Maria (Michèle Mercier) gelyncht hat, will diese Rache für ihren schmerzlichen Verlust. Dazu wendet sie sich an den einsamen Gunman Manuel (Robert Hossein), einst Marias Geliebter und Bens bester Freund. Manuel schleicht sich bei der Familie Rogers als Arbeiter ein, entführt Wills Tochter (Anne-Marie Balin) und lässt Maria so den Patriarchen dazu erpressen, Ben ein christliches Begräbnis mit allen Ehren zu arrangieren. Doch als Bens gierige Brüder (Lee Burton, Michel Lemoine) dazwischenfunken, gibt es weitere Tote...

Der Italo-Western war stets am Besten, wenn er politisch und/oder nihilistisch wurde und natürlich, wenn sich veritable Regiekünstler seiner annahmen. "Une Corde, Un Colt...", der bereits im Titel die kalte, logische Absurdität des Themas Blutrache transportiert, zählt folglich zu den schönsten europäischen Genrebeiträgen überhaupt. Robert Hossein, der "Une Corde" ausdrücklich seinem Freund Sergio Leone widmete, entfernt sich rein oberflächlich scheinbar nicht sehr weit von den typischen Grundmotiven der Spaghettis. Gefilmt hat er seine berückende Geschichte um verlorene Liebe und die Allgegenwärtigkeit des Todes in Almería, wenn auch die Gegend seltsam anders aussieht als gewohnt. Sein schweigsamer Revolverkünstler, wohnhaft in einer verlassenen Geisterstadt, pflegt charakteristische Angewohnheiten, bevor er zur Tat schreitet (er zieht sich einen schwarzen Handschuh über die rechte Hand, um dann blitzschnell mit der linken zu ziehen) und die rachedürstige Frau hat etwas von einem schönen, schwarzen Todesengel. Doch heben die unterschwellige innere und äußere Kargheit sowie die delirierende formale Brillanz des Ganzen "Une Corde" weit über das übliche Qualitätsmaß europäischer Western hinaus. Hinzu kommt ein von Hosseins Vater André komponierter, wundervoller Soundtrack mit unvergesslichen Melodien und einem von Scott Walker eingesungenen Titelsong.
Meisterwerk.

9/10

Italowestern Robert Hossein Rache


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FOLLOWING (Christopher Nolan/UK 1998)


"Everyone has a box."

Following ~ UK 1998
Directed By: Christopher Nolan


Ein junger Londoner Autor (Jeremy Theobald) hat die Angewohnheit, wildfremden Menschen auf der Straße zu folgen, um mehr über sie und ihre Gewohnheiten zu erfahren und so Fleisch für seine Geschichten zu bekommen. Als ihm eines Tages der professionelle Einbrecher Cobb (Alex Haw) über den Weg läuft, werden die zwei 'partners in crime'. Der Autor ist schnell fasziniert von Cobbs Dreistigkeiten bei seinen Auskundschaftungen fremder Wohnungen und übernimmt schließlich mehr von dessen kriminellem Potential als ihm guttut, zumal er im Begriff ist, bitterböse übers Ohr gehauen zu werden.

Eigentlich wird, das, woran alle Nolan-Filme "kranken", so man denn überhaupt aufrichtig genug ist, ihnen Solches zu unterstellen, in "Following" bereits zur Gänze transparent: Ein geradezu egomanischer Stilwille in Paarung mit dem nicht minder egomanischen Bedürfnis, eine um jeden Preis vertrackte Plotterrine auf die Tafel zu stellen, um sie von seinem Publikum auslöffeln zu lassen und sich dann mit diebischer Freude die Hände zu reiben, wenn alle hilflos und fasziniert bis jammernd "mindfuck" stöhnen. Nun bin ich jemand, der gern auf dem Teppich bleibt oder zumindest versucht, ebendort zu bleiben und weder zu allzu häufiger Bauchpinselei noch zu wildentschlossenem Zeter und Mordio neigt.
"Following" offenbarte sich mir als eine nette, kleine Indie-Produktion, als unterhaltsamer Krimi und als sonst gar nichts. Die Spielchen mit der achronologischen Narration sind letzten Endes nicht halb so verschwurbelt wie sie es wohl gern wären, das Handlungsgerüst vom sorgsam ausgewählten Alibi-Täter und -Sündenbock indes langt zu kaum mehr denn zu einer nur halbwegs einfallsreichen Hitchcock-Variation. Ansonsten gereicht seine konzentrierte Kürze "Following" zur Ehre, denn wenigstens darin ist er einmal hundertprozentig ehrlich zu sich selbst.

6/10

Independent Amour fou London Christopher Nolan Einbruch


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THE SERPENT'S EGG (Ingmar Bergman/BRD, USA 1977)


"Through the thin membranes, you can clearly discern the already perfect reptile."

The Serpent's Egg (Das Schlangenei) ~ BRD/USA 1977
Directed By: Ingmar Bergman


Berlin, November 1923: Inflation und politische Orientierungslosigkeit machen das Leben in der Republik-Hauptstadt kaum angenehmer. Als sich sein Bruder umbringt, fällt der dem Alkohol zugeneigte Zirkusartist Abel Rosenberg (David Carradine) in tiefe Depression. Seine Schwägerin Manuela (Liv Ullmann) nimmt Abel bei sich auf. Zusammen ziehen die beiden in ein der Klinik des Professor Vergerus (Heinz Bennent) angegliedertes Appartment. Abel hat bald den Eindruck, dass im Krankenhaus nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Hinzu kommt, dass Kommissar Bauer (Gert Fröbe) Abel eröffnet, dass einige weitere gewaltsame Todesfälle aus seinem privaten Umfeld zu beklagen sind.

Bergman, damals steuerflüchtig, inszenierte unter den Produzenten Dino De Laurentiis und Horst Wendlandt diese bis heute unangemessen kritisch bewertete, faszinierend morbide Faschismus-Parabel. Angesiedelt im Berlin und in der Zeit von Döblin, Lang und Dix, in schummrigen Cabarets und absinthgetränkten Hurenhäusern lässt Bergman einen eigentlich stadtfremden, kafkaesken Protagonisten, ausgerechnet gespielt von David Carradine, durch die Szenerie stolpern und der zeitweisen Irrlichterei anheim fallen. Dass ebenjener Abel Rosenberg schlussendlich einer Verschwörung auf die Spur kommt, die in Umfang, Konsequenz und moralischer Verworfenheit an die Untaten eines Dr. Mabuse (an den ohnehin vielerlei Reminiszenzen vorhanden sind), erscheint nicht unbedingt Bergman-typisch, wie überhaupt der ganze Film eine leicht exotische Position im Schaffen des Filmemachers bekleidet. Das heißt jedoch nicht, dass man ihn hier nicht wiederfände, den großen Psycho-Tragöden. Verlorenheit, Angst, zerfließende Realitsgrenzen, das gibt es alles (auch) im "Schlangenei". Und dazu einen mad scientist. Wahrscheinlich mag ich persönlich "The Serpent's Egg" deswegen so gern.

8/10

Ingmar Bergman Weimarer Republik Berlin Madness Mad Scientist Cabaret Alkohol period piece


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CAPTAIN CLEGG (Peter Graham Scott/UK 1962)


"This is my private inventory!"

Captain Clegg (Die Bande des Captain Clegg) ~ UK 1962
Directed By: Peter Graham Scott


Im 18. Jahrhundert: Die Leute eines englischen Moordorfes fühlen sich nicht ganz zu Unrecht ertappt, als der königliche Marine-Offizier Captain Collier (Patrick Allen) bei ihnen nach Schnapsschmugglern sucht. Tatsächlich scheint der örtliche Vikar Reverend Blyss (Peter Cushing) deutlich mehr zu wissen als er sagt. Stellt sich noch die Frage, welcher Herkunft die im Moor herumspukenden Geisterreiter sind und wieso der "Mulatte" (Milton Reid), der stumme Gehilfe Colliers, beim Anblick des Reverends dermaßen in Rage gerät.

Ein hübscher kleiner Abenteuerfilm der Hammer, der von Piraten über Moorgeister, knarrige alte Windmühlen, schaurige Vogelscheuchen und vollbusige Schönheiten (Yvonne Romain) so ziemlich alles auffährt, was die Produktionen dieses Studios ehedem so liebenswert machte. Neben Peter Cushing und Oliver Reed, der hier ausnahmsweise einen waschechten Helden zum Besten geben durfte, hat es noch Studio-Faktotum Michael Ripper in einer seiner schönsten Rollen und Fleischklops Milton Reid, letzterer von unverwechselbar ungeschlachter Physiognomie. Leider entpuppt sich der Geisteranteil der Geschichte am Ende als inszenierter Mummenschanz, ansonsten wäre "Captain Clegg" noch viel sympathischer geraten und hätte sich nebenbei als "Reitende Leichen"-Vorläufer rühmen können. So bleibt halt eben alles bodenständig-irdisch.

7/10

period piece Piraten Hammer Peter Graham Scott Alkohol Sumpf


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RIVER'S EDGE (Tim Hunter/USA 1986)


"Check's in the mail!"

River's Edge (Das Messer am Ufer) ~ USA 1986
Directed By: Tim Hunter


Dass der psychotische Jugendliche Samson Tollet (John Roebuck) eine Mitschülerin tötet, enthebt seine Gleichaltrigen nicht ihrer alltäglichen Lethagie; tatsächlich interessiert sich niemand so recht weder für das Ableben des Mädchens noch für Samsons weiteren Werdegang. Für Layne (Crispin Glover) ist momentan das Wichtigste, Samson vor den Behörden zu schützen; der wie die meisten aus der Clique aus einer zerstörten Familie stammende Matt (Keanu Reeves) müht sich indes, erstmals in seinem leben richtig zu handeln. Als Layne seinen Kumpel Samson bei dem nicht minder verrückten, alten Potdealer Feck (Dennis Hopper) versteckt, wartet schon die nächste Katastrophe.

Ein nicht leicht greifbarer, rauer und unbequemer Film ist das, den der spätere TV-Impesario Tim Hunter da um die späte Dekadenmitte den bourgeoisen Traumwelten eines John Hughes entgegensetzte. Die luxuriösen Un-Probleme der missverstandenen Vorstadtteens finden in der nordkalifonischen Provinz keinen Platz; hier geht es darum, den Tag möglichst heavily stoned zu Ende zu bringen, um zu vergessen. Um zu vergessen, dass die Mutter eine unfähige Heulboje ist und der Stiefvater - sofern vorhanden - ein gefühlloser Idiot; dass der zwölfjährige Bruder ein misanthropischer Soziopath ist und die kleine Schwester inmitten all diesen emotionalen Elends eine freudlose Kindheit durchmachen muss. Den besten Freund markiert ein perspektivenloser Komplettversager und, am Schlimmsten,an der nächsten Straßenecke bietet sich schon wieder exakt dasselbe Bild. Was macht da schon eine versehentliche Strangulation aus verschmähtem Liebeskummer?
Hunter macht es dem Zuschauer alles andere als leicht, als Teilhaber in seinen juvenilen Mikrokosmos einzusteigen, da bietet Dennis Hopper, der seinen Part aus "Out Of The Blue" quasi-repetiert, erwartungsgemäß auch keine große Unterstützung. Doch am Ende lohnt das Erlebnis alle Mühe und Auseinandersetzung, denn man durfte einem tollen, wenn auch abgründigen Teenager-Film beiwohnen.

8/10

Teenager Madness Marihuana Tim Hunter Coming of Age Leiche





Filmtagebuch von...

Funxton

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