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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE REVENGERS (Daniel Mann/USA, MEX 1972)


"Shut up, Hoop."

The Revengers ~ USA/MEX 1972
Directed By: Daniel Mann

Nachdem seine gesamte Familie von marodierenden Comancheros massakriert wird, macht sich der Bürgerkriegsveteran und Rancher John Benedict (William Holden) auf eine lange Suche nach den Schuldigen. Als Unterstützung befreit er im Alleingang sechs abgerissene Häftlinge aus einem mexikanischen Gefängnis: Den verlotterten Säufer Hoop (Ernest Borgnine), den Ex-Sklaven Job (Woody Strode), den Franzosen Quiberon (Roger Hanin), den Deutschen Zweig (Reinhard Kolldehoff), und die beiden Mexikaner Cholo (Jorge Martínez de Hoyos) und Chamaco (Jorge Luke). Nach anfänglichen Übervorteilungen wächst die Truppe zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen, ein Zwist zwischen Benedict und Chamaco endet für ersteren jedoch beinahe tödlich. Als man sich wieder zusammengerauft hat, geht es in einen letzten großen Kampf gegen die Comancheros.

Ein deutlich unbehenderer, uneleganterer Spätwestern kam anno 72 von Daniel Mann. Der sich eine ähnliche Prämisse wie "The Professionals" und "The Wild Bunch" auferlegende Kumpelfilm erinnert nicht von ungefähr auch an "The Dirty Dozen"; hier wie dort gewinnt eine ganze Gruppe übler Galgenstricke ihre persönliche Inegrität zurück, indem sie nach langen Jahren der moralischen Verlotterung wieder für etwas einstehen - möge jener Zweck auch noch so fragwürdig sein. Ganz interessant sind dabei die Überkreuzungen im Bereich der Akteure; Ernest Borgnine taucht in vielen dieser Filme auf, auch William Holden und Woody Strode sind häufig anzutreffen. Daniel Mann wird demzufolge nicht von ungefähr auf diese drei Darsteller zurückgegriffen haben, garantieren sie doch bereits a priori eine rein personelle Assoziativität beim Publikum. Holden trägt sogar dieselbe Kluft wie in "The Wild Bunch" und wurde - passenderweise - in der deutschen Vertonung gleich noch mit demselben Sprecher (Holger Hagen) begütert. Nun ist "The Revengers" bestimmt weder das Werk eines großen Regisseurs, noch darf er sich zuschreiben, das Genre in irgendeiner Form entscheidend bereichert zu haben. Vielmehr schielt er recht unverhohlen in Richtung des mediterranen Genrefilms und gibt nicht mehr oder weniger her denn einen bodenständigen, derb gedrischten Spaß mit einigen lauten Kampfeinlagen, den ein ausnahmsweise mal recht bornierter Joe Hembus als "abstoßend hässlich" bezeichnete. Da gingen die Pferdchen dann aber doch mal durch mit ihm.

7/10

Daniel Mann Rache Mexiko Colorado


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MONTE WALSH (William A. Fraker/USA 1970)


"I ain't gonna spit on my whole life."

Monte Walsh ~ USA 1970
Directed By: William A. Fraker

Die beiden Cowboys Monte Walsh (Lee Marvin) und Chet Rollins (Jack Palance) kehren nach der Wintersaison als Trapper in den Bergen zurück nach Arizona, um zusammen auf einer Ranch ihrer Hauptberufung nachzugehen. Doch die Zeiten ändern sich: Die großen Viehbarone kaufen mittlerweile jedes Gut in der Gegend und Cowboys sind kaum mehr gefragt. Chet verliebt sich derweil in die Witwe (Allyn Ann McLerie) eines Eisenwarenhändlers, heiratet sie und wird sesshaft, während Monte nicht bereit ist, seine Freiheit für die eigentlich von ihm heißgeliebte Hure Martine (Jeanne Moreau) zu opfern. Als Shorty Austin (Mitch Ryan), ein junger Berufsgenosse von Chet und Monte, der wegen eines Unfalls von der Justiz gesucht wird, Chet wegen ein paar lumpiger Dollar erschießt, verfolgt und tötet ihn Monte. Martine stirbt an gebrochenem Herzen und Monte reitet als Relikt vergangener Tage einsam durch die Reste der Wildnis.

Begleitet von einer tiefmelancholischen Stimmung ist "Monte Walsh" ein Spätwestern in Moll, einer aus der passiven Kategorie, in denen, anders als in "The Wild Bunch" oder "The Hunting Party" etwa, die Helden nicht mit einem Feuerwerk gehen, sondern nach einem letztmaligen Aufbäumen vereinsamt und hoffnungslos einen denkbar unglorreichen Tod erleben oder selbigem zumindest betrübt entgegenzusehen haben. Frakers Film steht damit in einer Reihe mit Meisterwerken wie "Lonely Are The Brave", "The Ballad Of Cable Hogue" oder "The Cowboys", die den Untergang des alten Westens weniger als zivilisatorische Notwendigkeit domestizierter Moderne definieren, sondern als höchst traurigen Untergang von Freiheit und Individualität. Nicht nur das eigene Alter, auch die sich immer weiter ungemütlich gestaltenden Außenbedingungen grenzen Originale wie Monte Walsh ein; die gemachten Fehler sind dabei keinesfalls allein der Grenzverschiebung und der Landnahme zuzuschreiben, sondern auch der Unbeweglichkeit ihrer stoischen Charaktere. Wäre Walsh bereit, als Attraktion für eine Wildwest-Show zu arbeiten, hätte er seine Schäfchen im Trockenen und sähe einem gemütlichen Lebensabend mit seiner Martine entgegen. Doch das Erlebnis um Chet Rollins bestätigt ihn in seinem Sackgassenglauben: Wer sich wie er niederlässt, negiert nicht nur seine Persönlichkeit, sondern wird aus der Welt getilgt. Somit ist Montes Rachefeldzug nicht allein dem Andenken seines besten Kumpels gewidmet, sondern auch ein privater Protest gegen die Zeichen der Zeit.

9/10

William A. Fraker Cowboys Arizona Freundschaft Rache


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VILLA RIDES! (Buzz Kulik/USA 1968)


"It's very much better that I die a fool trusting too much, than live a tyrant trusting no one at all."

Villa Rides! (Pancho Villa reitet) ~ USA 1968
Directed By: Buzz Kulik

Mexiko, 1912: Der US-Pilot Lee Arnold (Robert Mitchum) fliegt Waffen für die regierungsfeindlichen Colorados über die Grenze. Als er feststellen muss, welchen Praktiken gegen die Landbevölkerung die von ihm gelieferten Gewehre dienen, schließt er sich - zunächst mehr oder weniger freiwillig - dem Revolutionsführer Pancho Villa (Yul Brynner) an. Mit seinem Flugzeug ist Arnold eine große militärische und strategische Hilfe für Villa. Als dieser und seine Armee jedoch von dem hinterlistigen General Huerta (Herbert Lom) hintergangen werden, verfinstert sich auch die Lage für Arnold. Mit einer beträchtlichen Geldbeute setzt er sich zurück in die Staaten ab. Nachdem Villa aus der Gefangenschaft fliehen kann und Arnold in El Paso aufsucht, entschließt jener sich nach anfänglicher Ablehnung, seinem alten Freund zurück nach Mexiko zu folgen und weiter für die Revolution zu kämpfen.

Eine knallbunte Mischung aus Fakten und Fiktion, die Revolution als Abenteuer! "Villa Rides!" war ein recht teures Studioprojekt, an dem Robert Towne und Sam Peckinpah mitgeschraubt haben, das mit epischen Bildern und Massenszenen aufwarten konnte und dieses ebenso verworrene wie faszinierende Kapitel mexikanischer Historie auf ein gut aufgelegtes Männerabenteuer herunterbrach. Nicht der Titelheld spielt freilich den Part des Protagonisten, sondern der Publikumsagent Robert Mitchum, der als bodenständiger, eher profitorientierter Opportunist die Grauzonen besser auszuloten lernt und erst als freier Mann eine endgültige Entscheidung für sein Seelenheil treffen kann. "Villa Rides" ist daher in erster Instanz eine Entwicklungsgeschichte jenes freilich fiktiven Revolutionshelden. Villa und sein Gefolgsmann Rodolfo Fierro, von Charles Bronson bereits in der typischen Pose der kommenden Erfolgsjahre gespielt, finden sich derweil geradezu liebevoll als raubeinige Schießwüter porträtiert, die trotz ihrer zuweilen lockeren Kanonen auf der richtigen Seite stehen. Besonders Fierros Darstellung mutet seltsam divergent an: Gleichermaßen komische Figur zeigt man ihn als Massenmörder, der nicht nur die Hinrichtungen gefangener Gegner als lustiges Spiel praktiziert. Möglicherweise symbolisiert besonders dieser Charakter recht treffend die Bipolarität der mexikanischen Lebensart jener Ära: unbändige Existenzfreude, gepaart mit einer beinahe hingebungsvollen Akzeptanz des allgegenwärtigen Todes.

8/10

Pancho Villa Mexiko Mexikanische Revolution Buzz Kulik Sam Peckinpah Historie period piece Biopic


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THE WONDERFUL COUNTRY (Robert Parrish/USA 1959)


"What a pity then, that life is what we do, and not just what we feel."

The Wonderful Country (Heiße Grenze) ~ USA 1959
Directed By: Robert Parrish

Nachdem Martin Brady (Robert Mitchum) als junger Mann den Mörder seines Vaters getötet hatte, ist er über die Grenze nach Mexiko geflohen, wo er für die machthungrigen, verfeindeten Castro-Brüder Marcos (Victor Mendoza) und Cipriano (Pedro Armendáriz) Waffenschmuggelaufträge erledigt. Im Zuge eines Ausfluges über den Rio Grande bricht er sich ein Bein und muss einige Zeit in Texas bleiben - lang genug, um die Liebe für sein Heimatland und die Offiziersgattin Helen Colton (Julie London) zu entdecken. Als er später ohne die versprochenen Gewehre nach Mexiko zurückkehrt, entwickelt sich eine schleichende Feindschaft zwischen ihm und den Castros, die während eines Apachenaufstandes kulminiert.

Feiner Grenzwestern von Robert Parrish, ein Geschenk für Robert Mitchum zudem, der hier als Identitätssuchender eine der schönsten Rollen seiner Karriere spendiert bekam. Wenngleich der deutsche Titel im Vergleich zum Original recht reißerisch anmutet, so illustriert er doch recht treffend Martin Bradys ganz persönliches Dilemma: Seine Herzenszugehörigkeit steht in jeder Hinsicht auf der Kippe. Obgleich Brady, hier Gringo, dort schmutziger Ponchoträger, zunächst fürchtet, jenseits des Grenzflusses auf Widerstand und Sanktionierung zu stoßen, begegnet man ihm zunächst allerseits mit Freundschaft und Aufgeschlossenheit. Erst der feige Mord an einem neuen Freund (Max Slaten) lässt seine Geschichte sich repetieren und so ist eine neuerliche Flucht ins politisch wie eh und je wacklige Mexiko vonnöten. Mit der nunmehr distanzierten Sicht des Zwangsimmigranten ausgestattet, spürt Brady, dass es Zeit ist, einedefinitive Entscheidung zu treffen. Die verbotene Romanze mit der schönen, aufrechten Helen Colton, die sich aufgrund der letzten Endes stärkeren Integrität der Geliebten nicht erfüllen wird, hält Brady nicht davon ab, die Wirren der ihn umgebenden Aggressionen für eine letzte Rückkehr zu nutzen - Gelegenheit für eine gar wunderschöne Schlusseinstellung.

9/10

Robert Parrish Texas Mexiko Mexikanische Revolution


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RANCHO DELUXE (Frank Perry/USA 1974)


"There's a sickness here worse than alcohol and dope. It is the pickup truck debt. And there's no cure in sight."

Rancho Deluxe ~ USA 1974
Directed By: Frank Perry

Die beiden ungleichen Kumpel Jack McKee (Jeff Bridges), ein aus wohlsituiertem Hause stammender Rebell, und der Halbindianer Cecil Kolson (Sam Waterston) bestreite ihren Lebensunterhalt mit Viehdiebstählen bei dem reichen Rancher John Brown (Clifton James). Anstatt sich um die Störenfriede zu kümmern, tun Browns zwei Vorarbeiter Curt (Harry Dean Stanton ) und Burt (Richard Bright) sich mit Jack und Cecil zusammen. Die Entführung eines gewaltigen Preisbullen funktioniert noch, doch der geplante letzte große Coup des Quartetts geht in die Hose: Der von Brown angeheuerte und vorschnell verschmähte Weidedetektiv Henry Beige (Slim Pickens) und seine Tochter Laura (Charlene Dallas) haben deutlich mehr auf dem Kasten als alle Beteiligten denken.

"Rancho Deluxe", einer der vielen Western-Endpunkte jener Jahre, weist Frank Perry als einen tragischerweise nahezu vergessenen Schlüsselregisseur New Hollywoods aus (in Biskinds "Easy Riders, Raging Bulls" wird er noch nichtmal erwähnt), mit dessem Werk man sich unbedingt eingehender befassen sollte. Zugleich wunderbar poetischer Abgesang und mitunter hysterische Komödie, erzählt "Rancho Deluxe" von der nunmehrigen Unmöglichkeit einstiger Freiheit, von der Umzäunung der Persönlichkeit, von der Domestizierung des amerikanischen Atavismus. Ein bisschen rumbumsen und kiffen, das ist hier und da noch drin, aber wer die Linie des Gestatteten merklich übertritt, der wird abgeschoben ins Arbeitslager für zwangsgeschrumpfte, moderne Outlaws. Der Halbindianer mag "Cheyenne Autumn", sein Vater das Fischen, der weiße Vorstadtsohn rebelliert gegen seine Herkunft und das elterliche Diktat, der Rancher ist als alterndes Relikt völlig aufgeschmissen gegenüber den Niederträchtigkeiten der Moderne.
"Rancho Deluxe" ist ein Anti-Anti-Film, bevölkert von Antihelden und gleichermaßen wunderschön und von bitterer Säuerlichkeit. Ein Meisterwerk.

9/10

Frank Perry Freundschaft New Hollywood Montana Heist Neowestern


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RIDE WITH THE DEVIL (Ang Lee/USA 1999)


"Are you a virgin?" - "Woman, I have killed fifteen men."

Ride With The Devil ~ USA 1999
Directed By: Ang Lee

In Ost-Missouri sind die Fronten zu Beginn des Sezessionskrieges noch teilweise ungeklärt: Während sich manch Alteingesessener zu den Föderalisten bekennt, denken andere nicht daran, ihre tradierte Lebensart aboltionistischen Ideen zu opfern. Hier, fernab der Kampfschauplätze des Ostens, bildet sich eine eigene Front: Yankee-Sympathisanten flüchten sich in die Jayhawker-Miliz, während die Konföderierten sich als Bushwackers sammeln. Die folgenden Scharmützel stehen den großen Armeeschlachten in punkto Brutalität nicht nach. Als sich abzeichnet, dass Lincoln und General Grant den Krieg siegreich beenden werden, beginnen die Milizen zu plündern und zu brandschatzen und sich als Outlaws durchs Feld zu schlagen. Der deutschstämmige Jake Rodel (Tobey Maguire) und der Ex-Sklave Daniel Holt (Jeffrey Wright) stellen sich dieser Entwicklung entgegen und haben bald Feinde auf der einstmals eigenen Seite.

Hinreißend-meditativer Bürgerkriegswestern von Ang Lee, der sich gemächlich und mit manchmal blutigen Eruptionen seinen Weg durch die vier Kriegsjahre mäandert, die sich verdichtende Freundschaft zwischen einem engstirnigen Südstaaten-Jungspund und einem früheren Sklaven und die mitunter abgründigen Lebenssituationen in Zeiten des Krieges zu seinen Hauptthemen macht. James Schamus und Lee verkneifen sich alte figurale Klischees, in denen der faulzahnige Missouri-Redneck seine inzestuös gezüchtete Idiotie nicht mehr ablegen kann oder der gutmütige Plantagennigger vor lauter Dankbarkeit auf die Knie geht, wenn er eine Schweinespeckseite bekommt. "Ride With The Devil" nimmt seine Charaktere stattdessen denkbar ernst und gesteht ihnen Entwicklungen zu, die, ähnlich wie in "The Ice Storm", in die Mündigkeit führen und die erwachsene Fähigkeit, sich mit den Unebenheiten des Lebens zu arrangieren ohne Waffengewalt. Damit ist "Ride The Devil" auch ein hochpazifistischer Film, dem die multinationale Perspektive herzlich guttut. Dass er von aufreizend schönen Bildern seiner Schauplätze getragen wird, sollte in diesem Zusammehang nicht als bloße Bonus aufgefasst werden.

8/10

Sezessionskrieg Südstaaten Ang Lee Missouri Kansas Freundschaft


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KANSAS RAIDERS (Ray Enright/USA 1950)


"There are some things a woman simply cannot understand."

Kansas Raiders (Reiter ohne Gnade) ~ USA 1950
Directed By: Ray Enright

Die Brüderpaare Jesse (Audie Murphy) und Frank James (Richard Long), Cole (James Best) und James Younger (Dewey Martin) sowie ihr Freund Kit Dalton (Tony Curtis) schließen sich, nachdem ihr Grund und Boden in Missouri von marodierenden Redlegs verbrannt wurde, der Bushwacker-Miliz des Konföderierten-Offiziers William Quantrill (Brian Donlevy) an. Schnell realisiert Jesse, dass Quantrill Ideal und Umsetzung nicht in Einklang zu bringen vermag und seine Plünderungsaktionen nicht besser sind als die der verhassten Yankees. Quantrill, der in Jesse eine Art Mündel zu sehen beginnt, bringen die Vorwürfe des wütenden jungen Mannes zum Nachdenken. Er trennt sich von seinen mordlüsternen Verbündeten und will mit Jesse und seinen Freunden neue militärische Wege beschreiten, doch es ist zu spät: Die Nordstaatler haben Quantrill bereits auf dem Kerbholz.

Hübsche Geschichtsklitterung Marke Hollywood bietet der Regie-Routinier Ray Enright mit diesem von famoser Technicolor-Dramaturgie aufgewerteten, naiven Bürgerkriegsdrama. Die historischen Fakten biegt sich der Film gerade so zurecht, wie er sie für den Verkauf seiner Story benötigt - tatsächlich kämpfte lediglich Jesses älterer Bruder Frank unter Quantrills Kommando; der gut vier Jahre jüngere Jesse folgte Frank erst später nach, nachdem dieser sich der Guerillatruppe Fletch Taylors angeschlossen hatte. Später wechselte man gemeinsam zu dem berüchtigten Bloody Bill Anderson. Erst während dieser Zeit begann tatsächlich die unheilige Allianz der James- und der Younger-Brüder, die nach Kriegsende zu den bekannten Outlaw-Anekdoten führte.
Wie Quantrill sich in "Kansas Raiders" von dem rechtschaffenen Jesse James zum Guten und Ehrenvollen bekehren lässt, ist so romantisch verlogen inszeniert wie nur was, macht in jener dramatisierten Form aber viel Freude. Ob ferner der milchgesichtige Audie Murphy die optimale Wahl darstellte, um Missouris berühmtem Gangsterrebellen sein Antlitz zu leihen, sei dahingestellt - es gab jedoch sicherlich auch schlechtere James-Akteure und das Gelingen des Films gibt am Ende jeder zweifelhaften Entscheidung Recht.

8/10

Ray Enright Sezessionskrieg Jesse James Historie Kansas


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QUANTEZ (Harry Keller/USA 1957)


"Another time, another place."

Quantez ~ USA 1957
Directed By: Harry Keller

Nach einem Banküberfall flüchten sich Heller (John Larch), seine drei Mitganoven Gentry (Fred MacMurray), Teach (John Gavin) und Gato (Sidney Chaplin) sowie Hellers Liebchen Chaney (Dorothy Malone) in die mitten im Apachengebiet liegende Geisterstadt Quantez am Rande der Wüste. Der bei Indianern aufgewachsene Gato nimmt Kontakt zu Häuptling Delgadito (Michael Ansara) auf, der schon im Dunkeln auf die Fremden lauert und Gato mitteilt, dass er im Morgengrauen losschlagen werde. Derweil strapaziert sich die Gruppendynamik aufs Äußerste: Niemand traut dem Anderen, alle sind auf die Beute scharf und wechselnde Kurzallianzen treiben immer mehr Keile zwischen die einstigen Partner.

Netter kleiner Ensemble-Western, der durch straff arrangierte Orts- und Zeiteinheit zu überzeugen weiß. Das alte Belagerungsthema greift auch hier wieder, tritt jedoch zugunsten der großzügigen Ausbreitung der diversen schwelenden Konflikte in den Hintergrund. Die Gefahr erfolgt in "Quantez" von zwei Seiten: aus dem Inneren heraus, sich manifestierend durch gruppeninterne Gier, Misstrauen und Opportunismus sowie aus dem Äußeren durch die bereits zahlenmäßig vollkommen übermächtige Bedrohung durch die Apachen. Am Ende überleben nur die Rechtschaffenen, respektive die, die sich moralisch noch nicht in einem Maße korrumpiert haben, das ihr Weiterleben nicht mehr rechtfertigen könnte. Insofern ist "Quantez", wie die meisten US-Western dieser Ära, auch ein streng moralisch angelegtes Lehrstück.

7/10

Harry Keller Wüste Indianer Belagerung Nacht


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WINNETOU - 3. TEIL (Harald Reinl/BRD, YU, I 1965)


"Mein Bruder."

Winnetou - 3. Teil ~ BRD/YU/I 1965
Directed By: Harald Reinl

Der üble Kapitalist Vermeulen (Veljko Maricic) verhökert aus sicherer Entfernung in Santa Fé Landparzellen an Siedler aus dem Osten, die ihm eigentlich noch gar nicht zur Verfügung stehen, da sie nach nach wie vor den Indianern gehören. Sein Mann vor Ort ist der mächtige Bandit Rollins (Rik Battaglia). Winnetou (Pierre Brice), Old Shatterhand (Lex Barker) und Sam Hawkens (Ralf Wolter) versuchen, die Pläne der Halunken zu durchkreuzen und den Stamm der Jicarillas, deren Häuptling Weißer Büffel (Dusan Antonijevic) dem Feuerwasser verfallen ist und der auf Rollins' Schmeicheleien heranfällt, vor dem drohenden Unheil zu warnen. Als Rollins Weißer Büffels Sohn (Slobodan Dimetrijevic) tötet und die Tat Winnetou in die Schuhe schiebt, ist der Zorn des Häuptlings jedoch nicht mehr zu bremsen. Am Grab von Inschu-tschuna und Nscho-tschi kommt es zur finalen Schlacht.

Das unvermeidliche Ende, Winnetous Tod. Selbst die altehrwürdigen Herren von der verleihenden Constantin sollen einst bei der Premiere ein Tränchen verdrückt haben und Horst Wendlandt erhielt bereits im Vorhinein schriftliche Morddrohungen von aufgebrachten Fans - wohlfeiles Futter für die heiß laufende PR-Maschinerie. "Winnetou - 3. Teil" ist mein persönlicher Lieblings-May-Western und wohl jener Franchise-Beitrag, den ich seit frühester Kindheit am Häufigsten geschaut habe. Warum gefällt er mir noch heute so gut? Dafür gibt es mehrere Gründe: Dies ist der Film der Reihe, der sich am allermeisten um eine Art von international tragfähiger Ernsthaftigkeit bemüht. Wie in keiner anderen seiner Produktionen gelang es Hotte Wendlandt hier, das untrügliche Flair des Krautwestern mit den Vorgaben des klassischen amerikanischen Western zu verbinden. Alberne Nebencharaktere Marke Castlepool oder Tuff-Tuff wurden diesmal wohlweislich ausgespart und mit Ausnahme weniger Gags, die ein verhältnismäßig zurückhaltender Ralf Wolter verantworten muss, geht es mit ungewohntem Ernst zur Sache. Dieser wirkt allerdings nie selbstzweckhaft oder erschöpft sich in permanenten Explosionen wie in den Nachfolgern. Rik Battaglia ist ein wunderbarer Winnetou-Mörder (nach eigenem Bekunden war danach dann wohl auch erstmal Schluss mit der gewohnten Fanpost-Schwemme aus Deutschland) und wenn der Apachenhäuptling seinen nahenden Tod vorausahnt und dem ungläubigen Shatterhand vor Dämmerungskulisse versichert, dass seine Seele sich bereits für das Jenseits bereitmache, fröstelt es mich in beispielloser Weise. Martin Böttchers fast schon sphärische Musik übertrifft in ihrer Gesamtheit und ihrem perfekten dramaturgischen Einsatz diesmal alles bisher Dagewesene. Zudem gibt es einmal einen wirklichen Vorzug gegenüber der mayschen Vorlage: Winnetous schlussendliche Christianisierung, die seinem Blutsbruder und den Erzähler im Roman erst richtig stolz macht, wird hier wenn überhaupt nur sehr behutsam aufgegriffen. Neunzig Jahre später durfte der "edle Wilde" wild bleiben und in seine eigenen Großen Jagdgründe entfleuchen.
Ein Abgang nach Maß - das lässt sich in diesem Falle wirklich mal mit Fug und Recht konstatieren, auch wenn ich selbst gestern zum glaube ich bislang ersten Mal am Ende nicht heulen musste.

9/10

Harald Reinl Krautwestern Winnetou Karl May Siedler Indianer Freundschaft Kavallerie New Mexico


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WINNETOU UND SHATTERHAND IM TAL DER TOTEN (Harald Reinl/BRD, YU, I 1968)


"Schrecklich - immer diese Abenteuer!"

Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten ~ BRD/YU/I 1968
Directed By: Harald Reinl

Winnetou (Pierre Brice) und Old Shatterhand (Lex Barker) helfen der Offizierstochter Mabel Kingsley (Karin Dor) dabei, die postume Ehre ihres Vaters Major Kingsley (Sima Janicijevic) wiederherzustellen. Dieser hat vor seiner Ermordung eine aus Gold bestehende Kriegskasse vor einer Gangsterclique in Sicherheit bringen können und steht nun im gerichtlichen Verdacht, mit dem Schatz nach Mexiko geflohen zu sein. Der böse Murdock (Rik Battaglia) und seine Leute sind nach wie vor hinter dem Gold her und ahnen, dass der Weg dorthin nur über Mabel und ihre tapferen Freunde führen kann.

Nachdem 1967 zum ersten Mal seit fünf Jahren kein neuer "Winnetou"-Film mehr in den Kinos gestartet war - Horst Wendlandt hatte nach den zwei letzten Flops mit dem Thema abgeschlossen - wagte Atze Brauner seinen zweiten und letzten Versuch, mit einer "Alternativ-Geschichte" um die sich immer noch einiger Beliebtheit erfreuenden Blutsbrüder Kasse zu machen. Dafür ging er aufs Ganze: Nicht genug damit, dass er fast ausschließlich "Winnetou"-erfahrenes Personal verpflichtete (Harald Reinl konnte sich im Nachhinein rühmen, den ersten und den letzten "Winnetou"-Film inszeniert zu haben und bildete somit die große Klammer der Reihe, Ernst W. Kalinke war nochmal dp, Hermann Haller besorgte den Schnitt, Martin Böttcher die - wieder sehr schöne - Musik, Stipe Delic war erneut 2nd-Unit-Regisseur und sogar die von Wendlandt vielgerühmte jugoslawische Jadran-Film coproduzierte ein letztes Mal), seine mäandernde Geschichte bildete eine Art "Best Of", die Besetzung ein dazu passendes "Who's Who" der Serie und konnte mit diversen bekannten Gesichtern aufwarten, zu denen neben den beiden Titelhelden die besagte Karin Dor, Ralf Wolter, Eddi Arent, Rik Battaglia und die Jugoslawen Vladimir Medar und Branko Spoljar zählten. Einzig Maro Girotti und Götz George vermisst man. Zudem durfte Reinl zum Grand Canyon reisen, um vor dort erstmals ein paar "authentische" Wildwest-Aufnahmen mitzubringen, die der Film dann auch sehr pompös (und hübsch unpassend) serviert.
Doch die Zeit für "Opas Kino", wie die just im Aufstieg begriffenen Autorenfilmer diese Art der Leinwand-Unterhaltung so abschätzig zu bezeichnen pfleg(t)en, war endgültig abgelaufen. "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" (das "Old" musste man weglassen, weil der Titel auf dem Filmplakat sonst allzu klein geraten wäre) floppte trotz des Produktionsaufwandes gewaltig und wurde nurmehr kühl belächelt. Sogar der sonst in Sachen "Winnetou" überraschend geneigte Joe Hembus schreibt in seinem "Western-Lexikon", dies siei "in jeder Hinsicht der letzte "Winnetou-Film". Das ist schlicht unwahr. Brauners Engagement machte sich nämlich sehr wohl bezahlt. Der Film ist ein deutlich opulenterer, wenngleich "inoffizieller", Abschluss der Serie als Wendlandts vergleichsweise trauriges Finale um Old Firehand. Das Team ist nochmal mit großem Elan bei der Sache und nahezu jedermann liefert eine bemerkenswert professionelle Arbeit. Das Finale im Tal der Toten mit seinen explodierenden Erdgasfontänen zählt schließlich zu den erinnerungswürdigsten Szenen der gesamten Reihe.

7/10

Harald Reinl Winnetou Karl May Krautwestern Indianer Gold





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