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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ARMY OF DARKNESS (Sam Raimi/USA 1992)


"Gimme some sugar, baby."

Army of Darkness (Die Armee der Finsternis) ~ USA 1992
Directed By: Sam Raimi


Nachdem Ash (Bruce Campbell) in die Vergangenheit befördert wurde und dort auf zwei verfeindete Ritterorden trifft, die jeweils Probleme mit den allseits bekannten Dämonen haben, muss er feststellen, dass er nur eine Möglichkeit für die Rückkehr in seine eigene Zeit gibt: Er muss das Necronomicon mithilfe einer Zauberformel aus den Klauen des Bösen befreien. Dummerweise erweist sich Ash als Trottel, der keine drei Worte behalten kann und die Armee der Finsternis tritt an...

Mit dem zweiten Sequel zu "The Evil Dead", das als solches konsequenterweise erst gar nicht mehr verkauft wurde, vollzog Raimi den Schritt zum familienfreundlichen Spaßkino. Selbstverständlich sind sein inszenatorischer Fundus und sein Ideenreichtum nach wie vor beachtlich, mit Horror oder gar Splatter hat "Army Of Darkness" aber nurmehr wenig bis gar nichts zu tun. Stattdessen lässt Raimi den liebgewonnenen Horrorhelden und Splatter-Don-Quijote Ash jetzt zum modernen, sprücheklopfenden Quasi-Jerry-Lewis mutieren, der sich irgendwann in zwei Hälften dividiert und fortan selbst verprügeln muss. Zum Showdown gibt es dann den beeindruckend perfekt gemachten Stop-Motion-Aufmarsch einer Knochenarmee, die Ray Harryhausen einigen Respekt abgenötigt haben wird. Ob man das Ganze nun braucht oder gar will, sei jedem selbst überlassen; mir hat die Entwicklung von der irrwitzigen Horrorachterbahn hin zum lustigen Fantasyspektakel nie so recht zugesagt, schon damals im Kino nicht, als ich mit der (allerdings bereits durch die Altersfreigabe gedämpften) Erwartung einen "echten" dritten "Tanz der Teufel" zu sehen das Ticket gezogen hatte. Immerhin kann ich heuer vermelden, mit der Erstbetrachtung der Originalfassung zumindest in einer Beziehung dazugelernt zu haben: Die deutsche Synchronisation von "Army Of Darkness" ist nämlich aller Professionalität zum Trotze eine reine Zumutung, unter deren Aussparung der Film sich gleich deutlich weniger albern geriert.

6/10

Sam Raimi Sequel period piece Mittelalter Dämon Groteske Slapstick Zeitreise


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BLUE CITY (Michelle Manning/USA 1986)


"I want some fuckin' justice."

Blue City ~ USA 1986
Directed By: Michelle Manning


Als der junge Billy Turner (Judd Nelson) in sein Heimatstädtchen Blue City auf den Florida Keys zurückkehrt, muss er erfahren, dass sein Vater, der frühere Bürgermeister, ermordet worden ist. Für Billy liegt der Fall klar - hinter dem Mord kann nur der Glücksspielhai Perry Kerch (Scott Wilson) stecken, der nicht nur ein Casino eröffnet, sondern sich außerdem noch Billys wenig traurige Stiefmutter (Anita Morris) unter den Nagel gerissen hat. Zusammen mit seinem alten Kumpel Joey (David Caruso) und dessen Schwester Annie (Ally Sheedy) zieht Billy rigoros gegen Kerch und seine Gorillas zu Felde.

Der Walter-Hill-Film, der gar kein Walter-Hill-Film ist; fürderhin eine weitere Auffrischung alter Kindheits- und Jugenderinnerungen dank meines lieben, nicht nur in dieser Beziehung überaus wackeren Freundes Oliver. Das Regiefeld bei diesem dennoch unverkennbar von Hill gestempelten Rachefilm überließ der Altmeister der Nachwuchs-Directrice Michelle Manning - vermutlich jene Entscheidung, die nachhaltig für den schlechten Ruf verantwortlich ist, der "Blue City" bis heute vorauseilt. Der aus deutlichen Westernmotiven und der typischen, an "Streets Of Fire" gemahnenden urbanen Hill-Mythologie kombinierte Film wagt zudem noch eine Kreuzung mit der damals bei jugendlichen Kinogängern beliebten Brat-Pack-Schiene. Der Einsatz von Judd Nelson jedoch, eines, wie man nachträglich konstatieren muss, verdammt miesen Schauspielers, der kaum mehr als eine Reprise seiner kultisch verehrten, rotzlöffeligen John-Bender-Figur aus "The Breakfast Club" gibt, gereicht "Blue City" dabei ebenso zum Nachteil wie die unerfahrene Inszenierung seiner Regisseurin. Der Film weiß nicht, wo er eigentlich hingehören möchte; schließt er nun an die schwerelose Flockigkeit der Achtziger-Teen-Comedy an oder entschließt er sich doch zur notwendigen Konsequenz einer Vigilanten-Story? Bis zum Ende bleibt diese Crux ungelöst. Dennoch hat "Blue City" seinen eigentümlichen Reiz, der vornehmlich in der sorglosen Beschwörung ästhetischer zeitgenössischer Oberflächlichkeiten zu finden ist oder in kleinen darstellerischen Highlights wie dem von Paul Winfield gesetzten. Außerdem gestaltet er sich angemessen kurz und kurzweilig und ebenso unkompliziert konsumierbar.

5/10

Brat Pack Walter Hill Michelle Manning Florida


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IN LIKE FLINT (Gordon Douglas/USA 1967)


"An actor? As president???"

In Like Flint (Derek Flint - Hart wie Feuerstein) ~ USA 1967
Directed By: Gordon Douglas

Diesmal muss Z.O.W.I.E.-Superagent Derek Flint (James Coburn) gegen eine Truppe naiver Feministinnen namens 'Fabulous Face' antreten, die einen weltweiten Politputsch planen, um sämtliche relevanten Ämter ausschließlich mit Frauen besetzen zu können. Dummerweise verlassen sich die Damen bei der Durchführung ihrer Pläne auch auf männliche Mithilfe, was ihnen schnell das Kreuz bricht. Der als Doppelgänger des US-Präsidenten (Andrew Duggan) eingesetzte Schauspieler Sebastian (Andrew Duggan) und der verrückte General Carter (Steve Ihnat) übernehmen nach Flints erster Intervention die Führung und können nur von Flint und der von ihm umgedrehten Blondine Lisa (Jean Hale) gestoppt werden.

Der zweite Flint-Film ist noch um Einiges witziger als der erste, strapaziert gegen Ende jedoch seine Laufzeit etwas über. Nachdem der Agent bereits im Original als unanfechtbarer Tausendsassa verkauft wurde, sehen wir ihn hier u.a. bei der Konversation mit seinem Hausdelfin Eric. Berühmt wurde der als nichts weniger denn prophetisch zu bezeichnende Kommentar Flints (s. obiges Zitat), mit dem er völlig fassungslos die Neuigkeit kommentiert, dass der echte Präsident durch einen Schauspieler ersetzt wurde. Ansonsten wird die feministische Bewegung zur gnadenlosen Zielscheibe des herzlich maskulinen Spotts erklärt: Die drei Köpfe von 'Fabulous Face' sind allesamt alte Teetantchen, die - Frauen halt - überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Pläne zur Gänze zu überblicken. Zur globalen Oktroyierung ihrer Pläne wollen sie Haartrockner einsetzen, die zugleich Gehirnwäschemaschinen sind - alle unfreiwilligen Mitstreiterinnen werden derweil kryogenisch eingefroren. Es gibt also wieder eine Menge zu schmunzeln. Besonders hervorhebenswert sind die musikalischen Klänge von Jerry Goldsmith, der es hier mit Erfolg seinen etwas schwungvolleren Kollegen Lalo Schifrin und Henry Mancini gleichtut.

7/10

Kalter Krieg Derek Flint Gordon Douglas Karibik Bond-Spoof


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OUR MAN FLINT (Daniel Mann/USA 1966)


"It can't be..." - "Of course it can, that's why he's Flint!"

Our Man Flint (Derek Flint schickt seine Leiche) ~ USA 1966
Directed By: Daniel Mann

Derek Flint (James Coburn), Lebemann und Top-Agent des amerikanischen Geheimdienstes 'Z.O.W.I.E.', wird herbeigerufen als die Terrororganisation 'Galaxy' die führenden Nationen der Welt mittels ihrer Wettermanipulationsmaschine dazu zwingen will, sämtliche Nuklearwaffen zu vernichten. Ihr an sich hehres Ziel versucht Galaxy jedoch mittels faschistischer Indoktrinationsmethoden zu erreichen, was Flint überhaupt nicht mag. Nachdem er die feindliche Agentin Gila (Gila Golan) becirct hat, ist es ihm ein Leichtes, Galaxy zur Strecke zu bringen.

Während die meisten Bond-Plagiate in den Sechzigern aus Europa, vornehmlich aus italienischer Coproduktion, kamen, versuchte sich Hollywood an vergleichsweise wenigen Rip-Offs der Abenteuer des britischen Agenten. Jene wiesen dann auch zumeist eine satirische oder gar unverhohlen parodistische Form auf. Die beiden "Derek Flint" - Filme wählten den lässigen Weg des Witzes, um 007 an der Kinokasse in seine Schranken zu weisen: Flint ist (noch) mehr Supermann als Mensch und jeder Situation ohne äußere Anstrengung gewachsen. Er beherrscht sämtliche Kampftechniken, ist eine wandelnde Enzyklopädie und außerdem Ballett-Virtuose, bekommt ausnahmslos jede Frau ohne den geringsten Widerstand ins Bett und verzichtet auf den Einsatz von Feuerwaffen. Außerdem pflegt er ein gesundes Maß an Arroganz, was seinen Chef Lloyd Cramden (Lee J. Cobb) regelmäßig zur Verzweiflung treibt. Seine Gegner findet Flint jeweils in einer Gruppe von fehlgeleiteten Weltverbesserern, die gerade so gefährlich sind, weil sie einen gesellschaftlichen Umbruch durchsetzen wollen. In "Our Man Flint" handelt es sich dabei um drei der Friedensbewegung verpflichtete Wissenschaftler (Benson Fong, Rhys Williams, Peter Brocco), die bei aller technischen Raffinesse verkennen, dass ihre Methoden nicht besser sind als die ihrer erklärten Erzfeinde.
Als Moderelikte ihrer Zeit und als Coburn-Vehikel sind die zwei Flint-Abenteuer auch heute noch recht gut genießbar - insbesondere für kompromisslose Sixties-Enthusiasten, die bei flotter Innenarchitektur, perfekt sitzenden Anzügen, hochgesteckten Frisuren und Easy-Listening-Sounds in ungebremste Verzückung geraten.

7/10

Derek Flint Daniel Mann Kalter Krieg Marseille Rom Bond-Spoof


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CENTURION (Neil Marshall/UK 2010)


"The gods never get their feet wet."

Centurion ~ UK 2010
Directed By: Neil Marshall

Im Jahre 117 stoßen die Römer bei ihrem Vorstoß in das kaledonische Hochland auf den erbitterten Widerstand der Pikten. Der nur knapp mit dem Leben davongekommene Zenturio Quintus Dias (Michael Fassbender) trifft auf seiner Flucht vor dem Piktenführer Gorlaco (Ulrich Thomsen) auf die neunte Legion unter General Virilus (Dominic West), die den Auftrag hat, die Front nach Norden zu verschieben und die Pikten mit aller Härte anzugreifen. Die neunte gerät jedoch in einen Hinterhalt und wird fast komplett aufgerieben. Erneut muss Dias vor den Erzfeinden fliehen, wobei sich seine eigenen Landsleute teils als ebenfalls nicht immer blütenrein erweisen...

Um die neunte Legion, die angeblich zu Zeiten Kaiser Hadrians in Kaledonien spurlos verschwunden sein soll, ranken sich viele Legenden, deren historischer Wahrheitsgehalt jedoch stark anzuzweifeln ist. Eine Variante besagt, dass sie tatsächlich nicht mehr aus dem "schottischen Nebel" zurückgekehrt sind und sich ergo entweder dort verlaufen haben oder den Pikten zum Opfer gefallen sein müssen. Neil Marshall, dessen "The Descent" ich nicht besonders mag und von dem ich sonst noch keinen Film gesehen hatte (wobei ich zumindest an "Dog Soldiers" interessiert bin), greift ebendiese Mär für sein deftiges Antikspektakel auf. Im Gegensatz zu den letzten großen Schlachtenporträts, die vornehmlich von Ridley Scott stammten, ihre eigentliche Renaissance jedoch bereits mit Gibsons "Braveheart" erlebten, verzichtet "Centurion" auf jede Form der Epik und begnügt sich damit, eine actionreiche Jagd-und-Flucht-Geschichte vor dem Hintergrund des Römischen Reiches zu erzählen. Sehr konzentriert und pointiert inszeniert Marshall seine Geschichte und lässt im Gegensatz zu "The Descent" glücklicherweise eine luzide Bildsprache walten. Worauf er allerdings wiederum nicht verzichten mag, ist die überdeutliche Zurschaustellung seiner Einflüsse: Wer noch die Anfangsschlacht aus "Gladiator" gegen die Germanen im Kopf hat, weiß bereits, wie die entsprechenden Sequenzen in "Centurion" gestaltet sind und besonders Hills "Butch Cassidy & Sundance Kid", respektive die Flucht der beiden Helden durchs Gebirge, wird von Marshall ausgiebigst zitiert. Dennoch empfiehlt sich der Film für jeden Freund filmischer Schlachtengemälde als kurzweiliges Abenteuer, angereichert mit ein bisschen freierzählerischem Humbug und einigem historischen Seemannsgarn.

7/10

Roemisches Reich Historie Neil Marshall Schottland Antike period piece


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UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION (John Hyams/USA 2009)


"I've got a question: Do you contemplate the complexity of life sometimes?"

Universal Soldier: Regeneration ~ USA 2009
Directed By: John Hyams


Nachdem ein paar Separatisten mithilfe eines NGU (Andrei Arlovski), eines umprogrammierten Unisol der zweiten Generation, die Kinder (Yonko Dimitrov, Violeta Markovska) des russischen Präsidenten (Stanislav Pishtalov) entführt und das stillgelegte Kernkraftwerk bei Tschernobyl gekapert haben, reaktiviert das angesichts der Situation hilflose Miltär seine alte Geheimwaffe Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme). Deveraux, der eigentlich mittels einer langwierigen Therapie wieder seiner Menschlichkeit zugeführt werden sollte, begegnet in Tschernobyl auch seinem alten Widersacher Andrew Scott (Dolph Lundgren).

Es ist immer schön, festzustellen, dass sich die Vorschusslorbeeren geschätzter Zeitgenossen als gerechtfertigt erweisen. "Universal Soldier: Regeneration", exklusive zweier kanadischer TV-Produktionen der zweite offizielle Nachfolger von Emmerichs seichtem Original, überholt ebenjenes mühelos um mindestens eine Gesamtlänge und zeigt auf, wie eindrucksvoll selbst im Actionfilm die Schaffung einer kammerspielartigen Atmosphäre hochbudgetiertes Knall-Bumm-Kino in den Schatten zu stellen vermag - sofern bloß die richtigen Köpfe dahinterstecken. Der für verhältnismäßig kleines Geld in Bulgarien gefertigte "US:R" konzentriert sich ganz auf den Schauplatz des vermeintlich toten Kraftwerks, als dessen imposant photographiertes Substitut freilich eine alte Stahlfabrik herhält und lässt den stoischen Sambo-Champion Andrei "The Pitbull" Arlovski darin herumspuken wie einen unbezwingbaren Geist in seinem haunted house, der gnadenlos alles eliminiert, was ihm zwischen die gewaltigen Finger gerät. Die vorsätzlich triste, farbentleerte Kameraarbeit durch den Regisseursvater Peter, bekanntlich selbst ein Veteran der Regie und Photographie, wäre dabei besonders hervorzuheben. Hyams' Bildkompositionen bleiben stets in verhaltenem Sepia, zumindest, so sie nicht als Lichtquelle künstliche Werksbeleuchtung verwenden, und machden die Kämpfe der noch viel deutlicher als bei Emmerich als traurige Zombiesoldaten wider Willen charakterisierten Kampfmaschinen zu einer fast schon (mit-)leidigen Angelegenheit. Das ist mutig und zudem ein großartig-subtiler Ansatz, mittels eines "kleinen" B-Films das Genrefeld so dermaßen von hinten aufzurollen.
Leider werden viele Zuschauer, die es nötig hätten, den Film zu sehen, von vornherein abwinken, schon zumal seines unvermeidlichen Sequel-Status. Bedauernswert, ach, was ihnen da entgeht.

8/10

Sequel Peter Hyams Kunstmensch John Hyams Militär Terrorismus


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NO SAFE HAVEN (Ronnie Rondell Jr./USA 1987)


"Ready?" - "Ready."

No Safe Haven (Clint Harris - Mit dem Rücken zur Wand) ~ USA 1987
Directed By: Ronnie Rondell Jr.


Buddy (Tom Campitelli), der Bruder des in Honduras abgestellten CIA-Mannes Clete Harris (Wings Hauser), gerät in die schlechte Gesellschaft der bolivianischen Drogenmafia und bezahlt einen unflätigen Akt der Aufsässigkeit mit seinem Leben. Damit nicht genug töten die schlecht gelaunten Übeltäter (u.a. Branscombe Richmond) auch den jüngsten der Harris-Brüder (Chris Douridas) und die liebe Mutti (Evelyn Moore) noch dazu. Als Clete davon erfährt, kommt er eilends in die Staaten, nimmt ordnungsgemäß an der Beerdigung teil und bringt hernach mit Unterstützung eines exzentrischen Waffennarrs (Robert Tessier) die Bösewichter hübsch hierarchisch geordnet zur Strecke - bis hin zum Oberboss (Robert Ahola), einem waschechten Noriega-Verschnitt..

Aaah, wunderbar. Ein arschcooles, zynisches Actionfest alter Schule ist "No Safe Haven", das mit einigen im Genrekontext apotheotischen Bildern aufwartet und ausnahmsweise einen Helden vorweist, der nicht wie ein muskelbepackter Halbgott ohne weitere Mimesis durch die Szenerie streift, sondern bei dem es sich doch tatsächlich um einen ausgebildeten Schauspieler handelt! Der rein physiognomisch angenehm "normal" geformte Wings Hauser hätte eigentlich besser in die ranzigen Siebziger gepasst als in die modebewussten Achtziger; hier haben wir einen echten Typen, der sich bei Gelegenheit um den Verstand säuft, sich selbst nicht zu fein ist, ein im tranigen Kopf aufgerissenes blondes Busenwunder auf der Rückbank seines Chevys zu begatten und der auch sonst einen sehr sympathischen Gute-Laune-Gestus an den Tag legt. Wenn es zur Sache geht, kann dieser Clete Harris (aus dem die deutsche Titelschmiede aus naheliegenden Gründen einer wiederekennbareren 'Clint' gemacht hat) allerdings auch verdammt unerbittlich zu Werke gehen: Das erste Opfer seines Rachefeldzugs wird zunächst zusammengeschlagen, dann in Brand gesteckt und auf einem hochliegenden Balkon ausgesperrt, von dem es erwartungsgemäß herunterstürzt. So spektakulär geht Harris' boshaftes Spiel, an dem später noch ein in einer wahrhaftigen Ehrenrolle eingesetzter Robert Tessier teilnimmt, freilich weiter. Spätestens bei der Szene, in der die beiden Helden eine Gebietsmarkierung vornehmen, indem sie, kaum aus dem Pampabus ausgestiegen, erstmal an den Wegesrand pissen, wähnte ich mich dann endgültig im Genrekino-Paradies. Addiert zu der professionell-dynamischen Inszenierung eines berufsmäßigen Stuntman mit dem Prädikatsnamen Ronnie Rondell Jr. (dessen leider einzige Regiearbeit dies ist) ergibt sich eine Wiederentdeckung von höchsten Gnaden, der ich überhaupt eine großflächige Revision wünschte. Jetzt muss ganz dringend noch "Hostage" herbei, den ich damals, im seligen Videothekenzeitalter, als ebenso toll empfunden habe.
Ansonsten verleihe ich hiermit "No Safe Haven" die Funxsche Tapferkeitsmedaille für besondere Fachleistungen und füge ihn ganz offiziell meinem höchstpersönlichen Actionkanon der achtziger Jahre hinzu. Deutsche Qualitäts-DVD dringendst erbeten!

7/10

Selbstjustiz Rache Ronnie Rondell Jr.


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THE TAKING OF PELHAM 1 2 3 (Tony Scott/USA, UK 2009)


"Plan B is enforcing plan A."

The Taking Of Pelham 1 2 3 (Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3) ~ USA/UK 2009
Directed By: Tony Scott


Der Ex-Broker Ryder (John Travolta) dreht durch und nimmt zusammen mit ein paar Helfershelfern einen New Yorker U-Bahn-Wagon in Geiselhaft. Am anderen Ende der Funkleitung sitzt der wegen eines unbestätigten Korruptionsvorwurfs degradierte Walter Garber (Denzel Washington), der mit dem unerbittlich vorgehenden Garber verhandelt - der Anfang eines Psychoduells mit scharfen Schusseinlagen.

Ein weiteres Remake, das die Welt nicht braucht. Scott pflegt weiterhin tapfer den Duktus seiner letzten paar Fime und inszeniert rund um seinen Leib- und Magenstar Washington ein bewusst unübersichtliches Feuerwerk aus Zeitraffern, SloMos, Zooms, Schnittgewittern und allem Übrigen, was der Postmillenium-Actionfilm noch so aufbietet. Das hat nach meinen Empfinden mehr mit Videokunst zu tun als mit homogenem Filmemachen und dieses geckenhafte Vortäuschen von Dynamik empfinde ich als das genaue Gegenteil seiner Intention; nämlich als ermüdend. Einen halbverrückten, bösen Travolta kennen wir bereits seit "Broken Arrow" und selbst darin war sein Spiel kaum mehr denn semilächerliches overacting, Washington indes darf seinem gewohnten Gutmenschenpart tatsächlich mit einem Makel anreichern. Seinen peinlichen Gipfel erreicht das ohnehin dulle Script in einer hoffnungslos unbeholfenen Handy-Dialogszene zwischen Garber und seiner Frau (Aunjanue Ellis), die eindrucksvoll demonstriert, dass auch ein erfahrener Regisseur sich bisweilen nicht für absolut Unzureichendes zu schade ist. Wenn "Pelham 1 2 3" auch nicht so katastrophal überkandidelt ausfällt wie Scotts debakulöser "Domino", gilt: wer einen guten Film sehen möchte, genieße das hundertmal bessere Original von Joseph Sargent, das Scotts Neufassung trotz fünfunddreißig Jahren Abstand in jeder einzelnen Hinsicht zigfach überlegen ist.

4/10

New York Boerse Tony Scott Terrorismus


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THE WAR LORD (Franlin J. Schaffner/USA 1965)


"Who's not pagan in some matters?"

The War Lord (Die Normannen kommen) ~ USA 1965
Directed By: Franklin J. Schaffner


Im Hochmittelalter erhält der Ritter Chrysagon (Charlton Heston) vom Herzog von Kent ein Lehen in den Sümpfen der Normandie, die regelmäßig von den kriegerischen Friesen heimgesucht werden. Zunächst abgestoßen von den heidnischen Bräuchen der Provinzbevölkerung, verguckt sich Chrysagon alsbald in ein schönes Bauernmädchen (Rosemary Forsyth). Die sich rasch anbahnende Liebesbeziehung erweist sich als unvorteilhaft für alle Beteiligten und bald muss Chrysagon nicht nur gegen seine Leibeigenen, sondern auch gegen die wiederum heranrückenden Friesen und seinen verräterischen Bruder Draco (Guy Stockwell) zu Felde ziehen.

Erfreulich gescheiter Ritterfilm von dem stets für eine Überraschung guten Franklin J. Schaffner, der es bewerkstelligt, sich von der dem Genre bislang wie selbstverständlich innewohnenden Hollywood-Infantilie zu emanzipieren und sein Werk als zuweilen beinahe künstlerisch relevant durchwinken zu lassen. Besonders bemerkenswert sind Schnitt und Photographie, die maßgeblich für die rundum gelungene Kreierung einer seltsam schwebenden, transzendenten Atmosphäre verantwortlich sind und so gar nicht zu jenem Studio-Brauchtum passen, das noch wenige Jahre zuvor Sterilität, Farbe und Breitwand als maßgebliche Faktoren für das Leinwand-Mittelalter wähnte. "The War Lord", der auf einem romantischen Bühnenstück basiert, ist somit in jeder Hinsicht deutlich näher an Hustons "A Walk With Love And Death" anzusiedeln als etwa bei einem "Ivanhoe". Die Belagerungsszenen um Chrysagons Turm zählen in punkto Dynamik und Inszenierung wohl zu den Besten ihrer Art. Klasse.

8/10

Franklin J. Schaffner Historie Ritter period piece Mittelalter


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ONE MAN FORCE (Dale Trevillion/USA 1989)


"Damn. I forgot to bring the marshmellows."

One Man Force ~ USA 1989
Directed By: Dale Trevillion


Jake Swan (John Matuszak) und sein Freund und Partner Pete (Sam Jones) sind einem Kokaindealer-Ring auf der Spur, als Pete im Einsatz erschossen wird. Wie ein Berserker fährt Jake fortan auf seine Gegner herab und nimmt dafür unter anderem diverse Blessuren und seine Suspendierung vom Dienst in Kauf.

"One Man Force" bietet schlagkräftiges Actionkino der Kategorie B, wie man es vermutlich besonders innig mag, wenn man mit dergleichen aufgewachsen ist. Die Besetzung des Films erweist sich unter Aufbietung von Köpfen wie Richard Lynch, Charles Napier, Robert Tessier, Sam Jones und Ronny Cox als kleines who's who des zeitgenössischen Genrekinos, wobei Matuszak in der Protagonistenrolle offenbar ganz gezielt zu einem neuen Action-Zugpferd hochgejubelt werden sollte. Dass der massige Hüne nur kurz darauf mittelbar wegen eines Drogencocktails das Zeitliche segnete, erscheint andererseits nicht als ein Wunder. In "One Man Force" wirkt er geradezu, als laufe er permanent auf Wolken und stilisiert sich dabei zu allem Überfluss selbst zu einer Art 'Kinski aus Eichenholz' - cholerisch und ohne Unterlass brüllt er, während er seine Feinde zur Hölle schickt, etwas von Gerechtigkeitsprinzipien und freut sich dann umso mehr, je unappetitlicher sich die von ihm verursachten Abgänge gestalten. Eine wahre tour de coke. Das Ganze Potpourri ist jedoch schön kurzweilig, hohlköpfig und auf naive Weise charmant - zum Liebhaben eben, besonders wenn, wie in meinem Fall, als Wiedersehensfeier umrahmt.

5/10

Dale Trevillion Selbstjustiz Rache Los Angeles





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Funxton

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