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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE ALAMO (John Lee Hancock/USA 2004)


"It's amazing what a little harmony will do."

The Alamo ~ USA 2004
Directed By: John Lee Hancock

Im Frühjahr 1836 bedroht der mexikanische General Santa Anna (Emilio Echevarría), der sich selbst gern als 'Napoleon des Westens' betrachtet, die werdende Republik Texas. Zwischen ihm und dem Norden befindet sich als symbolische Bastion allerdings noch das Fort Alamo, das von dem Militärkarrieristen Travis (Patrick Wilson), dem knochenharten Milizenführer Jim Bowie (Jason Patric) und dem legendären trapper Davy Crockett (Billy Bob Thornton) sowie deren Männern gehalten wird. Vergeblich warten sie auf die Unterstützung von dem weiter nördlich lagernden Sam Houston (Dennis Quaid), der weiß, dass Alamo im Grunde bereits verloren ist und Santa Anna schließlich auf übersichtlicherem Terrain besiegt.

John Waynes ehrgeiziges Projekt "The Alamo" hat seine Meriten, keine Fragen. Und diese sind sicherlich auch berechtigt. Im Prinzip bildet John Lee Hancocks 04er-Verfilmung der Ereignisse um das berühmte Fort im Direktvergleich - wenngleich nichzt das interessantere - so doch das gelungenere, weil gelassenere, entspanntere Werk. Den geschichtsklitternden Heroismus Waynes spart Hancocks Film zumindest teilweise aus, wenngleich auch er die drei Helden des Forts, insbesondere den von Thornton gespielten Davy Crockett, ebenso wie der alte Film als kantige Sympathieträger zeichnet. Ansonsten zehrt "The Alamo" von seinen ausladenden, vitalen Bildern, die ihn zu einem im klassischen Sinne schönen, ungemein ästhetischen Film machen, dessen anachronistische Entstehung angesichts seines vorhersehbaren kommerziellen Scheiterns inmitten einer an maßloser Geschwindigkeit und Oberflächeneffekten krankenden Ära umso seltsamer anmutet.

9/10

John Lee Hancock period piece Historie Texas Mexiko Freundschaft Belagerung


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DALLAS (Stuart Heisler/USA 1950)


"You're going to be the shortest lived marshal on record."

Dallas (Todfeindschaft) ~ USA 1950
Directed By: Stuart Heisler

Kurz nach dem Bürgerkrieg terrorisieren der zwielichtige Grundstücksmakler Will Marlow (Raymond Massey) und seine beiden brüder Bryant (Steve Cochran) und Longfellow (Zon Murray) die Gegend um die im Wachsen begriffene Stadt Dallas. Als Notbehelf kommt der Bostoner Marshal Weatherby (Leif Erickson) in den Süden, der sich am Colt jedoch als eine völlige Niete entpuppt. Anstelle des ursprünglich als Schützenhilfe angedachten Wild Bill Hickok (Reed Hadley) gesellt sich der steckbrieflich gesuchte Ex-Konföderierten-Offizier und Vigilant Blayde Hollister (Gary Cooper), der seit Kriegsende gegen Redlegs und andere Plünderer aus dem Norden vorgeht, incognito zu Weatherby. Hollister hat mit den Marlows noch eine private Rechnung offen, da er sie im Verdacht hat, dereinst seine Farm niedergebrannt zu haben. Zusätzliche Komplikationen ergeben sich, als Weatherbys Verlobte Antonia (Ruth Roman) und Hollister sich ineinander verlieben.

Erst ab der Hälfte nimmt Heislers kleiner Farbwestern die Fahrt auf, derer er gleich von Anfang an bedurft hätte - dann jedoch entwickelt er sich zu einem durchaus flott gemachten Genrestück mit vielen Verfolgungsjagden, Schauwerten und lauen emotionalen Wechselbädern. Eine neu erstandene Freundschaft - ausgerechnet zwischen Nord- und Südstaatler - muss sich bewähren, und das nicht nur vor dem Hintergrund der noch immer omnipräsenten Mentalitätsdifferenzen, sondern zudem angesichts einer von beiden geliebten Frau. So weit, so gut. Heisler besitzt allerdings keinerlei Gespür für die Dynamik von Schießereien. Sobald zwei gunslinger gegeneinander antreten, und just dieses geschieht in "Dallas" nicht eben selten, wirkt das folgende Duell wie auf einem Kinderspielplatz mit Plastikpistolen aufgenommen.
Der große Gary Cooper, der um diese Zeit etwas an Popularität eingebüßt hatte und dessen Comeback mit "High Noon" und einigen anderen formidablen Western von Mann, Daves oder Aldrich noch Zukunftsmusik war, hat solche mediokren Zweitgeigensoli eigentlich nicht verdient. Er überstrahlt förmlich den gesamten Film mit seiner bloßen Gegenwart. Zudem liegt hier eine, im klassischen Synchronfach überaus seltene, stimmliche Fehlbesetzung in der deutschen Fassung vor. Coop, der einen Wolfgang Lukschy oder Heinz Engelmann brauchte, um auch auf deutsch adäquat zu klingen, wird hier von Siegfried Schürenberg gesprochen - besonders, da Lukschy auf Massey besetzt wurde und somit zur Verfügung stand, eine Tatsache, die noch immer fürchterlich unmotiviert und unpassend erscheint.

6/10

Stuart Heisler Texas Südstaaten Dallas Freundschaft


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SPRINGFIELD RIFLE (André De Toth/USA 1952)


"After the war, well, bitterness loses its taste and many things are forgotten." - "I hope so."

Springfield Rifle (Gegenspionage) ~ USA 1952
Directed By: André De Toth

Washington D.C., 1864. Für den Obersten Sharpe (Wilton Graff) gibt es keinen Zweifel: Ein unerkannter Spion der Rebellen in den Reihen der Union sorgt dafür, dass jeder Pferdetransport der letzten Zeit abgefangen und den Konföderierten zugespielt wird. Hier hilft nur die Maßnahme der Gegenspionage: Major Lex Kearney (Gary Cooper) wird zum Schein unehrenhaft aus der Armee entlassen, um herauszufinden, wer für die Pferdediebstähle verantwortlich ist. Nach einigen Reibereien hat Kearney den Schuldigen ausgemacht, wird aufgrund eines dummen Fehlers allerdings festgesetzt, bevor er Meldung machen kann. Seine früheren Kameraden stehen ihm in der Not bei: Zusammen mit ihnen und einigen neuartigen Repetiergewehren kann Kearney die Gegner zur Strecke bringen und seine einstige Ehre wiederherstellen.

Ein Kriegswestern, der ebensogut auch zwanzig Jahre zuvor hätte gemacht werden mögen: Von den Fortschritten, die das Genre vor allem in psychologischer Hinsicht und bezogen auf die Konturierung der Figuren gemacht hat, lässt "Springfield Rifle" nicht viel durchblicken. Wie der zwei Jahre ältere "Winchester 73" trägt De Toths Film die Bezeichnung eines legendären Gewehrs im Titel und beweist damit vor allem eines: Niemand mit Ausnahme der Amerikaner ist zu der völlig atavistischen Kulturaussage imstand, einen Gründermythos rund um eine Feuerwaffe zu spinnen. Hier ist der deutsche Ttel ausnahmsweise sogar mal treffender, erzählt er doch wesentlich mehr über den Film als die Bezeichnung der tatsächlich bestenfalls als Gadget eingesetzten Flinte. Was bleibt, ist vor allem De Toths großartiges Talent zum Geschichtenerzählen. Er gehört noch immer zu den vollendetsten Western-Handwerkern seiner Zeit und verstand es, die bloße Story jedweder Ausschmückung entledigt und dennoch höchst sorgfältig arrangiert zu präsentieren. Für einen Platz ganz oben im Pantheon neben Ford, Hawks, Mann oder Boetticher mag das nicht reichen, ein silberner Lorbeerkranz aber ziert ganz bestimmt auch De Toths Haupt droben, im Wildwest-Olymp.

7/10

André De Toth Kavallerie Militär Sezessionskrieg Pferde Washington D.C.


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THE TRAP (Sidney Hayers/UK 1966)


"Go clean the hut."

The Trap (Wie ein Schrei im Wind) ~ UK 1966
Directed By: Sidney Hayers

Der völlig verwilderte und grobschlächtige Trapper John La Bête (Oliver Reed) verbringt 95 Prozent seines Lebens fernab jeglicher Zivilisation in den Wäldern British-Columbias mit Fallenstellen, Tierehäuten und Rumsaufen. Als er sich eines Tages entschließt, sich eine Frau zu nehmen, kommt ihm das Angebot einer gierigen Krämersfrau (Barbara Chilcott) in der Hafenstadt gerade Recht: Gegen den Obolus von 1000 Dollar bietet sie La Bête ihre Patentochter, die seit einem Indianerüberfall auf ihre Familie verstummte Eve (Rita Tushingham). La Bête zögert nicht lang und nimmt die völlig verschüchterte Frau gegen ihren Willen mit. Innerhalb eines Jahres entsteht eine seltsame, symbiotische Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar, wobei sie sich gegen seine Annäherungsversuche stets tapfer zu wehren weiß. Als sie jenen zu ihrem eigenen Entsetzen dann doch einmal stattgibt, scheint ein unsichtbares Band zerrissen: Über Umwege kehrt Eve zu ihrer Ersatzfamilie zurück, entscheidet sich jedoch nach wenigen Monaten für eine endgültige Rückkehr zu La Bête.

Ein eigenartiger Abenteuerfilm für Erwachsene, in der die Mär von der Schönen und dem Biest in tatsächlich beinahe kaum codierter Form neu erzählt wird. Nicht umsonst trägt der Frankokanadier La Bête seinen vielsagenden Rollennamen: Als mit lautem, gebrochenen Englisch krakeelender Waldmensch, der mit Blut und Därmen zu tun hat und sein letztes Paar Manieren - sofern überhaupt je gelernt - zusammen mit einer Flasche Rum heruntergespült hat, ähnelt Oliver Reed mehr Tier denn Mann. Dabei braucht er Eve, um nicht seinen letzten Faden zur Menschlichkeit zu verlieren - ihre Zartheit und Schüchternheit bildet den exakten Gegenpol zu La Bêtes lärmendem Wesen. Als er ihr schließlich sein Leben verdankt, verliert er zugleich seine Greulichkeit und schält sein Innerstes hervor, was durch einen lang hinausgeschobenen, unbeholfenen Liebesakt belohnt wird. Doch für die von ihren schrecklichen Kindheitserlebnissen noch immer schwer traumatisierte Eve kommt der vollzogene Koitus einem Verbrechen an sich selbst gleich: Sie flieht und verliert vor lauter Seelenkummer das in jener Nacht gezeugte Kind. Erst als sie mit einem braven, aber kantenlosen Bürgerssohn verheiratet werden soll, erkennt sie ihre wahre Zugehörig- und damit zugleich ihre wahre Persönlichkeit. Dabei enthält sich der Film der zwangsweise befürchteten "Falle", Rita Tushingham am Ende "sprechen zu lassen": Sie bleibt - wenngleich glücklich - stumm. Zumal La Bête sie gar nicht anders braucht.
Angereichert mit dem symbolbehafteten, faszinierten Blick des Europäers auf die unbändige Natur der Schauplätze ist "The Trap" eine höchst ungewöhnliche Romanze, die manch einer Zuschauerin misogyn erscheinen mag, hinter ihrer rauen Schale jedoch sehr viel Zärtlichkeit bereithält.

8/10

Sidney Hayers period piece Kanada


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VALDEZ IS COMING (Edwin Sherin/USA 1971)


"Tell him Valdez is coming."

Valdez Is Coming (Valdez) ~ USA 1971
Directed By: Edwin Sherin

Der mexikanische Indianerkriegsveteran und jetzige Hilfssheriff Bob Valdez (Burt Lancaster) versucht, die von dem reichen Grundbesitzer Tanner (Jon Cypher) initiierte, maßlos übertriebene Hatz auf den Farbigen Rincon (Lex Monson) zu einem glimpflichen Abschluss zu bringen. Aus Notwehr sieht sich Valdez selbst schließlich gezwungen, Rincon zu erschießen. Für dessen indianische Witwe (Juanita Penaloza) will Valdez dann zumindest ein kleines Witwengeld bei Tanner herausschlagen, was dieser zunächst mit höhnischer Ablehnung und dann mit offener Aggression kommentiert: Er lässt Valdez an ein riesiges Kreuz binden und, daran gefesselt, durch die Wildnis irren. Nach dieser Aktion greift der bislang diplomatische Hilfssheriff zu deutlich härteren Methoden, um Rincons Witwe zu ihrem Recht zu verhelfen: Er entführt Tanners Geliebte (Susan Clark) und schießt mithilfe eines Präzisionsgewehrs eine große Anzahl der von seinem Gegner entsandten Verfolger auzs dem Sattel. Am Ende steht Tanner Valdez Aug' in Aug' gegenüber...

Wenn "Valdez Is Coming" als US-Produktion angepriesen wird, so ist dies eigentlich nur die halbe Wahrheit: Wie viele im mexikanischen Grenzgebiet spielende, anglophone Western dieser Jahre wurde er in Almería gefilmt, schwer beeindruckt von der knochentrockenen Kargheit der mediterranen Vorbilder, die ja bekanntlich dem amerikanischen Western auf reziprokem (Um-)Wege noch einmal neue Impulse einimpften. "Valdez Is Coming" bildet außerdem den mittleren Teil einer dicht hintereinander entstandenen, inoffiziellen Spätwestern-Trilogie rund um den Hauptdarsteller Burt Lancaster, die mit Winners "Lawman" ihren Anfang nahm und in Aldrichs "Ulzana's Raid" ihre Kulmination fand. In allen drei falb eingefärbten Filmen spielt der einstige Genrestar ähnlich gelagerte Rollen; abgeklärte, müde Außenseiter und Profis zwischen Lebensweisheit und Altersdepression, die noch ein weiteres, unter Umständen letztes Mal gezwungen sind, zur Waffe zu greifen, um eine Hölle zu entfesseln, deren Urheber sie eigentlich nicht sind. Jeder der Filme zeichnet sich ferner durch eine zunehmend gewalttätigen Verlauf aus und zeigt Lancaster in einem bewusst als solchen gestalteten Gegenentwurf zu seinen zähnebleckenden Artistenrollen von vor zwanzig Jahren. Wie er hier allerdings einen von den Großbürgern abschätzig belächelten Chicano mit (zunächst) untertänigem Habitus und Goldkronen spielt, das ist schon nochmal etwas Besonderes. Wie seine, wiederum an den Italowestern angelehnte Märtyrer-Symbolik und seine ehrenwerte politische Parteinahme.

8/10

Edwin Sherin Elmore Leonard Grenze Menschenjagd Rache


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DJANGO UNCHAINED (Quentin Tarantino/USA 2012)


"Auf Wiedersehen."

Django Unchained ~ USA 2012
Directed By: Quentin Tarantino

Kurz vor dem Sezessionskrieg befreit der deutschstämmige Kopfgeldjäger und Dentist Dr. King Schultz (Christoph Waltz) den Schwarzen Django (Jamie Foxx) aus den Händen von Sklavenhändlern. Er hofft, durch Djangos Mithilfe ein gesuchtes Brüdertrio zu finden, das sich irgendwo in Mississippi auf einer Baumwollplantage als Aufseher verdingt. Nachdem Schultz sich von Djangos Qualitäten als Schütze überzeugt hat, bietet er ihm an, als Kompagnon für ihn zu arbeiten. Im Gegenzug würde Schultz Django helfen, im nächsten Frühjahr seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) ausfindig zu machen und auszulösen. Django schlägt ein und die beiden werden ein bewährtes, gesetzlich legitimiertes Killerduo. Schließlich finden sie Broomhilda auf dem Anwesen des öligen Rassisten Calvin Candie (Leonardo Di Caprio), ihr Plan zu ihrer Auslösung geht jedoch zunächst schief. Nun kennt Django kein Halten mehr.

Tarantino as usual. Diesmal erweist der Mann dem Spaghetti-Western seine knapp dreistündige Ehrerbietung, die sich natürlich, man kennt das mittlerweile, bei genauerem Hinsehen vor allem selbstreferenziell ausnimmt. Großartige Cameos alt- und scheinbar ausgedienter Filmhelden, die vor allem dem Eingeweihten diverses Anerkennen entlocken sollten, eine formidable Soundtrack-Kompilation, gedehnte Dialogszenen mit teil ominösesten Inhalten, die vor allem Tarantinos schwarzem Humorverständnis geschuldet sind, schließlich stark überzogene Gewaltdarstellungen, die in ihrer typischen Funktion als zusätzliches comic relief allerdings selbst für zartbesaitete Feuilletonisten stets goutierbar bleiben. Wie jedes Tarantino-Werk unterhält "Django Unchained" über seine gesamte Erzählzeit vorzüglich, beinhaltet befreiende Lacher, sorgt für manches Hallo und bewährt sich in seinen vorgefassten Bahnen. Ich würde mir jedoch wünschen, dass seine nicht kleiner zu werden scheinende Anhängerschar sich nicht immer wieder der Illusion hingibt, in seinen Werken etwas besonders Innovatives oder gar "Geniales" ausfindig machen zu können - dafür arbeitet der Mann auf inhaltlicher Ebene ganz einfach zu schematisch und wird aufgrund seiner tatsächlich sehr engmaschig gesteckten kreativen Grenzen augenscheinlich auch nie etwas Anderes zustande bringen. Das, was er macht, macht er so gut wie kein anderer; an den authentischen Dreck, an die aufrichtige Verruchtheit, den apokalyptischen Zynismus des ansonsten vielfach zitierten Originals und seiner Mitwerke aber traute sich Tarantino vermutlich nie heran. Was sollten seine Fans auch sagen? Nachher müssten sie vielleicht schlecht träumen und ihrem Idol beim nächsten Film den Rücken zukehren und wer hätte da schon etwas davon? Christoph Waltz vielleicht? Nein nein, "Django Unchained" ist ein stilvoller, spaßiger, ein guter Film, jedoch, und das ist ein nicht zu leugnender Dorn in seiner so makellos scheinenden Seite - in jeder Hinsicht völlig erwartbar.

8/10

Quentin Tarantino Texas Mississippi Südstaaten Sklaverei Freundschaft Rassismus Splatter Kopfgeldjagd Hommage Parodie


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THE FIGHTING KENTUCKIAN (George Waggner/USA 1949)


"Wouldn't you take a look to the horses?" - "I'll see to the horses."

The Fighting Kentuckian (In letzter Sekunde) ~ USA 1949
Directed By: George Waggner

Nach Napoleons Niederlage und Exil emigrieren einige der ehemaligen Bonapartisten mitsamt ihren Familien in die Neue Welt, erwerben Land in Alabama und bauen sich dort eine neue Existenz auf. John Breen (John Wayne) von der Kentucky-Miliz verliebt sich in die Generalstochter Fleurette De Marchand (Vera Ralston), die jedoch bereits dem vermeintlich heldenhaften Geschäftsmann Blake Randolph (John Howard) versprochen ist. Während seiner Werbung um Fleurette und seiner Rivalität mit Randolph deckt Breen, der sich zusammen mit seinem besten Freund Paine (Oliver Hardy) als Landvermesser tarnt, um in Fleurettes Nähe bleiben zu können, einen Grundstücksschwindel zu Ungunsten der französischen Siedler auf, der in einem Überfall auf Fleurettes Vater kulminieren soll.

Ebenso flotte wie komische Semi-Western-Romaze, die für einen veritablen Genrefilm nicht ganz das recht Setting und die rechte Ära widerspiegelt. Immerhin liefert Waggner mit "The Fighting Kentuckian", der Duke Seite an Seite mit Oliver Hardy in Fransenjacke und Waschbären-Fellmütze präsentiert, einen ungewohnten, cineastisch faktisch unbeackerten historischen Hintergrund, in dem Waterloo-Veteranen auf Südstaaten-Milizen treffen, was Gelegenheit zu einigem Hurra-Patriotismus und Ehrbekundungen gibt. Bedenkt man, dass die gesamte Geschichte derweil vor einer Romanze konstruiert wurde, könnte man sich allerdings besser Errol Flynn in der Titelrolle vorstellen als Duke, doch jener war als Warner-Zugpferd für eine Republic-Produktion vermutlich unabkömmlich. Müßig, darüber zu spekulieren, denn "The Fighting Kentuckian" ist auch so durchaus gelungen. Besonders schön natürlich die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen Wayne und seinem comic sidekick Hardy, der sich in einem besonderen Ausnahmefall von seinem Dauerpartner Stan Laurel absentierte, auch neben Duke eine im wahrsten Wortsinne imposante Figur macht und der durch seine liebenswerte Performance viel von dem Film rettet.

7/10

George Waggner Alabama Südstaaten period piece


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CAVE OF OUTLAWS (William Castle/USA 1951)


"Whom shall I trust now?"

Cave Of Outlaws (Die Höhle der Gesetzlosen) ~ USA 1951
Directed By: William Castle

Nach fünfzehn Jahren wird der einst als Teenager (Russ Tamblyn) verknackte Pete Carver (Macdonald Carey) aus dem Staatsgefägnis entlassen. Das einst von seinem Vater bei einem Zugüberfall geraubte und in einer Höhle versteckte Geld ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. So heftet sich umgehend ein Pinkerton-Detektiv (Edgar Buchanan) an Carvers Fersen in der Hoffnung, der Ex-Knacki möge den Schatz in Kürze heben. Jener zeigt derweil gehobenes Interesse an der Zeitungsredakteurin Elizabeth Trent (Alexis Smith), ganz zum Unwillen des hiesigen Kupferbarons Ben Cross (Victor Jory), der seinerseits längst ein Auge auf Elizabeth geworfen hat und gewohnt ist, unliebsame Widersacher kurzerhand aus dem Weg zu räumen...

Der erste von neuneinhalb B-Western, die der berühmte "Gimmick-Regisseur" William Castle Anfang bis Mitte der fünfziger Jahre dirigierte, ein überaus gefälliger, erstaunlich wenig exploitativer Film. Zudem verhielt es sich mit "Cave Of Outlaws" wohl vergleichsweise ernsthaft - zumindest ließ Castle hier noch die Finger von Geschichtsklitterung und albernem Hurra-Patriotismus. Wenngleich ohne große Stars auskommend und fraglos der typischen 'Abteilung Abschreibung' der Universal-Western-Produktion zuzurechnen, fasziniert "Cave Of Outlaws" somit dennoch aufgrund seiner wirklich sorgfältigen, sauberen Inszenierung und des herrlichen Technicolor, das Castle wie eine alles überlappende Ölschicht nutzt und beinahe zu einem zusätzlichen Protagonisten macht. Der - psychologisch freilich uninteressante und für die Genrehistorie von bestenfalls sekundärer Bedeutung befindliche - "Cave Of Outlaws" bildet daher eine kurzfristig höchst reizvoll affizierende Augenweide, die besonders Freunde des trivialen, kleinen Unterhaltungswestern nebst passionierten G.F.-Unger-Lesern optimal bedient.

8/10

William Castle New Mexico Schatz Höhle Duell


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UN HOMBRE LLAMADO NOON (Peter Collinson/E, UK, I 1973)


"You wanna quarrel? I'll make it easier on you: you smell."

Um Hombre Llamado Noon (Der Mann aus El Paso) ~ E/UK/I 1973
Directed By: Peter Collinson

Nachdem er im Zuge eines Mordanschlages von einer Kugel am Kopf getroffen wurde, verliert ein Mann (Richard Crenna) das Gedächtnis. Durch die Hilfe des freundlichen Gunman Rimes (Stephen Boyd) kommt er jedoch seiner Vergangenheit langsam auf die Spur: Offenbar ist er ein Profikiller namens Ruble Noon mit nebulöser Vergangenheit, dessen jüngstes Anschlagsopfer ihm zuvor gekommen ist. Zudem verfügt er, ohne es zunächst zu wissen, über einen beträchtlichen Goldschatz, den ihm der gierige Richter Niland (Farley Granger) abzujagen gedenkt.

"Un Hombre Llanado Noon" ist ein seltsamer Film, entstanden als dritter Teil einer von Euan Lloyd produzierten, britisch-spanischen Western-Trilogie nach Vorlagen des Autors Louis L'Amour, die jeweils mit ansehnlichem Staraufgebot und von einem halbwegs renommierten Regisseur als späte Eurowestern unter konstengünstiger Herstellung in Spanien gefertigt wurden. Er gewinnt durch seine schöne Atmosphäre, er fängt die Gegend um Alméria unter ganz ungewohnten, dämmrigen Lichtverhältnissen ein und spart die gleißende Wüstensonne, wie man sie üblicherweise mit diesem Ort in Verbindung bringt, bewusst aus. Ruble Noons Erinnerung symbolisierend liegt alles unter einem mysteriösen Schleier verborgen.
Ansonsten ist "Un Hombre Llanado Noon" vor allem eine Arbeit von durchaus versierten Zeitgenossen, die aber offenkundig dennoch gern wer anders wären, um nicht zu sagen, prominenteren Vorbildern nacheifern: Collinson selbst wäre gern Leone, Crenna Charles Bronson, Stephen Boyd Clint Eastwood und Luis Bacalov Ennio Morricone. Überhaupt dessen Musik - anstatt eines kleinen Mystery-Western scheint sie monumentales Bibelkino untermalen zu wollen.

6/10

Peter Collinson Eurowestern Texas Amnesie Gold Louis LAmour


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THE SEA OF GRASS (Elia Kazan/USA 1947)


"If you love me, then why don't you support me?"

The Sea Of Grass (Endlos ist die Prärie) ~ USA 1947
Directed By: Elia Kazan

In den 1880ern heiratet die wohlhabende Patriziertochter Lutie (Katharine Hepburn) aus dem Süden den Viehbaron Jim Brewton (Spencer Tracy). Die Ehe bedeutet für sie eine Reise von St. Louis nach New Mexico, wo sie mit der Einsamkeit und der Härte ihres Mannes bezüglich einiger Existenzfragen umzugehen lernen muss. Als der Hass Brewtons auf die immer wieder auf den umliegenden Weidegründen siedelnden Kleinfarmer schließlich die einzige Freundschaft Luties mit der Farmersfrau Selina (Ruth Nelson) zerstört, flüchtet sich Lutie gekränkt in eine Affäre mit dem Advokaten Chamberlain (Melvyn Douglas), aus der neun Monate später ein Sohn hervorgeht. Als Jim erfährt, dass er nicht der leibliche Vater dieses zweiten Kindes ist, wirft er Lutie aus dem Haus und erzieht den kleinen Brock wie sein eigenes Kind. Dieser jedoch beginnt schon als junger Mann die wahren Hintergründe seiner Existenz zu ahnen und entwickelt sich zu einem renitenten Lebemann zwischen Sauferei und Glücksspiel. Als sein loses Auftreten ihn eines Tages in höchste Lebensgefahr bringt, kehrt Lutie nach dem Westen zurück. Erst Brocks Tod kann sie nach so vielen Jahren wieder mit Jim versöhnen.

Der - wenn ich mich nicht verzähle - vierte von neun gemeinsamen Filmen des Paares Tracy/Hepburn findet sich zwar im Westmilieu der Jahrhundertwende angesiedelt, besitzt jedoch eher die Gestalt eines Ehe- und Familiendramas, das gleichermaßen wie eine etwas spartanischer ausgestattete Vorstudie zu George Stevens' pompöser Ferber-Adaption "Giant" wirkt. Hier wie dort erweist sich die Illusion eines naiven Mädchens aus dem Osten, sich mit einem gänzlich praktisch veranlagten, kernigen Rancher im Südwesten arrangieren und problemlos mit ihm leben zu können, als großer Ehe-Stolperstein. "The Sea Of Grass" entwickelt allerdings einen noch wesentlich dramatischeren Sog. Denn wo später (im Film) der unangepasste Jett Rink letzten Endes als Blitzableiter für die familiären Probleme der Benedicts herzuhalten hat und diese sich somit wieder einpendeln können, müssen die Brewtons ein halbes Leben ohneeinander verbringen, wenngleich ihre Liebe zueinander nie versiegt und sie beide keinen neuen Partner finden können oder wollen. Darin liegt wohl die größte tragische Erkenntnis dieses schönen, sehenswerten Kleinepos'; dass Stolz und Stumpfsinn manchmal große Teile eines Lebens zur Beinahe-Verschwendung degradieren können.

8/10

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Funxton

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