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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE SEA CHASE (John Farrow/USA 1955)


"I won't lie for you."

The Sea Chase (Der Seefuchs) ~ USA 1955
Directed By: John Farrow

Am 1. September 39 liegt der deutsche Marinekapitän Karl Ehrlich (John Wayne) mit seinem alten Kohlendampfer, der 'Ergenstraße', bei Sidney vor Anker. Als der Krieg beginnt, weigert sich Ehrlich, sich und seine Mannschaft internieren zu lassen und flüchtet mit dem Schiff Richtung Südpazifik, an Bord die flüchtige Gestapo-Agentin Elsa Keller (Lana Turner). Verfolgt wird die Ergenstraße von einem Kriegsschiff der Royal Navy mit Ehrlichs früherem Freund Jeff Napier (David Farrar) an Bord, der Elsa liebt und einen fehlgeleiteten Hass auf Ehrlich entwickelt. Der gescheite Seefuchs holt aus Mannschaft und schiff das Letzte heraus gelingt die Flucht bis um Kap Hoorn und hinauf an die Nordatlantikküste Norwegens, wo der verbissene Napier ihn stellt.

Ein schönes, altmodisches Wayne-Vehikel in Scope und Farbe von "Hondo"-Regisseur Farrow, in dem Duke einen alternden, kaisertreuen Seebären gibt, der dem Führer und seinem Nazi-Tross bei jeder sich bietenden Gelegenheit die kalte Schulter zeigt und eine Herzensflucht bewerkstelligt, die eigentlich gleich zu Anbeginn mehr der Wahrung seiner persönlichen Integrität geschuldet ist als der überaus geringen Erfolgsaussichten. Lana Turner als streng gefönte femme fatale macht Laune, ist aber eigentlich bloß ein Alibi-Blondchen, um dem bisweilen allzu verbissen wirkenden Helden eine romantische Breitseite zu verpassen. So entsteht ein liebenswert-kitschiges Kriegsabenteuer ohne den Propaganda-Ballast der Vorjahre, das sich in seiner Eigenschaft als maritim angelegtes US-Pendant zu Käutners "Des Teufels General" allerdings als ziemliche Travestie feilbietet. In den Nebenrollen gibt es mit Paul Fix, Claude Akins, John Qualen und James Arness nicht bloß ein Duke-Faktotum zu bewundern.

7/10

John Farrow Seefahrt WWII Duell Australien Pazifik Insel amour fou


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A HIGH WIND IN JAMAICA (Alexander Mackendrick/UK 1965)


"Will I have to die now?"

A High Wind In Jamaica (Sturm über Jamaika) ~ UK 1965
Directed By: Alexander Mackendrick

Weil ein paar englische Kolonisten in Jamaica die umfassende Zivilisationsfeindlichkeit der Insel als schädigend für ihre Kinder empfinden, schicken sie sie per Schiff zurück in die Alte Welt. Kaum auf See, wird der Schoner von dem Piraten Chavez (Anthony Quinn) und seinen Männern ausgeraubt, sieben der Kinder schleichen sich derweil im Zuge eines Abenteuerspiels unbemerkt auf Chavez' Schiff. Erst am Abend entdecken die Piraten die heimlich an Bord gekommenen Kinder und behalten sie fürs Erste bei sich. Für die Kleinen entwickelt sich die folgende Reise zu einem keinesfalls unangenehmen Abenteuerspiel, derweil Chavez bei der königlichen Marine bereits im Verdacht steht, die Kinder umgebracht zu haben. Unter den Piraten brechen sich Konflikte den Weg, da die Mannschaft die durchaus furchtlose, selbstbewusste Wesensart der Kinder zunehmend misstrauisch beäugt. Als die Piraten ein holländisches Handelsschiff kapern, ersticht die ängstliche Emily Thornton (Deborah Baxter) missverständlich den fremden Kapitän (Gert Fröbe). In England werden Chavez und seine Leute schließlich wegen Mordes vor Gericht gestellt.

Ursprünglich hatte James Mason ein Auge auf Richard Hughes' Erzählung geworfen und eine erste Verfilmung geplant, diese jedoch wurde, nachdem sie kurz die Produktionsetage Disneys gestreift hatte, aufgrund ihrer impliziten Düsternis wieder verworfen und dann erst Jahre später von der Fox realisiert. Mackendricks ursprünglicher Schnitt fand sich für den Kinoeinsatz um rund eine halbe Stunde gekürzt, weshalb der britische Regisseur den Film nachträglich ablehnte. Dabei ist er auch in dieser Form noch hinreichend ungewöhnlich, um die Beschäftigung mit sich lohnenswert zu machen; als moralisches Stück um Schuld, Sühne und den zeitweiligen Zynismus göttlicher Gerechtigkeit lässt er den Zuschauer am Ende sehr nachdenklich zurück. Zwischen dem raubeinigen Piraten Chavez und der etwa zehnjährigen Emily entsteht während der Reise über den Atlantik eine zarte, von fast väterlichem Verständnis geprägte Freundschaft, die damit endet, dass Chavez sogar auf einen reichen Beutezug verzichten will, um die durch einen Unfall verletzte Emily und die anderen Kinder in Sicherheit zu bringen. Doch die Kollision der unschuldigen, aus gutem Hause stammenden Zöglinge mit den abergläubischen Raubgesellen lässt von Anfang an kein versöhnliches Ende zu: Bereits John (Martin Amis), der Älteste, muss unterwegs sterben, weil er durch eigene Unvorsicht aus einem Bordellfenster stürzt. Am Ende schlägt sich der durchaus unbeabsichtigte, unheilvolle Einfluss der Seeräuber so sehr nieder, dass Emily in einer für sie unüberschaubaren Situation zur Mörderin wird. Chavez als einziger Zeuge ihrer Tat verzichtet später vor Gericht freilich auf die Verkündung der Wahrheit, um einerseits Emily zu schonen und andererseits der überdies längst fälligen Sühne in Form des Stricks endlich ins Auge zu sehen. "Ich will nicht für etwas gehängt werden, dass ich gar nicht getan habe", wirft Chavez' mitverurteilter, jüngerer Freund Zac (James Coburn) ein. "Du wirst schonmal irgendetwas angestellt haben, dass den Galgen rechtfertigt", erwidert Chavez lachend. Die kleine Emily derweil gelangt zurück in die wohlbehüteten Arme ihrer Eltern, auf Lebzeit ein böses Geheimnis mit sich schleppend, dass sie vielleicht irgendwann als surrealen Albtraum wird verdrängen können.

8/10

Alexander Mackendrick Kolonialismus Piraten Kinder Karibik Freundschaft Jamaica Richard Hughes period piece


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THE FIGHTING KENTUCKIAN (George Waggner/USA 1949)


"Wouldn't you take a look to the horses?" - "I'll see to the horses."

The Fighting Kentuckian (In letzter Sekunde) ~ USA 1949
Directed By: George Waggner

Nach Napoleons Niederlage und Exil emigrieren einige der ehemaligen Bonapartisten mitsamt ihren Familien in die Neue Welt, erwerben Land in Alabama und bauen sich dort eine neue Existenz auf. John Breen (John Wayne) von der Kentucky-Miliz verliebt sich in die Generalstochter Fleurette De Marchand (Vera Ralston), die jedoch bereits dem vermeintlich heldenhaften Geschäftsmann Blake Randolph (John Howard) versprochen ist. Während seiner Werbung um Fleurette und seiner Rivalität mit Randolph deckt Breen, der sich zusammen mit seinem besten Freund Paine (Oliver Hardy) als Landvermesser tarnt, um in Fleurettes Nähe bleiben zu können, einen Grundstücksschwindel zu Ungunsten der französischen Siedler auf, der in einem Überfall auf Fleurettes Vater kulminieren soll.

Ebenso flotte wie komische Semi-Western-Romaze, die für einen veritablen Genrefilm nicht ganz das recht Setting und die rechte Ära widerspiegelt. Immerhin liefert Waggner mit "The Fighting Kentuckian", der Duke Seite an Seite mit Oliver Hardy in Fransenjacke und Waschbären-Fellmütze präsentiert, einen ungewohnten, cineastisch faktisch unbeackerten historischen Hintergrund, in dem Waterloo-Veteranen auf Südstaaten-Milizen treffen, was Gelegenheit zu einigem Hurra-Patriotismus und Ehrbekundungen gibt. Bedenkt man, dass die gesamte Geschichte derweil vor einer Romanze konstruiert wurde, könnte man sich allerdings besser Errol Flynn in der Titelrolle vorstellen als Duke, doch jener war als Warner-Zugpferd für eine Republic-Produktion vermutlich unabkömmlich. Müßig, darüber zu spekulieren, denn "The Fighting Kentuckian" ist auch so durchaus gelungen. Besonders schön natürlich die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen Wayne und seinem comic sidekick Hardy, der sich in einem besonderen Ausnahmefall von seinem Dauerpartner Stan Laurel absentierte, auch neben Duke eine im wahrsten Wortsinne imposante Figur macht und der durch seine liebenswerte Performance viel von dem Film rettet.

7/10

George Waggner Alabama Südstaaten period piece


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FROM THE EARTH TO THE MOON (Byron Haskin/USA 1958)


"Why didn't you tell me before...?"

From The Earth To The Moon (Von der Erde zum Mond) ~ USA 1958
Directed By: Byron Haskin

Nach dem Ende des Bürgerkriegs setzt sich die Rivalität zwischen dem unionistischen Waffenfabrikanten Victor Barbicane (Joseph Cotten) und seinem konföderierten Konkurrenten Stuyvesant Nicholl (George Sanders) beinahe nahtlos fort. Barbicane hat einen superstarken Sprengstoff namens 'Power X' entwickelt, mit dem sich jedes beliebige Ziel auf der Erde von jedem beliebigen Punkt attackieren lässt. Nicholl hält mit einer neuen Metalllegierung dagegen. Als Präsident Grant (Morris Ankrum) um die Gefährlichkeit von 'Power X' erfährt, ersucht er Barbicane persönlich, jede weitere Arbeit mit dem Material sofort zu unterlassen. Stattdessen wächst in ihm die Idee, mithilfe von Nicholls Spezialmetall eine Rakete zu bauen, die bis zum Mond fliegen soll.

Eine - es wurmt mich geradezu, das so schreiben zu müssen - ziemlich müde Verne-Verfilmung, die aus ihren Gegebenheiten, zu denen neben der wirklich wunderbaren Besetzung auch einige liebevolle production values wie hübsche Ausstattungsrequisiten ganz im Sinne ihres Ersinners oder ein paar nette matte paintings, kaum etwas macht. Haskin bekommt niemals die Kurve zu einer auch nur halbwegs spannungsreichen Geschichte; vielmehr tangiert einen das beinahe tragisch endende Duell zwischen Barbicane und Nicholl überhaupt nicht, was zur Folge hat, dass mit dem Herzstück auch der Rest des Films versandet. Besonders schmerzlich erscheint dies angesichts all der anderen, schönen Verne-Adaptionen dieser Jahre rund um "20,000 Miles Under The Sea" oder "Journey To The Center Of The Earth", die, nicht minder naiv, die gleichermaßen kindliche wie visionäre Gemengelage aus Vernes Phantasie so treffend auf die Leinwand zu zaubern wussten. Eine schwer verschenkte Chance.
Und es möge bitte mal jemand SchröderMedia ersuchen, keine eigenen Synchronisationen mehr anfertigen zu lassen, sondern das Budget lieber in halbwegs fehlerfreie Untertitelspuren zu investieren. Sämtliche der diesbezüglich bisher von mir vernommenen Vertonungsfragmente sind nämlich, jede für sich genommen, ein Schwerverbrechen an der Synchronkunst.

4/10

Byron Haskin period piece Sezessionskrieg Jules Verne Duell Mond Raumschiff


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LIFE OF PI (Ang Lee/USA, TW 2012)


"Religion is darkness."

Life Of Pi ~ USA/TW 2012
Directed By: Ang Lee

Der Universitätsdozent Pi Patel (Irrfan Khan) berichtet einem in einer Schaffenskrise befindlichen Romancier (Rafe Spall) die unglaubliche Geschichte seines einstigen Schiffbruchs während einer Pazifiküberfahrt von Indien an die nordamerikanische Westküste: Pis Vater hatte dereinst auswandern und seine Zootiere nach Kanada verkaufen wollen und zu diesem Zwecke eine Schiffspassage für seine Familie und die Tiere gebucht. Nur Pi selbst, ein Zebra mit gebrochenem Bein, eine Hyäne, ein Orang Utan und der bengalische Tiger Richard Parker können sich auf ein Rettungsboot flüchten. Bald leben nur noch Pi und der Tiger und es entsteht eine von gegenseitigem Lernen geprägte Zwangssymbiose zwischen den beiden so unterschiedlichen Kreaturen.

Yann Martels Buch, das jenes existenzialistische, komplexe Abenteuer von Pi Patel und dem Tiger Richard Parker beschreibt, liebe ich sehr - ein zu Tränen rührender Abriss der Biographie eines gelernten Philanthropen und Weltenkenners, einer der wenigen unterhaltungskulturellen Schriften, in denen ich die philosophische Annäherung an Religion und Glaubensfragen akzeptieren kann und die geprägt ist von einer wohlmeinenden Schönheit, welche das Leben selbst in die Arme zu schließen versucht. Zugleich handelt es sich um eine Meditation über das Wesen von Erzählungen und Faktenwiedergabe und den persönlichen Preis des Erzählers.
Ang Lees Adaption ist dann auch weitestgehend tatsächlich jener vielgefeierte Glücksfall einer rundum geglückten Literaturadaption, sie rettet den Geist und Seele der magischen Vorlage hinüber auf Film und ist gleichermaßen eine stürmische Liebeserklärung an dieselbe. Während des Films musste ich an genau derselben Stelle weinen wie bei der Romanlektüre - ich denke, anderen wird es da ähnlich ergehen. Jedenfalls macht "Life Of Pi" glücklich - der Film beinahe so sehr wie der Roman.

9/10

Ang Lee Yann Martel Indien Kanada Tiger Freundschaft Reise Religion Ozean Pazifik Zoo


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VILLA RIDES! (Buzz Kulik/USA 1968)


"It's very much better that I die a fool trusting too much, than live a tyrant trusting no one at all."

Villa Rides! (Pancho Villa reitet) ~ USA 1968
Directed By: Buzz Kulik

Mexiko, 1912: Der US-Pilot Lee Arnold (Robert Mitchum) fliegt Waffen für die regierungsfeindlichen Colorados über die Grenze. Als er feststellen muss, welchen Praktiken gegen die Landbevölkerung die von ihm gelieferten Gewehre dienen, schließt er sich - zunächst mehr oder weniger freiwillig - dem Revolutionsführer Pancho Villa (Yul Brynner) an. Mit seinem Flugzeug ist Arnold eine große militärische und strategische Hilfe für Villa. Als dieser und seine Armee jedoch von dem hinterlistigen General Huerta (Herbert Lom) hintergangen werden, verfinstert sich auch die Lage für Arnold. Mit einer beträchtlichen Geldbeute setzt er sich zurück in die Staaten ab. Nachdem Villa aus der Gefangenschaft fliehen kann und Arnold in El Paso aufsucht, entschließt jener sich nach anfänglicher Ablehnung, seinem alten Freund zurück nach Mexiko zu folgen und weiter für die Revolution zu kämpfen.

Eine knallbunte Mischung aus Fakten und Fiktion, die Revolution als Abenteuer! "Villa Rides!" war ein recht teures Studioprojekt, an dem Robert Towne und Sam Peckinpah mitgeschraubt haben, das mit epischen Bildern und Massenszenen aufwarten konnte und dieses ebenso verworrene wie faszinierende Kapitel mexikanischer Historie auf ein gut aufgelegtes Männerabenteuer herunterbrach. Nicht der Titelheld spielt freilich den Part des Protagonisten, sondern der Publikumsagent Robert Mitchum, der als bodenständiger, eher profitorientierter Opportunist die Grauzonen besser auszuloten lernt und erst als freier Mann eine endgültige Entscheidung für sein Seelenheil treffen kann. "Villa Rides" ist daher in erster Instanz eine Entwicklungsgeschichte jenes freilich fiktiven Revolutionshelden. Villa und sein Gefolgsmann Rodolfo Fierro, von Charles Bronson bereits in der typischen Pose der kommenden Erfolgsjahre gespielt, finden sich derweil geradezu liebevoll als raubeinige Schießwüter porträtiert, die trotz ihrer zuweilen lockeren Kanonen auf der richtigen Seite stehen. Besonders Fierros Darstellung mutet seltsam divergent an: Gleichermaßen komische Figur zeigt man ihn als Massenmörder, der nicht nur die Hinrichtungen gefangener Gegner als lustiges Spiel praktiziert. Möglicherweise symbolisiert besonders dieser Charakter recht treffend die Bipolarität der mexikanischen Lebensart jener Ära: unbändige Existenzfreude, gepaart mit einer beinahe hingebungsvollen Akzeptanz des allgegenwärtigen Todes.

8/10

Pancho Villa Mexiko Mexikanische Revolution Buzz Kulik Sam Peckinpah Historie period piece Biopic


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THE MOLE PEOPLE (Virgil W. Vogel/USA 1956)


"In archaeology all things are possible."

The Mole People (In den Klauen der Tiefe) ~ USA 1956
Directed By: Virgil W. Vogel

Die drei Archäologen Bentley (John Agar), Bellamin (Hugh Beaumont) und Lafarge (Nestor Paiva) entdecken auf einem Bergplateau im südlichen Irak die Spur einer 5000 Jahre alten Sumerer-Dynastie. Tief im Inneren des Bergmassivs stoßen sie auf die Überbleibsel jener Kultur: Eine überschaubare Gruppe albinöser Anbeter der Kriegsgöttin Ishtar, deren Zivilisation sich seit damals nicht weiterentwickelt hat. Die Sumerer halten sich als Arbeitssklaven zudem eine Rasse monströser Maulwurfsmenschen mit Buckeln und Klauen, die verzweifelt unter der bösen Knute der Albinos zu leiden haben. Lafarge fällt ihnen durch einen Unfall zum Opfer. Als der durchtriebene Hohepriester Elinu (Alan Napier) auch Bentley und Bellamin aus dem Weg räumen will, befreien diese die Maulwurfsmenschen und zetteln mit ihnen eine Revolte an...

Liebenswerter kleiner Sci-Fi-Film mit den typischen production values, die dem Genrekino jener Tage durch die produzierende Universal zuteil wurden: Sicherlich als B-Picture für den schnellen Dollar im Autokino konzipiert, kann man "The Mole People" seine aufgenfälligen Qualitäten nicht absprechen; die an Wells angelehnte Story, in der erfreulicherweise einmal die - physiologisch als solche angelegten - Monster die heimlichen Helden sind, kommt recht witzig daher, es gibt nette matte paintings, Score und Photographie sowie die beiden Hauptdarsteller John Agar und Nestor Paiva kennt man bestens aus den phantastischen Filmen von Jack Arnold oder John Sherwood. Kurzum: Wer sich in diesen zu Hause fühlt, der wird auch ohne große Umwege mit "The Mole People" warm werden, wenngleich sich ein direkter Vergleich zu den großen Arnold-Klassikern sicherlich verbieten mag.

6/10

Virgil W. Vogel Archäologie Monster


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CLOUD ATLAS (Tom Tykwer, Andy Wachowski, Lana Wachowski/D, USA, HK, SG 2012)


"Don't leave me here!"

Cloud Atlas ~ D/USA/HK/SG 2012
Directed By: Andy Wachowski/Lana Wachowski/Tom Tykwer

Auf sechs Zeitebenen kämpfen unterschiedliche Inkarnationen ein und derselben Seele gegen die Repressionen, Zwänge und Freiheitsbeschneidungen ihrer jeweiligen Ära: 1849 kämpft der Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) auf einem Schiff im Pazifik sowohl um sein eigenes Leben als auch um das des entflohenen neuseeländischen Sklaven (David Gyasi); 1936 wird der bisexuelle Nachwuchs-Komponist Robert Frobisher (Ben Whishaw) aufgrund seiner sexuellen Präferenzen von einem alternden Berufsgenossen (Jim Broadbent) übervorteilt und erpresst; 1973 gerät die Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) in höchste Lebensgefahr, weil sie einem Atomkraft-Skandal auf die Spur kommt; 2012 wird der verschuldete Verleger Cavendish (Jim Broadbent) von seinem rachsüchtigen Bruder (Hugh Grant) in ein geschlossenes Senioenheim abgeschoben, aus dem es zu fliehen gilt; 2144 schließt sich die 'Duplikantin' Sonmi-451 (Doona Bae) einer revolutionären Bewegung an; 106 Jahre nach der Apokalypse bekommt der unbedarfte Insulaner Zachry (Tom Hanks) es mit der brutalen Unterdrückung durch einen feindlichen Stamm, der weiter fortschreitenden Verseuchung der Erde sowie seinem eigenen bösen Gewissen zu tun.

Zu Lebzeiten wäre die Adaption eines Bestsellers wie Mitchells diesem Film zugrunde liegenden Romans ein unbedingter Fall für Bernd Eichinger gewesen; heute springt statt der Constantin dann eben X-Filme in die Bresche. Tom Tykwer, der ja mit "Das Parfüm" bereits hinreichende Erfolgsliteraturverfilmungserfahrung gesammelt hat, tat sich dafür mit den Wachowski-Geschwistern zusammen und teilte die Inszenierung wohlfeil zwischen ihnen und sich selbst auf. Dabei ist unschwer zu erkennen, wer für welche Segmente verantwortlich ist; die atmosphärisch wie kinetisch betrachtet sanfteren Episoden gehen selbstverfreilich auf Tykwers Konto, während die actionreiche(re)n (Zukunfts-)Parts, in denen es zu zum Teil spektakulären visuellen Aufwendungen und athletischen Shoot-Outs kommt, natürlich von den Wachowskis dirigiert wurden.
Ich kenne das Buch nicht und habe nach dem Film auch nicht das Gefühl, seine Lektüre unbedingt nachholen zu müssen, aber die metaphysischen Diskurse zumindest der Adaption gleiten bisweilen offenherzig ins Vulgärpsychologische ab; die Wanderungen edler, wankelmütiger und niederträchtiger Seelen in immer neuerlichen Reinkarnationen, wobei der Astralkörper des Helden respektive der Heldin immer wieder in die Haut eines anderen Körpers wandert, der zu anderen Zeiten und unter anderen Bedingungen freilich weniger heroisch auftritt, derweil "das ultimative Böse", der ewige Satan immer wieder und immer nur von Hugo Weaving verkörpert wird. Was hat der Mann bloß angestellt, dass er stets so gemein daherkommen muss...? Das alles gibt sich wesentlich wichtiger und bewegter als es letzten Endes ist. Was bleibt, ist ein trotz anderweitiger Behauptung nicht sonderlich ausgefuchtes Genrestück, das sich zumindest über seine beträchtliche Erzähldistanz senkrecht halten kann. "Cloud Atlas" unterhält auf hohem formalen Niveau und erweist sich als in audiovisueller Hinsicht so ziemlich makellos, dennoch: 'thinking man's cinema', also das, was man hier doch offenkundig so gern kredenzt hätte, stelle ich mir trotzdem anders vor, meine Damen und Herren T. und W..

7/10

Andy Wachowski Lana (Larry) Wachowski Tom Tykwer period piece Ensemblefilm Zukunft Apokalypse Reinkarnation Sklaverei Atomkraft David Mitchell London San Francisco Kolonialismus Dystopie


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A BREED APART (Philippe Mora/USA 1984)


"Does that thought bother you, sir?"

A Breed Apart (Die Brut des Adlers) ~ USA 1984
Directed By: Philippe Mora

Der Witwer und Vietnamveteran Jim Malden (Rutger Hauer) lebt zurückgezogen auf seiner Flussinsel 'Cherokee Island', auf der das letzte Pärchen einer bestimmten Art von Weißkopfadlern nistet. Jedem Fremden, der sich der Insel nähert, begegnet Malden mit grundsätzlichem Misstrauen und so zieht er sich bald die Feindschaft zweier einheimischen Hillbilly-Brüder (Brion James, John Dennis Johnston) zu, die Cherokee Island als persönliches Jagdrevier betrachten. Anders seine Beziehung zu der Kolonialwarenhändlern Stella (Kathleen Turner) und ihrem Sohn (Andy Fenwick), die gern Maldens neue Familie abgäben. Als der Bergsteiger Mike Walker (Powers Boothe) in die beschauliche Idylle einkehrt und sich mit Malden und Stella anfreundet, ahnt zunächst noch niemand, dass er im Auftrage des Millionärs Whittier (Donald Pleasence) die beiden Adlereier aus dem Nest stehlen soll...

Ein nicht ganz alltäglicher Film, aber das sind Philippe Moras Arbeiten ja eigentlich ohnehin selten. Der Held vereint auf den ersten Blick zahlreiche Klischeecharakteristika - ein ausgezeichneter Nahkämpfer und Vietnamveteran, der Frau und Kind und damit endgültig das Vertrauen in die zwischenmenschliche Kommunikation verloren hat, zugleich Tierliebhaber, dem ständig irgendwelche blutrünstigen Jagdidioten auf die Pelle rücken, dazu ein stiller Naturbursche, mit dem man besser keinen Streit anfängt. Die platinblonde Punkerfrisur hat Rutger Hauer geradewegs aus "Blade Runner" importiert, derweil Kathleen Turner um Einiges unglamouröser auftritt als bislang gewohnt. Eigentlich ein hervorragender Exploitationstoff, doch mit Ausnahme zweier Nacktszenen und einer recht unangenehmen Sterbesequenz hält sich Mora relativ keusch.
In welche Richtung sein Film geht - tatsächlich geht es um nichts Geringeres als das Auf-die-Probe-Stellen einer zaghaft und beiderseits unerwartet geknüpften Männerfreundschaft sowie ein etwas unbeholfen vorgetragenes Liebesgeständnis - ahnt man erst nach der Hälfte, bis dahin bleibt alles ähnlich verhalten und nebulös wie Rutger Hauers exzentrischer Protagonist.
"A Breed Apart" jedenfalls ist, soviel steht fest, ein Film, wie er nur vor dreißig Jahren hat entstehen können.
Heute wären die Primärreaktionen vermutlich Unverständnis und Ablehnung.

7/10

Philippe Mora North Carolina Südstaaten Veteran Freundschaft


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MURPHY'S WAR (Peter Yates/UK 1971)


"You love your war, don't you, Mr. Murphy?"

Murphy's War (Das Wiegenlied der Verdammten) ~ UK 1971
Directed By: Peter Yates

Venezuela, 1945: Gegen Kriegsende wird das Schiff des britischen Naval Officers Murphy (Peter O'Toole) von einem deutschen U-Boot im Orinoco-Becken versenkt. Murphy wird wie durch ein Wunder von dem Aussteiger Louis (Philippe Noiret) gerettet und von der Missionsschwester Hayden (Siân Phillips) gesundgepflegt. Der RAF-Pilot Ellis (John Hallam) hat weniger Glück: Auch er kommt zunächst in Haydens Obhut, wird jedoch von den Deutschen aufgespürt und erschossen. Murphys Rachedurst kennt nun kein Halten mehr. Zunächst versucht er, das feindliche U-Boot mithilfe von Ellis' Maschine zu versenken, später eignet er sich Louis' Kutter an und geht damit auf die Deutschen los - obschon die in Europa längst ihre Kapitulation unterzeichnet haben...

In der noch jungen Tradition von "Hell In The Pacific" stehende Geschichte eines Privatkrieges vor exotischer Kulisse. Diesmal stehen sich ein britischer Soldat und ein deutscher U-Boot-Kapitän (Horst Janson) gegenüber und versuchen sich zu bekriegen, wobei die offensive Aggression vornehmlich von Murphy und seinem bösen, durch das Kentern seines Schiffes hervorgerufenen Trauma ausgeht, nicht von wechselnder Seite. Auch ist dies weniger die Geschichte eines auf einen intimen Mikrokosmos beschränkten "Parallelkrieges", den zwei abgeschnitte Individuen führen, denn die ener persönlichen Obsession.
Yates, der unter recht widrigen Produktionsbedingungen an authentischen Schauplätzen gefilmt hat, holt das Beste aus seinem großen Hauptdarsteller heraus, der noch einmal ein wenig lawrence'schen Fanatismus pflegen darf. Ansonsten triumphieren ganz besonders Weite und Schönheit der venezolanischen Küstenkulisse als heimliche Hauptdarsteller.

7/10

Peter Yates period piece Venezuela WWII U-Boot





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Funxton

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