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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DEAD MAN (Jim Jarmusch/USA, D, J 1995)



"Am I going to die?" - "The circle of life has no ending."

Dead Man ~ USA/D/J 1995
Directed By: Jim Jarmusch

Als sein Arbeitsvertrag sich als passé erweist, gerät der aus Cleveland angereiste Buchhalter William Blake (Johnny Depp) fast umweglos in eine Schießerei aus Liebe, die ihn als selbst tödlich getroffenen Todesschützen zurücklässt. Als Blake in der Wildnis erwacht, befindet sich der einsame Indianer Nobody (Gary Farmer) bei ihm, der ihn auf ihrer beider letzten Reise auf Erden eskortieren wird.

Jarmuschs Neowestern ist sicherlich nicht das sperrige, staubige Kunstartefakt, als das er immer wieder so gern gepriesen und bejubelt wird, sondern ein formidables Stück Erzählkino, wie es in seinem tatsächlich wort- und aktionsgewaltigen Machismo als einer der typischen Repräsentanten der neunziger Jahre Bestand hat. "Dead Man" feilt sowohl an Jarmuschs Ikonographie wie auch an der Johnny Depps, der sich in diesen Tagen vom einst belächelten Frauenschwarm und Schönling langsam zum sicheren Kandidaten für linkiische Exzentrikerrollen mauserte. Für den Film, Jarmuschs ersten in schwarzweiß gespielten seit "Down By Law", stand dem Regisseur ein beträchtlicher Cameo-Fundus zur Verfügung, der manch veritable Gesichtsgröße vorweisen konnte und mit dem in Ehren ergrauten Robert Mitchum ausnahmsweise sogar einen Vertreter des klassischen Hollywood respektive Genrekinos vorzuweisen hat. Der Film scheut sich nicht vor harter Gewalt und Bizzarerien; Jarmusch türmt einen Haufen Leichen auf und lässt in seiner Meditation über die unweigerliche Determination des Lebensendes diverse Facetten vom Sterben einfließen, darunter Kannibalismus und unterbrochenen Koitus. So gerät "Dead Man" nicht nur zur reinen Hommage an die Gattung, sondern versteht sich auch als Referenz an späte Italowestern wie "Keoma", "Mannaja" und "I Quattro Dell'Apocalisse" wie die nicht fernab davon keimende Exploitationwelle um Deodato und Lenzi. Der Tod raubt einem hier buchstäblich die Luft und die Pistolenschüsse, die ein dünnes, schwarzes Rinnsal in Brusthöhe hervorrufen, klingen wie von Luftgewehren auf der Kirmes abgegeben. Das alles ist auf eine derart paradoxe Weise komisch, dass es einen das Lachen vergessen lässt.

9/10

Jim Jarmusch Arizona Oregon Road Movie Kannibalismus



Filmtagebuch von...

Funxton

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