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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DER TIGER VON ESCHNAPUR (Fritz Lang/BRD, F, I 1959)


"Ist das Indien?"

Der Tiger von Eschnapur ~ BRD/F/I 1959
Directed By: Fritz Lang

Der deutsche Architekt Harald Berger (Paul Hubschmid) soll für Chandra (Walter Reyer), den Maharadscha der indischen Provinz Eschnapur, ein neues Krankenhaus entwerfen und bauen. Bereits auf der Reise zum Palast Chandras lernt Berger die Tempeltänzerin Seetha (Debra Paget) kennen und beschützt sie vor einem menschenfressenden Tiger. Seetha ist ebenfalls auf dem Wege zum Maharadscha, der als Witwer ein Auge auf sie geworfen hat und sie insgeheim zu heiraten plant. Als seine Untergebenen davon erfahren, beginnt es zu brodeln - eine ordinäre Tänzerin darf niemals den Platz der verstorbenen Maharani einnehmen. Zudem verliebt sich Seetha in Berger. Als Chandra davon erfährt, sieht er rot. Berger und Seetha bleibt nurmehr die Flucht in den Dschungel...

Für die mittlerweile dritte Verfilmung des einst von Fritz Langs damaliger Frau Thea von Harbou erdachten Stoffes um eine wildromantische Liebesgeschichte in schwülem indischen Klima gelang Arthur Brauner einer seiner größten Coups: Er holte Lang, der zuvor insbesondere seine Arbeit an dem Kostümfilm "Moonfleet" als im Nachhinein frustrierend empfand und auf Besuch in Deutschland weilte, mittels eines Vertrags mit der CCC langfristig zurück aus Hollywood in die alte Heimat. Zunächst sollte Lang ein "Nibelungen"-Remake drehen, was sich jedoch fürs Erste zerschlug. Brauner produzierte dieses sieben Jahre später trotzdem - mit Harald Reinl als Regisseur. Lang übernahm stattdessen eine alte Herzensangelegenheit: Mit dem Zweiteiler "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal" verband ihn eine fast 35 Jahre alte Beziehung. Nachdem von Harbou das Originalscript verfasst hatte, wurde es nämlich ehedem von Joe May, der das Prestige-Projekt nicht dem Jungspund überlassen wollte, inszeniert. Lang hatte nun die Möglichkeit, sich mittels prachtvoller Farbgestaltung und einer deftig-campigen Aufbereitung des Stoffs für die einstige Schmach zu revanchieren. Trotz des für Brauner-Verhältnisse großzügigen Budgets wurden die beiden mit gut zweimonatigem Abstand gestarteten Filme ein nationaler Erfolg, avancierten zur beständigsten der drei Versionen und haben sich bis heute ihren Status als Fernseh-Evergreens vom Schlage der "Sissi"- oder Karl-May-Filme bewahren können.

6/10

Fritz Lang Indien Camp Remake


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JOHN CARTER (Andrew Stanton/USA 2012)


"Did I not tell you he could jump!"

John Carter ~ USA 2012
Directed By: Andrew Stanton

Einige Jahre nach der Beendigung des Sezessionskrieges soll der junge Edgar Rice Burroughs (Daryl Sabara) das Erbe seines Onkels John Carter (Taylor Kitsch) in Empfang nehmen, der im Kriege als Captain der Konföderierten gedient hat und nun einem urplötzlichen, rätselhaften Tod erlegen, in seinem Mausoleum bestattet ist. Die Lektüre von Carters Tagebuch klärt Burroughs über die tatsächlichen Umstände um das "Versterben" seines Onkels auf: Von einer geheimen Höhle in Arizona aus wurde Carter im Zuge einer Fluchtaktion vor den Unionisten einst mithilfe eines außerirdischen Artefakts auf den Mars transportiert. Dort geriet er in die Wirren eines weiteren, lokalen Bürgerkriegs unter Beteiligung mehrerer Parteien: Der vierarmigen, archaisch lebenden Tharks, der humanoiden, fortschrittlicheren Bürger der Städte Helium und Zodanga sowie der rätselhaften Therns. Carter, der unter den atmosphärischen Bedingungen des Mars Superkräfte erlangte, gelang es damals im Zuge vieler Abenteuer, die verfeindeten Parteien zu befrieden, bevor er unfreiwillig wieder zurück zur Erde transportiert wurde.

Schade, dass "John Carter" so bös gefloppt ist, aber es ist offensichtlich so: Wenn effektvolles, teures Mainstreamkino einmal wirklich auf risikoreicher Basis und weniger einem kalkulierten Reißbrettmuster folgend entsteht, wird dies entweder, wie im vorliegenden Falle, gar nicht oder wenn, dann lediglich in Ausnahmefällen belohnt.
Stantons Film setzt sich ganz bewusst zwischen Stühle; er adaptiert eine rund einhundert Jahre alte, auf durchaus gewöhnungsbedürftigem Storykonstrukt fußende Pulp-Serie, lässt sich nicht eben unkompliziert folgen aufgrund des überfordernden Kontingents von Namen, Völkern und Beziehungsgeflechten, in das Carter auf dem Mars (oder, nach hiesiger Bezeichnung 'Barsoom') unversehens hineingeschubst wird und erfordert zudem den elementaren good will eines begeisterungsfähigen Publikums, sich bereitwillig auf jahrzehntealte Mythengeflechte und kindesbeinige Spinnereien einzulassen. Wenn CGI wie hier wenig selbstzweckhaft, sondern durchaus phantasievoll und das Gesamtkonzept unterstützend eingesetzt werden, dann habe ich ferner überhaupt nichts dagegen. "John Carter" hätte im besten Falle der Startschuss für ein schönes, neues Franchise geben können, steckt in der Geschichte um den schlussendlich freiwillig Gestrandeten doch noch massig Potenzial. Die Welt jedoch war offenbar anderer Ansicht. Und das ist verdammt schade.

8/10

Andrew Stanton Sezessionskrieg Edgar Rice Burroughs Mars Aliens period piece Pulp 3-D


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CYCLONE (René Cardona Jr./MEX, USA, I 1978)


Zitat entfällt.

Cyclone (Tornado) ~ MEX/USA/I 1978
Directed By: René Cardona Jr.

Ein gewaltiger Tornado sorgt in der Karibik dafür, dass diverse Unglückliche mit dem Flugzeug abstürzen oder mit ihren Booten von der Küste abgetrieben werden. Ein paar der Abstürzler, die Besatzung eines kleinen Fischerbootes und einige Touristen auf einem Glasbodenboot treffen durch Zufall auf dem Meer zusammen und müssen Hunger, Durst und gefräßige Haie überwinden, bis einige wenige von ihnen schlussendlich gerettet werden können.

Nachdem sein Vater sich zwei Jahre zuvor mit "Supervivientes De Los Andes" des (in "Cyclone" zitierten) authentischen Flugzeugunglücks in Südamerika angenommen hatte, infolge dessen die hungernden Passagiere die Toten verzehren um überleben zu können, griff auch der Junior jenes Thema auf. Diesmal ist ein Wirbelsturm die Ursache allen Übels und es gilt nicht nur Hunger und Durst, sondern auch die feindselige Natur in Form einiger Tigerhaie in den Griff zu bekommen. Zwischendurch werden immer wieder Gottesglaube, Hoffnung und Ethik diskutiert, einer etwas überdrehten Amerikanerin (Carroll Baker) wird der kleine Hund entrissen, abgemurkst und verzehrt, die vor Erschöpfung Verstorbenen müssen schließlich als Fischköder und (naturgepökelter) Nahrungsvorrat herhalten. Am Ende bezahlen die meisten der Gierigen ihre Freveleien dann doch noch mit dem Leben, als eine ganze Rotte Tigerhaie (in gekonnten, sehr realistischen Einstellungen übrigens) sich anhand der im Wasser Treibenden in einen Blutrausch frisst. Das Ganze ist psychologisch erwartungsgemäß wenig reizvoll arrangiert worden; Cardona Jr. geht es primär um Spekulatives und Sensation. Die übliche Verstärkung aus Hollywood kommt diesmal in den Personen der erwähnten Carroll Baker, Arthur Kennedy und Lionel Stander (während des Drehs ganz offensichtlich mehr oder minder permanent unter Strom stehend), Olga Karlatos, Hugo Stiglitz, Muskelmann Andrés Garcia und Mike Moroff, den ich aus "Return Of The Living Dead III" wiedererkannt habe, sind auch dabei. Ein großes Hallo also mal wieder im (gemäßigten) Exploitationkino.

6/10

René Cardona Jr. Kannibalismus Haiangriff Karibik Seenot Atlantik


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SURVIVAL QUEST (Don Coscarelli/USA 1988)


"Shit, what a zoo!"

Survival Quest (Camp der verlorenen Teufel) ~ USA 1988
Directed By: Don Coscarelli

Eine Gruppe von sechs Freizeitsportlen (Dermot Mulroney, Traci Lind, Catherine Keener, Paul Provenza, Dominic Hoffman, Ben Hammer) aus der Großstadt gibt sich vertrauensvoll in die Hände des Survival-Spezialisten Hank (Lance Henriksen), um ein vierwöchiges Überlebenstraining im kalifornischen Hinterland zu absolvieren. Zeitgleich bricht der Ex-G.I. Jake (Mark Rolston) zum Drill einem Team tumber Pseudo-Soldaten in das gleiche Areal auf. Während Hank seine Leute mit Sympathie und Vertrauensübungen auch psychologisch anleitet, setzt Jake auf Erniedrigung und puren Militarismus. Es dauert nicht lange, bis beide Gruppen erstmals aufeinanderprallen. Weitere Begegnungen verschärfen die Situation, bis schließlich Raider (Steve Antin), einer von Jakes Männern, durchdreht und einen Privatkrieg mit echten Automatikgewehren beginnt.

Zwischen all den "Phantasm"-Filmen (von denen jetzt ein fünfter naht - *lechz*) fertigte Don Coscarelli ganz still und heimlich diesen recht freundlichen Abenteuerfilm an, der zumindest in der ersten Hälfte eine fast liebenswerte Disney-Atmosphäre verbreitet, bis er dann im zweiten Teil doch zur handfesten Action übergeht, die sich mit Ausnahme des knalligen Showdown allerdings halbwegs moderat visualisiert findet. Obgleich durchaus klassische Backwood- und Terrorfilm-Elemente eine Rolle spielen, stehen doch der Teamgeist und die durchweg sympathisch gezeichnete Truppe von Lance Henriksen, mit seiner unverwechselbaren Physiognomie verlässlicher Genredarsteller dieser Tage und wieder einmal als knorriger Patriarch zu bewundern, im Vordergrund des Geschehens. Wie sie Zusammenhalt, Vertrauen und Freundschaft und Naturliebe lernen, das scheint Coscarelli weitaus mehr zu bewegen als boshafte Duelle mit ihren Zwangs-Kombattanten und so endet sogar der zu Beginn als höchst fieser Zeitgenosse eingeführte Rolston, der nach "Aliens", in dem er analog als harter Marine auftrat, ein Klassentreffen mit "Bishop" Henriksen begehen darf, durchaus versöhnlich. Schon damals sehr sehenswert auch Catherine Keener als heimliche Protagonistin, die ehedem noch mehr Ähnlichkeit mit der jungen Pam Grier besaß denn mit ihrem eigenen, späteren Ich und in der Folge wohl einige Besuche beim Kieferorthopäden absolviert hat.
Klein, aber fein.

7/10

Don Coscarelli Kalifornien Freundschaft Duell


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ROPE OF SAND (William Dieterle/USA 1949)


"You must have been such a sweet girl once."

Rope Of Sand (Blutige Diamanten) ~ USA 1949
Directed By: William Dieterle

Der Abenteurer Mike Davis (Burt Lancaster) kennt den exakten Fundort eines kleinen Diamantenfeldes innerhalb eines riesigen, eingezäunten Areals nahe Kapstadt. Nachdem der örtliche, machthungrige Polizeichef Vogel (Paul Henreid) bereits vor zwei Jahren vergebens versuchte, Mike sein Geheimnis durch Folter zu entlocken, kehrt dieser nun zurück, um sich die Edelsteine unter den Nagel zu reißen. Doch sowohl Vogel als auch der Diamantenhändler Martingale (Claude Rains), der die Glücksitterin Suzanne (Corinne Calvet) engagiert um Mike weichzukochen, sitzen ihm im Nacken.

Die Erinnerung an "Casablanca" kommt nicht ganz von ungefähr: Hal Wallis produzierte dieses in Afrika spielende, flamboyante Abenteuer um Gier, Opportunismus, Kriegstraumata, Verrat und Glücksspiel mit Burt Lancaster in der (beileibe nicht so elegant interpretierten) Rolle von Bogey, Paul Henreid in der Rolle von Conrad Veidt und Claude Rains und Peter Lorre in Wiederholung ihrer eigenen Rollen aus dem unerreichten Vorbild. Selbst einen neuen 'Sam' gibt es, in Gestalt von Davis' "Boy" John (Kenny Washington). Viele Szenen spielen in einer bezüglich Interieur und Atmosphäre an 'Rick's Café' gemahnenden Spelunke. Henreid genießt den Wandel vom aufrechten Widerstandskämpfer zum diabolischen Ekel, Sam Jaffe kommt noch vor als versoffener Arzt und die besten Auftritte hat - wie könnte es anders sein - Lorre als undurchsichtiger, kleinkrimineller Schnorrer, der wie ein kleines Gespenst immer dann auftaucht, wenn man es am wenigsten erwartet. Ein kleiner Diamant im Camp-Wust der Spätvierziger.

8/10

William Dieterle Südafrika Afrika Diamanten


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THE DEVIL-SHIP PIRATES (Don Sharp/UK 1964)


"He's still alive." - "Throw him overboard then!"

The Devil-Ship Pirates (Die Teufelspiraten) ~ UK 1964
Directed By: Don Sharp

1588: Nachdem die englische Seeflotte die Armada im Ärmelkanal erfolgreich schlagen konnte, rettet sich der schwer beschädigte, kleine Schoner 'Diablo' an die britische Küste. Was der mitreisende Don Manuel Rodriguez de Sevilla (Barry Warren) nicht weiß, ist, dass Capitano Robeles (Christopher Lee) und seine Mannen eigentlich Piraten sind, die zum Kriegsdienst gegen Elizabeth gepresst wurden. Nachdem Robeles kurzerhand desertiert, überfällt er das nächstliegende Dorf und macht sich die Unwissenheit der Bewohner zunutze, indem er Don Manuels zuvor gestreutes Gerücht, Philips Armada sei siegreich gewesen, ausnutzt. Harry (John Cairney), der Sohn des örtlichen Schmieds Tom (Anrew Keir), rebelliert gegen den grausamen Robeles und bekommt schließlich Hilfe von Don Manuel.

Der letzte Piratenfilm der Hammer ist nach meinem persönlichen Empfinden zugleich der gelungenste: Die kleinen Nachlässigkeiten der Vorgänger, die vornehmlich darin bestanden, ihre begrenzten production values zu kaschieren, fanden sich nunmehr ausgeräumt; die Geschichte, clever installiert von Jimmy Sangster und sorgsam inszeniert von Don Sharp, bleibt geschickterweise auf eine vergleichsweise übersichtliche Lokalität begrenzt, ohne dass es notbehelfend-forciert wirkt. Aus dem Widerstreit der englischen Provinzler gegen die üblen Seeräuber unter Captain Robeles wird ein kriminalistisches Kammerspiel, dass sogar bestimmende Elemente späterer home-invasion-movies vorwegnimmt - eine Gruppe anarchischer Gewaltverbrecher schneidet einen ohnehin abgelegenen Flecken von der Außenwelt ab und spielt sich hernach als Mini-Usurpatoren mit zunehmend bösartigen Besitzansprüchen auf. Zum Glück gibt es bei Hammer jedoch stets den jugendhaften Heroen, der, wenngleich unter herben privaten Verlusten, mit der Übermacht fertig wird. Großes Abenteuer in einem kleinen, feinen Film.

8/10

Don Sharp Jimmy Sangster Michael Carreras Hammer Piraten Seefahrt Historie period piece Sumpf


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THE PIRATES OF BLOOD RIVER (John Gilling/UK 1962)


"If I kill, it is to achieve a purpose, not for the sake of killing."

The Pirates Of Blood River (Piraten vom Todesfluss) ~ UK 1962
Directed By: John Gilling

Der exilierte Hugenotten-Abkömmling Jonathan Standing (Kerwin Matthews) wird zum Exil in einem Straflager verurteilt, weil er mit der Ehefrau (Diane Aubrey) eines der örtlichen Patriarchen (Dennis Waterman) angebendelt hat. Standing flieht nach kurzer Zeit aus der unsäglichen Arbeitshaft und gerät an den Piratenkapitän LaRoche (Christopher Lee) und seine Bande. LaRoche ist überzeugt, dass in der Hugenottenkolonie hochwertige Schätze versteckt sind und geleitet Jonathan unter einem falschen Vorwand heimwärts...

Wer klassische Piratenfilme mit prächtigen Schonern, ausgeprägter Takelage und opulenten Seeschlachten mag, ist bei der Hammer eher unglücklich aufgehoben - deren Korsarengeschichten spielen sich nämlich in der Hauptsache stets am Festland ab, da sich dieses wahlweise an der Südküste der britischen Insel abfilmen oder auch schön im Atelier nachstellen ließ. Die Außenaufnahmen zu "The Pirates Of Blood River" wurden zwar in Buckinghamshire gedreht, weil jedoch der Eindruck eines exotisch gelegenen Eilands evoziert werden musste, platzierte man hier und dort geschickt ein paar Palmwedel und Farne. Ein seichtes Flüsschen dient als Mangrovensumpf, plätschernde Wasser sollen Piranha-Schwärme symbolisieren. Man mag der Hammer ja manches vorwerfen - nicht jedoch, dass man kein Geschick im Hinblick auf die manchmal eingeschränkten Produktionsbedingungen bewies. Die Besetzung glänzt neben Mathews und Lee samt schurkischer Augenklappe und verkrüppeltem Arm noch mit einem just in den Startlöchern befindlichen Oliver Reed sowie den Hammer-Standards Andrew Keir und Michael Ripper. Mission accomplished.

7/10

John Gilling Piraten Hammer Insel Vater & Sohn Gold period piece


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FURY AT SMUGGLER'S BAY (John Gilling/UK 1961)


"I shall see yer foreman!"

Fury At Smugglers Bay (Die Bucht der Schmuggler) ~ UK 1961
Directed By: John Gilling

An der Südküste von Cornwall tummeln sich im 18. Jahrhundert Schmuggler und Piraten, die Handelsschiffe auf die Klippen lotsen und dann ausplündern. Doch Schmuggler ist nicht gleich Schmuggler - der brutale Bandenchef Black John (Bernard Lee) etwa ist ein rechter Halsabschneider, während sein Konkurrent, der "Captain" (William Franklyn), als galanter Schurke vom alten Schlage daherkommt. Squire Trevenyan (Peter Cushing) jedoch empfindet jedweden von ihnen als besorgniserregend und versucht, mit aller Härte gegen die Räuber vorzugehen - nicht ohne Bedacht, denn Black John hat den Squire aufgrund eines pikanten Geheimnisses in der Hand. Und auch dass sein Sohn Christopher (John Fraser) mit der Tochter (Michéle Mercier) eines von ihm selbst verurteilten Hehlers (George Coulouris) pussiert, passt ihm überhaupt nicht.

John Gilling, Peter Cushing, Miles Malleson - Namen die verdächtig an die Hammer-Produktionen gemahnen, in diesem Falle jedoch zu Unrecht. Möglicherweise jedoch hat das Schmuggler- und Piraten-Sujet von "Fury At Smugglers Bay" das renommierte Studio so weit angefixt, dass es binnen der folgenden zwei Jahre selbst eine entsprechende, lose Trilogie fertigte, deren erster Beitrag "Captain Clegg" noch mit der Phantastik liebäugelte und wiederum über Peter Cushing verfügen konnte. Ich muss auch gleich einräumen, dass mir selbiger besser gefällt als der doch strunzbrave Abenteuerstreifen "Fury At Smugglers Bay", der zwar vor Professionalität und Sorgfalt glänzt, sich alles in allem jedoch überaus überraschungsarm und konventionell zuträgt. So ein richtig mieses oder auch nur mysteriöses Subjekt hat es hier nicht, auch wenn Bernard Lee sich alle Mühe gibt, eins zu sein. Irgendwie ist er aber nicht der Typ dafür. Am Anfang hatte ich noch kurz darauf gehofft, dass Cushing als Squire (ähnlich wie in "Captain Clegg" der Vikar) sich im Nachhinein als der heimliche Drahtzieher und graue Eminenz hinter all den üblen Geschehnissen in der Schmugglerbucht erweisen möge, doch nichts dergleichen. Überraschungen darf man hier keine erwarten.

6/10

John Gilling Piraten period piece England Cornwall


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DR. CYCLOPS (Ernest B. Schoedsack/USA 1940)


"Strange, how absorbed man has been in the size of things!"

Dr. Cyclops (Dr. Zyklop) ~ USA 1940
Directed By: Ernest B. Schoedsack

Eine imposant angelegte Expedition in den Amazonasdschungel, wo der geniale Biologe Dr. Thorkel (Albert Dekker) seine geheimen Experimente durchführt, erweist sich für die Beteiligten - den exzentrischen Dr. Bulfinch (Charles Halton), seine Kollegin Dr. Robinson (Janice Logan), den Abenteurer Stockton (Thomas Coley), den Muli-Züchter Baker (Victor Kilian) und den Einheimischen Pedro (Frank Yaconelli) als Farce: Thorkel benötigt lediglich einen kurzen Ersatz für seine schwer nachlassende Sehkraft und kanzelt die Angereisten hernach kurzerhand ab. Weil man sich jedoch nicht so ad hoc wieder nach Hause schicken zu lassen gedenkt, wird man aufdringlich. Thorkel quittiert dies mit einer schrecklichen Strafe: Er offenbart kurzerhand die wahre Natur seiner Versuche und schrumpft die fünf Expeditionsteilnehmer auf eine Größe von 25 Zentimetern. Der folgende Kampf gegen den wahnsinnigen Wissenschaftler und die Tücken des Urwalds ist hart.

Ein schöner Genreklassiker, ausnahmsweise nicht aus den führenden Genre-Studios Universal oder RKO, sondern von der Paramount produziert. Im Grunde eine weitere Abhandlung des Topos aus "The Most Dangerous Game" - eine Kleingruppe muss sich auf exotisch-unwirklichem Terrain gegen einen veritablen Madman zur Wehr setzen - nur dass in diesem Falle die Gejagten auf ein Siebtel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft sind und der Jäger ein durchgedrehter, zudem kurzsichtiger Forscher ist. Etwas notdürftig hergestellte Analogien zur Zyklopen-Episode der Odyssee bestimmen den Titel. Die Größenverhältnis- und Rückprojektions-Effekte sind liebevoll gefertigt und mit Albert Dekker eine nachgerade ikonische Gattungsfigur erschaffen. Über den naiven, durchaus infantilen Abenteuerplot mag man hinwegsehen. Der größte Star des Films ist sowieso das zu jener Zeit für phantastische Stoffe höchst ungewöhnlich gewählte, wunderschöne Drei-Streifen-Technicolor, das sogar einem ordinären Papagei eine halluzinatorische Aura verleiht.

8/10

Ernest B. Schoedsack Miniaturisierung Dschungel Madness mad scientist


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EL KÁRATE, EL COLT Y EL IMPOSTOR (Antonio Margheriti/E, I, HK, USA 1974)


Zitat entfällt.

El Kárate, El Colt Y El Impostor (In meiner Wut wieg' ich vier Zentner) ~ E/I/HK/USA 1974
Directed By: Antonio Margheriti

Bei dem Versuch, seinen Tresor zu sprengen, kann der Halunke Dakota (Lee Van Cleef) nicht verhindern, dass der wohlhabende chinesische Geschäftsmann Wang (Al Tung) ums Leben kommt. Als dessen Bruder (Pai-Chen Yang) in China davon erfährt, schickter den Kung-Fu-Kämpfer Ho Chiang (Lo Lieh), zugleich Wangs Neffe, nach Monterey in Amerika. Dort schließen sich Dakota und Ho zusammen, um Wangs Erbschaft ausfindig zu machen. Dafür müssen sie jedoch zunächst ein Rätsel lösen, dessen einzelne Bestandteile Wang dereinst auf vier weibliche Popos tätowierte. Eines davon gehört der frivolen Gattin (Erika Blanc) des verrückten Predigers Hobbitt (Julián Ugarte), der sich, als er davon erfährt, selbst Wangs Schatz unter den Nagel reißen will.

Dass es sich für den (Euro-)Western und fernöstliches Kampf-Procedere durchaus lohnt, eine fruchtbare Kurzehe einzugehen, hatte Bond-Regisseur Terence Young bereits drei Jahre zuvor mit "Soleil Rouge" bewiesen, in dem ein japanischer Samurai und ein amerikanischer Gunslinger sich notgedrungen zusammenraufen müssen, um ein begehrtes Objekt (in diesem Falle handelte es sich um ein Schwert) zu erringen. Für "El Kárate, El Colt Y El Impostor" gingen derweil die Hong Konger Shaw Brothers eine ihrer Ost-West-Kollaborationen ein, um zwei große Unterhaltungsmärkte zu bedienen. Inszeniert wurde der Spaß von dem in Crossover-Dingen keinesfalls unerfahrenen Genre-Ass Margheriti, der hierfür sein berühmtes Pseudonym 'Anthony M. Dawson' verwendete. "El Kárate, El Colt Y El Impostor" ist erwartungsgemäß witzig und bewegt sich bis zum knalligen Showdown etwa in den Breitengeraden eines Spencer-/Hill-Western; soll heißen, es wird mehr geprügelt denn geschossen und es gibt, nicht zuletzt aufgrund der pobackigen Story-Prämisse, mancherlei Gelegenheit für schlüpfrige Hintern-Witzchen. Wer derlei Kuriositäten mag und beispielsweise mit der Hofbauer/Kuei-Zusammenarbeit "Yang Chi" etwas anzufangen weiß, der wird ganz bestimmt auch bei Lee Van Cleef und Lo Lieh auf seine Kosten kommen.

6/10

Antonio Margheriti Shaw Bros. Crossover Martial Arts Italowestern Europloitation





Filmtagebuch von...

Funxton

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