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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WILD ROVERS (Blake Edwards/USA 1971)


"Well, let's rob us a bank."

Wild Rovers (Missouri) ~ USA 1971
Directed By: Blake Edwards

Trotz des Altersunterschiedes von einem Vierteljahrhundert sind die beiden Cowboys Ross Bodine (William Holden) und Frank Post (Ryan O'Neal) beste Freunde. Sie arbeiten für den Rancher Buckman (Karl Malden), der ein gestrenges, aber gerechtes Patriarchat führt. Als einer ihrer Kollegen durch einen Pferdeunfall zu Tode kommt, beginnen Bodine und Post, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Sie kommen zu dem Schluss, dass eine Lebensänderung einzig durch einen Banküberfall zu erreichen ist - bei der Bank, auf der Buckmans Vermögen lagert. Zwar gelingt der Coup mit Ach und Krach, doch Buckman schickt den beiden Flüchtigen eine Posse, angeführt von seinen Söhnen John (Tom Skerritt) und Paul (Joe Don Baker) hinterher, die sie lebend zurückbringen soll. Doch Bodine und Post ist auf ihrem Ritt Richtung Grenze ohnehin wenig Glück beschieden...

Nur ein Western, und dann gleich ein solch meisterhafter Genrevertreter: Blake Edwards hat mit "Wild Rovers", einem melancholischen Film über Männerfreundschaft bis in den Tod, zerschossene Träume und den Verlust der Unschuld einen der besten Western der Siebziger geschaffen, trotz seiner seltenen Erwähnungen auf Augenhöhe mit den teils wesentlich profilierteren "The Wild Bunch", "The Cowboys", "Monte Walsh" oder "Pat Garret & Billy The Kid", die ja allesamt historische Endzeitszenarien entwickelten und die über Dekaden hinweg kultivierte, romantisierte Hollywood-Perzeption der Landesvergangenheit mit Präzisionsgewehren blutig, tränenreich und in Zeitlupe zur Strecke brachten. Dabei teilt sich "Wild Rovers", den Edwards ganz klassisch und episch mit Ouvertüre und Intermission versieht, gezielt in zwei Akte: Der erste zeigt die beiden Freunde auf ihrer persönlichen Erfolgsspur - unter anderem gelingt ihnen Fang und Zähmung eines Mustangs -, der zweite vollzieht eine brutale Kehrtwende in jedweder Hinsicht: Der alte Buckman wird von konkurrierenden Schafzüchtern abgeknallt, seine Söhne, die während der Verfolgung von Bodine und Post davon erfahren, vollziehen ihre Rache in der Ferne und entzweien sich. Post muss infolge eines Bauchschusses einen langen und qualvollen Tod sterben, der auch für Bodine den alleinigen Weiterritt sinnlos werden lässt. Vor der Kulisse des Monument Valley, bekanntermaßen eine von Fords bevorzugten locations, vollzieht sich das finale Drama. Danach bleibt nurmehr Leere und bleierne Traurigkeit.

10/10

Blake Edwards Freundschaft Utah Arizona Heist Flucht New Hollywood


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ANGEL AND THE BADMAN (James Edward Grant/USA 1947)


"Only a man that carries a gun ever needs one."

Angel And The Badman (Der schwarze Reiter) ~ USA 1947
Directed By: James Edward Grant

Schwer verwundet gelangt der berühmte frühere Deputy und jetzige Outlaw Quirt Evans (John Wayne) zur Farm der Quäkerfamilie Worth. Wie es sich für sie gehört, nehmen die Worths Evans vorurteilsfrei und warmherzig in ihr Heim auf - für den ansonsten eher unsteten Revolverhelden eine ganz neue Erfahrung. Besonders Penelope (Gail Russell), die Tochter des Hauses, hat es Quirt angetan. Bevor er bereit ist, von seinem bisherigen Lebenswandel Abschied zu nehmen und sich mit Penelope niederzulassen, bedarf es jedoch noch einiger Prüfungen.

Die alte Geschichte von der Sesshaftwerdung des gunslinger - hier noch zusätzlich durch das religiöse Element des besonders friedfertigen Quäker-Glaubens um eine zusätzlich pikante Note ergänzt. Für Duke bedeutete die Rolle des Quirt Evans - eines daherfabulierten früheren Kollegen Wyatt Earps und später zur Gaunerei umgeschwenkten Hallodris, der sämtliche schlechten Eigenschaften eines rauen Westgesellen in sich vereint, nur um später der Waffe abzuschwören und sich einem spießigen Farmerleben zuzuwenden, die Annahme einer relativ ungewohnten und ungewöhnlichen Perspektive. In Fonda oder Stewart hätte sie einen glaubwürdigeren Adepten gefunden, Wayne nimmt man jenen Sinneswandel bestenfalls bedingt ab. Nicht auszudenken außerdem, was Ford aus diesem Stoff gemacht, mit welcher Doppelbödigkeit und lyrischen Bilder er sich dessen angenommen hätte. So gerät "Angel And the Badman" zu einem vergleichsweise vernachlässigbaren Western, in dem vor allem Gail Russell durch ihre natürliche Attraktivität glänzt und der nunmehr vor allem für Wayne-Komplettisten von Wert sein dürfte.

6/10

James Edward Grant Arizona Quäker


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TALL IN THE SADDLE (Edwin L. Marin/USA 1944)


"I never feel sorry for anything that happens to a woman."

Tall In The Saddle (Mit Büchse und Lasso) ~ USA 1944
Directed By: Edwin L. Marin

Als der Gunman Rocklin (John Wayne) mit der Überlandkutsche nach Santa Inez, Arizona anreist, um seine neue Stelle als Vormann der KC-Ranch anzutreten, muss er sogleich erfahren, dass sein Arbeitgeber just von einem noch unbekannten Täter ermordet wurde. Die zeitgleich mit Rocklin reisende, junge Erbin Elizabeth Martin (Elisabeth Risdon) wird von ihrer herrischen Tante Clara (Audrey Long) bevormundet, die sogleich zu verhindern weiß, dass Rocklin für sie arbeitet. Stattdessen wirft die Nachbarin Arly Harolday (Ella Raines) ein Auge auf Rocklin, der die heißblütige Schützin jedoch zunächst etwas weichkochen lässt. Mehr Probleme bereiten ihm da schon der fadenscheinige Richter Garvey (Ward Bond) sowie die übereifrigen Gebrüder Clews (Paul Fix, Harry Woods), mit denen Rocklin allenthalben aneinander gerät.

Gut aufgelegt und flott inszeniert war "Tall In The Saddle" der erste Duke-Western, der einen ähnlichen Beliebtheitsgrad zu erreichen vermochte wie Fords archetypischer "Stagecoach". Gründe dafür lassen sich rasch finden; zunächst sorgt die Figurenkonstellation für heimeliges Aufgehobensein - mit Gabby Hayes gibt es einen wunderbar verschrobenen Sidekick, Ward Bond als Bösewicht ist nie wirklich so ganz böse und über Ella Raines und ihre Augen könnte ich, wahrscheinlich nicht als einziger, stundenlange Lobpreisungen anstimmen. Marin, dessen Werk keinen wirklich namhaften Klassiker vorweisen kann, war umso mehr ein typisches Exempel für den routinierten Studioregisseur, der mit schmalen Budgets hauszuhalten und solides Entertainment hervorzubringen vermochte, wofür "Tall In The Saddle" wiederum ein hervorragendes Beispiel gibt. In 19 Jahren, zwischen 1932 und 1951,verzeichnet Marin immerhin satte 56 Regisseur-Credits, darunter etliche Western (vornehmlich mit Randolph Scott), die, wäre er nicht so früh verstorben, vermutlich noch massigen Zuwachs erhalten hätten.

7/10

Edwin L. Marin Arizona


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TRIBUTE TO A BAD MAN (Robert Wise/USA 1956)


"Horse is man's slave, but treat 'em like a slave and you ain't a man."

Tribute To A Bad Man (Mein Wille ist Gesetz) ~ USA 1956
Directed By: Robert Wise

Der junge Kaufmannssohn Steve Miller (Don Dubbins) kommt nach Wyoming, wo er den Pferdezüchter Jeremy Rodock (James Cagney) aus einer misslichen Lage befreit und ihm das Leben rettet. Rodock stellt Steve als Zureiter auf seiner Ranch ein. Steve lernt bald, was für ein ambivalenter Charakter in Rodock steckt: Er liebt seine Tiere inbrünstig und auch seine Lebensgefährtin Jocasta (Irene Papas) bettet er auf Rosen; umso unnachgiebiger jedoch verfährt er mit Pferdedieben. Die werden von ihm nämlich immer wieder in leidenschaftlich praktizierten Akten der Selbstjustiz gnadenlos aufgeknüpft. Ebenso wie Jocasta ist auch Steve von dieser Art persönlicher Rechtssprechung angewidert und sie entschließen sich, gemeinsam wegzugehen. Als Rodocks Nachbar und früherer Partner Peterson (James Bell) sich mit zwei Pferdedieben (James Griffith, Onslow Stevens) zusammenschließt und Rodocks Stuten und Fohlen stiehlt, droht die Situation endgültig zu eskalieren.

1956 war nicht nur ein goldenes Genrejahr für den Western, sondern auch eines der produktivsten Karrierejahre für Robert Wise. Mit "Helen Of Troy", "Somebody Up There Likes Me" und "Tribute To A Bad Man" liefen von ihm gleich drei völlig unterschiedlich gelagerte, für sich betrachtet jedoch gute bis vorzügliche Filme an, die eine klar indentifizierbare Handschrift in der Arbeit des Regisseurs zu verbergen schienen. "Tribute To A Bad Man", der mittlere von den dreien, ist ein herrlich gefilmter (Robert Surtees) Scope- und Farbwestern mit fast schon heimatfilmartigem Gestus und, fast noch mehr, ein Geschenk für Hauptdarsteller James Cagney, bereits in den höheren Fünfzigern befindlich und damit für das nach Sensationen gierende Nachwuchspublikum von eher nachlassender Anziehungskraft. In "Tribute To A Badman" legt er nochmal die bekannte, alte Wut eines Tom Powers oder Cody Jarrett in die Waagschale, jenes berüchtigte Auf-die-Unterlippe-Beißen, das das in Relation zum übrigen Körper überdimensionale Gesicht Cagneys umso furchteinflößender erscheinen ließ und jedem Cagney-Connaisseur suggeriert: Jetzt passiert gleich was. Dass am Ende der vormalige 'bad man' Glück, Frieden und vor allem Erlösung findet und des Wütens müde geworden ist, markiert sozusagen 'le nœud de cadeau': Man wird Cagneys Unterlippe in Zukunft nurmehr höchst selten involviert finden in seine Gefühlsexponierungen. Und es freut einen, irgendwie.

8/10

Robert Wise Wyoming Selbstjustiz Freundschaft


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DEVIL'S DOORWAY (Anthony Mann/USA 1950)


"What were you waiting for?" - "Another time..."

Devil's Doorway (Fluch des Blutes) ~ USA 1950
Directed By: Anthony Mann

Nach dem Sezessionskrieg, in dem er für seine Einsätze höchste Auszeichnungen erhielt, kehrt der gebürtige Schoschone Lance Poole (Robert Taylor) nach Hause zurück, um seine Rinderranch zu bewirtschaften. Ein neues Gesetz jedoch besagt, dass Indianern keine Landbesitzrechte zustehen. Der profitsüchtige Notar Coolan (Louis Calhern) fackelt daraufhin nicht lang und holt etliche Schafzüchter aus den umliegenden Staaten, um sich auf Pooles Grund und Boden anzusiedeln. Poole reagiert darauf trotz der Vermittlungsversuche seiner Anwältin Orrie (Paula Raymond) mit Verwarnungen und, als diese in den Wind geschlagen werden, mit offener Aggression.

Ein mutiger, gar meisterhafter Western von Anthony Mann, leider wegen seines kurz darauf folgend entstandenen Stocks von Stewart-Filmen für die Universal oftmals vergessen und unterschlagen. Dabei ist "Devil's Doorway" von einer sozialkritischen Wut, Kraft und auch Schönheit, wie sie in jenen Tagen nur wenige Genrefilme aufzubringen wagten; Wellmans "The Ox-Bow Incident" oder vielleicht noch Daves' "The Broken Arrow" wären da anzuführen, wobei Manns Film sich trotz des ganz ähnlich gelagerten Sujets nochmal deutlich von Daves' bunter Romanze abhebt.
"Devil's Doorway" macht unmissverständlich deutlich, woher sein Regisseur kommt - vom film noir nämlich, der eben minimalistischer Dramatik bedarf und nicht epischer Strukturen. Robert Taylor als Lance Poole ist in einer seiner besten und stolzesten Performances zu sehen, ein Nativer zwischen den Welten, der damit auch zwischen den Stühlen sitzt und somit zum Untergang verdammt ist. Dass er am Ende einen unwahrscheinlich mitreißenden Märtyrertod sterben muss, ist ein letztes Geschenk des Films in punkto Aufrichtigkeit.

10/10

Anthony Mann Indianer Wyoming Rassismus


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THE NAKED DAWN (Edgar G. Ulmer/USA 1955)


"He's a man and you're just an animal."

The Naked Dawn (Santiago - Der Verdammte) ~ USA 1955
Directed By: Edgar G. Ulmer

Nach einem Auftragsüberfall auf einen Wertsachen transportierenden Zug stirbt Santiagos (Arthur Kennedy) Partner Vicente (Tony Martinez). Santiago trifft auf der Weiterreise mit Maria (Betta St. John) und Manuel (Eugene Iglesias) ein junges Indio-Ehepaar, das sich als Farmer niedergelassen hat. Es stellt sich heraus, dass Maria in eine Art Zwangsheirat mit Manuel gezwungen wurde und er sie alles andere als gut behandelt. Santiago lässt sich von Manuel zu seinem Auftraggeber (Roy Engel) fahren, um die Beute gegen den versprochenen Lohn zu tauschen. Santiago muss den hinterhältigen Ganoven jedoch zwingen, ihm das gesamte Geld auszubezahlen, worauf er den gesamten Safe plündert. Danach schlägt er sich mit Manuel die Nacht um die Ohren, der sich mehr und mehr für das erbeutete Geld zu interessieren beginnt. Am nächsten Morgen versucht Maria, Santiago zu überreden, sie mitzunehmen - sie habe genug vom Leben mit Manuel.

Ein leuchtender, kleiner Film und ein neuerlicher Beweis dafür, wie der Jahre zuvor migrierte Edgar G. Ulmer aus wenigen Zutaten cineastische Gourmetgerichte zu zaubern wusste. Auch der hier und da märchenhaft abseitige "The Naked Dawn" wurde von der Universal produziert, gestaltet sich jedoch nicht als einfacher B-Genre-Film, sondern alszutiefst moralisch geprägtes Vexierspiel, das mit Arthur Kennedy nicht nur einen formidablen Antihelden (in einer seiner schönsten Rollen wohlgemerkt) aufbietet, sondern klug genug ist, sich bis kurz vor Schluss keinen Eindeutigkeiten hinzugeben. In der (Grenz-)Welt von "The Naked Dawn", dessen Titel, nebenbei bemerkt, ganz vorzüglich zu ihm passt, gibt es keine eindeutig zuzuordnenden Gut-/Böse-Schemata, jeder ist für Profit auch nur für das private Lebensgusto korrumpierbar und bereit zum Verrat. Jede der drei Hauptfiguren macht binnen 24 Stunden eine mehrfache Wandlung durch, verpuppt sich, um am Ende als auf die eine oder andere Weise strahlender denn zuvor aus ihrem Kokon zu kriechen (oder für immer darin zu bleiben). Der lebenslustige Gauner übernimmt Verantwortung und wird zum Reanimierungshelfer einer bereits gescheitert scheinenden Ehe, der ängstliche, kleine Bauer erhält über seine Grenzerfahrung Rückgrat und innere Stärke, seine Frau lernt, dass Realität und Wunschdenken unvereinbar sind. Die kunstvolle Darbietung dieser jeweiligen Transformationen allerdings erst macht "The Naked Dawn" zu etwas Außergewöhnlichem.

9/10

Edgar G. Ulmer Mexiko Freundschaft Alkohol Neowestern


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WAR ARROW (George Sherman/USA 1953)


"I really like you. But not enough to make you my wife."

War Arrow (Verschwörung auf Fort Clark) ~ USA 1953
Directed By: George Sherman

Major Brady (Jeff Chandler) kommt nach Fort Clark, um dem kommandierenden Colonel Meade (John McIntire) den Vorschlag zu unterbreiten, sich gegen die seit einiger Zeit haltlos marodierenden Kiowa mit einer in Colorado zwangsangesiedelten Gruppe Seminolen unter Häuptling Maygro (Henry Brandon) zusammenzuschließen. Meade, der einst gegen Maygro gekämpft hat, hält diese Idee für strategischen Humbug, lässt Brady jedoch zunächst gewähren. Ausgestattet mit Repetiergewehren verzeichnet Bradys Sonderbataillon bald erste Erfolge gegen die Kiowa, als Meade den Seminolen jedoch die versprochene Lebensmittellieferung verweigert, kommt es fast zum Bruch. Brady kann die Situation in letzter Minute entschärfen und Maygro für einen letzten Kampf gegen die Kiowa gewinnen, die, wie sich herausstellt, vom gefallen geglaubten, tatsächlich jedoch desertierten Ehemann (Jim Bannon) der Witwe Corwin (Maureen O'Hara) angestiftet werden.

Einer der vielen seriell entstandenen Western, die die Universal während dieser Jahre legionenartig ausspieh. Hier und da langte es immer mal für eine kleine Perle, für ein überraschendes Intermezzo im ansonsten eher kalkuliert erzeugten Einheitsbrei. "War Arrow" leider nicht damit kokettieren, ein solches Kleinod geworden zu sein. George Sherman betätigt sich hier wie zumeist als routinierter, jedoch auffallend desinteressierter Angestellter, der zu keiner Sekunde wahre Empathie für die ihm auferlegte Geschichte oder gar die dazugehörigen Figuren empfindet. Trotz der kurzen Spielzeit von unter achtzig Minuten schleppt sich "War Arrow" teils zäh über die Runden, entzündet kein Feuer, plätschert dahin. Dabei spielen Maureen O'Hara und John McIntire gewohnt erfreulich und mit der jungen, selbstbewussten Häuptlingstochter Avis (Suzan Ball) kommt sogar eine innovative Figur ins Spiel. Wo sich jedoch der Held (-um nicht zu sagen, James Stewart -), wie jeder vernünftige Mann, bei Anthony Mann am Ende mit ihr davongemacht hätte, bevorzugt in diesem Durchschnittswestern der (langweilige) Chandler natürlich die deutlich ältere Witwe. Boring morality.

5/10

George Sherman Indianer Kavallerie Colorado Belagerung


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HATFIELDS & MCCOYS (Kevin Reynolds/USA 2012)


"I'd like to live in a place where there's another scale for happiness than having shot some McCoy."

Hatfields & McCoys ~ USA 2012
Directed By: Kevin Reynolds

Bereits die Bürgerkriegstage entzweien die einstigen Freunde und Nachbarn Anse Hatfield (Kevin Costner) und Randall McCoy (Bill Paxton): Anse desertiert, um daheim seiner Familie beistehen zu können, für Randall ein untragbarer Hochverrat. Nach Beendigung des Krieges begegnet Randall Anse weiterhin mit unverhohlener Feindseligkeit, die sich bald auf die jeweiligen, weit verzweigten Familienclans ausweitet. Nach ersten wechselseitigen Aggressionsbekundungen gibt es die ersten Toten zu beklagen, der Versuch von Anses Sohn Johnse (Matt Barr) und Randalls Tochter Roseanna (Lindsay Pulsipher), eine gemeinsame Familie zu gründen, strafen beide Patriarchen mit Verachtung und Hass. Es entwickelt sich eine fast drei Jahrzehnte währende Familienfehde im Grenzgebiet zwischen Kentucky und West Virginia, die selbst durch politische Maßregelungen nicht beizulegen ist.

Bereits die Macher der "Wrong Turn"-Reihe kamen auf den Trichter, dass es wesentlich günstiger ist, die Appalachen in Rumänien neu auferstehen zu lassen. So verlagerte man auch den Löwenanteil des Drehs dieser dreiteiligen Miniserie dorthin. "Hatfields & McCoys", von Costners altem Freund und Stammregisseur Kevin Reynolds dirigiert, fängt ein Stück originärer US-Historie ein, die berühmteste und weitreichendste Familienfehde des vorletzten Jahrhunderts. Sie zeigt, wie patriarchalische Engstirnigkeit, falsches Ehrgefühl und Bigotterie eine Reihe von unnötigen Todesopfern fordern und über einen unwahrscheinlich langen Zeitraum aufrecht erhalten wurden. Erst Anse Hatfield, der sich nach dem Script der kleinen Reihe trotz seiner eigenen Unnachgiebigkeit noch immer als etwas sympathischer und besonnener dargestellt findet denn sein Rivale Randall McCoy, findet mit der nach langer Zeit gesetzlich angeordneten Hinrichtung seines unschuldigen, geistig behinderten Neffen Cotton (Noel Fisher) die Stärke, einen Schlussstrich unter das Blutvergießen zu ziehen und den nachfolgenden Generationen somit die unnütze Weiterführung jenes mittlerweile unübersichtlich gewordenen Kleinkriegs zu versagen. Inszenatorisch weithin überraschungslos und durchaus als TV-Produktion identifizierbar, liegt die besondere Qualität von "Hatfields & McCoys" primär auf Seiten der minutiös wiedergegebenen Historizität sowie der vorzüglichen Darsteller, von denen erwartungsgemäß besonders Costner und Paxton sowie die "wiederentdeckten" Tom Berenger und Powers Boothe hervorzustechen wissen.

7/10

Kevin Reynolds TV-Serie Kentucky West Virginia Appalachen Historie period piece Familie Sezessionskrieg Kevin Costner Biopic


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RIDE IN THE WHIRLWIND (Monte Hellman/USA 1966)


"Don't give him his satisfaction."

Ride In The Whirlwind (Ritt im Wirbelwind) ~ USA 1966
Directed By: Monte Hellman

Ohne es zu ahnen oder zu wollen trifft das Cowboy-Trio Wes (Jack Nicholson), Vern (Cameron Mitchell) und Otis (Tom Filer) auf dem Weg nach Texas in den Bergen auf Blind Dick (Harry Dean Stanton) und seine Clique von Postkutschenräubern. Dieser ist bereits ein Lynchmob aus der nächsten Stadt auf der Spur, der die Cowboys irrtümlich für Mitglieder der Banditenbande hält. Otis wird im Feuergefecht erschossen, Wes und Vern können zunächst fliehen und sich gewaltsam bei einem einsam lebenden Farmer (George Mitchell) und dessen Familie einquartieren. Doch ihre Ruhepause währt nicht lang, die Männer aus der Stadt machen sie bald ausfindig.

"Ride In The Whirlwind" wird auch als 'Zwillingswestern' von "The Shooting" erachtet. Hellman drehte beide Filme für etwa dasselbe Budget in Utah und beide Filme erlebten ihre Uraufführung im Doppelpack. Abgesehen von einer gewissen immanenten Sperrigkeit verbindet sie jedoch nur auf den ersten Blick viel: "Ride In The Whirlwind", für den Jack Nicholson das Script verfasst hat, ist heller und farbiger, gestaltet sich deutlich geradliniger und einer vergleichsweise straighten Narration verpflichtet. Wo "The Shooting" mit dem Surrealismus liebäugelt, hält sich "Ride" streng naturalistisch. Seine beiden Helden Wes und Vern sind Verlierer, 'down by law', vom kurzsichtigen Mob zu gezwungenen outcasts gemacht, verfolgt und schuldlos zum Tode verurteilt. In die Kriminalität werden sie später förmlich hineingepresst, als sie sich verzweifelt ihrer Haut zu wehren versuchen.
Dann fragt man sich, ob Hellman nicht vielleicht aus Jux die Titel der beiden Filme substituiert hat, denn zum jeweils anderen würden sie viel besser passen. So oder so, gemeinsam sind sie am stärksten.

9/10

Monte Hellman Jack Nicholson Freundschaft manhunt Utah Home Invasion


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THE SHOOTING (Monte Hellman/USA 1966)


"Better forget her soon as possible."

The Shooting (Das Schießen) ~ USA 1966
Directed By: Monte Hellman

Ein seltsames Quartett reitet in einigem Abstand voneinander durch die Prärie: Der Goldschürfer Willett Gashade (Warren Oates), sein dümmlicher Freund Coley Boyard (Will Hutchins), eine mysteriöse junge Frau (Millie Perkins) und der Pistolero Billy Spear (Jack Nicholson). Ursprünglich sollte ihr Ziel die Stadt Kingsley sein, tatsächlich jedoch geht es um die Verfolgung eines Mannes - Coigne, Willets Bruder, der offenbar den gewaltsamen Tod eines Mannes und eines Kindes mitverschuldet hat.

In jeder Hinsicht ein Film der sanften Auflösung ist Hellmans "The Shooting": Die Beziehungen der Figuren zueinander sind undurchsichtig und zerfallen im Verlauf der Geschichte sogar noch, ähnliches gilt für ihre jeweilge Motivation, an ein diffuses, jeweils kaum nachvollziehbares Ziel zu kommen. Die Dialoge, sofern davon überhaupt die Rede sein kann, laufen größenteils aneinander vorbei und manchmal einfach frontal ins Leere. Die Landschaften sind karg, grau und staubig, von der lichten Schönheit klassischer Genrebilder ist nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Ob die Protagonisten sich vielleicht in einer Art Zwischendimension auf dem verzweigten Weg ins Jenseits befinden, lässt sich nicht recht untermauern, möglich wäre es. Vielleicht ist Gashade auch einfach bloß ein Todessehnsüchtiger, der wie ein schamanisch begabter Indianer spürt, dass seine Zeit gerade abläuft und sich deswegen mehr oder weniger passiv dem Schicksal ergibt.
Egal, welcher Deutung man am ehesten zugeneigt ist, "The Shooting" ist einer jener Western, mit denen man sich bei etwas eingehenderer Beschäftigung mit dem Genre früher oder später zwangsläufig konfrontiert findet, ohne hinreichend auf sie vorbereitet zu sein. Dahinter wartet dann nurmehr die große Leere, weil alle Fragen beantwortet scheinen und sich dafür tausend neue stellen.

9/10

Monte Hellman Utah Wüste New Hollywood Jack Nicholson Independent





Filmtagebuch von...

Funxton

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