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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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HELLFIGHTERS (Andrew V. McLaglen/USA 1969)


"Somebody wake me up!"

Hellfighters (Die Unerschrockenen) ~ USA 1969
Directed By: Andrew V. McLaglen


Chance Buckman (John Wayne) ist Spezialist für das Löschen von eigentlich unlöschbaren Ölfeldbränden und jettet daher mit seinem Team über den gesamten Globus. Nach einer gefährlichen Brustverletzung und seiner von ihm getrennt lebenden Frau (Vera Miles) zuliebe gibt Chance den Job zähneknirschend an seinen nicht minder dickköpfigen Freund und Schwiegersohn Greg (Jim Hutton) weiter. Bald jedoch steht dieser vor einem beruflichen Problem, das nur mit Chances Hilfe zu lösen ist...

Ye goode olde Duke movie. Ausnahmsweise mal nicht in die Kunstlederweste gehüllt, muss der alte Tinseltown-Rep sich gar nicht groß verstellen. Den leicht betagten Patriarchen-Brechwurz, dessen Eisenschädel prinzipiell alles besser weiß und zumeist auch richtig damit liegt, darf Wayne nämlich auch hier wieder geben. Was Dukes späte Filme, die ja sehr häufig unter der routinierten inszenatorischen Ägide von McLaglen entstanden sind, im Allgemeinen so charmant macht, ist ihre heimelige Atmosphäre - der Zuschauer hat stets das Gefühl einem Familientreffen beizuwohnen. "Hellfighters" funktioniert dabei ganz ähnlich wie Hawks' "Hatari!": Eine Gruppe (fraglos viel zu alter) Superprofis, die zur Auflockerung und der attraktiveren Optik halber von einer jungen Dame (Katharine Ross, selten attraktiver) begleitet werden, erlebt diverse abenteuerliche und lustige Episoden, ohne dass es einen roten Plotfaden gäbe. Dem größeren Wiedererkennungswert zuliebe hüpfen dazwischen noch Duke-Faktotum Bruce Cabot und Valentin de Vargas dazwischen herum. Leider sind venezolanische Ölfelder jedoch keine afrikanische Steppe und McLaglen ist kein Hawks, was man "Hellfighters" leider ohne Umschweife anmerkt. Der Film wirkt am Ende nämlich doch etwas zu trocken, um so rundum glücklich und enthusiastisch machen zu können wie ein Film des Großmeisters und reicht über schickes Unterhaltungsprogramm für Freunde des Duke nicht hinaus. Was für meine Wenigkeit freilich kein Problem darstellt, im Gegenteil.

6/10

Andrew V. McLaglen Feuerwehr Familie


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WATCHMEN: THE ULTIMATE CUT (Zack Snyder/USA 2009)


"In my opinion, the existence of life is a highly overrated phenomenon."

Watchmen: The Ultimate Cut ~ USA 2009
Directed By: Zack Snyder

Meiner im letzten Jahr, nach dem Kinobesuch des Films großspurig getroffenen Ankündigung, "Watchmen" inflationär oft anzuschauen, bin ich bisher leider nur unzureichend nachgekommen. Um genau zu sein, bin ich ihr überhaupt nicht nachgekommen, war dies doch erst das zweite Mal, dass ich mich in den zwingenden Hochgenuss von Snyders Film begab. Wie ich annehme, spielte in die lange, selbst verordnete Zwangspause primär die latente Angst vor eventueller Enttäuschung hinein. Gestern gab es dann also endlich den "Ultimate Cut", die dritte - dem Vernehmen nach "ultimat(iv)e" - Schnittfassung nach der Kinoversion und einem zunächst für die Heimmedien veröffentlichten Director's Cut. In dieser hernach erschienenen Mammutfassung fanden dann endlich auch die eigentlich sowieso unerlässlichen Tricksequenzen um den "Black Freighter"-Horrorcomic Platz. Im Prinzip fehlen jetzt bloß noch die Hollis-Mason-Memoiren zur endgültigen Komplettierung, aber man kann den Film auch so als Manifest der Perfektion stehen lassen. Was "Watchmen" letzten Endes wahrscheinlich davon abhält, als endgültiger Anwärter auf meinen persönlichen Lieblingsfilm durchzugehen, ist die Tatsache, dass die wunderbare Geschichte nebst ihren meisten visuellen Einfällen eben doch auf Alan Moore und seine unübertreffliche Vorlage zurückgeht und Snyder "bloß" als Adapteur und Aufbereiter einer immerhin kongenialen medialen Transponierung bestehen kann. Dafür hat er auf diesem, ebenfalls nicht zu unterschätzenden Gebiet ein opus magnum geschaffen, ein so feinfühliges wie brutales Monster - nicht nur von einem Film, sondern von einem popkulturellen Parallelrealitätsentwurf zudem, das zu seiner endgültigen Inthronisierung immer noch hinreichend eigene Ideen vorweisen kann, um selbst an kalten, weißen Winterabenden und auf der heimischen Röhre noch zu zünden, und zwar mit Afterburner.
Da ich bei mich beeindruckenden Filmen unwillkürlich stets sehr zur Einordnung neige, bin ich gestern jedenfalls zu folgendem Entschluss gekommen: Nach den "Tenenbaums" ist dieser mein Film des Jahrzehnts - ein (da ist es wieder, das unangenehme Elf-Buchstaben-Wort)... Meisterwerk.

10*/10

Verschwoerung Superhelden Parallelrealität Kalter Krieg Apokalypse neo noir Comic Zack Snyder Vietnamkrieg DC Comics D.C.


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FAREWELL TO THE KING (John Milius/USA 1989)


"I have a special relationship with the spirits."

Fartewell To The King ~ USA 1989
Directed By: John Milius


Pazifik, 1945: Der britische Offizier Fairbourne (Nigel Travers) erhält von der Admiralität den Auftrag, die Ureinwohner auf Borneo für den Kampf gegen die anrückenden Japaner zu gewinnen. Überrascht stellt Fairbourne fest, dass die Dschungelstämme einen Weißen zu ihrem König gemacht haben: Den amerikanischen Deserteur Leearoyd (Nick Nolte). Jener ist tief in die Kultur der eingeborenen eingetaucht, hat eine Familie gegründet und besteht darauf, dass seine Souveränität anerkannt wird, wenn der Krieg ersteinmal vorbei ist. General MacArthur (John Bennett Perry) geht nur zum Schein auf Learoyds Wünsche ein. Nachdem die Japaner unter hohem Blutzoll zurückgeschlagen wurden und der Krieg beendet ist, soll sich Learoyd dann doch vor einem Kriegsgericht verantworten.

Milius' erster Film nach seiner erzreaktionären Drittweltkriegsdystopie "Red Dawn" zeigt sich von deutlich versöhnlicherer Gestalt. Basierend auf einem Roman von Pierre Schoendorffer fügt der auteur diverse Motive nach Conrad ("Heart Of Darkness") und Kipling ("Lord Jim") zusammen, stiehlt einen Hauch Epik von Leans "Lawrence Of Arabia" und antizipiert darüberhinaus noch Malicks "The Thin Red Line", der wie "Farewell To The King" die Zerstörung unschuldiger Natur durch "zivilisiertes" Kriegsgeschehen thematisiert.
Abgesehen davon bleibt der Film in konventionellen Bahnen, müht sich manchmal vergeblich, Empathie für seine Hauptfiguren zu schüren und bietet nur in seltenen Momenten die innere Kraft auf, die man noch von Milius' früheren Werken zu schätzen weiß. Wirklich packend wird es wahlweise eigentlich nur dann, wenn durchschimmert, wie sehr der Regisseur der Faszination der Wildnis vor Ort erlegen ist und die formale Zeit für schwelgerische Bilder findet oder wenn es inhaltlich um ein abgespaltetes Korps der Japaner geht, das sich zu urweltlichen Kannibalen zurückentwickelt hat.
Noltes zum Chargieren neigende Performance verzeiht man ihm, zumal in Anbetracht seiner üblichen Auftritte, gern, wobei der eindrucksvollste Auftritt notabene James Fox zugeschrieben werden muss, der leider nur wenig Spielzeit bekommen hat.

7/10

John Milius WWII period piece Ethnics Militaer Pazifikkrieg Freundschaft Borneo Kannibalismus Pierre Schoendorffer


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INCEPTION (Christopher Nolan/USA, UK 2010)


"Whose subconscious are we going through exactly?"

Inception ~ USA/UK 2010
Directed By: Christopher Nolan


Cobb (Leonardo DiCaprio) versteht sich auf eine ganz besondere Form der Industriespionage: Extractions. Dabei schaltet er sich in die Traumwelt des zu bespitzelnden Subjektes ein, um aus dessen Unterbewusstsein bestimmte Geheimnisse herauszulösen. Als der japanische Magnat Saito (Ken Watanabe) auf Cobb aufmerksam wird, engagiert er diesen gegen einen verführerischen Preis für ein besonderes professionelles Wagnis: Cobb soll mit einem eigens zusammengestellten Team eine 'Inception' vornehmen, die Verankerung einer vorab konstruierten Fremdidee im Hirn seines Opfers. Als Gegenleistung soll Cobb durch Saitos Verbindungen von den US-Fahndungslisten gelöscht werden, auf denen er wegen Mordes an seiner Frau (Marion Cotillard) steht.

Weder der große, als solcher versprochene Überfilm, noch die satanische, nicht minder vollmundig garantierte Kino-Nemesis, stellt "Inception" sich als nicht mehr und nicht weniger vor denn als recht schick anzuschauender Genrefilm, der ebensowenig durch sonderliche inhaltliche Komplexität auffällt wie durch erwähnenswerte formale Extravaganzen. Damit reiht er sich dann auch recht nahtlos in das übrige, spießbürgerlich-risikoarme Nolan-Œuvre ein, dem unbedarftere Filmkucker zwar regelmäßig gern ein Taj Mahal nach dem anderen aus dem Boden stampfen, das tatsächlich aber nichts mehr repräsentiert als so stilsicheres wie konventionelles Unterhaltungskino. Die vielgepriesene Doppelbödigkeit des Films konnte ich jedenfalls zu keiner Sekunde ausmachen, allerhöchstens zunächst groß aufgezogene und dann nicht eingelöste narrative Prämissen erschienen mir augenfällig. Der gedankliche Ansatz, (inhaltlich) die Pforte zum einem Traum innerhalb eines Traums zu öffnen und somit (dramaturgisch) einen szenischen Zugriff auf mehrere parallele Realitäten zu erhalten, ist jedenfalls keineswegs so bahnbrechend wie "Inception" sie uns zu verkaufen trachtet, genauso wenig wie der scheinbar unbedingte Wunsch, ebendieses Konzept nonchalant zu Tode zu reiten.
Dass die Welt des Traums beim gegelten Anzugträger Nolan im negativen Sinne höchst linear erscheint und u.a. ausschaut wie das alpine Actionszenario eines Bond-Films, entlarvt indessen rasch die offenbar traurig eng gesteckten imaginären Grenzen ihres Ersinners. Viel klüger arrangiert als ein "Surrogates" von dem wesentlich weniger klangvoll prononcierten Jonathan Mostow ist das auch nicht, bloß etwa doppelt so lang und doppelt so wichtigtuerisch.

7/10

Identitaetskrise Christopher Nolan Traum


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A BRIDGE TOO FAR (Richard Attenborough/USA, UK, 1977)


"I've got lunatics laughing at me from the woods. My original plan has been scuppered now that the jeeps haven't arrived. My communications are completely broken down. Do you really believe any of that can be helped by a cup of tea?"

A Bridge Too Far (Die Brücke von Arnheim) ~ USA/UK 1977
Directed By: Richard Attenborough


September 1944: Der britische Feldmarschall Montgomery ersinnt die in mehreren Schritten auszuführende "Operation Market-Garden", innerhalb derer alliierte Streitkräfte über die belgische Grenze in Holland einmarschieren und mehrere strategisch bedeutsame Brücken nehmen sollen, um so den Weg um den Westwall herum und hinein ins Ruhrgebiet, das industrielle Herz Nazideutschlands, gewährleisten zu können. Der Widerstand der Wehrmacht ist, besonders bei der Brücke von Arnheim, unerwartet groß und die meisten der beteiligten Soldaten fallen.

Eines der ambitionierten Studio-Großprojekte der siebziger Jahre, die mit gigantischem finanziellen und technischem Aufwand und einer auserlesenen All-Star-Cast gegen die von den Kritikern noch immer heißgeliebte New-Hollywod-Schiene anstinken sollten. "A Bridge Too Far" (im angelsächsischen Sprachgebrauch bezeichnet diese Phrase ganz allgemein das 'kleine Quäntchen zuviel'), gescriptet von dem zuvor für "All The President's Men" und "The Marathon Man" tätigen Drehbuch-Genius William Goldman, meistert seine Mission dabei absolut zuverlässig. Die nicht weniger als fünfzehn renommierte internationale umfassende Besetzung, die meisten darunter ganz nebenbei frühere und spätere Oscar-Preisträger, wird sorgsam auf die unterschiedlichen Szenarien verteilt: Neben den Kommandozentralen werden mehrere Einheiten bei ihren Fortschritten und Rückschlägen beobachtet. Elliott Gould und Paul Maxwell nehmen Eindhoven, Ryan O'Neal, Michael Caine, Robert Redford und James Caan sind um die Gegend von Nijmwegen am Start, Sean Connery sitzt ohne Funk in einem Bauernhaus fest und Anthony Hopkins findet sich gleich an der Arnheimer Straßenbrücke von Hardy Krüger und Maximilian Schell eingekesselt. Gene Hackman und seine Luftlandetruppen eilen zur Rettung, werden jedoch aufgerieben. Laurence Olivier ist ein heldenhafter holländischer Arzt und Liv Ullmann als seine rasch hinzurekrutierte Krankenschwester. Dirk Bogarde und Wolfgang Preiss residieren derweil als zynische Kommentare zum Besten gebende Oberbefehlshaber in kostbaren Samtsesseln und tun bei Tee und gutem Essen, wie ihnen geheißen. Auch wenn Goldman mehrfach beteuert, dass Atteboroughs und sein Werk "einer der wenigen Filme sei, die den Wahnsinn und sie Sinnlosigkeit des Krieges spürbar machten", so haben wir hier natürlich vor allem stupend inszeniertes Actionkino und bare Heldenverehrung im ganz großen Stil. Einzelne Szenen wie die Luftlandung, Caans selbstmörderische Fahrt mit einem Jeep an der deutschen Waldfront entlang und natürlich ganz besonders die am hellichten Tag erfolgte Übersetzung und Aufreibung der alliierten Truppen über die Waal sind meisterlich inszeniert und besitzen zum Teil die Anmut eines filigran choreographierten Balletts. So bleibt "A Bridge Too Far" weniger als ein Film in Erinnerung, der wegen seiner Gehaltfülle trumpft denn vielmehr als ein Erlebnis für die entsprechend justierten Sinne, das beinahe ebenso vom Größenwahn beseelt ist wie die authentischen, historischen Vorbildereignisse.

8/10

Widerstand period piece Operation Market-Garden Historie Nationalsozialismus WWII Richard Attenborough


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ROBIN AND MARIAN (Richard Lester/USA 1976)


"Have you ever tried to fight a legend?"

Robin and Marian (Robin und Marian) ~ USA 1976
Directed By: Richard Lester


Nach fast zwanzig Jahren kehrt Robin von Locksley (Sean Connery) zusammen mit seinem treuen Freund John Little (Nicol Williamson) von den Kreuzzügen nach England zurück - freilich erst, nachdem König Löwenherz (Richard Harris) wegen einer Infektion dass Zeitliche gesegnet hat. Der Sheriff von Nottingham (Robert Shaw) hält die Gegend um den Sherwood Forest noch immer unter seiner Knute, derweil Robins rebellische Vergangenheit in vielen bäuerlichen Mären besungen wird. Die einstige Geliebte Marian (Audrey Hepburn) ist nach einem Selbstmordversuch Nonne geworden, liebt Robin jedoch noch immer. Der übereifrige Edelmann Sir Ranulf (Kenneth Haigh) sorgt schließlich dafür, dass der neue König John (Ian Holm) Robin endgültig aburteilt.

Richard Lester erarbeitete sich nach seinen Anfängen als Auteur in der britischen New Wave über die Dekaden einen ausgezeichneten Ruf als Meister der Dekonstruktion. Nach seinen beiden durchaus ans Bizarre grenzenden Beatles-Filmen "A Hard Day's Night" und "Help!" kam noch eine ganze Kohorte von mehr oder weniger scharf formulierten Satiren, die trotz Lester US-amerikanischer Herkunft stets eine stark britische Konnotation besaßen. Eine davon ist "Robin And Marian", der ein sehr ungewohntes Bild des traditionell auch im Kino stark verklärten und romantisierten Helden bietet. In Lesters Version erleben wir Robin als einen zerzausten, ergrauten Ritter in den Herbstjahren seines Lebens. Statt eines feschen grünen Wams trägt er Sackleinen und höchstens mal einen dreckstarrenden Harnisch, verzichtet auf Unterwäsche wie auf Kopfbedeckung und musste in vielen Lektionen erkennen, dass alles, woran er die vielen Jahre im Dienste seines Herrn geglaubt hat, nicht mehr ist als ein gewaltiges Lügenkonstrukt. Löwenherz, sonst stets das leuchtende Bild des gütigen Mittelalterkönigs, wird von Lester mithilfe eines leider viel zu kurzen Auftritts von Richard Harris als größenwahnsinniger, raffgieriger Despot gezeichnet, der seine ursprünglich vielleicht ehrbaren Ambitionen längst im Blaut und Staub des Heiligen Landes verloren hat. Dass auch vor tausend Jahren schon mehr oder minder Suizidversuche aus Verzweiflung verübt wurden wie im Falle der mittlerweile auch nicht mehr ganz taufrischen Lady Marian, dürfte manchen Ritterromantikern ebenfalls befremdlich vorkommen. Und der Sheriff von Nottingham? Der hätte die Waagschale seiner imerwährenden Rivalität mit Robin gern noch etwas länger in der Balance gehalten und ist deutlich besonnener und sympathischer als in unserer Erinnerung. Immerhin: Ein paar Nebenfiguren, namentlich Bruder Tuck (Ronnie Barker), Will Scarlett (Denholm Elliott) und Little John sind noch gleich auf den ersten Blick als "sie selbst" erkennbar.

8/10

Mittelalter England period piece Robin Hood Kreuzzuege Richard Lester Satire Historie


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REVENGE (Tony Scott/USA 1990)


"As your former friend I apologize for taking your wife away from you."

Revenge ~ USA 1990
Directed By: Tony Scott


Nach seiner Entlassung reist der Ex-Air-Force-Pilot Jay Cochran (Kevin Costner) nach Mexiko, um ein paar Tage auf der riesigen Hazienda seines alten Freundes Tiburon "Tibey" Mendez (Anthony Quinn), eines mächtigen Gangsterbosses, auszuspannen. Es kommt, wie es kommen muss: Cochran verliebt sich Hals über Kopf in Tibeys junge Ehefrau Miryea (Madeleine Stowe) und beginnt mit ihr eine heftige Affäre. Es dauert nicht lange, bis Tibey Lunte riecht und sich grausam für den doppelten Verrat rächt: Cochran wird halbtot in der Prärie zurückgelassen und Miryea in ein Bordell vberkauft, wo sie unter Drogen gesetzt und vielfach missbraucht wird. Nachdem Cochran durch die Hilfe eines mexikanischen Bauern (Luis de Icaza) wieder genesen ist, macht er sich auf die Suche nach Miryea.

Kurz vor "Days Of Thunder" gefertigt und dabei um ein Vielfaches substanzieller, gehört "Revenge" zumindest im just von mir angeschauten, knackigen Director's Cut zu den gewinnbringendsten und wohl besten Filmen von Tony Scott. Dass er im günstigen Fall, also in jenem, nicht bloß irgendeinen Prospekt, sondern eine Geschichte mit Herz und Seele zu visualisieren, urplötzlich zu einem wahrhaft ambitioniert anmutenden Regisseur avanciert, konnte Scott mit "Revenge" aufs Beeindruckendste unter Beweis stellen. Ich muss allerdings einräumen, die vom Produzenten Ray Stark geschnittene, ursprünglich Version nie gesehen zu haben. Jene genießt wohl keinen besonders guten Leumund; sie soll zu lang und verquast sein, während Scotts erst vor drei Jahren erschienene, stark gestraffte und ummontierte Fassung meinem Empfinden nach gar eine Art Erbfolge des seligen Peckinpah-Kinos um sozialaussätzige, schmutzstarrende Gestalten wie Billy The Kid, Cable Hogue oder den kopfjagenden Bennie antritt. Die Geschichte um eine impulsive, am Ende blutig und traurig ausgehende Liebesbeziehung in Mexiko wäre zweifelsohne genau nach dem Gusto des alten Haudegens gewesen und es lässt sich nur mutmaßen, was er erst daraus gemacht hätte. Immerhin kann sich bereits das vorliegende Resultat mehr als sehen lassen und lässt insbesondere für zickige Scott-Kritiker wie mich ausgiebig Hoffnung für potenzielle spätere Großtaten schöpfen.

8/10

Mexiko Mafia Director's Cut Amour fou Tony Scott Rache Freundschaft


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DAYS OF THUNDER (Tony Scott/USA 1990)


"If you're from California, you're not a Yankee. You're not really anything."

Days Of Thunder ~ USA 1990
Directed By: Tony Scott


Der frisch entdeckte Rennfahrer Cole Trickle (Tom Cruise) wird von dem alternden Stock-Car-Konstrukteur Harry Hogge (Robert Duvall) unter die Fittiche genommen. Nach anfänglichem Beschnüffeln lernen die beiden harten Hunde einander lieben und ihren jeweiligen Dickkopf zu azeptieren. Nebenher spielt Cole noch den Wohltäter für seinen früheren Erz-Konkurrenten Rowdy Burns (Michael Rooker), reißt sich eine flotte Hirnchirurgin (Nicole Kidman ) unter den Nagel, triumphiert über ein paar irrationale Ängste und zeigt einem arroganten Rivalen (Cary Elwes), wie eine echte Staubwolke von hinten aussieht.

Inhaltlich unwesentlich mehr als ein "Top-Gun"-Remake in eigener Sache, ist "Days Of Thunder" allerhöchstens interessant, wenn man Tony Scotts individueller Ästhetik nachspüren möchte. Es ist schon bezeichnend und faszinierend, dass vermutlich selbst ein Scott-Laie höchstens fünf Minuten Spielzeit benötigte, um zu erkennen, wer da inszeniert. Scott liebt den leeren, ominösen Dialog, denn selbiger lässt ihm ausreichend Raum für seine aalglatte Oberflächengestaltung. "Days Of Thunder" enthält mindestens vier Konversationsszenen zwischen Cruise und Duvall, die für die Narration des Films völlig unwesentlich sind und weder den Plot noch die Protagonisten-Beziehung vorantreiben, sondern bloß eine Alibifunktion für Scotts eitle Werbeästhetik bekleiden. Den Verlust einer die Kognition auch nur im Mindesten fordernden Story mag man auch Bruckheimer und Simpson zuweisen, die damals gerade eine Art Negativ-Höhepunkt ihrer in den Achtzigern so erfolgreich gestarteten Blockbuster-Serie erreicht hatten: "Days Of Thunder" ist die endgültige Reduktion eines ausgewiesenhen Erzählkinostückes auf bloße Ästhetizismen und damit zumindest als obszönes Kulturartefakt sehenswert. Ansonsten ist der Film schlicht grausam zu passionierten Geschichtenlauschern und für solche vermutlich, so sie nicht unverzüglich beim Geräusch aufheulender Motoren ejakulieren, eine blanke Tortur. Das ist mindestens so sicher wie die Tatsache, dass Scott niemals irgendein stinknormales, graues Firmanent auf Zelluloid bannen würde.

4/10

Tony Scott Autorennen


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BEN-HUR (William Wyler/USA 1959)


"Hate keeps a man alive. It gives him strength."

Ben-Hur ~ USA 1959
Directed By: William Wyler


Noch zu Lebzeiten Christi kehrt der Römer Messala (Stephen Boyd) nach diversen Kriegseinsätzen als Tribun nach Judäa zurück, wo sein Kindheitsfreund Judah Ben-Hur (Charlton Heston) aus einer der angesehensten Familien der Stadt schon freudig auf ihn wartet. Als Messala von Judah verlangt, ihm die Namen anti-imperialistischer Dissidenten preiszugeben und dieser sich weigert, ist das eherne Freundschaftsband zerbrochen. Während der Einkehr eines neuen Statthalters kommt es dann zu einem unbeabsichtigten Unfall, den Messala Judah und seiner Familie wider besseres Wissen als böswilligen Anschlag auslegt. Judah wird als Galeerensklave verbannt, seine Mutter (Martha Scott) und Schwester (Cathy O'Donnell) landen im Verlies. Nach einigen unerbittlichen Jahren als Ruderer rettet Judah dem Feldherrn Quintus Arrius (Jack Hawkins) das Leben. Arrius adoptiert seinen Retter und sorgt für dessen gesellschaftliche Rehabilitierung. Der einzig noch für seine Rache lebende Judah kehrt nach Palästina zurück und fordert mithilfe des Scheichs Ilderim (Hugh Griffith) Messala zum Wagenduell in der Arena. Judah kann dieses souverän für sich entscheiden, Messala stirbt. Als Judah dann seine mittlerweile an Lepra erkrankten Schwester und Mutter durch den Segen des gekreuzigten Christus geheilt sieht, findet auch sein Herz endlich Frieden.

Für die damals marode MGM bedeutete die Zweitverfilmung von "Ben-Hur" ein waghalsiges Alles-oder-Nichts-Geschäft; die Kosten für das gewaltige, in Cinecittà gefilmte Opus verschlangen die bildlichen letzten monetären Reserven des Studios, das im Falle eines Flops ebenso im Sande gestrauchelt und gestürzt wäre wie Messala in der Wagenarena. Der tatsächliche, triumphale Ausgang ist bekannt: 38 Jahre lang blieb "Ben-Hur" mit elf Trophäen der Rekordhalter aller Oscar-Gewinner (mittlerweile gibt es derer bekanntlich drei), sein Erfolg bei Publikum und Kritik war einhellig. All das sind selbstverständlich keine messbaren Indizien für einen wirklich herausragenden Film, beeindruckend indes erscheinen solche Lorbeeren schon. Und das pompöse Werk rechtfertigt sie auch irgendwie, seine erhabene und gloriose Erscheinung und die (besonders im Kontrast zu den vulgären Bibel-Fantasien eines DeMille) durchaus mündige und intelligente Inszenierung darf sich tatsächlich das Prädikat "zeitlos" ans Revers heften. Ganz anders als der donnernde Bombast eines "The Ten Commandments" vollbringt Wyler das Kunststück, das epochale Geschmücke seines Werks zum bloßen Beiwerk einer Reifungsgeschichte zu machen. Dass diese sich an der Biographie Jesu entlangschlängelt, ist wohl unvermeidlicher, seiner Zeit geschuldeter Kitsch und ebenschon ein spritueller Bestandteil der literarischen Vorlage. Kann man nix machen und verdirbt den Film und seine universelle Botschaft, derzufolge die passive stets die besonnenste Form des Widerstands ist, auch nicht. Schließlich der aktionistische Nukleus des Films: das Vierspänner-Rennen. Dessen Inszenierung ist von einer bis heute beispiellosen kinetischen Qualität und in ihrer zwingenden Rasanz höchstens noch mit den größten Verfolgungsjagden des Actionfilms vergleichbar. Man kann sich die Sequenz vermutlich auch hundert Male anschauen und wird jedesmal wieder gefesselt sein. Allein dafür gebühren Wylers Film höchste Lobpreisungen, doch sollte seine sonstige, durchweg perfekte Präsentation sich in diesem Zuge nicht geschmälert finden. Selten gebrauche ich diese Phrase, doch hier passt sie ausnahmsweise einmal zur Gänze: Großes Kino!

10/10

William Wyler Remake Historie period piece Jesus Christus Antike Bibel Best Picture Römisches Reich


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PREDATORS (Nimród Antal/USA 2010)


"Let's find a way off this fucking planet."

Predators ~ USA 2010
Directed By: Nimród Antal


Eine achtköpfige Gruppe von Söldnern, Killern und Elitekämpfern findet sich auf einem fremden Planeten wieder. Offenbar kurzerhand von der Erde entführt und hierher verfachtet, dienen sie, wie sie zu ihrem Leidwesen bald feststellen müssen, als Trophäenbeute einer lustigen Predator-Safari. Zwar besteht die Anzahl der Jäger lediglich aus drei Köpfen, doch ein bereits seit längerem hier ansässiger, zum Psychotiker gewordener Eremit (Laurence Fishburne) sowie ein zunächst unerkannter Irrer in den eigenen Reihen machen den Helden von der Erde das hochgefährdete Leben noch umso schwerer.

Unterhaltsames Sequel, das viele, wenn auch nicht sämtliche Fehler der beiden primär zur Mythos-Demontage taugenden "AVP"-Filme wieder ausräumt und (vorläufig?) aus der Welt schafft.
Dass der in der Regel eher unbekümmert zu Werke gehende Spaßvogel und Popkulturrecycler Robert Rodriguez im Hintergrund mitmischt, merkt man "Predators" allerdings ohne Umschweife an: Alan Silvestris markanter Original-Score wird hier fast eins zu eins nachgespielt (inklusive einer zünftigen Abspannbegleitung durch Little Richards "Long Tall Sally") und zahlreiche aus McTiernans Original bekannte Einstellungen enthusiastisch wiederholt. Da das bloße Abspulen eines (sic!) Wasserfalls an Reminiszenzen aber noch keinen guten Film macht, bleibt "Predators" selbst trotz einiger flotter neuer Einfälle (darunter eine Jagdhund-Meute für die Predators) weitgehend überraschungsfrei. Warum Adrien Brody allerdings so vielgeschmäht aus der Sache herauskam, verstehe ich nicht so ganz - ich hatte im Gegenteil den Eindruck, dass er seine Sache absolut trefflich bewerkstelligte.
Ansonsten bewegt sich Antals Film aus meiner Sicht in etwa auf dem Level des immerhin bereits zwanzig Jahre alten ersten Sequels, wobei der Neuling mir schon aufgrund der wiederum naturbelassenen Kulisse wahrscheinlich sogar geringfügig besser gefällt. Ist aber irgendwie schon beinahe obligat, wenn einer, der Nimród heißt, ein solches Projekt angeht...

7/10

Nimrod Antal Kidnapping Jaeger Sequel Monster Aliens





Filmtagebuch von...

Funxton

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