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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ONLY THE VALIANT (Gordon Douglas/USA 1951)


"We've got some bad medicine here. Makes the rocks come tumbling down."

Only The Valiant (Bis zum letzten Atemzug) ~ USA 1951
Directed By: Gordon Douglas

Kavallerie-Captain Richard Lance (Gregory Peck) verhindert die spontane Exekution des marodierenden Apachenhäuptlings Tuscos (Michael Ansara) und nimmt ihn stattdessen mit zum Fort Wilson. Dessen Kommandeur Colonel Drumm (Herbert Heyes) befiehlt den Abtransport Tuscos', bevor seine Stammesgenossen zum Angriff übergehen. Obwohl Lance selbst diese selbstmörderische Mission übernehmen will, ordnet Drumm an, dass Lances Rivale Jennings (Art Baker) den Auftrag durchführt. Für deren Scheitern macht später alle Welt Lance verantwortlich, der ja eigentlich vollkommen unschuldig an der Affäre ist. Um seine Ehre wiederherzustellen, zieht Lance zusammen mit den acht verdorbensten, ihn zudem durchweg verabscheuenden Regimentsbrüdern gegen Tuscos ins Feld.

Ein böses kleines Meisterwerk hat Gordon Douglas da aus dem Ärmel geschüttelt, das beschämenderweise über die Jahre in Vergessenheit geraten ist und erst vor kurzem eine längst überfällige, leider unspektakuläre DVD-Veröffentlichung erfahren durfte. Mit seinem betont hoffnungslosen Weltbild, einem fein nuancierten Hang zur atmosphärischen Kultivierung von Sadismus und Misstrauen und für diese Ära ungewöhnlichen Härten strampelt "Only The Valiant" gegen alles an, was den Western zum familientauglichen Abenteuergenre umzuformen versuchte. Der Hauptschauplatz ist eine im Atelier entstandene Fort-Ruine am strategisch heiklen Ausgang einer Schlucht. Das Gelände gleicht den Seelen seiner Streiter: ausgebrannte, versoffene Opportunisten und Angsthasen, die sich am Ende dennoch durchweg als Helden erweisen und allesamt ihren Ruf zurückerobern. Lance hat ein deutliches Zeichen gesetzt und nicht nur seine eigene Person rehabilitiert.
Dem ansonsten hoch geschätzten Joe Hembus sei hier allerdings ein einziges Mal entschieden widersprochen: Wie er "Only The Valiant" in seiner Genre-Enzyklopädie abkanzelt, das zeugt ausnahmsweise von erschreckender Kurzsichtigkeit und mangelhafter Beschäftigung mit dem Werk. Vielleicht hat er Douglas' Film ja auch einst mit einem netten Mädchen im Kino geschaut und sich mehr für profanere Dinge interessiert...

9/10

Gordon Douglas Kavallerie Indianer Belagerung


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THE TEXAS RANGERS (King Vidor/USA 1936)


"I found out early in life that the honest dollar is the hardest one to make..."

The Texas Rangers (Grenzpolizei Texas) ~ USA 1936
Directed By: King Vidor

Die drei Desperados Jim Hawkins (Fred MacMurray), Wahoo Jones (Jack Oakie) und Sam McGee (Lloyd Nolan) haben sich auf Postkutschenraub spezialisiert und machen ganz Texas unsicher. Mehr durch Zufall sehen sich Jim und Wahoo gezwungen, bei den Texas Rangers, einer überlokalen Polizeitruppe, anzuheuern. Als die beiden Freunde realisieren, welch hoher moralischer Ehrenkodex unter den Männern herrscht, beginnt bei ihnen ein Umdenken. Sam derweil macht genauso weiter wie zuvor. Als der etwas naive Wahoo ihn im Alleingang dingfest zu machen versucht, erschießt Sam ihn. Für Jim gibt es nun kein Halten mehr, aller früheren Partnerschaft zum Trotze.

Pünktlich zum hundertsten Jahrestag der Repubik Texas setzte die Paramount dem Staat ein filmisches Denkmal, indem sie seine heimlichen Helden mittels eines opulenten Western abfeierte. Dem trägt ein flammend vorgetragener Prolog entsprechend Rechnung. Nichtsdestotrotz und selbst unter Berücksichtigung einiger zuweilen sehr unglücklicher Atelier-Aufnahmen muss man "The Texas Rangers" bescheinigen, zu den wenigen, im Grunde an zwei Händen abzählbaren ernstzunehmenden Genre-Beiträgen der Prä-"Stagecoach"-Ära zu gehören. Jene Periode pflegte Western zumeist als reinen Kintopp und Spaßveranstaltungen zu verkaufen, was ihnen eine eher geringe Halbwertzeit verlieh und sie bereits kurze Zeit nach ihrer Entstehung hausbacken erscheinen ließ. Nicht so "The Texas Rangers", der sich zumindest um ein psychologisches Fundament für seine Helden bemüht und bereits einige Ingredienzien liefert, die sich im späteren Verlauf er Gattungshistorie als unverzichtbar herausstellen würden: Die sich zweckmäßig zusammenfindende Patchwork-Familie etwa, den patriarchalischen Überbau der Epoche oder die moralische Entzweiung ehemaliger Gesinnungsgenossen. Dass die Indianer hier noch ganz rücksichtslose Wilde sind (man hat sich noch nichtmal die Mühe gemacht, sie einem bestimmten Stamm zuzuordnen) und dies bei weitem nicht die einzige klischierte figurale Präsentation bleibt, kann man angesichts der Entstehungszeit des Films selbigem unbedingt nachsehen. King Vidor jedenfalls präsentiert sich bereits als Meister seines und dieses speziellen Fachs, was ja auch noch manch spätere Arbeit untermauern sollte.

8/10

King Vidor Texas Buddy Movie


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THE ALAMO (John Wayne/USA 1960)


"Republic. I like the sound of the word."

The Alamo ~ USA 1960
Directed By: John Wayne

Texas, 1836: Der mexikanische General Santa Anna rückt gen Norden vor, um der dräuenden Republikwerdung des Staates entgegenzuwirken. Auf der anderen Seite steht General Sam Houston (Richard Boone), der die Interessen der vorwiegend nordamerikanischen Siedler vertritt. Zwischen den beiden Armeen befinden sich nurmehr der Rio Grande und die halb verfallene Mission Alamo, von Colonel William Travis (Laurence Harvey) kurzerhand zum Fort und zur letzten Verteidigungsbastion gegen den unaufhaltsam gegen Houston ziehenden Santa Anna ausgerufen. Neben dem dandyhaften Travis verschanzen sich noch die beiden Colonels und Milizenführer Jim Bowie (Richard Widmark) und Davy Crockett (John Wayne) mit ihren Leuten in Alamo. Rund 180 Soldaten stehen gegen eine 7000 Mann starke Armee und das Fort kann immerhin dreizehn wertvolle Tage gehalten werden, bevor Santa Anna es endgültig erstürmt.

"The Alamo" ist das Lebenswerk von John Wayne, sein Traumprojekt, das ihn ein ums andere Mal fast in den Bankrott getrieben und für das er gekämpft hat wie für keine andere Arbeit sonst. Zahlreiche Anekdoten und Legenden ranken sich um die Entstehungsgeschichte dieses durch und durch prachtvollen Films, der, wie Joe Hembus es so schön formuliert, Wayne-Hassern wie Wayne-Verehrern allen nötigen Zündstoff zur Untermauerung ihrer jeweiligen Argumentationsbollwerke liefert. "The Alamo" hofiert die US-Staatsräson wie nur wenige andere Kinostücke, faselt in polithistorisch denkbar naivsten Tönen von Freiheit und Demokratie und kultiviert Heldentum wie Reispflanzen, derweil sich der Weltpolizist im realten Kalten Krieg sowie inmitten der zwei Prügeleien von Korea und Vietnam befand.
"The Alamo" jedoch schlug Dukes ganz persönliche Schlacht, und wie er dies vollführte, ist von einer formalen und atmosphärischen Brillanz, die im Prinzip alle Neider mundtot machen sollte: Wayne stellt unter Beweis, mit welch aufmerksamer Lernfähigkeit er Ford und Hawks über die Schultern geschaut hat, lässt nach "Rio Bravo" erneut Tiomkins "Deguello" erklingen, derweil jeder den Ausgang dieses Mammutprojekts kennen dürfte und sich selbst die Frage danach, warum man drei Stunden mit Helden fiebern soll, deren Tod am Ende sowieso unausweichlich determiniert ist, zur Beiläufigkeit degradiert findet. Leider ist die Langfassung nach wie vor weder als DVD noch als Blu-ray erhältlich; die vorliegende Version ist, wenngleich noch immer höchst delektabel, um eine gute halbe Stunde erleichtert. Neben einigen Handlungsschnitten fehlen etwa Ouvertüre und Intermission. Eine cineastische Scharte, die hoffentlich in Bälde ausgewetzt wird. Das fünfzigjährige Jubiläum vor zwei Jahren hätte einen wohlfeilen Anlass abgegeben, aber diesen hat man ärgerlicherweise verpennt.

9/10

John Wayne Alamo Texas period piece Historie James Edward Grant Belagerung


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PAINT YOUR WAGON (Joshua Logan/USA 1969)


"Looks like I married myself a tourist attraction."

Paint Your Wagon (Westwärts zieht der Wind) ~ USA 1969
Directed By: Joshua Logan

Der alternde Goldwäscher Ben Rumson (Lee Marvin) rettet einem jungen Farmer (Clint Eastwood) das Leben und mach ihn zu seinem Kompagnon, logisch und kurzab 'Pardner' genannt. Das Städtchen No Name City, in dessen Nachbarschaft sie hausen, besteht jedoch leider aus einer ausschließlich männlichen Population und so ist die etwas unkonventionelle eingestielte Hochzeit Bens mit der hübschen Elizabeth (Jean Seberg) eine lokale Sensation. Auch der Pardner verliebt sich in Elizabeth - also leb man fortan zu dritt. Um ein wenig mehr Zivilisation nach No Name City zu bringen, leitet Ben schließlich eine Postkutsche mit sechs Huren auf dem Weg nach Sonora um - der Beginn eines großangelegten Sündenbabels, das neben der Prostitution auch Suff und Glücksspiel beinhaltet. Als Ben und ein paar Kumpels ein verzweigtes Tunnelsystem unter den Häusern der Stadt graben, um den durch die vielen Saloondielen rieselnden Goldstaub abgreifen zu können, besiegeln sie zugleich den Untergang von No Name City - wortwörtlich...

Ich wusste gar nicht mehr, wie lieb ich diesen Film, eine doch sehr unikale Mischung aus Western, Komödie, Romanze und Musical, doch habe. Auch wenn man's nicht glauben mag - die so eklektizistisch anmutenden Ausgangsstücke fügen sich nahtlos zu einem perfekten, runden Gesamtbild, in dem Eastwood sich zwischen Coogan und Callahan als freundlich-leichtherziger Schlagersänger verdingt und das Marvin in einer seiner drei, vier schönsten Rollen zeigt. Seine Darbietung von "Wand'rin Star" gehört wohl zu den unvergesslichsten Filmmusical-Nummern überhaupt. Dann ist die herrliche, ehrwürdige Photographie hervorzuheben, die dem Reigen noch einen weiteres Element hinzsetzt, das mit seiner epischen Breite auf den ersten Blick vielleicht nicht recht passen mag. Aber doch, auch diese Flamboyanz fügt sich ein in "Paint Your Wagon", der einen nicht nur oft und herzlich lachen lässt, sondern das Herz auch tauglich erwärmt. Ein wenig auch in der Tradition von "Design For Living" stehend, ist besonders der Schluss von geradezu hellsichtiger Authentizität: Eastwood, der ewige Konservative, hat sich allen Widerständen gegen das libertinäre Tunichtguttum durchgesetzt und ist bereit für ein Leben in Spießbürgerlichkeit. Marvin derweil haut lieber ab, er ist ein Mann "goin' nowhere". Manche Pioniere liefen ja auch vor der Zivilisation davon.

9/10

Joshua Logan Goldrausch Kalifornien Ménage-à-Trois Alkohol


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THE HALLELUJAH TRAIL (John Sturges/USA 1965)


"Protect both rears simultaneously!"

The Hallelujah Trail (Vierzig Wagen westwärts) ~ USA 1965
Directed By: John Sturges

Die Bürger von Denver fürchten, infolge des bevorstehenden langen Winters von ihrer regelmäßigen Schnapszufuhr abgeschnitten zu werden. Also ordert man beim Whiskey-Händler Wallingham (Brian Keith) vierzig Wagen mit Fusel und Champagner. Darauf wird auch die extrem alkoholfeindliche Anstandslady Mrs. Massingale (Lee Remick) aufmerksam, die mit ihren Predigten just zuvor noch das ganze Fort von Colonel Gearhart (Burt Lancaster), seines Zeichens Indianerkriegsveteran und passionierter Bourbon-Freund, verrückt gemacht hat. Gearhart sitzt nun in der Klemme: Einerseits soll er Wallinghams Treck vor den versoffenen Sioux beschützen, andererseits fürchtet er um die Sicherheit der ihm doch nicht ganz unsympathischen Mrs. Massingale...

Die monumentale Scope-Komödie von stattlicher Laufzeit gab sich in den Sechzigern ein kurzes, aber umso heftigeres Stelldichein: Kramers "It's A Mad Mad Mad Mad World" oder Jewisons "The Russians Are Coming The Russians Are Coming" fallen einem da spontan ein - John Sturges derweil vermengte die neue Mode mit seinem persönlichen Leisten, dem Western. Heraus kam dieses nur selten wirklich witzige, überlange Unikat in Sturges' Œuvre, das sicher seine berechtigten Meriten besitzt, jedoch nur alle Jubeljahre für gesteigertes Amüsement zu sorgen vermag. Auf der Habenseite befinden sich die herrliche Landschaftsphotographie, Elmer Bernsteins wie immer rauschhafte Musik, der ohnehin stets fabulöse Burt Lancaser, Lee Remicks Schnellbesäufnis und Donald Pleasence als angeblich hellsehender Trapper. Dem entgegen stehen flaue running gags mit Badewannen, nervig in die Länge gezogene Sequenzen wie die heillose Durcheinander-Schießerei in einem Sandsturm oder überflüssige Nebenepisoden von feuerwassergeilen Rothäuten oder streikenden irischen Wagenlenkern. Da "The Hallelujah Trail" bei aller Fehlkalkulation und allem ins Leere laufenden Größenwahn immer noch ein sympathischer Film ist, überwogen jedoch einmal wieder die postiven Eindrücke. Leicht.

6/10

John Sturges Alkohol Indianer Colorado Denver


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TEXAS ACROSS THE RIVER (Michael Gordon/USA 1966)


"Gun empty."

Texas Across The River (Zwei tolle Kerle in Texas) ~ USA 1966
Directed By: Michael Gordon

Der spanische Edelmann Don Andrea (Alain Delon) trifft auf der Flucht vor ein paar übereifrigen Soldaten (u.a. Peter Graves) den Gunman Sam Hollis (Dean Martin) und freundet sich mit ihm an, kleinere Backpfeifenkonflikte inbegriffen. Zusammen retten sie einen Viehtreck und eine texanische Kleinstadt vor auf dem Kriegspfad befindlichen Comanchen und finden jeder eine nette Dame fürs Leben.

Ebenso hemmungslos alberne wie liebenswerte kleine Western-Travestie, die den teils offensichtlich ziemlich beschluckten Dino im Clinch mit dem Euro-Schönling Delon präsentiert. Für lustigen Indianerhumor stehen u.a. Dinos Brat-Pack-Kollege Joey Bishop als hero's best friend Kronk und Michael Ansara als Comanchen-Häuptling mitsamt Versager-Filius (Linden Chiles), der sich für garantiert jede ihm anvertraute Aufgabe zu blöd anstellt. Über ein paar auf barbarischem technischen Niveau präsentierte Rückprojektionen, wie sie in den mittleren bis späten Sechzigern üblich waren, lässt es sich noch zusätzlich grienen. Ansonsten ist Gordons ausgemacht infantile Groteske aber allerhöchstens für Dino- und/oder Delon-Komplettisten Pflichtprogramm.

6/10

Michael Gordon Texas Indianer


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APACHE DRUMS (Hugo Fregonese/USA 1951)


"This is a rough country and you got to take care of yourself."

Apache Drums (Trommeln des Todes) ~ USA 1951
Directed By: Hugo Fregonese

Am Liebsten möchte man den losen Falschsspieler Sam Leeds (Stephen McNally) in dem kleinen Grenzstädtchen Spanish Boot nurmehr von hinten sehen: Anstand und Schicklichkeit sollen dort wieder Einzug halten, weswegen kurzerhand auch der örtliche Puff von Betty Careless (Ruthelma Stevens) geschlossen wird. Leeds befindet sich schon auf der Weiterreise, als er in der Prärie die gute Betty und ihre Mädels massakriert vorfindet: Eine Kohorte Mescaleros unter Häuptling Victorio ist auf dem Kriegspfad und nimmt alle mit in die Hölle derer sie habhaft werden können. Leeds und die Bürger von Spanish Boot verschanzen sich in der kleinen Kirche. Gemeinsam harrt man des nächsten Morgens, an dem die Kavallerie hier eintreffen soll.

Der letzte von Val Lewton produzierte Film, bevor die geschmackssichere Produktionslegende mit nur 46 Jahren infolge zweier dicht aufeinanderfolgender Herzinfarkte das Zeitliche segnete. Wenngleich "Apache Drums" in feinstem Technicolor glänzt, erinnert er hinsichtlich seiner düsteren, fatalistischen Grundstimmung doch sehr an Lewtons Horrorfilme für die RKO. "Apache Drums", dessen deutscher Titel sich ausnahmsweise als nicht weniger inhaltsprogrammatisch erweist, ist die Geschichte einer angekündigten Höllenfahrt. Drinnen: die karg ausgestattete Kirche, ein hohes Lehmgebäude mit drei Metern in der Höhe befindlichen Fensteröffnungen, die als Schießscharten ungeeignet sind, von den Apachen aber problemlos erstürmt werden können. Draußen: eine gesichtslose, blutrünstige Übermacht ohne Verlustängste, die ihre unregelmäßigen Attacken durch befremdliches Getrommel ankündigt. Die Szenen gegen Ende, in denen man sich mit dem Sterben bereits abgefunden hat und sich innerlich auf das Unvermeidliche vorbereitet, sind von einer grandiosen Atmosphäre getragen. Wäre "Apache Drums" kein Western, die Kavallerie träfe garantiert Sekunden zu spät ein. So jedoch bleibt eine versöhnliche Schlusseinstellung von einer Eselsstute und ihrem lebenshungrigen Fohlen.
Legionen von späteren Filmen, viele davon wie Hawks' "Rio Bravo" und Waynes "The Alamo" sogar genreintern, konnten später von diesem Szenario zehren, ebenso wie von dem von McNally gespielten Charakter, der im Angesicht des Todes seine moralische Läuterung erfährt (schlag nach bei Mann/Stewart). Von der Universal als einer der vielen zu dieser Zeit produzierten B-Western ist "Apache Drums" sowieso Fregoneses allerbester Film, ohne Stars oder großen monetären Aufwand, dafür von höchster inszenatorischer Kunstfertigkeit und somit nicht nur ein Meisterwerk, sondern darüberhinaus ein unbedingter Klassiker des Genres, das einer dringenden Entdeckung und weitflächigen Rehabilitation bedarf.

10/10

Hugo Fregonese Indianer Arizona Belagerung Val Lewton Nacht


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4 FOR TEXAS (Robert Aldrich/USA 1963)


"With four for Texas in the mood, they'll have themselves a real fine brood."

4 For Texas (4 für Texas) ~ USA 1963
Directed By: Robert Aldrich

Die beiden Halunken und Pistolenhelden Zack Thomas (Frank Sinatra) und Joe Jarrett (Dean Martin) streiten um die Summe von 100.000 Dollar, die Thomas ursprünglich als Startkapital dafür dienen soll, einen alten Raddampfer zum schwimmenden Spielsalon auszubauen. Jarrett jedoch macht ihm seine Idee streitig. Als dritte Partei steht der ebenso feiste wie betrügerische Bankier Harvey Burden (Victor Buono) im Ring, der mit dem skrupellosen Killer Matson (Charles Bronson) zudem eine unkontrollierbare zusätzliche Gefahr heraufbeschworen hat. Am Ende erkennen Thomas und Jarrett, dass sie nur mit vereinten Kräften gegen ihre Gegner bestehen können.

Ein eitler Film, als Vehikel für Frankie Boy und Dino gedacht, die hier in attraktiver Begleitung durch die voluminöse Anita Ekberg und die knackige Ursula Andress eine Art aufpoliertes Versprechen ihrer nicht mehr ganz taufrischen, dafür umso trinkfesteren Männlichkeit erhalten. Die Tatsache, dass mit Sinatra und Martin lediglich zwei Vertreter des Rat Pack dabei waren, ersparte "4 For Texas" allerdings nicht seinen letztendlichen Status als Show-Happening: Diverse häufig wiederkehrende Aldrich-Kompagnons wie die erwähnten Buono und Bronson, sowie Wesley Addy oder Jack Elam sind ebenso zu erspähen wie die "Three Stooges" in einem gelinde formuliert eklektizistisch anmutenden Gastauftritt. Der überaus dünnen Geschichte ist kaum mehr denn eine Alibi-Funktion zuzuschreiben. Es ist sogar zu bezweifeln, dass übergebührlicher Brandy-Genuss, wie er vom guten Dino im Film vorexerziert wird, das Zuschauerinteresse an "4 For Texas" nachträglich zu steigern vermag. Einzig ein paar wirklich schöne Einstellungen, wie etwa eine Vertikale auf die knallrot gewandete Andress umgeben von ihrer Gesindeschaft, bleiben im Gedächtnis. Ansonsten erhält man unwesentlich mehr als einen infantilen Vegas-Schwips.

5/10

Robert Aldrich Rat Pack Texas


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DEAD MAN (Jim Jarmusch/USA, D, J 1995)


"Am I going to die?" - "The circle of life has no ending."

Dead Man ~ USA/D/J 1995
Directed By: Jim Jarmusch

Als sein Arbeitsvertrag sich als passé erweist, gerät der aus Cleveland angereiste Buchhalter William Blake (Johnny Depp) fast umweglos in eine Schießerei aus Liebe, die ihn als selbst tödlich getroffenen Todesschützen zurücklässt. Als Blake in der Wildnis erwacht, befindet sich der einsame Indianer Nobody (Gary Farmer) bei ihm, der ihn auf ihrer beider letzten Reise auf Erden eskortieren wird.

Jarmuschs Neowestern ist sicherlich nicht das sperrige, staubige Kunstartefakt, als das er immer wieder so gern gepriesen und bejubelt wird, sondern ein formidables Stück Erzählkino, wie es in seinem tatsächlich wort- und aktionsgewaltigen Machismo als einer der typischen Repräsentanten der neunziger Jahre Bestand hat. "Dead Man" feilt sowohl an Jarmuschs Ikonographie wie auch an der Johnny Depps, der sich in diesen Tagen vom einst belächelten Frauenschwarm und Schönling langsam zum sicheren Kandidaten für linkiische Exzentrikerrollen mauserte. Für den Film, Jarmuschs ersten in schwarzweiß gespielten seit "Down By Law", stand dem Regisseur ein beträchtlicher Cameo-Fundus zur Verfügung, der manch veritable Gesichtsgröße vorweisen konnte und mit dem in Ehren ergrauten Robert Mitchum ausnahmsweise sogar einen Vertreter des klassischen Hollywood respektive Genrekinos vorzuweisen hat. Der Film scheut sich nicht vor harter Gewalt und Bizzarerien; Jarmusch türmt einen Haufen Leichen auf und lässt in seiner Meditation über die unweigerliche Determination des Lebensendes diverse Facetten vom Sterben einfließen, darunter Kannibalismus und unterbrochenen Koitus. So gerät "Dead Man" nicht nur zur reinen Hommage an die Gattung, sondern versteht sich auch als Referenz an späte Italowestern wie "Keoma", "Mannaja" und "I Quattro Dell'Apocalisse" wie die nicht fernab davon keimende Exploitationwelle um Deodato und Lenzi. Der Tod raubt einem hier buchstäblich die Luft und die Pistolenschüsse, die ein dünnes, schwarzes Rinnsal in Brusthöhe hervorrufen, klingen wie von Luftgewehren auf der Kirmes abgegeben. Das alles ist auf eine derart paradoxe Weise komisch, dass es einen das Lachen vergessen lässt.

9/10

Jim Jarmusch Arizona Oregon Road Movie Kannibalismus


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CHEYENNE (Raoul Walsh/USA 1947)


"Cheyenne or Carson City - you decide."

Cheyenne (Schmutzige Dollars) ~ USA 1947
Directed By: Raoul Walsh

Nicht ganz freiwillig wird der Spieler James Wylie (Dennis Morgan) von der Pinkerton-Agentur als Juniormitarbeiter angeheuert: Er soll einem bis dato gesichtslosen Postkutschenräuber genannt "Der Poet" auf die Schliche kommen, der passend zu seinen Verbrechen stets einen frechen schriftlichen Vers hinterlässt und sich gegenwärtig mutmaßlich im Grenzstädtchen Cheyenne aufhält. Bereits auf der Fahrt dorthin lernt Wylie die beiden Damen Ann Kincaid (Jane Wyman) und Emily Carson (Janis Paige) kennen. Zudem wird man von der Bande von Sundance Kid (Arthur Kennedy) ausgenommen, der seinerseits gern eine Partnerschaft mit dem Poeten eingänge. Derweil ist Wylie dem Gesuchten bereits näher als vermutet - denn Ann ist dessen Gattin...

Kleiner Makulaturwestern vom Regie-Tausendsassa Walsh mit der üblichen fachmännischen Hand, jedoch ohne große Ambition und Leidenschaft inszeniert. Die späten Vierziger waren von wenigen Ausnahmen abgesehen ohnehin keine besonders reichhaltige Zeit für das Genre, das während dieser Phase eher von kleineren Studios wie Republic oder eben in Form von günstig produzierten Abschreibungsobjekten bei RKO oder, wie im Falle "Cheyenne", von Warner befeuert wurde, die dann auch gern im Doppelpack gezeigt wurden. Walsh ist jedoch erwartungsgemäß kein Vorwurf zu machen, der holt das Beste aus seinen Maßgaben heraus. Dennis Morgan in der Hauptrolle wirkt wie eine in jeder Hinsicht miniaturisierte Version des Duke, wozu auch eine gewisse physiognomische Ähnlichkeit beiträgt. So sind es vor allem die Schurken Arthur Kennedy und Bruce Bennett, die "Cheyenne" Leben einhauchen.

7/10

Raoul Walsh Wyoming Duell





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