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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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GOLOK SETAN (Ratno Timoer/INO 1984)


Zitat entfällt.

Golok Setan (Devil's Sword) ~ INO 1984
Directed By: Ratno Timoer

Um die unselige Macht der Krokodilskönigin (Gudi Sintara) zu brechen, deren unstillbare Lust auf junge Männer, die sie zu hypnotisieren und ihrem umfassenden Harem einzuverleiben pflegt und damit bereits ganze Dörfer entvölkert hat, benötigt der Krieger Mandala (Barry Prima) das legendäre Teufelsschwert, welches sich in einer Berghöhle verbirgt. Außer ihm sind auch einige Dämonen an der Waffe interessiert, so auch der von der Krokodilskönigin entsandte Erzfeind Mandalas, Banyunjaga (Advent Bangun)...

Alberne Südpazifik-Fantasy, deren Schwertkämpfe mit ihren angemalten Holzschwertern noch das Beste sind. Ich bin ja an und für sich stets gern für Trash zu haben, aber so viel Mühe ich mir auch immer wieder gebe: diese sich durch einen ganzen Erdteil ziehende, paraphil-bigotte Fernost-Mentalität, die die Darstellung von Blutfontänen und Enthauptungen bereitwillig gestattet, die Exponierung weiblicher Geschlechtsmerkmale aber im Gegenzug als Teufelswerk betrachtet, ist mir jedesmal, da ich sie vorfinde, nicht nur schleierhaft, sondern höchst zuwider.
Gut, ein bisschen lustig ist "Golok Setan" hier und da schon, wenn er seine Rückläufe als sensationelle Tricks veräußert oder die absolut beschissen maskierten Krokodilsmenschen auftauchen. Trotzdem habe ich mich zumeist köstlich gelangweilt und das baldige Ende der Mär herbeigesehnt. Erwähnenswert noch die Münchener Synchronisation, die mit Stimmlegenden wie Werner Abrolat und Thomas Reiner zu kokettieren weiß. Eine nachträgliche Glanzpolitur für diesen Schmarren.

3/10

Ratno Timoer Indonesien Trash martial arts


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EL CANÍBAL (Jess Franco/E, F, BRD 1980)


Zitat entfällt.

El Caníbal (Jungfrau unter Kannibalen) ~ E/F/BRD 1980
Directed By: Jess Franco

Der kommende Hollywood-Star Laura Crawford (Ursula Buchfellner) weilt in Manila, um sich dort die neueste haute couture vorführen zu lassen. Flugs wird sie von einem Dunkelmann-Quartett (Antonio de Cabo, Werner, Pochath, Gisela Hahn, Melo Costa) kassiert und auf eine der entlegenen Inseln entführt. Sechs Millionen Dollar Lösegeld soll Lauras Sponsor hinblättern und betraut den welterfahrenen Abenteurer Peter Weston (Al Cliver) mit dieser Aufgabe. Dummerweise haust auf der Insel, auf der sich die Gangster einquartiert haben, ein Eingeborenenstamm, der dem Kannibalengott Bocco (Betrand Altmann) huldigt. Dieser fordert regelmäßig nackte Jungfrauen, die er begrabbeln und deren Herzen er in Windeseile verzehren kann. Der umtriebige Weston muss also mit den Ganoven und mit Bocco fertig werden.

Ein Festival der Anschlussfehler - dass Franco bei seinem quantitativ immer wieder unglaublich anmutenden Ausstoß hier und da g'schlampert hat, ist nichts Neues, im Falle "El Caníbal" jedoch bedarf es schon einer ganz besonderen Toleranz seitens des Publikums, seinem Machwerk zu folgen, geschweige denn, selbiges zu würdigen. Gründe dafür sind zahlreich vorhanden: Die Strandpromenade von Benidorm soll uns als Manila verkauft werden und der allabendliche Gästestamm der Disco um die Ecke als Kannibalenvolk. Zwei Einstellungen in ein und derselben Szene sind zu unterschiedlichen Tageszeiten und unter völlig anderen Lichtverhältnissen gegeneinandermontiert worden, gewisse Textilien sind in einem Moment noch an ihrem Platz, um im nächsten Moment wie von Zauberhand zu verschwinden und dann wahlweise wieder aufzutauchen. Chef-Gangster Thomas (de Cabo) fuchtelt bedrohlich mit seiner Lufdtruck-Pistole herum und Werner Pochaths "grauselige" Enthauptung wird durch ein Palmenblatt simuliert, das man auf seinem Hals drapiert hat. Unser Jess - eben doch der erste, inoffizielle 'Dogma'-Filmer! Immerhin - der fleischbewusste Kostgänger bekommt eine Menge hübscher Damen aus so ziemich jedem möglichen Blickwinkel kredenzt; allen voran natürlich die schöne (M)Uschi Bu(s)chfellner (nein, ich habe mit Kalauern nix am Hut) und die noch schönere Aline Mess. Da war aber dann doch ganz schön wat los an der steinigen Costa Blanca.

5/10

Jess Franco Europloitation Sleaze Philippinen Kannibalismus Splatter Trash Lisa-Film


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THE HOBBIT: AN UNEXPECTED Journey (Peter Jackson/USA, NZ 2012)


"It's fine. I would have doubted me too."

The Hobbit: An Unexpected Journey (Der Hobbit - Eine unerwartete Reise) ~ USA/NZ 2012
Directed By: Peter Jackson

Der eigenwillige Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) findet sich eines Tages vom Zauberer Gandalf (Ian McKellen) auserkoren, mit ihm und dreizehn Zwergen an einer abenteuerlichen reise gen Osten teilzunehmen. Bilbo, der sein geordnetes Leben im Auenland schätzt, ist zunächst alles andere als begeistert von dieser Idee, nimmt dann aber doch in seiner vorbestimmten Funktion als "Meisterdieb" an der Expedition teil. Jene führt die Helden nach Erebor, einem einstigen, wohlhabenden Zwergenreich, dass der böse, goldgierige Drache Smaug an sich gerissen hat und nun vom Königserben Thorin Eichenschild (Richard Armitage) mithilfe des legendären Arkensteins zurückerobert werden soll. Bereits auf dem ersten Teil der Reise begegnet man gefräßigen Trollen, den Elben von Bruchtal, verfeindeten Steinriesen, Goblins, Orks und dem Ringträger Gollum, dessen goldenes Kleinod Bilbo an sich nimmt.

Deutlich leichtgewichtiger als die schwere und bittersüße "Lord Of The Rings"-Trilogie nimmt sich der Auftakt zu Peter Jacksons neuer Mittelerde-Trilogie aus; wie man weiß, eigentlich die siebzehn Jahre zuvor veröffentlichte Vorgeschichte für den Ausklang des Dritten Zeitalters und gemeinhin als Kinderliteratur bekannt. So beinhaltet der Film zahlreiche Brückenschläge zu "LOTR", die in der Vorlage nicht vorhanden waren und schmückt diverse Details aus, um die avisierte Epik einer neuerlichen Filmtrilogie überhaupt rechtfertigen zu können. Zudem lehnt sich die Ästhetik, wenngleich etwas folkloristischer, actionreicher und von offensiverem Humor getragen, an Jacksons rund zehn Jahre älteres "Haupt-"Werk an. Ich fand "The Hobbit" wesentlich gelungener und schöner als ich zuvor erwartet hatte. Sein in jeder Hinsicht überbordender Habitus, mit dem Jackson eigentlich seit jeher zu Werke geht, macht den unweigerlich kalkuliert-kommerziellen, Ruch der Produktion weithin vergessen und zu einer neuerlichen Herzensangelegenheit der kreativen Beteiligten werden. Es lässt hoffen (und somit eigentlich auch ruhigen Gewissens anzunehmen), dass der Rest der Trilogie sich nicht minder erfreulich geriert.
Wohlan, bis in einem Jahr, wenn "The Desolation Of Smaug" in der erweiterten Heimkino-Fassung aufschlagen wird.

8/10

Peter Jackson J.R.R. Tolkien Monster Road Movie Reise Freundschaft Guillermo del Toro D.C.


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THE LORD OF THE RINGS: THE FELLOWSHIP OF THE RING (Peter Jackson/USA, NZ 2001)


"One ring to rule them all."

The Lord Of The Rings: The Fellowship Of The Ring (Herr der Ringe - Die Gefährten) ~ USA/NZ 2001
Directed By: Peter Jackson

Gegen Ende des Dritten Zeitalters in Mittelerde erstarkt der böse Herrscher Sauron neu und benötigt nurmehr seinen ihm seinerzeit entwendeten, Einen Ring der Macht, um die gesamte Welt zu unterjochen. Jener Ring befindet sich nach einer Odyssee durch verschiedene Besitzerhände im friedlichen Auenland bei dem Hobbit Bilbo Beutlin (Ian Holm), der von dem Zauberer Gandalf Graurock (Ian McKellen) dazu angehalten wird, ihn abzugeben und so seinem unheiligen Einfluss zu entgehen. Bilbos Neffe Frodo (Elijah Wood) übernimmt das Kleinod und tritt mit seinen drei Freunden Sam (Sean Astin), Pippin (Billy Boyd) und Merri (Dominic Monaghan) eine lange Reise gen Osten an, stets verfolgt von Saurons Schattenreitern, den geisterhaften Nazgul. Gandalf, der derweil die Hilfe seines alten Freundes Saruman (Christopher Lee) erbittet, muss feststellen, dass dieser sich auf die Seite Saurons geschlagen hat und seinen Turm Isengard zu einer Festung des Schreckens umgestaltet. Zu dem Hobbitquartett gesellen sich indes der geheimnisvolle Waldläufer 'Streicher' (Viggo Mortensen) und später, im Elbenpalast von Bruchtal, wiederum der aus Sarumans Gefangenschaft entkommene Gandalf sowie der Königssohn Boromir (Sean Bean), der Elb Legolas (Orlando Bloom) und der Zwerg Gimli Gloinssohn (John Rhys-Davies). Ihre Reise gestaltet sich als gefährliches Unternehmen. Gandalf wird in den Minen von Moria von einem riesigen Balrog attackiert und kommt scheinbar ums Leben. Als die nurmehr achtköpfige Ring-Gemeinschaft später von den von Saruman gezüchteten Uruk-Hai überfallen, Boromir getötet und Merri und Pippin entführt werden, trennen sich Frodo und Sam von den anderen und ziehen allein zu Saurons Feste Mordor weiter.

Ferien bieten meinereiner ja stets die Gelegenheit zu größeren und kleineren Betrachtungsprojekten. Heuer soll es die "Lord Of The Rings"-Trilogie sein, die ich seit den Kinobesuchen nicht mehr und ergo auch noch nie am Stück geschaut habe - natürlich in den verlängerten Fassungen, auch "Special Extended Editions" gerufen.
Tolkiens zugrunde liegender, monströser Roman muss noch immer als Maß aller Dinge im Fantasy-Bereich angesehen werden und somit stand Peter Jacksons gemäß des Blickwinkels der medialen Transponierung kaum minder gewaltiges Projekt unter dem keinesfalls zu unterschätzenden Erwartungsdruck von Millionen von Buchkennern, Analysten und Tolkien-Kultisten aus aller Welt. Der bis dato einzige Adaptionsversuch in Form eines Animationsfilms von Ralph Bakshi (der, was weniger bekannt ist, auch von jeweils einem TV-Prequel und einem TV-Sequel flankiert wurde), war gut gemeint und solitär betrachtet auch ein schön atmosphärisches, formal sorgfältig gefertigtes Stück; enttäuschte jedoch viele Romanliebhaber durch Auslassungen, Raffungen, Glattbügelungen, Chronologievereinfachungen und vor allem den erzwungenen Semi-Showdown bei Isengard. Jackson hatte also bereits eine Art 'lebendigen Ratgeber', welche Fehler zu vermeiden seien. Der Ehrgeiz, das gesamte Buch am Stück zu verfilmen und in drei Teilen ins Kino zu bringen, erwies sich als dankbarste Entscheidung, die Jackson in Absprache mit New Line treffen konnte; zumal der kommerzielle Erfolg nicht zuletzt durch eine massive PR-Kampagne sowie infolge der sukzessive geschürten Spannung der Fans wohl von Anfang an garantiert war.
So wird denn auch niemand "The Fellowship Of The Ring" ernsthaft stichhaltige Vorwürfe machen können oder wollen, mit Ausnahme der Tatsache vielleicht, dass mit dem mysteriösen Tom Bombadil eine der faszinierendsten Figuren des Auftaktbuches wegrationalisiert wurde. Allerdings, soviel muss man den drei Script-AutorInnen und ihrer Konzeption zugestehen, passen Bombadils märchenhafte, deutlich kindesfreundliche und noch an den "Kleinen Hobbit" gemahnende Auftritte nicht recht zum von vornherein düsteren, gleich von vornherein bewusst entleichterten Ton der Verfilmung. Zudem sind seine Szenen im Kontext des Buches eher episodisch angelegt und ohne weiteren Belang für den Handlungsverlauf. Der Auftaktfilm ist schön, poetisch, mitreißend, stil- und geschmackvoll, technisch und formal tadellos und angefüllt vom Ehrgeiz aller beteiligten Urheber. Ich kenne Freunde und Zeitgenossen, die das Ganze wegen seines Status als Fantasygeschichte bis heute konsequent ablehnen, jedoch noch weitaus mehr, die erst durch Jacksons Filme relativ spät in ihrer Biographie überhaupt Berührungspunkte mit dem Genre zu finden vermochten. Damit ist (im folgenden) "LOTR" als Film(-Trilogie) nicht nur überaus gelungen, sondern zudem verdienstvoll.

9/10

Peter Jackson J.R.R. Tolkien Monster Road Movie Reise Freundschaft D.C.


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COBRA WOMAN (Robert Siodmak/USA 1944)


"I have spoken!"

Cobra Woman (Die Schlangenpriesterin) ~ USA 1944
Directed By: Robert Siodmak

Weil ihm kurz vor der Hochzeit seine Braut Tollea (Maria Montez) entführt wird, brechen der Abenteurer Ramu (Jon Hall), sein Schützling Kado (Sabu) und Schimpanse Coco zur "Insel der Kobras" auf - dort soll Tollea die Regentschaft ihrer bösen Zwillingsschwester Naja (Maria Montez) brechen und übernehmen. Ramu und Kado jedoch hauen Tollea heraus, sorgen dafür, dass Naja und ihr schurkischer Kumpan Martok (Edgar Barrier) von ihrer schurkischen Schreckensherrschaft 'entbunden' werden und der drohende, 'feuerspuckende Berg' sich wieder beruhigt.

Na, holladihiti. Das ist mal Camp in Reinkultur, was das Triumvirat Siodmak/Wagner/Brooks hier im Auftrage der damals vor nix fiesen Universal auf die Beine gestellt hat. Ich gebrauche dieses Attribu ja sonst eher verhalten, aber wenn etwas komplett Banane ist, dann "Cobra Woman". Orts- und zeitentrückt, mit jedem Pfiff auf irgendeine Glaubwürdigkeit, muss man sich stets vor Augen halten, dass man hier einem naiven Abenteuerfilm für Kinder aufsitzt, um nicht feist kreischend vom Sofa zu fallen. Jedes noch so abgegriffene Genreklischee wird hier bedient, jedes noch so tumbe dramaturgische Konstrukt aufgetischt. Das bereits aus dem erfolgreichen "Arabian Nights" bekannte Trio Jon Hall, Maria Montez und Sabu fand sich hier neuerlich als winning team im Einsatz, diesmal vor noch exotischerer (nämlich irrealer) Kulisse. Ein braver, weiser Kolonial-Schotte (Moroni Olsen) und ein für lustige Späße verantwortlicher Schimpanse, der sich im Einfädeln von Nähgarn hervortut, fehlen ebensowenig wie eine animatronische Kobra, ein Vulkan und für diese Art von B-Film durchaus schick geratene action settings. Außerdem hat "Cobra Woman" ganz unzweifelhaft Pate gestanden für "Indiana Jones And The Temple Of Doom", der fast schon als inoffizielles Remake angesehen werden muss. Schlager.

7/10

Robert Siodmak George Waggner Richard Brooks Schlangen Camp Trash


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THE BUCCANEER (Anthony Quinn/USA 1958)


"The side I choose will be the winning side."

The Buccaneer (König der Freibeuter) ~ USA 1958
Directed By: Anthony Quinn

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts macht der bekannte Pirat Jean Lafitte (Yul Brynner) dem Gouverneur (E.G. Marshall) von Louisiana das Leben schwer: Zwar gilt Lafitte als Gesetzloser, doch sein galantes Wesen und die stets achtbare Behandlung seiner zumeist schwerreichen "Opfer" sorgen dafür, dass er in den heimischen Gefilden als durchtriebener, aber durchaus charmanter Schurke angesehen wird. Zudem besitzt er mit der Halbinsel Barataria eine strategisch unverzichtbare Eingangsposition zu den Bayous und damit zum "Hintertor" der Stadt New Orleans. Die Briten versuchen, Lafitte für ihre Zwecke zu kaufen, doch dieser bekennt sich zu seinen amerikanischen Wurzeln und paktiert mit dem Gouverneur. Dessen politische Gegner jedoch sind gegen Lafitte und überfallen seine Festung, worauf der besonnene Freibeuter mit einem neuerlichen Versuch der Annäherung reagiert. Diesmal ist der vor Ort befindliche, knarzige General Jackson (Charlton Heston) auf Lafittes Seite. Gemeinsam schlägt man die Briten vor New Orleans. Doch der Pirat hat noch eine unangenehme Episode aus jüngerer Vergangenheit verschwiegen...

Für seinen letzten Einsatz beim Film, einem Remake seines gleichnamigen Piraten-Klassikers von 1938, ließ es sich Cecil B. DeMille nicht nehmen, wie für "The Ten Commandments" einen erläuternden Prolog einzusprechen. Zudem wird speziell für ihn die spezielle Stabmitglieds-Bezeichnung des 'supervising executive producer' eingeführt, was rasch eindeutig werden lässt, wessen Baby "The Buccaneer" tatsächlich ist - in jedem Falle kaum das des nominellen Regisseurs Anthony Quinn. Mit altkindlicher Naivität und Fabulierlust lässt DeMille seine beiden "Commandments"-Antagonisten erneut aufeinandertreffen, und nochmals bedient er das jüngst von ihm selbst so erfolgreich beschmückte Schema des kostümfährigen Pappmaché-Kinos in VistaVision. Allein die vielen Atelieraufnahmen von der wildromantischen Pseudovegetation rund um das alte New Orleans machen "The Buccaneer" unbedingt sehenswert für Liebhaber quietschbunten Kostümkitschs des hollywoodian silver age, wobei sich manch einer mit einiger Berechtigung wundern mag, warum das Entstehungsjahr des Films angesichts seiner ganzheitlich-liebenswert-antiquierten Präsentation nicht zehn Jahre früher datiert. Sei's drum.

8/10

Anthony Quinn Cecil B. DeMille Remake Louisiana Südstaaten New Orleans period piece


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BLACK MAMA, WHITE MAMA (Eddie Romero/USA, PH 1973)


"Some jive-ass revolution don't mean shit to me!"

Black Mama, White Mama (Frauen in Ketten) ~ USA/PH 1973
Directed By: Eddie Romero

Die Prostituierte Lee Daniels (Pam Grier) und die Revolutionssympathisantin Karen Brent (Margaret Markov) landen in einem Frauenknast, deren lesbische Aufseherinnen ihnen bald den letzten Nerv rauben. Darum und weil es Wichtigeres zu tun gibt, treten sie die Flucht an - freilich aneinandergekettet und selten einer Meinung, weshalb auch diverse Konflikte ausgetragen werden müssen. Schon bald werden sie von allen Seiten gejagt, Lees Ex-Zuhälter (Vic Diaz) ist ebenso hinter ihnen her wie der kurzum engagierte Bezahlgauner Ruben (Sid Haig) und natürlich die Polizei.

Ein eher langweiliges Trash-Remake von "The Defiant Ones", dem es so ziemlich an allem mangelt, was Filme gerade dieser Kuleur doch vordringlich interessant gestaltet: Eindeutige Schauwerte und selbst deren Andeutungen fehlen allerorts, die protagonisierten Ladys agieren in jeder Hinsicht zurückhaltend und stupide Füllszenen bestimmen das unausgegorene Bild. Die händeringend herbeigewünschte Erklärung dafür, wie zwei aneinandergettete Damen sich eigentlich zu Verkleidungszwecken zwei Nonnentalare an- und wieder ausziehen können, bleibt Eddie Romero uns jedenfalls über sein Grab hinaus schuldig. Selbst als Exploitationer geht "Black Mama, White Mama" nicht durch, da die wenigen W.I.P.-Sequenzen sich bereits nach zehn Minuten ad acta gelegt finden und auch das graphische Gewaltlevel sich am unteren Skalaende herumdrückt. Für wen in Gottes Namen ist dieser Film also bloß entstanden? Nun gut, Grier-Freunde werden selbst hierin noch ihre drei, vier Momente hervorschürfen. Der Rest aber, der darbet und staunet.

3/10

Philippinen Gefängnis Flucht Freundschaft Eddie Romero


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DISTANT DRUMS (Raoul Walsh/USA 1951)


"Nothing but fish and turtles! I'm about to grow gills!"

Distant Drums (Die Teufelsbrigade) ~ USA 1951
Directed By: Raoul Walsh

Florida 1840: Zusammen mit dem ortskundigen Captain Wyatt (Gary Cooper) soll Navy-Offizier Tufts (Richard Webb) eine Strafexpedition gegen eine Seminolen-Festung anführen. Nachdem die dort gefangenen Geiseln befreit und das Gemäuer in die Luft gejagt worden ist, finden die Männer ihren Seerückweg abgeschnitten. Daher bleibt ihnen keine andere Wahl, als sich mitten durch das unwegsame Gelände der Everglades zurückkämpfen, die wütenden Indianer dicht auf den Fersen.

Sümpfe, Palmen, weiße Strände und Alligatoren? Das kann doch kein Western sein! Ist es aber doch irgendwie, denn letzten Endes läuft "Distant Drums" trotz des ungewohnten Schauplatzes am Ostzipfel des Kontinents auf die alte Genrefehde Army vs. Natives hinaus. Gary Cooper, wie ich angesichts Walshs wunderhübscher Technicolor-Explosionen einmal wieder feststellen konnte, noch immer der wohl cinegenste Star, der je auf der Leinwand zu sehen war, ist wunderbar: Obschon bereits an die 50 liefert er ungedoubelt einige grandiose Männerszenen: Die schönste davon dürfte eine schaumlose Glattasur mit seinem Fahrtenmesser sein, die den ihn anhimmelnden Richard Webb so beeindruckt, dass er es gleich selbst versuchen muss und sich prompt schneidet. Doch das ist nicht alles: Coop trägt die hübsche Mari Aldon durch einen alligatorverseuchten Tümpel, erklimmt eine hohe Steinwand per Seil und ficht mit dem ihm nachstellenden Seminolenhäuptling einen Unterwasser-Showdown per Messer aus. Arthur Hunnicutt und Ray Teal liefern das zusätzlich nötige Genrekolorit. Der seltene Brückenschlag zwischen Western und klassischem Abenteuerfilm vollzieht sich in diesem Film von Walsh, einem seiner schönsten Farbfilme nebenbei, somit höchst erfolgreich.

8/10

Raoul Walsh Florida period piece Indianer Südstaaten


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HEART OF DARKNESS (Nicolas Roeg/USA 1993)


“The mind of man is capable of anything - because everything is in it, all the past as well as the future.”

Heart Of Darkness (Herz der Finsternis) ~ USA 1993
Directed By: Nicolas Roeg

Der Seemann Marlow (Tim Roth) erhält von einer belgischen Handelsgesellschaft den Auftrag, den Kongo mit einem Flußdampfer hinaufzufahren, um sich von einer abgeschnittenen Außenstation mitten im Dschungel ein Bild zu machen. Dort haust der einst als besonders efektiv und versiert bekannte Kurtz (John Malkovich), der jedoch bereits seit Monaten keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat. Permanent flankiert von drohenden Eingeborenen in Ufernähe schippert Marlow über den immer träger fließenden Fluss bis hin zu Kurtz' Handelsposten. Dort bietet sich ihm ein Bild des Wahnsinns: Der an Sumpffieber erkrankte Kurtz hat ein Mini-Königreich mit sich selbst als Despoten errichtet, einen Kriegerstamm um sich geschart und spricht dort offensichtlich Recht und Gewalt, wie es ihm gerade passt. Marlow begreift, dass Kurtz infolge seiner Krankheit und Zivilisationsferne den Verstand verloren hat.

Atmosphärisch intensive, werkegetreue Adaption von Joseph Conrads epochaler Novelle, die eine wunderbare, zeitgenössische Kolonialismuskritik hervorbrachte, indem sie - mit Marlow als ebenso unbedarftem wie philosophischem Sprachrohr - die Okkupationsversuche hinsichtlich mancher Teile der Welt für ideell grundsätzlich probat erklärt, ihre letztendliche Realisierung jedoch als in jedem Falle zum Scheitern verurteilt denunziert. "Heart Of Darkness" ist ein symbolisches Werk: Es beschreibt, wie abendländische Arroganz angesicht völlig diametraler Lebensumstände an ihre Wahrnehmungs- und Verstandesgrenzen geführt wird. Für Kurtz, einen intellekektuellen Ökonomen, endet seine anfängliche Faszination für die archaische Ursprünglichkeit, der er im Kongo angesichtig wird, schließlich und zwangsläufig in Depression, Irrsinn und Tod.
Dass Roeg mit "Heart Of Darkness", einem wirklich großartigen, hoffnungslos unterschätzten Werk mit zwei brillanten Hauptdarstellern, eine TV-Produktion realisierte, merkt man dem Film in keiner Weise an. Im diskursiven Gefolge von "Castaway" konfrontiert er erneut prahlerische Zivilisationsmanie mit der fauligen Illusion ihrer universellen Allmacht. Gewinner bleibt die Erde. Roeg konnte seinen visionären, zuweilen verschrobenen wirkenden Inszenierungsstil in "Heart Of Darkness" voll zur Geltung bringen und seinem Œuvre einen weiteren schillernden Eintrag hinzusetzen.

9/10

Nicolas Roeg Joseph Conrad Afrika Kongo period piece Kolonialismus TV-Film


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CAPTAIN LIGHTFOOT (Douglas Sirk/USA 1955)


"I pronounce you 'Captain Lightfoot'!"

Captain Lightfoot (Wenn die Ketten brechen) ~ USA 1955
Directed By: Douglas Sirk

Irland, im frühen 19. Jahrhundert. Der marodierende, ungestüme Republikaner Mike Martin (Rock Hudson) muss aus seinem Heimatstädtchen Ballymore fliehen, weil er den örtlichen Lehensherren (Kenneth MacDonald) beklaut hat. Auf dem Weg nach Dublin begegnet Martin dem getarnten Guerillero Captain Thunderbolt (Jeff Morrow), der, getarnt als Vergnügungsunternehmer John Doherty, in Dublin ein etwas anrüchiges Etablissement in Verbindung mit einem Casino betreibt und dessen Erlöse den irischen Nationalisten zuschanzt. Doherty macht Martin zu seinem Stellvertreter, eine Position, die dieser bald gänzlich auszufüllen hat, nachdem Doherty bei einem Schusswechsel verletzt wurde und sich vor den Behörden verstecken muss.

W.R. Burnett betätigte sich vielfach in und für Hollywood als Vorlagenlieferant und Drehbuchautor. Seine herzhafte Ballade der beiden irischen Freiheitskämpfer Thunderbolt & Lightfoot streift dabei ein ansonsten eher wenig tangiertes historisches Feld, das nämlich der frühen Einverleibung der Grünen Insel ins Commonwealth. Allerdings nutzten weder Burnett noch Sirk den Stoff zur expliziten Auseinandersetzung mit polithistorischen Gegebenheiten, es ging schlicht darum, einen visuell herausragenden, romantischen Abenteuerfilm vor Kostümkulisse anzubieten. Vor Ort gefilmt, in Scope und mit einer für Sirk typischen, exorbitanten Farbdramaturgie glänzt "Captain Lightfoot" somit primär infolge seiner Schauwerte. Erst mit einigem Abstand wird man gewahr, dass er für einen grundsätzlich als solchen zu kategorisienden 'swashbuckler' faktisch keinerlei echte Actionszenen aufweist - hier und da ein paar Schusswechsel, das war's auch schon. Ansonsten stützt sich der Plot in Form einer klassischen Entwicklungsgeschichte auf das Emporkommen Mike Martins als patriotischer Recke, der das Leben in all seinen unterschiedlichen Facetten erst noch kennenlernen muss, im Gegenzug jedoch ein hübsches Mädchen (Barbara Rush) abbekommt. Die vierte von insgesamt acht Kollaborationen zwischen Sirk und Hudson.

8/10

Douglas Sirk Irland period piece W.R. Burnett Kolonialismus





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Funxton

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