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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WINNETOU UND DAS HALBBLUT APANATSCHI (Harald Phillip/BRD, YU, I 1966)


"Und wenn ihr wollt, werde ich Trauzeuge sein!"

Winnetou und das Halbblut Apanatschi ~ BRD/YU/I 1966
Directed By: Harald Phillip

Winnetous (Pierre Brice) alter Freund, der Pelzjäger Mac Haller (Walter Barnes) vermacht seiner Tochter Apanatschi (Usch Glas), einer Halb-Apachin, zu ihrem 21. Geburtstag eine einst von ihm entdeckte Goldmine. Über zwei gierige Freunde Hallers (Vladimir Leib, Abdurahman Salja) verbreitet sich die Kunde um jene Mine bis hin zum Gangsterboss Curly-Bill (Ilija Djuvalekovski), der bereits dafür gesorgt hat, dass im Siedlerstädtchen Rocky Town Chaos und Anarchie herrschen. Winnetou, Old Shatterhand (Lex Barker) und Sam Hawkens (Ralf Wolter) sorgen mit Hilfe der Kiowas dafür, dass Apanatschi und ihr kleiner Bruder Happy (Marinko Cosic) diese Affäre glimpflich überstehen und die Bösewichte einmal mehr ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.

1966 bildete kein besonders gutes Jahr für die "Winnetou"-Filme. Mit "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" und dem kurz darauf entstandenen "Winnetou und sein Freund Old Firehand" erlebte Wendlandts einstiger Goldesel seine zwei großen kommerziellen Niederlagen, die dann auch das Ende der Reihe einleiteten. "Apanatschi" erfreut sich zwar bis heute ungebrochener Beliebtheit beim TV-Publikum und dürfte wahrscheinlich der am regelmäßigsten wiederholte Film der Serie sein, dennoch ist er zu deren schwächsten Beiträgen zu zählen. Fred Dengers Script ist hier und da über Gebühr albern und infantil, die so beliebte Wildwest-Romantik früherer Filme mag sich nicht mehr einstellen und sogar der Komponist Martin Böttcher schwächelt einmal, indem er sein speziell für diesen Film geschriebenes Thema klingen lässt wie eine verkitschte Vorstudie zum "Traumschiff". Mit Ilija Djuvalekovski gibt es den ersten Hauptfiesling ohne besonderes Profil und vor allem ohne den Glamour eines Mario Adorf, Rik Battaglia oder Harald Leipnitz, was dann auch dazu führte, dass er vorzeitig von seinem einstigen Sidekick Judge (Maihail Baloh) erschossen und beerbt wird. Dieser hat dafür eine der denkwürdigsten Sterbeszenen aller May-Filme. Ansonsten müht man sich, mit viel Dynamit und Explosionen zu punkten; in zwei Aufzügen wird der Sündenpfuhl Rocky Town von Shatterhand und Winnetou in die Luft gejagt. Schließlich Uschi Glas: Diese besaß auch mit knackigen 22 nicht das darstellerische Format, auf das die "Winnetou"-Filme gerade wegen sonstiger Einbußen angewiesen sind. Ihr etwas halbblutsuntypischer, bayrischer Akzent erforderte dann bis auf eine Gesangsszene wohl eine Nachsynchronisation (durch Marion Hartmann).
Doch bei aller Kritik gilt, dass selbst ein mittelmäßiger "Winnetou" sich immer noch seine speziellen Meriten zu verdienen wusste - so auch dieser.

6/10

Karl May Krautwestern Arizona Gold Winnetou Harald Philipp


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WINNETOU - 2. TEIL (Harald Reinl/BRD, YU, F, I 1964)


"Wenn Gunstick Uncles Schüsse krachen, haben Banditen nichts zu lachen - drum sind sie schleunigst ausgerissen, denn ihre Lage war bescheiden."

Winnetou - 2. Teil ~ BRD/YU/F/I 1964
Directed By: Harald Reinl

Winnetou (Pierre Brice) trifft seine große Liebe - die Häuptlingstochter Ribanna (Karin Dor) vom Stamme der Assiniboins - und muss sich gleich wieder von ihr lossagen. Denn zur Wahrung des Friedens zwischen Rot und Weiß, für den Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand (Lex Barker) bereits seit Jahren eintreten, will der Offizierssohn Leutnant Merril (Mario Girotti) Ribanna zur Frau nehmen. Nach anfänglichem Zögern willigt diese ein; schließlich steht der hehre Zweck weit über ihrem Privatglück. Derweil treibt der böse Ölprinz Bud Forrester (Anthony Steel) sein Unwesen in der Gegend. Mit Vorliebe beutet er seine Arbeiter aus, lässt er von seinen Leuten ganze Indianerdorfpopulationen abschlachten und spinnt fiese Intrigen, die für immer neue Konflikte zwischen Indianern und Armee sorgen. Ein Fall für Winnetou und Shatterhand.

Los geht es gleich mit einem Statisten im duften Plüschbärenkostüm, das einen nicht schlecht spitzen lässt. Dazu kommt im weiteren Verlauf manch gelungener, manch weniger gelungener Scherz für Eddi Arent, der zum zweiten von insgesamt drei Malen als spleeniger, entdeckungsbegieriger Lord Castlepool auftritt. "Winnetou - 2. Teil" ist der einzige Film der Reihe, in dem Shatterhand ohne seinen steten, von Ralf Wolter gespielten Sidekick Sam Hawkens auskommen muss, dafür kam nochmal Mirko Bormann als reimender Scout Gunstick Uncle zurück, ebenfalls eine überaus lustige Figur. Leider muss er viel zu früh wieder aus dem Film verschwinden und Arent das komische Feld überlassen, was recht schade ist. Mario Girotti bekommt von all seinen May-Auftritten (immerhin vier an der Zahl), zugleich der erste, seinen größten und wichtigsten Part, der ihm sogar einige Einzelszenen ohne die überlebensgroßen Hauptfiguren gestattet. In seiner einzigen May-Appearance zu sehen ist indes Klaus Kinski, der sich als biberfellmützenbewährter Sauhund ausnahmsweise sogar selbst synchronisiert hat und eine für die - wiederum bedauernswerte - Schmalheit seiner Rolle absolut fantastische Performance bietet. Kinski hätte auch einmal einen Hauptbösewicht spielen sollen, aber den Stress wollte sich Wendlandt vermutlich nicht antun.
Herrliche Schauplätze nebst den in bavaesker Farbpracht ausgeleuchteten Höhlen von Postojna gibt es wieder zu bewundern und freilich exakt jene spezifisch-atmosphärische Romantik, die man wirklich einzig in den "Winnetou"-Beiträgen Harald Reinls findet. Daher weitaus mehr als eine 'runde Sache'.

9/10

Winnetou Karl May Harald Reinl Indianer Freundschaft Kavallerie


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DER ÖLPRINZ (Harald Philipp/BRD, YU 1965)


"Ich weiß von nichts."

Der Ölprinz ~ BRD/YU 1965
Directed By: Harald Philipp

Winnetou (Pierre Brice) und Shatterhand (Stewart Granger) begeben sich auf die Spur eines infamen Ölprinzen (Harald Leipnitz), der sich nicht nur zum Monopolisten aufschwingen will, sondern seiner blauäugigen Kundschaft auch noch falsche, präparierte Ölquellen andreht. Als der Ölprinz erfährt, dass der in einem Siedlertreck mitreisende Mr. Bergmann (Veljko Maricic) einen Sack voll Gold unterm Kopfkissen mit sich führt, will er auch diesen an sich bringen Dazu sät er Zwietracht zwischen den Utah, in deren Stammesgebiet die Siedler sich niederlassen wollen und den Weißen, indem er den Häuptlingssohn (Sime Jagarinac) hinterrücks ermorden lässt. Für Surehand zählz nun jede Sekunde, denn der wahre Mörder muss her...

Man kann "Der Ölprinz", dem zweiten und mittleren Rialto-Western mit Stewart Granger, sicherlich manches vorwerfen: Dass er wieder einmal völlig vorlagenentfremdet ist, dass er für die Reihe ungewohnt flache Rückprojektionen beinhaltet (besonders vermeidenswert in der Eröffnungssequenz und bei einer späteren Floßfahrt auf etwas unglaubhaft reißenden Wassern) und dass er als einziger May-Western auf die obligatorische Anrede in der 2. Person Plural verzichtet und stattdessen mit der 3., also mit "Sie" und Ihnen" operiert, was nach bislang sechs geschauten Titeln sogleich als merkwürdig befremdlich ins Ohr geht. Dennoch ist "Der Ölprinz" mir der liebste unter den drei Surehands, er verfügt mit dem von Heinz Erhardt gespielten Kantor Hampel über eine der lustigsten und schönsten Nebenfiguren der gesamten Reihe mitsamt großartigen Auftritten sowie mit Harald Leipnitz als dem namenlosen Ölprinzen über meinen Lieblingsschurken aus allen Winnetous - trotz Herbert Lom oder Mario Adorf. Allein Leipnitz' wunderbar sonore Stimme macht ihn unverwechselbar und mit welch genüsslicher Diabolik er seinen Hundsfott von Bösewicht umsprüht, das zeugt von höchster Könnerschaft. Der Ölprinz ist nämlich nicht nur brutal, egoistisch, hinterhältig und sadistisch, sondern erweist sich am Ende, als die Quittung für seine Untaten auf ihn wartet, auch noch als feiger Jammerlappen. Damit dürfte er einen realistischeren Oberbanditen abgeben als all seine ähnlich geschniegelten Vorgänger und Nachfolger zusammen...

8/10

Harald Philipp Winnetou Krautwestern Karl May Indianer Freundschaft Siedler Treck


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UNTER GEIERN (Alfred Vohrer/BRD, YU, I, F 1964)


"Ihr seid doch alle gleich, alle miteinander!"

Unter Geiern ~ BRD/YU/I/F 1964
Directed By: Alfred Vohrer

Winnetou (Pierre Brice), Old Surehand (Stewart Granger), Old Wabble (Paddy Fox) und der junge Martin Baumann (Götz George) begeben sich daran, die Bande der "Geier" unter dem Vorsitz des schurkischen Preston (Sieghardt Rupp) unschädlich zu machen, die ihm Llano Estacado, dem Grenzgebiet zwischen Arizona und New Mexico, brandschatzen und morden, was das Zeug hält. Unter anderem haben die Geier bereits Baumanns Mutter und Schwester auf dem Gewissen sowie den alten Schoschonen-Häuptling, dessen Sohn Wokadeh (Gojko Mitic) auf Rache aus ist. Als die Geier planen, einen Siedlertreck zu überfallen, bringen Winnetou und Surehand wieder alles ins Lot.

Der erste "Winnetou"-Film, der von Hotte Wendlandts Granger-Besetzungscoup zehren konnte, ging ein wenig zu Lasten Lex Barkers, der ursprünglich wieder neben Pierre Brice hatte auftreten sollen, jedoch gerade für Brauners May-Mexiko-Dublette tätig war. Da die Maschine weiterzulaufen hatte, holte Wendlandt sich Stewart Granger mitsamt seinem stetigen Sidekick Paddy Fox (eigentlich Milan Srdoc), beides Figuren, die nicht nur völlig gegensätzlich zu ihren literarischen Vorbildern entworfen wurden, sondern die zudem in der originären Vorlage von May überhaupt nicht vorkamen. Dafür wurden andere elementare Figuren gestrichen. Wendlandts Umspringen mit den May-Erzählungen präsentierte sich als immer freier und orientierte sich an den eigenen Ressourcen, was das Publikum jedoch kaum zu stören schien. Ansonsten ist hier gute Laune Trumpf: Dass diverse Personen massakriert werden (es gibt eine Szene, die ganz ähnlich zu jener in Fords "The Searchers" angelegt ist, in der Ethan Edwards und Martin Pawley die von den Comanchen getöteten Leichen ihrer Lieben finden), schert einen nur kurz, dann greifen wieder Action und Vergnügen. Jenes ist nicht zuletzt einer überaus großzügig dekolletierten Elke Sommer zuzuschreiben, deren Primäraufgaben wohl im Vorzeigen und breitem Grinsen bestanden. Sieghardt Rupp ist ein toller, leider nur einmalig zu sehender Oberbandit, derweil Mario Girotti/Terence Hill im Gegensatz zum kurz zuvor entstandenen "Winnetou - 2. Teil" bloß eine sehr kleine Rolle abbekommen hat.

7/10

Karl May Alfred Vohrer Winnetou Krautwestern New Mexico Freundschaft Rache Treck


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OLD SUREHAND (Alfred Vohrer/BRD, YU 1965)


"Au! Das kommt vom Trinken!" - "Ja, genau. Davon wird die Haut so spröde."

Old Surehand ~ BRD/YU 1965
Directed By: Alfred Vohrer

Johnny Garden (Stewart Granger), jenseits des Missouri allerorten als treffsicherer Westmann 'Old Surehand' bekannt, ist seit drei Jahren auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders. Als er sich dem Städtchen Madison nähert, scheint sich endlich eine heiße Spur zu ergeben: Ein paar Tramps haben vor der Stadt einen Zug überfallen und sind außerdem dafür verantwortlich, dass die Komantschen fälschlich verdächtigt werden, einen Farmerssohn (Miroslav Buhin) getötet zu haben. Damit nicht genug, ermorden sie noch den alten Goldsucher Ben O'Brian (Vladimir Medar). Surehand, der zunächst auf eine falsche Fährte gelotst wird, die ihm jedoch immerhin seinen alten Kumpel Old Wabble (Paddy Fox) zurückbringt, tut sich mit Winnetou (Pierre Brice) zusammen, um den garstigen Banditen, denen der unehrenhaft entlassene Ex-Konföderierte O'Neille (Larry Penell) vorsteht, den Garaus zu machen. Dank Winnetous Hilfe schlagen sich schließlich sogar die rachsüchtigen Komantschen auf die Seite der Helden.

Ebenso launiger wie witziger Beitrag zur May-Serie der Rialto, mit dem es, wie ja eigentlich mit jedem Film der Reihe, wieder in mehrerlei Hinsicht eine besondere Bewandnis hat: Obgleich er Stewart Grangers letzter von drei Auftritten als Old Surehand markierte, steht er chronologisch vor den beiden eher gefertigten Winnetou/Surehand-Filmen "Unter Geiern" und "Der Ölprinz". Die Dreharbeiten begannen nur wenige Tage nach der Premiere von "Winnetou III", an dessen Ende der Apachenhäuptling ja bekanntlich das Zeitliche segnen muss. Um sich die Gunst des Publikums zu bewahren, kündigte Hotte Wendlandt quasi am Premierenabend an, dass Winnetou nur infolge seines Filmtodes für ihn noch lange nicht gestorben sei, sondern es noch viele weitere Abenteuer mit ihm geben werde. Da Lex Barker für Atze Brauner just an "Im Reiche des Silbernen Löwen" arbeitete, stand er Wendlandt gerade nicht zur Verfügung, der daher nochmal auf Granger zurückgriff und den ursprünglich den vielversprechenden Zusatz "1. Teil" tragenden "Old Surehand" (dem jedoch nie ein zweiter folgte) vom Stapel ließ. Die Chemie zwischen Brice und Granger stimmte allerdings nurmehr vor den Kameras; dem Vernehmen nach benahm der arrogante Granger sich hinter den Kulissen wie die Axt und gab jeder noch so üblen Form von Starallüren nach, was einen weiteren "Surehand"-Film unmöglich machte. Zudem honorierte das Publikum nicht den Drehbuchkurs Fred Dengers, der Winnetou quasi kaum mehr zuschrieb denn den Part eines Stichwortgebers: "Old Surehand" war der erste May-Film, der keine Goldene Kamera mehr einheimsen konnte und der praktisch den allmählichen Niedergang der Reihe einläutete. Dabei ist er durchaus gelungen, gekonnt, amüsant und aufwändig produziert, wenngleich Grangers selbsträsonistisches Gehabe sogar bis in seine Rolle hinein zu spüren ist.

8/10

Alfred Vohrer Karl May Krautwestern Winnetou Freundschaft Indianer


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OLD SHATTERHAND (Hugo Fregonese/BRD, F, I, YU 1964)


"Hier im Westen klingen die Melodien anders."

Old Shatterhand ~ BRD/F/I/YU 1964
Directed By: Hugo Fregonese

Der rachsüchtige Kavallerie-Offizier Bradley (Guy Madison) will einen neuen Indianerkrieg mit den Apachen provozieren. Zu diesem Zwecke intrigiert er gegen den Stamm und verbündet sich mit dem Banditen Dixon (Rik Battaglia) sowie den käuflichen Komantschen, die ihn bei seinen sinistren Plänen unterstützen, die unter anderem Siedlermord, Lynchjustiz, Vergewaltigung und Raub beinhalten. Old Shatterhand (Lex Barker), Winnetou (Pierre Brice), sein Adoptivsohn Tujunga (Alain Tissier) und Sam Hawkens (Ralf Wolter) gehen gegen Bradley vor.

Hotte Wendlandts größter Konkurrent war der CCC-Chef Artur 'Atze' Brauner, den bereits die Wallace-Erfolge der Rialto madig gemacht hatten und der praktisch für jeden von Wendlandts Schachzügen nicht minder geschäftstüchtige Repliken parat hatte. Bezüglich der Wallace-Reihe etwa vermarktete er Romanadaptionen von Wallaces Sohn Bryan Edgar und dachte sich ein den Wallace-Streifen ähnlich gestricktes "Dr. Mabuse"-Revival aus. Der gewaltige Einschlag der ersten zwei von der Rialto produzierten May-Verfilmungen "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" wurmte Brauner wiederum, dem sich neuerlich das Problem stellte, dass Wendlandt sich die Rechte an sämtlichen May-Westerntiteln gesichert hatte. Die Figuren jedoch waren frei und so ließ Brauner kurzerhand eine eigene "Winnetou"-Geschichte ersinnen, die den recht offensichtlichen Titel "Old Shatterhand" erhielt. Brauners größter Schachzug bestand in der Folge darin, mit Brice, Barker und Wolter die drei bereits bekannten, wiederum nicht exklusiv an Wendlandt gebundenen Darsteller der zwei 'Vorgängerfilme' zu engagieren. Um Wendlandt nicht nur auf Augenhöhe zu begegnen, sondern ihn wenn möglich gar zu übertrumpfen, steckte Brauner ein immenses Budget in sein Projekt (bis heute das höchste für einen "ernsten" Krautwestern), das sich unter anderem im Engagieren teuren Personals niederschlug. Der Argentinier Hugo Fregonese hatte bereits einige hochgeschätzte Hollywood-Western inszeniert und auch Guy Madison hatte seine Erfahrungen als Held vieler Studioarbeiten gesammelt. Die pompöse Musik stammte von Riz Ortolani und mit der hübschen Daliah Lavi gab es das erste und einzige Mal eine splitternackte Dame in einem May-Western. Das Publikum honorierte Brauners Anstrengungen mit fleißigem Zuspruch.
Man muss wohl einräumen, dass "Old Shatterhand" nicht ganz das Flair der beiden Wendlandt-Filme besitzt. Er wirkt, was ja auch der Realität entspricht, als sei er mit deutlich heißerer Nadel gestrickt. Die Kreierung von Daliah Lavis Figur der vielsagend benannten 'Paloma Nakama, Taube der schäumenden Wasser", dient einzig und allein der visuellen Ausschmückung und der Nebenplot um Winnetous Stiefsohn ist der peinliche Versuch, nach den Toden von Nscho-tschi und Intschu-tschuna neuerliches Publikumsmitleid zu evozieren. Dennoch spürt man, dass hier hollywoodgeschulte Hände am Werk waren, die eine ganz andere Form der Professionalität und Internationalität zu Tage förderten als die von Reinl zuvor.

7/10

Winnetou Karl May Hugo Fregonese Arizona Kavallerie Rache Freundschaft Krautwestern Indianer Treck


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WINNETOU - 1. TEIL (Harald Reinl/BRD, YU, I 1963)


"Mir juckt der Zweitskalp, wenn ich mich nicht irre. E-he."

Winnetou 1. Teil ~ BRD/YU/I 1963
Directed By: Harald Reinl

Der böse Eisenbahnangestellte Santer (Mario Adorf) arbeitet in die eigene Tasche und lässt die Gesellschaft trotz anderslauternder Planung die neue Bahnstrecke mitten durch die Jagdgründe der Mescalero-Apachen bauen. Darüberhinaus ist er auf die Goldvorräte des Stammes scharf. Für seine Pläne verbündet er sich mit dem versoffenen Kiowa-Häuptling Tangua (Tomslav Erak) und dessen Untergebenen. Da kommt ein deutschstämmiger Ingenieur aus dem Osten ins Camp der Eisenbahner, der sich aufgrund seines harten Schlags umgehend den Namen "Old Shatterhand" erwirbt und geht gegen Santers Machenschaften vor. Auch das Greenhorn kann aber nicht verhindern, dass Santer Klekih-petra (Hrvoje Svob), den weißen Lehrmeister des Häuptlingssohnes Winnetou (Pierre Brice) ermordet. Bis zur Freund- und Blutsbrüderschaft Winnetous und Old Shatterhands und bis zu Santers gerechter Bestrafung ist es noch ein weiter Weg...

Nach dem immensen Erfolg von "Der Schatz im Silbersee" erschnupperte Rialto-Chef Horst 'Hotte' Wendlandt rasch, dass er mit den Rechten an den May-Western-Titeln einen goldene Dukaten scheißenden Esel im Stall hatte, bereits den zweiten nach seiner erst vor wenigen Jahren gestarteten Reihe von Wallace-Krimis. Das Publikum liebte das ungleiche Gespann Barker und Brice sowie deren lustigen Kompagnon Sam Hawkens, gespielt von Ralf Wolter. Nach diesem ersten "Winnetou"-Film, der mit wildromantischem Habitus die Anfänge der Freundschaft zwischen dem edlen Häuptling und dem tapferen Westmann nachzeichnete, hatte Wendlandt seine vorläufige Stammzuschauerschaft dann auch endgültig im Sack. Gefilmt wurde mit einer eigens aus den Staaten herangeschafften CinemaScope-Kamera um noch mehr Wildwest-Flair zu erzeugen; die abgefilmten Schauplätze an der jugoslawischen Adria assoziierte Wirtschaftswunder-Deutschland fortan fest mit der Prärie Arizonas. Martin Böttchers berühmte Musik, und damit meine ich nicht nur das Titelthema, ist himmlisch und evoziert als drittes Mosaikelement jene so archetypische "Winnetou"- Atmosphäre. Mario Adorf, der zur Unterstreichung der seine Figur einfordernden Diabolik von Rainer Brandt übersynchronisiert wurde, ist ein toller Santer (der in der Buchtrilogie bis zum Finale immer wieder entwischen kann, hier jedoch bereits einen bunten Doppeltod stirbt - was Wunder, nachdem er Winnetous gesamte Familie ausgelöscht hat, hätte man ihn unmöglich noch länger laufen lassen können), die Gags mit Chris Howland als spleenigem englischen Fotografen derweil sind himmlschreiend albern.
Anstatt des ursprünglich eingeplanten Alfred Vohrer wurde die Rialto praktisch von Publikum und Presse genötigt, nach "Der Schatz im Silbersee" erneut Harald Reinl zu verpflichten, was dann letztlich auch geschah. So ist "Winnetou - 1. Teil" nicht nur einer der schönsten Beiträge zur Reihe, sondern damit einhergehend auch einer der schönsten Krautwestern.

9/10

Harald Reinl Krautwestern Karl May Winnetou Indianer Freundschaft Eisenbahn Prequel


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WINNETOU UND SEIN FREUND OLD FIREHAND (Alfred Vohrer/BRD, YU 1966)


"Winnetou weiß Hilfe."

Winnetou und sein Freund Old Firehand ~ BRD/YU 1966
Directed By: Alfred Vohrer

Nahe der mexikanischen Grenze treffen der Häuptlingssohn Winnetou (Pierre Brice) und seine Schwester Nscho-tschi (Marie Versini) auf den legendären Westmann und Trapper Jason Waade (Rod Cameron), genannt Old Firehand, und seine Freunde. Und das gerade zur rechten Zeit, denn Winnetou ist einigen Desperados aus der Gang des Banditen Silers (Harald Leipnitz) auf den Fersen, die ihm eine Herde Mustangs entwendet haben. Zusammen mit Old Firehand erledigt Winnetou die Burschen und reitet in das kleine Städtchen Miramonte, um sich dort gesetzliche Hilfe zu holen. Hier ist bereits Silers' jüngerer Bruder (Walter Wilz) bereits in die Fänge von General Mendozza (Rik Battaglia) gegangen, der selbigen als Druckmittel gegen den gefürchteten Halunken einsetzen will. In Mendozza finden Winnetou und Firehand einen wichtigen Verbündeten. Außerdem begegnet Old Firehand seiner alten Flamme Michèle (Nadia Gray) und seinem ihm bislang unbekannten, siebzehnjährigen Sohn Jace (Jörg Marquard). Als die Bürger von Miramonte einen Ausfall wagen, kommt Silers ihnen zuvor, richtet ein Massaker an und stellt die Stadt unter Belagerung. Doch die wackeren Recken stellen sich ihm tapfer entgegen.

Eine "Winnetou"-Werkschau mag man bei sinnsuchender Herangehensweise entweder in der Reihenfolge der insgesamt elf Filmenstehungen begehen oder handlungschronologisch. Diese Methode erlaubt manchen Spielraum und erfordert eigentlich nur dreierlei Berücksichtigungen, nämlich die korrekte Positionierung von "Winnetou I" sowie die passende Wahl des Start- und Endpunktes. Letzterer ist unschwer auszumachen: Am Ende von "Winnetou III" stirbt der berühmte Apachenhäuptling seinen spektakulären Tod. Doch womit beginnen? Mitnichten bildet nämlich "Winnetou I" den zeitlichen Auftakt der Abenteuer des Helden, sondern der noch nach dem Trilogieabschluss entstandene "Winnetou und sein Freund Old Firehand", der vor der ersten Begegnung des Häuptlings mit seinem späteren Blutsbruder Old Shatterhand angesiedelt ist. Winnetous in "Winnetou I" getötete Schwester Nscho-tschi darf hier quasi noch einmal auferstehen und sich in ihr erstes Bleichgesicht (Todd Armstrong) verlieben, Winnetou derweil lernt den ersten seiner diversen "Old-XY-Freunde" kennen (derer sollten es im Film viere sein: Old Shatterhand, Old Surehand, Old Wabble und Old Firehand). Ferner fällt "Old Firehand" um einiges härter aus als die meisten anderen Beiträge zur Reihe, orientiert sich deutlich an der visuellen Kargheit der jüngeren Italowestern, insbesondere der in Mexiko angesiedelten und hält nur vergleichsweise wenig screentime für Pierre Brice (der hier das einzige Mal von Thomas Danneberg gesprochen wird) bereit.
"Winnetou und sein Freund Old Firehand" dürfte außerdem der am wenigsten gezeigte und gesehene sowie der ungeliebteste Beitrag der gesamten Serie sein - dabei sind viele wichtige Grundelemente vorhanden, first of all ein nettes neues musikalisches Thema von Western-Ausnahmekomponist Peter Thomas. Mit Harald Leipnitz gibt es einen erstklassigen Oberschurken (der etwas weniger elegant auftritt als gewohnt) und Rik Battaglia, sonst als Bösewicht zu sehen, darf hier ausnahmsweise auch einmal einen Heros geben. Als beknackter Brite, üblicherweise die Domäne von Eddi Arent oder Chris Howland, ist das erste und einzige Mal Viktor de Kowa zu sehen, der eine herrlich überspitzt-tuckige Darstellung liefert.
Ich habe bei aller(berechtigten) Kritik ja durchaus meinen Spaß mit "Old Firehand", weswegen ich ihn auch nicht ungern als Startschuss nutz(t)e.

6/10

Alfred Vohrer Winnetou Karl May Krautwestern Mexiko Prequel Freundschaft


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THERE WAS A CROOKED MAN... (Joseph L. Mankiewicz/USA 1970)


"They're killing me by inches!"

There Was A Crooked Man... (Zwei dreckige Halunken) ~ USA 1970
Directed By: Joseph L. Mankiewicz

Der geschickte Bandit Paris Pitman Jr. (Kirk Douglas) wird nach einem Raubüberfall auf einen reichen Geschätsmann (Arthur O'Connell) durch einen dummen Zufall erwischt und zu einer zehnjährigen Haftstrafe in einem Wüstengefängnis verurteilt. Dort versichert er sich der Freundschaft diverser Mithäftlinge und wiegt den neuen Direktor Woodward Lopeman (Henry Fonda) vorsorglich in Sicherheit, derweil er seinen Ausbruch von langer Hand plant. Als Pitman diesen dann mit aller gebührlichen Skrupellosigkeit durchführt, wird auch Lopemans moralische Integrität auf eine harte Probe gestellt.

Mankiewicz' vorletzter Film liegt ganz auf der Linie all der zynischen Westernkomödien dieser Zeit, die samtens auch irgendwie ein Stück New Hollywood symbolisieren. Die Zeit der dreifach chemisch gereinigten, der geläuterten und selbst die der zweifelnden Helden von Errol Flynn über Randolph Scott bis hin zu Jimmy Stewart ist nun endgültig vorüber. Das Genre ist einmal über den Atlantik gerauscht und mit kurzer Verweildauer am Stiefel sowie um einige Lebenserfahrung reicher wieder zurückgekehrt. Was mit den alten Heroen geschehen kann, zeigte ganz besonders Leones "C'Era Una Volta Il West", in dem der einst so strahlend amerikanische Henry Fonda tabakrotzend Kinder abknallte, Krüppel zusammendrosch und Frauen annektierte. Einen kleinen Hauch 'Frank' hat am Ende auch Woodward Lopeman abbekommen, als er der von ihm so begehrlich vorangetriebenen Resozialisierung den Mittelfinger zeigt und über die Grenze abhaut. Ganz besonders fies aber zeigt sich hier Kirk Douglas, der ja zeitlebens immer mal gern auch als Lump zu gebrauchen war. Während man fast den gesamten Film über noch Sympathien zu ihm hegt, ist gegen Schluss, als er kalt lächelnd dem Opportunismus frönt, der Ofen aus und sein Tod im Zuge göttlicher/Hollywood-Gerechtigkeit erscheint überaus gerechtfertigt. Ansonsten ist der Film als einer der wenigen Knastwestern sicherlich etwas Besonderes, wenngleich erzählzeitlich leicht überstrapaziert. Warren Oates' Part fällt zu klein aus, der von Trini Lopez schmissig vorgetragene Titelsong, dessen Refraingestalt nun gar nicht mehr so offensichtlich ist wie noch zu Beginn, reflektiert indes das volle Maß an Zeitflair.

7/10

Joseph L. Mankiewicz Gefängnis Robert Benton New Mexico Schwarze Komödie


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THE APPALOOSA (Sidney J. Furie/USA 1966)


"The men I killed needed killin' and the women wanted sinnin', and well, I never was one much to argue."

The Appaloosa (Südwest nach Sonora) ~ USA 1966
Directed By: Sidney J. Furie

Für den von einem mexikanischen Farmer aufgezogenen Matt (Marlon Brando) symbolisiert sein edler neuer Apaloosa-Hengst eine goldene Zukunft. Zusammen mit seinem Stiefbruder Paco (Rafael Campos) träumt Matt davon, ein Gestüt aufzubauen und reich zu werden. Diese Pläne zerplatzen wie eine Seifenblase, als Matt sich mit dem mächtigen Desperado Chuy Medina (John Saxon) anlegt, der ihm seinen Appaloosa stiehlt und Matt bis aufs Blut demütigt. Obgleich er eigentlich keine Chance gegen ihn hat, verfolgt der zielstrebige Matt den Gangster bis über die mexikanische Grenze nach Sonora. Chuys gedemütigter Frau (Anjanette Corner) kommt diese Wendung der Ereignisse gerade recht.

Es muss eine bessere Zeit gewesen sein, da ein Regisseur wie Sidney J. Furie Filme wie diesen hat machen können; einen existenzialistischen, stilvollen Western mit unterkühlter Emotion auf Sparflamme, einem brillant agierenden Antagonisten-Duo, dem der einen Durchschnittsweißen spielende Brando und der virile Saxon als grinsender Latino-Bandit zwei Gesichter einer Medaille verleihen. Eine nie ganz durchbrechende, das Geschehen jedoch latent beherrschende Härte wohnt "The Appaloosa" inne, zweifelsohne abgeschaut beim Spaghetti-Western, jedoch unter Berücksichtigung der traditionellen Qualitäten des amerikanischen Genrefilms realisiert. Brando, der um diese Zeit bereits ordentlich an Gewicht zugelegt hatte, dessen Karriere sich nicht nur infolge dessen auf Tiefflug befand und der ergo in zunehmend unpopulären Projekten auftrat, tut es gut, die Rolle dieses träumerischen Jedermann zu spielen: Seine eiserne Entschlossenheit treibt ihn voran, nicht etwa sein Können oder sein Heldentum. Das immer wieder gern zitierte Armdrückduell mit Skorpion-Falle muss er gegen Saxon sogar verlieren. Nur ein Brando konnte sich so etwas leisten, ohne entschieden an Zutrauen einzubüßen. Und wie Furie und Russell Metty mit der Tiefenschärfe jonglieren und wunderbare Einstellungen daherzaubern, das ist nicht etwa prätentiös, sondern wirkliche Kunst.

8/10

Sidney J. Furie Mexiko Duell





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