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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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GHOST DOG: THE WAY OF THE SAMURAI (Jim Jarmusch/USA, D, J, F 1999)


"It's the fucking birdman!"

Ghost Dog: The Way Of The Samurai (Ghost Dog - Der Weg des Samurai) ~ USA/D/J/F 1999
Directed By: Jim Jarmusch

Für den einsamen, in kultischer Weise einem Samurai-Idealismus frönende Profikiller Ghost Dog (Forest Whitaker) sind seine Tauben und sein Ehrenkodex das Ein und Alles. Sein "bester Freund" ist ein haitianischer Eismann (Isaach De Bankolé), der nur französisch spricht. Als bei einem seiner Aufträge die Tochter (Tricia Vessey) des Mafiabosses Ray Vargo (Henry Fonda) als unvorhergesehene Zeugin zugegen ist, soll Ghost Dog selbst sterben. Doch gegen seine stoische Zielsicherheit haben selbst die alteingesessenen "Familienmitglieder" von Jersey nicht die geringste Chance.

Jarmuschs zweiter Kinoheld der Neunziger in seiner zweiten Hommage an das klassische Exploitationkino nach "Dead Man". Diesmal unterzieht er die ruppigen italienischen Gangsterfilme der Siebziger einer Re-Inventarisierung, nimmt deren einstigen Helden Henry Silva und andere Altvordere wie Cliff Gorman mit auf seine Zeitlupen-Karusselfahrt und setzt wiederum auf harte, schnell ausgeführte Gewalt. Freilich darf wiederum das philosophisch-poetische Erklärungsalibi nicht zu kurz kommen. Jenes stammt diesmal nicht aus dem nativen Amerika, sondern aus dem altertümlichen Japan, das der als eine höchst eigenwillige Kulturmischung auftretende Ghost Dog in Form der entsprechenden Fibelbibel "Harakure" praktisch permanent zitiert. Erst die Konterkarierung mit den dicken alten padroni lässt das Ganze jedoch so wunderbar funktionieren. Noch mehr als "Dead Man" ist "Ghost Dog" auch ein komischer, reserviert-ironischer Film, der den Tod als vermeintlich beiläufige Erscheinungsform jedweden Lebenszyklus entzaubert.

8/10

Jim Jarmusch Profikiller Mafia New Jersey Samurai Freundschaft Independent


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DEAD MAN (Jim Jarmusch/USA, D, J 1995)


"Am I going to die?" - "The circle of life has no ending."

Dead Man ~ USA/D/J 1995
Directed By: Jim Jarmusch

Als sein Arbeitsvertrag sich als passé erweist, gerät der aus Cleveland angereiste Buchhalter William Blake (Johnny Depp) fast umweglos in eine Schießerei aus Liebe, die ihn als selbst tödlich getroffenen Todesschützen zurücklässt. Als Blake in der Wildnis erwacht, befindet sich der einsame Indianer Nobody (Gary Farmer) bei ihm, der ihn auf ihrer beider letzten Reise auf Erden eskortieren wird.

Jarmuschs Neowestern ist sicherlich nicht das sperrige, staubige Kunstartefakt, als das er immer wieder so gern gepriesen und bejubelt wird, sondern ein formidables Stück Erzählkino, wie es in seinem tatsächlich wort- und aktionsgewaltigen Machismo als einer der typischen Repräsentanten der neunziger Jahre Bestand hat. "Dead Man" feilt sowohl an Jarmuschs Ikonographie wie auch an der Johnny Depps, der sich in diesen Tagen vom einst belächelten Frauenschwarm und Schönling langsam zum sicheren Kandidaten für linkiische Exzentrikerrollen mauserte. Für den Film, Jarmuschs ersten in schwarzweiß gespielten seit "Down By Law", stand dem Regisseur ein beträchtlicher Cameo-Fundus zur Verfügung, der manch veritable Gesichtsgröße vorweisen konnte und mit dem in Ehren ergrauten Robert Mitchum ausnahmsweise sogar einen Vertreter des klassischen Hollywood respektive Genrekinos vorzuweisen hat. Der Film scheut sich nicht vor harter Gewalt und Bizzarerien; Jarmusch türmt einen Haufen Leichen auf und lässt in seiner Meditation über die unweigerliche Determination des Lebensendes diverse Facetten vom Sterben einfließen, darunter Kannibalismus und unterbrochenen Koitus. So gerät "Dead Man" nicht nur zur reinen Hommage an die Gattung, sondern versteht sich auch als Referenz an späte Italowestern wie "Keoma", "Mannaja" und "I Quattro Dell'Apocalisse" wie die nicht fernab davon keimende Exploitationwelle um Deodato und Lenzi. Der Tod raubt einem hier buchstäblich die Luft und die Pistolenschüsse, die ein dünnes, schwarzes Rinnsal in Brusthöhe hervorrufen, klingen wie von Luftgewehren auf der Kirmes abgegeben. Das alles ist auf eine derart paradoxe Weise komisch, dass es einen das Lachen vergessen lässt.

9/10

Jim Jarmusch Arizona Oregon Road Movie Kannibalismus


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TARZAN AND THE MERMAIDS (Robert Florey/USA 1948)


"Balu no God. Just man."

Tarzan And the Mermaids (Tarzan in Gefahr) ~ USA 1948
Directed By: Robert Florey

Tarzan (Johnny Weissmuller) und Jane (Brenda Joyce) finden die erschöpfte Mara (Linda Christian), die vor ihrem Volk, den Aquitaniern geflohen ist, weil sie mit dem angeblichen Gott Balu verheiratet werden soll. Hinter dessen Maske verbirgt sich der skrupellose Perlenschmuggler Varga (Fernando Wagner), der die Naivität der Eingeborenen für seine Zwecke ausnutzt und mithilfe des falschen Hophepriesters (George Zucco) im ortseigenen Tempel haust wie die Made im Speck. Als Mara zurückentführt wird, folgt ihr Tarzan und bringt die Sache vor Ort in Ordnung, indem er Varga enttarnt und den Aquitaniern die nötige Vernunft einbläut.


Der letzte "Tarzan"-Film mit Johnny Weissmuller, mittlerweile immerhin stolze 45, schlägt nochmal eine recht ungewohnte Richtung ein. Erstmals zu weiten Teilen in freier Natur in Mexiko gefilmt und trotz des unveränderten Schauplatzes Afrika mit polynesischem Inselflair angereichert gibt sich der Film merkwürdig kulturübergreifend. Zudem hat Tarzan gleich mehrere neue Freunde im Schlepptau, darunter einen wackeren Kolonialpolizisten (Edward Ashley) und den öligen Glücksritter Benji (John Laurenz), der sich, mit Strohhut und Ukulele ausgestattet, als Postbote und Lieder-Improvisator durch den Dschungel schlägt und für einige flaue Gags zu sorgen hat. Diese Figuren zielen ganz offensichtlich auf einen späteren Ausbau ihrer selbst ab, zu dem es jedoch nicht mehr kam: Schon im folgenden Jahr übernahm Lex Barker den Lendenschurz für den umtriebigen Sol Lesser und gab dem Franchise damit einige neue Impulse. Höhepunkte dieses bis dato außerdem kürzesten "Tarzan"-Abenteuers aus den Häusern RKO bzw. MGM bilden die Auftritte der überaus ansehnlichen Linda Christian, einem halbmexikanischen Starlet, das über Errol Flynn zum Film gekommen war, später Tyrone Power heiratete und Mutti der Trällerliese Romina Power wurde; Tarzans leider nur kurzes Duell mit einem Riesenkraken und die letzte Einstellung, in der Cheetah buchstäblich den schmierigen Mariachi Benji nachäfft.
Schön war's.

7/10

Tarzan Afrika Sequel Robert Florey Krake


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TARZAN AND THE HUNTRESS (Kurt Neumann/USA 1947)


"You on one side of the river - Tarzan on the other side."

Tarzan And The Huntress (Tarzan wird gejagt) ~ USA 1947
Directed By: Kurt Neumann

Als ein paar weiße Großwildjäger, die ihre Lebendbeute an internationale Zoos verscherbeln wollen, in Tarzans (Johnny Weissmuller) Gebiet vordringen, erwartet sie harscher widerstand. Der weise König Farrod (Charles Trowbridge), dem das Gebiet untersteht, gestattet ihnen zwar, jeweils ein Pärchen mitzunehmen, dies ist den gierigen Herrschaften jedoch zu wenig. Also lässt der skrupellose Weir (Barton MacLane) Farrod hinterrücks meucheln und bringt dessen nicht minder profitgeilen Neffen (Ted Hecht) an die Macht. Mit der Hilfe seiner Elefantenfreunde zeigt Tarzan den Herrschaften, wo der Hammer hängt.

Für den mittlerweile sechzehnjährigen Johnny Sheffield war "Tarzan And The Huntress" der achte und letzte Einsatz als Tarzans Ziehsohn Boy. Der immer noch ziemlich naive junge Mann versucht einmal, zwei Löwenbabys gegen eine Taschenlampe zu verscherbeln, kassiert dafür jedoch eine ziemlich verärgerte Rüge von seinen Adoptiveltern. Überhaupt zeigt sich Tarzan naturverbunden und tierlieb wie nie: Es kommt nunmehr ausschließlich Fisch auf den Tisch und ein frecher Leopard wird nicht mehr gleich zu seinen Ahnen gesandt, sondern mit ein paar scharfen Worten des großen Meisters zum Rückzug veranlasst. Tarzan entdeckt die Nachhaltigkeit. Das bekommen wiederum die Wilderer umso schärfer zu spüren, die bis auf zwei Ausnahmen allesamt zum Deibel gejagt werden, was sie als wie gehabt rücksichtslose Zivilisationsagenten ja eigentlich auch verdient haben. Am Ende wird auch das Gleichgewicht der Mächte wiederhergestellt. Tarzan setzt Farrods überlebenden Sohn (Maurice Tauzin) als wahren Thronerben ein und alles kommt wieder ins Reine. Ein weiterer schöner RKO-Beitrag zur Serie mit einigen lustigen Einlagen, die wie meist auf Cheetahs Konto gehen, ist der wohlfeile Saldo.

7/10

Tarzan Sequel Afrika Kurt Neumann Jäger


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TARZAN AND THE LEOPARD WOMAN (Kurt Neumann/USA 1946)


"Kimba! You traitor!"

Tarzan And The Leopard Woman (Tarzan und das Leopardenweib) ~ USA 1946
Directed By: Kurt Neumann

Ein mysteriöser Leopardenkult macht die Handelsroute zwischen Sambesi und Bangasi unsicher. Diesem stehen der durchgeknallte Arzt Lazar (Edgar Barrier) und die machthungrige Lea (Acquanetta) nebst ihrem nicht minder hinterlistigen kleinen Bruder Kimba (Tommy Cook) vor. Tarzan nimmt sich der Sache an, als die Leopardenleute vier angehende Lehrerinnen entführen und ihrem Gott als Menschenopfer darbringen wollen.

Wenn man diesem "Tarzan" eines weiß Gott nicht vorwerfen kann, dann ist es, sich gezielt an ein kindliches Publikum zu richten. Wie selten zuvor haut der Dschungelheld berserkerhaft dazwischen, wenn es darum geht, die Urwald-Balance im Namen von Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Die ebenso dümmlich wie gesichtslos gezeichneten Leoparden-Sektierer werden von Tarzan und seinem mittlerweile zu einem stattlichen jungen Mann herangereiften Ziehsohn Boy (Johnny Sheffield) gleich im Dutzend platt gemacht, bis am Ende aber auch garantiert keiner mehr von ihnen übrig ist. Die "Bereinigungs-Methoden" sind dabei vielfältig: Einige der Fellheinis werden den Krokodilen zum Fraße vorgeworfen oder in eine mit Bambusspitzen ausgeschmückte Grube gelockt, andere von präparierten Bäumen erschlagen, wieder andere werden am Ende in der eigenen Höhle beim lustigen Feuer verschüttet, nachdem Tarzan deren Säulen wie einst Samson zertrümmert hat. Es geht also zur Sache in "Leopard Woman", der nebenbei mit dem lustigsten deutschen Titel der Serie gesegnet ist, ansonsten aber nicht ganz die flamboyante Erzähllust (und -kunst) durchschimmern lässt wie die vorangegangenen drei Serienbeiträge.

7/10

Tarzan Kurt Neumann Sequel Afrika Sekte


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TARZAN AND THE AMAZONS (Kurt Neumann/USA 1945)


"When the sun meets our God, your life will be ending!"

Tarzan And The Amazons (Tarzan und die Amazonen) ~ USA 1945
Directed By: Kurt Neumann

Auf dem Weg zur Begrüßung der just nach Afrika zurückkehrenden Jane (Brenda Joyce) rettet Tarzan einer Amazone (Shirley O'Hara) aus der legendären, verborgen Stadt Palmyria das Leben. Just auf deren Entdeckung ist auch eine Jane begleitende Expedition verkorkster Wissenschaftler unter der Führung des distinguierten Archäologen Sir Guy (Henry Stephenson) scharf. Tarzan, der das Geheimnis der Amazon wohlfeil hütet, lehnt die Bitte nach seiner Führung der Expedition jedoch ab. Der unverständige Boy (Johnny Sheffield) jedoch kennt seit Tarzans Rettungsaktion ebenfalls den Standort Palmyrias und bringt die Männer naiverweise dorthin. Ein Fehler, denn der gierige Konsul Ballister (Barton MacLane) will sich sogleich die Goldschätze der Amazonen unter den Nagel reißen. Deren Rache ist grausam und Boy wird von ihnen gefangen gehalten. Gerade noch rechtzeitig kann Tarzan die entwendeten Insignien der Amazonen zurückschaffen und BVoy somit auslösen.

Ab hier gab die blonde Brenda Joyce, deren etwas krankenschwesterliches, aseptisches Charisma bei aller Sympathie der subtilen Erotik Maureen O'Sullivans zumindest nach meinem Dafürhalten nicht das Wasser reichen konnte, die Jane. Sie "überlebte" sogar Weissmullers RKO-Einsatz, war noch im ersten Lex-Barker-Tarzan "Tarzan's Magic Fountain" dabei und nach O'Sullivan somit die am zweithäufigsten besetzte Jane der Filmgeschichte. Ansonsten bietet jedoch auch dieser "Tarzan" wieder schönstes B-Movie-Flair. Die Geschichte um die Amazonen, bis auf ihre von Maria Ouspenskaya gespilete Hohepriesterin wundersamerweise alle gleich alt bzw. gleich jung und samt und sonders aussehend wie Wonder Woman, ist ja ein stets gern aufgegriffenes, klassisches Motiv des eher günstig gehaltenen Phantastischen Films und macht erfreulicherweise auch Tarzan alle Ehre. Dass Jane trotz ihtrer mittlerweile kosmopolitischen Weltgewandtheit immer noch nicht gescheit ist und jedem dahergelaufenen Zivilisationsrepräsentanten dessen angeblich ehrbare Motive abnimmt, gehört so sehr dazu wie die Schimpansin Cheetah (ebenfalls von einer anderen Primatin dargestellt als in den Vorgängern), die sich diesmal als Anglerin versucht und für einige stressige TNT-Situationen zu sorgen hat. Boy heißt jetzt urplötzlich in der deutschen Synchronisation 'Burt', was zu Recht für verständnisloses Kopschütteln sorgen musste, ansonsten schlagen sich Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein mittlerweile auch bei "Tarzan" nieder. Wenn früher eine Löwenmutti abgeknallt und ihre kleinen Waisen schutzlos zurückgelassen wurden, kommentierte der Film das mit einem Achselzucken (so geschehen in "Tarzan Escapes"), nunmehr adoptiert die liebe Cheetah die knuffigen Drillinge. Harter Realismus zum Quadrat; recht so!

8/10

Kurt Neumann Tarzan Sequel Afrika Amazonen


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TARZAN'S DESERT MYSTERY (William Thiele/USA 1943)


"Oh no! You ruined my number!"

Tarzan's Desert Mystery (Tarzan, Bezwinger der Wüste) ~ USA 1943
Directed By: Wilhelm Thiele

Von der als Feldschwester in Burma tätigen Jane erhalten Tarzan (Johnny Weissmuller) und Boy (Johnny Sheffield) den Auftrag, ein seltenes Antidot zu besorgen, das ausschließlich aus in einem entlegenen, teils von prähistorischen Tieren bevölkerten Dschungeteil nordöstlich von Tarzans Behausung wachsenden Früchten gewonnen werden kann. Der beschwerliche Weg dorthin führt durch ein großes Stück Wüste und die angrenzende Stadt Bir Herari, deren Scheich (Lloyd Corrigan) von dem sinistren Nazispion Hendrix (Otto Kruger) eingewickelt wird. Die Vaudeville-Künstlerin Connie Bryce (Nancy Kelly) lässt derweil Selim (Robert Lowery), dem weniger naiven Sohn des Scheichs, eine Nachricht über Hendrix' wahre Beweggründe zukommen. Hendrix tötet den informierten Prinzen und lässt Tarzan festsetzen, dem jedoch dank Cheetahs Hilfe die Flucht mit Connie und Boy sowie die Erfüllung seiner Mission gelingt. Hendrix und seine Schergen werden zu Opfern einiger Urzeitmonster.

Mit diesem naiven, aber umso fabulierfreudigen Abenteuer macht sich langsam bemerkbar, dass das "Tarzan"-Franchise bei Sol Lesser und der RKO hervorragend aufgehoben war, zeigte sich nunmehr doch, dass die Serie auch phantasievolle Beiträge hervorbringen konnte, ohne sich permanent selbst zu zitieren, wie es besonders bei den von Richard Thorpe inszenierten MGM-Filmen der Fall gewesen war, die immer gleich strukturiert waren und sich selbst recycelten. "Tarzan's Desert Mystery" wurde häufig vorgeworfen, er sei ein mir geringer Sorgfalt gemachter Schnellschuss im Gefolge von "Triumph", was jedoch nicht stimmt. Die Pulp-Wurzeln der Geschichte kommen hier ganz wunderbar zum Tragen, ein bisschen 1001-Nacht-Flair hebt die Story vom üblichen Urwald-Ambiente ab und erstmals kommen auch ein paar - wenn auch recht dümmlich einkopierte - Monster vor, darunter ein paar als Dinos verkleidete Warane und eine Riesenspinne, die den bösen Nazi fressen darf. Das recht kregle Stanwyck-Substitut Nancy Kelly macht seine Sache als Jane-Ersatz halbwegs ordentlich. "Desert Mystery" war dann zugleich auch der letzte Jane-lose "Tarzan"-Film, bevor die ehrbare englische Dame im nächsten Film mit neuem Gesicht, neuer Haarfarbe und einigen bravourösen Erlebnissen vor dem Hintergrund des aktuellen Welt(kriegs)-Geschehens nach Afrika und zu ihren Jungs zurückkehren sollte.

8/10

Tarzan Afrika Sequel Kurt Neumann Wüste Monster Spinne Dinosaurier William Thiele


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TARZAN TRIUMPHS (William Thiele/USA 1943)


"Now Tarzan make war!"

Tarzan Triumphs (Tarzan und die Nazis) ~ USA 1943
Directed By: William Thiele

Tarzan (Johnny Weissmuller) und Boy (Johnny Sheffield) lernen Zandra (Frances Gifford) kennen, Regentin der verborgenen Urwaldstadt Palandria. Auf deren Bodenschätze haben es bereits die in Afrika herumstochernden Nazis abgesehen und so dauert es nicht lange, bis eine Wehrmachtsabordnung unter Oberst Von Reichart (Stanley Ridges) Palandria besetzt und seine Bevölkerung versklavt. Als Tarzan durch Zandra davon Wind bekommt, weigert er sich zunächst strikt, in die Geschehnisse einzugreifen. Solang die Nazis ihn in Ruhe ließen, habe er schließlich auch keinen Streit mit ihnen. Als dann jedoch Boy wegen einer vermissten Funkspule von den braunen Verbrechern entführt wird, ist Tarzan endgültig zur Parteinahme gezwungen.

Nur kurz nach dem Abschluss der kleinen MGM-Reihe griff der B-Film-Produzent Sol Lesser, der bereits frühere Erfahrungen mit dem Titelhelden gesammelt hatte in Form zweier unabhängiger Kleinproduktionen mit Buster Crabbe und Glenn Morris für die RKO das Franchise wieder auf. Und siehe da: Die veränderte Ägide bewirkte tatsächlich so etwas wie eine - zumindest kurzfristig wirksame - Frischzellenkur, die einen der schönsten Weissmuller-Tarzans hervorbrachte. Einige im Laufe der Jahren zu offenkundigen Schwächen der MGM-Filme gewordenen Formalia, so etwa die billigen Rückprojektionen oder die stete Wiederaufnahme der immergleichen Personen- und Plotmuster wurden nunmehr zwangsläufig ad acta gelegt. Maureen O'Sullivan, die bereits seit einigen Jahren aus der Serie auszusteigen gehofft hatte, konnte nun endlich ihren Lederschurz an den Nagel hängen, was zunächst dazu führte, dass die ersten beiden RKO-Beiträge ohne Jane-Appearance auskommen mussten - nicht allerdings ohne ein paar überleitende Worte in Form von Janes Briefen. Diese ist nämlich, wie wir erfahren, auf Krankenbesuch back in good ole Britain.
Tarzans Schrei klang jetzt etwas anders, sein Vokabular und seine Satzkonstruktionen indes ließen (speziell in der deutrschen Fassung) auf einiges an zwischenzeitlichem Studium schließen. Am Aufsehen erregendsten betreffs "Tarzan Triumphs" dürfte jedoch die Vereinnahmung der beliebten Trivialfigur als Propaganda-Werkzeug sein. Der Film macht unmissverständlich klar, dass es im Kampf gegen die braune Bedrohung in Europa keine Unparteilichkeit geben kann und jeder sein Scherflein dazu beizutragen hatte, wenn er nicht in den Verdacht der Sympathie oder gar Feigheit zu kommen gedachte. Wie viele andere Pulp- und Comichelden auch gelangte somit also auch Tarzan in die Kriegsmaschinerie und ging, sozusagen als Ausgleich für seine anfängliche Neutralität, umso nachdrücklicher gegen die Feinde vor: Einige werden von einer Art afrikanischem Piranha gefressen, den bösen Oberst lockt Tarzan schließlich ungerührt in eine Löwengrube. Und auch Cheetah leistet ihren Beitrag zur Verballhornung des Führerkults: Ein paar Schimpansengrunzer in das Nazifunkgerät veranlassen die Herren Empfänger in Berlin zu der bestimmten Annahme, niemand anderes als der Reichsdiktator persönlich spräche zu ihnen.

8/10

Tarzan Sequel William Thiele Afrika Nationalsozialismus WWII Propaganda


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TARZAN'S NEW YORK ADVENTURE (Richard Thorpe/USA 1942)


"Smell like a Swahili swamp. Why people stay?" - "It's what they call 'having a good time'."

Tarzan's New York Adventure (Tarzans Abenteuer in New York) ~ USA 1942
Directed By: Richard Thorpe

Ein Flieger mit Tierfängern aus New York an Bord landet in Tarzans (Johnny Weissmuller) Nachbarschaft. Für den wie immer neugierigen Boy (Johnny Sheffield) eine Sensation. Als der geldgierige Zirkusmitarbeiter Buck Rand (Charles Bickford) sieht, welche Kunststückchen Boy mit den wilden Tieren treiben kann, wittert er sogleich den großen Reibach. Da kommt ihm ein nervenaufreibender Zwischenfall mit Eingeborenen, der Tarzan und Jane (Maureen O'Hara) scheinbar tot zurücklässt, gerade Recht: Rand nimmt Boy mit nach New York und lässt ihn als Tierbändiger im Zirkus auftreten. Tarzan und Jane, die in letzter Sekunde von Cheetah gerettet werden können, eilen flugs hinterher und holen sich ihren Adoptivsohn nach einigen stressigen Episoden mit der Polizei und den Gerichten wieder zurück.

Ausgerechnet Wolkenkratzer! Der vorerst letzte "Tarzan"-Film der MGM gab dem Franchise dann doch nochmal eine neue Richtung, die jedoch auch nicht half, verborgene Publikums-Reserven zu aktivieren. Diesmal kam nicht die Zivilisation zu Tarzan, sondern umgekehrt: Der selbst nach so vielen Jahren mit seiner Jane zusammenlebende Recke ist immer noch keiner ordnungsgemäßen Syntax fähig und sorgt als ruraler Sonderling im Betondschungel New York für allerlei Naserümpfen und Gelächter, zumindest solange, bis er naseweise Staatsanwälte durch den Gerichtssaal wirbelt und den gesamten Polizeiapparat narrt. Einen Sprung von der Brooklyn Bridge inbegriffen dreht Tarzan den urbanen Autoritäten eine lange Nase. Das Gesetz des Urwalds, es triumphiert am Ende eben doch immer wieder. Auf charmante und sehr humorige Weise verpflanzt Thorpes Film die stets präsente, sozialkritische Metaebene in den Vordergrund des Geschehens und stellt Tarzan vor seine bislang größte Herausforderung: Den Kampf gegen die Gerichte. Nachdem er durch seine aufbrausende Art schon fast alles zu verderben droht, siegt am Ende doch der Tatendrang, um nicht zu sagen: Die Bastion der Familie. Und sei sie auch noch so flickwerkartig.

8/10

Tarzan New York Afrika Kidnapping Familie Sequel Zirkus Courtroom Richard Thorpe


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TARZAN'S SECRET TREASURE (Richard Thorpe/USA 1941)


"Too much talk. Tarzan way better."

Tarzan's Secret Treasure (Tarzans geheimer Schatz) ~ USA 1941
Directed By: Richard Thorpe

Einige Weiße kommen zu Forschungszwecken auf den Mutia-Felsen. Als die beiden zum Expeditionsteam gehörenden Schurken Medford (Tom Conway) und Vandermeer (Philip Dom) durch den kleinen Boy (Johnny Sheffield) von den in Tarzans (Johnny Weissmuller) Gefilden lagernden Goldbeständen erfahren, lässt die Gier sie rasch zu üblen Gewalttätern werden: Sie töten den braven Professor Elliott (Reginald Owen), entführen Boy und Jane (Maureen O'Sullivan) und geraten schließlich selbst in die Fänge eines Hottentotten-Stammes. Gut, dass Tarzan nicht wie vermutet tot in einer Felsspalte liegt, sondern bereits zur Hilfe eilt.

Und wieder schlägt er zu: Der Fluch der Zivilisation. Dass Tarzan es sich ja längst zur Gewohnheit gemacht hat, jedem in seiner versteckten Zuflucht aufkreuzenden Tropenhelmträger erstmal das Gewehr abzunehmen und am nächsten Baum zu Kleinholz zu verarbeiten, schützt noch lange nicht vor der auch ihm noch unbekannten Goldgier der Nordländer. Was Tarzan anbelangt, so sehen die glänzenden Klumpen in See und Höhle ganz hübsch aus; was Ordentliches zu essen bringen sie jedoch auch nicht den Tisch. Umso verständnisloser reagiert er auf die zwangsläufig hilflosen Versuche Janes, ihm die Grundzüge des modernen Merkantilismus nahezubringen. Welch verderbliche Einflüsse jedoch das Edelmetall auf den menschlichen Charakter auszuüben angetan ist, mag selbst Tarzan erst glauben, als mal wieder alles bereits verloren scheint. Glücklicherweise helfen seine Freunde Cheetah, der kleine Elefant Timba, der just verwaiste Eingeborenjunge Tumbo (Cordell Hickman) und der lustige, versoffene Ire O'Doul (Barry Fitzgerald) Tarzan, die Kartoffeln in letzter Sekunde aus dem Feuer zu holen.
Dass indes auch dieser Beitrag zur MGM-Reihe im Grunde nichts Anderes darstellt als ein kaum getarntes Remake seiner Vorgänger inklusive diversem neuerlich verwandtem Archivmaterial (wie etwa einmal mehr der Krokodilkampf aus "Tarzan And His Mate"), gerät beinahe schon zu einer Art "Traditionsübung". Man könnte daraus auch ein lustiges Trinkspiel machen: Wer nicht erkennt, welche Sequenz aus welchem Film recycelt wurde, muss sich einen Kurzen genehmigen.

6/10

Tarzan Afrika Richard Thorpe Sequel Gold





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